Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021114020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902111402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902111402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
- Tag1902-11-14
- Monat1902-11
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WW W LeWr TaneW M Acher K. Ml, Keitag, 14. Meickl IM. (MMilAck.) Königreich Sachsen. 6. Leipzig, 14. November. 2m vierten Vierteljahr 1902 werden beim Königlichen Schwurgericht zu Leipzig unter dem Vorsitz de- Herrn Landgerichtsdirektors vr. Franze folgende Hauptverbandluugen abgebalten werden: Montag, 17. November, vormittags */r1v Uhr: gegen Lina Johanne Mine verehel. Berthold geb. Plettner in Leipzig- Neusellerhausen wegen schwerer Urkundenfälschung; vor mittags r/iN Uhr: gegen Louise Henriette Anna verehelichte Streng geborene Hertzsch aus Zeitz wegen Meineids; Dient-ag, 18. November, vormittags 9 Uhr: gegen Marie Ernestine Karoline Johanne verehel. Bartel geb. Seiler in Leipzig-Plagwitz wegen schwerer Urkunden fälschung; vormittags 10 Uhr: gegen den Musiker Josef UlShösrr aus Mainz wegen Sittlichkeitsverbrechens u.s.w.; Donnerstag, 20. November: gegen die Hebamme Louise Catharine verw. Warnecke geb. Lenz auS Pattensen, das Dienstmädchen Martha Elisabeth Weise aus Mittel- iayda, den Fleischer Ernst Louis Kreher aus Olbernhau, Kathiuka Heddy verehel. Gudewill geb. Gudewill in Braunschweig und den Rentner Adolf Friedrich Gudewill in Braunschweig wegen Ver brechens gegen das keimende Leben; Freitag, 21. November, vormittags 9Uhr: gegen die Arbeiterin Katharina Magier« auS Posieka wegen Totschlags; Sonnabend, 22. November, vormittags 9 Uhr: gegen den Schauspieler Rudolf Friedrich Wilhelm Korf in Leipzig wegen Sittlichkeitsverbrechens; Montag, 24. November, vormittags 9 Uhr: gegen den Postdirektor Adolf Karl Albert Knoblauch auS Chemnitz wegen Verbrechens im Amte: vormittags >/,11 Ubr: gegen den Postgehilfen Friedrich Louis Döhler auS Medewitzsch wegen Verbrechen- im Amte; Dienstag, 25. und Mittwoch, 26. November, vormittags 9 Uhr: gegen den Bauunter nehmer Wilhelm Robert Thiele au- Werben wegen be- trüglichen Banker»«- u. s. w.; Donnerstag, 27. No vember, vormittags 9 Uhr: gegen die Wirtschafterin Martha Marie Hagel au- Berga wegen Meineids; Freitag, 28. November, vormittags 9 Uhr: gegen den Schlosser Felix Eugen Arthur Beharrt aus Magdeburg und den Schiff bauer Josef Hermann Stroppe auS Aussig wegen Mordes und Raube-; Sonnabend, 29. November, vormittag« 9 Ubr: gegen den Barbier Franz August Günther aus Cölleda wegen schwerer Urkundenfälschung; vormittags 10 Uhr: gegen den Erdarbeiter Friedrich Hennano Gustav Falken berg auS Ruderüdorf wegen Sittlichkeitsverbrechens ; Mon tag, 1. Dezember: vormittags 9 Uhr: gegen die Arbeiterin Clara Selma Franz aus Schleiz wegen schwerer Urkunden fälschung u. s. w.; vormittags 10 Uhr: gegen den Gold- schm iedegehülsen Karl Max Wolf aus Leipzig wegen ver suchter Brandstiftung; Dien-tag, 2. Dezember: vormittags 9 Uhr: gegen den Handelsmann Friedrich Wilhelm Höfe auS Querfurt wegen schwerer Urkundenfälschung u. s. w.; vormittags >/,10 Uhr gegen den Buchhalter Ludwig Georg Ianicaud aus Margaretenhütte wegen schwerer Urkunden fälschung; vormittags 10 Uhr: gegen den Markthelser Hugo Ernst Moritz Adolf Günther auS Leipzig-Thonberg wegen Sittlichkeit-Verbrechens und Mittwoch, 3., Donnerstag, 4. und event. Freitag, 5. Dezember, vormittags 9 Uhr: gegen den Glasermeister Franz Josef Rohrberg aus GieboldShausen, Amalie Auguste verehel. Rohrberg geb. Kaihert aus Weißens«!