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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903092101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903092101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-21
- Monat1903-09
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Reklamen unter dem Nedaktimr-strich (äßespalteu) 7» vor den Familiennach richten («gespalten) SO DabUlarischer nnd »iffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrtruauuahme SS (excl. Porto). Ertrn veUaßrn (gesalzt^ n», mit der Moraen-Auäaabe, ohne Postbesärderuu- 30.—, mit PostbefSrderuug ^3 70.—. Annahmrschluß für Jinzrize«: Abeud-An-gab«: vormittag« 10 Uhr. Morg»»«K»Sgab«k Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 3 bi« abend« 7 Uhr. Druck «uv Varlag von E. Potz in Leipzig. Nr. M. i Montag den 21. September 1903. 97. Jahrgang. Sozialdemokratischer Parteitag. (Eigenbericht.) 2. DroSderr, 20. September. Den bedauernswerten Delegierten ist nach sechs harten Arbeitstagen nicht ein^ mal die ersehnte Sonntagsruhe gegönnt. Die Lust am Debattieren ist auf den Nullpunkt hcrabgesunken und die Rethen hatten sich schon bedeutend gelichtet, als heute vormittag 11 Uhr die Debatte über die Maifeier fort gesetzt wurde. Nicht das Bedürfnis, sich jnoch weiter auszusprechen, hat den Parteitag zusammengehalten, son dern die Rücksicht auf das Urteil der Massen im Lande, di«, waö sogar Ginger gestern zugab, sich wundern muffen, -aß man für die wichtigsten Oragnisattonsfragen usiv. keine Zeit gefunden hat, während die rein persönlichen Debatten eine so breite Ausdehnung genommen haben. Es war also gewissermaßen Ehrensache, die Verhand lungen forizusetzcn. Di« BerhandlungSgcgenstände profitieren davon freilich nicht; denn es entwickelte sich ein nervöses Hasten und Jagen. Jeder Debatte wurde, nachdem sie kaum begonnen, der Lebensfaden auf ge- schLftSorbnungSmäßigem Wege abgeschnitten. Zur Mai feier-Frage äußerte sich Eitzerodt-Krefeld in dem Sinne, baß man, wie baS bisher geschehen, Konflikte mit dem Unternehmertum mvalichst vermeiden solle. Man könne Lei genügender Einigkeit die Freigabe des 1. Mai auch auf gütlichem Wege erreichen. Krüger- Dresden meinte, man solle die Lösung dieser Frage lieber den Ge werkschaften Überlassen, die ja doch im Einzelfalle zu ent scheiden haben. B u s o l d - Friedberg empfahl, durch Flugblätter für die Maifeier Propaganda auf dem platten Lande zu machen. L v b e - BreSlau: Die jetzige Art der Maifeier sei nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Breslauer Genoffen seien gegen die Arbcitsruhe am 1. Mai, da diese doch nicht üurchzuführen sei; auch sei sie nicht mehr in dem Maße Demonstration, wie früher. Deshalb möge man sie auf die Abende, auf die arbeits freie Zeit, verlegen. Schließlich wurde die vom Partei vorstande empfohlene Münchener Resolution an- genommen. Diese lautet: In Uebercinstimmnng mit den Beschlüssen der internationalen Arbeiterkongrcsse zu Parts 1880, Brüssel 1891, Zürich 1898, London 1896 und Paris 1900 setcrt die deutsche Sozialdemokratie den 1. Mai als das Weihesest der Arbeit, gewidmet den Klaffen forderungen des Proletariats und dem Weltfrieden. AlS die würdigste Feier des 1. Mai betrachtet die Partei die allgemein« ArbeitSrubc. Der Parteitag macht es daher den Arbeitern und