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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902120101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902120101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-01
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8336 Letzt« Nachrichten. * Berli», 30. November. Die Ansprache, die der Kaiser gestern in Görlitz bei Entgegennahme des Ehrenkrunkes in der RuhmcShalle hielt, hat folgenden Wortlaut: Indem Ich Ihnen. Mein verehrter Herr Oberbürgermeister, Meinen herzlichsten Tank aussprcche, dafür, daß die Stadt Görlitz gewünscht hat, daß Ich an diesem Tage der Einweihung zugegen sein möchte, spreche Ich auch dem ComitS Meinen Tank und Meine Freude aus über das Werk, das Sie hier vollbracht haben. Es ist ein Werk der Erinnerung, und des halb möchte Ich glauben, das; der Name Erinnerungs oder Gedenkhalle für diese Halle besser patzt, als RuhmeShalle. Es ist ungcrmanisch, sich zu rühmen; wir wollen Gott dankbar sein, datz er Meinen« Großvater und Vater ge holfen hat, unser Land wieder zu einigen und uns bis hierher zu führen; wir wollen uns aber dessen nicht rühmen; denn ohne Ihn wäre es uns Wohl kaum gelungen. Also eine Gedenkhalle für den Ruhm des deutschen Vaterlandes I Tiefe Gcdenkhalle soll uns mahnen, wie cs das verehrte Stadthaupt soeben gesagt, sie soll uns mahnen, datz unscrm Volk bei dem Anblick der Pala dine und Heroen ans großer Zeit wieder klar wird, datz unsere Einheit nur durch gewaltige Arbeit dcS Geistes und des Körpers möglich geworden ist, die gewaltige Arbeit Kaiser Wilhelms dcS Großen, der in jahrelangen Kämpfen dafür gewirkt, die gewaltige Geistesarbeit des deutschen Volkes, welches in allen seinen Ständen darnach trachtete, seine Einheit wieder zu finden, und die gewaltige Arbeit seiner bewährten Söhne auf dem Schlachtfeldc. Mir will cs aber scheinen, als ob die jetzige Generation der Verpflichtung, durch Arbeit das fortzuführen, was unö durch die Arbeit der Väter über kommen ist, nicht vollkommen entsprechen wollte. Unser Volk in seinen verschiedenen Klassen und Ständen ist für diese Auf gaben unempfänglicher geworden. Tie großen Fragen, die an dasselbe berantrctcn, seitdem ein einiges deutsches Vaterland und ein einiges germanisch» Volk wieder hcrgcstellt sind, werden nicht verstanden. Ich hoffe aber, datz jeder Bürger, der hier ein- und auSgeht, aus diesem Anblick zum Nachdenken angeregt werden möge, und datz in den Lausitzern und auch in den Frem den, die hier hoffentlich in großer Zahl sich cinfindcn werden, da- Gefühl für den kategorischen Imperativ der Pflicht wieder wach werde. Er- str >won und herrlich, wenn ein Volk seine Liebe zu seinen Vätern und zur Krone und deren Träger zum Ausdruck bringt; allein damit ist es nicht getan. Es kann der Träger der Krone und seine Organe auf die Dauer ein ganzes Land nicht vorwärts bringen, wenn nicht alle Stände desselben helfen. Wir stehen an der Schwelle der Entfaltung neuer Kräfte; unsere Zeit verlangt ein Geschlecht, das sie versteht. Tas neue Jahrhundert wird beherrscht durch die Wissenschaft, inbegriffen die Technik, und nicht wie das vorige, durch die Philosophie. Tcm müssen wir ent sprechen. Groß ist der Deutsche in seiner wissenschaftlichen Forschung, groß in seiner Organisierungs- und Tisziplin- sähigkeit. Tie Freiheit für das einzelne Individuum, der Drang zur Entwicklung der Individualität, der unserem Stamme