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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030901011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903090101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903090101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-01
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Porto). Innahmrschlnk für Alyet-em Sbend-Au-gab«: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4 Uhr. Lnzetgea sind stet» an die Expedition zu richten. Di» Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis abends 7 Uhr. Nr. 443 DienStag den 1. September 1903. 97. Jahrgang. Rußlands Flolteulmudgebung und dir Lalkanjrageu. V. 8. Gelt der «bbernft»«» de- russischen Geschwüber aus der Iwiada^Bucht hat sich die Sage insofern gebessert, als di« Gefahr eine» unmittelbaren ZusamenstoßeS aus dem Balkan beseitigt ist. Rußland hat erhalten, ma» e» wollte. Die Pforte hat Genuatuuna kür die Ermordung des Kon sul» RostkowSky erteilt und außerdem den Behörden anbe fohlen, genau über die Erhaltung von Ruhe und Ordnung zu wachen. Unter normalen Verhältnissen müßte man annehmen, -aß da» Zarenreich in nächster Zeit keinen An laß zur Unzufriedenheit in Konstantinopel haben wird. Ein« ander« Frage ist aber die, ob die Russen jetzt ihre Flotte wieder in den Friedensstand setzen und ob über- Haupt -t« AuSsendwng de» Geschwader» nur -um Zweck -er Erlangung von Genugtuung erfolgt war. Bo« vornherein mußte e» auffallen, -aß die russische Regierung im vorstehenden Falle, für den die Türkei un ter allen Umständen au»reichende Sühne geboten hätte, ein Geschwader mobil machte, welche» zur Not auch für -en Krieg au-gereicht hätte. Vierzehn Wimpel find für gewöhnlich für eine Demonstration zu viel. E» ist daher natürlich, wenn man sich mit den amtlichen Versicherungen -e» Petersburger Kabinett» nicht begnügt, sondern nach anderen tieferen Ursachen für die Ausrüstung de» Echwarzmeergcschwader» forscht. Da lenken sich die Blicke unwillkürlich auf andere Interessensphären de» Zaren reiche», die unter Umständen da» Hervortreten au» der Zurückhaltung geboten erscheinen lassen. Fast gleichzeitig, da die Aussendung de» Geschwaders in die türkischen Ge wässer beschlossen wurde, errichtete ein UkaS des Zaren Nikolaus -le neue Statthalterschaft im Osten Men». Der löedouke lt-at nahe, daß zwischen beiden bedeutsame« vor« gängen ei« innerer Zusammenhang bestand. Die Peters burger Staatsmänner leaten auf die Konsolidierung der russischen Macht am Gelben Meere offenbar da» größere Gewicht. Sie wünschten die Einrichtung -er Statthalter- schäft glatt und obne Widerstand zu vollziehen, in der richtigen Voraussetzung, daß da» Geschehene schließlich von den Nebenbuhlern hinaenommen werben wird. Darum suchten sie di« Aufmerksamkeit Großbritannien» von den ostasiatischen Ereignissen abzulenken. Das ist nun teilweise entschieden durch die Aufbauschung der Gefahren am Balkan geschehen. Und al» dann Rußland sein Schwarz meergeschwader gegen den Bosporus auSsandt«, da gab «» nicht wenig«, w«lche in dieser Handlung den Beginn einer kriegerischen Aktion erblickten. In London begann man ««ruhig zu werden, konzentriert« seine Tätigkeit »ach -em Balkan, und Rußland hatte -adurch freie Hand zur Führung de» Schlage» an der Grenze China» und Korea». Zum Teil ist also die Aufgabe de» Schwarzmeer- »«schwader» ein« diplomatisch« gewesen. 