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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021022019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902102201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902102201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-22
- Monat1902-10
- Jahr1902
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Jedesmal, wenn das Glocken zeichen einen Wechsel in der Rednerliste in den Neben räumen anzeigtc, drängten zu allen Türen Reichsboten herein, um zu sehen, wer das Wort habe. Und die Mehr zahl der Redner, die durchweg den rechtsstehenden Par- teien angehörten, profitierten von dieser starken Frequenz. Die Rvesicke-Kaiserslautern, Graf Schwerin-Löwitz und namentlich Herr Nistlcr hatten das Ohr des Hauses; und erst als die Herold, Gras Schwerin undRvcsicke zuRepliken und Dupliken das Wort ergriffen, war cs mit der Geduld des Hauses vorüber. Mochte Graf Ballestrem noch so dringend mit der Präsidcntenglvckc Ruhe heischen, da war nicht« zu machen. Wie das Rauschen der Wellen tönte von unten zu den Tribünen hinauf das Stimmengewirr der Hunderte von Reichsboten, die sich zum Teil so lange nicht gesehen hatten und sich doch so viel zu erzählen haben. Und dann di« alle Gemüter aufs lebhafteste bewegende Frage, waS wird die Reichsrcgiernng durch den Mund des Reichskanzlers heute erklären? Graf Bülow saß heute gleich bei Beginn der Sitzung auf seinem Platze, von den Staatssekretären, preußischen und nichtprenhischcn Ministern und Bundesratsmitgliedcrn umgeben. Man wußte, daß er nochmals das Wort ergreifen werde. Und als die Rednerliste endlich erschöpft war, erhob sich Graf Bülow, um in längeren Ausführungen auf alle die Be mängelungen seitens der einzelnen Redner einzugehcn. Die tiefe Stille im Saale und die allgemeine Spannung bewiesen, mit welchem Interesse man diese zusammen- fassende Replik des Leiters der deutschen Politik entgegen nahm. Wie zu erwarten war, blieb der Kanzler bei seinen neulichen Auslassungen stehen. Es rief einige Be wegung auf allen Seiten hervor, als Graf Bülow er klärte, er glaube nicht, daß ein Reichskanzler, der nach ihm käme, mehr für die Landwirtschaft tun würde, als er. Manche wollten in diesen Worten eine Andeutung auf gewisse Eventualitäten erkennen. Als der Reichskanzler geendet, wurde die Erörterung ge schloffen und es begannen die spannungsvoll erwarteten Abstimmungen. Man bekam schon heute einen kleinen Vorgeschmack von den Freuden, welche so ein Dutzend und mehr „namentliche" zu bereite» im Staude sind. Heute gab es deren drei, deren zweite die bedeutendste war, denn es handelte sich um die Kompromißanträgc der Kommission, betreffend den Mindestsatz für Roggen. Sie wurden mit 187 gegen 152 Stimmen bei fünf Stimment ¬ haltungen angenommen. Es hatten also 344 Volksvertreter ihre Stimmen abgegeben; das ist eine Präsenzstärke, wie sic der deutsche Reichs tag sehr selten aufwcist. Da sah man Gestalten, die den stolzen Wallot-Ban erst kaum je betreten. An den Bundesratstischen ging cs natürlich auch recht lebhaft zu. Man erörterte eifrig das Für und Wider. Der Reichs kanzler hatte den Saal verlassen und kam erst gegen Schluß der Sitzung wieder in Sicht. Eine zufällig rot eingebundene Aktenmappe hielt mau auf den Tribünen für „die rote Mappe", welche dem bösen Reichstag ver hängnisvoll werden könnte. Sic sollte die Auflösung in sich bergen; aber es geschah nichts dergleichen. Gleich mütig klappte Graf Bülow die angebliche rote Mappe wieder zu, erhob sich und begann eine Art Zirkel ab- zuhalten, an welchem Abgeordnete der verschiedensten Parteien teilnahmcn. So ging die Sitzung zu Ende. Morgen Fortsetzung. 