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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021009020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902100902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902100902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-09
- Monat1902-10
- Jahr1902
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MW M ÄiUUl Wdllitl mi> A«Ml Nr. ZIS, Jomcklig, s. Mckl IM. WeilS-AilsBe.) Königreich Sachsen. * Leipzig, 9. Oktober. Die heute zur Ausgabe gelangte Hauptrechnung der Stadt Leipzig auf das Jahr 1901 weist eine Gesamteinnahme von 29 913 386,11 aus, der eine Gesamtausgabe von 30 317 474,84 gegenüber steht, so daß sich ein Zuschuß von 404088,72 .// erforder lich machte. Im Iadre 1900 stellte sich der Zuschuß aus 1 955413,86 während sich im Jahre 1899 ein Über schuß von 395 195,79 ergab. * Leipzig, 9. Oktober. Die Vorsteherstelle des Post - am t s 4 (Harkortstraße) hat vom 1. Oktober ab der bis herige Vorsteher des Postamts 11 (Dufourstraße) Ober- Praktikant Teil und die dieses Postamtes der Postsekretär Strunz übernommen. Der Postmeister M iersch im Postamt Thonberg, langjähriger Vorsteher des Post amtes 4, ist vom 1. Januar 1903 ab au das Postamt in Neuschöncfcld versetzt und gleichzeitig mit der Verwaltung dieses Amtes vom 1. Oktober beauftragt worden. Die Postmeisterstellc in Thonberg übernimmt der Vorsteher oeS Postamtes 14 (Aorkstraße) G. R. M ülle r. H Leipzig, 9. Oktober. Drei Prinzessinnen vonReußä. L. passierten gestern vormittag auf der Reise nach Bückeburg, von Greiz kommend, unsere Stadt. * Leipzig, 9. Oktober. AuS Anlaß einer Anfrage bat das Königliche Ministerium des Innern zu tz 2 Allgemeinen Bau gesetzes vom 1. Juli 1900 sich u. a. wie folgt ausgesprochen: DaS Königl. Ministerium des Innern neigt sich, ohne der instanzenmäßigen Entscheidung der zuständigen Stellen vor greifen zu wollen oder zu können, der Ansicht zu, daß wenn ein Grundstücksbesitzer seinen Nachbarn den von diesem behufs Erlangung der Baugenehmigung nachzuweisenden Zugang über sein Grundstück einräumt, diese Verpflichtung, um voll wirksam zu werden, der Eintragung im Grundbuche bedarf. Nach tz 2 des Baugesetzes seien zur Eintragung im Oblastenbuche nur solche Verpflichtungen geeignet, die in baupolizeilichen An gelegenheiten übernommen werden. Eine Verpflichtung in baupolizeilichen Angelegenheiten liege aber nur dann vor, wenn ein Grundstücksbesitzer eine Verpflichtung mit Bezug auf die gegenwärtige oder künftige Bebauung des eigenen Grundstücks übernimmt. Die Bausache seines Nachbars sei für ihn keine baupolizeiliche Angelegenheit. * Leipzig, 9. Oktober. In Rücksicht auf freiwillige Dienstleistungen als Offiziere des Beurlaubten standes seitens der Beamten im Geschäftsbereiche des königl. sächsischen Ministeriums des Innern hat dieses Ministerium gleichzeitig für seinen Geschäftsbereich bestimmt, daß Staatsbeamte sich ohne Einwilligung des Ministeriums nicht freiwillig zu militärischen Übungen melden dürfen und Anfragen der Militärbehörden: ob sie als Offiziere des Beurlaubtenstandes zur Ableistung einer bestimmten frei willigen Dienstleistung geneigt seien, erst nach vor gängiger Anzeige bei dem Ministerium des Innern zu beantworten haben. Die genaue Einhaltung dieser Be stimmungen ist allen Staatsbeamten, die Offiziere deS Be- urlaubtenslandes sind oder werden wollen, zu eröffnen. — In dem am 11. d. M. in der Albcrthalle slattfinden- den er st enBolks-Unt er Haltungs-Abend halt au Stelle des erkrankten Herrn Bankdircktor Vr. für. Bischoff, Herr Professor vr. Marshall