'Aber -a§ war sicher nicht -er einzige Zweck, der -en Zaren zu feiner immerhin ungewöhnlichen Maßnahme bewogen hat. Die Zustände auf dem Balkan haben allmählich einen so ern sten Charakter angenommen, -aß sie nicht lange so -leiben könne« und daß nach -er einen oder der andern Sette «ine baldig« Entscheidung getroffen werden muß. Da ist e» natürlich, wenn da» Zarenreich schon jetzt seine Borbe- reitungen dazu trifft, namentlich, da «» wichtige Ansprüche in solchem Falle erheben würde. Rußland g«nügen seine Kriegshäfen und Flottenstationen im Schwarzen Meere noch nicht. E» plant seit langem eine Festsetzung an der Westküste diese» Gewässer» und ist »«»halb schon vor mehrere» Jahren mit Bulgarien in Verhandlungen ge treten. Burga» sollte, wie oft versichert wurde, der Prei set«, den da» Fürstentum Rußland für di« militärische Unterstützung im Fall von Verwicklungen zahlen müsse. viSher aber ist au» der Sache nicht» geworden, sei e», daß Bulgarien sich gegen -1« Abtretung de» Platze» sträubt«, sei e», daß auch von anderer Seite Widerspruch gegen die Festsetzung Rußland» s» nabe am BoSporu» erhoben wurde. Sollte e« in-«» zu, Regelung der Verhältnisse auf dem Balkan und zur Lösung -er makedonischen Krage komme«, so ist e» sichre, -aß di« Zarenregierung ihre Wünsche wegen der Westküste de» Schwarze« Meere» mit «ollem Nachdruck gelten- mache» wird. ' Schon hieran» «rgibt sich für Rußland die Notwendig keit, mit einer Achtung gebietenden Kriegsmacht auf dem Platz« zu erscheinen, wenn die Interessensphäre» auf dem Balkan geteilt «erden sollen. E» kommt aber noch eine an dere Frag« in Betracht, die ebenfalls jetzt anscheinend vor d«r Entscheidung steht. Bekanntlich «ft» -er General gouverneur von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, seine Tätigkeit auf der Insel beschließen und sein Amt in die Hände der Großmächte zurückgeben. Da» hätte zur Folg«, baß auch di« Zukunft Kreta» geregelt «»erden muß, daß entweder ein neuer Generalgouvernenr ernannt oder bi« Lngtte-ernug an Griechenland bestimmt werbe« wird. Diese »ngelegen-ett würbe aber ebenfall» auf Hinderniss« Großbritannien» zum Ausdruck käme. Beide Staaten haben ihr Augenmerk auf die in Nordkreta belesene Suöa^Bai gerichtet, wo sich ein vortrefflicher Stützpunkt für Kriegsschiffe einrichten ließe. Rußland wünscht die Erwerbung der Bucht, weil es eine Kohlenstatton und eine OperationSbasis für fein Mittelmeergeschwader braucht, und England «r-ebt au» ähnlichen Gründen die gleichen Ansprüche. Soll die Kretafrage entschieden werden, so werben sich vermutlich nach verschiedenen Setten Schwierigkeiten er geben, bi« nur von den gerüsteten und starken Staaten überwunden werben können. Rußland trifft demnach lediglich Vorsorge, wenn eS sein« Flotte kriegsbereit hält und Len Diplomaten zur Verfügung stellt. An den Krieg denkt im Ernste niemand in Petersburg. Dazu ist man aus verschiedenen Gründen nicht im stände. Aber die politischen Berhandlunaen können unter dem Schutze -er Armee und Marine bedeutend wirkungsvoller geführt werden. Und deshalb dürfte das Schwarzmeergeschwader noch weiter in seiner Rüstung bleiben. zur Bestreitung laufender Ausgaben des Reiches auf den Invalidenfonds zurückzugreisen. Der damals leitende Staatsmann kennzeichnete dieses Bemühen am 10. Marz 1877 im Reichstag« folgendermaßen in drastischer Weise: «Der Herr Abgeordnete hat uns auf unser Kapital vermögen verwiesen und empfiehlt uns, das aus allen Ecken zusammenzukratzen und davon zu leben, nicht aber für dauernde Ausgaben, die sich wiederholen, dauernde Deckungs mittel zu beschaffen, sondern die Beschaffung dauernder Deckungsmittel aufzuschieben, bis wir unser Besitztum an Kapitalien aufgezehrt haben." Der Reichskanzler drang daraus, -em Reiche dieses im Invalidenfonds zu einem bestimmten Zweck geschaffene vermögen zu gönnen. Es seien auch Kriege möglich, bet denen man keine Kontributionen» habe und bei Lenen man auf das, was man habe, eben angewiesen bleibe. Mehr fach ist im Laufe der Jahre die Ansicht vertreten worden, der Invalidenfonds sei eine Anomalie. Der neue Reichs- schatzsekretär scheint dieser Auffassung nicht zuzuneigen. ES ist anzunehmen, daß ein etwaiger Versuch, die ur sprüngliche Generalbestimmung des Fonds wieder her- zustcllen, ans die Zustimmung der verbündeten Regie rung, wie auch auf die einer Mehrheit des Reichstages rechnen könne. Zur Geschichte Les NeichsinvaULerrfonLs. Der Reichsffchatzsekvetär hat sich in München dahin ausgesprochen, e» müsse bald der Anfang mit einer plan mäßige» Schuldentilgung gemacht, zunächst aber eine Sanierung de» RrtchSinvattdensomdS herbeigeführt werden. In welchem Maße letzterer dessen bedürftig fei, ist tn -en RvtchStagSverhandlungen der vergangenen Jahre zur Genüge besprochen worden. Der Reichstag hat bereit» in seiner ersten Sitzung 1871 dir Begründung de» Inoalidenfond- beschlossen. Der be treffende Gesetzentwurf gelangte tm Frühjahre 1878 zur Vorlegung. Bet der ersten Beratung am 27. März hob der Präsident de» Reichskanzleramtes, Minister Dal- brück, die Zweckmäßigkeit hervor, die Invaltdew»«-- gaben nicht an» den ei-«««» Mittet» dich Reich«» ober der einzelne» SttwSen, sondern «uS eins» bereit- ltsgenden Fond» zu Eestrette», da niemand «iss«, oh nicht Zetten eintreten könnten, w«lche diese Pensionszahlungen zu einer sehr drückenden Last für die Kinanzkräste der Staaten machen würden. Der aus den Parteien ge machte Vorschlag, das Geld unter die einzelnen Staaten zu verteil«« «nd diesen die Verwaltung zu überlassen, wurde verworfen. Man ging davon auS, e» würden dann gerad« kleinere Staaten durch ihre Kammern ge drängt werden, baS Gel- zu unnötigen Ausgaben oder zu Steuernachläfsen zu benutzen. Die Kommission schlug vor, die Gelber, bei welchen eS weniger auf hohen Zins als auf sichere und möglichst dauernde Anlage ankomme. nur an das Reich selbst und die Bundesstaaten auSzw» leihen und nur für die nächste Zett, bis 1. Januar 187S, auch andere Schuldverschreibungen zu gestatten, damit nicht -i« Dummen längere Zeit unproduktiv -alägen. Außerdem verlangte die Kommission, etwaige Ueberschüsse eines Jahres sollten nicht in den Fonds, sondern in -te Reichskasse fließen. Die Regierung bekämpfte -1« vor- geschlagen«« Einschränkungen in der zinsbaren An legung, sobald man aber von denselben absak gab eS ein wahres Wettrennen von Interessen. Der eine Ab geordnete empfahl die Kommunen, ein anderer die Sisenbahngesellschasten, ein dritter die landwirtschaftlichen Kreditanstalten als ebenso würdig «sie sicher für An stalten. Winbthorst bezeichnete eS al» einen un geheueren wirtschaftlichen und politischen Fehler, -aß der Reichstag hier einen Geldkokoß schaffe, -er einem einzigen Mann« zur Verfügung gestellt werd«. Alle Einzel kammern würden dadurch von der Reichsregierung ab hängig gemacht «nd die Ketten, welche dieser dem Koloß anlegen wolle, würden leicht zersprengt «erden; denn da» Geld sei mächtiger al» alles andere. Die einzelnen Staaten würde« sich zur Verwaltung viel besser eignen al» das Reich. Nach dem Anträge de» nottonalbibevalen Abgeord ¬ neten v. Benda beschloß der Reichstag, außer -en Schuldscheinen de» Reich«- und der Bundesstaaten auch dtt von Kommunen, Kreisen und Provinzen, soweit sie einer regelmäßigen Amortisation unter liegen, -n-ulassen, andere Schuldscheine aber au Sau schließen und nur HP 1. Juli 1876 zu genehmigen. Hin sichtlich der Verwaltung wurde beschlossen, -atz sie mehr -em direkten Einflüsse Les Reichskanzlers untergeordnet werden und die vom vundeSrate zu wählend« Kom mission nur eine indirekte Mitwirkung bezüglich der Ge setzmäßigkeit aller BevwaltungSmatzr«geln «in« Kontrolle auSüben solle. Der ReichstuvackidenfondS und die Finanzverwaltung des Reiche» waren -an« jahrelang mehrfachen widrigen Strömungen ausgesetzt. Die Verwaltung de» Fond würde »um Gegenstände dunkler Anklagen und Ver dächtigungen »ege« bi« oberst« Ftnanzbehörd« b«S Reiche» von ultra«onlauer und von konservativer Sette gemacht. S» wurde behauptet, baß der Fond» durch die teilweise Anlegung in Eisenbahn.Prioritäts-Obligationen eine schwere Schädigung erfahren habe. M» dem Reichstag« beim Beginne der Session 1876 ein« Vorlage gemacht wurde, welch« ein« Aenderung de» Gesetze» Wer -en In validenfon-» gerabe in Betreff -er a»gekauften Priori- tätS-ObliAattonen, nämlich eine Hinawlfchiebimg -e» Termin» zur anberweiten Belegung -er Gelder, ver langt«, war «olle Gelegenheit zur Geltendmachung und Prüfung jener Bedenken «nd Anklagen geboten. E» kam zu sehe erregte« Auseinandersetzungen da» beab ¬ sichtigte Mißtrauensvotum verwandelte sich in fein Gegenteil. Eine wettere widrige Strömung, mit de« Re Verwal tung -e» Reichsinvaftdensond», in erster Linie der leitend« Staatsmann, zu kämpfen hatte, entsprang -en sich von Jahr z« Jahr wiederholende« Versuchen eine» Teil te, «»-,» «Man PDP»», de» «hgeee-nstsn ktchra», Deutsches Reich. v. L. L. Berlin, 81. August. (Hat sich bas Zentrum gemausert?) Auf dem diesjährigen Katholikentage ist mit besonderer Wichtigkeit, mit Pauken und Posaunen immer wieder versichert worden, daß das Zentrum die sicherste Stütze für Thron und Altar und der katholische BolkSteil in Deutschland stramm monarchisch gesinnt sei. Diesen Behauptungen widersprechen die nackten Tatsachen, die sich gelegentlich der RetchstagSwahl feststellen liehen. Ein Mitglied des RetchSverbandes der nattonalttberale« Iugendvereme gab kürzlich in den „Preußischen Jahrbüchern" hierüber folgende Ausstellung: „DaS Zentrum, diese „Stütze des Thrones", wirkt geradezu umgekehrt. Bei deu letzten ReichRa-Avery len haben unter -en fünf unter ZenkrnmSherrschast stehenden Provinzen Bayern- Re Zentrumssttmmen um 86,7 Prozent, die der Sozialdemokraten aber um 64,4 Prozent zu genommen, während in der liberal angehauchten Provinz Mittelfranken di« Zunahme der Sozialdemokraten nur 29,7 Prozent betrug. In einem Artikel der „Neuen Zeit" hat der neugewählte Sozialdemokrat Hu 6 nachgewiesen, daß.die einst ultramontancn Wahlkreise und di« Orte nttt überwiegen- katholischer Bevölkerung am wenigsten Widerstandsfähigkeit gegen die Sozialdemokratie zeigten. Nachdem er auf die Über wiegend katholischen Städte München und Mainz hin- gewtesen hat, fährt er fort: „Und gerade in jenen Kreisen ist di« sozialdemokratische Flut am gewaltigsten an- aeschwollem wo die Katholiken in der Mehrheit sind, Essen und Duisburg. Hier ist unsere Gttmmen-ahl seit 1890 um da- Sieben- und LaS Achtfache gestiegen. Wo bleibt da di« Umsturzsichcrhett LeS katholischen Staatsbürgers?" Einfach verblüffend wirkte aber folgende Tatsache: Im Kreise Bochum ist der südliche Teil (Witten, Hattingen) stärker evangelisch, -er Norden (Gelsenkirchen, Hern«) überwiegend katholisch. Beeinflußt von früheren Er fahrungen, setzten wir unsere größten Hoffnungen auf den evangelischen Süden — und wurden enttäuscht! Wohl wählte der Hattingen-Wittener Bezirk gut — aber be deuten- besser schnitten wir ab in den ultramonta- nen HochbnrgenWattenscheid, Gelsenkirchen, Herne, Eikel- Wanne. Gerade hier liegen Wahlbezirke, wo unsere Ttimmenziffern um 100 vis 300 v. H. stiegen. Und in der Stichwahl haben uns gerade die über- wiegend katholischen Ortschaften -en Steg «erschafft, der durch das versagen -e» evangelischen Süden» sehr in Frage gestellt war." -r- Berlin, Sl. August. (Wie e» gemacht wird.) Die „Germania" batte letzthin an der Hand der bis- berigen Zusammenstellung eine Veröffentlichung über die bei der letzten Reichstagswabl abgegebenen Zentrvmsstimmen gebrach». Da« welfische Hauptorgan weist mancherlei Irrtümer de» Resultat» der „Germania" nach. Zunächst erbebt da» Blatt mit vollem Rechte die Frage, ob die Stimmen der welfischen Hospitanten de» Zentrum» be rechtigterweise dieser Partei zugeschrieden werden dürfen. Zum mindeste« aber ist e» ein starke» Stück, die Stimmen auch solcher welsischen Abgeordneten -in,«zurechnen, die eventuell al» Hospitanten dem Zentrum beitreten, die aber noch keine offizielle Erklärung darüber abgegeben habe», wie es -ei deu Abgeordnete« von Hodeoberg und Colshorn der Fall ist. Die» hat noch ein,» besonderen Humor im Falle H-denber-, weil nämlich Herrn v. Hodenberg ein ZentrnmSzädlkandidat gegenäbergestellt worden war; jetzt wird er freilich in ganz anderem Sinne, selbst zum „Zäklkaadidaten" de- Zentrum« gemacht. Die „Germania" hatte ferner behauptet, daß in keinem ein- ziaea Wahlkreise die Stimme, einer andern Partei im ersten Wahlgang« für da» Zentrum abgegeben worden seien. Da« hannoversche Welfenorgan weist nun nach, daß allein in der Provinz Hannover in zwei Fällen die Behauptung der .Ger mania" nicht zntriss'. Da» Blatt schreibt nämli»: ,9m 3. Wa h l- kreise (Meppen - Lingen) wird der al» Zeairumsmnglied dort gewählte Abgeordnete auch von etwa LV Prozent nicht katholischen Deutsch-Hannoveranern gewählt, und wenn auch sein Sieg ohne diese» Eintreten gesichert ist, so vermehrt es doch den Glan» desselben sowie die Sttmmeuzahl. Im >0. Wahlkreise (Hildesheim) sind diesmal protestanliscbe Mitglieder de» Bunde» der Landwirte für de» Zentrum»- kandid«»«» bei der Hanptwahl eingetreten und zwar in einer Stärke von 3006 Wählern, ohne welch» der gewählte Ab- aeordoer« nicht in die Stichwahl gekommen wä,e." Da« Gedächtnis der Herren vo« Zentrum ist außerordentlich stark, nm« a» sich nm Re Erinnern»» an «litten« wirklich« und angebliche Kränkungen handelt -- man erinnere sich vur der ve>weigerten BiSmaickSekrung im Frübjabr 1895 —, e» ist aber sehr unzuverlässig, wenn «S gilt, aä wajorew gloriLw der Pa-ie- Zahlen in aruppieren * Berlin, 3l. August. Ueber Krüppelfür sorge, ihre Ziele und Erfolge verbreitet sich in der Krankenpflege" (2. Jahrgang, Heft 10) der Pro fessor der Orthopädie Bulpius (Heidelberg). Bei den Krüppeln hat man angeborene und erworbene Mißbil dungen zu unterscheiden. Aus den Zahlenreihen, die der Verfasser in seinem Aufsatze erwähnt, seien die folgen- den hier genannt: Eine staatliche Erhebung stellte in Schleswig-Holstein 1897 4770 Krüppel fest, darunter 1300 Kinder. In Brandenburg ergab eine private, un vollständige Umfrage 1896 1100 Krüppel. In Mecklenburg wurden auf dem platten Lande 1000 Krüppel, darunter 231 Kinder, festgestellt. Jedenfalls ist die Zahl der vor handenen Krüppel eine beträchtliche, und es handelt sich meist um Angehörige der unbemittelten Stände. Bon den bestehenden Krüppelheimen, deren älteste- seit 1837 in München besteht und deren Zahl durch staatliche, gemeindliche wie auch private Unterstützung in raschem Fortgang begriffen ist, werben ernstliche Bemühungen ge macht, um die arme nKrüppel dem Bettel-oder dem Armen. Hause zu entziehen. Die Krüppelhetme bieten zunächst ärztlich« Behandlung; blutige und unblutige Eingriffe der modern«, Orthopädie; die sinnreichen Apparate diesen modernen Wissenschaft sind sehr oft geeignet, Form» schöben zu heilen und die Leistungsfähigkeit der G.teber zu verbessern. Erst wenn die ärztliche Behandlung daS Mögliche geleistet hat, tritt der Zögling in die Schule ein, die im wesentlichen den Anforderungen der Volksschule entspricht; nebenher geht noch die Vorbereitung auf -en künftigen Beruf, in den der Zögling nach der Konfir- mation eintritt. Die Auswahl unter -en verschiedenen Berufscvrten ist recht groß: Schneider, Schuhmacher, Korbflechter, Bürstenbinder, Schreiner, Dreher, Buch binder, Randagistcn, Schlosser, vor allem auch Schreiber, finden in den Werkstätten Lehrmeister, die häufig selber frühere Zöglinge des Hauses sind und dadurch ein be- sonder- gutes Verständnis für die Schwächen ihrer Lehr linge und für die Art der Unterweisung besitzen. Die Mädchen erlernen den Haushalt »nd ave weiblichen Hand- arbeiten. Natürlich können die Krüppel nicht mit den Gesunden konkurrieren, doch leistem sie oft — besonders auf künstlerischem Gebiete — Vorzügliches. Nach der Lehrzeit erwächst -cm Krüppelheim die Pflicht, den Zög- ltng zu selbständiger Tätigkeit zu Helsen. Es muß nach Arbeitsstellen Umschau gehalten werden; wenn dies keinen Ersolg hat, so kann das Heim dem die Anstalt ver- lassenden Arbeiter Werkzeug und Materialien stellen und für seine Erzeugnisse Absatz schaffen. Upter ungünstigen Umständen findet der Krüppel in der Anstalt ein lebens- längliches Unterkommen