199. Sitzung vom 21. Oktobe r. Am Tische des Bundesrates: Staatssekretär Dr. Gras v. Posadowskq, v. Podbielski. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 20 Minuten. Das Haus ist s c h r g u t besetzt. Die Beratung über die Mindestsätze für Rogge nundWcizc u wird fortgesetzt. Abg. vr. Rvesicke-Kaiserslautern (Bund der Land wirte), bei der im Hause herrschenden Unruhe auf der Tribüne nur schwer verständlich, befürwortet den Antrag Wangenhetm und betont nochmals, daß -te Landwirtschaft einen wirklich ausreichenden Zollschutz nicht entbehren könne. Die Sätze der Vorlage seien nicht genügend und trotzdem erkläre der Reichskanzler, auf keinen Fall darüber hinausgehekl zu wollen! Der Reichskanzler sei von der Rücksicht darauf auSgegangen, was da« Ausland uns beim Abschluß von Handelsverträgen an Zöllen noch gestatte. Das sei für ihn der maßgebende Gesichtspunkt gewesen; er hätte aber fragen müssen, wie viel die Land wirtschaft an Zöllen brauche, um extstenzfäbta zu »leiben. Die Industrie könne sich in eminenter Weise die Bor- teile des Zollschutzes zu nutze machen, dies sei jedoch bei der Landwirtschaft nicht der Fall, die vielmehr mit Aus fällen zu rechnen habe. Reichskanzler Graf Bülow betritt den Saal, die Staatssekretäre v. Richthofen und Thiel«««« und der Handelsminister Müller sind gleichfalls erschienen. Abg. Bindewald «Neichsp.) erklärt, daß er im Namen der gesamten hessischen Bauernschaft spreche. Er führt weiter aus, der Staatssekretär deS Innern habe, als der erste Entwurf zum Zolltarif vorlag, gesagt, baß die Inter essen der Landwirtschaft und der Industrie al» vollkommen gleichwertig behandelt werden sollten. Damit stehe jedoch im Widerspruch, daß der Reichskanzler jetzt da« Ueber- gewicht der Industrie über die Landwirtschaft als Tatsache ansehe. Die Landwirtschaft solle jetzt das Kompensations objekt für die Jnbustriezölle gegenüber dem Auslände ab- geben. Theoretisch wie praktisch stehe die Landwirtschaft vollkommen auf der Höhe, aber nur eine vernünftige Wirtschaftspolitik könne sie auf dieser Höhe erhalten und sie in den Stand fetzen, den inländischen Bedarf zu decken. Selten habe sich die Unzuverlässigkeit der National liberalen so erwiesen, wie in diesem Falle. Er glaube jedoch, was der Abgeordnete Sattler auögeführt habe, sei nicht die Ansicht der Partei. Hervorragende Mitglieder derselben, wie Graf Oriola und Freiherr zu Herrnsheim, würden hoffentlich in ihrer früheren Haltung konsequent bleiben. Ein Volk, das so viele Millionen für Alkohol ausgebe, könne wohl auch im Interesse de« BaterlandeS eine geringe Brotverteuerung ertragen. Lesen Sie nur die Schrift des Professors Ruhland „Der Getreidemarkt", da werden Sie schon finden, wo die Brotverteuerer sitzen, nicht in den Kreisen der Großgrundbesitzer, sondern in denen des internationalen Kapitals. Ein Steigen der Löhne ist nur möglich, wenn man eS der Landwirtschaft ermöglicht, mehr heraus,uwirtschaften. Abg. Nießler (Bayerischer Bauernbund) tritt für den Antrag Heim ein, erklärt jedoch für seine Person, falls die Abstimmung für diesen keine Majorität ergeben sollte, den Kommissionsbeschlüssen zustimmen zu wollen. Abg. I)r. Hahn (b. k. F.) betont, daß man erst Jnland- politik betreibe» müsse, erst wenn die Interessen des In landes genügend geschützt seien, dann könne man an Welt. Politik denken. Redner fährt fort: Unsere Stellung zü den auswärtigen Staaten, mit denen wir Handelsverträge abschliestcn können, ist derart, daß das Ausland ein viel größeres Interesse am Abschluß der Verträge hat, als wir. Wir können dem AnSlandc die Bedingungen für die Ver- träge vorschreiben. Es wird uns schwer, dem Herrn Reichskanzler zu glauben, daß wir in den Zolltarif nicht Minimalzölle