den wissenschaftlichen Vortrag und zwar wird der geschützte Gelehrte über „Das Johanniswürmchen und andere tierische Lampen" sprechen. H Leipzig, 9. Oktober. (Arbeiterbewegung.) Die P o s a m e n t i e r er g e h ü lf e n haben vor einiger Zeit der hiesigen Posamentierer-Innung die Forderung auf O^stündigc Arbeitszeit, 21 Minimal-Wochcnlvhn, 25 bczw. 30 Prozent Zuschlag für Überstunden und Sonn tagsarbeit, sowie Errichtung eines paritätischen Arbeits nachweises unterbreitet. Tie Innung hat, wie in einer am Mittwoch abend im Gasthaus „Stadt Gotha" ab gehaltenen Versammlung der Posamenticrcrgchülfen durch den Gehülfenausschuß bekannt gegeben wnrdc, den geforderten Minimallvhn von 21 ./tl abgclchnt und auch bezüglich der anderen Forderungen keine bindenden Be stimmungen getroffen. Die Versammlung erklärte sich in folgedessen mit diesem Resultate nicht einverstanden. Sic protestierte besonders dagegen, daß der Gehülfenausschuß zu der betreffenden Beratung der Innung nicht hinzu gezogen worden sei und beauftragte denselben, eine noch malige mündliche Verhandlung mit der Innung bis zum 20. Oktober anzubahncn, andernfalls sein Amt niedcr- znlcgen und der vorgesetzten Behörde davon Mitteilung zu machen. H- Leipzig, 9. Oktober. Vermißt wird seit dem 7. d. M. aus seiner Wohnung in der Gravelottestraße in Gohlis der Maurer Johann Karl Heinrich N o w a ck, geboren am 11. Januar 1862 in Hof. Derselbe ist mittelgroß, hat schwarzes Haar und dunklen Schnurr bart und war bekleidet mit dunkelblauem Iackettanzug, sowie schwarz und weißem Strohhut. Nowack ist nerven leidend und wird vermutet, daß ihm ein Unfall zugestotzcu ist. I Leipzig, 9. Oktober. In seiner Wohnung in der Mühlcnstraße in Plagwitz hat sich heute morgen ein 39jüh- riger Schlosser durch Erhängen entleibt. Das Motiv der Tat ist unbekannt. — Im Hofe einer hiesigen Herberge wurde gestern nachmittag ein 40jähriger Kaufmann aus Berlin erkrankt aufgefunden und ins Kranken haus gebracht, wo er alsbald starb. —* Verhaftet wurde eine 37 Jahre alte Aufwärterin aus Oschersleben, die aus einer Wohnung in der Seume- slraße zu Schlcußig vier goldene Ringe im Werte von 150 entwendet hatte. Die Ringe verpfändete die Diebin und vernichtete die Pfandscheine. — Von einer Frau in L.-Neustadt erschwindelte ein angeblich 40 Jahre alter Maurer aus Wien einen Geld betrag. Er hatte sich daselbst ein gemietet und er langte das Geld unter dem Vorgeben, seine Sachen auf der Bahn cinlösen zu wollen. Der Betrüger kam in Haft; cs dürften auf sein Conto noch mehrere derartige Be trügereien kommen. — Aufmerksam gemacht wird auf einen unbekannten Betrüger, der auswärts so wohl, als auch hier ausgetreten ist und teilweise Erfolg ge habt hat. Er gibt sich für einen Studenten aus Zürich aus und mietet bei PensionSinhaberumen möblierte Zimmer. Der Wirtin übergibt er einen Brief zrrr Aufbewahrung, der angeblich Wertpapiere enthält. Gleichzeitig ersucht er, falls ein Packet für ihn eintrcffc, das Photographien enthalte, anznnchmen und den Nach- uahmebetrag zu verlegen. Nachmals erscheint dann auch ein Bursclx?, der ein Packet abgibt und sich 20 ausbittet. Der Brief und das Packet enthält Papier- und Papp schnitzel. Der Gauner ist 22—23 Jahre alt, von über mittlerer schlanker Gestalt, hat Schnurrbart, trägt Zwicker und spricht schweizerischen Dialekt. — Ei «gebrochen wurde in ein Restaurationslokal in der Nniversitätsstraße, wobei gestohlen wnrdc ein Geldbetrag, Briefmarken, Post karten, Cigarren u»d Cigaretten. — Von einem Roll wagen ist am 30. September gestohlen worden eine Kiste, gez. 6. V. 0789, enthaltend