und in dem Betriebe derselben werden die Fähigkeiten des Unglücklichen so weit als mvg. lich verwertet. Die Erfolge der Krüppelheime werden mit Recht als große geschildert. Der hülslose, wertlose Krüppel wird zu einem Menschen herangebildet, der etwas zu leisten vermag und dadurch auch Freude am Leben ge- winnt. Er bleibt von Verbitterung, Enttäuschung, Gram und Sorg« bewahrt und braucht nicht von Almosen zu leben. Aber auch tn volkswirtschaftlichem Sinne haben die Krüppelheime große Erfolge zu verzeichnen, indem der Rest von Arbeitskraft, der schließlich in jedem Krüppsi steckt und brach liegt, hervorgeholt und nutzbar gemacht wird. Indem der Krüppel eine mehr oder weniger selbst- ständige Erfftenz erhält, erleichtert er die Armenpflege, die staatliche Fürsorge. Die umfangreiche Statistik der oben erwähnten Münchener Anstalt ergibt, daß nur der zehnte Teil der Zöglinge eS nicht vermocht hat. sich danernd wirtschaftlich selbständig zu machen. Die Arbeiten der Krüppel decken zu nicht geringem Teil die Bedürfnisse der Anstalt, die Werkstätten können sogar Ueberschüsse er- zielen. Ans allen diesen Gründen ist dem Fortschritt auf dem Gebiete -er Krttppelfpflege weitgehende Für sorge des Staates und der Gemeinde zu wünschen. (-) Berlin, 31. August. (Telegramm.» Der Kaiser, dir Kaiserin und der Großberzog von Sachsen mit Gemahlin besuchte» heute vormittag da« Hohen zollern- Museum. (-) Berlin, 81. August. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" gibt bekannt, daß dem Staatssekretär im Reichs schatzamt« Frbr. ». Thtelmann unter Verleihung de» Range» und Cbarakter» als StaatSminister die nachgejuchte Dienst entlassung erteilt und der bayerische Staatsrat Frriberr n. Ttenqel zum Staatssekretär im Reich»schatzamt unter Verleidung de« Cbarakter» al» Wirklicher Gedeimer Rat mit dem Pratilat Exzellenz ernannt und m t der Stellvertretung de« Reichskanzlers m Reichsfinanzangelegen heiten gemäß dem Gesetz von 1878 beauftragt worden ist. D Perlt«, 31. August. (Telegramm.) Der Prä sident de« evangelischen Oberkirchenrat- v. Bark hansen, der an der beute nachmittag erfolgten Beisetzung de» verstorbenen Generalsuperiutrndenten Nehmitz in Breslau teilnehmen wollte, wurde im Trauerbause von einem Herz schlage befallen, der seinen sofortigen Tod herbeisübrte. — Auf dem Kölner Katholikentag« hat man in den öffentlichen Versammlungen di« traditionelle« Klagen vernommen über die Unfreiheit -er katholischen Kirche in Deutschland und über die Notwendigkeit, -en Katholiken im Deutschen Reiche Gleichberechtigung und Freiheit zu erkämpfen. Wie die Führer de» Zentrums in Wirklich keit denken, das hat Herr Bachem in einer geschlossener^ Versammlung auSgcplaubert, nSmlich im „Augustinus- verein"; au» dieser Versammlung berichtet das „AugustinuSdlatt", vielleicht zum nachträglichen Schreck de» Herrn vachem, folgende Aeußerung be» letzteren: „Die Regierung, die Presse, die Parlamente, alles nimmt heute Rücksicht auf unS Wenn wir die Dinge in den sogenann ten katholischen Ländern betrachten, dann müssen wir den Satz aufstcllcn, daß «S für den Katholizi smu» noch am besten steht in Deutschland." Ganz so, wie der verstorbene Leo LUI. gegenüber dem Geneml Loti sich Lnßertel
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