innewohnt, ist bedingt durch die Unterordnung unter das Ganze zum Wohle des Ganzen. Möge deswegen die zu künftige Zeit ein Geschlecht hcranwachsen sehen, das in voller Erkenntnis dieser Tatsachen in freudiger Arbeit Individuen ent wickelt, die sich unterordnen zum Wohle des GanzenundzumWohledcs Volkes und des Vaterlandes. Dann wird das, was Ich in Aachen an gedeutet habe, erst Wirklichkeit und Wahrheit werden, äußer lich begrenzt, innerlich unbegrenzt. Und hier auf Schlesiens Boden, da ziemt es sich wohl, an den großen König zu erinnern, der diesen Edelstein seiner Krone ein gefügt hat, und das, was er für die Zukunft seines Vaterlandes im Auge hatte, das wollen wir auch weiter bilden. Freiheit für das Denken, Freiheit in der Weiter bildung der Religion und Freiheit für unsere wissenschaftlicheForschung.dasist Freiheit, die Ich dem deutschen Volke wünsche und ihm erkämpfen möchte, aber nicht die Freiheit, sich nach Belieben schlecht zu regieren. Nun er greife Ich diesen Pokal, gefüllt mit deutschem Wein, und trinke auf das Wohl der Stadt Görlitz und der Lausitz. Sie leben hoch! hoch! hoch! * Berlin, 30. November. Ein gestern abend 9 Uhr ausgegebener Bericht über das Befinden desHer- zogs van Sachsen-Altenburg besagt: Tie Atmung und der Auswurf sind erleichtert; eine ent schiedene Besserung ist eingetrete». — Nach dem heute vormittag 10 Uhr festgestellten Bericht hatte der Herzog eine unruhige Nacht. Es trat eine Stei gerung der katarrhalischen Erscheinungen ein. Tas Fieber ist gering. * Alteuburg, 30. November. Ter ärztliche Be fund von nachmittags 3 Uhr über die Krankheit deS Herzogs lautet: „ Zustand ernst, häufige Atem beschwerden, geringes Fieber. Sc. Hoheit soeben zur Hebung der Atemnot außer Bett gebracht." * Berlin, 30. November. Während vorgestern im Reichstage die Skandalicenen stattfanden, welche den Vizepräsidenten Büsing zur Suspendierung der Sitzung veranlaßten, hatte Ncichstagspräsident Graf Bal lest rem im Reichstagsgebäudc eine Unterredung mit dem Reichskanzler Grafen Bülow, der eigens dazu in das Haus gekommen war, um Graf Ballcstrem auszu suchen. .* Berlin, 30. November. Für die Ab st immungen nach dem Modus der ioxAichbichler sind imReichS- tage die bisherigen Urnen durch neue ersetzt worden. Die neuen Urnen find auf der einen Seite weiß, aus der anderen Seite in einem himbeerfarbenen Rosa an gestrichen, und in der Mitte durch eine Scheidewand ge teilt. Für die blauen Karten „enthalte mich" ist eine be sondere Einrichtung nicht vorgesehen, da diese Karten doch nur in geringer Anzahl abgegeben werden. * Berlin, 30. November. Ter Oberhofmeister der Kaiserin, Freiherr von Mirbach, ist vom 1. bis 14. Dezember d. I. nach Brüssel beurlaubt. * Berlin, 80. November. Eine Meldung, daß B c n c- Auela nachaegebcn habe, und bereit sei, die Forde rungen Englands und Deutschlands zu erfüllen, findet in den hier vorliegenden Nachrichten leine Bestätigung. Es handelt sich wohl nur um ein Tendcnzmanövcr, wie sie srüher auch schon angcwendet sind, wenn bankerotte Staatswesen merkten, daß ihnen gegenüber Ernst gemacht werden soll. Die aus Kiel gemeldete Ausrüstung dreier Kreuzer steht, wenn an der Meldung über haupt etwas Richtiges ist, mit den Borgängen in Venezuela in keinem Zusammenhänge, l?) Für das beabsichtigte Vor gehen wird die an der venezolanischen Küste befindliche Anzahl von Schissen als ausreichend angesehen. lMgd. Z.l * Hamburg, 