cinsetzen können, die genügen, um die Land- wirtschaft zu schützen, und doch gleichzeitig den Abschluß von Handelsverträgen ermöglichen. Die deutsche Land, wirtschaft braucht den Zoll von 7,50 gerade für daS Sommergetreide, weil svnst der gesamte Import sich auf diese Getreideart werfen würde. Falls der Reichskanzler glaubt, nach der Lage der politischen Beziehungen zum AnSlandc auf der Vorlage bestehen zu müssen, können wir auch die Höhe der Judnstriezölle nicht ausrechterhalteu. Ein doppeltes Geschenk wurde der Industrie dargebracht durch Erhöhung der JnlandSzöllc und Nichtbindnng der landwirtschaftlichen Zölle zur Ermöglichung von Handels verträgen. Wir lehnen die Jndnstriezölle bei Nicht erhöhung der Agrarzölle ab. Abg. Herold (Zentr.) weist auf den Rechenfehler in der sogenannten wissenschaftlichen Begründung des Bundes der Landwirte für den Zoll von 7,50 hin. Fasse man die betreffenden Zahlen zusammen, sv ergebe sich ein Durchschnittssatz von 8,90 Der Bund cökamotiert nach eigener Berechnung 1,40 Die Auflösung deS Reichs tages sei nicht zu fürchten, das Zentrum kehrte stets un überwindlich wieder, aber die Auflösung liegt nicht im Interesse des Landes. Hierauf nimmt der Reichskanzler Graf v. Bülow zu läugercu Ausführungen das Wort. Er geht auf ver schiedene im Lause der Debatte gefallene Aeußerungen ein und erklärt, cs könne nicht im Ernste behauptet werden, daß die Industrie der Landwirtschaft geopfert werden solle. Alle Bundesfürsten, ohne Ausnahme, seien darin einver standen, daß der Landwirtschaft jeder mögliche Schutz zu teil werde, so weit es mit Ermöglichung von Handels verträgen vereinbart sei. Redner protestiert gegen die Aeußerung, daß die Reichsrcgicrung mit der Tarifvorlage den Ast absäge, auf welchem die Monarchie sitzt. Er sagt: Die Regierungen erkennen an, daß die Landwirtschaft An spruch ans eine besondere Rücksichtnahme hat. Der Aus druck dieser Rücksichtnahme sei die Vorlage, aber alle anderen Erwägungen dürsten demgegenüber doch nicht schweigen. Er sei seit zwei Jahren nach Kräften bestrebt, das Sciuigc für die Landwirtschaft zu tun, er könne aber doch nur Erreichbares durchsetzen. Für ihn handle es sicö dabei nicht nm Dank oder Undank. Wenn man von einem etwaigen Regierungswechsel spreche, so entgegne er, es werde lange dauern, bis wieder ein Reichskanzler für die Landwirtschaft tue, was er bestrebt sei, zu tun. Zusagen aus dem Auslände seien nicht gegeben und konnten bei dem gegenwärtigen Stande der Tarisrcsorm auch nicht gegeben werden. Tic Ncichsrcgicrnng kenne aber genau die im AnSlandc herrschenden Dispositionen. Dlc verbündeten Regierungen haben von Anfang an klar und unzweideutig erklärt, bis zu welcher Grenze sie mit den Miuimalzöllen gehen könnten. Auch unter vier Augen habe ich seit zwei Jahren gegenüber niemandem andere Ansichten vertreten. Es wäre gewiß für die verbündeten Regierungen leichter gewesen, den Tarif nach den Wünschen der Rechten oder der Linken znzuschneiden; das durften sic aber nicht. Wenn mir der Abg. n. Kardvrff den schweren Vorwurf macht, ich sagte zum Reichstage „friß Bogel oder stirb", so bemerke ich, die Regierungen sind weit entfernt davon, die Mehr heit deS Hanfes in ihrer Meinung beschränken zu wollen. Es handelt sich doch um Maßnahmen, die eine Rückwirkung auf das Ausland haben, da müssen doch die Regierungen ein größeres Plast von Autorität iu Anspruch nehmen. Sie wissen genau, welche Wirkung jede Maßnahme im Aus lände hat. Ich versichere Herrn Hahn, ich kenne nie manden, dem ich zutraue, mit höheren Mindestsätzen Han delsverträge zu Stande zn bringen . (Hört, hört, links.) Ich hoffe, das; die Mehrheit des Hanfes für einen Ab schluß von Handelsverträgen