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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021029015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902102901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902102901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-29
- Monat1902-10
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Ztg." vor der Hand nur die Bedeutung eines subjektiven Eintretens für dieses neue Geschütz betgemcssen werden kann, so ver dient -lese Hervorhebung in dem offiziösen Organe doch jedenfalls Beachtung. Darüber, daß das Rohrrttck- laufge schütz, da- bekanntlich bereits in der fran zösischen Armee, sowie teilweise im englischen Heere ein- gesührt ist, das Geschütz der Zukunft sei, darüber ist man sich heute wohl in allen Fachkreisen einig. Ob aber zu Gunsten -eS Panzerschutzes und um das Geschütz beweglich genug zu halten, von dem jetzigen Kaliber von 7,7 Lentimetern auf ein solches von 5 Centimetern oder ein ähnliches auf Kosten der Wirkung desEinzel- schusses herabgegangen werben kann, erscheint trotz der mit dem Ehrhardtschen 5 Eentimeter - Granatgcschütz er zielten günstigen Ergebnisse doch noch recht zweifelhaft. Wenn auch dieses Geschütz gute Treffsähigkeit, große End geschwindigkeit, günstige Zerlegung des Geschosses, Ver minderung seiner Abhängigkeit vom Boden durch brisante Sprengladung und nicht versagende Beobachtungsfähigkeit ergab und sein dem verfolgten Zweck angepaßtes Brisanz geschoß von circa 2 Kilogramm Gewicht sich feiner Aufgabe gewachsen zeigte, auch die Zerlegung des Geschosses in etwa 100 wirkungssähigc Sprengstücke eine günstige war, so muß doch als ein Rachteil desselben nicht nur die geringere Wirkung des Einzelschusses, sondern auch die bei einem so kleinen Geschosse zweifellos geminderte Bevb- achtungsfähtgkeit erkannt werden,' ein Nachteil, der den Vorteil der sehr wirksamen, sich auchaus dieRäder ersvrecken- den Panzerung, selbst bei großer Bewegungsfähigkeit des neuen Geschützes, vielleicht aufwiegt. Allerdings scheint die Bemerkung der „Nordd. Allg. Z>tg " inS Auge springend, daß ein derartiger Panzerschuy, wie er bei dem 6-Centimeter-Ehrhardt-Geschütz erreicht ist, der Artillerie einen Machtzuwachs verleihe, der so be deutend sei, -aß unter sonst annähernd gleichen Verhält nissen die Partei auf Seiten der gepanzerten Artillerie über einen Gegner mit ungepanzerter Artillerie ein ent schiedenes Uebergewicht erhalte. Allein näher betrachtet, reduziert sich dieses Uebergewicht, und namentlich die Dringlichkeit, schon nach kaum sechs Fahren aber mals mit einem Kostenaufwande von etwa 144 Millionen zu einer Neubewaffnung der Feldartillerie zu schreiten, sehr erheblich. Denn einerseits ist es Krupp gelungen, durch mit Stahlkugcln gefüllte Shrapnels die Schutz- schilde -er französischen Schnellfcuergeschütze zu durch schlagen, und auf etwa 250 bis 400 Meter Entfernung wurden auch die Schutzschildc Krupps und Ehrhardts von Infanteriegeschossen durchbohrt. Mithin ist die Bedienung der französischen Feldartillerie durch ihre Panzerschilde nur auf Entfernungen von etwa 450 Metern und darüber gegen Jnfanteriefcuer geschützt, gegen Shrapnelfeuer fortan jedoch nicht, da es ein Leichtes ist, unseren Shrap nels statt ihrer bisherigen Bleikugelfüllung eine solche von Stahlkugeln zu geben. Wenn ferner auch in dem Ver hältnis -er Artillerie