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01-Frühausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 04.10.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19081004014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1908100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1908100401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-10
- Tag1908-10-04
- Monat1908-10
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Nr. 271. t. using Drxsdner Refeka NachkkkJiTn Die einspalttse Kolonelzeile kostet Ist Dresden unt-Bornio 28 Of» für usw-ins sc Vi« für das Ausland 0 HI. tabcllenfay GLI. Die wetspaltheNetlamßetle fürDresdeu und Umgebung i Ic» sm- suswiltts bis k. Bei Wieder holungen nnd sagtest-missen Rastatt nach Takti. cthfto set-Uhren 20 If. user-le von usw«-is werden sur qem etcushezadtsus aussen-nimm sit das Erscheinen II seltsamen Tagen nnd Plsyes wird nicht Ists-rieth tel vhontfchesufsahe umstrickt-ten nuznläfstz Unit- Die-due nud suswätttqenslunabmeftellem sowie sämtliche-unmen spieditioueu tm Jus und Ausland seh-neu Juleute In Original-reifen und stahqtteu su. Unabhängige Tageszeitung. sie-neuest- ss Dresde- und Vowmu uouatllch s si» on Quarte-l M It. frei caus, durch untre IrooiussFillalen monqtlich S M» vts Quart-It bis MI. frei Deut-. Mit der Heilqse Juni-tieri- Reuestck oder mit der Beilage »Das-met Flieget-de Blätter« se w M. pro Monat mehr. Wes-g n- Dentfchlsud sah den deutschen statement M A tut .slustt.U-uefie« sime Amt-yo- Outx 2.36 Mc , Ichmssustxseilqe · O · . , Us, Ja cefientlchslluszuss IW A Ist.ssnktt.Reu-fte' sonnt-L 1. Kr- MMQOOVr. IRS-s obueJllastr. Beilage . 1.(2 . « . US - stach des Auslande per Kunz . vr. Des-l M. Midas-u- lc Il- Größte Auflage in Sachsen. Reduktion und caaptsefthäftsstelle Wdstrade 4. Fernsprecherx Reduktion Nr. M. Erz-edition sit. ihn Lettau ös. Dicke Nummer mai-Ist 10 Seiten-. Roman siehe seiten 7 und s. lich start miiTtuppeu belegt ist und daß die bulgariiche Armee auf kleinem Raume konzentriert steht und in wenig Tagen marschbereit zu machen ist. Die Lage ist daher nicht unbedenklich und es erscheint angezeigt, die Wehr-nacht des herausfordernden Teils etwas nähez kennen zu lernen. dung ist nach Berichten von Augenzengen ein durch aus guter. Der Geist und die Dilzwlin der Trunk-e lassen nichts zu wünschen übrig- Jm Kriege ergänzt sich das Feldheer aus 216 Bataillone Jusanterie, 56 Eøkadrong, 86 loder nach Beendigung der Reorganisation der Feldartillerix 185) Battcrien, 30 Festungsartilleries und technische Kompagnien mit einem Gesechisftande von 215000 "Mann, 8000 Reiter-n und 516 Izu-. 1110 Geichützeir. Ausgebildeteg Personal sitt weitere 72 Bataillonx Jnsanterie ist vorhanden. Jeder Verband stellt Er satztrupven aus und zahlreiche Landwehri und Land stntmsormationen dienen zur Besetznng des Landes, beide sind in den obigen Zahlen nicht einbegrissen.« Diese Angaben liefern den Beweis, daß Butgarien mit großer Opferwilligkeit und vielem Verständnis an dem Ausbau seiner Heereseinrichmngen gearbeitet hat nnd daß das Heer einen sehr beachtenswerten Machtsaktor darstellt. Die selbstbewußte Sprache Vul äariens diirsie durch diesenßückhalt seine Begründung nden. , » « lnen pro 1907 die hochste bisherige Ziffer erreicht hat lieherhaupt ist der Einfuhrhandel Deutschlands in Bal garien in den letzten Jahren ganz außerordentlich ge stiegen; er ift um 5600 Prozent in den letzten 25 Jah ren gewachsen, während die Vermehrung für Oesters reich und Frankreich im gleichen Zeitraum nur 80 bis 90 Prozent betrug Aus alledem ergibt sich ohne wei teres, daß die Okkupation des oftrumelischen Liedes Deutschland nicht als gleichgültigen Zgchaner finden kann. Wir hegen deutscherseits volle gnipathte mit dem aufstrebenden buigarischen Staate un feinem klu gen Herrscher nnd haben wiederholt nnd nachdrücklich gezeigt, daß wir auf freundschaftliche Beziehungen zu Bulgarien Wert legen. Allein es handelt sich hier um die Wahrung deutscher privatwirtschaftlicher Jnteraegfem die reichsdeutfchen Aktionäre der orientalifchen B uen können mit Fug und Recht verlangen. gegen eine ge waltsame Of npation ihres Eigentums gesichert und ge schützt zu werden. Die Behauptung dafz die Daum tlon im Einverständnis mit der Sofiater Repräsentant der Orientbahnen erfolgt Lei, findet bei der Zentral direttion entschiedenften Wi erfpruch und klingt an H wenig glaubwiirdig. Aus diesen Erwdgnnken Zetra hat denn auch unser Vertreter in Sofia sich ein otefi des österreichischsnngarischen Geschäftsträgers ange sichlogen und gleich diesem die Herausgabe des nannten ten ahnnetzes und Wiederherstellung des Itzt-s qns ante verlangt. Diesen unsern Standpunkt werden wtt aller Vor-aussieht nach wahren. Gerade weil Deutschlan aus dem Vulkan nur wirtschaftliche Interer verfol und mit Bulgarien in Freundfchaft zn le en wünstlä wird und muß es jede Dömarche unter-Mem die ge eignet ist, gefährlichen Zündftoff zu eng-erstem sen lin hofft man, daß die Angelegenh Mit ich erledigt nnd das gute politische Eint-ern en Deutschland und Bulgarien nicht gestört M Dich-Wehmu« Butgariens. Der Widerstand Bulgarieng gegen die hetausgabe des wider-rechtlich besetzten ostruinelischen Teiles der Orientbabn ist im Wachsem die Sprache des Ministeriums wird entschiedenen Gegenüber einer la gewalttätigen Energie, wie sie Bulgaricn mit der Besitzetgreiiuag dieser Bahn entwickelt hat, werden die akademischen Rechtsdcdultionen der türkischen Regierung, auch wenn sie non den Signatarmachten anerkannt werden, kaum helfen, wenn sie nicht durch die eigene mill tätiiche Macht und deren entschlosseneö Einsetzen unterstützt werden. Ob dazu die Türkei in Rücksicht der jungtiirkischcn Bewegung imstande nnd willens ist, mag dahingestellt bleiben. Bulgarienö Auftreten erklärt sich augenscheinlich aus dem Gefühl der Sicherheit, welches ihm sein Heer gest währt. ·,- Wolfs. Oberst s. D. Deutschlands wirtschaftliches Interesse an den Orientbahnen. Das politische Verhältnis Vulgariens zur Türkei ist schon seit Jahren ein gespannies, hervorgeruscn durch die Verschiedenheit des religiösen Bekenntn isseg - Vulgarien zählt unter seinen nahezu 4 Millionen Einwohnern nur 600 000 Mohams medaner, der Rest sind orthodoxe Christen mit eigener Landeökirche —, durch das Bandenunwesen in sM ase d o nie u , an dein sich zahlreiche Bulgaren, sogar aktive Ossiziere und ausgedienie Soldaten, be teiligten, und nicht zuletzt durch die Selbstän digkeitgbestrebungen des Fürstentiinis. Es war daher natürlich, daß sich das Land aus eine energische Wehr etnrichtcte. Fiirst Ferdi u a nd ist mir suseräner Herrscher iiber Bulaarien und nur ·Regent in Ostrumetiem er ist aber unumschräniteri Oberbesehlshaber der bulgarischeu Armee. Er hat nitt großer Energie nnd vielem Verständnis die Armee zu einem bedeutenden Machtsaktor ausgebaut und das Volk hat ihn opterwillia dabei unterstund Es herrscht allseitig das Geflile das die jetzigen Fesseln des nominellen Vasallentuinsof über kurz oder lang abzuschiiiteln sein werden, weil sie mehr der Entsremdung zwischen beiden Ländern, wie der An na h eru n g die ne n. Die Türkei hat schon lange in dein kriegsbereiicn nördlichen Nachbar eine Gefahr erblickt, seine Wehrmacht war aber ini Inneren durch Aufstiinde aller Art - cs sei nur an die revolutio nären Erbebungen in Mast-dumm« an die Streitig keiten zwischen Kurden und Armeuicrn, an di: Kämpfe in chen u. a. m. erinnert - gebunden. Dazu war Balgarien ein Schutzle der Großmiichte und seine Bekriegung konnte leicht größere Verwirk lungen nach sich ziehen. So zog man trotz der ge waltigen Kraft, die auch heute noch in der osmanischen Armee lebt, stets milde Saiten aus und mied den Krieg mit dem auch srtiher schon oft heraussordernd auftretenden Vasallen. Auch heute soll noch Friedens siinimung in Konstantinopel herrschen und ein Krieg würde die Entwicklung der iungtjirlischen Bewegung schwer beeinträchtigen Jrgendwelche Truppenzusams menziehungeu sind noch nicht angeordnet. Aber zu bedenken ist, daß die europäische Türkei außerordent- Das bnlgarifche Heer ergänzt sich auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht vorn 21. bis 45. Lebensjahre und teilt sich in das stehende Heer mit Nrserve, die Landwehr undden Landstnrm I. nnd 2. Attfgebotd. Alljährlich werden etwa 90000 Mann ntilitiirvflichiig. Davon werden in der Regel 24000 Mann zu voller Dienstzeit is Jahre bei der Jnfanterie, 8 bei den übrigen Waffen) und 11000 Mann zu abgekitrzter ffechsmonatigers Dienstzeit ein gestellt. Letzteres betrifft Lente mit besserer Schul bildnng, mit militärifchen Vorkenntniffen, Familien ftützen ufw· Ueberzählige Taugliche nnd Untaugliche, aber Erwerbbsähige haben eine Wehr-steuer von 20 bis 60 Franken pro Jahr während 19 Jahren zu ent-» richten, Mohammedaner haben sich gegen eine Taxe vom Militärdienst lodzukaufen Dem Heeresdienst wird in den L a n d e stehn le n seit kurzem in reger Weise vorgearbeitet An drei Tagen in der Woche finden in den Elementarfrhulen militiirisches Turnen, Jugendsviele nnd Gesang patriotischer Soldatenlieder statt, in den unteren Klassen der höheren Schulen wird dieser Unterricht durch militiirifcbe Uebungen einfachfter Art, Märsche, Vorträge über hervorragende Waffentaten usw. er »gänzt, in den drei oberen Klassen dieser Schulen fin den kleine Felddienftiibungem Karte-niesen Scheiben schießen usw« statt. An den Elementarfchnlen wird der Unterricht von Zivillehrerm an den höheren Schulen durch aktive Offiziere und Unteroffiztere erteilt. Der Eifer der Schüler fvll sehr rege sein nnd die wissen schaftlichen Disziplinen nicht darunter leiden. Dad Heer wird zweifellos wesentliche Vorteile aus diesem Vorbereitiingsunterricsn sieben, der ein bemerkens wertes Zeichen für den im Lande vorwaltenden krie gerischen nnd vatriotischen Geist ist. « Das bnlaarifche Heer hat im Frieden eine Stärke von 553 500 Mann, 9000 Pferden, 324 be- spannten und 108 unbestimmten Gefchüizcin Es glic dert sich in 9 gemisrhte Jnsanterie-Divifionen nnd 8 Kavallerie-Brigaden. Je drei Divisionen find einem Heeresinspekior unterstellt, der im Kriege als Kot-ps kommandeur führt. Jede Division zählt im Frieden 8, im Kriege 24 Bataillone. Statt der Kavallerie sind den Divisionen je eine berittene Insonteriekompagnie »zugeteilt, serner 9 Feldbatterien zu 6 Geschützem welche zurzeit in der Umwandlung in 18 Batterien a 4 Gefchütze (Schneider-Creuiotiche Rohrriicklauf batterieni begriffen sind, außerdem die üblichen tech-» nifchen Kompagnien. Als besondere Fonnationeni existieren eine Gebirgsartilleriebriaade von 108 Ge schützem 3 Festungsartilleriebataillone, 1 Brücken bataillon, 2 Eisenbahnbataillone, I Luftschisserabteix lung, 1 Automobilabteiluug. Das Heer ist mit allen militiirisrb wichtigen Erfindungen der Neuzeii aus gestattet und übt nach Vorschriften, die seit 1906 sämt lich in neuer Bearbeitung erschienen sind. Im Herbst finden alljährlich dreiwöchentliche Manöver statt, mit kleinen Detakbemenig beginnend bis zu mehreren Divisionen gegeneinander. Der Stand der Ausbilsl Zu der Besetznna eines Teiles der Orienibadnen durch das dein Deutschen Reiche befreundete Bittgarieu geben der ~N. G. C.« von einem genauen Kenner der wirtschaftlichen Interessen Deutschlands auf dein Bal kan folgende Darlegungen zu: Die gewaltsame Besetzung des ostrumelischen Netzes der orientalifchen Bahnen durch die bulgarische Regie rung wird auch seitens der deutschen Diplomatie als ein unliebsamer Zwischenfall empfunden, weil wir mit Bnlgarien weiter in freundschaftlichem politischen Ver hältnis leben möchten. Dabei ist zu bedenken, daß die hier zu erörtern den Fragen völkerrechtlich gar nicht io einfach liegen, und daß es viele Leute gibt, die den Balgaren bei deri Besetzung eines Teiles der Orientbahn politisch recht! geben. Die Orientbahnen sind türkischer Besitz, wer den von Oesterreich aus verwaltet nnd führen zum Teil durch bulgarisches Gebiet. Wenn also die But garen den Teil der Bahn, der durch bulgarische Landes »teile geht, besctzen, so ifl es schwer, ihnen daraus einen Vorwurf zu machen. Es wäre wobl möglich, daß ein Unkaufksgebot Buliiariens an die Türkei, bzw. an die Verwaltung der Orientbalnc, wenn es dein ziemlich be deutenden Werte dieser Strecke -entsuräche, Annahme fände. Für Deutschland aber liegt diese ganze Ange legenheit nicht auf Politischein Gebiete - die politischen Beziehungen zwischen Deutschland nnd Bnlgarien sol len unaetrübt bleiben —, sondern ans rein wirtschaft lichem Gebiete. Deutschland hat große wirtschaftliche Interessen auf » dem Valkanx es ist speziell an dem so bedeutenden Unternehmen der orientalischen Bahnen erheblich inter essiert· Jn ihrem Verwaltung-sent sitzt eine Anzahl prominenter reiche-deutscher Persönlichkeiten. Vizeprtts sident ist der bekannte Parlanientarier Schreiben das Aktienkapttal von 50 Millionen Franken ist am deut schen Geldnmrkt mit placiert nnd die Aktien werden an deutschen Börsen gehandelt Der Verkehr hat gerade aus dem Konstantinopeler Netz der Orientbahnen im letzten Jahre erheblich zugenommen und in Ottenau lien eine besonders günstige Entwicklung gezeigt: dte Zahl der Reisenden ist hier von 478666 in 1906 aus 518805 gestiegen, während noch im Jahr 1901 deren Zahl nur 281629 betrug. Entsprechend gewachsen ift lau-h der Guten-ersehn der mit mehr als 800000 Ton-. Auf des Messers Schneide-. Von unsrer Londower Reduktion W M folgendes Telegrauim über die Lage -ko- London, a Oktober-. wrir.stec de- Dresdner Neuesten Nachrichten.) Die dnlMchi Frage ist heute ebenso verwickelt wie snpor. All gemein wird die Ansicht geäußert, daß das Von-eher Russlands wohl einen Krieg zwischen Bulgarien um der Türkei verhindern wird. Wie es heißt, wiri auch Frankreich aus jeden Fall mit England bei der Behandlung der Frage Hand in Hand gehen. Die tiirkische Regierung ist immer noch optttnistisch ge sinnt, doch verlautct hier, daß sie anderseits mal, gegen jede Eventualität geriistet ist. Einig ist die hiesige infoirierte Presse darin, gegen Vetter-reich ngarn weiter zu hetzeir Sie deutet n. a· auch heute an. daß eigentlich das Vorgehen Bulgariens doch ’ gewisseAehnlichleit mit der zu crwartendcn Annerion Bostiiens und der Herzegowina durch Oesterteikb habe. Der Korrespondeni der »Dann Mail« hatte utit dem hnlgarischen Premierniinister ein Inm view, worin dieser folgendes erklärte: »Bisher-teu ein tonstitutioneller, freiheitlich regierter Staat uimmt natürlich freudigen Anteil an den reva torischen Bestrebungen der Türkei. Wenn die hul gariiche Regierung die uationale Würde aufrecht er hält. ist sie überzeugt, damit uikijt gegen die jung türkischen Bestrebungen einzugehen Ich hin sehr verwundert darüber-, daß man sieh einbildet, Vul garien bade auch nur das geringste Interesse darau, die Bestrebungen der Jungtiirlen zu verhindern.« Ferner wird dem »L.-A·« aus Paris gemeldet: In Kreisen, die mit der bulgarischeu Regierung in Sofia engste Fühlung haben, zeigt man sich ieit gestern Shaw als Nomanfchriftftellcr. Bernard Shaw war das letzte große Erlebnis, das uns die englische Literatur beschert hat. Einzig der Erfolg Oskar Wildeö in Deutschland läßt sich dem feinigen an die Seite ftelleu, wenngleich der Dichter der .Candida« den der ~-Salome« in den letzte-u Jahren um ein Erhebliches geschlagen hat. Es ist ein etwas mißliehes Ding um ein derartiges -.Entdeeltwerden«. Als Siegfricd Trebitfch deni »Schlachtenlenler« als ersten Uebersetzunasoersuch brachte-, war Shaw bereit-Z den Fiinfzigern nahe. Er war ein Fertiger. nur daß er bei uns to gut wie gänz lich unbekannt geblieben war. Trebitsch begann eine systematische Einfuhr - und wir erhielten Stück fiir Stück von Bernard Shaw in unser geliebtes Deutsch oder wenigstens etwasslehnliches übertragen. In jedem Jahre einige. Neben den »Helden« »Frau Warrens Gewerbe-C neben,,Braßbound« »Die wtdowers Hauses-C »Von nevcsk can te11«, »Man and superman«. Daneben brachte Gustav Landauer den ~Sozialisums für Mil lionäre-C andre andres. Harmloie Leute konnten den Eindruck bekommen, George Bernard Shaw schriebe Tag und Nacht: denn bei den meisten Ausgaben fehlte die Angabe der Eutftehungszeit Altes erschien vor Neuem und umgekehrt; die Möglichkeit eines Gut wicklutigsbildes, einer genetischen Betrachtung ward nicht gegeben. Shaws Name sont so mußte alles heran, ielblt auf die Gefahr hin, durch das regellose Durch einander Erfolg und Wirkung des einzelnen wieder in Frage zustellen « « · Bisher hatte man sich indessen wenigstens mit dem Dromatitcr und Essayiften begnügt, die Romane bei seite gelassen. Diese Lücke ist jetzt ausgefüllt: der Berliner Verlag von Dr. Franz Ledermann bringt vier Romane von Sbaw auf einmal auf den Markt .,Cafhel Byrons Berufs »Der Amatenrfozialist«, »Die törichtc Heirat« und ~antlerliebe«, teils gemeinsam« teils einzeln übersetzt von Alfred Brieger und Wu-( beim-Ema. 4 - - » Demjenigen der Shaw kennt, werden die vier Weile nicht viel Neues sagen; trotzdem bleibt die Tat sache der Uebertmgunf dankenöweth wenn auch weni qer die Akt und Wei e der Ausführung Sie geben den Jren am deutlichften, freiesteu. Das Drama er zwingt durch die Notwendigkeit-en feiner Form wenig stens einige Zurückhaltung,.itellt sich in den Vorder-» grund und läßt dem Dichter selbst lediglich die Regie bemerkungem Sbaw bat sie weidlich benutzt; voll ent-« lfalten konnte er sich erst im Roman. Hier war er frei, konnte reden, soviel cr wollte, absprinqem Leitartikel einschaltem wie es ihm beliebte et war völlig un gebunden. Und er bat diese Ungebundenheit nach Kräften Benutzt. Als Kunstwerke rangieren infolge dessen die Nomane hinter den dramatischen Arbeiten; als Perfönlichkeitsausdrnck, Dokumente einer eigen willigen anche sind sie vielleicht von größerem Wert als diese, und wer George Bernard Shaw zuerst keu nen lernen will. mag immer mit ihnen, statt mit den Dramen beginnen. In der prachtvollen Vorrede zu »Man und sum-r -eturn-« weist Sbaw einmal auf eine Kluft zwischen den Schaffenden und der Wirklichkeit hin, aus der seiner Meinung nach die ganze Fremdheit von Kunst und Leben erwachsen ist. Er bedauert, daß nicht einmal die gewöhnlichen Menschen, die Nichtdichth die von keinerlei Romantik infizierten, das Leben schil derten, wie sie es sehen. - dafz das immer nur die Dichter täten, die jedesmal von vornherein die Dinge; anders sehen, als sie sind. Diese Betrachtung taucht; bei der Lektüre der Romane immer wieder aus. Shaw versucht hier, Romane zu schreiben, ohne dabei feine »Mensch« nnd ihre Gefühle anders zu sehen, als ein ganz gewöhnlicher-, absolut nicht rvniantifch angekrän kelter Mensch sie sehen würde. Das Resultat ist einmal ein Zerfprengen auch noch der an sich schon freieren Romanform - anderseits ein sehr amüiantes Betonen der Geaenfeite, des Autiromanhaften, wodurch das bloße Wirklichkeitsbild seinerseits ebenfalls wieder verschoben wird, nur nach der andern Seite. Indem Sbaw die Konstruktionen und Unwahrhaktigteiten des Durchschnittromans umgeben will, greift er seinerseits nach neuen Konstruktionen und kommt ebenfalls zu Stilifierunaen der Wirklichkeit gerade weil er sie zu vermeiden sucht Der Aufbau ist bei allen vier Roma-ten ziemlich ähnlich - zuweilen direkt von dem traditionellen eng lischen Roman beeinflußt. Jm Mittelpunkt steht irgendein von der Schablone abweichender Mensch —- ein entlanfeneo Schüler, der Preisbolfer geworden ist, ein Arbeiter, der als Erfinder Mi ioniir wird, ein Gentleman ais Sozialist· Er bringt die vom üblichen Roman abweichenden Situationen zustande, sagt der übrigen Gesellschaft die bei Shaw ebenso unerläßlichen wie amiifanten Grobheiten - nnd redet zugleich alle Leitariikel herunter-, die der Verfasser auf dem Herzens hat. Um ibn gruppicren sich die übrigen, bin- und bergefchoben zu allen möglichen Konstellationen undi Kombinationen von mehr oder weniger starker Gro teskr. Denn Shaw interessieren auch hier weniger die« Menschen als ihre Verhältnisse untereinander nnd ihr ztnbewnszies Sichsiilschen Was et gibt, ist ein Bild der Daieinsgroteske, ohne das Mitschtvingen von Ge siihlsregungem lediglich gesehen durch einen von seinen ererbten Anschauungen und Empfindungen nach Mög lichkeit besreiten Jntellekt - dnrch ein Auge. dem noch die Farbe ein allzusehr Gesühltes ist, das nur Linien verzeichnen das Objektivite an den Dingen, die ,pri mären Qualitäten«. Die Verslechntnnen des Daseins locken ihn und die komischen Hüllen, mit denen die Menschen sich nnd diese Konstellationen bedecken möch ten. Kübl und klar sieht er sie und zeichnet sie nach, bebt ruhig-sachlich die redensaktiichen Hüllen ab - und amsüsiert sich. Lacht über alle heiligen Gefühle, sie aller Phrasen entkleidend und aus dem Grunde immer wieder einen ost bis zur Ilnkenntlichkeit entstellten, wenn auch immer noch wirksamen Egoismus bloß leaend. Ein Entgiitterer spricht - und ein Jrländer, ein Jntellektnalist von reinstem Wasser und ein Sozialist. Ein alles Verneinender, der zuletzt doch immer noch - nach etwas positiv Haltbarem greift. Der iozialistische Einichlag stellt die Nomane zu den früheren Arbeiten Shaws. Namentlich der ,Dlma teuriozialist«, daneben »Die törichte Heirat« enthalten einen guten Posten von Bernard Shaws volkswirt schaftlichen Meinungen Wie denn überhaupt noch ziemlich niel Festes, nicht Ausgelöstes in diesenWerken ifteckt Man denkt etwa an die nnpleasant plays, Inicht an »Mensch und Uebermensch« oder die andern späteren Werke. Der Jntellektualist ist noch nicht frei geworden; irgendwo lauert noch ein heimliches Ideal im Hintergrund, so vieles man auch schon von dem echten Shaw antrisft. Der Denker hat noch Re spekt vor dem Denken, vor der Sachlichteit des Jn tellekts; die Gestalt des Conolly bewc st es, der neben bei zur Verknüpsnng der Romane zu einem allewian ziemlich losen Zvilus dient, indem er lauszer n »Cashel Bnrons Beruf«), wenn auch als Nebensigur, immer wieder austancht. Ebenso sprechendie ost mühe los aus dem Zusammenhang herauszulesen-den wirt schaftlichen Essai-Z dasür, die iecne Personen reden. Der Untateursozialist wie der Preisboxer sprechen Seiten und Seiten über soziale Probleme. ohne Rück sicht ans die sotmale Stdrnng, die derartige Expektos rationen heroorrusen. Sie sind ost von hineeißen dem Geist - so, wenn Cashel feine große Rede an die Gesellschaft hält, oder wenn Tresusis seine Theorien lentwicielt. aneilen wird man aber doch etwas un geduldig, zumal Shaw nicht nur durch diese Inter uiezzi, sondern schon durch feine Technik des Erzählenz die Fortbewegnna des Ganzen oft erheblich aushält- Shaw liebt Dialoge, boshafte, zugespitzte, paradoxe .3wiegefprachc, die ebensosehr den Dichter tvie seine Menschen charakterisieten Zwischen diese Gespriiche aber schiebt er oft lange Berichte über Leben nnd Schick sale andrer Gestalten ein, die aus lebendiger Gesen tvart in eine mehr oder weniger zurückliegende er aanaenheit führen, wird ans einem Gestalter ein Be richter nnd schmacht ans diese Weise das Interesse an den Menschen nnd diese selbst. Shato gibt überhaupt nur Linien, die frische Lebendigkeit der Farbe fehlt; das tonstrnitioe Moment dominiert. Jsm Dratna hilft der Darsteller dariiber fort; im Roman verblafsen die Gestalten dabei leicht zu Schemen nnd Konstruktionen Mit einem Jbsentvoru Man sieht sie nicht man hört sie nur reden. Zuweilety an Dialogstellen, stehen die Menschen mit giseisbarer Lebendigkeit da; die Zwischen iätze ver-größern die Diftanz zu ihnen - ganz abge sehen davon, daß die Fortbetvcgung, der lebendige Pro zeß erheblich aufgehalten wird- Jnnnerhin bieten die Romane, wie sämtliche Ar beiten Shaws, so viel des Jnteressanten nnd Amiifani ten, daß die Leitiirc immer noch eine Bereicherung bleibt. Für die Kenntnis des Künstlers Shaw ist liber dies die »Kiitiftlerliebe« von einiger Bedeutung Der kühle Skepttter nnd Common-fense-Mensch gibtsier allerhand Auffchltisse über seine Auffassung nnd er tuug des Künstlerischem die manches zu denken geben - aanz abgesehen davon, daß eine Gestalt, wie der Komponist Owen Jack, namentlich in der ersten Hälfte des Romans, zu dem Kräftigsten gehört, was Bernatd Ohatv geschaffen hat. Allerdings zeichnet sich dieser Roman auch durch die größte Länge aus« obwohl gerade er gut und gerne erhebliche Kürzungen ver tragen könnte. · Die Uebersetznngen sind auf dem Niveau der lib lichen deutschen Uebersetzungen aus dem Englischen —- des öfteren darunter-, selten darüber. Verolinistnew Slangausdriicte, wie »verknnfen«, und ähnliche, die sich seltsam genug zwischen den englischen Namen aud nehmen, das liebe alte: Halten Sie die Znn e sftatt halte den Mund), aus Eure-' das hübsche Fernwi nutn »Hm-in« gebildet - dad wären so ein paar Pto ben, die selbst bei flüchtiger Lckiiire haften bleiben. Kultur fehlt gänzlich; man denkt des öfteren an den »Schlachtenlenker«, die erste deutsch erfchienene Arbeit Sbaws, nnd was man dabei ausstehen mußte.« Ist-
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