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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021205021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902120502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902120502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-05
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MlW M Äi-ziger ÄMt NÜ Mpm R. ülS, Kkitiig, z.K'Mkr 1SK. sskßS'Titzck.) Deutjcher Nnchstag. 280. Sitzung vom 4. Dezember. (Schluß.) Die Sitzung wird um */z8 Uhr wieder ausgenounnen. Am Bundesratstische ist Staatssekretär Ära? Posadowsky zugegen. Präsident Gras Ballestrem teilt mit, dah kurz vor dem BertagungSantrag des Grasen Hompesch noch ein Antrag Sachse etngegangcn sei, die Anmerkung zu Position 196, be- tressend die Zollfreihcit von Backwaren im Grenzverkehr, zur nochmaligen Beschlußfassung an die Kommission zu verweisen. Er halte den Antrag für unzulässig, nachdem man über den Antrag Stockmann, betretend Rückver- Weisung der Positionen loo—218, mit den Anmerkungen zur Tagesordnung übergegangen sei. Die Abgg. Sachse (Loz.) und Stadthage« (Soz.) wider sprechen der Auffassung des Präsidenten. Stadthagen ist der Ansicht, daß eine Rückverweisung vor Beendigung der dritten Lesung stets zulässig sei. Abg. Stockmann (Rp.) bekämpft diese Ansicht und be tont, er habe seinen Antrag vorhin schon so gefaßt, daß er auf jede Kommission zutraf. Nach weiteren Aussührungen der Abgg. Heine (Soz.j, Stockmann iRp.), Ledebonr sLoz.) und Stadthagen (Svz.) lehnt daö Haus in einfacher Abstimmung die Zulässigkeit des Antrages Sachse ab. Sodann referiert Abg. Miiller-Sagan sfreis. Vp.) über die Positionen 219—244 (mineralische und fossile Rohstoffe und Mineralöle). Abg. Wurm (Soz.) bezeichnet die Ausführungen Les Referenten als ungenügend und beginnt dann mit einer langen Auseinandersetzung über die Borzüge der Wasser gasbeleuchtung an Stelle des Leuchtgases. Vizepräsident Graf Stolberg rüst ihn dreimal zur Sache und appelliert schließlich während einer großen Lärmscene an das Haus, dem Abg. Wurm das Wort zu entziehen. Daö Haus beschließt demgemäß. — Es folgt eine erregte Auseinandersetzung zwischen Stadthagen und Vizepräsident Stolberg: Ersterer wirft Stolberg vor, der Handlanger der Mehrheit zu sein, und erhält dafür unter großem Lärm mehrere Ordnungsrufe. Nachdem das Haus entsprechend dem Antrag Spahn mit 216 gegen 72 Stimmen alle Rückverweisungsanträge an die Kommission abgelehnt hat, entspinnt sich eine er regte Debatte. Abg. Gothci« behauptet, infolge der Ueberanstrcngung der Stenographen sei seine gestrige Rede mangelhaft wiedergegeben. Vizepräsident Büsing bestreitet, daß die Stenographen überangestrengt seien, da Anshülfsstenvgraphen einge stellt wären. In einer weiteren erregten Scene werfen Rechte und Linke einander vor, daß ihre fortwährenden Zwischenrufe schuld an der schlechten Wiedergabe der Reden seien,' im Laufe dieser Scene wird Bebel wiederholt zur Ordnung gerufen. Endlich kann Kardorff über die Positionen 245 bis 262 referieren. Um 11^4 Uhr vertagt sich das Haus auf morgen vormittag 10 Uhr. Königreich Sachsen. * Leipzig, 5. Dezember. Nach längerem Kranksein, das !hn bereits im vcrgangenenSouunersemester seine ihm über alles teure atademischeLehrtütigkeit auszuüben verhinderte, ist in vergangener Nacht Herr Geh. Hofrat Dr. psiil. ot uwck. Johannes Wislicenus, Professor der Chemie und Direktor des ersten chemischen Laboratoriums an unserer Universität, zurtetzten Ruheei ngegangen. Mit ihm scheidet ein akademischer Lehrer aus der Gemeinschaft der Lebenden, der zu den ersten Zierden unserer ulruu Mater zählte und von dessen Wissenschaft Taufende von Chemikern Deutschlands nnd des Anstandes Anregung und Förderung erfahren haben. Der Verewigte wurde am 24. Juni 1835 als Sohn des Theologen und weitbekannten Führers der freien Gemeinden, Gustav Adolph Wislicenus zn Kleincichstedt bei Querfurt geboren, folgte bald nach Beginn seiner Universitätsstudien 1858 dem Vater nach Nordamerika, kehrte 1856 mit diesem nach Europa zurück und setzte nun seine naturwissenschaftlichen Studien erst in Zürich, dann in Halle fort, worauf er sich für das chemische Fach an der Universität Zürich habili tierte. Im Jahre 1861 wurde er Professor an der Kantonsschule, 1864 außerordentlicher Professor an der Universität und Dircttvr des Universitütslaboratoriums, 1867 ordentlicher Professor. Unter Belassung in dieser Stellung wurde er 1870 Professor der Chemie im Eid genössischen Polntechnikum und 1871 Direktor dieser An stalt. Im Herbste 1872 folgte er einem Rufe an die Uni versität Wllrzbnrg, seit 1885 wirkt er an der Universität Leipztgals ordentlicher Professor der Chemie und Di rektor des chemischen Laboratoriums. Seine und seiner Schüler Untersuchungen und Entdeckungen, die sich größtenteils auf die Ermittlung der Konstitution und die Synthese organischer Substanzen, namentlich mit Berück sichtigung der Jsomericvcrhältnisse beziehen, und die wir uns Vorbehalten, noch besonders zu würdigen, veröffent lichte er zumeist in „Liebigs Annalen" und den Berichten der „Deutschen Chemischen Gesellschaft": außerdem schrieb er: „Theorie der gemischten Typen" lBcrlin 1859), und eine vollständige Neubearbeitung des Regnault-Strccker- scheu „Lehrbuches der Chemie". Für seine bahnbrechenden Forschungen und namhaften Verdienste in seiner Lehr tätigkeit wurden ihm hohe Auszeichnungen zu teil. So war er Ehrendoktor der Medizin der Universität Zürich, Komthur 2. Klasse deS Königl. Sächs. AldrechtsordenS, Ritter erster Klasse des Königl. Sachs. Verdienstordens, Komthur des Königl. Bayer. Verdienstordens vom hei ligen Michael, Ritter erster Klasse des Königl. Verdienst ordens der Bayer. Krone und Kommandeur zweiter Klasse des Königl. Norweg. OlafordenS. * Leipzig, 5. Dezember. Tas V c t e ri n ä r i n st i t u t der Universität wird seinen Einzug in den Neubau an der Linnestrasie demnächst beginnen. Doch wird, wie wir erfahren, die Beterin ürklinik mit Poli klinik noch bis 15. Januar 1903 in den interimisti schen Räumen in -dr Johannis-Allee verbleiben. — In der „Literarischen MontagSgesell- schäft" sprach am 1. Dezember Herr Professor vr. Witkowsky über „die Entstehung der IFaust sage". In außerordentlich fesselnder Weise I schilderte der Redner die der Faustsage zu Grunde liegen den Begebenheiten und schloß dann mit einem kurzen Hinweis auf Goethes Meisterwerk seinen durch plastische Darstellung und packende Form hervorragenden Vortrag, den die zahlreich erschienene Zuhörerschaft mit äußerst leb- hastem Beifall auszeichnete. Herr Roben Volkner vom Leipziger StadttheatSr brachte hierauf mehrere Lernen aus Goethes „Faust" zum Vortrag, wofür er großen Beifall erntete. Für den musikalischen Teil des Abends sorgte Herr Georg Feucker, der in vortrefflicher Weise Lieder von Löwe und Schumann, sowie die Arie „In diesen heil'gen Hallen" von Mozart zu Gehör brachte. Auch ihn zeichnete reicher Beifall aus. * Leipzig, 5. Dezember. In der gestern abend im Hamburger Hof" abgehaltenen Mitgliederver sammlung des Mietervereins, in der an Stelle des behinderten Vorsitzenden Herr Lehrer Or. Dinklerden Vorsitz führte, berichtete Herr Buchhändler Zöphel über den Ausfall der Stadtverord netenwahlen. Da in diesem Blatte das Ergebnis der Wahlen schon eingehend erörtert worden ist, können wir von einer Wiedergabe der Ausführungen des Redners abfehen. Bemerkenswert ist nur, daß derselbe sich gegen irgendwelche politische Tendenz des Mietervereins ver wahrte. Es gelte in demselben nur die Wahrung der Micterinteressen, und die Parteistellung eines Mitgliedes komme gar nicht in Betracht. Der gleichen Anschauung gab in der Debatte Herr Tänzler Ausdruck, der da be merkte, er sei deutsch-sozial, aber gerade diese Partei richtung gehöre in den Mietervercin hinein, denn die deutsch-soziale Rcsvrmpartei hätte die Förderung aller Be strebungen, die das Wohnungselend zu beseitigen geeignet seien (Verpachtung von städtischem Grundbesitz zur Er bauung von kleinen Familienhäusern nsw.), in ihr Pro- granrm ausgenommen. Die Herren Enke, Schnanß und L i st i n g hätten auch bei den Stadtverordneten wahlen im Jahre 1895 einen Wahlaufruf unterzeichnet, der diese Forderung enthielt, leider hätten aber im Jahre 1901 die Genannten gegen die Ueberlassuug von Land an die Gemeinnützige Vaugesellschaft für Erbauung billiger Wohnungen gestimmt. Redner wandte sich dann gegen einige Bemerkungen des hiesigen Hausbesiyerorgans, in dem