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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030914026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903091402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903091402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-14
- Monat1903-09
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Di« Erpedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von S. Polz in Leipzig. Nr. 188. Dtontaft den 14. September 1903. 97. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. September. Arhr. v. Stengel, Pas Zentrum und Pie Retchsfinanzreform. Während der Vorbereitung zur letzten Reichstaaswahl bat bekanntlich der Herr Reichskanzler emsig dafür gesorgt, daß da» Zentrum möglichst wenig als „Gefliier" betrachtet und behandelt wurde. Seine Bemühungen haben denn auch den Erfolg gehabt, daß das Zentrum beinahe in der alten Stärke in den neuen Reichstag eingezogen ist. Ob Graf Bülow bei diesen Bemühungen auch an die dringend nötige Reichsfinanzreform und die Stellung de» Zentrums zu dieser Reform gedacht bat, sei dahinge stellt. Jetzt, da von allen Seiten die Notwendigkeit der Reform betont wird, mag ihm zuweilen etwas beklommen zu Mute werden. Nun beißt es, er habe um des Zentrums und insbesondere seines baneriscben Flügels halber die Be rufung des Frhn. v. Stengel als Reichsschatzsekretär be trieben. Diesem aber wird von einem anscheinend mit den Verhältnissen sehr vertrauten Berliner Mitarbeiter der „Franks. Ztg." ein recht ungünstiges Horoskop gestellt. Der Gewährsmann des Frankfurter Blattes schreibt nämlich: „Wir glauben, datz die sogenannte Reichsfinanzreform, von der aus Anlaß des Wechsels im Reichsschayamt neuerdings viel ge schrieben worden ist, noch in recht weitem Felde steht. Freiherr v. Thielmann hat sicher keinen Plan für sie hinterlassen und sein Nachfolger hat, wie man ohne weiteres annehmen kann und wie aus neuerlichen Aeutzerungen gegenüber einem Interviewer hervor geht, auch keinen Entwurf für die unter dem Namen einer Reform versteckte Steueraktion in der Tasche. In den Kreisen, in denen man ein Urteil über die Finanzpolitik und über die Aussichten derReform im neuen Reichstage hat und in denen man den neuen Schatzsekretär Frhrn. v. Stengel genauer kennt, kann man sich überhaupt nicht vorstellen, wie es diesem Herrn, der lediglich bnreaukratische Schulung und einen an erkannten Arbeitsfleiß mitbringt, gelingen soll, die Vermehrung der Reichseinnahmen oder die Verminderung der Reichsansgaben durchzuführen, welche die Grundlage der Reichsfinanzreform bilden müßen. Selbst wenn man die für eine genaue diplomatische Behandlung großer Parteien des Reichstages in Betracht kommende Eigenschaft des neuen Schatzsekretärs als Bayern und Katholiken in Rechnung zieht, wie eS bei seiner Ernennung wahrscheinlich geschehen ist, so fehlt doch noch so ziemlich alles, um in diesem Herrn einen finanzpolitischen Reformator zu erblicken. Für einen solchen werden ihn selbst die, die ihn berufen haben, nicht halten. Seine Ernennung ist höchst wahrscheinlich ein Berlegenheitsakt, wie es seit Jahren die Ernennung manches anderen Staatsmannes war. Die sogenannte Reichsfinanzreform steht jedenfalls noch in weitem Felde. Ueber ihren Umfang und ihre Notwendigkeit werden sich die maßgebenden Stellen wohl erst im Herbst wieder klar werden, wenn die Auf- stellung des Etats und des neuen Herresgesctzes die wachsenden An sprüche des Reiches und die Größe des Defizite» erkennen lassen, welches nach der Rcichsverfassnng durch Erhöhung der Matrikular- beiträge gedeckt werden mutz." Und das Zentrum? Aus der Haltung der „Germania" wie aus der der „Kölnischen Volkszeitung" geht hervor, daß Feuilleton. roj Ingeborgs Kinder. Roman