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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030903016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
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Der einflußreiche Staatsmann behielt die Finanzleitung de» Aarenreiche» und genoß anscheinend da» vertrauen seines Herrscher» in so au-gedehntem Maße, daß ein Wechsel im Finanzministerium schließlich immer für ausgeschlossen aalt. Und nun ist das Ereignis doch eingetreten — unerwartet und überraschend und in einer Form, die ein sicheres Urteil noch nicht gestattet. Nur soviel ist gewiß, daß Herr v. Witte nicht mehr Finanzministerin Rußland ist, daß er vielleicht eine oberste Kontrolle über sein bisherige» Reffort behält, aber die eigentliche Geschäftsführung dem Direktor der RetchSbank, Plnske, überläßt. Der Zar hat bekanntlich den bisherigen Finanzmtntster zum Präsidenten de» Mtnistercomitd» er« namnt. An diese Berufung hat man dir verschiedensten und weitgehendsten Erörterungen geknüpft. In Westeuropa neigt man zur Annahme, der Vorsitzende deS MinistercomttöS sei eine Art Ministerpräsident für Rußland, eine Persönlichkeit, die über die Gesamtlage des Reiche» dem Zaren berichtet und -essen Rat er in allen wichtigeren Fragen einholt. Da» entspricht inde» nicht der Bedeutung de» Amte». Der Präsident de- Mtnistercomitös beschränkt sein« Tätigkeit aus die Leitung der Sitzungen de» Gesamtministerium», in denen aber gewöhnlich nur die Vorlagen de» ReichSrat» besprochen werden. Die einzelnen Reffort» handeln un abhängig, und lediglich mitunter werden besondere Neue« rungen dem „Ministerrate" unterbreitet. Letzterer muß vom Ministercomits" unterschieden werden, er wird höchst selten Unberufen, und der Zar persönlich führt den Vorsitz. Unter Alexander HI. sand die denkwürdigste Mtnisterratssitzung bald nach seiner Thronbesteigung statt, al» da» Lori» Lstelikoffsche Refornwrosekt zu Grabe ge tragen und da» bekannte, von Pobjedonos-esf verfaßte Selbstherrschaft-manifest festaestellt wurde. Der Präsident des MinistercomitS» hat damit nicht das Geringste zu tun, und er wird gewöhnlich auS der Zahl der Minister gewählt, denen der Herrscher sein besonderes Wohlwollen beweisen will, und die in Beziehungen zur Negierung bleiben, aber nicht mehr direkten Einfluß aus» üben sollen. So hat denn auch, solange diese» Amt be steht, noch nie ein Präsident des MinistercomitSS eine maß- gebende Rolle spielen können- Selbst -er kluge un energisch« Graf Walu-seff, einer der hervorragendsten Staatsmänner Alexanders II., Hat nicht» au» der Siel- lung machen können. Nun ist die Berufung de» Staatssekretär» Witte an di« Spitze d«S Ministereomift» allerdings unter Umständen erfolgt, die nicht unbedingt für sein« vollständige Kalt stellung sprechen. Er hat den ausdrücklichen Auftrag er- halten, di« Handelsvertrag-Verhandlungen mit Deutschland zu führen und zum Abschluß zu bringen; seine genaue Bekanntschaft mit Handel und In dustrie wird rühmend hervorgehoben. Darau» läßt sich entnehmen, daß Herr v. Witte einstweilen die Muhe nicht erhält, sondern nach wie vor in enger Verbindung mit -em Finanzministerium bleibt. Ob der Zar von dem Wunsche geleitet wurde, die wirtschaftliche Verständigung mit dem Deutschen Reiche Witte noch vollenden »u lassen und ihn dann auf da» Präsidium im MinistercomitS zu be schränken, oder ob irr der Tat eine Neuerung geschaffen wird und der jetzige Präsident tatsächlich Einfluß in den wichtigeren politischen Angelegenheiten erhält, läßt sich vorläufig nicht bestimmen- Aber jedenfalls ist anzunehmen, daß der bisherige Ftnanzmintsier versuchen wird, auch in seinem eben verliehenen Amte zur Geltung zu kommen. Wenn der Zar «S für nötig hielt, di« Leitung des Finanzwesens einer anderen Persönlichkeit zu übertragen, so kann da» eigentlich nicht überraschen. Der Minister Witte hat manche Ersolg« auszuweisen. Er hat eine außer ordentliche Regsamkeit entfaltet, zahlreiche Unter nehmungen in» LeVen aerufen, da» Staatsbudget in seinen Einnahmen und Ausgaben vermehrt und di« Entwicklung der Industrie gefördert. Dem flüchtigen Beobachter bietet die zehnjährige Wirksamkeit Witte» ein -längende» Bild. Aber der Volkswohlstand hat empfindlich -«litten, bi« Steuern sind erhöht und die Landwirtschaft ist in einer Weise zerrüttet, daß ihr Bankerott unvermeidlich scheint. Dazu ist di« Staatsschuld in» Ungemeflene -«stiegen. Un ter Mtte erreichte die Schuldenlast Rußland» schon am 1. Januar 1000 die ungeheure Summe von 0180 Millionen Rubel, ein Betrag, für den er jährlich SSS Millionen nötig -at, um die Zinsen zu bezavlen und ein« allmähliche Til- gung -erbeizuführen. Di« Ausgaben werden hauptsächlich zur Züchtung der Großindustrie verwandt. Aber auch hierbei hat der zu- rückgetrettn« Minister sein Ziel nicht erreicht. Er hat eine TreibhauSpflanz« -«zogen, die keine Lebenskraft besitzt und di« schon jetzt nach anfänglicher Blüte mit schweren Existenzbedingungen ringen muß. Durch künstliche Mittel glückte es Mtte, die industrielle Produktton von 1010 Mil lionen im Jahre 18VS aut 1818 Millionen im Jahre 18V7 herauszubringen. Aber bann erfolgte ein starker Rück schlag. Der Aufschwung war ein künstlicher gewesen, der sich im Grunde nur auf die Unterstützung der Regierung gründete und auf die Dauer nicht Vorhalten konnte. Gegenwärtig gewährt die russische Industrie ein trübe» Bild und ihre Zukunst steht nicht hoffnungsvoll au». Eine schwach« Industrie, eine vernichtete Landwirt schaft und ein schwer verschuldetes Reich: da» ist in kur zem da» Fazit der Finanzpolitik Sergiu» Witte». Für Deutschland hat der Ministerwechsel keine wesent liche Bedeutung. Den künftigen Handelsvertrag wird noch Herr v. Witte schließen. Di« Bedingungen bleiben daher die gleichen und neue Momente kommen nicht hinzu. Aber auch im Zarenreiche dürfte das bisherige System der Finanzpolitik da» alte bleiben. Deutsche- Reich. -fß Berlin, 2. September. iDie deutsche Ab- teilung in St. Louis.) Wenn schon, wie in der der ersten EtatSforderuna für die Weltausstellung in St. Louis beigegebenen Denkschrift ausgeführt wurde, dort eine so umfassende und lückenlose Darstellung der deutschen Leistungsfähigkeit auf den verschiedenen Gebieten der Kunst, -er Wissenschaft, der Industrie, de» Gewerbe» und der Landwirtschaft, wie in den deutschen Abteilungen der Weltausstellungen zu Chicago und Paris, nicht ge boten werden soll, so