zur Infanterie künftig ein relativ größerer Wertfaktor zu suchen sein wirb, als bisher in dem Verhältnis von Artillerie zu Artillerie, so wird doch die HauptgefechtStätigkeit der Artillerie stets der Artillerie ¬ kampf bleiben und die Infanterie, ehe sie auf ihren gegen Artillerie wirksamen Schußbereich von etwa 1500 Metern an die Artillerie heranzugelangeu vermag, deren verheeren dem Feuer auch ferner ausgesetzt sein, ohne dasselbe durch das ihrige wirksam bekämpfen zu können. Ucberdies aber gewähren die Geländeverhältnisse der Artillerie nicht selten durch ihre Stellung hinter deckenden Tcrraiuteilen, wie Höhenrändern, Dämmen, Gesträuch und anderen Bvdenbcdeckungen, Deckung gegen Licht, sowie im Verein mit rasch angelegten Geschützeinschnitten Deckung auch gegen einen 5 Geschosse. Die im Ernstfälle Strapazen und achtungsverhältnisse beim Feuern mehr mitsprcchen, nicht so zur Geltung, wie bei den Schießplatzversuchen, und be kanntlich sind die Verluste der Artillerie infolge der weiten Entfernungen, in der sie das Gefecht führt, im all gemeinen keine sehr bedeutenden. Jedenfalls liegt bei den heute in Betracht kommenden Verhältnissen und in Anbetracht der bedeutenden Mängel, die dem französischen Schnellfeuergeschütz und seinen Schuyschildern anhaften, das Moment großer Dringlichkeit der Einführung ähnlicher, jedoch verbesserter Schnellfeuergeschütze für un« um so weniger vor, als die allgemeine Lage zweifellos eine lange Dauer versprechende friedliche ist und als wohl auch selbst in den neuesten Ehrhardt- und Krupp-Geschün- modellen noch nicht der vollendete Typus eines Rvhrrück- lausgeschützeS mit Panzerschutz erblickt werden kann. Ist allerdings ein solches Modell gefunden und schreiten andere Mächte, nach Ermittelung eines allen Anforderungen entsprechenden Modells, zur Einführung von Rohrrücklaufgeschützen oder solchen mit Panzer schutz. die unserem jetzigen Geschütz erheblich überlegen sind, so wird es unbedingt siir uns geboten, mit d t e s e m V org e h e n auf gleicher Höhe zu bleiben. Aber auch nicht früher. Wir besitzen bekanntlich ein ballistisch höchst leistungs fähiges, wenn auch in Bezug auf die Feuer geschwindigkeit und die sonstigen Vorteile des Rohrrück laufsystems nicht mehr völlig aus der Höhe der Zeit stehen des Schnellfeuergeschütz, so daß wir in Anbetracht der Mängel des französischen Schnellfeucrgcschützcs und seiner behobenen Unverwundbarkeit gegen Shrapnelfeuer, so wie der friedlichen Gesamtlage uns mit dem Ersatz unseres, vor kurzem erst eingesührtcn Schnellfeuer geschützes durch ein neues mit Rohrrücklauf nicht im mindesten zu übereilen brauchen, sondern ruhig ab warten können, bis eine a l l e n A n s p r ü ch e n genügende Rohrrücklaufkonstruktion, be ziehungsweise genügende Sicherheit bie tende S ch u tz s ch i l d k o n st r n k ti o n, bei genügender Beweglichkeit des Geschützes gefunden ist und sich bei um fassenden sorgfältigen Truppenversuchen und nicht nur Schießplatzversuchen in jeder Hinsicht b'ewährt hat. Ucberdies verdient Berücksichtigung, daß ein Jahr nach der abermaligen Einführung eines neuen Geschützmodells unsere Feldartilleric an 0 ver schiedenen Modellen ausgebildet sein würde, was für die Truppen der 2. Linie nachteilig ins Gewicht fällt. Wurde doch bereits seinerzeit betreffs des jetzt in Händen der Armee befindlichen Schnellfeuergeschützes auch der Stand