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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030923010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903092301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903092301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-23
- Monat1903-09
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Dabellarischrr und Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuaunahme 95 H («xcl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nar mit der Morgen-Au-gab», ohne Postbeförderung ^l SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab«»d-Au-gab«: Bormittag» IO Uhr. Mvrg«n-A»-gab«: NachmUtag» 4 Uhr. Anzeigen find stet- aa die Expedition zu richten. Dir Srpedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet i»vu früh S bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Nr. 484. Mittwoch den 23. September 1903. 87. Jahrgang. Linkslibernlismus und nationale Aufgaben. SS Als nach dem letzten Parteitage der National- slozialeit die Fusion der Mehrheit dieser Partei mtt der Freisinnig en Vereint« gung gewissermaßen offiziell wurde, glaubte die demokratische „Frankfurter Zeitung" der Ber einigung dir Mahnung zurufen zu sollen: „Sah dich vom Rechten nicht umgarnen". Das demokratische Blatt be. sorgte, daß der nationalsozial« Einschlag die Bereinigung noch mehr zur lkSrltpolttik und zur Bewilligung von For derungen für Heer und Marine hindrängen könnte, und gab deshalb der Freisinnigen Bereinigung zu bedenken, daß Militarismus und Sozialpolitik sich schon um des« willen nicht miteinander vertrügen, weil sie beide Geld kosteten. Auch sei die Meinung, durch eine positive Po« litik im Tenne der nationalen Forderungen Einfluß zu gewinnen, verkehrt, denn für die Bedeutung einer Partei komme nicht ihr Verhältnis zur Regierung, sondern zur Wählerschaft in Frage. Der letzte Latz kann unterschrieben werden, denn zweifellos macht eine Partei, insonderheit bet dem deutschen Reichstagswahlsystem, nicht dadurch Fortschritte, daß sie sich an die Rockschöße der Negierung anklammert, sondern baß sie im besten Sinn« populär ist. Ist denn aber die Zu« stimmung zu nationalen Forderungen ein Hinderungs grund für diese Popularität? Die Rationalliberalen Hadem von allen Parteien -wohl am eifrigsten den Ideen der Weltpolitik und den Forderungen für dir Verstärkung der Armee und der Marine zngestimmt und trotzdem bet den letzten Wahlen 300 000 Stimmen gewonnen. DaS Zentrum hat in der Legislaturperiode von 1898 bis 1001 sich diesen Forderungen unvergleichlich geneigter gezeigt alS je zuvor, und eS hatte einen Stimmenzuwachs bei den Wahlen zu verzeichnen, wie nie zuvor. Wo s-nd umge kehrt die Erfolge derjenigen bürgerlichen Parteien, die auch von 189« biS 1908 sich den Heeres- und Marine forderungen versagten? Die der „Frankfurter Zeitung" am nächsten stehende süddeutsche BolkSpartei, die für diese Forderungen meist nur faule Witze hatte, steht mit ihren 6 durchweg nur mit Ach und Krach behaupteten Mandaten wahrlich nicht alS Beweis dafür da, daß durch Ablehnung nationaler Forderungen „der Sieg sich von unten herauf durch die Wählerschaft vollzieht". Gerade ber Liberalismus bedarf der großen und idealen Ziele, um Eroberungen zu nsachen. Hätte er sich in den nationalen Fragen nicht seit Jahrzehnten ge spalten, so würden heute beide Flügel deS Liberalismus bester dastehen, denn auch die nationalliberalr Partei hat von der ablehnenden Haltung des LtNkSltberaliSmus manchen Nachteil gehabt. Gerade aber wenn der LinkSliberaliSmus sich auf den positiven Boden ber nationalen Politik stellt, kann er um so wirksamer eine Volkspartei im besten Sinne des Wortes werben, BolkSpartei in dem Ginne, baß seine Ver treter im Parlamente rückhaltlos gegen Mißstände in der Verwaltung, gegen bureautrattsche UeberhelSmg »end Un- geschicklichkeit, gegen etwaige Versuche, die Gesetzgebung im Ginne der Reakttan zu umgehen, Front machen. Der LitckSltSeralirmuS wird erst bann in Deutschland eine Macht werden, wenn er sich endlich darüber klar wird, daß nicht in der Gesetzgebung die Gefahr der Reaktion liegt, sondern in ber Verwaltung, d. h. in der Handhckkung der Gesetz».- Wir bestreiten, daß durch di« Bewilligung vom Eisenbahnen für die Kolonien, durch die Zustimmung zur Vermehrung der Armee und ber Marine di« bürger lichen Freiheiten irgendwie berührt würden. Wenn aber in ber Kolonialverwaltung der üöerschneidige Assessor un. gebührlich bevorzugt wirb, wenn in der Armee Vorge setzte es an der nötigen Aufsicht, durch die Mißhandlungen verhindert werdcn konnten, fehlen lasten, oder wenn ei« Hüßner so milde bestraft wird, daß sogar sein Wiederein- tritt in das SeevffizierkorpS nicht ausgeschlossen ist: darin liest reaktionärer Geist und bagegan soll hz-r Linkslibera- liSmus seine Stimme erheben. Dann aber wir- diese Stimme auch ganz andere Beachtung finden, alS bisher, denn es ist eine alle Tatsache, -atz der, ber gibt, auch das Recht zum reden hat und Respekt für sein« Worte ver langen darf. Positive nationale Mitarbeit auf der einen Seit«, un- umwundene — natürlich nicht hetzerisch«, aber rückhaltlose —Kritik auf der andern Getter damit würde -er Links« liberaliSmus den vollgültigen Beweis seiner Existenzbe rechtigung dringen und damit wurde er auch erneute An- -iehungSkrast auf die Wählerschaft auSüben. Wenn er aber di« nationalen Forderungen negiert, so ist es ganz begreiflich, daß die oppositionellen Wähler Ihre Stimmen solchen Kandidaten geben, die in der Ablehnung und in der Kritik an der Spitze marschieren, den sozial-emo- kratische«. Di« »Frankfurter Zeitung" sollte also nicht die Frei« sinnige Bereinigung we-en ihrer freundlichen Stellung di» MiMs,t»«uS". und zur »sttpvtttit belä«vf<n, f,n« bern sich sekbst zu diesen Forderungen freundlich stellen. Wir wiederholen: auch wir wünschen keinen „pflaumen weichen", regierungsfrommen LinkSlibcraliStnnS, und wenn die „Frankfurter Zeitung" sich darauf beschränkt hätte, die Freisinnige Bereinigung zu ermahnen, nicht so- wohl auf die Händedrücke von Staatssekretären, als auf die Stimme der Wählerschaft zu achten, so würden wir ihr gewiß zustimmen. Vie Landlagswahlen in Laden. In kurzer Frist linden n. Bade» die Landtagswuhlca statt, bei denen die Hälfte der Kammersitze neu zu besetzen ist. Cs scheide» auS: 13 Nationalliberale, 10 Zentrums leute, 4 Lvzialdemoliatcu. 