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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021013010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902101301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902101301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-13
- Monat1902-10
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7092 " Eisenach, 12. Oktober. Die gestrige erste ordentliche Versammlung des nationakliberalen Delegierten tages war überaus zahlreich besucht. Vor Eintritt in die Tagesordnung hielt der Senior der Partei und Vorsitzende des Zeutralvorstaodes vr. Ham mach er eine ergreifend« Gedenkrede auf die Verstorbenen der Partei, vor allem aus Rudolf von Bennigsen. Inzwischen war sestgestellt, das; die Zahl der angcmeldeten und- anwesenden Teilnehmer der stattlichen Versammlung sich auf nahezu 700 Delegierte belief. Den Vorsitz übernahm vr. Büsing, zu stellvertretenden Vor sitzenden wurden Dr. Krause, Berlin, und der bayerische Abg. Wagner auSersehcn. Die Rednertribüne war mit den Büste» des Kaisers, des Großherzogs von Sachsen-Weimar, sowie des unvergeßlichenGrüuders und ersten Führers der Partei Rudolf von Bennigsen geschmückt. Den Reigen der Redner eröffnete Bass er mann. Er und Proseffvr Kahl sprachen über die allgemeine Stellung der Partei. Beide Sprecher erzielten die tiefste nachhaltigste Wirkung. Sie stellten als letztes unverrückbares Ziel der Natioualliberalen die Stär kung des bürgerlich «»Liberalismus hin. Lies erregte stürmischen Beifall. Allgemeines Einverständnis gab sich kund mit der Betonung deS Wertes wahrer, auf das Positive gerichteter Arbeit. Die glücklichen Darlegungen Baffer- manns über di« politischen TageSsragen und die Charakteristik und Kritik, die der zweite Referent dem Zentrum widmete, waren bedeutungsvoll auch weit über die Grenzen der Partei hinaus. Die Versammlung be schloß daun die Absendung von Vegrüßuugstelegrammcu an den Kaiser und den Großherzog. Zahlreiche Depeschen auS den verschiedensten Wahlkreisen kamen zur Verlesung und legten Zeugnis davon ab, wie rege die Teil nahme au den Verhandlungen des DclezicrtentagS weit und breit im Reiche und dessen verschiedenen Landen ist. Dem nächst wurde der Antrag Hagen betreffs der Frage der Zulassung der Männerklöster in Baden von Brünings begründet. Er gelangte einstimmig zur Annahme; ebenso nach längerer Debatte ei» Antrag Wallb recht, dahingehend, der Delegierteutag begrüße in Uebereillstimmung mit den Ausführungen der Referenten Bafferuiann und Kahl die entschiedene Betonung deS alten liberalen Grundcharakters der Partei und erwarte, daß ihre Vertreter in den Parlamenten diesen Standpunkt entschieden zum Ausdruck bringen. Ja vorgerückter Stunde wurde in die Beratung der OrzanisatiouSsrazen eingetreten. — Heute uahm der Deleglertentag mit allen gegen 48 Stimmen folgen den Antrag des Zentralvorstandes an: Der Delegierteataz der natioualliberalen Partei erachtet die Ver abschiedung eines neuen Zolltarisgesetzes und Zolltarifs sowie das Zustandekommen günstiger langfristiger Handels verträge für eine wirtschaftliche und politisch« Notwendigkeit. Er bedauert, daß durch Versagung des erforderlichen Zoll- schutzeS für die Landwirtschaft von radikaler Seite durch ,'lufstellung übertriebener, daS Allgemeinwohl schädigender Forderungen im einseitigen Interesse eines Berufsstandes von agrarischer Seite das Zustandekommen der