Papierwaren. - Ein Fahrrad, Straßcnrenner, mit der Bezeichnung „Fahrradwerke Riesenfeld-München", Nummer 4855, im Werte von 180 ist gestohlen worden. — Bon einem Lagerplatz an der Rabener Straße in Liudcnau sind in der vvrvergangcneu Nacht g c st v h l c n worden 1 H a h n, 6 Hühner und 2 Tauben. —* Im Besitze einiger wegen Diebstahls verhafteter Personen sind unter anderen Gegenständen vor - gefunden worden drei Orden, und zwar ein Offizierskreuz des Sächsischen AlbrechtsordenS, ein Komthurkreuz de- Trnestinischen HausorbenS von Sachsen Altenburg und ein Komthurkreuz des österreichischen Franz-Joscf-Ordens. Dieselben sind vermutlich mittels Einbruchdiebstahles erlangt; die Eigentümer können sich bet der Kriminalpolizei melden. —* Infolge Zerreißens der Zügel ging gestern nach mittag das Pferd eines hiesigen Pferdehändlers durch uud kam in der Südstrabe samt dem Wagen zu Falle. Der Pferdehändler war rechtzeitig abgcsprungcn. —* Ein Balken brand sand gestern nachmittag in einem Hause der Mühlgasse statt. Er wurde von der Feuerwehr schnell unterdrückt. — Wnrzen, 8. Oktober. Nachdem nun auch die Mann schaften unseres Artillerie-Regiments, welche bisher in den Baracken untergebracht waren, am 1. Oktober das zweite neue M a n n s ch a f t s g c b ä u d e auf dem Kasernenplatze bezogen haben, ist die Wohnungsfrage bis auf den späteren Bezug der Unteroffizierswohnungcn als abgeschlossen zu betrachten. Wie wir hören, werden später die Baracken abgebrochen und der dadurch ent stehende schöne freie Platz wird zu llebungSzwecken ver wendet werden. (W. T.) — Markranstädt, 8. Oktober. Der hiesige Ttadtrat er läßt folgende Bekanntmachung: Zur Besichtigung und eventuellen Anerkennung des neu vcrstcinten Teiles der Landcsgrcnzc zwischen den Fluren Groß- und Kleinlehna einerseits und Markranstädt andererseits ist Termin auf Montag, den 13. Oktober 1902, von vormittags ^10 Uhr ab, anberaumt worden. Als Sammelpunkt ist die Landesgrenzsäulc 55, Grenze zwischen den preußischen Gemarkungen Altranstädt, Groß- und Kleinlehna be stimmt. Die Besitzer angrenzender (Grundstücke der Flur Markranstädt und sonstige Interessenten werden zu diesem Termin hiermit geladen nnd angewiesen, beim Eintreffen der Kommission au ihrem Grundbesitze an Ort und Stelle sich cinzusinden. — Chemnitz, 9. Oktober. Gestern früh wurden im Wartcsaale des zum Abbruch stehenden Stationsgebäudes auf dem Nikolaibahnhofc durch erne Gasexplosion mehrere Fenster zertrümmert. Drei Personen, die mit Abstichen der Stelle, welcher Gas entströmte, beschäftigt waren, wurden zu Boden geschleudert. Glücklicherweise kamen die drei Gefährdeten mit leichten Verletzu tgen davon. t. Crimmitschau, 8. Oktober. Auf der Tagesordnung der heutigen gemeinschaftlichen Sitzung des Rats- und Stadtverordneten-Kollegium stand die Be ratung der neuen F c u c r l ö s ch o r d n u n g. In diesem Regulative hatte der Rat das Recht des Loskaufens von dem Fcucrwehrdienstc vorgesehen, welche Bestimmung die Stadtverordneten jedoch ablehnten. Um eine Einigung in dieser Frage hcrbeizuführcn, war die heutige gemeinschaft liche Sitzung anbcraumt. Nach längerer Debatte lehnten die Stadtverordneten den 8 9, welcher von dem Loskaufe handelt, wieder ab, während die RatSmitglieder für den selben stimmten. Von den Stadtverordneten wurde der Wunsch ausgesprochen, daß der Rat ein neues Regulativ, welches diesen Punkt nicht enthalte, ausarbciten und vor legen möchte. * Freiberg, 8. Oktober. Gestern abend gegen 6 Uhr brach in dem Grundstück des Herrn StadtratS Möbel fabrikant Heinrich auf der hiesigen Wcingassc im Dach raume Feuer aus, das sich schnell zu einem Groß- f e u e r entwickelte. Obwohl die Dampfspritze kurz nach ^7 Uhr angriffsbereit war, griff das Feuer doch so rasch um sich, daß nicht nur der Dachstuhl vollständig verbrannte, sondern auch die darunter befindliche zweite Etage voll ständig ausgebrannt ist, auch die erste Etage hat durch das Wasser so gelitten, daß sie abgetragen werden mutz. Das rechte Nachbarhaus des Branddirektors Stadtrat Braun war sehr gefährdet und ist nur durch die energische Tätig keit der Feuerwehr gerettet worden, doch hat eine ein stürzende Giebelwand das Dach auf der Hinterscitc völlig zerschlagen. Leider sind drei Feuerwehrleute ver-. unglückt, davon zwei schwer. Dem Destillateur Wunderwald wurden durch herabstürzende Gebäudeteile dic Schultcrbündcr zerrissen, und dcrRcttnngsmann Schön herr, Arbeiter in der Strcubelschen Fabrik, erlitt einen komplizierten Oberschenkelbruch, einem dritten Rettungs mann wurde der Fuß verletzt. Was die B r a n d n r s a ch c betrifft, so sind, wie es scheint, durch einen nicht fest schließenden Essenschieber Funken in die unter dem Dache befindlichen Niederlagsrüume gedrungen und haben sich den strohumhüllten Möbelstücken mitgeteilt. — Zu Ehren des Freiberg verlassenden Geh. Nates Prof. vr. Clemens Winkler, langjährigen Rektors der Kgl. Bergakademie, wird im hiesigen Kaufhaussaale am 13. Ok tober ein Festmahl abgchalten. — Das bei dem Gc- s ch ü tzunsall auf dem Untermarkte schwerverletzte Schulmädchen W etzel befindet sich noch immer im Stadt- krankcuhausc. Die Heilung des verletzten Auges läßt noch zu wünschen übrig; im übrigen befindet sich das Kind den Umständen nach wohl. —tr. Pabstleithcu i. V-, 9. Oktober. Am 16. Juli d. I. schmuggelten die beiden Gutsbesitzer Wilferth (Vater und Sohn) aus F a ß m a n n s r c u t h zwei Ochsen von FriedcrSreuth über die böhmische Grenze herüber, wo bei sic von einem Grenzaufscher erwischt wurden. Wilferth sunior leistete bei seiner Verhaftung Widerstand und be schimpfte den Beamten. Dafür, sowie für die Schmuggelei erhielt er am 6. Oktober vom Kgl. Amtsgericht einen Monat acht Tage Gefängnis, fein Vater kam mit einem Monat davon. Außerdem hatten die Schmuggler den Verlust der böhmischen Ochsen zu beklagen, welche der Staatskasse beim Verkauf bare 800 eintrugen. Die neuerliche scharfe Bewachung der Grenze schreckt die Schmuggler etwas zurück und gewöhnt sie mehr an den gesetzlichen, wenn auch weniger einträglichen Verkehrsweg. Am Sonnabend wurden beim Nebenzollamt Ebmath 42 Ochsen und Kühe verzollt, welche aus dem Ascher Bezirke nach Sachsen cingesührt wurden. —tr. Oelsnitz i. V., 9. Oktober. Ein anonymer Bri e f s ch r e i b e r wurde am Sonnabend polizeilich er mittelt und nach längerem Leugnen überführt. Es war ein Fabrikwcber namens Bloß, welcher an mehrere reiche Fabrikanten Droh- und Erpressungsbriefc schrieb, indem er das Ansinnen an die Briefempfänger stellte, größere Geldbeträge an näher bezeichneten Orten niederzulegen, was natürlich nicht geschah. 1' Planen i. B., 8. Oktober. Ein hiesiger 22jührigcr Bursche hatte am Karfreitag dieses Jahres iu einer hiesigen öffentlichen Wirtschaft eine Anzahl Unteroffiziere des Königl. Bezirkskommandos Plauen ohne Anlaß in grober Weise wörtlich beleidigt. Der junge Mann wurde darauf von: hiesigen Schöffengericht wegen Beleidigung zn zwei Mo na teil Gefängnis verurteilt. Die von ihm gegen dieses Urteil mit Rücksicht auf die Höhe der Strafe eingelegte Berufung wurde heute vom Land gericht verworfen. Tas Landgericht hielt die Be- strafuirg zwar selbst für eine strenge, cs