von MargareteBöhme. Siallaruck verboten. Der Geheimrat ging nrit dem gewohnten süffisanten Lächeln, das stets aus seinen Lippen zu liegen pflegte, zwischen der Jugend umher und machte den liebens würdigen Wirt. Mit der Sicherheit des erfahrenen Welt mannes traf er jedem einzelnen gegenüber ven richtigen Ton: den Offizieren kehrte er kameradschaftliche Kordia- lität heraus, die junge» Acrzte wurden wohlwollend, kollegial, ein wenig väterlich, vertraulich von ihm be handelt, während er den übrigen Herren gegenüber ein fach die Rolle des gemütlichen, rvsig gelaunten Gastgebers beibehiclt. Und ebenso fanden die Damen bei ihm stets ihre Rechnung: den Koketten, Selbstbewußten sagte er feine Schmeicheleien, Verbindlichkeiten aller Art, den Schüchternen und Zurückhaltenden zeigte er sich als der unwiderstehliche Bonvivant, dessen behaglicher Humor er wärmend, ermunternd, belebend wirkt. . , . Jeder das ihre. . . . An Tänzern war bei dem Uobcrschust von Herren kein Mangel; zudem waren alle anwesenden Herren sich der Tatsache bewußt, datz man sie nur in ihrer Eigenschaft als Tänzer eingeladen hatte und datz ein passives Verhalten von den (Gastgebern als Taktlosigkeit anfgefatzt werde. Sämtliche Damen waren deshalb unausgesetzt in Anspruch genommen. Thyra kam kaum zu Atem. Ihre vornehme, liebliche Erscheinung erregte Aussehen, und vielleicht war sie von allen die wirklich begehrteste Tänzerin. Die Hellen, lockenden Stakkati der ./Washingtonpost" ertönten durch den kleinen Saal; dazwischen das Schlurfen und Gleiten der tanzenden Paare. Dav geheimrätliche Elwvaar lmtte sich in einer Ecke zu- sammcngefunden. Im Augenblick war daS verbindliche Lächeln in den Zügen des Hausherrn von einem ver drossenen» gelangweilten Ausdrucke verdrängt. „Das ist nun in fünf Wochen die zweite Tanzerei", sagte er gähnend, „wenn das diesen Winter so sortgeht, ist es heiter. Ihr sei- in diesem Jahre ja rein des Teufels mit euren tckS ckausant». Da- nächste Mal dispensierst du I das Zentrum mindestens zunächst, wahrscheinlich aber auch I später, nichts von einer Erschließung neuer Einnahmequelle« I für das Reich auf anderem Wege als auf dem der direkten Besteuerung wissen will. Cs kann auch nicht überraschen, daß das Zentrum allmählich selbst hinsichtlich der Besteuerung immer unitarischer wird. Frhr. v. Stengel will aber be kanntlich diesen Wea nicht betreten. Was soll da werden? Weiß eS der Herr Reichskanzler? Darüber werden sich wohl die demnächst zu einer Konferenz zusammentretenden einzel staatlichen Finanzminister vergebens die Köpfe zerbrechen. Gewerkschaftliches. Die Einberufung eines Kongresses nicht sozialdemokratischer organisierter Ar beiter auf den 25. und 26. Oktober d. I. geht der Leitung der sozialdemokratischen Gewerkschaften wider den Strich. Das beweist die Art. wie das Zentral organ der sozialdemokratischen Gewerkschaften cs sich an gelegen sein läßt, jenen Kongreß bei den Arbeitern in Mißkredit zu bringen. Da wird nicht nur von „pfäfftschen Tendenzen -er ganzen Veranstaltung" gesprochen, sondern eS wird auch hinzugefügt: „Die deutschen Arbeiter, die sich ihre Berufsorganisationen zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen selbst schaffen und die weder juristischer noch geistlicher Drahtzieher bedürfen, werden diesem Kongresse fern bleiben. Sie bestreiten den Machern dieser Veranstaltung das Recht, einen deutschen Arbeitcrkongreß zu berufen." Derartige Anwürfe verraten auf das deutlichste, daß es den sozialdemokratischen Gewerkschaftsleitern nicht paßt, durch einen Kongreß, auf dem beinahe eine halbe Million organisierter Arbeiter vertreten sein wird, die Tatsache vor Augen gerückt zu sehen, daß die Sozialdemo kratie auf dem Gebiete der gewerkschaftlichen Organi- sativn