Vorlage er schwert oder gefährdet wird. Der Delegiertentag erwartet, daß die Reichstagsfraktion sich im wesentlichen auf den Boden der Regierungsvorlage stellt, daß sie keinesfalls über die iu der Regierungsvorlage enthaltenen Mindestzölle hinausgeht und daß sie weitere Mindestzölle ablehut. * Hannover, 12. Oktober. Wie der ^Hannoversche Kurier" erfährt, wird Mas Walders ec entgegen anders lautenden Blüttermeldnngen an der am 17. d. M. in Berlin stattfindenden China-Gedenkfeier teiknchmcn. * Seilbron«, 12. Oktober. Das Schwurgericht verurteilte gestern nach zehntägiger Verhandlung Direktor Fuchs von der Gewerbebank Heilbronn zu 8 Jahren Zuchthaus und 8 I a h r e n Ehrverlust, Direktor Keese r zu 4 Jahren 8 Monaten Zuchthaus und den Prokuristen Krug zu 8 Jahren 2 Mo,raten Zuchthaus. Jedem der Angeklagten wurden 10 Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt angcreckmet. Der Staatsan walt hatte beantragt gegen Fuchs 0 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust, gegen Kcefer 6 bezw. 8 Jahre, gegen Krug 0 bezw. 6 Jahre. * Bamberg, 12. Oktober. Der gestern abend 0 Uhr 15 Minuten hier fällige, von Frankfurt a. M. über Aschaffenburg und Würzbnrg kommende Eilzug stieß inderStationGacdhcim auf einen zur Ausfahrt bereit stehenden Güterzug. Zehn Personen wurden leicht verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. * Wie«, 12. Oktober. Der Kaiser hat dem Landesverteidigungsnrinister, Fcldzcngmcistcr Grafen Welsershcimb, anläßlich fei,res 50jährigen Dicnst- jubilLurns die Brillanten zum Großkrcuz -cS Leopold- ovdeus verliehen und demselben ein Handschreiben über reichen lassen, in -em er seines mehr als 20jährigen Wirkens als Landesvertcbdigungsministcr und seiner Ver dienste nur die Ausgestaltung der Landwehr mit Be- friodigung gedenkt. * Et. Poclten, 12. Oktober. Bei dem heutigen christ - lich - sozialen Parteitag kam eS zu heftigen Zu sammenstößen zwischen Klerikalen und Freisinnigen. Dr. Lueger mar mit über 3000 Anhängern, welche fünf Extrazüge füllten, nach St. Poclten gekommen. Die frei sinnigen Stadtbewohner, gleichfalls mehrere tausend Per sonen, empfingen die Christlich-Sozialen mit Kund gebungen, welche in den Abendstunden zu gefährlichen Zusammenstößen führten. Die Christlich-Sozialen unter nahmen eine förmliche Attacke gegen die St. Poeltcner; worauf diese mit einzelnen Steinwürfen antworteten. Die CZendarmcrie war machtlos, vier Kompagnien Infanterie stellten mit gefälltem Bajonett die Ruhe wieder her. Die Christlich-Sozialen fuhren! alödann nach Wien zurück, während die Freisinnigen eine Kundgebung für Bürger- meister Bölkl und gegen vr. Lueger veranstalteten. * Slausenburg, 12. Oktober. Iu Anwesenheit des Erz herzogs Josef August als Vertretet deS Königs, der Mit glieder der Regierung, des Abgeordneten- und Magnaten hanses und zahlreicher Abordnungen von Komitaten und Städten wurde heute das vom Bildhauer Johann FadruSz hergestellte Denkmal deS Königs Matthias CorvinüS feierlich enthüllte * Pest, 12. Oktober« Gegenüber einer Meldung ein zelner Blätter, daß gestern Abend in Slansenburg KundgebnLgeL geger^das,Spielen der vsteireichi- scheu Volkshymne stattgcfttuden hätten, erklärt das „1!n- garische Kvrrespvudcnzbureau", -aß es sich im ganzen um eine Kundgebung einer kleinen Gruppe junger Leute ge handelt habe, die kaum bemerkt wurde und jedes aggres siven Charakters entbehrte. Der beste Beweis, daß die