haben sich doch, wie wir hören, di« Anmeldungen aus den von vornherein in Aussicht genom menen AnsstellungSgebieten so gemehrt, daß der Raum, den die deutsche Abteilung in St. Louis etnnehmen wird, ganz beträchtlich größer sein wird, als «r es zuletzt in Pari» war. Namentlich wird das Kunstgewerbe stark ver trete» sein, aber auch auf vielen anderen Gebieten, so Er- Ziehung»- und UnterrtchtSwesen, namentlich Buchgewerbe, Erzeugung wissenschaftlicher Apparate, chemische Industrie, Keramik usw. wird eine umfassende Anschauung deutscher Leistungsfähigkeit gegeben werden können. Es komm« hinzu, daß verschiedene Behörden ihre Mithülfe zugcsichert haben. Die vom preußisch«» Ministerium der öffentlichen Arbeiten geplante Ausstellung verspricht besonders impo- sanr zu werden. Während so die deutschen Ausstellungs arbeiten eifrig gefördert werden, was ja auch, nachdem di« zuständigen Faktoren des Reichs die Aufbringung der Kosten für die deutsch« Abteilung beschlossen haben, selbst verständlich ist, bemüht sich ein Teil der deutschen Presse immer noch, von einer Beschickung der Weltausstellung in Sr. Louis unter allerhand Vorwänden abzuraten. Einen dem deutschen Wettbewerbe günstigen Eindruck kann ein solches Gebahren nicht Hervorrufen, und zwar um so weniger, al» in anderen an der Ausstellung beteiligten Staaten ein diametral gegenteiliges Verhalten der Presse zu beobachten ist. Frankreich strengt sich beispielsweise außerordentlich an, nm in Amerika eftren glänzenden Ein druck seiner Leistungsfähigkeit auf den verschiedensten Ge bieten hervorzurufen. Die Tätigkeit der französischen Re- gierung wird von der Presse aller Parteien auf» lebhaf teste unterstützt. Man weih eben genau, was auf dem Spiele stände, wenn der amerikanische Markt verloren ginge. Auck in der deutschen Presse sollte man den ameri- lanikchen Absatzmarkt nicht unterschätzen. Di« deutsche Er- werbStätigkeit wird ihn recht sehr zu beachten haben, und die Beteiligung Deutschlands an der Ausstellung in St. Loui» kann doch wohl stark dazu beitragen, daß deutsche Erzeugnisse in immer erweitertem Umfange jenseits de» Ozeans Anklang finden. -d- Berlin, 2. September. (Die Pastoration der Polen in Westdeutschland.) Die ^Köln. voikszta.- teilt den Wortlaut einer Resolution mit, di« dem Katholikentage unterbetttet war (aber zurückge>og«n wurde) und die sich mit der Pastarattan d«, polnischen Katholiken in Westdeutsch, land befaßt. In dieser Resolution war sehr geschickt nach »Wei Geite« geschlagen worden: nach der radikal polnischen, di« sich durch die Ueberspannung de» nattouale» Moment» in «in «nkirchliche» Fahrwaffer hinkbe»ziehen laste, und nach der deutschen, die die Richt- beachtung der polnischen Wünsche betreffs ihre, kirchlichen Versorgung zur Stärkung der unkirchlichen und radikalen Strömung innerhalb des PolrntumS beigetragen habe. Im Sinne dieser Resolution ist nun eine der .Köln. VolkSztg." von polnischer Seite zngigang, Zuschrift gehalten und ebenso ei, in der Zuschrift teilweise wiedergeaevener Artikel des aristo kratisch-ultramontan-polnischen „Kiiryer*. Der .Kuiyer' stillt in seinem Arttkel dem Zentrum schlechthin «in Uliimalum. Sr sagt, «von der Befriedigung der geistlichen Bedürfnisse der Polen fetten» der deutschen Geistlichleit ist in hohem Maß« auch unserverhältui» zum Zentrum abhängig. Je weniger Berücksichtigung der polnischen Psarrkinde, seitens ihrer deutschen Seelsorger, desto weniger Gewogenheit dem Zentrum araenüver," Der polnisch, Mitarbeiter der „Köln, volksttg." schlwßt sich dieser Austastung vollinhaltlich an. Er betont, daß dies« Anschauung, die von allen dem Zen trum noch wohlgesinnten Pole» (da« .noch" ist beachtens- wert) geteilt« Ansicht wiedergeb«, und schließt: »Die vier «»»gesprochen« Hoffnung darf nicht unerfüllt bleiben, fall» der national« ßkadikali-mn« unter d«, Pole« nicht noch schroffer austreten »ad weiter um stch greisen soll.- Btt diesen Aeußeruugen ist zweierlei iuterestant. Zum ersteu: Di« Blätter von der Richtung der .Köln, voik-ztg." be haupten ia doch immer, daß der Lakati-mn« an dem Um sichgreifen de» nationalen Radikali-mu- unter den Polen schuld trage, und nun ist e» mit einem Male di« deutsche Pastorierung in deutschen Gegenden, der bekannt lich auch katholische Geistliche, die sicherlich keine Haka» listen sind, das Wort reden. Zum zweiten: Da« klarzustellen und der Um- Eingreifrn« zu bestimmen dieser Grundlage kann zu Selbsttäuschungen, inS- Eentrum betont bei jeder möglichen Gelegenbeit, daß es eine durchaus politische Partei sei; beispielsweise ist die» erst vor wenigen Tagen feiten» de« führenden badischen Zentrumsorgans geschehen, um die Kirche von jeder Verantwortung für die fragwürdige Haltung der badischen Zentrumsleute gegenüber der Sozialdemokrattr zu entlasten. Hier wird dem Zentrum mit politischen Nachteilen ge droht, wenn eS sich nicht für eine polnisch-kirchliche For derung in» Zeug legt. Hier wird also da» politische und da» kirchliche Moment mit einander verquickt. Gibt das Zentrum der Zumutung nach, so bekundet «S damit selbst, raß die Verquickung kirchlicher und politischer Dinge seinem Wesen entspricht. Da- ist unserer Meinung nach allerdings der Fall und veebalb sind die Polen von ihrem Standpunkt« au» ganz im Rechte, wenn sie dem Zentrum in dieser Werse die Pistol« auf di« Brust setzen. * Berlin, 2. September. (Der deutsche Privat» beamten-Derein unv die staatliche Prnsionsver» sichcrung.) Von den größeren deutschen Privatangestellten- Vereinigungen Halle sich bisher allein der Privatbramlenverrin den Bestrebungen auf Einführung einer staatlichen Zwangs- pensionSversicherung nicht geneigt gezeigt. Der Grund zu dieser Stellungnahme war die Besorgnis um da» Schicksal der be stehenden und sehr nützlich wirkenden Kaffen de- Vereins, deren Existenz man durch dir erstrebte staatliche Versicherung für bedroht hielt. Diese Haltung der VereinSleitung hat aber genug Gegner ia den Reihen der eigenen Mitglieder ge funden, und da» mag ebenso wie di« mit d«r Zeit «folgte Klärung über die Ziele und Wirkung«« der Z«ang-v«r- veisicherungcn dazu brigetragen haben, daß nun auch der deutsche Privatbeamtenverrin in da- Lager d«r Kämpfer für die Zwangsversicherung übergeganaen ist. In der Hauptversammlung des Verein» zu Köln am 29. und 30. August hielt der Generaldirektor de« Verein» Vr. Sern au einen «läuternden Vortrag über die sozialpolitischen Be strebungen