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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190211097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19021109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19021109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-09
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1902
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4. MM M Lchziger TnMl mS AiWl Nr. MI, Zmtng, 8. Nmmber 188?. Kunst und Wissenschaft. Musik. Aicktz von vsse wird heute Abend 7l/, Uhr im Saale de- städtischen Kaufhauses ein Konzert geben, für welches die Mitwirkung von Frau Lily Henkel aus London und Fräu lein Constance Valery in Aussicht steht. Außer der vom Konzertgeber vorzulragenden großen Oäm-Fantasie von Schumann werden wir Kompositionen für zwei Klaviere von Bruch, Jatassohn und Reinecke zu hören bekommen Der vokalistische Teil des Programms bringt sechs von Frau Julia von Bose komponirte Gesänge, sowie Lieder von Schumann, Kahn und DelibeS. Theodor Bertram, der seit dem 1. November der Berliner Königl. Hofoper angehört, gab in der 450. Ausführung deS „Tannhäuser" den Wolfram. Wir lesen u. a. in der „Boss. Ztg." hierüber: „Seine hochragende Gestalt und sein schlank gewachsener, volltönender Bariton, verbunden mit edler Gesangskunst, die der musikalischen Phrase und der Sprach behandlung eine gleich sorgsame Pflege widmet, berechtigen, seinen Namen unter den besten Vertretern seines Faches zu nennen. Zu seiner durchweg hoch anerkennens werten gesanglichen Leistung störte höchstens bisweilen ein leichter Anflug von Empfindsamkeit, die dieser echt germani schen Gestalt einen Such ins Gounov-Faustische gab, den« jedoch der Künstler bei seinem ernsten Streben leicht abhelsen wird. Theodor Bertram ist der Solist des am 10. November in der hiesigen Alberthalle stattfinden, den „Neuen Abonnement.Konzertes". — vr. Ludwig Wüllner wird die große Zahl seiner Leipziger Verehrer wiederum mit einem Cyklus von drei Liederabenden im Abonnement erfreuen. 2Xc erste derselben findet DienS- tag, den 11. November, statt. Das Programm für diesen Abend lautet: Memuon, Falat zum Hades, Orpheus von Schubert (Texte von Mayrhofer), Dichlerliebe in 16 Gesängen von Schumann (nach Heineschen Texten), Rückleben, Waldseligkeit, Sehnsucht, Befreit, Lied des Steinklopfecs, Cäcilie von Richard Strauß. Das Programm des zweiten Abends, am 9. Dezember, bringt Schubert» Cytln« „Die Winterreise". — Der Kirchenchor zu St. LucaS, L. - Volkmarsdorf (Dirigent P. Preußer) veranstaltet zu seiner sechzehnten StiftuiigS« seier ein Konzert im großen Saale der „Deutschen Reichs- ballen" am 12. November. Mitwirkende Fil. Doris Krcyß (Sopran), Herr A. Richter (Violine) und Organist Gutbier i Klavier).—Das Böhmische Streichquartett wird seinen zweiten Ouartett-Abend im Abonnement Freitag, den 14. November, im Kaufbaussaale geben und folgendes Programm vortragen: Quartett 6ckur (op. 106) von Dvoi ack, Quartett 6äur(oi».77) von Haydn, Quartett vwoll (Der Tod und das Mädchen) von Schubert. Karten für diesen Abend gibt CA.Klem maus.— Das Wiener Udel-Luartett beabsichtigt, zahlreichen Wünschen entsprechend, ein populäres Konzert zu veranstalten, das Sonntag, den 16. November, nachmittags 4 Uhr, in der Alberthalle stattsindet. Karten zu 2, N/r, 1 sowie Galerie-Stehplatz zu 50 sind bei C. A. Klemm zu haben. — Das 3. Philharmonische Konzert des Winderstein-Orchesters findet am Montag, den 17. November, im Festsaal des Zentraltheaters (Eingang Gottschedstraße) statt. — Solist ist Prof. Carl Halir, der Nachfolger Jos. Joachims in Berlin, dessen gereiste Meisterschaft sich in Beethovens herz lichem Violin-Konzert, das der berühmte Künstler zum Vor trag gewählt hat, zeigen wird. Karten zu erhöhten Preisen (5, 4, 3, 2 und 1 ^e), sowie Abonnements für 8 Konzerte zu 20, 16, 12, 6,40 sind in der Hofmusikalienhandlung des Herrn P. Pabst, Neumarkt Nr. 26, zu haben. — Oscar No8 wird am 20. November, Liederabend imKauf- hauSsaale, Lieder aus Schuberts „Winlerreise", sodann Beethovens Liederkreis „An die ferne Geliebte" und eine größere Reihe Schumann'scher Hauseggerscher, sowie Hugo Wolfscher Kompositionen Vorträgen. — Ernesto Consolo, welcher zusammen mit Arthur Argicwisz bei uns am 25. November im Saale des Kaufhauses ein Konzert veranstalten wird, zählt zu den besten Pianisten der Neuzeit. Von italienischen Eltern abstammend, >n London geboren, erwarb er seine ersten Kenntnisse in Rom unter Sgambati, dann in Leipzig unter Carl Reinecke. Durch Meister Joachim in die ersten Musikkreise eingesührt, errang Ernesto Consolo sofort einen großartigen Erfolg. Ueberall auf seinen Reisen in England, Oesterreich, Holland und der Schweiz fügte er seinem Ruhme neue Lorbeeren hinzu. — Das Konzert des zu ungewöhnlich schneller Berühmtheit gelangten jungen Geigers -an Kubelik wird Montag, den 1. Dezember in der Alberthalle stattfinden, und zwar mit Orchester unter Leitung von Kapellmeister Hans Sitt. Eintrittskarten werden schon jetzt in den Musikalien handlungen von C. A. Klemm, Neumarkt, und Franz Jost, Peterssteinweg 1, ausgegeben. —Die hiesige Konzert sängerin Frau Anna Lange - Luhmann wird Sonnabend, den 6. Dezember rm Städtischen Kaufhaus einen Lieder abend veranstalten. zielten damit eine nachhaltige Wirkung. Eine neue »onate von Julius Klengel wurde, von dem Meister und Kranke vorgetragcn, schrZrcundlich ausgenommen. Am Frl. Applegatc, ihren ersten dramatischen^ Versuch und ' . ' , . - Die Debütantin verriet ein besonders in der Tiefe schönes Organ und entfaltete eine große Lebendigkeit der Darstellung, so daß man ihrer Weitcrentwickelung mit Hoffnung entgegensetzen darf. — In einem Konzerte der „Ressource" stellte sich die Toch ter der Klaviermeisterin Teresa Carenna, Frl. Toresita C „ 7 — - - - - -- --- vor, bewies aber nur, daß ihr Talent noch der Ausreife und ihre fähig wird. -i- Altenburg, 7. November. Sein 39 Stiftungsfest beging gestern der ywstge Mannergesangverein durch em größeres Kon zert, daS der Leitung des Musttdiretlors Schutz unterstand, da der Direktor des Vereins, Lehrer Koytyund, feil einigen Tagen erkrankt ist. Der letztere halte alle Vorbereitungen getroffen, die einzelne,l Werke sorgfältig emfludierr und sogar noch die Vor probe geleitet. Ta wars ihn Krankheit darnieder, und er mutzte Herrn Musikdirektor Schutz den Dirigentenstav lür die Haupt probe und das Stiftungsfest überlasten. An der Spitze des Programms stand die Ouvertüre zu Leonore Nr. 2 von Beeth oven. In dieser bewährte unsere RegimcntSkapelle ihren guten Nus ebenso, wie in der Ungarischen Rhapsodie „An Hans von Bülow" von Liszt und im orchestralen Part der beiden größeren Tonwerke „Landerkennung" von Grieg ind „Haralds Braut fahrt" voii Heinrich Hofmann. Daß eine liebevolle Durch arbeitung bis zu den intimsten Schönheiten vorgedrungen war, und nun alle Charaktereigentümlichkeiten jedes Tonwerks ins Helle Licht gestellt wurden, muß um so höher anerkannt werden, als man es mit einer RegimcntSkapelle zu tun hat, in welcher noch nicht solche gereifte Persönlichkeiten sitzen, wie in mancher anderen Musikkapelle. Latz in solchem Fälle die Arbeitskraft eines Dirigenten größer ist, muß selbstverständlich sein; ebenso erklärlich aber ist cs dann auch, wenn die Ehren einer ge lungenen Aufführung mehr auf den Leiter entfallen, als auf die Mitglieder der Kapelle. So darf also Herr Musikdirektor Schulz von dem reich gespendeten, verdienten Beifall den Haupt teil auf sich nehmen. Auch den fast 100 Köpfe zählenden Männerchor wußte Herr Schulz anzufeuern und mit fortzu- — Leipzig, 8. November. Der hiesige Dilettanten- Orchester-Verein „Euterpe" gab am Donnerstag im Saale Bonorand sein Winterkonzcrt. Im Mittelpunkt des Programms stand Mozarts köstliche ll äur-Tinfonic Nr. 35, ein Wert voll herzgewinnender melodischer Anmut und wohltuender Frische, dessen ungekünstelte Natürlichkeit sofort den Hörer ge fangen nahm. Die Ausführung unter Herrn E. Schwerins Leitung war im ganzen, von einigen kleinen Unebenheiten ab gesehen, recht lobenswert. Weniger konnten wir uns mit der Wiedergabe der, auch rein musikalisch genommen, nicht sonder lich hocheinzuschätzenden kirchlichen Fest-Ouvertüre über den Choral „Ein" feste Burg" von Otto Nicolai befreunden. Wenn wir auch von der gradeswegs befremdenden Jntonationsun- reinheit der Blechinstrumente abstrahieren wollen, so kam doch das dürftige und dürre Fugato des Werkes recht prosaisch und reizlos zur Geltung. Wir haben diese Ouvertüre selten so schwringlos auf- und abspielen hören, wie am Donnerstag in der „Euterpe". Ueberraschend gut gelang dagegen Beethovens „Egmont"-Ouvertüre und das herrliche Vorsniel zum 5. Akt aus »König Manfred" unseres verehrten Altmeisters Carl Reinecke. Mit einem geschickt instrumentierten, in der Erfin dung allerdings wenig ursprünglichen Huldigungsmarsch von F. A. Gorges fand das Konzert passenden Abschluß. Im gan zen genommen war der Erfolg des Konzertes recht erfreulich. Von einem Dilettanten-Orchester kann man füglich nicht die Präzision und Exaktheit eines ständigen Orchesters verlangen; doch genügte im allgemeinen das Zusammenspiel des Vereins allen berechtigten Anforderungen, lieber einzelne Tcmpo- nahmcn, z. B. in der Mozartschen Sinfonie oder in der Ein leitung der „Lgmont"-Ouvertüre, ließe sich streiten. Was Richard Wagner über den Vorwag der langsamen Sätze Mo zarts und Beethovens sagt, behält noch immer seine Gültigkeit. Es ist im 8. Band seiner gesammelten Schliffen und Dichtungen („Heber das Dirigieren") nachzulesen. Zum Vortrag der Ein leitung zur „Egmont"-Ouvertüre sei darauf hingewiesen, daß Beethoven nicht larxo als Zeitmaß vorgcschricben hat, sondern sostenuto ma non troppo; obendrein läßt sich das richtige Tempo unschwer aus der Taktbezeichnung erkennen, die mchr 6/4 sondern 3/2 lautet. — Für Frl. Ida Hunold, die an ihrer Mitwirkung verhindert war, sang Frll Emmy Jürgens einige Lieder und eine Arie aus „Figaros Hochzeit". Die junge Dame, eine Schülerin der geschätzten Gcsangölchrerin Frl Anna Heinze, ließ in dem Vortrag der Mozartschen Arie die gerade hier so unbedingt nötige Jntonationsreinheit vermissen. Im übrigen ist Frl. Jürgens' Mezzosopran ausgiebig und mo dulationsfähig. Sehr exakt begleitete Frl. Heinze die Ge- sangsvorträgc ihrer Schülerin auf einem trefflichen Bliithncr Flügel. sv. Aiinaberq. Im zweiten Konzert der bekannten Museums- gesellschast traten gestern die beiden jugendlichen Virtuosen Richard Krömer (Geige) und Hugo Krömer (Klavier) aus Leipzig auf. Den bedeutendsten Erfolg hatte Richard mit dem Violin-Konzert op. 61 von Beethoven, Hugo mit dem L moll-Scherzo von Chopin. I?. O. Dresden, 8. November. In dem gestern von dem hiesigen Pianisten Emil Kranke veranstalteten Neuheiten- Konzert wirkte das L e i p z i g e r G e w a n d h a u s - Q u a r - tett der Herren Konzertmeister Berber, Heyde, Scebald und Prof. Klengel mit größtem Erfolge mit. Die Künstler spielten ein neues Streichquartett bl inoll von Conrad Heubner und er zielten damit eine nachhaltige Wirkung. Eine neue Cello sonate von Julius Klengel wurde, von dem Meister und Herrn Kronke vorgetragcn, sehr freundlich ausgenommen. Am selben Abend machte im Kgl. Opcrntzause eine junge Amerikanerin, F - "/ s' ' zwar in der sehr anspruchsvollen Partie^der Carmen. und entfaltete eine große Lebendigkeit der Darstellung," so daß man ihrer Weiterentwickelung mit Hoffnung entgegensehen darf. — In einem Konzerte der „Ressource" stellte sich die Toch ter der Klaviermeisterin Teresa Carenna, Frl. Toresita Carenna, zum ersten Male den Dresdenern als Pianistin vor, bewies aber nur, daß ihr Talent noch der Ausreise und ihre Technik noch der Festigung bedarf, ehe die junge Dame konzert- reitzcn, so daß die beiden Chorwerke Glanzleistungen des Ver eins waren, wie er sie nicht immer zu verzeichnen hat. Als Solist Ivar nochmals Herr Konzertsänger WillyRüsscl aus Leipzig gewonnen worden, dessen Künsllcrpcrsönlichkeit noch >m Wachsen begriffen ist. Im Vergleich mit dem Vorjahre war ein großer Fonichritt zu merken; denn in technischer Hinsicht erfreute sich sein schöner Baryton größerer Fülle und Rundung, wenn auch der Pokal i in hohen Tonen edler behandelt sein muß. Aber Rostels Hauptverdiensk liegt auf der Seite der Verinnerlichung. Mit seinem LiedercykluS „Ausgewandcrt" von Umlauft - Leipzig vermochte er zu Tränen zu rühren. Die fast tausendköpfige Menge brachte ihre Astprkenn'mg in rauschen dem Beifall zum Ausdruck und war hocherfreut, als Herr Rössel noch Schuberts „An die Musik' zugab. Seinen „Olaf" wie feinen „Harald" hatte er tief innerlich erfaßt und verstand sie in plastischer Schönheit den Zuhörern vor die S ele zu rücken. Unterstütz! wurde er bei icinem LiedercykluS durch Herrn Seminarmusiklehrcr Landmann, der am Konzertflügel seines Amtes wie ein r-chter Meister waltete. * In Halle a. S. bat sich ein Ausschuß behufs Erneuerung des verwitterten Denksteins auf dem G-abe A. Fr. ReichardtS, des bekannten Diriqenten, Komponisten, Musikichriitsteller-, geb. 1752, gest. l8l4 auf seinem Sitz zu Halle-Giebichenstein, besten jetzt der Stadt gehörige Park er geschaffen. * Am Montag, den 3. November, konzertierten ' A. Minnie Nasi Königl. Hosopernlängerin auS Dresden, und Herr TSlSmarque Lambrino, Pianist aus Leipzig, mit glänzendem Erfolge in der Erhvlungsgesellschast zu Pößneck. Das Publik»" war von den Leistungen der beiden Künstler voll befriedigt und spendete lcb- baften, stellenweise sogar stürmischen Beifall. * MaScagniS Impresario gab die TournLe durch die Ver- -inigten Staaten aus, er hat angeblich neunzigtauscnd Dollars ver loren. Literatur und Theater. Leipziger Schauspielhaus Leipzig, 8. Norember. Gestern ging hier das Schauspiel „Das große Licht" von Felix Philippi mit Mat- kowsky als Ferleitner in Scene. Das Stück ist bekanntlich eine große Nummer des Berliner Schauspielhauses und hat dort eine lange Reibe von Aufführungen erlebt. Pbilippi ist ein geschickter BühnenschriftHeller, er gehört der Schule Viclorien Sardous an: er versteht sich aus spannende Ver wicklungen, wirksame Steigerungen, auf meistens nicht ver sagende Bübneneffekte. Feine psvchologische Entwicklungen sind nicht seine Sache, er beschränkt sich auch hier auf das grell Tatsächliche. Die Handlung spielt in einem auf der Bühne neuen Milieu, in den Kreisen der Architekten und anderer Künstler, die mit einem großen Münsterbau beschäf tigt sind, und gleich im ersten Akt sehen wir ein Münster- comitö vor uns und hören die Reden, tue in der Sitzung gehalten werden. Ferleitner, der Baumeister deS Münsters, läßt sich aber durch die Verhandlungen und auch durch die Reden des Professors Marquardt, der als sein entschiedener Gegner auftritt, nickt irre machen, er terrorisiert das Comilä, er setzt seinen Willen durch. Der Streit dreht fick besonders um den jungen Maler Rasmussen, den Schützling Ferleitners, der das große und kleine Licht in der Kapelle malen soll, während der Professor und seine Partei dagegen protestieren; doch dem jungen Rasmussen fällt diese Aufgabe zu; daraus entsteht aber ein Konflikt, welcher den eigentlichen Inhalt des Dramas bildet, das als eine Tragödie des Neides betrachtet werden kann. Der Meister hat seinen Schüler anfangs ruhig gewähren lassen, dann hat er sich einmal die Bilder von Sonne und Mond angesehen; er findet sie gänzlick verfehlt und kritisiert sie lckarf. Da erwächst in Rasmussen zugleich mit der Ver bitterung ein Größenwahn, er fühlt etwas vom Uebermenschen in sich; er sieht in seinem Meister nur einen Neben ¬ buhler, über den er siegreich hinwegschreiten will. Er veröffentlicht eine Broschüre gegen ihn. Tas ist ein schnöder, empörender Undank. Auch seine Geliebte Char lotte, die er durch sein wildaufgeregtes Wesen erschreckt und zu mißhandeln droht, sagt sich von ihm los und wird am Schluß die Braut des Meisters. Das ist einer der zahmen Effekte der Schlußscene, die oben im Kuppelbau des Münsters spielt, wo dem Meister die Huldigungen seiner Arbeiter dargebracht werden. Der Hauptesfekt aber ist, daß sich Rasmussen von dort oben herunterstürzt, auS Verzweif lung, daß »hin auch seine Geliebte untreu geworden ist. Dieses Effekts wegen ist die Huldigung in jene Höhe verlegt worden, wo ja nur wenige Deputierte der Gewerkschaften Platz finden können, während daS ganze Volk von dieser Krö nung der Festseier ausgeschlossen ist. Der Stoff an sich »st sehr undankbar, und es zeugt von dem großen Bühnengeschick des Verfassers, daß er ihn nicht nur dem Publikum annehmbar gemacht hat, sondern auch einen großen äußeren Erfolg damit erringen konnte. Der Charakter des untergehenden Helden, dieses jungen Künstlers, der feinen Meister in so schmach voller Weise verleugnet, hat etwas Antipathisches, und man kann nur wegen offenbarer Geisteskrankheit auf mildernde Umstände plaidieren. Nirgends zeigt er eine Spur von edler, schöner Kunstbegeisterung; wie diese zerstört wird durch wild wachsende Ehrsucht und maßlosen Neid, daS hätte uns der Dichter in einem Seelengemälde zeigen müssen, das nicht vonHause aus mit so häßlichen Farben vollgekleckst war. Und auch höchst sprunghaft ist das Seelengemälde der Charlotte gezeichnet, die von dem Jünger zum Meister übergeht. Solche Wen dungen und Wandlungen wollen doch motivirt sein; eS ist eben alles grob angestrichene Bühnenmache. Im Dialog sind einige recht gute Einfälle verstreut, und auch manche Haupt charaktere sind mit kräftigen Strichen gezeichnet. Das gilt vor allem von dem Meister Ferleitner, und die vortreffliche Darstellung desselben durch Herrn MalkowSty Kat in Berlin hauptsächlich dem Stücke den großen Erfolg gesichert. Wir konnten auch gestern Abend die Frische und Gemütsnuancen bewundern, womit der Darsteller uns diesen Cbaratter aurstatlete, unterstützt durch ein Organ, dessen Kraft und Fülle ciwaS Phänomenales hat, wenn er eine große dramatische Snuation damit beherrscht. Dieser Fer- leitner war eine echte Künstlernatur, vollblütig von sieghafter Naivität und Jovialiiäl. Wie köstlich war seine scharfe und doch wohlwollende Kritik der Gemälde Rasmussens in der Kapelle, wie rührend der Uebergang von dem vernichtenden Urteil über den Pamphletschreiber zum Mitleid mit dem geistig Kranken. DaS Publikum brachte dem gefeierten Künstler die lebhaftesten Ovationen dar. Den RaSmussen spielte Herr von Gerwitz; der junge strebsame Künstler zeigte eine scharfe Auffassung des Charakters und die Darstellung des überreizten Seelenzustandes gelang ihm ganz gut. Nur machte sich hier und da ein Mangel an Routine be merkbar, und wir meinen, der Darsteller könne einiger maßen ergänzen, was der Dichter versäumt hatte, der Perfönllchkeit etwas Liebenswürdiges und Sympathisches zu verleihen. Herr von Gerwitz hob die bösen Schatten seiten des Charakters von Hanse aus zu ausschließlich hervor. Köstlich war der Organist Goldner des Herrn Forsch; dieser Bachverehrer, der ganz in der Musik auf geht, für alles andere aber einen gesunden Mutterwitz zur Versügunz bat, erheiterte das Publikum in den ost peinlichen Situationen. Elisabeth Kirch spielte die Char lotte Eggers, die nach unserer Ansicht von dem Dichter sehr stiefmütterlich behandelt ist. Sie ist gleichsam von Hause aus schon die weißgekleidete Jungfrau mit dem Hallelujah in der Kehle, und die Darstellerin erfüllte ihre Pflicht, hübsch auszusehen; ihre Gemülswallungen hielten sich in bescheidenen Grenzen; sie korrigierte den Dichter nicht. Katharina Winkler als Frau Rasmussen war von kleinbürgerlicher Gemütlichkeit. Herr Hofmann als Oberbürgermeister Sellnitz halte eine gute Repräsentation und wohlwollende Haltung. Der Professor des Herrn Bornstedt war ein selbstgefälliger Dozent. Die andern Mitglieder deS MeistercomiltzS und die kleinen Rollen wurden entsprechend dargcsteUk. Die neue Dekoration »n vierten Akt, der Kuppel bau des Münsters, von Herrn Maler Grüger in Bors dorf, war stilvoll und zeitentsprechend. Alle Beteiligten wurden mehrfach hervorgerusen. Rudolf von Gottschall. Berichtigung: In der Kritik über die Ausführung der „Monna Vanna" ist zu lesen statt Balladenmitieu BallaLen- motlv, statt Kindheitserinnerung von biographiichen Enthüllungen Kindheilserinnerungen und Enthüllungen, statt „Die Pijaerin hinter seine Schliche gekommen ist, die Signoria." Fritz Reuter als Rostocker Student. Eine Gedenktafel für Fritz Reurcr wird heute zu Rostock enthüllt. Las Haus, in dem er während seines ein zigcn Semesters in der heimischen Musenjtadr wohnte, befand sich in der Lagcrsiraße. Am^li). Oktober 1831 wurde Fritz Reuter, 21 Jahre alt, unter Spiltas Rektorat als -lull. jur. immatrikuliert. Er be legte bei Türk Enzstklopadic, bei Ewers Institutionen. Beide vermochten ihn nicht zu fesseln. Voll Selbstbewußlsein schrieb er an den Vater: „. . . In literarischer Hinsicht mußt Tn nur meinen eigenen Weg verzeihen; die Jurisprudenz, wie sie hier borgelragen wird, würde nur ganz verleidet weroen, wollte ich mich ihr niit meiner Kraft widmen, die, wie ich fühle, nicht uu bedeutend ist." Dem Vater zu Gefallen schrieb er un -tolleg regelmäßig nach; dagegen trieb er Mathematik und andere Wissenschaften nut Vergnügen. Er hätte noch yiuzusügen können, daß er öfter Fritzsches Vorlesungen über Arisrophanes besuchte; es war derselbe Professor, der, wie Reuter erzähl:, auf dem Studentenball bei Schleuder fröhlich nach der Melodie ranzte: „Ich und mein Fläschchen sind immer zusammen". Reuter trug, so erzählt Oe. Römer im „Hamb. Corrcsp.", damals noch ein liebliches Bild im Herzen, seine Jugendliebe aus Parchim: Adelheid Wüsthosf, die Tochter des ersten Bürger Meisters und Geh. Hofrats. Er zeichnete ihr Bild in Kreide aus der Erinnerung und schenkte es seinem Studienfreunde, dem kürzlich verstorbenen Prof. Or. Julius Wiggers. Der treffliche Gelehrte und Volksmann hatte die Güte, das durch die Haar tracht fesselnde, sonst aber stark verzeichnete Bild zur Wieder gabe in einem Buche über Reuter mir zu überlassen. In Rostock herrschte 1831 ein heiteres Burschen« leben, und unser Musensohn, nicht minder sein bekannter Freund Karl Lirüger, stürzte sich mit offenen Armen hinein in den Strudel. Ein Bild von »einem Aufenthalt in Rostock ent wirft Reuter selbst im Vorwort zur „Reff' nach Konstantinopel". „De Seestadt Rostock is de Up- und Dal-Sprung sör jeden richtigen Mcckelbörger. Ok min Upsprung is sei mal west, as 4 billige hokkiigs-üiigelilile in lileilleenMen Uster Uk. 1.25 Uster Uk. 1.23 Uster Uk. 1.— Uster Uk. 1.— Uster Uk. 1.25 LLvKkLLr!§6, von äsr Uoäo bvsonäors bevorrate ^Vaaro, äoppo1tdro!t in xrossor Lrsito vlerii 4 »Mbllte IM» Ikvtr lies liMmein «leüllge» knlm ile» Vikrui, kMUrli gute v»il Witite» ^Miellen. HI. !-sip-ig 1 ^M MM MM MM MM MM MMMM, vnvorvm8tUoks yualität, sro8868 karbon- 1 ?0 8^611 8ortiment, reine VVolls, xro88s Lrelto 1 kosten UoMVSPUNS-MsgONSl 1 kosten vöpei- Oksvliol Hopp« 1 kosten Lbelinv!
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