- und den Kaufmann MagnuS Eisen- stad t in Berlin wegen betrüglichen BankeruttS u. s. w. Die Verhandlungen gegen Ulshöfer, die Warnecke und Genossen, Korf, die Hagel, Falkenberg und Günther finden voraussicht lich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. * Leipzig, 14. November. Die Stadtverordneten halten der Abänderung de- Statut- für da- Gewerbe^ericht der Stadt Leipzig unter Stellung einiger Anträge zu gestimmt. Der Rat ist diesen Anträgen beigetreten. — Genehmigt wurde die Einführung der Wasserleitung in die Eisenbahnstraße und in die Straßen 20 und 23 des Bebauungsplanes für L.-Sellerbausen, sowie in die Lößniger Straße und die Straßen IV und VI auf dem Areale der Müllerschen Erben in L.-Connewitz. * Leipzig, 14. November. Der Grund- und HauS- besitzerverein zu L.-Kleinzschocher befaßte sich in seiner am Donnerstag im .Reichsverweser" in L.-Klein;schocher ab gehaltenen Versammlung mit den bevorstehenden Stadt verordnetenwahlen. Der Borsitzenve, Herr Heile mann, hielt hierzu ein einleitende- Referat, wobei er insbesondere die Klasseneinteilung näher erläuterte und die Anwesenden zur Unterstützung der vom .Ver einigten Bürgerwahlcomitv" ausgestellten Kandidaten auf forderte. ES wurde sodann da- kürzlich verbreitete sozial demokratische Flugblatt einer Besprechung unterzogen und die darin enthaltenen Angriffe auf die Hausbesitzer und auf den Vertreter von Kleinzschocher Herr» Stadtverordneten Körner energisch zurückgewiesen. Die Redner wiesen u. A. nach, daß die jetzigen Bauvorschriften, wonach für bestimmte Baublöcke die offene Bauweise vorgeschrieben werde, ganz wesentlich zur Verteuerung der Wohnungen beitrügen und daß der Vorwurf, der den Hausbesitzern gemacht werde, sie verteuerten die Wohnungen aus eigener Initiative, ein unbe rechtigter sei. Schließlich gelangte folgende Resolution zur An nahme : „Die Versammlung beschließt, alle in dem sozialdemokra tischen Flugblatte veröffentlichten Angriffe gegen die Hausbesitzer als Verdächtigungen zurückzuweisen. Sie erwartet, baß die Mitglieder des Vereins sich durch den Inhalt des Flugblattes nicht beirren lassen und daß sie wie bei früheren Stadlver ordnetenwahlen, so auch diesmal wieder für die Kandidaten des „Vereinigten Bürgerwahlcomitös" emtreten." In be sonder- eingehender und ausführlicher Weise wurde der Punkt des Flugblattes behandelt, in dem Herr Stadtverord neter Körner in ehrenrühriger Weise angegriffen wird. AuS den Darlegungen der Herren Mahler, Leonhardt und Heilemann ging hervor, daß von einer unehrenhaften Handlungsweise des Herrn Körner absolut keine Rede sein kann. Besonder- wiesen die Genannten darauf hin, daß der Genannte für seine aufopfernde Tätigkeit und dafür, w>e er sich um die OrtSteile Kleinzschocher und Schleußig verdient ge macht, alle Achtung und Anerkennung verdiene. ES erfolgte hierzu die einstimmige Annahme folgender Resolution: „Der Verein beschließt, trotz der Verdächtigung, die das sozial demokratische Flugblatt vom 10. dsS. MtS. gegen den Stadt verordneten Herr» Körner ausspricht, a» dessen Ehren haftigkeit festzuhalten und ihm da- vollste Vertrauen auch fernerhin zum Ausdruck zu bringen." — Schließlich besprach die Versammlung die bekannte Angelegenheit Barbier Pobbig cuutru Pfarrer Lohse, betreffend den Kleinzschocherschen Kirchenbav. Es wurde dabei ausdrücklich konstatiert, daß Herrn Pfarrer Lohse ein Verschulden wegen der Annahme de- Roßbachschen Kirchenbauprojektes nicht treffe, und daß