30. November. Die Hamburg-Amerika« Linie erhielt von ihrem Agenten in Plymouth eine dort ans Ltzard eingegangene Drahtnachricht, nach der der Hamburger Dampfer „Acilia" nach Cap Lizard signalisiert hat, daS nach F6camp bestimmte Schiff „Blenheim" sei von seiner Mannschaft verlassen worden. Die ganze Besatzung befinde sich an Bord der „Acili a". * Hamburg, 30. November. Der Postdampfer „Lu c i e W o c rm a n n" mit -en abgelüsten Ma »rr, s ch a f t e n der an der westafrikanischen Küste stationierten deutschen Kriegsschiffe und der abgelösten Schutztruppe aus Tcutsch-Südwest-Afrika traf heute abend im hiesi- genHafen ein. * Este«, 30. November. Der Kranz, den der Kaiser am Large Krupps niederlegen ließ, trug die Inschrift: Meinem besten Freunde. Wilhelm. — Die Dankeskund- gcbung der Kruppschen Arbeiter an den Kaiser wird in einem Telegramm bestehen, zu welchem jetzt Unterschriften gesammelt werden. ES wurde auch beschlossen, für Krupp gerade wie für seinen verstorbenen Vater ein Denkmal zu errichten. Ein CvmttS für Vorarbeiten ist bereits ge wählt worden. — Wie noch bekannt wird, ist auch namens des Herrenhauses, dem der Verstorbene als Mit glied aus Allerhöchstem Vertrauen angehörte, an die Witwe eine BciletdSkundgebung gerichtet worben. * Lieberose, 30. November. Lieberose feierte gestern sein 000 jähriges Stadtjubiläum durch einen historischen Festzug, an welchem der Magistrat, die Stadt verordneten, die Ehrengäste, die Schühengilde und der Kriegerverein tctlnahmen, nnb durch einen Kommers, welchen der TtandeShcrr Graf Dietrich von der Schulen- burg-Lieberose, Mitglied deS Herrenhauses, Hauptmann Graf Otto von der Tchulenburg, Regierungspräsident von Puttkamer-Kranksurl, Landrat von Falkenhausen, Real- gymnasial-Dircktor vr. Weineck als Vertreter der Nieder lausitzer Gesellschaft für Anthropologie, Hauptmann Richardt von Kracht, als direkter Nachkomme eines der Borbesitzer -er StandeSherrschaft und Vertreter des Ber liner GeschichtSvcreins, und eine große Anzahl anderer Gäste teilnahmen. Die Festrede hielt der Chronist der Stadt, Oberpfarrer K rüge r. Tie Bürgerschaft stiftete einen monumentalen Kandelaber. An denKaiser wurde ein Huldigungstelegramm gerichtet, in welchem die Bürgerschaft von Lieberose und Umgegend, im Andenken daran, daß Markgraf Dietrich der Jüngere von Thü ringen, Ostmark und Lausitz die Stadt für öfter bewiesene angenehme und gern angenommene Folgsamkeit und Dienste mit städtischen Freiheiten und Rechten begnadete, dem heutigen Markgrafen, König und Kaiser das Gelöbnis unwandelbarer Treue erneuert. Mit Stellung lebender Bilder aus der Vergangenheit Lieberoses und des von Schulcnburgschcn Geschlechts und dem Einmarsch de§ Fest zuges in die festlich illuminierte und geschmückte Stadt fand die Feier ihren Abschluß. O. Breslau, 30. November. lP r iv a t t e l e g r a m m.s Wie der „BreSl. Generalanz." erjäbrt, ist das Zntrum jetzt der Zustimmung der verbündeten Re gierungen hinsichtlich -er Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes sicher. Die Einbringung eines diesbezüglichen Antrages werde noch in der jetzigen Legislaturperiode erwartet. O. Sorau, 30. November. iP r i v a t t e l e g r a m m.) Die Handelskammer für die östliche Niederlausitz hat gegenüber dem Deutschen HandclStag telegraphisch die Er wartung ausgesprochen, daß derselbe gegen den An- tragKardorsf energisch protestieren werde im Sinne und Namen aller deutschen Handelskammern. * Wien, 30. November. Das Justizministerium hat an alle Gerichte und Staatsanwaltschaften eine Ver ordnung, betreffend die Begnadigung jugend- licher Verurteilter erlassen, in welcher auSge- führt wird, daß bei vielen straffällig gewordenen jugend- ftcycn Verbrechern der Vollzug der verwickle,» Strafe sich als eine Härte erweise, deren Vermeidung zu den Aus gaben der vom Geiste der Menschlichkeit getragenen Straf- rcch's; flege gehöre. Ter Kaiser habe in Ausübung des Gnadcnrcchtes das Justizministerium ermächtigt, die Ge richte anzumeisen, in allen bcrücksichtigungöivcrteu Fällen von Verurteilungen jugendlicher Verbrecher Gnaden - ge suche zu stellen, und hierbei von dem Grundsätze aus- zugehcn, vor allem Unmündige in dem Alter vor» 10 bis einschließlich 18 Jahren zu berücksichtigen, falls der Voll zug der Strafe dem Strafrechtszwcckc nicht förderlich er scheine und die Verurteilten gerichtlich noch nicht vorbe straft seien. Jedenfalls sei bei Einreichung deS Gnaden gesuches der Strafvollzug auszusetzen. * Pest, 30. November. Ministerpräsident v. Szell ist heute abend nachWicn abgereist, um dem Kaiser Vortrag zu erstatten. Die Rückkehr ist auf morgen nachmittag festgesetzt. * Paris, 30. November. Zu dem jüngst verbreiteten Gerüchte, daß Präsident Lvubct aus Anlaß der Weltausstellung in St. LouiS eine Reise nach den Vereinigten Staaten unternehme»» werde, erklärt eine offiziöse Note des „Temps", daß von einem solchen Reise projekte niemals die Rede gewesen sei. * Paris, 80. November. Ter Bocrcngcneral Dclarey ist mit Familie hier e i n g c t r o f s e n. * Marseille, 30. November. Die Beförderung von Postsachen auf dem Seewege erfolgt jetzt mit einer zwischen 24 und 48 Stunde»» schwankenden Ver spätung durch zwei französische Tampfer, welche ihre ge wöhnliche Besatzung haben, beziehungsweise durch ge charterte Schisse mit Marinematrosen, oder durch aus ländische Schisse. — Die Ausständigen verhalte»» sich voll kommen ruhig. * Marseille, 30. November. Der Ausstand der zur Anmusterung vorgemerkten Seeleute dauert in vollem Umfange an, es herrscht jedoch überall Ruhe. Tie (Gesellschaften lehnen es nach wie vor ab, den Ausständig:n eine Genugtuung zu geben. Die Gesellschaften treffen Vorsorge, urn neue BesatznngSmannschaften zir bekommen. EinSchiff konnte nach Algier, ein anderes nach Kalkutta abgehen. AuS verschiedene»» Gegenden treffen Truppen hier ein. * Marseile, 80. November. Die von den Ans st än - big en gewählte Kommifsion richtete gestern abend an den Ministerpräsidenten Eombes eine Depesche, in der sie gegen die Zahl -er nach Marseille ent ¬ sandten Truppen Einspruch erhebt. Der Se kretär der AuSstandS-Kommission telegraphierte an den Marineminister Pelletan, wenn der Konflikt nicht binnen 8 Tagen geregelt sei, werde an alle Häfen Frankreichs eine Aufforderung zum GeneralauSstand ergehen. * Toulon, 30. November. Das aus 12 Schiffen be stehende Mittelmeergeschwader ist am Donners tag nach dem Golf von Juan und nicht, wie gemeldet, nach -em Gols von Tetuan abgegangen. * Cherbourg, 80. November. Infolge der Bermitte- lung deS Friedensrichters haben die Ausständigen und die Arbeitgeber sich zu gegenseitigen Zugeständnissen bereit erklärt. Die Arbeit wird morgen wieder ausge nommen werden. * Rone», 80. November. Das Schwurgericht verurteilte den Maler Syndon, der den Fi nanzier Lucien David erschossen hat, zu zehn jähriger Zwangsarbeit. * Haag» 80. November. DaS Urteil deSSchiedS- gcrichtS in der Behringsmeer-Angelegen heit führt aus: Die Beschlagnahme des Schiffes „White" ist alS außerhalb der Territorialgewässer er folgt anzusehen. Das Völkerrecht gestattet keine Ver folgung außerhalb dieser Gewässer, da sich die RechtS- gewalt eines Staates nicht über die Grenzen derselben hinaus erstreckt, außer wenn eine besondere Abmachung getroffen ist. Die Beschlagnahme war daher unrecht mäßig. Indessen ist die geforderte Summe ungerecht fertigt; es ist eine Entschädigung von 32 444 Dollars zu gewähren. In der Angelegenheit des Schiffes „James Hamilton" wurde die gleiche Entscheidung gefällt und die Entschädigung auf 28 588 Dollars festgesetzt. Desgleichen wurde in der Sache des Dampfers „Cape Horn" auf Er satz des entgangenen Gewinnes in der Höhe von 38 750 Dollars erkannt. Bezüglich des Dampfers „Kate Anna" wurde entschieden, daß dessen Kapitän an der Fortsetzung der Jagd nicht gehindert gewesen wäre, Rußland also keine Schuld treffe, es sei nur eine Entschädigung von 1488 Dollars zu leisten. * Rom, 30. November. Dcputtertcnkammer. In der gestrige»» fortgesetzten Beratung des Gesetz entwurfes, betreffend Neberwcisung gewisser öffentlicher Dienste an die Gemeinden er greift Giolitti das Wort und verteidigt unter all gemeiner Aufmerksamkeit des Hauses die Vorlage ausS wärmste. Er betont, alle Redner, mit Ausnahme eines einzigen, hätten der Vorlage, die nicht nur von finan zieller, sondern auch von sozialer Bedeutung sei, in» Prinzip zugestimmt. Giolitti verweist am Schlüsse seiner Rede auf die Fortschritte, die durch die Deputiertenkammer auf diesem Gebiete bereits gemacht seien, und meint, sic seien der beste Weg zur sozialen Gerechtigkeit, iLebhafter Bei fall.) Das Haus beginnt hieraus die Beratung der ein zelnen Artikel des Gesetzes. Finanzminister Earcano hat dem Hause das Budget für 1903/01 vorgelegt. * Neapel, 30. November. Aus dem Gepäckwagen eines aus Rom kommenden Eisenbahnzuges wurden während der Fahrt mehrere Kisten undGepäck- st ü ck e g e st o h l e n. Man glaubt, daß die Diebe während der Fahrt in den Zug stiegen. In der Nähe von Acerra wurde eine leere Kiste gefunden, die kostbare Gegenstände enthalten haben soll. * Madrid, 30. November. Während der Anwesenheit des Königs von Portugal sollen hier große Feste veranstaltet werden. * Madrid, 30. November. Der Unterrichts minister erklärte gestern in der T^puticrtenkammer, er werde den Erlaß, der in Catalonien die Abhaltung des KatechiSmus-UnterrichtS in castiliant- schein Spanisch anordnet, aufrecht erhalten. * Loudon, 30. November. Um unrichtigen Aus legungei» der Rede des SchatzkanlersRitchie, die dieser am Mittwoch in Croydon gehalten hat, vorzubcugen, stellt daS „Reutersche Bureau" fest, Ritchie habe gesagt, cs sei nicht wahrscheinlich, daß die bereits aus dem britischen Staatsschätze für die Boeren und die loyalen Südafrikaner gespendete Summe noch erhöht würde. Auch habe er in seiner Rede nicht im mindeste»» an eine Vergrößerung der Steuerlast der englischen Steuerzahler gedacht, sonder»» nur eventuelle Anleihen auS dein Transvaalcr Staatsschätze im Auge gehabt, als er von dei» weiteren Unterstützungen sprach, die, falls er forderlich, noch zur Förderung gedeihlicher Verhältnisse in Südafrika gegeben werden würden. * London, 30. November. Wie das „Reutersche Bureau" aus Caracas meldet, haben die Negierungs truppen am Mittwoch die Stadt Nueva Barce lona, ohne auf Gegenwehr zu stoßen, wiederein ge- nommcn, da die Aufständische»» dieselbe verlasse»» hatten. * Harrismith, 30. November. Meldung des „Reuter- schcn Bureaus".) Lord Miln er ist auf seiner Reise durch die Oranjekolonie gestern hier e i n g e t r o f f c n. Er ist infolge eines Sturzes vom Pferde leicht verletzt. Doch ist er im stände, Abordnungen zu empfangen und sich mit den Geschäften zu befassen. * Petersburg, 30. November. In der Nähe von Peterhof veranstaltete Großfürst Wladimir eine Jagd, zu der die Großfürstin Maria Pawlowna und zahlreiche Hofkaoaliere, etwa 30 Personen, erschienen waren. Alle Jagdgäste hatten sich auf die ihnen ange wiesenen Plätze begeben, die Schützenkette war vollständig, als plötzlich ein Schuß krachte und eine Schrot- ladung dem Kammerherrn Nartschktn in das Gesicht und die zufällig erhobene Hand flog. Der unglückselige Schuß stammte auS Großfürst Wladi mirs Gewehr, das sich durch einen bedauerlichen Zufall entlade»» hatte. Ter Großfürst war untröstlich und ließ die Jagd sofort abbrechen. Zum Glück war ein Arzt zur Stelle, der drin Verwundeten die erste Hülfe brachte. Nur wie durch ein Wunder ist Narischkin dem jähen Tode entgangen, da einige Schrotkörner in unmittelbarer Nähe der Schlagader eindrangen, ohne diese jedoch zu verletzen. (Berk. Lok.-Anz.) * Bukarest, 30. November. Die Abgeordneten kammer wühlte wieder PherekybeS zum Präsi denten und Pornmbaru, Shenbrea, ProtopeSco und Mortzun zu Vizepräsidenten. Der Senat wählte den frühere»» Minister Aurelin zum Präsidenten und Pont, Ntkolaides Makri und Gkina zu Vizepräsidenten. * Washington, 30. November. Der bisherige fran« -öst sehe Botschafter Cambon überreichte heute dem Präsidenten Roosevelt sein Abberufungs schreiben. * Chicago, 30. November. In dem zur Erzeugung di elektrischen Lichtes dienenden Gebäude der Fleischver packungsgesellschaft von Swift erfolgte heute eine Ex plosion, wodurch 7 Personen getötet und 20 verletzt wurden; 2 Mann werden vermißt. * Chicago, 80. November. Nach neueren Feststellungen sind durch dieExplosion in dem Gebäude der Aleisch- verpackungsgesellschast von Swift 11 Personen umge kommen. »«V van, 2» Mav«a»»»«v. »301, 88 »2V 98', »011, SSI, 128'. 33 2S-« »VS^ »91, 8« 7«"!« 721, 701, 06', SSI, 621, 321, «71, »61, SS»» SO«. 361. »31« «3 321,j?soll»vlv»ll1» 4S-« kk»I.LIwL<1.o.8tr 39'!« <Io. I prst 89 ' 331, S«1« «01, »77'!, »««1, »281. »S'i, »7 1061, »»«1, 291, 7» »0«', 701, 901, äc>. II pr»f 8tI,ou»»L8«n»krc äo. cko. II pr«l so. II In coro- 8outk«ru ?»ciüc 8outk.S»Uv.oow äo. <Io. prsl 8Ud«r knIUoo r«oo. Oo»l»Ircm Uulouk»L.v.8k«r <io. cko. nr«l vo. 8t. 8t««I Oorp. <la. «Io. vr«k. V,d»»d pr«L Handelssachen. * Wie»», 29 November . Die Kammer der Wiener Praduklen. ditrfe fahre in einer heute abgehaltrnen Vollversammlung auf Vorschlag des Präsidiums den einhelligen Beschluß, selbst bei späterem Inkrafttreten eines einschlägigen Gesetzes schon mit der Geltung vom 1. Mai 1903 alle auf den borsenmitzigen Grtrrideterminhandel Bezug habenden Verkehrsbestimmungen (Usancen > und Liquidakionöeinrichlungcn außer Kraft zu setzen, und von diesem Zeitpunkte an die Notierungen über die börsen mäßigen Termingeschäfte im amtlichen Kursblatte zu veröffent lichen. Gleichzeitig soll an die Börsenmitglieder eine Aufforde rung ergehen, sich des Abschlusses oder der Vermittlung von börsenmaßigcn Termingeschäften auf einen späteren als den Frühjahrstermi» März-Avril 1903 unbedingt zu enthalten, da deren Äblvicklnng mit Zugrundelegung der Verkehrsbcstim- mnngeir und LiqnidationSeinrichtrmgen dieser Börse unmög lich wäre. Pari?, 30. November. Ter Kolonialminister richtete air deir Deputierten Deloncle inbetreff der Einführung der Gold währung in Siam ein Antwortschreiben, in welchem er erklärt, daß ihm die Wichtigkeit der Angelegenheit nicht entgangen sei, und daß er gemeinsam mit dem Finanzminister beschlossen habe, eine Kommission zur Prüfung der Frage einzuberufen; die Re aierung werde die erforderlichen Maßnahmen treffen, um eine Währungskrijis, welche die französische Besitzung in Ostasien be drohe, zu beschwören. * Christiania, 29. November. Der heutige Ministerrat ha» darin eingewilligt, daß die Staatskasse zusammen mit der Kommune Christiania, der Norwegischen Bank und der Hyvo- theten-Bauk die Garantien übernehme für die Abwicklung der Verhältnisse der Jndnstriebank; die Hypothekenbank jedoch nur bis zu 300 000 Kr. * Washington, 30. November. Tie Staatseinnahmen be trugen im Monat November 43 599 000 ?, die Ausgaben 43 007 000 Washington, 30. November. ' Meldung des „Reutersche»» Bureaus'.) AuS der Ankunft des Bankiers I. Seligman aus New Bork und der Meldung, daß eine Abordnung der venezo lanischen Regierung in Europa eingetroffen sei, um die finan ziellen Verbindlichkeiten Venezuelas zu regeln, schließt man hier, daß sich zu letzterem Zwecke ein Sbndikat gebildet habe, und daß auf diese Weise eine Beschlagnahme der Zölle verhütet werden solle. Die amerikanische Regierung ist auf das Aeuherste be müht, die Notwendigkeit einer solchen Beschlagnahme zu ver hindern, da sie fürchtet, daß zwischen den fremden Mächten und Venezuela ein Konflikt eintreten könnte, der möglicherweise den Anspruch auf eine dauernde Okkupation nach sich ziehen würde; hiergegen zu protestieren halte Amerika sich für ver pflichtet. Nichtsdestoweniger sträubt sich das Auswärtige Amr sehr dagegen, dem Syndikate diejenigen Garantien für eine vcnezolanftchc Anleihe zu geben, die das Syndikat zu wünschen scheint. Seligman stattete heute dem Präsidenten Roosevelt einen Besuch ab, der jedoch, wie Seligman auf Befragen erklärt, ein rein pnvater gewesen ist. * New Aork, 29. November. Der Werth der in der vergangenen Woche eingesührten Waare»» betrug 12 260 000 tz gegen 13320000 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 2S40 000 t gegen 2 660000 K in der Vorwoche. — Die GoldauSfuhr in der ver gangenen Woche betrug 248950 tz für Westindier», die Stlter- auSsuhr 743355 tz, wovon 694 235 tz nach London gingen. * New Vork, 29. November. Fondsbörse. Anfänglich bliebe» alle Bertehrsgebirte vernachlSssigt, da man daS Erscheinen deS Bankausweises obwarlete. Derselbe rief große Verstimmung hervor infolge der erheblichru Steigerung der Darlehen, und führt« zu umfangreichen Abgaben der Spekulation. Im späteren Verlaufe trat aus Jnterventionskäuse und auf Deckungen eine wirksame Er- holung «in. Der Umsatz der Aktien betrug 240000 Stück. * Ne« Pork, 29. November. Bericht über die amerikanischen Baumwollmärtte. Baumwolle eröffnete bei ruhigem Verkehr und schwächte sich anfangs ab auf Verkäufe der Spekulation infolge umfangreicherer Zufuhren, als man für heute erwartet hatte. Im Verlaufe trat eine Befestigung rin im Einklang mit Liverpool, sowie aus Deckungen unter Führung der Platzspekulation und auf gute Nachsragr bezüglich der südlichen Lokomärkte. Auch wirkte die größere Kauslust deS Auslandes anregend rin. In letzter Stunde ging die PreiSausbesseruna aus spekulative Abgaben wieder verloren. Schluß willig. — New Hork. Middling Uplaad loko 8,55, No- vrmbrr nom., Dezember 8,35» Januar 8,83, Februar 8,26, März 8,27, April 8.27, Mai 8,27, Juni 8,28, Juli 8.29, August 8,13. — New Orleans. Loko middling 8, Dezember 8,02, Januar 8,1l, Februar 8,16, März 8,20, April 8,22, Mai 8,25, Juni 8,27. — TageSstatistik. Zufuhren in den atlantischen Häsen 23000 B„ in den Golshäfen 43000 B., in den Jnnrnplätzen 16000 B., Export nach England 11000 B., nach dem Kontinent 6000 B. * New Aork, 29. November. Weizen eröffnete mit un verändertem Maiprcis und konnte sich anfangs behaupten auf Deckungen. Später schwächte sich die Tendenz allgemein ab auf Platzvcrkäufe infolge bedeutender Zufuhren im Nordwetten und aus günstigere Wetterberichte von dort. Schluß willig. Preise unverändert bis »4 c niedriger. Nachbörslich gab Mai uni wettere e uacl'. Mais eröffnete mir fester Tendenz — Mai war unverändert — auf geringe Qualitätsberichte. Später trat ein Umschwunacin und die Preise gingen zurück auf Realisierungen. Die Nachfrage des Publikums entsprach nicht den Erwartungen. Schluß willig. Preise durchweg VL c niedriger. An der Nachbörse ging Mai um c zurück. * Chicago, 29. November. Weizen eröffnete unverändert bis ^,4 c höher ver Mai auf Deckuugskäufe bei schwachem An gebot und auf die Annahme, daß die Weltverschiffungen wäh rend der letzten Woche nur geringfügig gewesen sind. Später jedoch trat ein Rückgang ein, da die Auffassung sich geltend machte, daß die sichtbaren Vorräte zugenomincn haben, wodurch Positionslöslingcn veranlaßt wurden. Diese Vorräte dürften noch eine Steigerung erfahren, so daß die Tendcnzauch weiter hin rückläufige Bewegung zeigte, zumal da die Wetterberichte ans den» Weiten günstig lauten. Schluß schwach. Preise nahe Lieferung 1 e niedriger, späte '/4 bis ^4 c niedriger. — Mais eröffnete per Mai '/« bis V» c höher infolge geringer Ver kaufsneigung, da die Qualitätsbcrichte schlecht lauten. Diese gute Haltung ging jedoch im Verlaufe durchweg verloren auf Mattstellungen, die herbcigeführt wurden durch die Ankündi gung, daß die Zufuhren sich vermehren werden, und durch ge ringe Nachfrage des Publikums. Schluß willig im Einklang mit Weizen. Preise für nahe Monate 1 bis 1s4 c niedriger; spätere bis ^4 c niedriger. V,vk»«I 0on<tcm4,831,0kjc. 1>rm. pr«k O»dls rr»u»lsi-« 4,87'j« Odv-i»p. «r Oku« V««K»el k»ri» <i». Ssrlio äo. ru«. kl. 4H.V«r.8t.-L.1S2k> Lä>«Iz^wO»ppor Lu»«. Mu. eom Xw«r. 8ue»r Lst Lkok.l'ovLrj^« e äc>. ao. vrvl äs. o«u« 4hg 8 S»lttmor»u.Okiv O»n»äl»a k»eiü< OklLuLItou cow OtUo-LOr. V«t.« OK.Mlv.L8t.kI.«. 176'^ OKI» »oelr I»l. k. «31, 0k.Lkwrtkvo.8d! 4,871« Odo-«?. L Oklo 5,181« l>«nv.Lkl<»(Z.o.8d <io. <Io. I>r«l Htt« eomiuov 8K Kri» I prol«rr«<» - II prslerrss Oft». LIecttto ItUool» O«utr»l ttouiiv. L kt>»dv <lo. äo. ursl UI»»oari ?»oiüo ki«vVorkO«otr»I »vVorkOuwtto klortk. k»«.8h,v Xortk. »«cur.voio klort L V«t.o.8d. kiorl.LV«kpr«» »ul 24 8tuoä«o I>urok»ctuiltt»-2ti>»r»t« « ila. 2lo,r»t« kür V»rlsk»a <1. « M»L»IL, 29. ktov«wd«r. V « « d » «l »ul kitt» 38,371». «»»»«»» 29. kwvmo «r. Uvlä LS7 «O. Verantlvortlicher Redakteur vr Herm. Kkchling inLeipztg, für den musikalischen Teil Adolf N»thardt in Leipzig.
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