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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021110015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902111001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-10
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AmksMtt des Königtichen Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates «n- -es Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LS H. Reklame« auter dem Redaktiouüstrich (4 gespalten) 7K Lp vor de« Famlltenuach- richte» (Sgespalteu) KV L». Tabellarischer uud Hiffernsah entsprechend höher. — Gebühre» Mr Nachweisungen und Ofserteuauuahm« 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesördernng SO.—, mit Postbeförderung 70.—. IUmahmeschlnß fir Anzeigen: Abe»d-Lu-gabe: BormMag- IO Uhr. Morge»«S»Sgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeige» sind stet« a» di« Expedition z» richte». Die Expedition ist wochentags uuuuterbrochen geöffnet vo» früh S bi- abend- 7 Uhr. Druck uud Verlag vou L Polz «»Leipzig. Str. 572. Montag den 10. November 1902. 96. Jahrgang. Die wüste Mark Kolmen, ein Streitobjekt zwischen der Universität Leipzig «nd dem Dorfe Holzhäuser». (Schluß.) Zum ersten Male kamen die Meinungsverschieden heiten im Jahre 1577 zum Durchbruch. In diesem Jahre machte der Verwalter des „gemeinen Tisches der Univer sität Leipzig" (gleich Convictj, Dr. Johann Hofmann, dem Kurfürsten August, den Vorschlag, diese wohltätige Ein richtung durch Anlegung eines Vorwerks auf Holz- hausener Flur am Llolmberge in die Lage zu versetzen, ihren Bedarf an Getreide und Zugemüse, vielleicht auch teilweise den an Fleisch durch eignen Landbau und etwas Viehzucht zu decken und sie dadurch den ungünstigen Ein flüssen der damaligen teuren Zeiten zu entziehen. Ich habe mich vor einigen Jahren in diesem Blatte (Morgen ausgabe vom 9. August 1897) in einem kurzen Aufsatze „Die wüste Mark Kolmen und der gemeine Tisch der Uni versität Leipzig" bemüht, einen kurzen Ueberblick über die an den Vorschlag Hofmanns sich anknüpfenden Verhand lungen zu geben und kann im großen und ganzen auf den selben hier verweisen. Die Hauptpunkte mochten aber doch des Zusammenhanges wegen noch einmal hervorgchobcn werden. Kurfürst August verordnete auf jenen Vorschlag hin zunächst folgendes: „Weil dann TM^WMMfftzM wüste marcken selbes am Kolbcrge gelegen halt / der eine die Pauern zu Holtzhansen (gleich die wüste Mark Kolmen. D. V.), und die andere die zu Zuckelhausen «gemeint ist wohl die wüste Mark Luppransdorf «gleich Liutprands- dorf) als laßguth Im brauch haben, der orte wohl ein forwerk antzurichten / So ist unser gnediges Degeren himit befehlen / Ihr wollet obberürten beiden Dorff- schaften solche beide wüste marcken / so balde ausknndigcn. Bund vonn demselben soviel umbreissen lassen / daraus ein forwerkg anzurtchtenn und mit der Universitet zuge hörigen Pferde unnd handtdiensten zn bestellen / die Über masse aber umb die hclffte außzuthun vleisigcnn unnd den Inhabern keine Erblichkeit voran «erstatten." Damals scheint es sich also um die ganze Kolmencr Flur gehandelt zu haben, und die Universität suchte im Verlaufe der Ver handlungen verschiedentlich zu beweisen, daß dieselbe für die Gemeinde Holzyausen wirklich den Charakter des „Last gutes", d. h. des nur auf Zeit bis zu einer eventuellen Auf kündigung überlassenen Gutes habe und