punkt vertreten, daß das frühere, ebenfalls sehr gute Mate rial erst gehörig auozunutzcn sei, bevor man zur Ein führung des derzeitigen Lchnellfcucrgcschützes schritte, da letzteres sehr bald von einem verbesserten Modell über troffen werden würde. Diese Ansicht fand dadurch, daß unser jetziges Schnellfeuergeschütz heute bereits eine» in gewisser technischer Hinsicht überwundenen Stand punkt bezeichnet, ihre Bestätigung, und so erscheint beträchtlichen Teil der feindlichen Schutzschtlde kommen überhaupt des Krieges, wo Erregung, » auch Witterungs- und Bevb- eine Ausnutzung unseres zur Zett in den Händen der Truppen und in den Depots be findlichen Geschützes vielleicht um so mehr ange zeigt, bevor zu einer neuen 144 Millionenausgabe für ein verbessertes ffivhrrücklanf-LchneUfenergeschütz ge schritten wird, als unser derzeitiges gutes Geschütz eine bei geübter Bedienung wohl ausreichende Fenergeschwindig keit besitzt, überdies der Munitiousverschwendung mehr vvrbeugt als das Nohrrllcklaufgeschütz und in seinen ballistischen Leistungen völlig aus der Höhe der Zeit steht. Die Ueberlegenheit der Rohrrücklaufgefchütze und namentlich der französischen, erscheint mit einem Worte alSkeinc so bedeutende, um notwendiger weise unser jetziges Geschütz sofort ver werf e n u n d u n v e r w e i l t d u r ch e i n Rohrrück laufgeschütz ersetzen zu müssen, zumal ein ab solut einwandfreies Nohrrücklauf-Schnellfeuergeschüy noch nicht erzielt zu sein scheint. Neben dem neuen Ehrhardt-Geschütz wird auch das neueste Kruppsche R o h r r ü ck l a u s g es ch ü tz sehr gelobt. Dasselbe trägt ebenfalls S ta l> l s ch i l d c, die jedoch nicht zum Schutze der Be dienung allein dienen, sondern zugleich die Achssitze ersetzen sollen, indem sie nach Bedarf ausgestellt oder niedergelegt werden können. Diese doppelte Bestimmung scheint, wenn genügende Widerstandsfähigkeit der Schilde erzielt ist, für ihre Einführung zu sprechen, obwohl manche namhafte Fachmänner sich noch ablehnend gegen die Stahlschilde verhalten. Italien, das sich für ein Schnellfeuergeschütz mit Federsporulasette entschieden hatte und schon mitten in der Anschaffung begriffen war, hat diese jetzt unterbrochen und stellt Versuche mit Rohrrücklaufgeschützen an. Bei uns verlautete jetzt, daß möglicherweise als er st er Ausweg ein Austausch der Laffette mit starrem Sporn gegen eine Rohrrücklauflafette statt finden solle, unter Verwertung der wenigen noch brauchbaren Teile, nament lich d e r R ä d e r. Allein die Absicht einer völligen Neu bewaffnung dürste heute überwiegen. Das Gegenstück zu Deutschland und Julien bilden Frankreich und Norwegen. In Frankreich macht man kein Hehl daraus, daß man mit der Einführung der Schnell- feucrgeschütze zu sehr geeilt hat. Indessen schadet in diesem Lande Uebcreilnng weniger als sonstwo. Seine Mittel und die Bcwilligungsgeueigthcit seines Parlaments er lauben cs ihm, nach ein paar Jahren ein allerneuestes Ge- schützsystcm anzunchmen, um sür einige Zeit wieder dem vom ganzen Volke erstrebten Vorrang in der Geschütz bewaffnung zu behaupten. Norwegen ist nicht in diesem glücklichen Falle. Seine Geschütz-Kommission hatte gegen das Ehrhardtschc Rohrrücklausgcschütz gewichtige Bedenken geltend gemacht, jedoch wurden auf Betrieb des Kriegsministcrs Stang im Vorjahre bei der Ehr hardtschen Fabrik 21 Batterien bestellt. Beim Feld gebrauch zeigten sie jedoch erhebliche Mängel, die namentlich die Beweglichkeit der Geschütze beeinträchtigen. Ueber den Kriegsminister ergießt sich daher ein Strom von Vorwürfen, der jedoch den Fehler der Ueberciluug nicht beseitigen kann. Unter diesen Umständen darf sich die Schweiz Glück wünschen, daß der heftige Widerstreit der Meinungen daselbst die Zeit der Versuche in die Länge zog und daß die Entscheidung über ihr künftiges Feld geschütz noch aussteht. In England wurden bekannt lich schon während des Krieges 18 Ehrhardtschc Schncllfeucrbatterien mit Rohrrücklauf beschafft. Man plant jedoch neuerdings die Herstellung und Einführung eines eigenen, leistungsfähigeren RohrrücklanfgcschützcS, als das bisher bereits vorhandene. In Dänemark hat der Reichstag sich ungewöhnlich rasch für die An nahme von Schnellfeuergejchützen entschlossen und dafür gegen 6 Millionen Kronen bewilligt. Ihre Lieferung wurde der Firma Krupp übertragen und bestehl aus 128 Feldgeschützen und 102 Munitionswagen mit Munition und neuem Geschirr. Sie mutz bis zum 1. April 1904 ansgesührt sein. Die Republik Mexiko wird dagegen ihre neuen Schnellfcuergeschütze von dem französischen EtablissementEreuzvtbeziehen. In Oesterreich-Ungarn wurde bisher die Lösung der S chnellfencrgeschützfrage erst im März nächsten Jahres erwartet, allein auch dort scheint sie, vielleicht mit Rücksicht auf die der Schuyschilde und einer Kaliberverminderung, in eine neue Phase zu treten, denn die beabsichtigte Erprobung der vorhandenen Lchnellfeuer- geschüyversuchsbatterien im diesjährigen Manöver fand nicht statt. Jedoch gilt auch dort als außer Krage, daß für die neuen SchnellfeuergeschUye Rvhrrückiauflafetten an genommen werden, da dieses Lasettcnsystem überall als das beste anerkannt wird. Als Geschützrohrmaterial stehen aus naheliegenden Gründen Schmiedebronzc und Gußstahl in Konkurrenz. Bei einer reitenden Abteilung in Pest sind Ehrhardtschc Rohrrücklaufgefchütze und Schmiedebrouzcgeschüye mit Spornlafetten in Versuch. Man sucht an der Schmirdebronze, als einem im Anschluß an die tt ch a t i u s - L t a h l b r o n z e nationalen Er zeugnisse festzubalten und beabsichtigt, daS neue Material selbstverständlich in den eigenen Fabriken, namentlich der Skodaschen, herzustellen. Aus den Vereinigten Staaten lauten die Nachrichten über die Annahme des neuen Schnellfcuergeschützes sehr verschieden. Dem „Armn and Navy-Kournal" zufolge hätten von den vier in Erprobung befindlichen Modellen: Ehrhardt, Lewis, Betlehem Steel und Eo. und Zeirgdepartement, das Ehr hardt-Geschütz und das vom Zeugdevartemeut gelieferte Geschütz auf Grund der Versuche bei Fort Riley die meiste Aussicht auf Einführung. Andersens wird jedoch be richtet, daß Kapitän Borup nach dem Schießplätze bei Meppen gesandt worden sei, um dort Versuchen mit dem neuesten Kruppschen Rohrrücklauf-Feldgeschütz beizu wohnen, an denen auch derBerlinerMilitär- undMarine- Attachö der Union sich beteiligte. Die definitive An nahme eines Modells ist daher noch sehr in der Schwebe. Wie verlautet, gelangten am 28. September d. I. bei der großen Hebung im Scharfschießen gegen eine befestigte Feldstellung bei Büdingen in Hetzen Kruppsche Rvhrrück- lausgeschütze neuester Konstruktion mit Glncerinrohr- brennc zur Verwendung, so daß hiermit ein weiterer Schritt für die eventuelle Einführung derselben ins Heer erfolgt zu sein scheint. Wie berichtet wird, hat die Türkei die schon beschlossene Beschaffung von Fcder- sporngeschützcn aufgegeben und bei Krupp Robrrücklans- Schnellfcnergcschütze, und zwar vorläufia 200 bestellt, sür welche bereits eine Anzahlung von 1 Million Mark er folgt ist. Deutsches Reich. 2. Dresden, 28. Oktober. (Ehrentafel.) Im „Arbeiter freund" veröffentlicht Bibliothekar Peter Schmidt vom Königlichen Statistischen Bureau in Dresden soeben wieder seine in een weitesten Kreisen mit großem Interesse aus genommene „Ehrentafel" für das dritte Quartal des IabreS 1002. In dieser werden die innerhalb des Deutschen Reiches von Arbeitgebern, Aktiengesellschaften u. s. w. für das Wobt der Angestellten und Arbeiter und sür gemein nützige Zwecke sowie von Privaten sür daS Wohl der unteren Bolksklassen gemachten außerordentlichen Geschenke und Stiftungen ausgesübrt- Danach betrugen die Geschenke und Stiftungen im dritten Vierteljahr 1902 insgesamt Feuilleton. Revolution und Kaiserreich. i. Wir haben im Frühjahr den ersten Band der Memoiren au« der Zeit der Revolution und des Kaiserreichs vom General Thiäbault (Verlag von Robert Lutz, Stuttgart) besprochen. Die damals noch nicht veröffentlichten weiteren Bände liegen beute vor. General TbiSbault war fast ein Deutscher. Sein Vater wurde von Friedrich dem Großen nach Berlin als Botschafter an die Kriegsakademie berufen und erst nach langen Jahren trieb ihn da« Heimweh nach seinem sonnigen Frankreich zurück. Der Sohn kam so im älteren Jünglingsalter nach Frankreich gerade zu der Zeit, wo die Gärung am höchsten gestiegen war und in dem ersten Bande seiner Memoiren schildert er sehr anschaulich die damaligen Verhältnisse. Er verhehlt nicht seine Abscheu gegen daS Benehmen Ludwig« und das Auftreten Marie Antoinettes, allein von den blutige» Scenen der Revolution, von den Morden und Schlächtereien wendet er sich erschreckt ab. Dabei ergriff er doch die Lauf- bahn eines Olfizier«, oder besser, er blieb dabei, denn er war r« schon zu Zeiten des Königtums. Da« gegen ihn unter dem Konvent erwachte Mißtrauen konnte er lange nicht beseitigen und jetzt im zweiten Bande schildert er, wie sich seine Laufbahn al« Offizier gestaltete. In diesem Teile seiner Memoiren behandelt er in eingehender Weise seine Teilnabme an dem italienischen und spanischen Kriege, schildert die Gründung des Kaiserreichs und die weiteren Er lebnisse bi« Austerlitz. Seine Erzählung ist anschaulich und lebhaft und wenn man da« Buch einmal zur Hand genom men bat, so läßt man e« nicht gern wieder lo«. Lieg» auch die Geschichte mehr al« hundert Jahre binter un«, so blättern wir doch noch gern in ihr. Einmal rückt sie un« Th'-bault persönlich näher und dann trifft er die Charaktere der fran zösischen Generale so treffend, daß sie vor un« aufzuwachsen scheinen. Ob er immer ganz gerecht ist, da« können wir nicht untersuchen. Er haßt Macvonald und schwärmt für Massen», nur Bonaparte verhält er sich sehr kühl gegen über. Dieses Verhältnis zu Napoleon bat etwas Gezwungenes I an sich und eS ist auch der Grund gewesen, warum Tbiebanlt s in den späteren Jahren verhältnismäßig recht wenig hervor getreten ist. In Deutschland bat er später mebr eine ad ministrative Stellung auSgesüllt. Diese Abneigung oder besser dieses geringe Vertrauen Bonapartes führte TbiSbault auf eine Scene zurück, die sich kurz vor dem Staatsstreich in St. Cloud zutrug. Es war noch die Zeit des Direktoriums. Thiübault war zu Bonaparte zum Frühstück einzeladen. Dort hörte er, wie sich Napoleon Luft in seinem Urteile über das Direktorium machte, wie er es mit Borwürfen überhäufte, wie er auf die Abvokalenregierung schimpfte, kurz wie er systematisch den Umschwung der Ver hältnisse vorbereitete und sich seine Generale sicherte. Thisbault erschrak über diese Sprache und wenn er auch kein Freund deS Direktoriums, noch weniger seiner Mitglieder war, er hatte diesen doch den Eid der Treue geleistet und ibm gefiel deshalb Napoleon« Sprache nicht. Noch weniger konnte er die schleichende Natur BerthierS, Napoleons rechte Hand, leiden und deshalb kam er auch Napoleons Befehl, Berthier seine Adresse zu hinterlassen, nicht nach. Er stellte sich einige Tage krank und als er am l9. Brumaire ausging, wußte er nichts von dem Bankett, das das Direktorium Bonaparte und Moreau gegeben batte. An diesem Tage flüsterte man ibm zu, daß eS demnächst denkwürdige Ereignisse geben werde. General Bonaparte werde am Abend entweder weniger als Cromwell oder mehr al« Epameinonda« sein. Thiöbault wollte sich Gewißheit verschaffen und fuhr nach dem Luxemburg-PalaiS. Dort wurde ihm der Eintritt ver weigert. Dann fuhr er nach St. Cloud und hörte hier, daß t« bis jetzt nichts Neues gebe. Er frühstückte und kehrte dann in« Schloß zurück. Im dritten einer Reihe von Salons, die er durchschritt, fand er die Generale und Genrralstabsossiziere, die Bona parte begleitet hatten. Einige der ihm am besten bekannten sprach er an, aber, er mochte tun, was er wollte, alle« beschränkte sich aus den Austausch weniger mit leiser Stimme gesprochener Worte. Man sah sich gegenseitig an, allein man redete nicht, und niemand schien den Mut zu haben, zu fragen oder zu antworten. Diese Art von Kampfplatz l sagte den Tapferen nicht zu, di« ihn füllten. Einige Minuten I vergingen in dieser Lage, die eher geeignet war, fernen Unmut zu nähren, als ibn zu zerstreuen. Endlich öffnete sich eine Tür, und der General Bonaparte erschien. „Ruf' doch 'mal jemand den Major X . . . ." Ein Adjutant ver schwand und kam nach einigen Minuten mit dem Genannten zurück Als Bonaparte benachrichtigt war, trat er wieder ein und redete diesen Offizier im gröbsten Tone an: „Auf wessen Befehl baden Sie den und den Posten eingezogen?" Der Offizier nannte die Persönlichkeit, die ihm den be treffenden Befehl erteilt batte und bemerkte dabei, daS sei nicht die erste Weisung, die er von dieser Seite erhalten habe. Die Antwort war durchaus anaemesien und hätte, da sie von einen, böbererr Offizier kam, Berücksichtigung ver dient, was indessen Bonaparte nicht abhielt, sehr zornig fort- zusabren: „Hier gelten keine andern Befehle, als die meinen. Verhaftet diesen Menschen und führt ihn ab." Wirklich fanden sich einige Schergen, die roh genug waren, sich auf den Major zu stürzen und ibn wegzuschleppen. Tkivbault war empört, andere teilten ohne Zweifel seine Entrüstung, aber sie verstanden es, ihre Zunge im Zaume zu halten, allein er war zu jener Zeit seiner selbst sehr wenig Herr und besaß diese Weisheit nicht. „Sind wir hier, um Zeugen solcher Handlungen zu sein?" rief er aus, und als er sah, daß niemand den Mund öffnete, daß sich die Gesichter sogar veifinsterlen und daß einige seiner Nachbarn Miene machten, sich von ihm zu entfernen, stieg ihm das Blut vollends zu Kopfe, und er fügte trotz deS Beispiels der Schweigsamkeit, da« ihm eine große Zahl seiner Vorgesetzten gab, hinzu: „Solche Auftritte find mir widerwärtig, und ich kehre nach Paris zurück" In diesem Augenblick vertrat ihm Cesar Berthier, der seine Worte vernommen batte, den Weg: „General Thiübault, was tun Sie?" — „Da fragen Sie auch noch?" entgegnete er. „Habe ich nicht laut genug gesprochen?" — Nach diesen Worten verließ er den Salon, obne zu ahnen, mit welchen Widerwärtigkeiten und Zurücksetzungen er später sür sein Auftreten büßen sollte, und daß er die glänzende Zukunft, die daS Schicksal in den Bereich seiner Hand gelegt, vernichtet batte. Sehr interessant sind die Schilderungen deS italienischen Krieges, insbesondere die Belagerung und Einnahme von Neapel. Auch dieser Krieg brachie den französischen Generalen da« so erwünschte Geld. Es war kein Geheimnis, daß die Republik und später Napoleon au- den Kontributionen der Feinde seine Anführer bereicherte, und das Vermögen jener Generale schreibt sich zumeist aus diesen Einnahmen her, daS große Vermögen freilich, das manche erwarben, da« stammt ans Kontributionen aus eigene Hand. So soll nach Tbiebault Macdonald bei der Einnahme von Arpino 75 000 LouiSd'or verdient haben. Aber die regelrechten Belohnungen waren auch nicht ohne. Es wurde das alles mit echt französischer Leichtigkeit gemacht, daß man beute noch darüber staunen möchte. So bat General Ckampionnet nach dem Einzuge in Neapel allen denen, die sich ausgezeichnet, große Beweise seiner Zu friedenheit gegeben, allein riese genügten ibm noch nicht, wes halb er verfügte, daß sämtliche Generale und Stabsoffiziere besondere Vergütungen erkalten sollten. Die Höbe dieser Belohnungen wurde so geregelt, daß jeder Bataillon-cbes 2000, jeder Oberst 6000, jeder General adjutant 12 000, jeder Brigadegcneral 20 000 und jeder DivisionSgeneral 40 000 Frcs. erhalten sollte. Wenn der jenige Rang als maßgebend angesehen wurde, welchen Thiöbault damals bekleidete, als er die zu belohnenden Dienste leistete, würde er 2000 FrcS. erhalten haben; wollte man ibm gegenüber einen Mittelweg einschlagen, so Kälte er 6000 FrcS. bekommen können, und falls man so rück «chiSvoll war, :bn dem Range entsprechend zu behandeln, von dem er bis jetzt nur den Titel trug, so wären 12 000 Frcs. das Höchste gewesen, was er zu erwarten hatte. Ueber alles, was diese Vergütung betraf, wurde nur leise geflüstert. Allerdings waren zu viele Leute dabei beteiligt, als daß das Geheimnis hätte gewahrt bleiben können, aber man hütete sich doch, die Sache zu ausfallend zu machen. Schweigend wartete Thi-bault das Weitere ab, bis er «>wa acht Tage nach dem Einzug in Neapel ein Brieschen von General Dusresse erhielt mit dem Vermerk: „Zu eignen Händen." ES enthielt die Aufforderung, bei ibm als Zeichen der besonderen Zufriedenheit deS Obergenerals den Betrag von 25 000 Frcs. IN Empfang zu nehmen, als ihm General Dusresse, noch ehe er Zeit gehabt batte, ein Wort zu sprechen, sagte: „Der Obergeneral batte Ihnen ursprünglich 25 000 Frcs. rugevach«, aber ich habe soeben den Befrist erhalten, Junen 30 000 auSzuzahlen, worüber SieEinpsanaöbescheinigung ausßellcn, aber nicht sprechen werden." Dieser Betrag war in Goldrollen in einem Beutel euthalten. Man sieht, sür die Generale war der Krieg einträglich.
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