konnte sich zu einer Herabsetzung der Strafe aber trotzdem nicht ent schließen, weil nach Meinnng des Gerichts insbeson dere Unteroffiziere, wenn sie in öffent lichen Lokalen erscheine», von dem Mi litär st a n d c nicht besonders geneigten Personen leicht derartigen Mißhcllig- keitcn ausgesetzt seien. — Nossen, 0. Oktober. Unter e i g c n a r t i g e r M i t- wirkung des hiesigen Bürgermeisters vr. Eberle hat sich in der letzten Sitzung der hiesigen Stadt verordneten die Neuwahl von zwei nn besol deten Stadträten vollzogen. Das „Freiberger Amtsblatt" berichtet hierüber, daß dem Bürgermeister vr. Eberle, als er vor der Wahl auf den zur Wieder- wähl stehenden Stadtrat Ingenieur A. Wagner zu sprechen kam, vom Vorsitzenden, Amtsgerichtsrat Pöthko, welcher darin eine Beeinflussung -er Wahl erblickte, das Wort entzogen wurde. Der Bürgermeister rief die Ent scheidung des Kollegiums an, welches ihm mit 10 gegen 5 Stimmen das Wort dennoch erteilte. Bürgermeister vr. Eberle machte seine Bedenken gegen die Wahl des Stadtrats Wagner damit geltend, daß er erklärte, Wagner sei der größte wirtschaftliche Gegner der Stadtgemeindc; fast in jeder Ratssitzung müsse er von der Teilnahme an irgend einem Beratungsgegenstande ausgeschlossen wer den, weil seine persönlichen Interessen dabei in Frage kämen; eine derartige Person sei nicht geeignet zu einem Vertreter städtischer Interessen. Warum schlage man denn nicht einen anderen Herrn aus der Mitte der Mehr heit vor ? Bei der Wahl selbst wurde sodann der Hotelier Grahmann an Stelle des Ingenieurs Wagner zum Stadt rat gewühlt. (Z. M.-Z.) — Dresden, 9. Oktober. Geh. Kabinettsrat Wirkt. Geh. Rat vr. v. Lucanus erhielt den Sächsischen Hausorden der Nautcnkrone. — In Nr. 10 seines Verordnungs blattes veröffentlicht das Evangelisch-luthe rische L a n d e s k o n s i st o r i u m eine Verordnung, nach der auf Antrag der VII. ordentlichen Landcssynode das Gehalt der Hilfsgeistlichen, neben dem noch ein ent sprechendes Wohnungsgcld oder Freiwohnung zn ge währen ist, vom 1. Juli d. I. ab von 1500 .L auf 1800 erhöht worden ist, sowie eine Verordnung wegen Ein schaltung einer Fürbitte in das allgemeine Kirchengcbcr für die Arbeiten des demnächst znsannnentretendcn Reichs tags. In derselben Nummer empfiehlt das Evangelisch lutherische LandeSkonsistvrium die im Verlage von Arwed Strauch in Leipzig erscheinende „Neue Sächsische Kirchen galerie", wovon bereits die Ephoricn Leisnig, Freiberg, Oschatz, Schneeberg und Zwickau vollständig, Meißen und Chemnitz I und II teilweise zur Ausgabe gelangt sind; ferner das vom Zentralausschuß für innere Mission in Berlin lE, Klosterstraße 65—67) herausgegebene „Andachts buch für Seeleute" als das in seiner Art beste Büchlein, was Geistliche und Eltern ihren zur See gehenden Konfir manden und Söhnen mitgebcn können. — In einer vom Deutschen Ncsormvercin am Dienstag unter Vorsitz des Herrn Stadtrats Tietz abgehaltencn Vertraucnsmünner- Versnmmlung wurde die Aufstellung des Herrn Rechts anwalts vr. Häckel, Vizcvorstehers des Ttadtver- ordneten-Kollegiums, alsReichstagskandidatfür Dresden-Altstadt seitens dar Rcformpartei em pfohlen. Es wurde beschlossen, Herrn vr. Häckel als Kan didaten den beiden anderen am Kompromiß beteiligten Parteien, den Konservativen und Nationallibcralen, in Vorschlag zu bringen. Hern: vr. Häckel hat sich zur An nahme der Kandidatur bereit erklärt. — Der Regierungs assessor V., ein Sohn des Ministerialdirektors Geheimrats vr. N., hat sich heute früh aus dem vierten Stockwerk seines elterlichen Hauses in der Albrechtstraßc in den Hof raum