der Privatangestellten und gelangt« dab«i zu folgenden Leitsätzen: „1) Eine Erweiterung der sozialpolitischen Ge setzgebung durch Bestimmungen, welche die Eigenart der wirt schaftlichen Lage der Privatbeamten gegenüber der der Arbeiter berücksichtigen, muß an sich als erstrebenswert bezeichnet werden. L) Jedoch kann ein gesetzgeberisches Borgehen in dieser Richtung nur erst auf Grundlage umfassender staatlicher Erhebungen erfolgen, durch die einerseits die erreichbaren Ziele, ander seits die zu ihnen führenden Wege fang und die Art des staatlichen wären. 3) Ein Borgehen außerhalb nur zu unklaren Borstellungen und besondere aber zur Abwendung von der Selbsthülfe führen, wie sie jetzt in stetig steigendem Umfange nicht bloß von den Privat beamten selbst, sondern auch für sie von ihren Arbeitgebern an gewandt wird. 4) Dieser Weg der Selbsthülf« darf für ab sehbare Zeit schon deshalb nicht verlassen werden, weil die Schwierigkeiten, die einer gesetzlichen Regelung sich entgegen stellen, zunächst noch unübersehbar, jedenfalls aber so groß sind, daß mit einem nahen Zeitpunkt der Einführung nicht gerechnet werden darf; rin dies verkennender Optimismus, der insbesondere auch dir Arbeitgeber zum Aufgebrn der Selbsthülfe veran lassen könnte, müßt« mindesten» für einen Teil der jetzt berufs tätigen Generation der Privatbeamten unbedingt zu schweren Schädigungen führen, b) Aber selbst nach erreichter Erweiterung der staatlichen Fürsorge wird die Selbsthülfe nicht «ntbehtt werden können, weil auch di« günstigst« staatliche Regelung immer nur minimale Leistungen sichern kann, zu drren Ergänzung bi- auf eine standesgemäße Höhe doch wieder di« Selbsthülfe wird herangezogen werden müssen. 6) Au» diesen Gründen ist von einer Agitation zu Gunsten des staatlichen Eingreifen», welche stch in ein«n Gegensatz zur Selbsthülfe setzen und letztere ausschalten oder auch nur einschränken könnt«, abzusehen, anderseits aber zur Anbahnung einer erweiterten staat lichen Regelung nachdrücklichst auf die unverzüglich« Anstellung der erforderlichen staatlichen Erhebung hinzuwirken." Dies« Leitsätze wurden obn« Erörterung einstimmig an genommen. — Was die V rklausulirruug des Eintretens für die staatlich« Fürsorge betrifft, so ist st« ganz belanglos; k«in Mensch in den detr. Kr«is«n denkt daran, durch die staatliche Für sorge di« Silbsthülfe auSzuschalttn. Di« Eiaschränkonaen sind anfänglich auch nur zur Eelttchterung d«r Schwenkung be» stimmt gewesen. Äm weiteren Verlaufe der Versammlung teilte dann Dr. Dirnau noch mit, daß der Verwaltung«,at und das Direktorium de- Vereins uunmehr bei den ma^ a«beud«n St«ll«n di» nötigen Schritte tun wollen, damit die staatlichen Erhebungen für «ine staatlich« Versicherung der P,ivatb«aml«n möglichst schnell und zweckentsprechend m die Wege grleitet werden. — Sollte es nun nicht auch allmählich in gewissen Münchener Äouranlistea-Kass«n-Kreis«n dämmer«? (-) varttn, 2. September. (Del«aram«.) Di« unter d«m Protektorate der Prinzrsstn Friedrich öropold stehend« Ansstelnn» für Volks-vgtene nn» Wohlfahrt»- eturichtnageu wurde heut, eröffnet. Der Hof- und Domvredig« Ohly hi«lt di« Fistrrd«, in d«r «, di« Not- »«ndigkeit einer »usg«d«h»ttn fnzialea Fürsorg« warm betont«. Li« Ausstellung ist von m«hr als 200 Personen au« B«lin und and«r«a Städten feh, reichhaltig -«schick». S Verltn, S. Septemb«. iTelrgramm.) Dee „Reichs- Anzeia« meldet: Den Senat-Präsidenten am Reichsgericht Daerrfck nnd Wtnchendnch, sowie dem Rcickeonmolt Menge wurde der Rot« Adler-Orden 2. Klasse mit Eichenlaub verliehen; de« Roten Adl«r-Ord«n 3. Klass« mit der Schleif, erhielten der Rttchsgerlchtsrat Ewald nnd der Recht-- anwalt Seh. Justizrat Pntzkt z» Leipzig. — D«r deutsch« Kronprinz ordnet« al- Prottktor de» ReichscomitS- zugunsten der durch Hochwasser Geschädigten an, daß zur Linderung der augenblicklich drängenden Not dem Regierungspräsidenten in Frankfurt a. d. Oder 10 000 uod dem Obrrpräsideuten in Danzig 5000 überwitsen w«rb«a sollen. (-) Lübeck, 2. September. (Telegramm.) Heute vor mittag fand unter großer Beteiligung deS Senat-, der Bürgerschaft, dir Behörden, zahlreicher vrrria« und Schulen die feierliche Enthüllung de» vou HauS Hundrieser ge schaffenen BiSmarck-Denkmal- statt. Nachdem Rechts anwalt Vermehren die Festrrd« gehalten hatte, übernahm Bürgermeister Klug da» Denkmal namens dir Stadt und bracht« ein Hoch auf den Kaiser au«. L. vreslau, 2. September. (Privattekegramm.) Anläßlich des Todes deS Generalsuperiutendenteu Nebmiz ließen der Kaiser und di« Kaiserin der Familie des Ver storbenen mit solgiadrn Telegramm«» ihr Beileid ausdrücken: „Seine Majestät der Kaiser nahmen die Meldung von dem Hin scheiden Ihres Gatten mit Teilnahme entgegen und lassen Aller höchst wärmste« Beileid aussprechen. Lein, Majestät werben der treuen Verdienste, bi« der Brrewtgt« in allen ihm anvertrauten Aemtern dem Vaterlande und der evangelischen Kirche leistete, stets dankbar gedenken. Gez. Mrkl. Geh. Rat v. Lucanus." „Ihre Majestät die Kaiserin lasse» Ihnen und Ihren Kindern anläßlich de- Tode« Ihres Gemahl«» Allerhöchst Ihr« aufrichtige herzliche Teilnahme aussprechen. Ihre Majestät haben die großen Verdienste de- Ihr persönlich nahebekmmten Heimgegangenen voll gewürdigt und wissen, welcher Verlust durch seinen Tod nicht nur die evangelisch» Kirche Schlesien-, sondern di« ganze evangelische Ktrch« getroffen hat. Gez. Gras v. Mirbach." -r. Weimar, 2. September. Auf der Landeskonferenz der sozialdemokratischen Partei im Großherzogtum Sachsen empfahl der Abg. Baudert, bet den bevorstehenden LaadtagSwahlea im allgemeinen zwar keine Kompromisse ein- mgehen, doch darauf bedacht zu sein, daß die Reaktion im Lande nicht gestärkt, sondern geschwächt werde. Es empfehle stch daher Unterstützung auch eines gegnerisch«» volksfreund- Uchen Kandidaten, unter der Voraussetzung, daß die Unter stützung erwidert werde. Die Landeskonferenz beschloß aber, eine solche Taktik nicht zu vrrfolgea und ftibstäadig ia alle» den Wahlkreisen ^»zugehen, in deueu Au-sickt aas di« Wahl eine- Sozialdemokraten vorbaadeu sei. * Gera, 1. September. Di« Lohnbewegung der hiesigen Brauereiarbeiter ist gestern zu Gunsten der dftbeiter brenvet worden. Man hat auf beiden Seiten etwas Entgegenkommen ge- zeigt und einen auf drei Jahre gültigen Lohntartf zum Abschluß gebrockt. E- ist den Arbeitern auck ein fechstägiaer jährlicher Urlaub bewilligt worden. — Tie Meldung einiger Blätter, daß sich in der Au»lperrungsangelegr«heit der Kammgarn spinnerei Ltebschwitz uvet Drittel der Arbeiter zur Wieder aufnahme der Arbeit zu den neuen Bedingungen gemeldet Haden sollen, ist falsch. Vielmehr haben diese in einer am Montag ab gehaltenen Versammlung beschlossen, im Kampfe auszuharren. Die Firma hat beschlossen, überhaupt nur die Hälfte der alten Leute bet eventueller Wiederaufnahme oe» Betriebes einzustellen. Außer dem sind von der Geschüftsleitnng Maßnahmen getroffen worben, böhmische Arbeiter anzuwerden. (-) Stuttgart, 2. September. (Telegramm.) Der international« Verband zum Studium der B«r- hältniss« d«» Mittelstand«» wählt« zum ständigen Sekretär d«u Ministerialdirektor Stevens-Brüssel und mm provisorischen Präsidenten den Profrffor Gießler-Stnttgart. Oesterreich-Ungnm. Sur Krise; vktluer. W. Wien, 2. September. ^Privattelegramm.) Die .Neu« Frri« Prefle" m«ld,t: Di« Führ«, d«r drutschru Parteien DeSchatta, Groß. BärnrrNhrr und vr. Lueaer erschien«» hn»te vri d«m Ministerpräsidenten, nm stch über di« nationalen ungarischen Forderungen brzüglich d«r Arme« au«z»sprechen. Sie regten di« sofortig« Ein berufung de» ReichSrate« au, wa» die Regierung ab lehnte. Der Empfang der Führer fand auf die Initiative d«S Miuisierpräsidmteu statt, der die Kron« darüber infor mieren will, wttche nationalen Konzession«« in O«sterr«ich nicht auf Widerstand stoßrn würden. * Trieft, 2. September. (Tilearamm.) D«r Ober- konmttssar von Südafrika Lord Milner ist heute aus Lonringo MargueS hi«r eingrtroff«». Nach «inem «intägigen Aufenthalt begibt sich Milner nach W,«n, wo er mehrere Tag« verbleibt, nnd von dort zu« Kurgidrauche nach Karlsbad. Frankreich. Eine Red« deS franztzfifcheir KriegSiettnifters. Gerreral Andrk weilte am Sonntag in dem kleinen Städtchen Vandrecies, dem schon im Jahre 1001 für die tapfere Haltung der Bevölkerung in den Belagerungen von 1843, 1712 uftd 1704 das Kreuz der Ehrenlegion für das städtisch« Wappen verlieben worben wwr. «kf den, Bankett, mit dem -te Festlichkeiten abschloffen, hielt der General Andrs etwe längere Airfprache, in -er er unter anderem sagtet .Ich danke der Stadt LandreeieS für deren patriotischen Empfang, über dessen Bedeutung ich mich nicht täusche; Ihre Zuruf« galten der republikanischen Idee. Ich hege die Ueber- -eugung, daß ein republikanische» Land nicht «inem Mann, wer immer er auch sein mag. zujubeln darf, sondern immer höher streben muß, di» zu den Ideen des charakteristischen Fortschritts -es republikanischen Gedanken». Ich schlag« Ihnen «inen Drinkspruch auf di« politisch« Ide« vor, di« der Minister- Präsident Eomde» vertritt, deffen Nam« von aller Mund ge priesen werden kann, welk er brr Republik nie gefährlich sein wird. Auf meinen recht zahlreichen Reisen hör« ich immer rufen: .Hoch Eombesl" und bin sehr erfreut, daß man so der gesamten Regierung und deren Programm zustimmt. Dir haben mit Herrn Eomeb» uns in einen Kamps gestürzt. Die Soldaten diskutieren nicht im Kampf; wir nehmen alle die Befehl« entgegen, und werden diese bi« an» Ende befolgen. Ich schlage Ihnen vor, Ihr, Gläser auf da» Wohl Herrn Lombok
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