Arbeiterorganisa tionen zur Pflicht, neben den anderen Kundgebungen für die allgemeine Arbeitsruhe am 1. Mai einzutretcn und überall da, wo die Möglichkeit für Ar- beitsruhe vorhanden ist, die Arbeit am I. Mai ruhen zu lassen. Die Anträge, diezurOrgantsation eingegangcn sind, wurden zum großen Teile durch die Annahme fol genden Antrages erledigt: „Der Parteitag beschließt, aus dem diesjährigen Parteitage von einer Revision des Organisation-st atuts abzusehen und die Kon trolleure in Verbindung mit dem Parteivorstande zu beauftragen, dem nächsten Parteitage einen Entwurf für di« Abänderung des OrganisattonSstatuts vorzulegen. Die Anträge 18 bis 39 und 41 der Vorlage werden dem B orstandea lS M aterta l für die Beratungen über wiesen." Der Antrag: „Parteigenoffen in Köln a. Rh., Kall und München-Gladbach halten es für notwendig, daß für die Bezirke, wo die Agitation mit besonderen Schwie rigkeiten verbunden ist — namentlich gilt das für die ZentrumSgeaenden —, besoldete Partei sekretär« angestellt werden; da, wo die Parteigenoffen La- nickt aus eigenen Kräften können, hat der Partei vorstand die nötige Unterstützung zu leisten" wurde mit großer Majorität abgelehnt. Insbesondere sprach sich Auer gegen da- Institut -er ständigen Agita toren au-, von dem man in der Partei vollständig zu rückgekommen sei. Das Ersatzmittel dafür habe man in der lokalen Presse gefunden, deren Redakteure sowohl mit der Keder, al- auch als Redner sich in den Dienst der Agitation stellten. Die sonstigen Anträge, so weit sie über haupt genügende Unterstützung fanden, wurden zumeist abgelehnt, darunter auch der der Parteigenossen in Bremen: ,Hn Anbetracht der besonders in den letzten Jahren vorgekommenen unerhörten GesinnungSrtechc- reien in den Mtlitärvereinen und in Anbetracht der damit verbundenen Eingriffe in die politischen Rechte der Mitglieder derselben wird der Partetvorstand be auftragt, ein Flugblatt herauSzuaeben. in welchem die Re servisten nach Absolvierung ihrer Dienstzeit unter Bezug nahme besonder- krasser Fälle hingewiesen werden auf di« eventuellen materiellen, sowie politisch freiheitlichen Schädigungen, welche mit dem Beitritt« zu genannten Ver einen verbunden sind. Die- Flugblatt ist zur geeigneten Zeit den Parteivereinen oder örtlichen Vertrauens personen zur Verbreitung zu empfehlen und zum möglichst billigen Preise abzugeben", sowie der Antrag der Partei genossen in Elbing: Die Partei möge unter den Pro letariern, die alljährlich zur Armee etnbezogen werben, vor dem Eintritt in dieselbe in g«eign«ter Weise Propaganda für den Soziali-mu- machen. Insbesondere sind die künftigen Soldaten über ihre Pflicht gegenüber dem sogenannten „inneren Feinde" aufzu klären." Katzen st ein batte zu dieser Frage den Grundsatz proklamiert, man müsse die angehenden Sol- baten direkt zum tätlichen Widerstande gegen sie miß handelnd« Vorgesetzte auffordern, selbst «ul'die Gefahr hin, diese Leute unglücklich zu machen. Angenommen wurde ein Antrag des 1. nassauischen Wahlkreises: „Der Parteitag ersucht den Vartetvorstand, alljährlich nach Schluß der Reich-tag-sessson ein Flugblatt heraus- zugeben, worin in gedrängter Form dieTätigkeitbeS Reichstage-, sowie die Stellungnahme der sozial- bemvkratischen Fraktion zu Len wichtigsten Gesetz. Pitwürsen wtedergeaeben wird. Da- Flugblatt ist an die Kreis« -um Selbstkostenpreise oder auf Antrag gratis ab. Tagesordnung des Partei- Singer erhob sich, um zu sprechen. Er dankte zugeben." Eine lebhafter« Debatte erhob sich noch über einen Antrag des Berliner Arztes Dr. Kriedeberg, durch welchen empfohlen wurde, die Frage des General- streikS auf die Tagesordnung Les nächsten Parteitages zu setzen. Der Antragsteller vermochte mit seiner Lehre von der Maffenpsychologi« die ermüdeten Zuhörer nicht zu fesseln, dagegen fand Legten lebhaften Beifall, der erklärt«, di« Frage des Generalstreiks ext- stierefürdic Soztaldemokratiein Deutsch, land nicht, so lange sie nicht eine g«nügende Organi sation habe. Wenn man eine Idee verfechte, an deren Durchführung man nicht glaube, fo könne das der Orga- nifatton sehr gefährlich werden. Der Antrag Frtedeberg sei genau so unsinnig, al- wenn man dem nächsten Partei, tage zumuten wollte, über die Eiukelbeiten der Jsievo- iution" zu beraten. Der Antrag wurde danu mit großer Mehrheit abgelebnt. Damit roar die tage- erledigt und das Schlußwort zunächst der Lokaikommissiön für ihre aufopfernde Arbeit und fuhr dann fort: Zum 14. Male habe ich jetzt die Ehre gehabt, die Versammlungen des Parteitage- zu leiten. Wenn ich die Eindrücke zusammenfasse, kann ich getreu meinem Grundsätze, nichts zu leugnen und nichts zu ver tuschen, feststellen, daß die Verhandlungen mit Offenheit, ja teilweise mitt Rücksichtslosigkeit geführt worben sind. Aber gerade diese Art zu diskutieren ist unsere Stärke. In keiner Partei ist es möglich, die Leidenschaften so auf- einander losplayen zu lassen; wir können dos', weil sie hervorgegangen sind aus der Begeisterung für unsere große Sache. Die Wünsche der Gegner, daß auf einem unserer Parteitage einmal eine Spaltung Herbetgeführt niemals erfüllt werben. unserer AuS- werden möchte, wird Und was ist das Resultat sprachen? Die Partei will, daß an Programm, Taktik, Stroben und Agitieren nichts geändert werde. Wir stehen nach wie vor aus dem Boden des revolutio nären Klassenkampfes für die Befreiung der prole- tarischen Massen aus dem Elend der kapitalistischen Ge sellschaft. Die hier gefaßten Beschlüsse geben die Richt- schnür für den weiteren Vormarsch. Wir dürfen mit den Erfolgen unserer Tagung vollauf zufrieden sein. Wir wollen keine Staatsmännelei (lebhafter Beifall), sondern gehen geradeaus unsercn Weg zum großen Ziel. Wir stehen in unserer Zeit vor großen Aufgaben, die prak tischen Arbeiten werden durch unsere hier gefaßten Be schlüsse gestärkt werden. Das eine ist sicher: die Sozial- demokratie wird stolz und ruhig wie bisher den von ihr als richtig erkannten Weg gehen und den Ansturm der Reaktion abwehren durch ein Massenaufgebot des Volkes. Ich bin überzeugt, daß die preußischen und die sächsischen Genossen entsprechend den Grundsätzen der Partei ihre Schuldigkeit in vollstem Maße tun werden, wenn diese Wahlen für uns auch nur propagandistischen Wert haben. Und nun: Banner hoch, nach wie vor! Vorwärts zum Kampf, vorwärts zum Sieg! Wir gehen mutig und ent schlossen an die Arbeit und stimmen unseren Schlachtruf an: Di« deutsche Sozialdemokratie hoch, hoch, hoch! Nachdem die Versammlung stehend die Arbeiter- Marseillaise gesungen hatte, erklärte Singer den Partei- tag für geschloffen. Konseren; -er preußischen Delegierten. L. Dresden, LO. September. Im Anschluß an den Partei tag wurde heute nachmittag 4 Uhr eine Konferenz der preußischen Delegierten behufs Beratungen über die Landtagswahlen im Volkshause abgehalten, an der 120 Delegierte teilnahmen. Den Vorsitz führte Bebel. Dieser trat zunächst dem Gerücht entgegen, als ob die Sozial demokraten rhren Beschluß, sich an den preußischen Landtaas- tvahkn ernstlich zn beteiligen, wieder preisaebcn würden. Von den Liberalen habe sich nur Barth entschieden für Las Zu sammengehen mit der Sozialdemokratie ausgesprochen. Man könne sich, wenn mit den Freisinnigen Abmachungen getroffen werden sollten, auch nach derAenderungdes Wahl reglements gegen eine etwaige Treulosigkeit der Bundes genossen sicherstellen. Denn wenn die Wahlmänner auch die Namen der zwei oder drei Kandidaten gleichzeitig abzugeben hättm, so könne ein Verrat doch gleich bei den ersten Strmm- abgäbon ftstgestellt und dementsprechend Parole ausgegeben Wersen. Die Sozialdemokratie werde, wenn sie sich inS Zeug lege in einer überraschend großen Zahl von Wahlkreisen die Entscheidung geben. Er sei der Ansicht, daß mit den Liberalen einmal Fraktur geredet werden müsse. A u ch wenn durch daö selbständige Vorgehen der Sozialdemo kratie der letzte Liberale aus dem preußischen Landtage h e ra u s g e d r ä n a t werden sollt«, werde man e» ruhig darauf ankommen lassen (lebhafter Beifall), denn die Liberalen hätten weder die Macht noch bett Willen, im Landtage reaktionäre Maßregeln von der Sozialdemokratie abzuwehren. Sollte aber wirklich im Land tage derarttge» geplant werden, so habe die Sozialdemokratie immer die Möglichkeit, auf derartige Pläne ttn Reichstage auf dem Wege einer Interpellation mit allen Kräften loszu schlagen. Adler-Kiel: Dem Liberalismus, der auf kein Bündnis eingehe, solle endlich einmal eine Lehre gegeben wer den dadurch, daß man ihm seine Landtagsabgeordneten ab- drichge. Richter werde übrigen» wohl einlenken, wenn er ein sähe, daß im sozialdemokratischen Lager die besten Krücken für seine Abgeordneten zu holen seien. Wahlmänner müßten auch da ausgestellt werden, wo keine Aussicht auf Erfolg vor handen sei. Um ein« Vündni»möaltchkeit zu erlangen, müsse man ..AlmachuNgSbezirke", .Aultausmgeviete* schaffen, auf Grund deren daun das Tauschgeschäft mit den Liberalen möglich werde. Wo mehrere Abgeordnete zu wählen seien, da lagen die Verhältnisse natürlich am leichtesten. (Der Redner wurde vom Vorsitzenden unterbrochen und aufgefordert, Fch nicht auf OrAanisationSfragen einzulassen, sondern bei der allgemeinen Talkt! zu bleiben.) Singer stellt fest, daß die «ii»siihrungen Betels keinerlei Widerspruch erfahren hätten, daß also die soziiildemSkratische Partei gemäß den Berliner Malbeschlüssen selbständig mit der Aufstellung von Wahlmännern vorzugehen hab.-. Di« Einzelheiten könnten erst erörtert werden, wenn m«i wisse, wieviel Wablmänner die Partei aufbieten könne. Erst dann werde man beurteilen können, inwieweit et möoli sein werde, in sozialistischem Sinn« „erziehlich auf den Freisinn ein-urvirken", Di« Entscheidung über di« taktischen Fragen müsse bet der Zentralinstanz bleiben, sie dürfe nicht den lokalen Organisationen in die Hand gegeben werden. Außer dem sei nunmehr besonders die Frage zu erörtern, woher die „Munition" zu dem Wahlkampfe zu nehmen sei. Bebel stellt dann als Resultat der Verhand lungen fest, daß die Partei einmütig an den in Mainz und Berlin gefaßten Beschlüssen bleibe, bei den L an d tag s w ah le n selbst ständig vorzugehen, selbst auf die Gefahr hin, daß da durch der Durchfall von sämtlichen liberalen Kandidaten zum preußischen Landtage heroeigeführt werde. Arons erklärt es für sehr notwendig, daß die aenncgten Parlamentarier Bebel und Singer für den Landtag kandidieren. Es sei am zweck mäßigsten, diese beiden in möglichst vielen Wahlkreisen auf- zustellen. Man könne nach der Urwahl immer noch die ersten Dispositionen ändern. Bebel gibt für sich und Singer eine Erklärung ab, wonach eS ihnen beiden ganz unmöglich ist, noch mehr Arbeit zu Übernehmen. Adler-Kiel trat für eine eventuelle Schiebung der Kandidaten nach der Urwahl ein. Verschiedene Redner ergingen sich dann noch in unwesentlichen Einzelheiten der Frage. Zur Frage, wie die erforderlichen Gelder für die LanotagSwahl anfzubringen seien, erklärte Singer, baß die Zentralkasse für diese Kosten nicht in An spruch genommen werden könne. Die Konferenz möge sich daher einverstanden erklären mit der Bildung eines be sonderen preußischen Wahlfonds. Dieser Vor schlag wurde einstimmig angenommen. Damit wurde die Kon ferenz geschlossen. 2. Dresden, 20. September. Heute mittag fand im ,L?olkshanfe" eine sozialdemokratische Volksversammlung statt, in der der österreichische Sozialistenführer Viktor Adler sprechen sollte. ES wurde jedoch Adler auf Grund des sächsischen Vereinsgesetzes polizeilicherseits ver boten, als Redner aufzutreten. wiederholte Nachrichten. Aus dem gestrigen SonntagSblatte wiederholt, weil zu spät eingetroffen, um auch in dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teil« der Auflage Aufnahme finde» zu können. * Wie«, 19. September. (Telegramm.) Kaiser Wilhelm nahm um 5 Uhr den Tee bet der Königin- Mutter von Spanien ein und empfing abenbS den Mi nister Grafen Goluchowski in besonderer Au dienz. Abends 8 Uhr nahmen beide Majestäten an der TafelbcidemdeutschenBotschafter teil. Graf und Gräfin Wedel empfurgen die Monarchen und die übrigen Gäste in den unteren Räumen der Botschaft. Die Tafel war mit Aufsätzen im Empirestil verziert und ganz mit roten Rosen dekoriert. Die Gäste trugen keine Uniform. Nach der Tafel folgten Borträge des Hofschauspiclers Korff und des Quintetts von Thomas Koschat. Bei der Tafel faßen beide Dtajestäten neben einander. Rechts vom Kaiser Franz Josef faßen Gräfin Webel, der erste Obersthofmeister Kürst Liechtenstein, der ungarische Ministerpräsident Graf Khuen-Hedcrvary, links vom deutschen Kaiser die Fürstin Metternich, Graf Golu chowski, Feldzeugmcister Freiherr von Beck. Gegen- Aber den Majestäten faß der deutsche Botschafter Graf Wedel; nach rechts folgten Gräfin Jlsa von Wedel, Fürst Montecuccoli, nach links Reichskanzler Graf Bülow, Ministerpräsident v. Koerber, der österreichisch ungarische Botschafter in Berlin v. Szoegyeny-Marich, ferner das Gefolge, der Ehrendienst, die österreichischen Würdenträger, der bayerische und der sächsische Gesandte, die deutschen Generalkonsuln in Wien und Pest und die Herren der Botschaft. * Pest, 19. September. (Telegramm.) An maß- gebender Stelle berührte es schmerzlich, daß ein Teil des Armeebefehls vom 16. September von der öffent lichen Meinung Ungarns eine solche Auslegung findet, die den Intentionen an allerhöchster Stelle nicht im entferntesten entspricht. Der allerhöchste Kriegsherr be ruhigte in dem Armeebefehl das Heer darüber, daß er eine Zerreißung im Sinne des GesetzeSarttkels 12 des JahreS 1867 der gemeinsamen Armee nicht gestatte und ebensowohl im Interesse der Monarchie als auch im eigensten Lobens- intercfle Ungarns nicht gestatten werbe. Dieser Armee befehl, der nicht ein staatsrechtlicher Akt ist, präjudiziert jedoch nicht jene im Interesse der Parität wünschenswerten Abänderungen, die die liberale Partei als notwendig er- achtet und die der Ministerpräsident Graf Khuen-Heber- vary in sein Programm ausgenommen. Die Lösung der Frage bildet in maßgebenden Kreisen den Gegenstand zu Erwägungen. * Zermatt, 19. September. (Telegramm.) Der Luftschiffer Gpelterini unternahm heute nach, mittag den Aufstieg für die beabsichtigte Fahrt über die Alpen. Das Luftschiff nahm zuerst die Richtung nord- westlich auf die Mischabel Hörner und fuhr über Daa»fee hinweg, worauf e» sich nach Südosten wandte. * Ne» Aotzk, 19. September. (Telegramm.) Nach einem Telegramm aus Santiago (Cuba) fand heute vormittag daselbst ein Erdbeben statt, da- heftigste seit 1885. Die Erschütterung war eine wellenförmige und dauerte 15 Sekunden. Die Einwohner stürzten auf die Straßen und schrien oder beteten. Die Ziegel wurden von den Dächern und der Putz von den Häusern herabge- schleudert. Mehrere Mauern sind eingestürzt. Letzt« Nachricht««. * Dresden, 20. September. Die Königin-Witwe ist heute früh hier wieder eingetroffea und hat in Billa Strehlen Wohnung genommen. * verli», 20. September. Der Kaiser wir- morgen abend nach der DenkmalSenthüllung in Danzig und dem sich hieran anschließenden Besuch bet der Lcibhusarcn- Brigade in Langfuhr von Danzig au- direkt nach Ro- «inte» wetterfahren- Di« -«plant gewesene Elchtagd in Paith ist in letzter Stunde definitiv aufgegeben worden; auS diesem Grunde wird auch die Reife deS Kaiser- über Eranz und da- Kurtsche Haff unterbleiben. * Berlin, 20. September. Der Kronprinz nah« heute vormittag in Vertretung de- Kaiser- an dem Fest- gotte-dienst anläßlich de- 200jährtgr« Bestehen» der Parochialkirche zu Berlin teil. Mittag wohnte der Kronprinz einer Sitzung Le- Reichs- comitSS zu gunsten der durch Hochwasser Ge schädigten, »ie tm Stadtverorbnetensaale de- Rat- Haufe- abgehalten wurde, bei. Oberbürgermeister Kirschner sprach dem Kronprinzen seinen Dank au» für die Uebernahme de- Protektorate- und gedachte dank bar der Teilnahme Le- Kasse- und der Hülfe und Trost bringenden Reise der Kaiserin in die UeberschwemmungS- gebiete. Der Schriftführer, Regierungdrat Leidig, erstattete Bericht über die bisherige Tätigkeit de» Somit-» und hob hervor, daß die Schäden sich al- größer -erau»- gestellt hätten, al- man angenommen hatte, namentlich fei Schlesien hart betroffen worden; er betont«, Laß 200 deutsche Städte, mehrere vunbe-fürsten, Präsident Loubet und La» „Rote Kreuz" Gaben spendeten. Regierung»rat Leidig schlug vor, von den heute zur Verfügung stehende« 225 000 150 000 an Schlesien, 20 ovo an Posen, 15 000 .L an Brandenburg, je 5000 an Westpreuße» und Pommern und den Rest an de« vaterländischen Frauenverein zu überweisen. Der Vorschlag wurde ein stimmig