durchaus nicht als Alleinherrscher dasteht. ES ist bezeichnend für die Gehässigkeit, mit der nach dem Muster der sozialdemokratischen Partei die sozialdemokratischen Gewerkschaften häufig genug die Andersgesinnten be kämpfen, wenn die Organisatoren der ntchtsvzialdemokra- tischen Arbeitervcrbände als „Drahtzieher" und „Macher" abgetan werden —, als ob Organisationstalent und Organisativnsverdienst nur innerhalb der Sozial-emo- kratie geschätzt werden dürfen. ES paßt zu solchen Ver halten, wenn das Zentralorgan der sozialdemokratischen Gewerkschaften auch in einem anderen Artikel seiner neuesten Nummer die nichtsozialdemokratischen Arbeiter verbände nach Kräften herunterreißt. Sie werden höhnisch „Organtfationshaufen" genannt und dahin charakteri siert, daß sie für die Unternehmer nur „als Faktoren existieren, die den Kampf stören und leicht dazu gebracht werden können, den Arbeitcrrcgimentern in die Flanken zu fallen". — Angesichts dieser Befehdung der nichtsvzial- dcmvkratischen Arbeitervcrbände berührt eS eigentümlich, datz das gewerkschaftliche Zentralorgan die nur zu wohl berechtigte Auslassung eines ZcntrumSblatteS über die Verquickung gewerkschaftlicher und sozialdemokratischer Ziele durch die „freien" Gewerkschaften mit einem Frage zeichen versieht. Nachdem soeben Kautsky auf das nachdrücklichste die Notwendigkeit betont hat, die „freien" Gewerkschaften zu sozialisieren, müssen derartige Frage zeichen als Beweise mangelnden Mutes angesehen werden. Die Vorgänge im Orient. Der griechische Konsul in LerreS, SturnaraS, hat an die griechische Regierung eine längere Darstellung der Lage im südöstlichen Makedonien eingesandt, in der er eindringlich davor warnt, griechische Frei scharen zur Bekämpfung der bulgarischen Banden über die Grenze zu lassen. Ein solches Vorgehen werde eine heillose Verwirrung anrichten und doch der griechischen Bevölkerung nur wenig helfen. Im östlichen Make donien, von Saloniki an bis zur Grenze von Rumelien, fei heute auf dem Lande kaum noch ein bulgarischer Ein wohner vorhanden. Die wenigen wirklichen bulgarischen Bauern seien durch die Aufständischen längst zur Aus wanderung gezwungen worden, und alle bulgarischen Banden, welche das Land unsicher machten, seien aus schließlich Leute, die, mit Gewehren und Dynamit be waffnet, aus dem Fürstentum herübergeschickt seien. Diese Banden müsse die türkische Armee bekämpfen und die Lage sei bereits der tatsächliche Kriegszustand. Daß die jetzigen Kämpfe noch ohne einen EntschcidungSkrieg zwischen der Türkei und den Bulgaren beigelegt werden könnten, sei undenkbar. Das einzige, was Griechenland tun könne, sei die schleunige Vollendung der Kriegs bereitschaft des griechischen Heeres und -er griechischen Flotte. — Ministerpräsident Nalli hat diesen Bericht des Konsuls den Zeitungen zur Veröffentlichung gegeben, was auch in diplomatischen Kreisen sehr viel besprochen wird. Die auf den 18. Ok tober ausgeschriebenen Neuwahlen für die Sobranje sollen die Entscheidung darüber bringen, ob das bul garische Volk den Krieg gegen die Türkei will oder nicht. In den amtlichen Kreisen wird versichert, Fürst Ferdinand werde bis znm Abschluffe der Wahlen in seinem Sommerschlosse zu Enoinograd bleiben. — Im Piräus wurden zwei Russen verhaftet, welche nach bei ihnen Vorgefundenen Papieren O'ffbziere sind und mit den in Griechenland vorhandenen Vertrauens männern -eS bulgarischen RcvolutionScomitäs in Ver bindung getreten waren. Die Behörden nehmen an, datz sich die beiden russischen Offiziere beurlauben ließen, um in irgend einer Weise an den bulgarischen Umtrieben teilzunehmen. Die Regierung wirb die Verhafteten jedenfalls ausweisen. Nordamerika und der Vatikan. Leitende katholische Kreise in Washington erwarten