Deuwnftration kaum bemerkt wurde, sei, daß keine Vcr- lmstuug vvrgcnonnnen wurde. * Paris, !l2. Oktober. Tie Blätter veröffentlichen ein aus Bangkok datiertes Telegramm von in Siam lebenden Franzosen und französischen Schutzbefohlenen, iu dem gogan de» fran^vsisch-siameßischen Ver trag Einspruch erhoben wird, weil er sirr den Ein fluß und die Interessen Frankreichs verderblich sei. * Paris, S2. Oktober. Präsident Louvet ist tzcsteru abend nach Valence abgcreist. * Balenee, st2. Oktober. Präsident LoüVct ist heute vormittag zur Grundsteinlegung der Brücke über den Rhoncfluß hier eingetrvssen. Trotz deS schlechten Wetters hatte sich eine zahlreiche Volksmenge am Bahnhöfe und in -en Straßen angcsannnclt, die -en Prüsi-cntcn mit lebhaften Zurufen begrüßte. Bei dem Empfange in der Präfektur stellte der Gcneralvikar für den erkrankten Bischof die Geistlichkeit vor und äußerte mit einer An spielung auf den Zweck der Reise deS Präsidenten, -aß der selbe überall zur Unterdrückung jeglichen Haders Brücken schlagen möge. In seiner Erwiderung erklärte Loubet, er habe die Zuversicht, daß die Geistlichkeit die Regierung unterstützen werde, indem sic Achtung vor dem Gesetze predige. General Grasset, der die Offiziere der Garnison vvrstcllte, erklärte, daß das Osfizierkorps, wenn dasselbe auch mehrfach unverdient kritisiert sei, und wenn auch andererseits tatsächlich einige Fälle von Pflichtvcrgessenhcit vorgekommen feien, die Truppen immerfort Treue zur Fahne und Disziplin gegen die Negierung und die Re publik lehre. Loubet erwiderte, er kenne keirre Institution, die gegen Kritiken geschützt sei, aber er wünsche im Interesse der Armee, daß auch sic selbst, wenn sic Kritik übe, nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit verfahre. — Zu Ehren des Präsidenten Loubet veranstaltete die Handels kammer heute mittag ein Festmahl, bei dem Loubet eine Rede hielt, die sich lediglich mit den Interessen der In dustrie und des Handels der Stadt und der Umgegend be schäftigte. Er sprach darin sein Mdauern aus, daß die Landwirtschaft keine organisierte Vertretung besitze, wie Handel und Industrie, um die Fragen der Produktion und des Absatzes und der Besserung der Lage der Fabrik- und Landarbeiter zu prüfen, damit aus diese Weise die Har monie zwischen Kapital und Arbeit wieder hcrgestcllt und allen Interessen Schutz gesichert würde. — Auf eine An sprache des Vorsitzenden deS pr o t c st a n t i s ch c n Kon sistoriums erwiderte Präsident Loubet: Ich kenne seit langer Zeit die Anhänglichkeit, welche Sie alle der Regierung und der Republik entgegeubringeu. Wir wissen, daß die Republik keine festere Stütze hat, als die Anhänger des reformierten Glaubens. Es beruht aus der Ueberlicferung und den Gesetzen des Verstandes, daß sich diese Anhänglichkeit bei Ihnen stetig sortpflanzt. Es ist Ihr Ideal, daß mehr Gerechtigkeit und Brüderlichkeit herrsche, cs ist dies -er Katechismus des wahren Republi kaners. * Besonl, 12. Oktober. Der Iustizminister hielt heute auf einem von dem republikanischen Comitö gegebe nen Bankett eine Rede, in welcher er hcrvorhob, die letz ten Wahlen hätten gezeigt, daß das Land Achtung vor dein Bereinögesetz wünsche. Demgemäß habe die Regie rung die Anwendung des letzteren auf die Kvngrcgativncn betrieben trvtz des Geschreies der Reaktionären und der Behauptung gewisser Republikaner, daß die Freiheit durch das Gesetz verletzt werde, und trotz der