der Beschluß über die Ausführung des KirchenbaueS in seiner jetzigen Art und Weise durch den Kirchenvorstand einstimmig erfolgt sei. Es sprachen hierzu die Herren Keller, Rammelt, Roßbach u. a. * Leipzig, 14. November. Die sozialdemokratische Partei stellte in einer gestern im Pantheon abgehaltrnen, von 300 bis 400 Personen besuchten Parteiversammluog nach einem Vortrage des Herrn Redakteur Pollender über die Bedeutung der diesjährigen Stadtverordneten wahlen und sich daran anschließender lebhafter Debatte für die dritte Wählerabteilung folgende Kandidaten aus: I. KrciS: Ansässiger: Schubmachermeister Neunachbar, Unansässiger: Gastwirt Richter, Reservemann: Lagerhalter Menge (ansässig); II. KreiS: Ansässiger: Kaufmann Heinze, Unansässtger: Lagerhalter Buhl; III. KreiS: Ansässige: Schnstsetzer Lehmann, Schreibwarenhändler Kloth, Unan- sässiger: Gastwirth Beyer; IV. KreiS: Redakteur Pollender, Schirmfabrikant Kleemann, Unansässizer: Geschäftsführer Johanne-, Reservemann: Gastwirt Dietze (unansässig). ch Leipzig, 14. November. (Arbeiterbewegung.) Nachdem noch ein Arbeitgeber der im Ausstand befindlichen Steinbilvhauer Leipzig- deren Forderung, nur im Tagelohn, nicht im Stück- oder Stundeolohn zu arbeiten, bewilligt hat, befinden sich noch 38 Gehilfen im Ausstand. — Am Sonnabend den 15. November begeht der Ge schäftsführer und Prokurist der Buchbinderei Fr. Lcgel, Herr Buchbindereiwerksührcr R. Schleif, daö 25jährige Jubiläum seiner Tätigkeit in genann tem Hause. An verdienten Ehrungen wird es dem Jubilar an diesem Tage wohl nicht fehlen. — In der heutigen 11. Ziehung 5. Klasse der 142. Kgl. Sachs. Landeslotterie siel der Gewinn von 100 000 auf Nr. 90015 in die Kollekte des Herrn Bruno Schneider in Dresden. — Bei den AuSschachtarbeiten auf dem ThomaS- kirchhof stieß man heute in der Tiefe von 1 Meter auf rin wohlerhaltenes Menschengerippe. —* Bei einer Familie in der Kuchengartenstraße in Reudnitz mietete sich am 10. d. Mt«. ein Unbekannter ein, der sich als Cigarrenmacher Ernst Hermann Hähnel auS Belgern ausgab und am anderen Tage unter Mitnahme einer Anzahl Kleidungsstücke, darunter erneS schwarzgrauen Winterüberziehers und eines schwarzen Tuchrockes im Werte von 50 .L wieder verschwand. — Zur Verantwortung gezogen wurde ein 20 Jahre alter Schlosser aus Blase witz, der in einer Wohnung in der Albertstraße einem Schlaf kollegen ein Portemonnaie mit 25 .« entwendete. DaS Geld konnte wieder zur Stelle geschafft werden. — Auf frischer Tat erwischt und festgenommen wurde ein angeblich auS Warschau gebürtiger jüdischer Bursche, der am Georgi- rmg einer Frau ein Portemonnaie mit Inhalt aus der Hinteren Kleidtasche entwendete. Dem Burschen fallen noch mehr derartige Diebstähle zur Last. — Unter erschwerenden Umständen ist gestern mittag aus einer Dienstdotenkammer in der Gohliser Straße ein Geld betrag von 120 gestohlen worden. — Einge- krochen wurde in der Nacht zum 13. ds. Mts. in mehrere Comptoire am Freilade-Bahnhof in der Roscherstraße. Dem Diebe fielen verschiedene Geldbeträge in die Hände. — Eine Kiste, signiert k.L. 7325, enthaltend Eisenwaren, wurde von einem Rollwagen gestolen. — Ausgegrisfen wurde aus wärts ein von hier gebürtiger 33 Jahre alter Schlosser, der nach Unterschlagung ihm zur Ablieferung anvertrauter Etsenwaren im Werte von 131.