angenommen. Oberprästdialvat Michaeli» bat im Auftrage des Oberprästdenten von Schlesien um reichliche Unterstützung dieser Provinz. Minister von Hammer st ein berichtete, der Gesamtschaden betrage 29^2 Millionen Mark, davon entfallen auf Schlesien 20 Millionen, auf Posen 8 Million««, auf vran-enbur- 4^ Millionen, auf Westpreußen 500 000 und auf Pommern 600 000 Der Kronprinz sprach Lem Comit- seinen herzlichen Dank aus für die große Mühewaltung und sagte, das Counts werde seine größte Genugtuung darin finden, daß es an dem großen Werke -er Menschen liebe mitgearbeitet habe. /X Berlin, 20. September. Der noch ausstehende Rest -er Ausführungsbest immungenzumRetchS» seuchengesetz (Pocken, Fleckfieber usw.) ist, wie wir hören, Lem Bundesrat« nunmehr zugegangen. * Berli», 20. September. Die „Natlid. Korresp." schreibt: Zum großen Triumphe Ler Agrarier scheint die große wasserwirtschaftliche Vorlage immer und mehr in den HtntergrunL gedrängt werden zu solle». Wenn es auch al» ganz selbstverständlich von Seiten der Nationalliberale» anerkannt worden ist, Laß gegen die leider alljährlich rvtederkehrenden Hochwasser gefahren Schlesien- gründliche Abhülfe geschaffen «erde» muß, fo Lars deshalb eine Frage, die von Sette« Ler Regierung selbst wiederholt in feierlichster Weise al» eine solche von Ler größten wirtschaftlichen VeLeutun» anerkannt ist, nicht wieder unL immer wieder sich in un absehbare Ferne schieben lassen. Der Delegierten tag der nationalliberalen Partei in Hannover wird darüber alle Zweifel zerstreuen, Laß -er Au-bau Ler Wasserstraßen einen der wichtigsten Punkte LeS national liberalen wirtschaftlichen Programm» auSmacht. * Berlin, 20. September. Dem „Verl. Tagvbl." wird au- Reval gemeldet: Die Schleifenfahreri» Diavolo, die im dortigen Aquariumgarten auftrat, ist verunglückt. Sie stieß, währen- sie kopfabwärts durch die Schleife sauste, so heftig geegir La- Brettergerüst, daß ihr die ganze Kopfhaut abgerissen wurde. Nach 24 Stunden starb sie. * Berlin, 20. September. Der Barbier Hugo Walter ist am 19. d. M. unter dem -ringenden Ver dachte, feine Ehefrau Meta geb. Mehlhorn er mordet zu haben, aus Ersuchen der Berliner Kri minalpolizei in Endringen-Holland festge- n 0 mmen worden. Die Leiche der Meta Walter wurde am 8. L. M. in Dallgow bei Döberitz an einem Baume er- hängt aufgefunden. * Hamburg, 20. September. Die in Untersuchungshaft befindliche Krau Wies« ist nunmehr überführt wor den, das Kind ihrer eigenen Tochter und drei andere ihn anvertraute Kinder getötet zu haben. Die Leichen Ler letzteren verbrannte sie im Ofen. (Verl. Lok -An-J * Leer (Ostfrie-l-nd),, 20. September. Ihn Beisein de» Ministers vudde, sowie -er Vertreter von Be hörden und Körperschaften hat gestern mittag die feier liche Einweihung Le» neuerbauten Hafen» und -er Seeschleuse stattgefunden. (Verl. Tagebl.j * Pose», 20. September. Ein -roße, Holzschober de» hiesigen Proviantamt» steht in Flam- men; man hofft jedoch, da» Feuer auf seinen Herd be schränken und da» Proviantamt erhalten zu können. * «u» Müuche» wäre» im Sommer der „Tägl. Rund- schau" bedeutsame Veränderungen tm baye rischen Gesamtmiaisterium für den Herbft an gekündigt worden. Dies, Voraugsage beginnt sich jetzt, »ach einer Jnsornmii»» »e» -««»t-» Blatte», M tw
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