dast die Gemeinde selbst das verschiedene Male, zuletzt 1574, anerkannt habe. Die Holzhausener aber behaupteten trotzdem, daß sie die Kolmer Aecker jederzeit, wenn sich Veränderungen mit ihren Gütern zugetragen hätten, alsErbgüter von den dazn geordneten Kolmrichtern in Lehen genommen hätten und daß, eben infolge der Erblichkeit der Kolmer Aecker, die Güter mehrfach verändert und geteilt worden wareiz, so daß sich -er ursprüngliche Besitzstand kaum noch fest stellen kaffe. Das Vorwerk wurde damals nicht errichtet; jedenfalls konnte man von Seiten der Universität nicht die Behauptungen der Dorfgemeinde entkräften. Zum zweiten Male kam es — nach den nur zur Ver fügung stehenden Akten — zu Streitigkeiten zwischen den beiden Faktoren im Jahre 1728, und zwar handelte es sich in diesem Jahre bloß um die Lehde in ihrem wenigst frucht baren Teile, die ca. 80 Acker umfassende Kuppe des Hügels. Amtlicher Teil. Konkursmasse-Versteigerung. Am Dienstag, den LI., uns Mittwoch, den 12. d. MtS., ie vorn,, von 10-2 Uhr, sollen im Auftrage des Konkursverwalters Herrn kaul Vottsvkalolr, Brühl 2:t (Plauen,cher Hof), Treppe «1, III., die zur Vnekwavn'iäieii Konkursmasse gedöriqen Kürschncr- waaren als: Muffe, Boas, (Karntturen, Colliers, Baretts, Hüte, Federstütze, Herrenmützen, div. Kelle und valbfertige Waaren, sowie das Inventar öffentlich gegen sofortige Baar zahlung versteigert werden. Leipzig, den 8. November 1902. IKtleelio, Localrichter. Hier hatten -ie Holzhausener Bauern 1728 angefangen nach Ton und Sand zu graben, ohne die Universität davon zu benachrichtigen. Diese glaubte sich dadurch in ihrem Besitzrechte angegriffen und zwar machte sie wiederum das Recht des nutzbaren Eigentums geltend. Ueber den des halb angestrengten Prozeß stehen mir nur wenige kurze Notizen zu Gebote. Merkwürdigerweise scheint damals nach diesem die Dorfgemeinde das von der Universität in Anspruch genommene Recht dieser zugestanden zu haben) die Universität bekam infolgedessen das Recht zugestanden, neben der Gemeinde an der Ton-, Saud- uud Schutt nutzung teilzunchmen. Dieses Recht verlor im Laufe der Zeit immer mehr seinen Wert, da das Graben nach Ton und Sand ganz aufhörte, „aus -em einfachen Grunde, weil man beides entweder nicht mehr fand, oder in so schlechter Qualität, daß die Kosten des Ausgrabcns und Verfahrens nicht gedeckt wurden." Die Universität über ließ deshalb 1819 ihr Recht der Mitbenutzung für einen jährlichen Pachtzins von 2 Tlr. 12 gr. der Gemeinde Holz hausen. Bis zum Jahre 1809 war nun Ruhe. In diesem Jahre aber glaubte die Universität, einen neuen Prozeß an strengen zu müssen. Bis zum Jahre 1806 mar wirklich die ganze Kolmer Lehde, mit Ausnahme des Teiles der den Sand und Ton liferte, nur als Viehweide benutzt wor den. In diesem Jahre aber rissen die Holzhausener Bauern ungefähr 56 Acker um, benutzten sic als Feld und ver teilten sie unter sich. Der von der Universität daraufhin eingcleitete Prozeß kam aber, wohl infolge der über die ganze Gegend hcrcinbrechenden schweren Kricgszeiten, nicht zur Durchführung, und die ganze Angelegenheit schien überhaupt in Vergessenheit geraten zu sein. Die Bauern konnten infolgedessen nicht umhin, die noch übrigen 94 Acker im Jahre 1837 ebenfalls in Feld umzu wandeln. Tas ging denn doch der Universität zu weit, und sie nahm den 1809 begonnen Prozeß wieder auf. Der selbe zog sich nun bis 1843 hin, und die Akten über ihn wuchsen zu einem stattlichen Umfange an. Wir wollen nun durchaus nicht auf die Einzelheiten des ganzen Verlaufes eingehen, sondern nur die Hauptpuukte herausheben. Zu nächst) möge bemerkt sein, daß die Universität durch alle Instanzen hindurch, vor dem „Probsteigerichtc der Univer sität Leipzig", dem AppellationSgcrichte und dem Obcr- appellationsgcrichte nicht Recht erhielt, weil cS ihr nicht möglich war, ihre Behauptungen vollkräftig zu beweise«, daß es aber schließlich zu einem Vergleiche kam, weil auch die Holzhausener nicht klipp und klar ihre Rcchtstitcl als berechtigte hinzustellcn wußten. Worauf stützte sich nun die Universität? Zunächst suchte sic aus den alten Ur kunden von 1377, 1384 und besonders aus der Schenkungs urkunde von 1544 ihr Recht auf nutzbares Eigentum an der Lehde zu konstruieren und behauptete, daß nur die „Kolmer Felder" den Holzhausencrn seinerzeit zur Urbar machung überlassen worden seien, über die ihr deshalb nur Rechte als Obcrcigentümerin zuständcu. Sie berief sich weiter auf das Urteil von 1728, nach dem ihr von den Holzhausencrn das von ihr behauptete Recht zugcstandcn morden mar. Ein weiteres Beweismittel sah sie in dem svgenantcn „Viehmeidezins" oder „Kolmer Zins". In ihren Präfektnrrechnnngcn wurde derselbe an besonderer Stelle und nur unter dem ersteren Namen eingetragen) anch wurde er in denOuittungsbüchern der Gemeinde nur so genannt. Diese habe also für die Lehde von jeher nur ein Viehweidegeld gezahlt) die Befugnis der Viehweide nutzung gegen Zins schließe aber keineswegs das Recht der Urbarmachung in sich. Die Gemeinde habe das in früheren Jahrhunderten auch gewissermaßen dadurch still schweigend anerkannt, daß sie die Lehde als wüsten Platz habe liegen lassen. Welche Beweismittel setzten nun die Holzhausener Bauern durch ihren Rcchtsbeistand denen der Universität entgegen? Wir wissen schon, daß auch sie sich auf die alten Urkunden stützten. Sie sagten, daß in diesen wohl von Diensten, Zinsen, Gerichten usm., aber nicht von Grund eigentum des Thomasklvsters und der Universität und von Aeckern, welche verliehen wurden, die Rede sei, und daß besonders in der Kaufurkunde, derer von der Weder, auf der die späteren Urkunden fußen, nur von „Lehen und Huldigungen" gesprochen wurde, daß ferner die Schen kungsurkunde Moritzens -en Passus „Ooüueu so tum Uol 2 husio attributum" enthalte, womit doch bestätigt werde, daß Holzhausen ganz Kolmen als Eigentum be kommen habe. 1728 sei der Universität von ihnen nur das Obereigentum zugestanden worden. (?) Die Bezeichnung des Zinses als Viehweidczins sei nur eine einseitige) in ihren Büchern finde sich für ihn fast nur der Name Kolmerzins. Endlich stützten sie sich auf ihr letztes Flur buch, in dem die umgerissenen Fluren als den einzelnen Besitzern zugehörig aufgefllhrt waren, das freilich von der Universität nicht als beweiskräftig anerkannt wurde, weil es nicht amtlich beglaubigt und besiegelt war. Die Ur teile der einzelnen Gerichtsinstanzen sind sich ziemlich ähn lich) sic treten zwar nicht unumwunden für die Gemeinde Holzhausen ein, bemängeln aber die Unzulänglichkeit des von der Hochschule ins Feld geführten Bewetsmaterials: Es sei derselben nicht gelungen, den Kolmerzins, -er doch schon Jahrhunderte lang entrichtet worden sei und da durch das Erbzinsrecht schon beweise, als „Viehweide zins oder Laaözins" nachzuweisen) das Wort Viehweide zins" selbst könne nicht in Betracht kommen, da das Wort nicht immer die Sache decke und sich gewohnheitsmäßig leicht eine solche Bezeichnung einbürgcre) wenn wnter die Gemeinde Holzhausen 1728 wirklich eine Servitut an dem Kolmbergc, Ton und Sand zu graben, vorgeschützt und damit das Eigentumsrecht der Universität anerkannt habe, so könne sie das zur Ausflucht getan haben, weil sie sich sicher war, den Beweis dafür führen zu können, und keine Gefahr für sich darin sah. (!) Auch ließen die Gerichte durchblicken, daß sie eigentlich gar nicht verständen, was die Universität mit ihrer Klage bezwecke) denn da sie die Hutungsbefugnis auf der Lehde den Holzhausencrn im vollsten Umfange zugesteye, so könne sie selbst doch gar nichts Anderes mit der Lehde anfangen) es könne ihr also schließlich gleich sein, was die Holzhausener dort trieben. Da nun aber doch diese sich ihrer Sache ebenfalls nicht vollständig sicher waren, so kam es endlich 1843 zu folgen dem Vergleiche 1) Holzhäuser» verspricht, gegen Entsagung der er hobenen Anklage und der darin gemachten Ansprüche, so wie der der Universität an dem Gipfel des Kolmer Berges Anstehenden Rechlc, der Universität zu zahlen eine vom 1. Januar 1843 an laufende, zu Weihnachten zahlbare Rente von 10 Talern, ablösbar mit einem Kapital von 250 Talern. 2) Die Universität acceptiert das und verzichtet auf ihre Ansprüche und Rechte auf den Gipfel des Kolmer Berges. 3) Holzhauscn gesteht zu, daß eS außer 10 Tlr. 8. gr. 3 ^s., zahlbar zu Walpurgis, 32 Tlr. 3 gr. 5 ^s., zahlbar zu Michaelis, und 1 Tlr. — gr. 8 sogenanntem Kalbgelde, zahlbar zu Walpurgis, annoch folgende auf den Kolmer Berg besonders bezügliche Posten, als 18 Tlr. 29 gr. 6 von 117/8 Hufen Kolmerfcld « 1 Mfl. 16 gr. 4 0. Hl. zu Martini und 5 Tlr. 27 gr. 3 Kolmerzins oder Bich weidegeld zu Weihnachten jeden Jahres nach wie vor au die löbliche Universität zu entrichten habe. (Die einzelnen Geldposten sind etwas anders als vorn angegeben. Jeden falls hatte man sich auf diese neuen Lätze vorher geeinigt. D. V.) 4) Beide Teile geloben sich unverbrüchliche Festhaltung dcS Vergleiches an, entsagen allen gegen denselben zu machenden Ausflüchten und Rechtsbchelfcn als der anders verhandelten als niedergeschricbcnen Sache, als der List und Gefährde, der Ueberrcdung, des Miß- oder Nichtver- ständniffes, aller und jeder Verletzung, -er Wiederein setzung in den vorigen Stand, der Rechtsregel, daß ein all gemeiner Verzicht nicht gelte, wenn nicht jeder Ausflucht, der entsagt werden soll, besondere Erwähnung geschehen ist. I». 2. Städtebilder aus Sachsen. Nachdruck verboten. Werdau. X In 2 Jahren kann Werdau das sechshundert jährige Stadtjubiläum begehen; denn als Stadt wird Werdau urkundlich zum ersten Male 1304 erwähnt. Im Laufe der Zetter» hat die Schreibweise des Ortsnamens vielfach gewechselt, man schrieb: Werdvwe, Werdawe, Werdaw, Werde, Werda und zuletzt Werdau. Ueber die Uranfänge Werdaus fehlen sichere Nachrichten, doch wo die Geschichte versagt, da springt behende die Sage ein. Die Sage über die Gründung Werdaus lautet: „Ein Bischof, Egidinö, soll zu der Zeit, als die ganze Gegend noch Wald gewesen, einst an diesem Orte gejagt haben. Als er etwas ausgeruht und geschlummert hätte, sei ein Reh zu ihm gekommen, und da er gerufen: Wer da? habe sich das Reh vor ihm niedergeworfen und seine Läufe auf dessen Schoß gelegt. Da habe sich denn der Bischof entschlossen, die Bäume auszurotten, eine Stadt anzulegen und an dem Orte, wo das Reh zu ihm gekommen, das Rathaus zu bauen, und die Stadt habe do her den Namen Werda bekommen." Diese Sage ist mit in das Ltadtwappen übernommen worden, in ihm befindet sich ein Bischof, den ein Reh anspringt. Wechselnd rvie die Schreibweise des Ortsnamens waren auch iin Laufe der Jahrhunderte ihre Herren. Tic ersten, von denen bekannt ist, daß sie Herren und Besitzer der Stadt uud Gegend von Werdau gewesen sind, waren die Vogte von Weida. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts kam Werdau in -en Besitz der Vogte von Plauen. Das ging wahrscheinlich so zu. Der unmündige Sohn Heinrichs des Laudmeisters, des Vogtes von Weida, trat in den geistlichen Stand. Um dem Kloster, in das er zu nächst eintrat, eine Mitgabe mitzubriugen, verkaufte er seine beiden Herrschaften Werdau und Ronneburg an den Vogt Heinrich, den Oberhofrichter von Plauen. Zu Ende des 14. Jahrhunderts traten die Markgrafen vou Meißen die Herrschaft über Werdau an. Weil nach dem Tode des dritten Sohnes Heinrichs des Strengen von Neuß, der kinderlos starb, dessen älterer Bruder Reust zu Greiz nicht auf Mitbclehnung angetrageu hatte, so fiel es als ein offenes Lehn dem Markgrafen von Meißen zu. Bei der Teilung zwischen dem Markgrafen Friedrich dem Streitbaren im Jahre 1411 zn Leipzig und seinem Bruder Wilhelm fiel letzterem Werdan zu. Als Wilhelm 1425 ohne Erben starb, trat Friedrich der Streitbare, der 1423 die Kurwürde erlangt hatte, dessen Erbe au, und damit kam Werdau zum Kurfürstentum Sachsen. Bis zum Jahre 1503 mar Werdan wiederholt Gegenstand des Ver- und Wiederkaufs durch die Kurfürsten, mitunter ward cs auch, um dem Geldmangel abzuhelfcn, verpfändet) von 1503 ab aber ist es im ununterbrochenen Besitze der Kur fürsten und späteren Könige von Sachsen geblieben. Im Laufe der Jahrhunderte hat Werdau Heim suchungen aller Art in reichem Maße erfahren, wiederholt war seine Existenz in Frage gestellt) denn vo,» so schwerer Art waren die hercinbrechcn-en Unglncksfällc. Um 1430, Mitte Januar, überfielen es die entmenschten Hussiten und steckten das Stüdtlcin in Brand, erst am 18. Januar zogen sie ab, nachdem sic Werdau in einen Aschenhausen verwandelt hatten. Auch der Zchmal- kaldische Krieg brachte der Stadt schwere Be drückungen. Am 11. März 1547 unternahm die Kavallerie des Herzogs Moritz von Sachsen von Zwickau aus einen Ausfall gegen Werdau, sie machte hier reiche Beute und nahm den Bürgermeister und einige Bürger als Ge fangene mit nach Zwickau. Den 16. April 1547 berührte Kaiser Karl V. Werdau auf seinem Zuge gegen Johann Friedrich den Großmütigen und nahm hier Quartier, wo durch den Bürgern große Lasten anferlegt wurden. Jahre der Not und deS Schreckens brachte für Wer dau der Dreißigjährige Krieg) als solche Schrcckensjahrc sind insbesondere zu bezeichnen: 1632, 33, 34, 44 und 45. Nachdem im Jahre 1632 die Sachsen in Schlesien glücklich gefochten batten, wandte sich Wallenstein gegen die meißnischen Länder, in zwei Kolonnen siel seine Hauptmacht in das Pleißnerland ein, Führer dieser Trup pen waren der unerbittliche Holke und Gallas. Was Werdan 1632 erlitt, war nnr ein Vorspiel zu dem zweiten Einfall Holkes im Jahre 1633. Am 5. Anaust kam die kaiserliche Armee nach Werdan. Ter größte Teil der Bürgerschaft hatte sich bei der Nachricht vom Anrücken der gefürchteten Sol-ateSka ans der Stadt geflüchtet. Die beutegierigen Soldaten erbrachen die verschlossenen Frnilletsn. Der Gas-Automat. Humoreske von T. Szafranski. Nachdruck verboten. Die beiden Arbeiter, die in der neuen Villa des Herrn Stadtrat Gausemtel die Gasleitung gelegt hatten, packten ihr Werkzeug zusammen und begaben sich in die Küche, um das wohlgelungene Werk zu begießen — wie der Herr Stadtrat ihnen jovial bedeutet hatte. Nun sind ja allerdings zwei Fläschchen Hiesiges kein Quantum, in dem sich ein Paar kräftige Männer einen festlichen Freudenrausch antrinken können. Aber das sollten sie ja auch nicht. Einmal war der Herr Stadtrat sehr für Mäßigkeit, und zum andern: es war doch nicht einmal eine Vollleitung, die man gelegt hatte. Gas hatten nur der Salon, bas Wohnzimmer und die Küche erhalten — und das auch nur bedingt, da Herr Wilhelm Gausemiel sich für einen Automaten entschieden hatte, der gegen Einwurf eines Zehnpfennigstückes eine ganz bestimmte Menge Leuchtstoff lieferte. Dadurch wurde einem Verkleckern des teueren Materials wirksam vorgebeugt, und der Hausherr hatte eine genaue Kontrolle der Beleuchtungskosten. Die Ga-uhreu sollen ohnehin manchmal nicht richtig gehen. Da der Herr Stadtrat mit geringen Unkosten sich gern populär machte und außerdem einer etwaigen Bieretats überschreitung seitens der rundlichen Küchenfee vorzu beugen wünschte, versorgte er die Arbeiter höchstselbst und trat dann in den Salon zurück. Hier verfinsterten sich seine glattrasierten, würdig Wohlwollenden Züge mn ein Bedeutendes. Trotz des Hellen Nachmittags brannten nicht nur sämt liche Flammen des Kronleuchters, sondern auch die an den Wänden angebrachten drei Gasarme) und aus dem kleinen Reserveofen neben dem Kamin reflektierte das rotblanke Kupferblech ein voll aufgeschraubteö wärmendes Licht. Außerdem war es dem Herrn Stadtrat, als wenn eben sein Töchterchen durch die gegenüberliegende Tür davon gehuscht sei. Aber er konnte sich irren. Das wäre auch mehr als stark gewesen, denn Der Ingenieur Gerhard Sicbels ging, die Hände auf dem Rücken, von einem der Beleuchtungskörper zum andern und unterwarf jeden einer äußerst sorgfältigen Prüfung. Er ließ sich auch durch das unwillige Räuspern des Herrn Stadtrats nicht stören, sondern sah erst hin, als dieser hervorstieb: „Was soll denn das bedeuten, Herr —, das Gas brennt immer noch und " „Und ich bin immer noch hier. Allerdings, Herr Stadtrat", erwiderte der junge Mann »nit der ruhigen Freundlichkeit eines Menschen, -er sich seiner Aufgabe be wirbt ist. „Meine Firma legt großen Wert darauf, daß alles tadellos funktioniert. Sie können das schon daraus ersehen, daß ich selbst gekommen bin, um die Arbeiten zu leiten." „So geht der Herr Chef-Ingenieur von Groß ¬ kopf L Co. überall persönlich hin, wo Gas gelegt wird?" „Nicht überall, Herr Stadtrat. Nur wo es sich um be sonders geschätzte Auftraggeber handelt —", erwiderte Gerhard Siebels mit artiger Verbeugung. „Aber so drehen Sie doch wenigstens auS! Das kostet mein Geld!" „Mit Nichten, Herr Stabtrat. Hier ist noch eine Flamme, die zwar ganz gut brennt, anscheinend aber unter -u starkem Druck steht. Das muß regulier» werden. Und was den Kostenpunkt anbetrifft, so erlaube ich mir, zu bemerken, daß die beiden Nickel, die ich bisher aufgewendet habe, auf meine Spesen gehen o bitte, nein! Meine Firma wird nicht dulden, daß Sie die Kosten der Probebeleuchtung tragen. Das gehört mit zu» Installation. Die zwanzig Pfennige nehme ich nicht. Sollten Sie aber die freundliche Absicht haben, auch mich zu einem Glase Bier einzuladen, so steht dem nichts entgegen, und ich würde das nicht minder hoch aufnehmen, wie meine Leute." Stadtrat Gausemiel stand einen Augenblick sprachlos. Er bohrte die Hände in die Taschen seines Schlafrockes und machte mit -en Lippen jene heftigen Bewegungen, die man am besten mit „Wut schmecken" bezeichnet. Dieser Mensch, dieser dieser Luftikus, der nun schon seit Monaten den Familienfrieden und sozusagen auch die väterliche Autorität des Herrn Stadtrat unter grub — der wagte es Aber es gibt eben eine Frechheit, gegen die auch die steifste Würdehaltung versagt. Außerdem fühlte sich Wil helm Gausemiel zu sehr als offizielle Persönlichkeit, um so grob zu werden, wie er das wohl gern gemocht hätte. Der alte Herr beorderte Bier — und Ingenienc Siebels schänkte ein mit einer Selbstverständlichkeit, als wenn die neue Villa ihm gehörte und der Herr Stadtrat nur zu Besuch da wäre. Dann brückte er diesen mit sanfter Gewalt auf einen Sessel und zog sich selbst einen heran. „Prosit, Herr Stadtrat — erlaube mir " Nachdem er das Glas auf einen Zug geleert hatte, strich er mit dem Goldfinger der Rechten über das aufgebürstete Schnurrbärtchen und tippte mit der Linken dem alten Herrn vertraulich aufs Knie. „Sagen Sie mal, Herr Stabtrat — da wir gerade so gemütlich zusammensiyen was haben Sie eigentlich gegen mich? Oder sagen wir mal richtiger: Was kann ich dafür, daß Sie meinen Alten mit der Ziegelei behnmbs» Haber» und infolgedessen " „Herr Siebels, wenn Sie in diesem Ton fortsahren, weise ich Ihnen die Tür! Verstehen Sie mich?" „Sehr wohl, Herr Stadtrat. Es wundert mich eigent lich, daß Sie mich nicht schon längst rausgeschmissen Haven. Daraus folgere ich, daß Sie heute etwas zirgänglichci sind, und diese seltene Gelegenheit möchte ich nicht un genutzt vorübergehen lassen. Also rvie gesagt: Bchuinvsl haben Sie meinen Alten — bleiben Sie sitzen, Herr Stadt rat und trinken Sie mal) das berühigt die Nerven! — cs ergibt sich das schon daraus, daß Sie den Prozeß, den mein Vater gegen Sie anstrengen mußte, in allen sechs- unddreißig Instanzen verloren haben und vicrtansend Mark herauszahlen mußten. Das ist bitter, das gebe ich ohne weiteres zn. Aber nun sagen Sie mir um alles in der Welt: Was kann ich dafür und was kann Fräulein Lilli dafür?" „Ich verbiete Ihnen, Herr, von meiner Tochter zu sprechen und " Herr Wilhelm Gausemiel fuhr erschrocken zusammen. Ein seltsamer, langgezogener Heulton, der schließlich in ein leises Pfeifen überging — honuuuuluuruu.... fuiiit und dann erstarb. Mit der letzten hingehauchten Fermate verlöschten die Gasflammen. „Es ist nichts, Herr Stabtrat", erklärte der Ingenieur freundlich. „An dieses Konzert werden Sie sich gewöhnen und eS wohl beachten müssen. Der Gasantomat zeigt damit an, daß seine Kraft zu Ende ist und daß es eines neuen Nickels bedarf, um ihn in Betrieb zu kalten. Eine umständliche Geschichte. Wenn Sie meinem Rate gefolgt wären und eine vernünftige GaSvhr ausgestellt hätten, so wären Sie den mannigfachen Störungen eines solchen
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