-2 flüchtig geworben war. — Wurzen, 13. November. Mit dem heute nachmittag 2 Uhr 54 Min. aus Leipzig kommenden Zuge traf Herr Kreishauptmann I)r. v. Ehreustcin hier ein und begab sich in Begleitung des Herrn Bürgermeisters vr. Seetzen und des Herrn Branddirektor E. Baeß - ler aus das neben dem alten Mutdenbahndamm liegende Bahngebiet, nm dort einer vom Samariterzuge der hiesi gen freiwilligen Feuerwehr veranstalteten Ucbnng mit dem vom Samariterverein neu beschafften Krankcutrans- portwagen beizuwohncn. Dieser Ucbung, die unter Leitung des Herrn vr. Lommatzsch stattfand, wohnten auch der Vorsteher des Samaritervereinö, Herr Pastor Lösche, sowie Herr Stadtrat Or. Trviysch, Herr Assessor v. Thüm- mel und Herr Bahnhofs-Inspektor Lautenbach bei. Von hier aus begab sich Herr vr. v. Ehrenstein in Begleitung der genannten Herren an die Uebungsstättc der durch Alarm zusammengerufenen freiwilligen Feuerwehr, um auch dieser Hauptübniig im Hofe der Jufanteriekasernc beizuwohncn und von den Lvscheinrichtungen der Stadt Wurzen Kenntnis zu nehmen. Auch der Kommandeur des 170. Infanterie-Regiments, Herr Oberst Pu sch er, so wie eine größere Anzahl Offiziere der hiesigen Garnison hatten sich auf dem Uebungsplatzc cingcfundcu. (W. T.) * Markranstädt, 13. November. Ein sehr verdienst voller Bürger unserer Stadt, der sich lange Jahre als Leiter unserer städtischen Bansachen Verdienste erworben hat, ist Herr Stadtrat Walter. Derselbe ist von seinem verantwortungsvollen Posten infolge vorgerückten Alters zuriickgctreten; in der gestrigen Stadt gemeinderatssitzung wurde Herr Stadtverordneter Körner an Walters Stelle gewählt. — Ein Antrag, der von einem sozialdemokratischen Stadtverordneten cingebracht wurde, daß die gewerbliche Besteuerung laut Regulativ für den hiesigen Konsumverein aufgehoben werden möge, wurde mit 12 gegen 7 Stimmen abgclehnt. — Nächsten Sonntag findet die Ergünzungswahl von Ver tretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer für die hiesige Ortskrankenkasse statt. Nachmittags 3 Uhr wird die Generalversammlung im Gasthofe „Zum Rosenkranz" abgehalten. — Für die demnächst vorzunehmcnden Stadtverordneten wählen liegen die Ab teilungswahllisten noch bis zum 24. November auf der Polizeircgistratur aus. — Sonnabend, den 15. November, findet hier der zweite diesjährige Notz-, Kram- nnd Vieh markt statt und bleibt dieserhalb die Schkeuditzer Straße für den Fährverkehr gesperrt. — Chemnitz, 13. November. Ueber dieFälschunge n v o n B r i efm a r k e n in Sachsen, von denen wir mehr fach berichtet haben, sind zum teil übertriebene Nachrichten durch die Presse gegangen. Nach den nunmehr ab geschlossenen amtlichen Feststellungen hat der Haupt schuldige, -er Buchdrucker Schulz in Chemnitz, ins gesamt 2238 g e f ä ls ch te B r i c f m a n k c n zu 10 Psg. abgesetzt. Im Oberpostdircktionsbezirk Leipzig brachte er 1047, im Dresdner Bezirk 20, im Chemnitzer Bezirk 1021 und in anderen Bezirken 150 Stück zum Verkauf. Er gab die gefälschten Marken meist in Streifen zu fünf oder zehn Stück als Zahlung weiter. Bon diesen Marken sind durch die Behörden insgesamt 1434 Stück beschlag nahmt worden. Es verbleiben somit nur 804 Stück, welche nicht nachzuweisen sind. Schulz ist geständig. Er hat die Marken durch den Lylographen Meerstein in Chemnitz schneiden lassen. Den Druck besorgte er selbst. Auch Meerstcin ist geständig. Diese beiden befinden sich in Haft, auch sind mehrere Abnehmer der Marken in Haft ge- nomen worden. Wie weit sie aber sich strafbar gemacht haben, muß die im Gauge befindliche Untersuchung auS- weisen. — Chemnitz» 13. November. Auf Grund des Gesetzes, betreffend die elektrischen Meßeinheiten, ist dem elek trischen P r ü f u n g s a m t e zu Chemnitz die Zulässig