8 Demokraten und je 1 Kon servativer und Bündler. Seit einer Reihe von Jahren haben die Nattonalliberalen die knappe, aber lange Zeit in ihrem Besitze befindlich gewesene Mehrheit verloren und seit etlichen Jahren können sie auch mit den Konser vativen zusammen keine Mehrheit bilden, da Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten, die bet den Wahlen immer zusammengingen, über die Hälfte der Mandate innchaben. Einen Vorteil haben die Demokraten in Baden von ihrer Zugehörigkeit zur Partei nie gehabt. IM Gegenteil: da dank demokratischer Hülfe das Zentrum nahezu gleich stark wie die uattonalliberale Partei in der Zweiten Kammer geworden war, sah sich die Regierung genötigt, der klerikalen Partei mehr als vorher entgegen zukommen, und die Kvnvemenz einer Regierung gegen über dem KlerikaliSmns bat noch nie un- nirgends dem Liberalismus zum Segen gereicht. Man hätte nun meinen sollen, daß angesichts dieser Er fahrungen dir Demokratie gerveigt wäre, bei den Wahlen mtt den Nationalliberalen gegen das Zentrum zusammen- zugehen. Da sie selbst nicht die allergeringste Aussicht hat, auch nur eine starke Minderheit in der badischen Kammer zu bilden, und da der liberale Gedanke in Baden nur durch eine starke gemäßigt-liberale Partei zur Geltung kommen kann, so hätte die Demokratie cs als ihre Aufgabe er kennen sollen, durch ein Wahlbündnis mit den National liberalen dem Zentrum und der Sozialdemokratie wenigstens drei bis vier Titze abzunehmcn. Schon da durch wäre der parlamentarische Einfluß des Klerikalis- mus wesentlich geschwächt und der des Liberalismus er heblich gestärkt worben. Aber dir Demokraten vermochten sich zu einem solchen Zusammengehen mit den Nationalliberalen nicht zu ent schließen. Sie wollen offenbar erst abwarten, bis das Zentrum sich in Baden ebenso, wie es in Bayern der Fall ist, vollstänbtg zum Herrn der parlamentarischen Situation gemacht hat. Dann wird das Zentrum die Demokraten in der Kammer nicht mehr brauchen und bann wird die ba dische Demokratie ebenso über ihre Ohnmacht jammern, wie die bayerische Sozialdemokratie, die bei den letzten Wahlen dem Zentrum den Steigbügel gehalten und in zwischen schon manchen Sporenstoß von dem übermütigen klerikalen Ritter erhalten bat. Es ist recht beschämend für die badische Demokratie, daß der dortige Konservatismus eine bessere Einsicht von der Gefährlichkeit -e- Zentrum- besitzt. In dem führenden preußischen konservativen Organe waltet dasselbe Wohlwollen für das badisch« Zentrum vor, wie für das preußische und daS bayerische; aber in der „Badischen Post", dem konservativen Hauptorgane Badens, ist vor kurzem als Anschauung der weitesten kon servativen Kreise in Baden sestgcstellt worden, daß es besser sei, im Kampfe gegen zwei Fronden, nämlich gegen Zen trum nnd Sozialdemokratie, zu unterliegen, als mit dem Zentrum zu paktieren. Diese Parole ist schon deshalb gerade für Baden richtig, weil dort ein Zusammengehen mit dem Zentrum nicht gleichbedeutend mit dem Kampfe gegen di« Sozialdemokratie ist, da in Bade» bisher bas Zentrum sowohl bei Reichstags-, als bei LandtagMvahleu der Sozialdemokratie treu, hold und gewärtig gewesen ist. Die badischen Nationalliberalen haben also im wesent lichen allein zu kämpfen: denn so wett ihnen von konservativer oder freisinniger Seite Hülse zu teil wirb, ist dies zwar an sich dankenswert, aber bei der Schwäche dieser beiden Parteien in Baben von verhältnismäßig ge ringer Bedeutung. Der Kamps ist für di« National liberalen nm so schwerer, als sie 13 Mandate zu verteidigen haben, das Zentrum aber nur 10, so daß di« National liberalen verhältnismäßig mehr Kraft auf die Defensive verwenden müssen und weniger Krast für eine Offensiv aktion übrig Haden. Wir wollen wünschen, -aß sie den Kampf gut bestehen, damit nicht ber greis« Grvßherzog, der den ultramontanen Wünschen nicht geneigt ist, durch -ie parlamentarische Situation in der neuen Kammer sich ge nötigt steht, den Forderungen des KlerikoliSmuS, in sonderheit in der Klostrrsraa», weiter ak» bisher nachzu geben. DevtschrS Reich. -s- Berlin, 22. September. (Die Aburteilung des Unteroffiziers Breidenbach durch daS Oberkrieg»- gericht.) Das OberkrirgSgericht hat bekanntlich den Unteroffizier Breidenbach wegen Sotdatenmißband- lungen schlimmster Art zu 3 Jahren Gefängnis und Degradation verurteilt, nachdem er vom Kriegs- aerichie zu 3«/» Jahren Gefängnis und Deaüa- daiion verurteilt worden war. Der Vertreter der An klage vor dem VbertriegSaerichte erklärte mit vollem Rechte, -aß gegen solche „Soldatenschinder" mit „möglichster" Strenge vorgegangrn werden müsse, und da« Oberkrieg-gericht ist dieser Auffassung durch da« Urteil beigetreten. Je verabscheuenswerter die Golvatenniitzband- iung ist, um s» segensreicher kann eS wirten, wenn bi« Mtlitffdtz-kscht« HSbeeer Instanz zu milde verurteitunß«* von Soldatenschindern nachdrücklic^und konsequent korrigieren. Hoffentlich beschränkt sich die Strenge im Urteil nickt auf die Verfehlung von Unteroffizieren, hoffentlich macht sich vielmehr jene Strenge gegenüber Offizieren, dir sich eine Soldatenmißhandlung haben zu Schulden kommen lasten, erst recht geltend. Wie notwendig Streng« in Fällrn der letzteren Art ist, haben beispielsweise die auffallend milden Urteile der Kriegsgericht« in Rendsburg Und in Ludwigs burg gezeigt. Im Prozeß Breidenbach bat der Vertreter der Anklage ganz offen von der ungenügenden Auf sicht gesprochen, die in der betreffenden Kompagnie herrschte. War etwa Nachlässigkeit der Grund für den Mangel an Aufsicht? DaS rst keineswegs anzunehmen. Erklärt nämlick wird der Mangel an Aufsicht durch zwei Moment«. Einmal durch den Hinweis des Kompagniechefs v. Grolmann, die Unteroffiziere möchten sich gegenüber de» Mannschaften selbst helfen; zum zweiten durch die Zeugenaussage de« Rekrutenoffizier« Leutnant- v. Hellermann. Der Letztere hat erst nachträglich erklärt, öfter einen Mann „angefaßt" zu haben, während er auf die Frage, ob die Unteroffiziere von ihren Vorgesetzten nicht unterstützt worden seien, die Antwort verweigerte. Zener Hinweis des Hauptmanns und diese« Ver halte» des Leutnants v. Hellermann deuten unverkennbar darauf hin, daß der Grund für den Mangel an Aufsicht in der Meinung bestand, Prügel seien ein militärische« Erziehungsmittel. Führt die Rechtssprechung der höheren Militärgerichte durch unnachsichtige Strenge denen, die eS angeht, die Verwerflichkeit dreies Standpunktes vor Augen, dann dürsten die Anhänger des Prügeln« im Offizierkorps m absehbarer Zeit verschwinden. Der sozialdemokratische „Vorwärts" behauptet freilich, daß Soldatenmißhandlungen eine notwendig« Folgeerscheinung der heutigen „nahezu geheiligten militärischen Disziplin" seien. Die Haltlosigkeit dieser Auffassung wird durch die Tatsache bezeugt, daß heute wie ehedem die militärische Dis ziplin in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle durchaus ohne die Mißhandlung von Soldaten anerzogen nnd aufrecht erkalten wird. Wenn da« sozialdemokratische Zentralorgan weiter versichert, e« sei der Sozialdemokratie zu verdanken, daß man heute ernstlicher denn )k gegen die Soldatrnrnißhandlungen einschreite, so bedarf ein derartiges Selbstlob der Richtig stellung. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung der Soldatenschinder ist sicherlich die Einführung der Oefsentlichkeit im Militärstrafverfahren gewesen. DaS Verdienst, diese Voraussetzung zu schaffen, gebührt aber nicht der Sozialdemokratie. Schon am 3 0. März 1870 bat der Reichstag -deS Norddeutschen Bundes den Antrag LaSker (nationalliberal), v. Bernuth (nationalliberal-, v. Hoverbtck (Fortschritt) Und Genoffen angenommen, der dahin ging, „den Bundeskanzler aufzuforbcrn, baldmöglichst eine Vorlage des Dnndesrats über die Revision der Militar- strafgesetze »erbeizuführen, ferner spätesten« gleichzeitig mit der neuen Straßprozeßordnung eine Reform der Militärgerichts barkeit vvrzuberriten auf der Grundlage, daß das Militärstraf- verfabren mit den wesentlichen Formen deS ordentlichen Straf prozesses umgeben und dis Zuständigkeit der Militärgerichte im Frieden auf Dienstvergehen der Militärpersonen beschränkt Werve." Die wesentlichste Voraussetzung für eine erfolg reiche Bekämpfung der Soldatenmißbandlungen ist also von liberaler Seite schon zu einer Zeit angestrebt worden, zu welcher die Bedeutungslosigkeit der Sozialdemokratie ein« unbestreitbare Tatsache war. 6. 8. Berlin, 22. September. (Internationale Hülfe bet Streiks.) Di« 861 Streiks, welche die Ge werkschaften im vorigen Jahre führten, haben die hohe Summe von 2 237 -04 gekostet. Bekanntlich wird bei allen Streikbewegungen auf die zu erwartende ausländisch« Hülfe hingewieseu; es ist eine stehende Redensart der Agita toren: „Arbeiter haltet fest zusammen, nicht nur alle deutschen Gewerffchaftsgrnosten sehen aus Euch, sondern auch dir aus ländischen, sie werden Euch nicht verlassen." Die gewerkschaft lichen Streikabrechnungen zeigen nun, wa« eS mit dieser ausländischen Hülfe auf sich hat. Die deutschen Arbeiter schicken oft Tausende in« Ausland, sie empfangen aber so gut wie nicht«. Für die sämintlichen deutschen Streik«, welche 1902 2 237 504 ^ kosteten, kamen au« dem Ausland« — 2246 "4! Bon diesem Sümmchen erhielten Vit Textil arbeiter für ihre Streiks, die 223 487 verschlangen, 1992 -ce, di« Bildhauer zur Deckung ihrer 16 35k Streikkvsttn 170 .^e, die Glaser, dir für ihre Streik- 13 582 ^k ausgaben, 111 Pie Handschuhmacher, d,t 13 227 Streikkosteu zu zahlen hatten, 62 und die Tabakarbeiter, die 11481 opferten, io -r Und wa- für ein Geschrei bat die soezialdeiüükratische Presse Über diese ausländisch«Hülfe erhoben! Es hörte sich an, als wenn un gezählte Tausend« gespendet worden wären. Un- nun erfährt man aus sozialdemokratischen Munde, daß die Tabakarbeiter ganze 10 die Glaser l2 von den ausländischen Ge noffen und Brüdern erhalten haben. Werden Nun endlich die deutschen Arbeiter einsehen, welche« Verbrechen die sozial demokratischen Agitatoren begehen, die ihnen Berge Goidr« au- dem Au-lande in Aussicht stelle«? * Berlin, 22 September. (PrSußtsche Eisen bahn - S o z i a l p o l t t i k.) Die Bemühungen der preu- ßifchen Lisenbahubirektionen, durch Schaffung von Unterkunft»räumen und Wtrtschastsbe. trieben «Kantinen) für d«n Lett des Per- sonals zu sorgen, der während seiner dienstfreien Zeit zu längerem Aufenthalte außerhalb seiner Häuslichkeit ae- zwungen ist und während dieser Zeit auch seine Mahl zeiten einnehmen muß, haben überall zu befriedigenden Ergebnisten geführt. Um diese Einrichtungen, soweit möglich, vollkommen und ihre segeN»reich4n Wirkungen noch umfassender zu gestalten, hat der Minister der öfsent- ichcn Arbeiten in Ergänzung früherer Erlast« u. a. be« tlmmt, -aß nur dadieEinrichtungvonKantinen n Frage kommt, wo den Vedürsnissen deS Personals nach einer zweckmäßigen, ihren wirtschaftlichen Verbältniffen angemessenen Verpflegung durch Inanspruchnahme -er Bahnhofswirtschaften nicht ausreichen- Rechnung getragen werden kann. In ZweiselSsällen sollen na« der Ent« schetdun» auch di« Ar hat»ar s-lbst, bet Werkstätten mit Rt»Ellerei«1schsiss« »»hört »e»d»m W» »4« Leute erfahrungsgemäß es vorziehen, ihre Mahlzeiten mit- zubringem, ist für angemessene Unterkunftsräume zu sorgen, tn denen die Mahlzeiten gewärmt und verzehrt werden können un- Gelegenheit gegeben ist, er. frischende oder erwärmende Getränke, wie Selterswaffer, Limonade, Kaffee, Tee, Milch, zu bereiten ober zu erhalten. In den Bezirken einiger Eisenbahn- -irektionen werben Kantinen, Kaffeeküchen mr- ähnliche Einrichtungen von den Arbeitern selbst, die sich zuKan - tinengemetns Haften zufainmengetan haben, aus eigene Rechnung betrieben. Die Geschäfte werben von einem Ausschüsse geführt, der am Schluffe de» Jahres er- zielte Gewinn wird zu Wohlfahrt »Mecken für die ber Ge meinschaft angehörigen Arbeiter ober ihre Angehörigen ober Hinterbliebenen verwendet. Derartige Einrichtungen erscheinen zweckmäßig und empfehlen sich den übrigen Eisenbahndirektionen zur Nachahmung. Den Verkauf von leichtem Bier in den Aufcnthalt»räumen unt» Kanttnen grundsätzlich zu unterdrücken, kann nicht em pfohlen werdem. Ein derartige» Verbot würbe leicht die entgegengesetzte Wirkung haben können, da die Leute bann nach bi-herlg«n Erfahrungen häufig nahe gelegene Wirt- schäften aufsuchen, tn denen Gelegenheit zumBranntwehn-- genuß und zu unwirtschaftlichen Ausgaben gegeben ist. Neben leichtem Bier sind inbeß alkoholfrei« Getränke vor- rätig zu halten. Da» Berbot-esAusschanksvon Branntwein ist überall mtt Strenge burchzukühren. Die Frage, ob von -erSrheöungetnprPacht ganz abzusehen ist, kann nicht allgemein geregelt, sondern muß von Fall zu Fall entschieden werben. Bon -er Erhebung einer Pacht ist nur dann abzusehen, wenn nach Lage ber Verhältnisse die Speisen und Getränke -en Sisenbab-ive- biensteten nicht zu genügend billigen Preisen würden geliefert werden können, wemn keinerlei alkoholische Getränke verabreicht werden und wennGemeinschaften von Eisenbahnbebienstetcn den Betrieb übernehmen und die Ne ber schlisse zu WohlfahrtSzwecken ver- wenden. Daß, wie e» fetzt teilweise geschieht, Beträge von wenigen Mark alS Pacht festgesetzt werden, wird bei Fest haltung dieser Gesichtspunkte nicht mehr vorkommen können. Sind dem Pächter außer den zum Wtrtschastsbe- triebe bestimmten Räumlichkeiten auch Wohn- oder sonstige für den Betrieb nicht erforderliche Räume überwiesen, so ist hierfür eine angemessene Vergütung zu vereinbaren. Mit besonderem Nachdruck betont der Minister, daß die Eisenbahndirektivnen tu geeigneter Weise durch Be lehrung und Nciterwachung einem übermäßigen Ge nüsse alkoholischer Getränke cntgegcnzuwirken haben, durch den die im Eiseubahndicnste erforderliche Be sonnenheit und Tatkraft leiden könnte. Namentlich gilt die» für die Beamten und Arbeiter des äußeren Be triebsdienstes, insbesondere für da» Station?-, Fahr- und Lokomotivpersonal, von besten umsichtiger und ent schlossener Dienstbandhabung die Sicherheit des Be. triebe» im wesentlichen abhängig ist. D Berlin, 22 September. (Telegramm.) Im wei teren Verlaufe der heutigen Sitzung deS Antcrnatianalen Statistischen Instituts sprach Poeroesy-Pest über die Statistik der Aktiengesellschaften. Nehmark-Paris betonte die Notwendigkeit einer einheitlichen Bilanz methode für alle Aktiengesellschaften und trat für die Aufstellung von Bilanzschemata durch staatliche Organe ein. — Zum Vesten der Notleidenden in den UeberschwemmungSge bieten haben die deutschen Kriegervcreine bisher rund 80 000 au» den Kassen der Landesverbände, sowie an» Samin- lungcn der einzelnen Vereine gespendet. Hiervon sin- rund 65 000 nach Schlesien gesendet worden, 10 000 .4! nach Posen und 5000 nach der Provinz Brandenburg. Für die Provinz Westpreußen ist eine weitere Summe reserviert. Nach den Mitteilungen des Reichs- comttSS waren von diesem biShcer 75000 verteilt worden, und in -er vor einigen Tagen abgehaltcneu Sitzung sind weitere 225 000 zur Verfügung gestellt worden. Neven diesen 300 000 .4! nehmen sich die von den deutschen Kriegervereinen gegebenen Und so schnell als möglich an die Ucberschwemmten verteilten 80 000 sehr stattlich aus, besonder» wenn man bedenkt, daß dir Mit- glieder der Kriegerverein« zum allergrößten Teile den ärmeren Stände» angehören. Es ist hoch anzu- erkennen, daß die Kriegorvereine in so edler Weise ihre Aiffgabett ciufsaffen. Die Kaiserin hat denn auch bei ihrer Anwesenheit in Schiesten der schnellen und wirk samen Hüls« der KriegerveretNe in ehrendster Veste gedacht- — Wegen Anstellung weiblicher Gefangentrans port en re für Sträflinge dieses Geschleckt- bat der preußische Iuftizminister ein« Rundfrage an die verschiedenen Polizei behörden gerichtet. — Der Direktor des Venvaltnng-departement- im Reich-- Marineamt, Wirklicher Geheimer Rat Perel-, ist vom Urlaub zurückgekehrt. S Danzig, 22. September. (Telegramm.) Ans der Kaiserlichen Werst lief heute vormittag der kleine Kreuzer „Ersatz Zietden' glücklich vom Stapel. Over- biirgerweister Kirschner nahm die Dause vor. Staats sekretär v. Ttrpitz gekettete den Oberbürgermeister zum Festplatz und brstiea mit ibm die Tanfkanzel. Oberbürger, meister Kirschner hielt folgende Rede: „Sttne MajeftSt d" Kaiser an» K-nig ließ durch di« «llF- gnSdigst» «ntscklichnag, daß bt, Namensgebung -es stattlichen Schiffe- durch mich, den odttbürgermeister der Haupt- und Residenz stadt erfolgen soll,, der Stadt Berlin und meiner Person ein» -ade Aa-zeichnuNg und großt Ehre MAI werden. Fsr den neuen Newel- der land,«väterlichen Huld UUd »dnigffchen «nüde sag, «ck »»gleich «m Name« »er von mir Mrtrettittn Stadt auch an dtster Stelle tiefempillnd»«»«, eh,s«rcht«v-1l»U Dank. Kunst- voll und iestgeiugt steht da- neue Fahrzeug «ar «Us da. Wa de- Menschen «eist ttiVm UUd auSsshr»" kant,, ist gstcheben, um »« schickt und funk Pt «mchG und n> dem Kampf» »ü MV«, «» mtz d«M yvn» HFMtch tz» »MFL
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