ist. Ter Reichskanzler schließt: Ich erkläre namens der verbün deten Negierungen nochmals, daß alle vvn der Vorlage abweichenden Abände rung s a n t r ä g c zu den vorgeschlagenen Mindestsätzen fürRoggen und Weizen in jedem Stadium der Verhandlungen für die v e r b ü n d ct e n R e g i e ru n g e n unannehm bar sind. (Bewegung.) Hierauf wird die Diskussion geschlossen und über dcu Antrag Wan gen Ye im namentlich abgcstimmt. Der selbe wird, so weit er Roggen betrifft, mit 280 gegen 44 Stimmen bei fünf Stimmenthaltungen abgelehnt; der Antrag Heim auf einen Roggenzoll von 0 .F wird in einfacher Abstimmung gegen einen Teil des Zentrums und einen Teil der Konservativen abgelehnt. ES folgt die namentliche Abstimmung über den Kommissions antrag, auf Roggcnzoll 5s/g .ck!. Dieser Antrag wird mit 187 gegen 152 Stimmen bet fünf Stimmeiienthaltuugcn angenommen. Nachdem der Mindestrvggernoll von ö'k gemäß dem Kommissivnsautragc zum Tarifgesetze, wie gemeldet, be schlossen war, wird Position 1 des Zolltarifs in der Kom mission-fassung von 7 statt 8 .ck der Negierung»vorlage, in einfacher Abstimmung angenommen. Der Mindestsatz für Wetzen wird in der Kommissionssaffung von S.L mit 194 gegen 145 Stimmen bet 5 Stimmenthaltungen ange nommen, ebenso in einfacher Abstimmung die Tarif nummer 2, betreffend Wetzen, tn der KommisstonSfassung von 7'/g Hierauf wird die Wetterberatung auf morgen vertagt. Au» «en Kommtsftanen. L. Berlin» LI. Oktober. (Privattelrgramm.) Die Kom- misst», zur Beratung d«» G«setzrntwurf«» betreffend die Regelung der Ktndirarbitt kam in ihrer heutigen Sitzung nicht über «ine GeschästSordnnngsdebatte hinaus. Von verschiedenen Seiten wurde befürwortet, di« Beratung mit Rücksicht ans di« Kürz« der Zeit und di« Inanipruchnahm« de« Interesse« drr Abgeordneten und der Oeffentlichkrit durch die Zolltgrisverhandlongen zu vertagen. Ein dahingehend« Antrag deS Abg. v. Richthos«n-Daundors wurde mit 8 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Hstrauf wurde die nächste Sitzung vom Vorsitzenden Frhrn. v. Lertllng auf Donners tag, 23. Oktober, 9 Uhr, anberanmt. von 21 Mitgliedern waren 1U anwesend. (Na».-Ztg.) Vermischtes. Weitzensel», 2l. Oktober. Ein Liebesdrama eigentümlicher Art, über dessen näheren Umständen noch völlige« Dunkel schwebt, hat sich in den letzten Tagen hier, beziehentlich im benachbarten Gera abgrspielt. Der im vorigen Jahre in einer diesigen Fabrik angestellt gewesene 25jährige Modelltischler Morgenthal hatte hier die Bekannt schaft eines jungen Mädchen« au» anständiger Familie ge macht und sich mit ihm verlobt. Nachdem da« Mädchen jetzt mündig geworden, sollte im nächsten Monat die Hoch zeit statlsinden. Der Termin dazu war bereits bestimmt und das Aufgebot bestellt worden. Die Braut, die eben noch mit den letzten Vorbereitungen für die Aussteuer beschäftigt gewesen, war ganz starr, als sie aus Gera, wo ihr Verlobter in Arbeit stand, plötzlich einen Abschiedsbrief von diesem empfing und am anderen Tage in der Zeitung las, daß der junge Mann im Walde bei Gera, aus mehreren Schußwunden blutend, schwer verletzt aufgefunden worden sei, und daß er vorher — seine Braut erschossen habe, weil die beiderseitigen Eltern da« Verhältnis lösen wollten. Morgen- thal, der in hoffnungslosem Zustande im Krankenhause liegt und noch nicht vernommen werden konnte, scheint also auch einem Mädchen au« Gera die Ehe versprochen zu haben, und da er keinen Ausweg aus diesem Dilemma sah, zog er eS vor, mit seiner zweiten Geliebten vereint aus dem Leben zu scheiden. Die Leiche de« Mädchens soll noch nicht gefunden sein. --- Im Verlag der Hofbuchür uckerei Eisenach (H. Kahle) erschienen kürzlich 4 Jahreszeiten'Postkarteu nach Aquarellen