hinabgestürzt und war sofort tot. — Dresden, 9. Oktober. In der hcntc abend statt findenden Stadtvcrordnetensitzung dürfte die Ratsvorlage, betreffend das Angebot von Aktien der Dresdner und der Deutschen Straßenbahngcscllschaft, beraten werden. Die angebotcuen Aktien, nnd zwar im Nennwerte von 3 Millio nen Mark von der Deutschen Straßenbahngesellschast und im Nennwerte von 500 000 .F von der Dresdner Straßcnbahugcscllschaft, gehören fünf Familien in Berlin und Frankfurt a. M. Die vielfach verbreitete Annahme, daß das Angebot von der Deutschen Bank ansgchc, ist ein Irrtum; diese Bank hat das Angebot lediglich vermittelt. Von feiten des Rates wird die Annahme des Anerbietens warm befürwortet, namentlich von dem Gesichtspunkte, hiermit neue Einnahmequellen für die Stadtverwaltung zu erschließen, zumal in absehbarer Zeit das städtische Budget bedeutende Mehrbelastungen erfahren muß. Tat sächlich würde mit der Annahme der vorliegenden Offerte der erste bedeutsame Schritt zu der Übernahme der ge samten Dresdner Straßenbahnen in städtische Verwaltung getan sein. In den letzten Tagen haben auch mehrfache Ausschußsitzungcn der Stadtverordneten stattgefundcn; in diesen ist aber, wie man hört, keine so einmütige Sym pathie für die vorliegende Offerte in Verbindung mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen zn beobachten ge wesen. Auf der einen Seite erhebt man Bedenken, daß das städtische Budget durch Übernahme der beiden großen Verkehrsinstitute einen bedeutend größeren Umfang erhält und daß sich nicht ohne weiteres übersehen läßt, ob die jetzt zn erwerbenden Werte durch Erfindungen auf dem Ge biete der elektrischen Industrie nicht wesentlich vermindert werden könnten, auf der anderen Seite wirft man die Frage auf, ob cs Ausgabe einer Gemeindeverwaltung über haupt ist, in solchem Grade Ermcrbsgescllschaft zu werden. Weiterhin wird auch angeführt, daß sich die Stadtver waltung mit der Erwerbung der gesamten Straßenbahn linien eine Monopolstellung sichert, in der sic es fast ganz allein in der Hand hat, die Fahrpreise festzusetzen. Jetzt war cs gerade die städtische Verwaltung, welche gegenüber den Aktiengesellschaften das Interesse des großen Verkehrs publikums in nachdrücklichster Weise wahrte. Man erinnere sich nur, wie viele bedeutsame Verbesserungen im Betriebe und Preisermäßigungen im Laufe der letzten 10 Jahre daS Publikum gerade diesen Verhältnissen zu verdanken ge habt hat. * Dresden, 9. Oktober. Die „B e r li n e r Z e i t u n g" schreibt in ihrer Abendausgabe vom 7. d. M.: „Aus Schandau in Lachsen meldet uns ein eigener Draht bericht: „In Gotteswald, zwischen Ohren und Neustadt, wurde durch Gendarmerie eine ge heime A n a rch i ste n k o n fc rc n z gesprengt. 15 Anar chisten sind verhaftet, eine große, umfangreiche Korrespon denz beschlagnahmt." — Diese Meldung ist zum mindesten irreführend. In Sachsen gibt es nun weder einen Ort Gottesnald, noch einen solcher des Namens Ohren. Ferner ist bei den zustän digen sächsischen A m t s st c l l e n von einem derartigen Vorfall n i ch t das Geringste bekannt und von der A m t s h a u p t m a n n s ch a f t Pirna, zu deren Amtsbereich jenes Gotteswald, wenn cs überhaupt existierte, der Lagcbezeichnung nach gehören müßte, er fahren wir, daß in jener Gegend bisher auch nicht der Schein eines Verdachtes anarchistischer Umtriebe jemals aufgctancht ist Ob ein betriebsamer Korrespondent seine Nachricht durch Datierung aus einem sächsischen Orte für deutsche Blätter aeceptablcr hat machen wollen, während vielleicht in einem böhmiscke n Grenzortc der der Nachricht zu Grunde liegende Vorfall sich ereignet bat, ist vorläufig nicht endgültig fcstzustcllen. Aber auch iu Böhmen gibt cs die angegebenen Ortsnamen nicht, so daß die ganze Nachricht eine Ente zu sein scheint. * Dresden, 8. Oktober. Der Z c n t r a! v e r b a n d der Mieter vereine Deutschlands wird im nächsten Jahre seinen VcrbandStag in Dresden abhalten. Einweisung des Superintendenten I). Hartung. -g- Leipzig, 9. Oktober. Eine hvchanschnlichc stattliche Gemeinde füllte heute vormittag Altarraum und Schiff unserer Peterskirche, galt cs doch, den Pfarrer der Petcrsgemcinde, Herrn v. tstool. cck pstii. Hartuug, in das Amt des Superintendenten der Eplwrle Leipzig II einzuweisen, das er zugleich mit seinem Pfarr amte von nun an vcrivalten wird. Der feierlichen Hand lung wohnten die Herren Obcrkonsistortalrat v. Kohl» schütter. Geh. Äirchenrat Superintendent v. Pank, Amtshauptmann Heink, Bürgermeister vr. Ditt» rich, Geh. Kirchenrat Prof. v. Ririschel, Schulräte Zimmler und Nrokello'- v. Müller die Patrone die Geistlichen und Ktrchcnvorständc derEphoric Leipzig II, die Geistlichen und der Kirchenvvrstand von St. Petri, zahlreiche Beamte und Lehrer des amtshauptmann- schaftlichcn Bezirks, sowie andere Gemeindemitglieder bei. Gesang: „O heiliger Geist, kehr' bei uns ein" leitete den Einweisungsakt ein. Dann hielt Herr Oberkonsistorial- rat v. Kohlschütter die Rede. Irr eine ernste, feierlicher Stunde seien wir cingetretcn, jetzt, da wir Herrn Pfarrer v. Hartung begrüßen, den das Kirchenregi ment berufen hat als Nachfolger des Kirchenratcs Super intendent v. Michel. Der Redner gedachte zunächst mit großer Wärme des aus seinem Amte Geschiedenen, der von allen geliebt und verehrt wurde, die je zu ihm in Be ziehung getreten waren, und der allezeit mannhaft ein getreten sei für das gute Bekenntnis unserer Kirche. Der Redner zollte dem AuSgcschicdenen noch einmal innigsten Dank für seine vieljährigc segensreiche Tätigkeit und fügte hinzu, daß Sc. Majestät der König dem treuen Ober hirten den Titel als „ O b e r k i r ch e n r a t" verliehen habe. Das Amt sei nunmehr wieder in die Stadt Leipzig, in der es früher bereits gewesen, zurückverlcgt worden; das Kirchcnregimcnt hoffe, daß dadurch nach vielen Rich tungen hin ein Gewinn entspringen werde, cs habe auch die feste Zuversicht, in Pfarrer v. Hartung den rechten Mann als Träger dieses Amtes gefunden zu haben. Großes Vertrauen bringen wir ihm entgegen, möge er das neue Amt mit alter Treue verwalten, dazu gebe Gott seinen Segen. Seinen weiteren Ausführungen legte der Redner das Wort des Apostels Petrus, 1. Brief, Capitel 4, Vers 10 und folgende, zu Grunde, das von den Dienern Christi und der rechten Art des Dienens handelt. Möge so auch das Werk des neuen Superintendenten in Kirche und Schule gesegnet sein. — Nack diesen Ausführungen voll zog Herr Oberkonsistorialrat v. Kohlschütter die Einweisung nnd Verpflichtung im Namen des dreieinigen Gottes. Hierauf begrüßte zunächst Herr Pfarrer Lehmann und nach ihm Herr Pfarrer Holtsch unter Segens sprüchen den neuen Ephorus, wobei u. a. betont wurde, daß die Ephorie 53 Kirchgemeinden umfasse, die von 44 Pastoren verwaltet werden. Auch Herr Geh. Kirchen rat Superintendent v. Pank, der Ephorus für Leipzig I, brachte dem Amtsbruder innigste Segenswünsche bei dem Eintritt in sein neues Amt entgegen. Herrlicher Chorgesang unter Leitung des Herrn Kan tors Borchers und Allgcmeingesang leiteten zu der Ansprache des Herrn Superintendenten v. Hartung hinüber. In bewegten Worten dankte der Redner dem hohen Konsistorium, insbesondere Herrn Oberkonsistorial rat v. Kohlsckütter, dem Rate und dem Kirchen vorstände seiner Gemeinde, -atz sie ihm den Weg zu seinem neuen Amte sreigcmacht haben, ohne daß er von seiner lieben Petersgemeinde zu scheiden brauche, dem Ephorus Herrn Geh. Kirchenrat Superintendenten v. Pank für seine ScgenSworte, sowie auch seinem Vorgänger. Dem Tanke ließ der Redner einen innigen Gruß folgen an alle, mit denen er in seinem Amte gemeinsam arbeiten rvcrde, an die Patrone und .Kirchenvorstände der Gemeinden, die Lehrerschaft, insbesondere aber an die Herren Pastoren der Ephoric. Seinen weiteren Ausführungen legte der Redner ein Paulus-Wort aus dem Corintherbriefe zu 6)rundc und schloß mit der Bitte, daß Gott die Arbeit in seinem neuen Amte segnen möge. Gesang: „Ach, bleib mit deinem Worte" beendigte den weihevollen Akt. Letzte Nachrichten. ^I. k>. Leipzig, 9. Oktober. Der 6. Zivilsenat des Reichs gerichts hat heute das Urteil des OberlandeS- gcrickts Colmar aufgehoben, durch welches der Frei Herr v. Stietencron von der Verpflichtung, eine Entschädigung an die Hinterbliebenen des von ihm er schossenen italienischen Arbeiters Fazzi zu zahlen, frcige- sprochcn war. Die Sache wurde an die Borinstanz, aber an einen anderen Zivilsenat, zuxückvcrwicscn. * Dresden, 9. Oktober. (Telegramm.) Der König bestimmte unter dem 6. Oktober, daß an Stelle der Kricgsartikcl für das Heer vom 31. Oktober 1872 die Krieg sartikel vom 22. September 1902 treten sollen. Zugleich bestimmte der König, daß diese Kricgsartikcl erstens: bei jeder Kompagnie, Eskadron und Batterie so gleich bei ihrer Bekanntmachung und demnächst alljährlich mehrmals, sowie auch einem jeden neu eintrctendcn Sol daten vor Ableistung des Fahneneides vorgclesen werden sollen, zweitens: den der deutschen Sprache nicht kundigen Soldaten aber in ihrer Muttersprache vorzulesen und zu diesem Zwecke die nötigen Übersetzungen alsbald anzu fertigen sind. * Frankfurt a. Oder, 9. Oktober. (Telegramm.) Der Arbeiter Wockenfuß in Arnswaldc flößte gestern, wie die „Frankfurter Oderzeitung" meldet, seinen vier Kindern Salzsäure ein und erhängtesich daraus. Ein Säugling und ein drei Jahre altes Kind sind tot; die beiden anderen sind außer Ge fahr. Die Veranlassung zu der Tat ist in mißlichen Fa- milienverhältnisscn zu suchen. * Mönche«, 9. Oktober. (Telegramm.) Durch die Explosion des Dampfkessels in einem Tuchschccrergcschäft an der Scndlingcr Straße wurden gestern abend zwei Gchülfen leicht und der Geschäfts inhaber schwer verletzt. * Genf, 9. Oktober. (Telegramm.) 224 Gcmerk schaftsdelegierte beschlossen gestern abend mit allen weniger vier Stimmen und bei zwanzig Stimm enthaltnugeii, sofort in de» G c sa m t a u sst a n d cin- zutrctcn. * Loudon, 9. Oktober. (Telegramm.) „Times" berichten aus Schanhaikwan, am Dienstag ist von Rußland und China das Abkommen über die Rückgabe der Bahnlinie Kin-Tschau- Niutschwang an die Chinesen unterzeichnet morden. Madrid, 9. Oktober. (Telegramm.) Der König wird heute ein Dekret unterzeichnen, durch welches das Parlament wieder cinbcrufcn wird. Tic Kammern sollen bis Mitte Dezember tagen und sich n. a. »rit folgenden Gegenständen befassen: kirchliche Fragen, Gesetz, betreffend die Stadtverwaltniigeu, Wahl reform und Arbeitsverträge. * Petersburg, 9. Oktober. (Telegramm.) Der Finanzminister Witte ist am 7. d. M. in b h a r b i n eingetrofien; er besichtigte die Stadt und reiste abends nach Wla - i w v st o k weiter. Verantwortlicher Redakteur vr. Her«. Küchling in Leipzig, für den musikalischen Teil Adolf Ruthardt in Leipzig.
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