Vcrlcmndungen der Nationalisten, daß man die Armee vernichten wolle; in Wirklichkeit wollten diese Leute nur freie Hand haben, die Ciesetzc zu verletzen. Die Negierung lehne es ab, diese Freiheit zu bewilligen, und werde, unterstützt von dem Willen des Landes, ihr Programm ausführen, nämlich Herabsetzung -er Militärdienstzcit auf zwei Jahre, Ein führung einer allgemeinen Einkommensteuer, Abschaffung des Gesetzes Fallvux und Prüfrrng der Frage wegen Schaf fung von Arbeiterpcnsionen. * Le Mans, 12. Oktober. Orm e s ch 6 v i lle, -er N e g ie rn n g s k o m m i s sa r beim KriegSratc des 4. Armeekorps, ist seines AmteSenthobcn worden. * Marseille, 12. Oktober. Der Sekretär der Ver- einigrmg der Dockarbciter von Frankreich und Algiacr, die zu dem internationalen Dvckarbciterbande gehört, hat dem Sekretär des Vergarbeiterverbandes schriftlich mitgeteilt, daß er an die Arbeiter in allen Häfen ein Rundschreiben gerichtet habe, leine aus dem Auslände eintrcffende Kohle auszuladcn. Er fügt hinzu, in den Hafeu würden Abstimmungen vorgcnommen über eine allgemeine Arbeitseinstellung. * Paris, 12. Oktober. Gestern vvrmitag fand in der „Unabhängigen Arbeitsbörse" eine Konferenz von Ver tretern der gelben Syndikate aus den hauptsächlichsten Mittelpunkten der Grubcnarbeiterbewcgung statt. Lenoir, der Sekretär der Börse, erklärte, die Revolutionäre seien in vcrschwuldender Minderheit, an die Vertreter der Grubenarbeiter seien 640 Revolver und 1400 Patronen zur Weitcrverteilnng übergeben worden. Sämtliche Ver treter der gelben Syndikate verpflichteten sich, an die Spitze der Arbeitswilligen in ihren Bezirken zu treten und die selben zur Arbeit zu führen, was auch kommen möge. Die den „Gelben" gegebenen Verhaltungsmaßregeln empfehlen denselben Mäßigung und Ruhe; sie sollen nie mals die anderen aufreizen, sondern sich nur in der Ver teidigung halten. * Lens, 12. Oktober. In dem Kohlengrubenbczirk von Pas de Calais ist die letzte Nacht ruhig verlaufen; rmr ein in einer Grube in Lentz aufgestellter Posten wurde durch einen Steinwurs am Kopfe schwer verletzt. Auch in dem Kohlenbecken von Noeux verlief die Nacht ruhig. In den Reihen der A u s st ä n d i'g e n macht sich eine ge wisse Abspannung bemerkbar. * Saint-Etienne, 12. Oktober« Aus Anlaß der Vor gänge in Terre-Noire hat daS BundeScomits der Gruben arbeiter deS Loire-DepartementS einen Aufruf an die Arbeiter diese- Departement- gerichtet, in welchem ent ¬ schieden gegen die Cntsaltni'g der Polizei iind die Ver wendung von Militär gegen die Ausständigen Einspruch erhoben und die Regierung darauf hingcwiesen wird, daß cS ihre Pilichr sei, Neutralität zu beobachten. * Brüssel, 12. Oktober. Klärende Worte sprach De Wct vorgestern abend in Utrecht über die Berliner Reise. Er sagte: „Wir haben den Empfang beim Kaiser keineswegs abgclehnt, eine Einladung deS Berliner Hofes ist uns nicht zugcgmvgcn. Ich bin überzeugt, daß der Kaiser von all dem Gerede nichts weiß. Wenn ein König oder KaiserWünscheäußcrnsollte.unszüsehen, so wäre das für uns eine große Ehrung, nnd würden wir gern «inwilligen, uns dazu der Vermittelung des englischen Botschafters zu bedienen." Im Utrechter Rathaus und Provtnzialregierungsgebäude fanden amtliche Begrüßungen statt. In -er Kathedrale be stieg Krüger die Kanzel und richtete eine bewegte Dank sage an das holländische Volk. Gestcrsi wurden 35 000 Gulden gesammelt. * Charleroi, 12. Oktober. Das