keit zur amtlichen Prüfung und Beglaubigung elektrischer Meßgeräte übertragen worden. — Gestern starb hier nach längerer, schwerer Krankheit der frühere Oberlehrer am Realgymnasium, Herr Professor vr. i>kil. Zimmer mann. Große Verdienste erwarb sich der Heimgegangene in seinem arbeitsreichen Leben auch als erfolgreicher Forscher auf dem Gebiete der Naturwissenschaften. Zahl reiche gediegene Schriften machten seinen Namen bekannt. — Vom hiesigen Landgericht wurde der Tischler May Porschütz von hier wegen Heiratsschwtndcleien zu 3 Jahren und 40 Tagen Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust nnd Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. P. war ver heiratet, gab sich aber überall als ledig aus, knüpfte Be kanntschaften mit einem jungen Mädchen und einer jungen Witwe an nnd spiegelte ihnen vor, sie zu heirate». In Wirklichkeit war cs dem Verurteilten aber nur darum zu tun, seine Opfer um Geld zu prellen, waS ihm auch gelang. Außerdem benutzte der Gauner die Gelegenheit, von keinen „Angebeteten" Sparkassenbücher und andere Gegenstände zu stehlen. v-n. Meerane, 14. November. Wenn jetzt nicht ge streikt würde, hätte die gesamte Kleidcrstvsfbranche Ge legenheit, die Schlappen, welche die früheren schweren Krisen brachten, wieder anszuwetzen. Jetzt aber müssen die Aufträge als unausführbar zurückgesandt werden, wenigstens soweit sie sich nicht auf Haudware erstrecken. Angesichts der Neumusterung für den Winterbcdarf ist man hier überzeugt, daß noch im November in der Loh n - beweg nng eine einschneidende Entscheidung fallen wird. Sollen die vorhandenen Aufträge noch zur Aus führung kommen, so müssen sie sehr bald in Angriff ge nommen werden, andernfalls werden die Kunden ihre Bestellungen annulieren und die Fabrikanten dadurch manchen Abnehmer für immer verlieren. Bestellungen, welche bis Mitte Dezember nicht abgeliefcrt sind, werden illusorisch. Die Fabrikanten stehen also vor der Ent scheidung. Sie sind einer Einigung durchaus nicht .b- gcneigt, glauben aber, daß die Arbeiterschaft, die ihre Forderungen ohnehin so hoch gestellt hat, daß sie noch viel zurückgehen kann, ihnen weit cntgegcnkommcn muß. Dann wird zweifellos der Streik bald beendet sein. Es verlautet, daß ein »euer Lohntarif entworfen werde. Wie dem auch sei, den Fabrikanten ist die Wiederher stellung geordneter Arbeitsvcrhältnisse sehr gelegen, und hoffentlich werden die Weber ein Entgegenkommen der Webercibesitzer mit der Aufnahme der Arbeit beantworten. Sollten jedoch die in den nächsten Tagen zu erwartcnocn Verhandlungen scheitern, dann wird es auf Monate an Aufträgen mangeln, und für die Streikenden ist, selbst wenn sie nachgeben, keine lohnende Beschäftigung mehr vorhanden. * Annabcrg, 13. November. Ein rührendes Zeugnis edler Kindesliebe legte in dem benachbarten Dorfe Wiesa ein 19jähriges Mädchen, die Tochter eines Eisen- bahnwärters, ab. Ihre Mutter hatte sich so schwer ver- brannt, daß sich zu ihrer Rettung dieUebertragung eines größeren Stückes Haut von dem Körper eines lebenden Menschen nötig machte. Die Tochter unterzog sich tapferen Mutes der Operation. Die gesamte Haut des Oberarmes wurde ihr ohne Anwendung der Narkose abgctrenut und auf die kranke Mutter über tragen. Beide Patientinnen befinden sich jetzt verhältnis mäßig wohl. — Plauen i. V., 12. November. Ein Vorkommnis, das an den Fall Tröhner erinnert, hat sich am 10. d. M. während der Kontrollversammlung der Mannschaften des Beurlaubtenstandcs hier ereignet. Der Mcnnonit Tröhner in der preußischen Armee weigerte sich bekannt lich aus religiösen Gründen, ein Gewehr anzufassen. Er hat infolge dieser Weigerung in drei Fällen Festungs strafen von zusammen 32 Monaten zu verbüßen gehabt und ist schließlich in eine Arbeiterabteilung eingestellt worden, die keine Gewehre trägt. Als während der Kon trollversammlung die Mannschaften sächsischer Staats angehörigkeit auf König Georg vereidigt werden sollten, weigerten sich zwei Leute, den Eid zu leisten. Sie sagten, ihre religiöse Ueber- zcugung gestatte ihnen nicht, zu schwören, und sie beriefen sich darauf, daß in der Bibel stehe: „Eure Rede sei ja, ja, «ein, nein, was darüber ist, das ist vom Uebel." Die Leute gehören offenbar der Sekte der Mennoniten an. — Plauen i/B., 13. November. Aus Rehau wird über den bereits gemeldeten entsetzlichen Doppelmord dem „Vogtl. Anz." noch berichtet: Der Porzellanschleifer Ad. Weber, der sehr oft auch während der Arbeit betrunken war, wurde am Montag nachmittag auS diesem Grunde aus der Fabrik, in welcher er arbeitete, fortgrschickt. Weber drohte mehreren Vorgesetzten, er werde sie er stechen und zwar noch am selben Tage weide man von ihm bören; mau schenkte jedoch diesen Drohungen ces betrnnktnen Mannes keine weitere Beachtung. Am andern Morgen ging die Frau de- Weber in die Arbeit und ließ ibren Mann mit den beiden Hwei und vier Jahre alten Knaben in der Wohnung zuruck. Um 8 Uhr stand der Mann auf, um einen gräßlichen Plan zur Ausführung zu bringen. Er erwürgte zunächst den größeren, dann den kleineren Knaben, legte die Leichen m die Betten und bedeckte sie mit Polstern. Dann füllte er eine Scküffel mit lauwarmem Wasser, schliff ein großes Küchen messer und brachte sich damit, in der Absicht, die Pulsader zu öffnen, am linken Handgelenk eine große Schnittwunde bei; daraus setzte er sich auf einen Stuhl und hielt den Arm in die Schüssel und erwartete so den Tod durch Verbluten. Es dauerte ihm jedock zu lange, weshalb er sich ankleidete und, nachdem er die Wobnung verschlossen batte, entfernte. Bald darauf kam, von einer bösen Ahnung getrieben, die Frau des Mörders heim und sah zu ihrem Entsetzen, was geschehen war. Die Stube war über nnd über mit Blut besudelt. Weber hat schon vor längerer Zeit einmal den Versuch gemacht, sich zu töten, indem er sich drei tiese Stichwunden an der Brust bcibrachle. Er genas jedoch und dielt sich bann eine kurze Zeit hindurch brav, bis er wieder völlig dem AlkoholismuS verfiel, der ibn schließlich ganz in- Verderben führte. Der Mörder hat sich telbst ge richtet. Seine Leiche wurde unterhalb von Rehau auf dem Erfenbabngleise aufgefunden. Er war von einem Zuge überfahren worden. — Buchholz, 13. November. Angesichts des regen Telephonverkehrs zwischen den beiden Städten An na berg und Buchholz war aus Betriebsrück sichten die Verschmelzung der Buchholzer Vermittelungs stelle mit derjenigen in Annabcrg angeregt worden. Die Kaiserliche Oberpostdirektion zu Chemnitz hat nunmehr Herrn Bürgermeister Schmiedel ermächtigt, mitzuteilen, daß eine derartige Vereinigung, die von Annabcrg an geregt wurde, nicht beabsichtigt sei, sondern daß die be stehenden Mängel in anderer Weise abgestellt werden sollen. * Dresden, 13. November. Mit Genehmigung deS Königs wird eine Inspektion der militärischen Strafanstalten errichtet, die dem Kriegsministerium un mittelbar untersteht. Mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs wird der Kommandant von Dresden be auftragt; bei dessen Abwesenheit oder bei Krankheit werden die Geschäfte von seinem Stellvertreter versehen. Der Inspektion sind das Festungsgefängnis Dresden und die Arbciterabteilung Dresden unterstellt. — Dresden, 14. November. Der Vorsteher des tech nischen Bureaus für Hochbau im preußischen Staatsmini- stcrium, Banrat Uber, erhielt das Ritterkreuz 1. Klasse des Sächsischen Albrcchtsordens und der Kanzlist Scholz zu OelS das Sächsische Allgemeine Ehrenzeichen. — Ein seltener Vorfall ereignete sich gestern nachmittag gegen i/j>4 Uhr an der Ecke der Lothringer und Ziegelstraßc. Dort wurde nämlich ein Sperber von einem Straßen bahnwagen totgefahren. Der Sperber ist ja zwar ein kühner Räuber nnd in der Verfolgung seiner Beute für alles andere taub und blind, aber daß er sein Opfer mitten in einer belebten Straße einer Großstadt sucht, daö dürfte doch nicht oft vorkommen. Der Raubvogel war an der erwähnten Stelle niedergestoben, nm sich etnen Spatz zn fangen, sah und hörte aber in seinem Eifer nicht Len nm die Ecke biegenden Straßenbahnwagen, dem er nun! seinerseits zum Opfer fiel. — In L 0 btau wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Einbrecher nach hef- tigem Widerstande festgenommen. Man fand bei ihm verschiedenes Diebeshandwerkszeug, mehrere, offenbar ans Diebstählen herrührende (Gegenstände und anscheinend ebenfalls gestohlene Legitimafionspapiere. Der Verhaftete verweigert jede Auskunft über seine Personalien. Man glaubt, in ihm einen gefährlichen Verbrecher gefaßt zu haben. — Dieser Tage gelang cs, in Brießnitz einen lange gesuchten Einbrecher in der Person des nenn- zehn Jahre alten, aus Nadelwiy gebürtigen Dienstknechtes Michalk ans frischer Tat sestzunehnicn; er war stehlenshalbcr in die Wohnung des dortigen Totenbett meisters eingcdrungcn. Am 3. September hatte M. in Kron-Forstchen bei Bautzen einen Fahrraddiebstahl auS- gesührt. Er hat cingestanden, den Einbruch in die Kirche zu Herzogswalde bei Wilsdruff ausgeführt zu habe«. Weiter erscheint er verdächtig, auch die Kirche n- einbrüche inGrumbach bei Wilsdruff, in Liebcthal beiPirna und anderwärts aus geführt zu haben. * TreSden, 13. November. Ein gemeinschaftlicher Wettbewerb der Offiziere und Unteroffiziere de- Fußartillerie-Regiments Nr. 12 und der Pionier-Bataillone Nr. 12 und 22 um Schieß-Ehrenpreise findet nicht mehr statt. Mit Höchster Genebmigung wird künftighin ohne be stimmte Zeitscstsetzung je 1 EbrenpreiS — Säbel für Offiziere, silberne Taschenuhr für Unteroffiziere — verliehen: an den besten Schützen unter den Offizieren des Fußartillerie-Regi ments Nr. l2, unter den Unteroffizieren des Fußartillcric- RegimentS Nr. 12, unter den Offizieren der Pionier-Bataillone Nr. 12 und 22, unter den Unteroffizieren der Pionier- Bataillone Nr. 12 und 22, wenn er mindestens dasselbe Schießergebnis erreicht bat, wie diejenigen besten Schützen, welche innerhalb der König!. Preuß. Fußartillerie bezw. innerhalb der König!. Preuß. Pioniere, Eisenbabn-Brigade und Telegraphen-Bataillone in dem betreffenden Jahre Schissz- Ehrenpreife erhalten. — Wie alljährlich, so auch in diesem Jahre, wurden sämtliche Gräber von den 1866 gefallenen öster reichischen, sächsischen und p r c u ß i s ch e n S o l- daten am 1. und 3. November bekränzt und mit kleinen Lampen beleuchtet. Am Schlachtfelde von Kvniggrätz besorgte dies Herr Vereinssekrctär Franz Kudrna aus Sadowa und am Militär-Friedhofe in Ponchow bei König- grätz, wo das große sächsische Massengrab sich befindet, be sorgte dies wieder der PräseS-Stellvertreter des Conntäs zur Erhaltung der Kriegerdenkmale (Sektion Königgrätz), Herr Kaiserlich Königlicher Leutnant a. D. Franz Waldek. Letzte Nachrichten. * Dresden, 14. November. (Tclegram m.) In der heutigen Sitzung des Landcskulturrates teilte der Vorsitzende, Wirkt. Geheimer Rat vr. Graf v. Äönneritz, mit, daß die sächsische Regierung sich neuer dings bei der Rcichsregierung für einen höheren Zollschutz für Gärtnerei-Erzeugnisse ver wendet habe. * Bochum, 14. November. (Telegramm.) Heute Nacht stürzte in der Z ech e „Zentrn m" ein Anhänge» förderkorb mit sieben Bergleuten in den Schacht. Sämtliche sind tot. * Frankfurt a. M., 14. November. (Telegramm.) Wie die „Frankfurter Zeitung" aus New Z) ork meldet, hat die Pennsylvania - Eisenbahn die Löhne von 60 MO Angestellten u m 10 P r o z e n t e r h ö h t. * Stuttgart, 14. November. (Telegramrp.) Heute vormittag fand auf dem Aussichtspunkte Gähkopf die feier liche Grundsteinlegung für die von der Studenten, schäft der Technischen Hochschule und der 2. Thicrarznei- schule gestiftete Bismarcksäule statt. Die Festrede hielt Professor Weitbrecht. Am Abend wir- an der Fest stätte ein Höhenfeuer abgebrannt, worauf die Studenten schaft einen Fackelzug durch die Stadt veranstaltet. * Pest, 14. November. (Telegramm.) Abge ordnetenhaus. Der Ministerpräsident v. Szell reicht die Gesetzesvorlage über die Erhöhung der C i v i l l i st e des Königs ein. Ueber die Behandlung der Vorlage cntspinnt sich eine lange Hausord- nungsdebattc, in deren Verlauf Barabas von der Kossuth-Partei beantragt, die Vor lage nicht nur an den Finanzausschuß, sondern an die Sektionen zn überweisen, damit nicht bloß die Mit glieder des Finanzausschusses, sondern alle Mitgileder -cs Hauses sich über die Vorlage äußern können. Der Ministerpräsident bekämpft den Antrag nnd ersucht das Haus, der feststehenden Praxis gemäß von einer Beratung in den Sektionen abzusehcn. Die Mehrheit beschließt die Zuweisung der Vorlage an den Finanzausschuß. (Jro- nische Hochrufe bei der Kossuthpartei.) * Paris, 14. November. (Telegram m.) Der Chef der Sicherheitspolizei, Cochefort, zog die gegen den „Gaulois" mit Bezug auf die Humbert-Affäre angestrengte Berleumdungsklage zurück infolge einer vom „Gaulois" veröffentlichten Ehrenerklärung. * Brüssel, 14. November. (Telegramm.) In der Nähe von Namur fuhr gestern ein Güterzug einem Pcrsonenzug in die Seite. Bei dem Zusam m c n - stoß sind 12 Reisende durch Quetschungen leicht verletzt. Eine Dame erlitt durch ausströmenden Dampf eine schwere Verletzung. * Nbcrcorn (Britisch Zcntral-Afrika), 14. st'vvcmder. (Telegram m.) Die Tanganycka-Gesellschaft sandte eine Expedition aus, bestehend ans 3 Euro päern und 151 Trägern, nm den Handels.vcg nach Biktoria-Nyasfa, Tanganyikafee über Mombasa, zn er öffnen. * Washington. 11 November. (Telegramm.) Wie eine Depesche aus Willemstad meldet, ist M atvS dort angekom m e n. * Puerto Cabello, 14. November. ( Telegram m.) Die Generale der Aufständischen Batalla, Domintet und Cesar Bicentini sind mit zehn anderen Führern der Aufständischen von einem Kriegsschiff des Präsidenten Castro auf dem Wege nach Curagao abge » fangen worben. * Auckland, 13. November. (Telegramm.) Nach Meldungen aus Apta (Samoa) befindet sich der Vul kan auf der Insel S a v a i t in Tätigkeit. Es haben sich 5 oder 0 Krater gebildet, welche Rauch und Flammen aus- stoßen. Das Dorf ist zwei Zoll hoch mit Asche bedeckt. (Reuters Bureau.) Verantwortlicher Redakteur vr. Hern». Küchling inLeipzig, für den musikalischen Teil Adolf Rnthardt in Leipgi
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder