01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030919013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903091901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903091901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-19
- Monat1903-09
- Jahr1903
-
-
-
6494
-
6495
-
6496
-
6497
-
6498
-
6499
-
6500
-
6501
-
6502
-
6503
-
6504
-
6505
-
6506
-
6507
-
6508
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs. Preis In der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abgeholt: virrteliührltch 3.—, b« zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS ^l 3.7S. Durch di« Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.30, sür dl» übrige» Länder laut ZeitnugSpreMsta. Lrdaktion »nd ErrreLtttou: Johanni-gaffe 8. Fernsprecher ISS »ad 2L9. Filialevpedtti»«»» r Alfred Hahn, vuchhaudlg., UutversitStSstr.S, L. Lisch«, Latharinenstr. 14, «. KönigSpl. 7. Haupt-Filiale Vrerdeu: Marieustraße 34. Fernsprecher Amt I Nr. 171S. Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Hrrzgl. Bayr. Hosbuchhandlg^ Lützowstraß« 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4S0V. Morgen-Ausgabe. MMer Tageblatt Anzeiger. Ämtsblalt des königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedaktiouSstrich (4 gespalten) 75 vor den Familienuach- richten («gespalten) SO Tabellarischer und Ziffrrnsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannayme LS L, (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Äunahmeschluß fir Jinzeigeu: Abend-AuSgab«: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeige« sind stet- an die Expedition zu richte». Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von L. P olz tu Leipzig. Nr. 477. V — - Sonnabend den 19. September 1903. ; 97. Jahrgang. Die russisch - chinesisch - japanischen Verhandlungen. V. 8. Die Mandschureifrage, «selche so lange als Gefahr drohende Wolle über Ostasien hing, beginnt ihrer Lösung entgegen zu gehen. Zwischen Rußland und Japan werden seit Monaten Verhandlungen zur Regelung der gegenseitigen Interessensphären geführt, über die nran noch tiefe» Stillschweigen beobachtet, und die einstweilen kein positives Ergebnis zu Tage förderten, die aber den Willen beider Mächte nach friedlicher Erledigung deutlich offenbaren. Sodann hat Rußland China neue Vorschläge unterbreitet, die ebenfalls noch nicht angenonnnen oder abgelehnt sind, indes wahrscheinlich eine Einigung beider herbetführen dürsten. Ist LaS aber geschehen, so wird es nicht mehr lange dauern, und die Verständigung zwischen dem Zarenreiche und Japan wird Tatsache werden. Die Forderungen, welche Rußland in der Note dcS Gesandten Lefsar in Peking erhebt, sind geschickt formu liert. Neben die Ansprüche sind manche Zugeständnisse gestellt, die scheinbar großes Entgegenkommen zeigen, in Wirklichkeit aber nur den Zweck verfolgen, der gelben Diplomatie die Annahme der Forderungen zu erleichtern. Einerseits wünscht man die Beibehaltung der Mtlttär- telegraphsultrvie, die Uebcrwachung der Maßnahmen sür den Fall des AuSbruchS einer Epidemie, ferner Landungs plätze am Sirngart-Kluffe und russische Poststattonen längs -er Straße von Dsitsikar, der Hauptstadt der Provinz Holungktang, nach Blagoweschtschensk, anderseits willigt man in di« Oeffnung der Häfen Mukden «nd Tatungkau und erhM keinen Widerspruch, wenn die Chinesen die VerwaltungSrechte in drei Provinzen der Mandschurei wieder au-üben, vorausgesetzt nur, daß keine Landesteile einer anderen Macht abgetreten