mit Bestimmtheit, daß der Vatikan auch unter dem Nachfolger Leos XIII. das seit Jahren mit nie rastender Energie ver folgte Ziel — die Anknüpfung ständiger diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vatikan und der ameri kanischen Regierung — unausgesetzt im Auge be halten werde. In Washington verhält man sich aller dings diesen Bestrebungen gegenüber sehr kühl, und diese Haltung war eS auch, welche die Mission des Gouver neurs Tast, in persönlichen Verhandlungen mit dem Va tikan den Verkauf der Ordensländereien aus den Philippinen an die Vereinigten Staaten zum Abschlüsse zu bringen, jedem Eingeweihten von von vornherein als wenig aus sichtsvoll erscheinen lassen mußte. Denn durch mannig fache Instruktionen mehr nach formeller als nach materieller Seite hin genötigt, ängstlich die Schaffung von Präze denzfällen zu verhindern, die eine später zu versuchende Anknüpfung ständiger diplomatischer Beziehungen irgendwie erleichtern könnten, fand Taft, wenn auch mit größter I Zuvorkommenheit empfangen, in der Sache selbst wenig I Entgegenkommen und mußte sich mit einem beschei- I denen Scheinerfolge begnügen. Die Bedeutung ständiger diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vatikan und Washington und die ablehnende Haltung der amerikani schen Regierung allen hierauf bezüglichen Vorschlägen gegenüber können nur dann richtig gewürdigt werden, wenn man die ebenso umfassenden wie gewandten Bestrebungen auf Konzentrierung der amerikanisch-katholischen Interessen gebührend in Betracht zieht. Eine straffe Zusammenfassung dieser Interessen mit einem politischen Vertreter des Vati kans in Washington als Zentralpunkt würde — bei einer Bevölkerung von Über fünfzehn Millionen Katholiken in den Vereinigten Staaten — das geschloffene katholische Votum in allen nationalen Wahlen zu einem machtvollen und in den meisten Fällen ausschlaggebenden Faktor gestalten, mit dem die Führer der beiden großen politischen Parteien — Republikaner und Demokraten — nicht nur zu rechnen haben würden, sondern von dem sie sich oft genug die Bedingungen vorschreibcn lasten müßten. Im Hinblick darauf und auf die Erfahrungen, die man mit der Zen trumspartei — denn um die Gründung einer solchen handelt es sich — in Deutschland gemacht hat, trägt jede amerikanische Regierung — gleichviel ob zur Zeit Republikaner oder Demokraten sich im Besitze der Herrschaft befinden — Bedenken, die Schaffung eines derartigen Machtfaktors wesentlich zu begünstigen, wenn nicht erst zu ermöglichen. Deutsches Reich. u Berlin, 13. September. Der Handwerkskammer tag in MüncheUdhat beschlossen, für die Unterstellung der Handwerker unter die obligatorische Inva lidenversicherung bei den gesetzgebenden Faktoren des Reiches vorstellig ru werden. Dazu liegt folgende, an scheinend offiziöse Auslassung vor: ES ist selbstverständlich, daß der Frage auch in ReaierungSkreisen großes Inter esse entgegengebracht wird, ebenso natürlich aber würde es sein, daß man hier die endgültige Entwickelung der Angelegenheit abwartet, ehe positive Stellung genommen wird. Es ist noch nicht allzulange her, daß in Hand werkerkreisen sich eine mächtige Strömung für die Ein beziehung des gesamten Handwerks in die Unfall versicherung bemerkbar machte. Es wurde damals der Regierung vorgeworfen, daß sie sich nicht genug um die Interessen der im Handwerk Angestellten kümmere. Als aber die Regierung Mitte der neunziger Jahre im Reichs anzeiger einen Gesetzentwurf veröffentlichte, der das gesamte Handwerk neben dem Handelsgewerbe in den Kreis der Unfall versicherung cinbeziehen wollte, wandelte sich die Meinung für diese Neuerung bald in eine solche gegen sie. Was das Handwerk früher gewünscht hatte, verwarf es bald danach. Solche Er fahrungen raten doch zur Vorsicht, umsomehr als innerhalb des Handwerks schon Stimmen sich erheben, die von einer Gleimstellung mit den Arbeitern nichts wissen wollen und die die nach dem jetzigen Gesetze gebotene Möglichkeit der frei willigen Invalidenversicherung für die kleineren Handwerker als ausreichend erachten. Eine genaue Klärung der An schauungen wird abgewartet werden müssen und kann es auch, weil eben für die Bedürfnisse derjenigen Gewerbe treibenden, die eine solche Versicherung am notigsten haben, mich wohl. Ich sehe nickt ein, warum ich alle nasenlang meinen gemütlichen Aben- -em Grünzeug -a opfern soll. Ich will meine Rübe." „Das will ich auch. Alter. Und eben, weil ich -en Trubel nachgerade satt habe und mich nach Ausspannung von -en vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen sehne, eben deshalb gehe ich mit solcher Force darauf los, uns Ruhe zu verschaffen." ,/Du sprichst in Rätseln." „So? Wenn du als liebevoller Vater dich mit Len Interessen deiner Kinder beschäftigtest, würdest du mich verstehen. Helene und Olli sind von Gusti in den Back ofen geschoben. Ick möchte nun bald tabula rasa mit unserm Kleeblatt macken." „Zu Deutsch: du willst die Mädel verheiraten. Mir recht. Aber inwiefern die Haustanzerei dazu beitragen soll, will mir nicht reckt einleuchten." „Ueberleg' nur das. Du könntest Übrigens auch ein wenig für das Glück deiner Töchter tun. Hast du -ich noch nicht einmal unter -em jüngeren ärztlichen Nachwuchse nach einem Schwiegersöhne und Nachfolger mngesehcn?" Der Geheimrat zuckte die Achseln. „Sie stehen wahr scheinlich alle, wie sie gewachsen sind, zu höchstdeiner Aus wahl und Verfügung", sagte er ironisch. „So leicht wird von denen keiner der Versuchung, LeisemannS Schwieger sohn zu werden, widerstehen." Seine Gemahlin schwieg eine Weile. Durch ihre Lorgnette musterte sie die sich im Rhythmus der Musik vor- und rückwärtSbewegenben Paar«. Olga tanzte mit Christiensen. „Was ist dieser Ehristiensen eigentlich für ein Mensch?" fragte sic. „Ein begabter Junge und Kusekoffö Freund. Weiter weiß ich nickts." „Ob er vermögend ist?" „Weiß nicht; wahrscheinlich. In Bonn war er bei den Saxoboruffen. Vielleicht kann Kusckoff dir Auskunft geben. Die beiden sind ja unzertrennlich. Hast du ihn für deine Zwecke aufs Korn genommen?" Die Dame machte eine abwehrende Handbcwegung. „Wir dürfen nickt einmal allzu wählerisch sein", sagte sie leise, „sic sind nickst all« so vorurteilslos wie Kusekosf." Der Geheimrat nickte . . . beide seufzien. . . Das Ge spenst des Hauses war vor ihnen aufgeftiegen. Der Tanz war zu Ende. Thyra schritt an ihres Tänzers — Bahne Lüpfens — Arm ihrem vorhin ver- lafsenen Platz« zu. „Ich habe noch «inen besonderen Gruß an Sie auszu richten von Anna Baland", flüsterte sie ihm zu. Sie sah, wie er zuiammcnzuckte, rot wurde urrd sich umbltckte, als fürchte er, jemand hätte Thyras Worte gehört. „Sie hat mir «inen Brief an Sie mitgcgeben. Wenn Sie mir Ihre Adresse sagen, will ich Ihnen denselben zu schicken." Wieder eine leichte Kopfdrehung; er zögerte — sichtlich befangen und verwirrt. „Was Sie sagen", meinte er, nervös lachend, „da bin ich Loch neugierig, was die kleine Anna auf dem Herzen hat. < . ." Dann nannte er Straße und Hausnummer seiner Wohnuna. Thyra nickte schweigend. Als er sich von ihr entfernte, ging er quer durch den Saal auf eine junge Dame zu, mit der er schon einige Male getanzt hatte — die Tochter eines Generalleutnants von Wiese — und im nächsten Augenblick waren beide in eifriger Unterhaltung be griffen. Am andern Ende des Saales tauchte Fritz jetzt auf. Er führte noch seine Tänzerin am Arm. Plaudernd schritt das Paar auf und ab; Fräulein Olga erzählte an scheinend etwas sehr Heiteres; denn das Gesicht des jungen Arztes strahlte vor Vergnügen; bisweilen lachte er hell auf. „Ob sie ihm Vorträge über nordische Dramatik hält?" dachte Thyra spöttisch. „Wie Fritz sich nur über das Ge gacker einer solchen notorischen Gans amüsieren kann! So herzlich lacht mau doch nicht aus purer Höflichkeit." Uebcrhaupt nahm Fritz es nach ihrer Ansicht reichlich ernst mit seinen Pflichttänzen. Die „Washingtonpost" war schon der vierte Tanz, den er mit Olga tanzt«. Das ging doch stark über das Matz des billigerweise zu Beanspruchenden hinaus und mar beinahe schon auffällig. . . . Eine leise Mitzstimmung beschlich Tbyra. Ein bißchen mehr hätte Fritz fick nm sie bemühen dützen, sie war so ganz fremd in diesem Kreise. Langsam schlenderte sie durch die plaudernden Grirppe« Der anstoßende Raum war eine Art Wintergarten. Zwei Reihen imposanter Palmen bildeten eine Allee und die einander entgcgcnneigcnden Medel ein grünes Laiiben dach, durch daß malerisch gebrochen das Licht der Lampen fiel und farbige Bluten auf den Mosaikboden streute. Rechter und linker Hand standen Gruppen von riesigen Rhododendren und anderen Blattgewächsen und über schatteten blühende Frühlingsblumen, deren seiner Duft sich in der feuchtwarmen TreibhauSatmosphär« verteilte. Bor einer interessanten über und über mit carmoisinroten Blüten bedeckten Kaktusstaude blieb sic stehen, aber wül>- rend sie angelegentlich die stachligen Blätter und die leuchtenden Blumen zu betrachten schien, horchte sie mit angehaltenem Atem auf eine Unterhaltung jenseits der halbzurückgeschlagenen Portiöre, die sich um Fritz zu drehen schien. Einige unznsannnenhängenbe Sätze drangen zu ihr herüber, „Freund vom zukünfitigen Schwiegersohn — Günstling des Alten . . . Ja . . . Ein Streber, wie er im Buche steht . . . Leute des Schlages kommen überall vor wärts ... wo andere wie die Ochsen am Berge vor ver schlossenen Türen stehen, schlüpfen sie durchs Schlüssel loch .. . .Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein! Sie hatten die Güte, mir den nächsten Walzer zu schenken", sagte eine klare, sympathische Stimme hinter Thyra. Erschreckt fuhr sie zusammen und wandte sich um. Dicht hinter ihr stand ber Rechtsanwalt Vr Fabriant, dem sie, wie sie sich entsann, vorhin den bezeichneten Tanz zuge sagt hatte. Aber gerade jetzt war sie so sehr ermüdet; sie hatte fast noch nie so viel getanzt, als heute abend. Wenn sich der Herr Doktor mit einem spateren Tanz begnügen würde, wäre sie ihr» eigentlich verbunden . . . „Aber natürlich. Mit Vergnügen. Vorausgesetzt, daß Sie mir gestatten, den nächsten Tanz mit Ihnen zu ver plaudern. Hier ist ja ein reizendes Plätzchen." Er holte zwei Fauteuils berbci »ud schob Thyra einen davon hin. Mechanisch nahm sie Platz. Und zerstreut hörte sie auf seine Bemerkungen, seine Fragsn . . . Ihre Gedanken beschäftigten sich noch mit den «enßerungen, die sie eben in Bezug auf Fritz erlauscht hatte . . . Ein Streber! Was sagt das! S'n Streber im guten geistigen Sinn! DaS war ja ihr Ideal. Aber die Herren drücken hatten etwas anderes gemeint. Streber . . . Kriecher . . . Siner, der durch Schlüssellöcher und auf Umwegen, mit allen, auch den niedrigsten HiilfSmitteln, seinem ehr- geizigen Ziele zustrebt ... Pui ... Die Verleumdung! Sine dunkle ZorneSrvtc flammte über ihre Wamgen. Sic nnrßte sich vrdcnilich Gewalt antun, irm der Unter, baltung des Rechtsanwaltes -ü folgen und ihre geistige Abwesenheit nicht zu verraten. „Nun sind Sie durch meine Schuld um den Tanz ge kommen , sagte sie zerstreut, nur um etwas zu sprechen. ... . F^briani lachte. „Wenn Sie nur wüßten, was bas für ein Malheur sür mich ist! Ich »in hier ohnehin eigent. lich nur gebuldrt, und auf jeden Fall der «enior ber Ee-
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