des bekannten Kunstmalers F. Gott- schalg-Weimar. Die durch Stimmung wirkenden Studien sind durch Dreifarbendruck in trefflicher Weise hergestcllt. Allen Freunden geschmackvoller Landschaften seien diese Jahreszeitcn-Karten, die in Umschlag zum Preise von 35 Pfg. durch die Hvfbuchdruckerei Eisenach zu beziehen sind, empfohlen. — Blüchcr-Eriunerunge». In den jetzigen, der Er innerung an die Völkerschlacht geweihten Tagen dürften folgende uns von Herrn Privatgclehrten K. O. H acuß - ler hier zugehende Notizen interessieren. Aus dem Marktplätze zu Leipzig umarmte nach dem Einzüge Kaiser Alexander den alten Blücher mit den Worten: „Mein lieber General, Sie haben das Beste getan, Sie sind der Befreier Deutschlands!" woranf die Antwort Blüchers lautete: „Kaiserliche Majestät, erlauben Sie mich, habe bloß meine Schuldigkeit getan; aber meine braven Truppen, meine braven Truppen, die haben weit mehr getan, wie ich!" — Zum andern möchten wir noch einen Brief Blüchers anführen, den derselbe nach dem Siege bet Waterloo und Belle-Alliance (18. Juni 1815), den Blücher entschied und wodurch er ganz Europa rettete, wie durch sein Eintreffen zuvor bei Leipzig Teutsch- land befreit wurde, an seinen treuen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen richtete und welcher den Blüchcrschcn Geist markig wiederspiegelt. Derselbe lautet: „La Belle-Alliance, 19. Juni 1815, früh. Tie schönste Schlacht ist geschlagen, der herrlichste Sieg ist erfochten; das Dctaille wird bald folgen. Ich glaube, die Bvnaparte- sche Geschichte ist wieder einmal zu Ende. Blücher." (Nachschrift.) „Ich kann nicht mehr schreiben, denn ich zittre an alle Glieder. Die Anstrengung war for mich zu groß." Letzte Nachrichten. i O. II. Berlin, 21. Oktober. (P r i v a t t e l c g r a m m.) Wie aus Reichstagskreisen mitgeteilt wird, sollen im Reichstag zunächst nur noch die Zölle für Gcrste, Hafer und Vieh beraten werden; dann soll die Beratung unterbrochen werden; ob durch Vertagung oder durch Vornahme anderer Bcratungs- gegenstäiidc, ist noch ungewiß. 6. H. Berlin, 21'. Oktober. (P r i v a t t e l e g r a m m.) An Stelle des zurücktrctcndcn Landcsökonomicratcs Nobüc wurde Professor Harnack zum Präsidenten des evangelisch-sozialen Kongresses ge wählt. * Köln, 2l. Oktober. (Telegramm.) Ter „Köl nischen Zeitung" wird aus Moutjoic gemeldet: In dem Geheimfach eines alten Wandschrankes in einer von dem Seidenfabrikantcn Crous erworbenen Fabrik wurden anderthalb Millionen französischer Banknoten, meistens Tauscndfraiics-Schcinc aus dem Jahre 1709, g c - f n n d e n. * Wieu, 21. Oktober. (Telegramm.) Wie ver schiedene Abendblätter melden, kam cs heute vormittag in dein von Hörern überfüllten Höksaalc des Professors der Mathematik an der technischen Hochschule Czuber zn stürmischen Kundgebungen. Eine Abord- iinng der Studenten erklärte dem Professor, daß die Kund gebungen sich nicht gegen seine Person, sondern gegen die Zustände in den Hürsälen richteten. Ezuber konnte in folge des Lärms seine Vorlesung nicht halten. Mittags be gab sich der Rektor Krafft in den noch immer von Stu denten besetzten Saal und hielt eine Ansprache, in der er betonte, das Prvscssorcnkollcgium halte die Forderungen der Studentenschaft für begründet und werde sich bemühen, eine Abhülfe der Uebelständc zn erzielen. Der Rektor er mahnte die Studentenschaft, den ordnungsgemäßen Weg nicht zn verlassen. Die Studenten hielten sodann im Hör- saale eine Versammlung ab und beschlossen, die Vor lesungen so lange nicht zu besuchen, bis die Forderungen nach größeren Hörsälen erfüllt seien. » Pari», 21. Oktober. (Telegramm.) Kammer. Zur Verhandlung stehen die Interpellationen über den Ausstand der Grubenarbeiter. Abg. Thivrter tadelt, daß Trupen in daS Ansstondsgebiet entsandt wurden, und verlangt, daß die Truppen in An betracht der ruhigen Haltung der Ausständigen zurück gezogen werden. Abg. Briand i Soz.) behauptet, in Frank reich bestehe für die Ansstandsbewegunqen keine Freiheit. Er erinnert an den Arbeiter, der in Terre-Noire getötet wurde, und schreibt diese Tat dem Mangel an Kaltblütig keit eines Gendarmen zu. Redner verlangt, daß diese Tat bestraft werde. «Beifall auf der äußersten Linken.) * Dünkirchen, 21. Oktober. (Telegramm.) Der Fachverein der Hafenarbeiter beschloß den allgemeinen Ausstand. Es soll sogar bet Schif fen, deren Entladung bereits begonnen hat, die Arbeit eingestellt werden. * London, 21. Oktober. (Telegram m.) Unterhaus. Gibson Bowlcs fragt, ob die Regierung Informationen habe über ein Abkommen zwischen Rußland und Persien, wonach britisch-indische Waren bezüg lich der Zölle ungünstig behandelt werden sollen. Bal four erwidert, soweit die Regierung unterrichtet sei, sei zwischen Rußland und Persien bis jetzt kein Abkommen abgeschlossen worden. Ein solches Abkommen bestehe zwischen der Türkei und Persien, daS tn Zollangelegen- heiten die Behandlung als meistbegünstigte Nation vor sehe. Infolge der Verhandlungen mit der indischen Re gierung sei die Gelegenheit bei der Anwesenheit des persischen GroßvezierS in England benutzt worden, ihn darauf hinzuweisen, daß es wichtig sei, daß die englischen Handelsbeziehungen eine billige Behandlung erführen. — In Beantwortung einer anderen Anfrage erklärte Bal four, -aß bezüglich der D a r d a n c l l c n k c i n c Unter handlungen im Gange seien. Handelssachen. * New Park, 2l. Oktober. (Schluß - Kurse.) Weizen willig. Loko 78'/,, Oktober —, Dezember 78'/,. Januar —, Mai 78. Mais stetig, Oktober 66'/^ Dezember 66', ., Januar 52. Mehl (Spring-Wheat clearS) 3,10. Getreideiracht nach Liver pool!'/,. Petroleum. Cred. Balauces ot Oil Cün 1,30, Standard white in New Kork 7,30. Zucker 3'/,,. Zinn 27,62. Kupier 12,00. Eisen Nr. 2 Foundry North 22,50. Stahl (chiencn 28. Baumwolie. Loko 8,70, Oktober 8.35, Dezember 8,46, Mai 8,36. New Orleans 8'/,,. Schmalz West. Steam 11,35, Rohe L Brothers 11,55. Kassee fair Rio Nr. 7 5'/,, November 5,05, Januar b,2y. Meteorologische Beobachtungen ank ckcr Sternwarte in Oeiprig. linke 119 Ketc,- äb't dem Kcera. 2eit der lleodscktung. Uaroiv. I»<1. ani -pzlMiru l'de.mo- m«r«r. 2«Iz.-Uc. Uslariv b'socb- kigIr"Nc. wma- riciNonx v. Lk/irlle. iUminsl». a.u»icdr. 20.0kl. ab. 8 V. 750,9 -l- 8J 96 8«iV 2 trübe') 21. „ mg. 8- 745,0 -i- 11,3 lto 881V 1 trübe nm. 2 - 747,5 -f- 12.6 86 IVk-iV 2 Mibe Zlarimum äse 'l'smpora'.ur ---- 4- 11,3". .'iinimuw — -j- 7,5". llöks <Ier Xiedersckiägs ---- 6,7 nun. ') 8ckwacker Kegen. Wetterbericht ei«»« «4. 8. !NetO<»raIe»tri8Ol»eu Insitttntv« in Oliemnitz V'M 21. Olit«»t»^r. 9 ! r "o-, rn-. ktations-Xamc. »Lromerer »ot liicktuvg »ml btsrk' äes iVioiles. >Vetter. '. ems.elalur. I I I IHM m i Stornoway . . l'Iucksod. . . Odrisliansund lbsiarsvda. . skuiesnacs. . 8tocklioün . . ivopenbaxen . Herne) . . . 8w-iveniiiudo . 8kagon . , . 8>lt .... linmburg . . ileldcr . . . -cillv. . . . 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Oktober, 8 b'kr trüb: Von llem Skagerrak, über wellKem -las barometriscks Minimum mir 748 mm liegt, breitet «ick tioler Oruck nac'.r Zentrrüeurova au«: Koker Oruck erstreckt sieb vom 8 ,1er kritiscken Inseln sack dom silillickcu Loniivgeat. Oebbakte, nordwortlicke bi, sildwestlicbe, bei uns steile iVinlle bringen träbe, IVekter mit ausgebreitetcn ksgensttllvn; dis ll'emporatur Kat rugevommen. >Venig ^enderuog wabrsckeioiick. -
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