NationalcomitL der Grubenarbeiter in den vier belgischen Kohlenbecken, das heute zu einer Beratung zusam- mcngetrcten war, beschloß eine Lohnerhöhung von -16 Pro zent zu verlangen. Der Beschluß ist zu Gunsten der aus ständigen französischen Grubenarbeiter gefaßt worden, um die Lieferung belgischer Kohlen nach Frankreich zu ver hindern. * Gens, 12. Oktober. Die an dem allgemeinen Aus stande beteiligten Arbeiter beschlossen heute nachmittag, unter Protest gegen die Maßnahmen der Polizei und der Truppen, dieArbcitwiederaüszunehmen. Nach amtlicher Mitteilung wurden bei den Unruhen 50 Soldaten leicht verletzt. 230 Personen verhaftet und 110 Ausländer ansgewiescn und sofort an die Grenze abgeschoben. Unter den Ausgewicscncn sind 45 Italiener, 30 Franzosen un einige Deutsche, b * Palazzolo suü' Oglio, 12. Oktober. AuS Anlaß der Einweihung von Arbciterwohnhäusern hielt Luzzatti eine Rede, in welcher er auf seine bereits früher gemachten Vorschläge betreffend Abhaltung eines Kongresses von Delegierten der europäischen Staaten zu sprechen kam, durch den alle die geringfügigen Zollfragen, welche diese Staaten von einander trennen, beseitigt und die großen Gefahren der Trusts erörtert werden sollen. Das Ziel, zu dem Llizzatti gelangen will, ist folgendes: Aus alle hauptsächlichsten Produkte soll die Kompensationsklausel a»gewendet werden, die in dem jüngst in Brüssel ge schlossenen internationalen Uebereinkvmmen ent halten ist, welches den Zweck verfolgt, mit Hülse eben dieser Klausel die Wirkung der Kartelle auf Preis und Absatz deS Zuckers zu beseitigen. Luzzatti sagte, iu Deutschland hätten bedeutende National ökonomen sich für diese Idee ausgesprochen, die auch in Frankreich und Rußland günstig ausgenommen worden sei. Wenn, wie er hoffe, die italienische Regierung die Fördern»« der Angelegenheit übernehmen würde, so würde sie sich damit den Ruhm gewinnen, ein gutes Werk zu tun. * Madrid, 12. Oktober. Der offiziöse „Corrco Espaöol" schreibt, der Bau eines Geschwaders sei wünschenswert, die finanzielle Lage gestatte aber keine An leihe in der erforderlichen Höhe von 5—600 Millionen. Der Führer der Konservativen, Silvela, erklärt, seine Partei widersetze sich einem Kreditunternehmen unter Sicherstellung der Bergwerke von Almaden nicht, sie werde aber jede andere Anleihe bekämpfen. * Belgrad, 12. Oktober. Heute fand hier auf dem Fürst Michael-Platz unter dem Vorsitz des pensionierten Generals Djulnitsch eine von etwa 5000 Personen besuchte makedonische Versammlung statt. Es wurde eine Resolution angenommen, welche die Entrüstung der Versammlung über die Gewaltakte ausspricht, denen die serbische Bevölkerung Makedoniens und Altserbicns auSgcsetzt sei. Die Resolution fordert gleichzeitig die ser bische Negierung aus, alles auszubicten, um das Schicksal der dortigen Serben zu lindern, deren Leiden den Serben im Königreiche Serbien nicht gleichgültig sein könnten. In der Resolution beißt es dann weiter: Falls die ser bische Negierung nicht in der Lage sein sollte, den in Make donien und Altserbien lebenden Serben die Sicherheit ihres Lebens und Vermögens zu erwirken, lehnten Serbien und das serbische Volk jedwede Verantwortung für die Ereignisse ab, die dort cintrctcn und die Serbien unab wendbar zu einer Aktion drängen müßten, denn das ser bische Volk dürfe nicht zugebcn, daß sein Stamm in Alt serbien nnd Biakcdonien vernichtet werde. * Belgrad, 