werden,, und daß namentlich England keine Konzessionen er. halte, wenn nicht Rußland ein gleicher Vorteil eingeränmt werde. Endlich wünscht das Zarenreich, daß der Zolltarif auf Waren, die mit der Eisenbahn in die Mandschurei gelangen, nicht erhöht werden darf. China soll vorläufig, nach den Meldungen Londoner Blätter, auf die Vorschläge Rußlands nicht eingehen wollen, wenigstens, soweit eS sich um die Landungsplätze am Sungari und die russischen Poststationen von Tsitsikar nach Blagoweschtschensk handelt. In den übrige« Punkten scheint man nicht wett auseinanderzugehen. Aber es ist nicht anzunehmen, daß -er Widerspruch lange währt. Als Rußland früher mit besonderen Vorschlägen zur Lösung der Mandschureifrage hervortrat, wurden die Chinesen in ihrem Widerstande von anderen Mächten unterstützt. In Europa und den Bereinigten Staaten fürchtete man, der Handel Wens könne durch baS Zarenreich geschädigt werden; diese Befürchtungen sind jetzt teilweise gewichen. Die russische Regierung hat die Freigabe gewisser Häfen zugestanden und damit ist die wesentlichste Schwierigkeit beseitigt. Ja, es scheint, als hätte man in Petersburg eine derartige Forderung nur gestellt, um sie später als Kom- pensationSobjekt zu benützen. Jedenfalls liegen die Dinge jetzt so, daß außer England schwerlich eine europäische Macht und ebenso wenig die Union den politischen Wünschen Rußlands in der Mandschurei sich widersetzen wird, wenn die Handelsfreiheit gesichert ist. Die Vorschläge Rußlands lasten allerdings nicht den mindesten Zweifel, daß mit der Ausdehnung der politischen Herrschaft über die Mandschurei nunmehr wirklich Ernst gemacht werden soll. Wenn das Zarenreich die Möglichkeit besitzt, die sanitären Maßnahmen zu bewachen, Tcle- graphenlinien in seiner Hand zu halten und eigene Post stationen zu gründen, so wird man ihm die Zuziehung von Militär zum Schutze dieser Unternehmungen nicht ver wehren können. Und man wirb an der Newa schon dafür sorgen, daß die Zahl der Truppen nicht zu gering ist; sie wird unter allen Umständen groß genug sein, um unlieb- samen Uebcrraschungvn vorzubeugen und die russischen Interessen ausreichend z« schützen. Damit wäre dann die tatsächliche Besitzergreifung der Mandschurei erfolgt, und der Petersburger Diplomatie würbe nur erübrigen, sich mit England und Japan auSeinanberzusetzen. Eine derartige Auseinandersetzung wäre bei der Ent. Wickelung, die die ostasiattsche Frage genommen hat, be deutend leichter, als man noch vor einigen Monaten glauben konnte. England hat in allen diesen Streitig- keiten eine so große Zurückhaltung gezeigt, daß eS im Grunde vorläufig nicht ernsthaft in Betracht kommen kann. DaS Bündnis mit Japan vom vorigen Januar wurde, wie sich mittlerweile hcrauSgestellt hat, nur deshalb geschloffen, um Rußland einzuschüchtern. Es hat seinen Zweck aber nicht erreicht. Meder ist die Petersburger Diplomatie irgendwie zurückgewtchen, noch haben die Chinesen ober Japaner größere Energie in der Zurück. Weisung der rrrssischcn Ansprüche bekundet. Ja, letztere offenbaren das deutliche Bestreben, sich mit Rußland zu verständigen, jedenfalls, weil sie alle Hoffnung arss die Vrtte» aufgegeden haben. Man darf daher nicht annehmen, baß England mehr als formellen Widerspruch gegen eine etwaige Einigung des Zarenreiches mit China erheben würde. Somit würde lediglich Japan bleiben, welches Rußland allerdings zur Anerkennung der durch einen Vertrag mit China ge schaffenen Lage bewegen müßte. Aber auch das wäre, trotz des Protestes, den nach einem englischen Blatte der japa- Nische Gesandte in Peking gegen die russischen Vorschläge erhoben haben soll, wahrscheinlich weniger schwer, als es scheint. Wir haben schon bei früheren Gelegenheiten wiederholt darauf htngewiesen, daß die Politik des Mikado die Möglichkeit einer Verständigung mit dem Zarenreiche in Aussicht genommen hat. Gegenwärtig nun wird be sonders energisch darauf hingearbeitet, nnd anscheinend hängt alles lediglich davon ab, welche Zugeständnisse Ruß land Japan wegen Korea machen will. Einigt man sich darin, so steht dem Abschluffe des Mandschuretvertragcs nichts im Wege. Und voraussichtlich werden sich die russischen Erwartungen nicht täuschen. Die Verhand lungen zwischen dem Zarenreiche und Japan nehmen, wie es heißt, einen befriedigenden Verlauf. Kommt man hier bei dann zum Ziele, so ist die Oberherrschaft des Zaren reiches über Ostasien gesichert. Deutsches Reich. * Leipzig, 18. September. Das „psychologische Rätsel" Franz Mehring gibt heute in der „Leipziger Volksztg." die versprochene „Erklärung" bezüglich der auf dem Dresdner Sozialistentage gegen ihn gerichteten Angriffe und Beschul digungen. Seine Verteidigung beschränkt sich ganz ausschließ lich auf seinen Streit mit Schönlank und die berüchtigte Postkarte an' Harden: „Ich werde den Lümmel (Schönlank) schon zahm kriegen." Er erzählt darüber: „Ueber die Differenzen, die im Jahre 1892 zwischen Schönlank und mir bestanden haben, kann und will ich mich öffentlich nicht äußern, da Schönlank tot ist und seine Auffassung nicht mehr der meinigen entgegensetzen kann. Ich will aber feststellen, daß, als ich zu Harden die Acußcrung tat, ich werde den Lümmel zahm kriegen, Harden weder Herausgeber der „Zukunft", noch auch Gegner der Partei war, vielmehr als angehender Sozial demokrat mit Schönlank verkehrt hatte und mit mir verkehrte. Jene Aeußerung gewann dadurch einen ganz anderen Charakter, als ihr vor dem Parteitage beigelegt worden ist, und Schönlank selbst hat in ihr, als ich mich mit ihm über unsere damaligen Differenzen auseinandersetzte, niemals etwas anderes gesehen, als den Ausdruck eines heftigen, aber nach Lage der Dinge begreiflichen Aergers. Diese Auseinandersetzung erfolgte bereits im Jahre 1895 oder spätestens 1896, was ich im Augenblick nicht genau feststellen kann." Mehring macht dann noch einige Angaben, aus denen geschlossen werden kann, daß Schönlank diese Sachlage ge kannt und trotzdem mit Mehring sich wieder ausgesöhnt habe. — Nun, daS mag ja alles sein, wie es will — die „Genoffen" nehmen eS bekanntlich nicht so genau mit Beleidigungen, „Genosse" Katzenstein weiß vielleicht darüber mehr zu erzählen — aber zur Beurteilung der Handlungsweise Mehrings kann die spätere Versöhnung nicht das Geringste beitragen. ObHarden damals wirklich „Genossen"- Aspirant gewesen ist, darüber wird man ja vermutlich noch einiges erfahren. — Schließlich wollen wrr aber doch noch einmal feststellen, daß der gewandte Mehring nicht ein Wort der Verteidigung gegen die Bernhardschen Angriffe auf seine cynische Doppel-Ge schichtsschreiverei findet, und zwar deshalb nicht, weil Tatsachen sich nicht aus der Welt schaffen lassen, weil sich da nichts verteidigen läßt. Mehring bleibt, was er immer war — das psychologische Rätsel. * Leipzig, 18. September. Zur sozialdemo kratischen Eisersbahnarbeiterbewegung wird uns geschrieben: Men Anzeichen nach macht diese Bewegung gerade jetzt durch den großen Wahlerfolg der Sozialdemokratie größere Fortschritte, als man allgemein annimmt. Ein Eindämmen der Bewegung durch bloßes Verbieten der Mitgliedschaft und gelegentliche Entlastung dieser oder jener Agitatoren halte ich für unmöglich. Es muß vielmehr auf eine andere Weise dafür gesorgt werden, daß die Bewegung unschädlich gemacht werde, die nach den Vorgängen in anderen Ländern nicht bloß sehr verhängnisvoll für In dustrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, sondern auch für solche Leute werden könnte, die nur als Mit läufer der Sozialdemokratie für sie bei den Wahlen stimmen, abgesehen von den Gefahren für das gesamte Reich im Falle einer Mobilmachung. Zunächst würde eS sich darum handeln, einem Teile der im Eisenbahndienste beschäftigten Arbeiter mehr als bisher Beamten eigenschaft beizulegen, sie also unter die Disziplinär gesetze zu stellen. Dann wäre allen Arbeitern zu er öffnen, daß jede Zugehörigkeit zu irgend einem sozial demokratischen Gewerkschaftsvereine oder Kartell, sowie zur Sozialdemokratie überhaupt eine Beförderung im Eisenbahndiensic für immer ausschlöffe. Im weiteren müßte aber auch dafür gesorgt werden, daß die Be- soldungSverhältnissc sämtlicher Unterbeamten den Zeit- und TeuerungSverhältntffen entsprechend neu geregelt würden. ES kommt hierbei nicht auf die Höhe der Höchstgehälter an, sondern darauf, die Anfangs- und Durchschnittseinkommen so zu gestalten, daß sie den wirk- liehen Bedürfnissen auch zu denjenigen Zeiten entsprechen, wo sie am notwendigsten im menschlichen Leben gcbrancht werden, damit eS nicht immer heiße: „Wenn man's braucht, dann hat man's nicht! Und wenn man's hat, dann braucht man's nicht!" Durch schriftliche Ver- fügunacn lasten sich freilich derartige berechtigte Wünsche nicht immer rechtzeitig zur Kenntnis der maßgebenden Stellen bringen. Hier muß vielmehr ein fortgesetzter mündlicher Verkehr eintreten, durch den dann ins besondere verhindert wird, daß erst von Seiten der Sozialdemokratie im Reichstage und in den Landtagen Verbesserungen für Unterbeamte in Vorschlag gebracht werden, deren Einführung dann schließlich trotz eines anfänglichen Widerstandes -er Regierungen erfolgt. Be dauerlich bleibt es auf alle Fälle, daß die Behörden sich so sehr häufig schieben lasten, anstatt aus dem Ergebnis ihrer eigenen Wahrnehmungen heraus selbst Ver besserungen vorzuschlagen. Schon jetzt heißt es leider nur zu oft: „Die da oben kümmern sich viel um uns! Für Luxusausgaben ist immer Geld da, aber für uns nicht! Wäre nicht di« Sozialdemokratie da, danm hätten wir vieles noch nicht!" Es ist leider eine betrübende Tat sache, daß es auch unter den unteren Beamten einen nicht unbeträchtlichen Teil gibt, der zur Sozialdemokratie neigt, weil er einzig und allein von ihr Verbesserungen erhofft. Diese-Beteiligten haben aber ebenso wenig wie die Mitläufer aus den übrigen Gesellschaftsklassen eine richtig« Vorstellung von dem eigentlichen Wesen und Endziele der Sozialdemokratie. Man begegnet einem ungläubigen Lächeln, wenn man darauf hinw«ist, daß die Sozialdemokratie auf eine Vernichtung sämtlicher Monarchien hinwirke und dafür die sozial«, nicht die bürgerliche, Republik setzen wolle, und daß dieses End ziel nur durch Ströme von Menschcnblut, Vernichtung ungezählter Existenzen usw. erreicht werden könne. Es wär« wirklich sehr nötig, wenn in Bezug auf die Auf klärung weiterer Bolkskreise über die wahren Zwecke nnd Ziele der Sozialdemokratie durch volkstümliche Schriften mehr als bisher geschähe. Gerade die Sozial demokratie, die mit zahllosen billigen Schriften, Flug blättern usw. unausgesetzt für ihre Sache wirkt und wirbt, sollte in Lieser Hinsicht als Vorbild dienen. Berlin, 18. September. Der preußische Landesverein vom Roten Kreuz hat über die Bercinstätigkeit während der Zeit vom 1. Juni 1902 bis PI. Mai 1903 soeben eingehend Bericht erstattet und gleich zeitig damit sind Mitteilungen über die Wirksamkeit des Z e n t r a l c o m i to s der deutschen Vereine vom Roten Kreuz während desselben Zeitraumes bekannt gegeben worden. Die inhaltvvlle Berichterstattung läßt erkennen, wie sehr die Organe des Roten Kreuzes unausgesetzt be müht sind, die innere Organisation immer mehr zu festigen, die vorhandenen Kräfte in bestimmte Bahnen zu leiten, und namentlich die Friedcnstätigkeit so zu er weitern, daß sie als Vorbereitung für die eigentlichen Zweck« des Noten Kreuzes, die Kriegsarbeit, ebenso an gesehen werden kann, wie als Erfüllung humanitärer Pflichten, die das Gebot der Nächstenliebe auferlegt. Ueber die Leistungsfähigkeit des preußischen Noten Kreuzes sür das Jahr 1908 belehrt eine Statistik, der wir die nachstehenden Angaben entnehmen. Vor handen waren 582 Kriegssanitätskolonnen mit 12 696 Mitgliedern, von denen für das Feldheer 1762, für das Besatziinlgshcer 2617 bereit und geeignet sind. Sanitätskolonnen gab es 217 mit 6401 Mit gliedern, von denen für das Feldheer 841, für das Be satzungsheer 2316 bereit und geeignet sind. 33 Ge noss« ns ch a f t en freiwilliger Kranken pfleger im Kriege mit 6101 Mitgliedern stellten für das Feldheer 1181, für das Besatzungsheer 397 Kranken pfleger. Sonstige dem Vereine angehörige, praktisch aus gebildete Krankenpfleger waren noch 514 vorhanden. An ansgebildeten Krankenpflegerinnen standen für das Feldheer 286, für das Besatzungsheer 1007 zur Ver- fügung. Die Errichtung von Vereinslazaretten ist an 222 Orten in Vorbereitung, die Summe der Lager stellen beträgt 12 210. Lazarettzüge besitzt der Verein fünf. Dieser kurze Ueberblick über die Leistunzs fähigkeit des preußischen Landcsvereins vom Roten Kreuz tut zur Genüge dar, in wie hohem Maße das Werk des Roten Kreuzes der weitestgehenden Förderung durch Privat« und Kommunen wert ist. Die persönliche Teil nahme des einzelnen an der freiwilligen Krankenpflege wird sehr erleichtert durch die Fürsorge, di« Las Zentralcomit« der Schadloshaltung bei Dienst- beschädig ungen angedeihen läßt. In dieser Be ziehung ist auf Ersuchen des Noten Kreuzes von Seiten des Kriegsministetiums eine Deklaration deS Begriffes „Kriegsschauplatz" ergangen, worin zwecks Zuerkennung der Versorgung nach -em Kriegstnvaliden- gesetz eine wohlwollende Beurteilung derjenigen Versorgnngsansprüche in Aussicht gestellt wird, die sich auf außerhalb deS eigentlichen Kriegsschauplatzes er littene, auf die besonderen Kriegsverhält- nisse zurückzuführcnde Dienstbeschädigung gründen. Trotz dieser wohlwollenden Absicht des Kriegs- Ministeriums können während der Mobilmachung Dienst- beschädigungen außerhalb deS Kriegsschauplatzes Ver- sorgungsansprttche begründen, ohne daß das Kriegs invalidengesetz Platz greift. Die Deckung solcher Ver sorgungsansprüche wird das Zentralcomitö aus einem bereit stehenden Fonds übernehmen. Hiernach ist fest- zustcllen, daß di« Versorgung der freiwilligen Kranken pfleger gegen die Folgen von Dienstbeschädigungen während der Mobilmachung in vollem Umfange gewährleistet ist. Die Fürsorge für die Familien der im Mobilmachungsfalle ver wendeten freiwilligen Krankenpfleger ist ebenfalls ge regelt, indem der Vorstand des Vaterländischen Fraucn- vereinS die Unterstützung der bedürftigen Familien, unter eventueller Unterstützung durch das Zentral- comitS, übernommen hat. Auch in den Vorarbeiten für eine Versorgung gegen die Folgen von Friedens- Dicn'tbeschädigungen sind Fortschritte zu verzeichnen. Es stehen dafür die Zinsen eines von einem Wohltäter geschenkten Kapitals im Betrage von 50 000 X zur Ver fügung. Da nach statistischen Erhebungen die Deckung der im Friedensdicnste erwachsenen Versorgungs ansprüche nur einen Teil der Zinsen dieses Fonds er fordert, kann auf dessen allmähliches Anwachsen gerechnet werden. * Berlin, 18. September. (Bebel über die Lag« der Reichsfinauzen.) Vor wenigen Tagen hat der neu ernannte Reichsschatzsekretär Freiherr v. Stengel nach der Rückkehr aus dem Urlaub die Leitung des Reichsschatzamtes übernommen. Ihn erwartet keine leichte Aufgabe. Allgemein ist es bekannt, daß die Lage der Reichsfinanzen überaus un günstig ist und daß eine Aenderung des Kurses unbedingt er forderlich ist, um das Reich vor einem schlimmen Ergebnis ru bewahren. Seit der Einführung der unglückseligen Francken- steinschen Klausel ist es langsam aber stetig mit der Finanzlage abwärts gegangen. WaS Frhr. v. Thielmann auch immer tun mochte, ein stetig sich erweiternder Schlund lat sich auf und auf Milliarden stieg die große Reichsschuld. Mitten in diese an sich schon herabgedrückte Stimmung hat nun Bebel auf dem Dresdener Parteitage eine Mitteilung geworfen, die, so unverbürgt und übertrieben sie sein mag, bei der augenblick lichen Depressionslage nicht verfehlen wird, Aussehen zu er regen. Der mit den Finanrfragen des Reiches bisher nicht besonders vertraute Parteiführer führte unter lebhafter Spannung des Parteitages aus, daß er zwar gewußt habe, daß das Reich in keiner günstigen Finanzlage sich befinde; daß er aber zu feinem größten Er staunen durch eine Quelle, von der er eS nrcht erwartet hätte, erfahren habe, die Lage sei so ungünstig, daß die Reichskassen ihre Lieferanten nicht gleich aus bezahlen könnten, sondern sie einige Wochen warten lassen müßten. — Zu dieser Sachlage schreibt die „Köln. Ztg.": Wir betonen ausdrücklich, daß wir nur die objektive Mitteilung dieser seltsamen Erklärung wiedergeben, ohne sie sachlich prüfen und beurteilen zu können. Aber, ihre Richtigkeit selbst zugegeben, würde damit noch nichts be wiesen sein, da die Gründe zu diesem Vorgehen unbekannt sind. Anderseits hoffen wir, daß die Tatsachen und der daraus gezogene Rückschluß auf die Finanzlage deS Reiches nicht der Wirklichkeit entsprechen mögen. * Berlin, 18. Swtcmber. (Ein petnlichesBer» sehen.) Der Ptünchener „Allg. Ztg." wird aut Rom geschrieben: Der deutschen Regierung ist anläßlich der Ordensverleihungen an die Offizier« des italienischen Expeditionskorps in China ohne ihr Verschulden ein peinliches Ver sehen unterlaufen. Unter anderen hat der Oberleutnant des Gemekorps Vito Moduano den Roten Adlerorden vierter Klasse erhalten. Dieser Modugno aber sitzt nun schon seit Monaten in Untersuchungshaft unter der Anklage, die eigene Frau«rmordet zu haben. Während der Untersuchung hat sich dann auch HcrauSgestellt, daß Modugno sich 1900 in China durch R aub und Plünderung bereicherte; durch -en Ver kauf der chinesischen Kostbarkeiten schuf er sich nach seiner Rückkehr ein Vermögen von 300 000 Krcs. AIS diese An klagen laut wurden, hat der Ch e f d « s i ta l i« n i s ch en Expeditionskorps in China, Oberst Garioni, er klärt, daß er von Modllgnos Vergehen in China keine Ahnung gehabt habe, und das erklärt auch, daß der per sönlich sehr mutig« Offizier, der sich schon 1896 in Abes sinien die Tapserkeitsmedatlle geholt batte. 1901 nicht nur den italienischen Kronenorden erhielt, sondern auch auf die Vorschlagsliste kam, dievonBerlin aus erbeten worden war. Es drängt sich nun die Frage auf, wie es kommt, daß man in den sieben Monaten, in denen die italienische Presse ihre Spalten mit den Be richten über den Mord an Frau Modugno füllte, die deutsch« Regierung nicht veranlaßt hat, Modugno von der Ordensliste wieder zu streichen, und das italienische Kriegsministerium hat bereits erklärt, daß es keine Ver antwortung trage, denn es habe dem Ministerium des Auswärtigen rechtzeitig Mitteilung gemacht. Da dieses letztere schweigt, so ist «s Vielleicht ider Teil, dem die Schuld an der Nachlässigkeit zufällt. Befremdlich er scheint es allerdings auch, daß di« deutsche Botschaft in Rom, auf der die italienischen Zeitungen -och verfolgt werden, auf den Tatbestand nicht aufmerksam wurde. Da Modugno vorläufig nicht rechtskräftig verur teilt, sondern nur Untersuchungsgefangener ist, so ist es fraglich, ob die deutsche Regierung die Ver leihung sofort zurücknimmt; später wird dos natürlich geschehen. (-) Berlin, 18. September. (Telegramm.) Die „Rorbd. Allg. Ztg." schreibt: Der Kaiser ist heute vormittag in Wien eingetroffen. Dem herrlichen Empfange, den Kaiser Franz Josef unserem Monarchen bereitete, entsprachen die warmen Sympathiekundgebungen, mit denen nach den vorliegenden Telegrammen die Bevölkerung der alten Kaiserstadt dem Koben Gaste den WillkommenSgriiß darbot. Auch in Deutschland weiß man jede neue Bekräf tigung der unverbrüchlichen Freundschaft und Bun des treue, die die Oberhäupter der durch Geschichte, Ueberliefernna und gemeinsame Interessen engverknüsfften mitteleuropäischen Kaisermächte umschließen, als Bürg schaft des Friedens und der Wohlfahrt hoch ein zuschätzen und begleitet den Verlauf der Wiener Kaisertage mit zuversichtlichem Vertrauen, daß über ihnen, wie über dem gesamten Wirken der beiden verbündeten Herrscher, der Geist rückhaltloser Friedensliebe ausgebreitet ist. Vmi der gleichen Tendenz werden — daS dürfen die Volker Deutschlands und Oesterreich-UngarnS, sowie ganz Europas gewiß sein — die Unterredungen der beiden Monarchen und der leitenden Staatsmänner beherrscht . bleiben, die von der hoben Mission de« Bündmffe« beseelt sind, daS binnen wenig mehr denn Jahresfrist auf ein Vierteljahrbundert ungesckwächten Bestände« zurüHublicke« vermag. Die gegenwärtige Begegnung unsere« Kaiser« mit dem verehrunaSwürdigen Monarchen auf dem Throne der Habsburger wird dazu beitragen, die Ueberzeuguna zu festigen, daß der Bund der Herrscher und Böller Deutschlands und Oesterreich-UngarnS m unerschütterter Lebenskraft fortdauert zum Heile der Nationen, dir er umfaßt, und zum Segen aller Friedensbestrebungen. (7) Berlin, 18. September. (Telegramm.) Die Kaiserin empfing heute mittag im Neuen Palais den an Stelle de« verstorbenen Wirklichen Geheimen Rat« von Levetzow zum Vorsitzenden de» Engeren Au-schuffe« des Evangelisch- K.irchlichen Hülfsver-in« -rwähltea Propst v. Freiherr» v. d. Goltz m Audienz.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht