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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190412013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19041201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19041201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-01
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1904
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ML, mrd sie stellen sich der Jahredmenge entsprechend im ganz« ans 4S450 ML Sowohl au» wirtschaftlichen Gründen, wie auch im Interesse der gesicherten H«stellung de» Kriegsbedarf» soll nun die Zentralisierung der gesamten Permahlung in einer in Leipzig zu errichtend« Gar- ntsonmühle erfolgen. Die Kosten de» Baue» einschl. Maschinen- und «erätebeschaffung sind auf 167000 Mk. veranschlagt. Rechnet man für Tilgung, bauliche Unter- Haltung und Verzinsung S Prozent, so ergäbe da» einen Jahresbetrag von 10200 Mk. Hierzu kommen die auf rund 18560 ML veranschlagten unmittelbaren Betriebs- Lasten. Der gesamte BetriebSaufwand würde sich also auf 28 760 Mk. stellen, oder, da 3900 Tonnen Brotkorn zu vermahlen sind, auf 7,37 Mk. für 1 Tonne. Gegenüber den jetzigen Verhältnissen berechnet die Militärverwaltung die jährliche Ersparnis somit auf 20 700 Mk. — Feldposten nach Afrika gehen im Monat Dezember nach den letzten von Hamburg eingegangenen Bestimmungen über den Gang der Schiffe im ganzen sechs. Der Abgang der Posten hat sich durch die Einschiebung von zwei TruppentranSportdampfern wesentlich gegen den regelmäßigen Fahrplan verschoben. Die erste Feldpost im Dezember geht am 6. von Hamburg mit dem Truppen- tranSportdampfer „Palatia". Der Dampfer ist am 27. oder 28. Dezember in Swakopmund. Die beiden ursprüng lich in Aussicht genommenen Feldposten über England, ab Berlin am 2. und am 9. Dezember, fallen wegen der Ein legung deS Transportdampfers aus. Die beiden Feldposten über England werden, über Kapstadt geleitet, beide erst am 12. Januar im Schutzgebiet sein. Auch der am 13. De zember von Hamburg abgehende Wörmanndampfer „Hen riette Wörmann" wird für die Feldpost kaum in Frage kommen. Er ist ungefähr am 11. Januar in Swakop mund. Dieser Dampfer wird nämlich durch den zweiten Transportdampfer überholt, der am b7. Dezember von Hamburg abgeht. Dieser Transportdampfer „Wittekind" ist am 7. oder 8. Januar in Swakopmund fällig, die „Henriette Wörmann" jedoch erst «m 11. Januar. Auch der am 17. abgehende englische Dampfer kommt wegen der Einlegung des Transportdampfers nicht in Frage. Dagegen wird wieder am 23. Dezember ab Berlin der englische Weg von der Feldpost benutzt. Der am 24. von Southampton abgehende Dampfer ist am 10. Januar in Kapstadt, wo er sofort Anschluß an den Reichspostdampfer findet, in Swa- kvpmund 12. Januar. Am Weihnachtsfeste geht dann wie der ein Reichspostdampfer von Hamburg, fällig am 18. Januar in Swakopmund. Ihm wird am 28. Dezember ein Nachversand über Antwerpen nachgeschickt. Am 30. Dezeniber folgt wiederum ein Wörmann-Dampfer von Ham burg. Er wird am 26. Januar im Schutzgebiet erwartet. — Postanweisungen bis zu 20 M. für 10 Pf. zu befördern, wird jetzt von den Handelskammern, sowiö gewerblichen, industriellen und kaufmännischen Vereinest dringend vom Reichspostamt gewünscht. Bisher sind solche nur bis 5 M., bei Soldatensendungen bis 15 M., zuge lassen. Die Postverwaltung dürfte iibrigens in diesem Jahre eine ganz besonders auffällige Verminderung von Postan weisungen bis zu 5 M. konstatieren, da die Millionen von Losbeträgen nach den auswärtigen Losevertriebsstellen (Braun schweig, Berlin, Gotha, Hamburg, Lübeck usw.) wegen des Lotterieverbotes weggefallen sind; auf der anderen Seite haben aber die Beträge über 5 M. bis 20 M. an Zahl zugenoinmen. — Bauernregeln für den Monat Dezember. Dezember kalt mit Schnee, niemand sagt, o weh! — Dezem ber warm, daß Gott erbarm. — Im Dezember sollen Eis blumen blühn, Weihnachten sei nur auf dem Tische grün. — Kommen Hasen und Ammern in die Garten, will der Winter sich verhärten. — Goldammern in den Straßen bringen Külte über die Maßen. — Liegen Adam und Eva (24.) im Klee, frieren sie Ostern dann im Schnee. — Siehst du noch Zippen im Waldgehegc, hats mit der Kälte noch gute Wege. — Auf Barbara (4.) die Sonne weicht, auf Luciä (13.) sie wieder herschleicht. — Kalter Dezember und fruchtrcich Jahr sind vereinigt immerdar. — Dezember veränderlich nnd lind, ist der ganze Winter ein Kind. — Jsts in der heiligen Nacht hell und klar, so gibts ein segens reiches Jahr. — Vom Eise eine Brücke muß zu Weihnachten haben Bach und Fluß. — Wenn es um Weihnacht schneit, dann der Hopfen gut gedeiht. — Grünen am Christag Feld und Wiesen, wird sie um Ostern Frost verschließen. — Klappern die Bäume von Eis in den Weihnachlstagen, so werden sie im nächsten Jahr viel Früchte tragen. — Wenns um Weihnacht ist gelind, sich dann noch viele Kälte eiufind't. — Donner im Winterguartal bringt uns Kälte ohne Zahl. — Entsteiget Rauch den gefrorenen Flüsstn, so ist auf lange Kälte zu schließen. — Wenn Donner im Dezember Hausen, im nächsten Jahr viel Winde brausen. — Wenn im Dezember Donner grollt, im Frühjahr Wind mit Regen tollt. — Grüne Weihnachtsfeier. Schnee in die Ostereier. — Weihnachten naß, leere Speicher, leeres Faß. >— Steckt die Krähe zu Weihnachten im Klee, sitzt sie zu Ostern oftsjim Schnee. — Wirds in der Christnacht schneien, kann sich der Hopfen freuen. — Fallen in der Christnacht Flocken, wird sich der Hopfen gut bestocken. — Auf windige Weihnachten folgt ein gutes Weinjahr. — Ist auf Weih- uachten.viel Wind, im nächsten Jahre voll Obst die Bäume sind. — Am Weihnachtslage wächst der Tag, so weit die Mücke gähnen mag; am neuen Jahre wächst der Tag, so weit der Haushahn krähen mag: am Dreikönigstag wächst der Tag, so weit daS Hirschlein springen mag. — Sitzt vorm Ehrifttag der Nebel fest bis zu dem DreikünigStage, sodann drohen Krankheit und Pest und manche andere Plage. — Fällt die Thristnacht in den Neumond 'nein, so soll» hart frieren und viel schnein; sällt sie aber an den Vollmond 'ran, hat der Dinier nasse Bahn. 4 Strehla. Vor einige« Tagen besuchten di« Ber- tret« der Stadt Elsterwerda unsere Stadt, um da» von Herrn Jensen, Freiberg, geschaffene Hochdruckwafferwerk in Augenschein zu nehmen. Dieselben waren über die Ein richtung und Anlage sehr befriedigt und e» ist mit Sich«- hett anzunehmen, daß auch Elsterwerda in kurzer Zett ein ähnliche« Hochdruckwafferwerk haben wird. Moritzburg. Auf Moritzburg - Bärwalder Revier fand vorgestern Königliche Jagd statt. Se. Majestät der König traf hierzu vormittag» 9 Uhr mit den Herren vom Dienst auf dem Rendezvousplatz am TorwärterhauS der Kalkreuth« Straße ein. Aus der Umgebung waren zu dieser Jagd eingeladen: di« Herren Kammerherren Freiherr v. Burgk auf Schönfeld und Freiherr v. Spörcken auf Ber bisdorf, Oberst v. Egidy auf Naunhof, AmtShauptmann Dr. Uhlemann-Großenhatn, Landstallmeister Graf zu Münster- Moritzburg, Freiherr v. Palm auf Lauterbach und Dr. Harck auf Seußlitz. Roßwein. Die städtischen Kollegien haben be schlossen, um die dortige Stadtkapelle existenzfähig zu er halten, das Gehalt deS neu anzustellenden Stadtmusik direktors von 600 Mk. auf jährlich 1200 Mk. zu erhöhen. Zu dieser Stelle haben sich 32 Bewerber gemeldet. Dresden, 30. November. Bei der heutigen Stadt verordnetenwahl siegte die Liste der Reformer mit ein« Stimmenanzahl von 11 750, gegen 10200 Stimmen der Sozialdemokraten. Auf die nationalliberale Liste fielen 2900 Stimmen. Es wählten zirka 70 Prozent der Wahl berechtigten. Dresden, 30. Novbr. In der gestrigen Aktionär versammlung der Kreditanstalt für Handel und Industrie i. L. gab es eine sechsstündige heiße Debatte. Rechtsanwalt Böhme, Vertreter der Treuhandgruppe, warf den Liquida toren Pflichtverletzung und Effektenverschleuderung vor, in dem er zwischen den Verkaufspreisen und dem jetzigen Stande der Gesellschaften Vergleiche zog. Die Liquidatoren wiesen diese Angriffe zurück, sie hätten nach bestem Wissen und Gewissen realisiert, allerdings teilweise unter einer durch die schiverwiegenden Wechselverpflichtungen entstandenen Zwangslage, um einen die Aktionäre schädigenden Konkurs zu vermeiden. Sie bezeichneten die Treuhandbankgruppe für ungeeignet zur Uebernahme der Liquidation. Rechts anwalt Böhme begründete eingehend die Abberufung der Liquidatoren und die Regreßansprüche gegen sie und er klärte, diese Regreßansprüche eventuell auf eigene Kosten durchführen zu wollen. Die Abberufung der Liquidatoren wurde abgelehnt, besonders deshalb, weil nur noch wenig zu liquidieren sei. Rechtsanwalt Böhme beantragte die Vornahme von Aufsichtsratswahlen. Die Mehrheit lehnte dies ab. Böhme protestierte darauf gegen das Milstimmen von Strohmännern, die Banken vertreten, mit denen die Liquidatoren Geschäfte abgeschlossen hätten. Kommerzienrat Arnhold begründete seinen Antrag auf Ausschüttung des Pensionsfonds mit analogen Fällen. Der Antrag wurde mit Stimmenmehrheit akzeptiert. Dr. Glöckner gab einen Protest gegen diesen Beschluß zu Protokoll. Ein Antrag der Liquidatoren auf Verteilung der Aktien des Nordischen Stahlwerks wurde einstimmig abgelehnt, die sonstigen Vor schläge der Liquidatoren wurden genehmigt. Die Liquida toren verkauften inzwischen eine größere Forderung mit 70000 Mark Buchgewinn, 12000 Quadratmeter Land mit einem kleinen, das Distriktsfeld Bracht mit 20000 Mark Buchgeivinn. Anwesend waren 84 Aktionäre, die 28516 Stimmen hatten. Zittau. Aus dem Nachlasse seine- Bruders, des Herrn Kommerzienrats Stadtrat Max Haar in Zittau, hat Herr Kommerzienrat Otto Haar aus Weimar, einem Wunsche des Verstorbenen folgend, 216000 M. zu wohltätigen Zwecken gestiftet. Es entfallen 50000 M. den Kleinkinderbewahr anstalten in Zittau, speziell dem vom Verstorbenen bei Leb zeiten mit einem Aufwande von 100000 M. gegründeten Kinderheim, 60000 M. der Stadtgemeinde Sorau zur Er richtung eines Kinderheims, dem Andenken der Eltern des Verstorbenen gewidmet, 10000 M. der Gemeinde Oybin- Hain. Die Zinsen vom Kapital sollen zu einem Viertel zu gunsten der Weihnachtsschulbescherung und zu drei Viertel zu gunsten armer Gemcindemitglieder, unter besonderer Be rücksichtigung der bejahrten, alljährlich Weihnachten ver wendet werden. Ferner: 5000 M. als Beitrag zur Er richtung eines König-Albert-Dcnkmals in Zittau, 91000 M. dem Kontorpersonal der Mechanischen Weberei in Zittau, sowie den Dienstboten des Verstorbenen. Hainichen, 29. November. Die hiesige freiwillige Turnerseuerwehr hat in einer außerordentlichen Generalver sammlung ihre Auflösung beschlossen. Der Grund für die sen Beschluß soll in einer abfälligen Kritik seilens des Stadt rates, gelegentlich eines in letzter Zeit vorgekommenen Brandes zu suchen sein. Crimmitschau. Unsere beiden Hauptindustrien, Weberei und Spinnerei, leiden schwer unter ungenügenden Aufträgen, so daß es viel Arbeitslose gibt. Man schreibt de r ungünstigen Geschäftsgang dem verflossenen Textil arbeiterausstand zu. Schwarzenberg, 29. November. Die hiesige Kgl. Amtshauptmannschaft hat mit dem Bezirksausschüsse das Fahren von Kraftwagen auf den im Bezirk gelegenen öffent lichen Forst- und Gemeindewegen, die steil, schmal und un übersichtlich sind, verboten. Lunzenau. Auf hiesigem Bahnhofe ist Dienstag abend gegen 7 Uhr der Wagenrücker Schmiedel beim Fort bewegen von Wagen infolge AuSgleitenS mit dem Kopfe so unglücklich auf die Schienenkante aufgeschlagen, daß er einen Bruch der Halswirbelsäule und deS Schädel» davon trug, was den sofortigen Tod hnbeifuhrte. Freiberg, 29. Noo. Der „Fretb. Anz." erfährt von zuständig« Seite, daß nicht daran gedacht ist, da» hiesige Jägerbataillon zu verlegen, sondern daß unter vei- «hattung der bisherigen Garnison da» zur Bermchrung »er FriedenSpräsenzfüttke in Aussicht genommene, am 1. Oktober 1908 zu errichtende neue sächsische Jnfantertebatatllon nach Freiberg kommen soll. E» wird dies da» erste der ur Ergänzung d« jetzt nur zwei Bataillone zählenden Regiment« bestimmten dritten Bataillone sein. Zwickau, 30. Nvv. Auf dem Bahnhöfe in Wiesen- mrg ist heute früh d« Güterbodenarbeit« Dietrich beim Rangieren de» Zwickau-Schwarzenberg« Güterzuge» Nr. 7674 oerletzt worden, sodaß sich eine Amputation de» rechten ZußeS erforderlich machte. Pfaffroda, 29. Nov. Zu den etwa 5000 ML betragenden Kosten der in diesem Sommer an der hiesigen Kirche auSgesührten Reparaturen hat die Rittergutsherrschaft v. Schönberg-Pfaffroda geschenkweise "1400 Mk. beigetragen. Plauen i. B., 30. Nov. Die wasserarme Zeit im vergangenen Sommer hat der Stadtverwaltung eine erheb liche Mehrausgabe auserlegt. Durch die Zufuhr von Wasser mittels Wasserwagen nach den höher gelegenen Stadtteilen st eine Ausgabe von 13000 Mk. entstanden. — Die Ge werbekammer hat sich in ihrer heutigen Sitzung in der Frage der Einführung von Meisterkursen zustimmend ge äußert. Auch sogenannte „Obermeistertage" will man in gewissen Zwischenräumen abhalten. Bei diesen Zusammen künften soll den Jmvmgs-Obermeistern Gelegenheit gegeben werden, sich mit den Mitgliedern der Gewerbekammer über Angelegenheiten des Handwerks auszusprechen. Plauen i. V., 29. November. Einen kühnen Sprung aus einem Fenster der ersten Etage des hiesigen Polizei- WachtgebäudeS in der Marttstraße wagte gestern abend ein Werter Handarbeiter aus Bischofsgrün. Der Waghalsige entkam trotz sofortiger Verfolgung durch die Flucht. vermischte». Gefährliche blinde Passagiere. Tas Lon doner große Segelschiff „Rhone" kam nach einer äußerst ereignisvollen Fahrt von Ealcutta über Temarara und und Guadeloupe in Philadelphia an, wie die aus Newyork einlaufende „Lucania" meldete^ Tie „Rhone" hatte mit außerordentlich ungünstigen nnd ungewöhnlichen Verhält nissen zu kämpfen. Ihr Kapitän, Henry G. Truß, brach istötzlich tot zusammen, während er in seiner Kabine die , Photographie seiner Braut betrachtete, die er nach der Rückkehr von der Reise heimzüführen gedachte. Ein Ma trose stürzte aus oem Mast auf das Teck und starb an den Verletzungen. Vor Kap Hatteras wurde das Schiff von einem Orkan gepackt, der seine Segel in Fetzen riß nnd es beinahe zum Sinken brachte. Tie größte Gefahr entstand der Schiffsmannschaft jedoch aus dem Vorhandensein blinder Passagiere^ Sechs Neger hatten ich, wahrscheinlich in Guadeloupe, an Nord geschlichen und fielen, als das Schiff zwei Tagereisen von Guade loupe entfernt war, mit Knütteln, in die sie Nägel gc- chlagen hatten, über die Schiffsmannschaft her. Nur nach einem blutigen Kampfe gelang cs dieser, die An greifer zu überwältigen. Sie wurden in Ketten gelegt und in dieser Weise gefesselt gehalten, bis das Schiff am 5. ds. Mts., den Hafen von Philadelphia glücklich er reichte. Zurück zur Kniehose! Eine Bewegung gegen die bei uns seit fast einem Jahrhundert allgemein ein geführte röhrenförmige lange Hose beginnt in England weitere Kreise zu ergreifen, und vielleicht ist damit der erste Schritt getan, um aus dem Elend und aus der Ge- chmaülosigkeit der heutigen Männertracht wieder heraus- Mkornmen. Es hängt ja im Tiefsten die Uniformierung >cr modernen Herrenkleidung mit den demokratischen Tendenzen des 19. Jahrhunderts zusammen, die in dem Dürgerlönig Louis Philipp ivoht zum erstenmal einen gekrönten Herrscher zeigten, der nicht anders gekleidet ging als ein gewöhnlicher Arbeiter. Nun fand auch jene ungeschickte Verlängerung der Hose, die bis dahin im wesentlichen am Knie einen Mschluß gefunden hatte, Eingang und damit ward alle Feinheit und Eleganz der Beinkleidung, ja alle Formschönheit des Fußes und des Ganges verborgen. Ein englischer Schriftsteller will ogar in einem vielgelesenen englisckum Blatt einen Zu sammenhang hier langen Neinkleider mit der eckigen, strengen, harten Röhrenform der modernen Maschine konstruieren, der sich die männliche Kleidung hier ange ähnelt habe, und jedenfalls ist soviel richtig, daß eine große Steifheit, Unbeholfenheit und Plumpheit diesem Kleidungsstück anhaftet. Alle klassischen Perioden der Mode, die Antike wie das Mittelalter, haben ein gro ßes Prinzip verfolgt, eine möglichst große Beweglich keit der Gliedmaßen zu gewähren, das Kleid nur als Hülle des Körpers zu betrachten, dessen Formen hindurch leuchten und erkannt werden müssen. Die Antike suchte dies durch »vollende Drapierungen und einen rhyth mischen Fluß der Getvandung zu erreichen; das Mittel- alter durch enges und pralles Slnsch-miegen des Kleides an den Körper. Von beiden Idealen ist das rüöderne Beinkleid am weitesten entfernt. Es hat nicht wie der Frauenrock die Möglichkeit eines freien, den Körper begleitenden Falls. Tazu ist fein Schnitt ein zu fester, seine Form zu steif. Andererseits ist cs, viel zu weit, um die Form des Beines erkennen zu lassen; nur das un schöne Hervortreten des KuieS ist deutlicher akzentuiert. Die Engländer meinen, durch die Radfahr- und die Sportbeinkleider, die beide wieder die Form der Kniehose aufnahmen, sei der Boden für eine Renaissance der Kniehose bereitet, die nicht nur schöner, sondern auch bequemer sei. Aber wenn diese kühnen Träume Erfüll ung tverdcn, so bleibt die ängstliche Frage, ob damit nicht auch zugleich alle Schrecknisse und Tollheiten de» ,-Hosenteufels", der nun wenigstens eine Zeitlang ge schlummert, heraufbeschworen
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