12. Oktober. Sämtliche Minister sind heute abend nach Nisch abgereist, wo morgen in einem Ministcrratc unter Vorsitz des Königs wichtige An gelegenheiten zur Beratung gelangen. * Sofia, 12. Oktober. In einer Sonderausgabe der „Niformi" wird behauptet, daß die Aufständischen vorgestern Dsch umaja blockierten und drei tür kische Kanonen Wegnahmen. Die Aufständischen hätten Dörfer mit türkischen Einwohnern zerstört. Eine Be stätigung der Nachricht fehlt. * Sofia, 12. Oktober. General Zontscheff, der Vizepräsident des makedonischen Comitös, der nach seiner ersten Flucht ans Drcnovo aufs neue verhaftet und wiederum dort interniert worden war, ist am 8. Oktober abermals entwichen. Er soll sich nach Makedonien gewandt haben. * Petersburg, 11. Oktober. Wie die „Russische Tele« graphen-Slgcnttrr" aus Poltawa berichtet, ist die Mel dung auswärtiger Blätter von einem abermaligen AusbruchgroßerBauernunrühenin Poltawa und heftigen Zusammenstößen zwischen Bauern und Guts besitzern, wobei viele Personen verwundet, getötet bezw. verhaftet sein sollen, vollständig unbegründet.— Einer Meldung derselben Agentur aus Kiew zufolge ist auch die im SluSlande verbreitete Nachricht, daß tu Kiew Studcntenunruhen ausgebrochen seien, un begründet. Die Vorlesungen haben weder an der Universität noch an dem Polytechnikum eine Unter, brcchung erlitten. * Petersburg, 12. Oktober. Der „Russischen Tele- graphcn-Slgentur" wir- auS Valta gemeldet, daß die Nachricht, wonach dort eine türkische Gesandt schaft eingetroffcn sei, unrichtig ist. * Petersburg, 12. Oktober. In Sebastopol ist, wie der „Nowoje Wremja" gemeldet wird, Lerrnmäntfch« K? cnzcr „Cl 1 savct h" mit -M Generalinspektor der rumänischen Marine KoSlinski an Bord rin ge t r o f f c n, um den Besuch des russischen Geschwaders in Constantza zu erwidern. * Petersburg, 12. Oktober. Aokohama ist amtlich für pest verseucht erklärt worden. Den russischen Personendampfern, die zwischen den russischen Häfen in Ostasien nnd den pcstvcrseuchten Häfen in Korea, Japan und China verkehren, wurde die Verpflichtung auferlegt, Aerzte an Bord zu haben. * SySra« lGouv. Simbirsk), 12. Oktober. Bei einem Grad Frost herrschte in der Stacht auf Svmrabend ein starker Schncesturm, der die Dächer vieler Häuser abdeckte. Die Eisenbahnzüge blieben fünf bis acht Stunden io den Schneemassen stecken. Auch aus Simbirsk wird gemeldet, daß die Züge mit mehreren Stunden Ver spätung eintrafen. Handelssachen. *— Häute- u»ü> Fell-Auktion zu Leipzig. Am 15. Oktober kommen im Börsensaale pes städtischen Vieh- und Schtachlhoses zum Angebot: ca. 750 rohe Ochsenhäute, ca. 160 schwarze Ochscnhäulc, ca. 760 Bnllenhäute, ca. 2000 Zkuhhäute, ca. 6500 Kalbfelle, ca. 6000 Schaffelle. * Dortmund, 11. Oktober. (Ausführliche Melduitg.) In der heute in Dortmund abgchaltenen Sitzung des Aufjichtsrars der Dortmunder Union wurde die Rohbitanz für das Geschäfts jahr 1001/02 borgetegt. Sie ergibt einschließlich des Vortrages aus dem Vorjahre (155 634,76 .6) und eines Eingangs aus verfallenen DividenLcnscheinen von 150 einen Brutto-Be- tricbsgcwinn von 2 706 029,86 (gegen 6 083 064,62 im Vorjahre. Im einzelnen ergaben für 1001/02 die Abteilungen: Kohlenbergbau 791 807,67 <F (727 071,37), Eisenstein-Berg bau 2996,35 (235 670,41), Hüttenwerke 1 755 441,08 (4 224 732,12). Von diesem Bruttogewinn können die Gene ralunkosten im Betrage von 524 164,20 und die Zinsen mit 2 278 092,91 bis auf einen Fehlbetrag von 97 127,25 gedeckt werden. Dem gegenüber fleht der Buchgewinn, der aus der in der außerordentlichen General-Versammlung vom 9. Juni 1902 beschlossenen Kapitalsreduktion erzielt ist, mit 16 800 000 Mark. Hiervon wurden 5 457 504,38 für Abschreibungen verwendet, 1 145 368,37 -F für Bezugsvcrpflichtungen zuruck- gestellt, endlich der oben erwähnte Verlust von 07 127,25 ge deckt. Danach bleiben 10 100 000 übrig, die aus Conto vor- behaltrner Abschreibungen übertragen werden. VV-n. Prag, 11. Oktober. (Privat-Telegramm.) Tie Pilsener Bürgerliche Brauerei verteilt 13 000 Kr. gegen 11 800 Kronen für jedes braubercchtigte Haus; die Erste Pilsener Aktien-Brauerei setzte die Dividende auf 130 gegen 120 Kr. und die Genossenschaftsbranerei auf 130 gegen 110 Kr. fest. (Wiederholt.) * Madrid, 12. Oktober. Der Gouverneur der Bank von Spanien und die Vertreter der Tabalmonopol Gesellschaft und mehrerer Eisenbahn-Gesellschaften traten gestern Abend im Finanzministerium zu einer Besprechung über die Bildung des Syndikats zum Ankauf von Gold zusammen. Die Stimmung zeigte sich dem Plane durchaus günstig; es wurde jedoch kein endgültiger Beschluß gefaßt, da die Teilnehmer der Besprechung sich erst mit ihren Auftraggebern beraten wollen. Die nächste Versammlung wird am nächsten Sonnabend stattfinden. * New ?)ork, 11. Oktober. Der kanadische Minister für Milizen und Landesverteidigung, Borden, gibt bekannt, daß zwischen der kanadischen und der britischen Regierung ein Ab kommen getroffen worden ist, durch welches ein Schnelldampfer dienst zwischen Livrrpoot und Eanada eingerichtet wird. Die jährliche Subvention beträgt 1 125 000 Toll. Da» Ab kommen bleibt für 10 Jahre in Kraft. Während des Winters wird Halifax der Hafen für Canada sein. * New Aork, 11. Oktober. Der Wert der in der vergangenen Woche eingcführtcn Waren betrug 10 610 000 Doll, gegen 12 820 000 Doll, in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 320 000 Doll, gegen 2 360 000 Doll, in der Vorwoche. — In ver gangener Woche sand keine Ausfuhr von Gold statt. Die Silberausfuhr beziffert sich auf 646 315 Doll., welche nach London gingen. * New Aork, 11. Oktober. Bericht über die amerikanische» Vaumwollmärkte. Baumwolle eröffnete fest mit etwas höheren Preisen im Einklang mit Liverpool. Anfangs behielt der Markt die gute Haltung bei auf geringeres Angebot von Lokobaumwolle und auf Deckungen unter Führung der Platzspekulation. Später gaben die Preise nach auf Abgaben der Spekulation, denen wenig Nach frage gegenüberstand, Erwartung umfangreicherer Zufuhren, und auf große Verkäufe von Kommissionshäusern. Auch wirkten verstimmend die unbefriedigenden Verhältnisse an der Fonds börse infolge von Befürchtungen, daß der Kohlenarbeiter-Aus- staud weiteren bedrohlichen Umsang annebmen werde. Schluß kaum stetig. Preise durchschnittlich 7 Points niedriger. — — New York. Middling Upland loko 8,85, Oktober 8,46. November 8,49, Dezember 8,59, Januar 8,67, Februar 8,47, März 8,48, April 8,46, Mai 8,49. — New Orleans. Loko middling 8V„, Oktober 8,20, November 8,22, Dezember 8,28, Januar 8,32, Februar 8L3, März 8,38, April 8,39, Mai 8,42. — Tagesstatistik. Zufuhren in den atlantischen Häfen 19000 B., in den Golshäfen 25 000 B., in den Jnnenplätzen 32000 B„ El- Port nach England 8000 B., nach dem Kontinent 55 000 B. * Nero York, 11. Oktober. Fondsbörse. Durch den Bank ausweis» der den Erwartungen entsprochen hat, wurde die Vor nahme von Liauidationsvcrkäufen beschleunigt. Wenn auch hin ui>d wieder während des Nörsenvcrlauscs eine sprunghafte Er holung auf Tcckungskäufe der berufsmäßigen Spekulation Platz griff, schloß der Markt doch mit schwacher Tendenz. Das Ge schäft bei Börsenschlutz war lebhaft. Der Umsatz der Aktien be trug 320 000 Stück. s New York, 11. Oktober. Weizen eröffnete willig mit Cent niedrigerem Dczemberprers ans ungünstige Ernteberichte aus Argentinien. Auch weiterhin gaben die Preise nach auf den Regicrungsbericht und Abgaben der Spekulation, befestigten sich jedoch später wieder auf Deckungen und im Einklänge mir der Heftigkeit in Chicago. Schluß feg; Dezember "/« höher, Mai N niedriger. — Mais eröffnete willig. Dezember Z4 bis Ai Cent niedriger auf günstiges Wetter im Westen. Auch während des weiteren Verlaufes gaben die Preise nach auf den Bericht des Washingtoner Ackerbauburcaus nnd auf PositronSlösungen. Später beseitigten sich die Preise auf Deckungen. Schluß fest; Dezember A höher, Mai V« niedriger. — Nachbörse. Weizen per Dezember 76, Mai» 54^. * Chicago, 11. Oktober. Weizen eröffnete per Dezember A bis A Cent niedriger auf ungünstige Eritteberichtc au» Argen tinien. Anfangs gaben die Preise weiter nach auf Platzvcrkäufe und günstiges Wetter im Westen. Auch wirkte der Bericht des Washingtoner Ackerbauburcaus abschwächend. Im späteren Ver lause zogen die Preise an auf Deckungen, schwaches Angebot und auf geringere Bewertung der Ernte. Schluß fest, bis Cent höher. — Mais gab der der Eröffnung um A bis htz Cent per Dezember nach auf günstiges Wetter im Westen. Die Preise gaben während des Verlaufes weiter nach auf den Ackerbau bericht, sowie auf Platzvcrkäufe bei umfangreichem Angebot. In später Börscnstnndc erholten sich die Preise aus Deckungen und nn Einklang mit Weizen. Schluß fest. Preise unverändert bis Cent niedriger; November 1Z4 Cent niedriger. 2281, Kort.» V«t.o.8k. 72», »ut -I Stuoäsu vurokocknttt» >-Ltu»r»t« S, 00 IS8^, 671, 8S 74'!« 73-« 73'!« 08'« 8« SS»« SS'« SS so», 62 103», 88», 38 87», 46». 4.82" 4.861, sz» S41, »11« 1371« 63 SS 118 8S1, SS 100 1031« 1S2A 34 28 182»« 184 Kort. SltV««t. pro/. SimnnvIvLni» kkU.LNo»ä. o.kd. «Io. I prst. äo. Il vrot. 8tI,oui»L8»nprc. «Io. «Io. Il prst. 8t^oiU«8.Vo,t.l. äo. Il luoow« 8outkvru kootüc 8outd.Nollv.oow «Io. äo. vr«t. 8IIbor LuUIou 1>nn. Oo»I» Iran vinouk»«.<!.8d»r. «Io. äo. vrot. vn. 8t. 8t«ol Oorp äo. äo. vrot. OK. L Kortkv. pr. OKI». I'erw. prok. Oksorp. L Outo vouv.LINoO.L 8d äo. äo. krot. Nrio oowmon 8K. tlrl« I prskorrsä - II protorroä Ocu. Lloctrio lMnal« Oontr»! I-ouiiv. L Kookv. äo. äo. prot. Hloxourl l'»cltlo KovVorkOoutr»! KsvVvrkOut»rlo Kortd. k»c. S"o 8 Kortd. «»vur.oow. Veeksnl l,oitäou Oob!» 7^»n,fsr» VsckosI piuä» äo. 8erNir äo. ruoi. kt 4°Z,Vsr.8t.-«.ISD XwolxowOoppor. Xu»o. Nlu. caw. Xw«r. Suxkr Not. Xtvk.7'op«8.I!'s c. äo. äo. prvl. «Io. uou» 4h« S. 8»It!worsu.0KIo O»o»<ll»n NoeUiv OKIo uXIton oow. Okic-L Or. tVv«t.c Ok^iIv.»8t.?I.o. Odle. Nock I«I. ?. OK^Ni>rtkv.c..8d Oeltl , äo. Lw«r»t« Nlr wtrt« I)»rlok«u ä. L. 11. Oktodor. Vookiol »ul ?«rl» 81,60. «»»»>»» «klr—. U. Oktaler. Oolä 228.30. 37»- 481- 43 80 371, 66 SOI. 177 14» ISS'!« 281, S9'« 107»- 1V21, 32-i. 73-i, 107»« Verantwortlicher Redakteur vr. Henn. Aüchttng in Leipzig, für den musikalischen Teil Adslf Sdrthardt in Leipzig.
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