gesagt werde, der Kampf gegen den Hansbesitz sei der Kampf gegen den Besitz überhaupt, er zeuge von einer be denklichen Verwirrung der Begriffe über mein und dein, und dergleichen mehr. Lolche Behauptungen richteten sich von selbst. Dieser Redner sowohl, als alle folgenden, mahnten zum weiteren Ausharren in der Bewegung. Das Wahlcomitä der H. und HI. Wähler- klasse habe sich auch schon permanent er klärt. Im weiteren Verlause der Debatte wurde u. a. -er Entrüstung über den Hausbesitzer-Miet vertrag Ausdruck gegeben, dessen Abschaffung für ein Zusammengehen bei späteren BKihlen zur Bedingung ge macht werden müßte. Auch müsse angestrebt werden, e i n- beitlicheWahlzettelin Druck und Papier für alle Parteien zu schaffen. Mit einem Dank für die gewährte Mithülfe bei den Wahlen schloß der Vorsitzende die Ver sammlung. Z Leipzig, 5. Dezember. (Arbeiterbewegung.) In einer gestern im Gasthause „Goldene Krone" zu Leipzig-Connewitz veranstalteten, von etwa 250 Personen besuchten sozialdemokratischen Volksver sammlung hielt Herr Redakteur Lchöpflin-Leipzig einen Vortrag über das Thema: „Hunger, Parteien, Staat und Volk". Die Versammelten beschäftigten sich so dann mit örtlichen Angelegenheiten. Ter Hauptzweck hierbei war, zum Eintritt in den sozialdemokratischen Verein vorwärts" für Leipzig-Süd (Litz Connewitz), zur Erwerbung des Bürgerrechts nnd zu schon jetzt ein setzender reger Agitation für die kommenden Reichstags wahlen aufzufordern. — Eine gestern im „Ltadlgarten" („Pilsener Hof") abgehaltene, von 80 bis 100 Personen besuchte Versammlung der Barbier- und Friseurgc hülfen nahm Stellung gegen die von den hiesigen Prinzipalen ihres Gewerbes an den Rat der Stadt gerichteten Eingaben, in denen ersucht wird, die Barbier- und Frisenrgcschüfte an den beiden letzten Sonntagen vor Weihnachten bis abends 6 Uhr offen halten zu dürfen. Die gestrige Versammlung wendete sich gegen diese Eingabe, da keine Notwendigkeit vvrliege, dem Gesuche stattzugeben, denn das Publikum habe kein Bedürfnis, die Hülfe der Barbiere nnd Friseure so lange Zeit vor den Feiertagen in Anspruch zu nehmen, und der Parfümerieverkauf der Barbier- nnd Friseurgcschäfte komme auch nicht in Betracht, da nur ein Bruchteil dieser Geschäfte sich mit solchem Verkauf befasse, das Publikum hierzu aber auch die wirklichen Verkaufsgeschäftc vor ziehe. Nach sehr langer Debatte, in der auch der Alt geselle des JnnungsgesellenauSschusseS sich dem Proteste der Gehülfenschaft anschloß, stimmten die Versammelten einer an den Rat der Stadt zu richtenden Resolution zu, in der sie ersuchten, die Eingaben der Prinzipale zurück- -mveisen, da ein Bedürfnis zu dem in den Gesuchen ent haltenden Verlangen nicht vorhanden und die Arbeitszeit der Barbier- und Frseurgehttlfen ohnehin schon eine lange sei. Leipzig, 5. Dezember. Ein Gardincn brand fand gestern nachmittag in einer Wohnung der Nonnen straße in Plagwttz statt. Er wurde von den Bewohnern schnell gelöscht. — Ein geringfügiges Schadenfeuer brach in vergangener Nach) in einer Tischlerei in Schleußig auS, das die Feuerwehr bald unterdrückte. — Zur selben Zett wurde aus der Ritterstrabe ein B a l k e n - brand gemeldet, der von der Feuerwehr gleichfalls schnell gelöscht wurde. 2 Leipzig, 5. Dezember. In seiner in der Bayerischen Straße bclegenen Wohnung hat sich gestern abend ein 48jährigcr Produktenhändler wegen körperlicher Leiden durch Erhängen entleibt. —* Von einem Rollwagen wurde gestohlen ein Balle,!, enthaltend Kattune. Auf die Wiedererlangung der gestohlenen Ware und Ermittelung des Diebes, ist eine Belohnung von 10 ausgesetzt. — Als gefunden sind bei dem Polizeiamt eingeliefert worden lOStückFrüh- sl ü ck b e u t e l, die von Diebstählen herrühren dürften. Die Beutel wurden in einer Abteilung der Bleichertschcn Gürten in Gohlis aufgefunden. — Gestohlen wurden in der vergangenen Nacht 15 Stück Hühner, die an Ort und Stelle abgeschlachtet wurden: ein Wintcrübcrzieher von schwarzem glatten Stoff mit schwarzem Atlasfutter. — Aufgegrtffen wurden drei Personen, die von ver ¬ schiedenen Gerichtsbehörden wegen Diebstahls und Sitt- lichkeitsverbrcchens steckbrieflich versvlgt werden. —* Gewarnt wird vvr einer unbekannten Betrügerin, die sich Geschästülvkale in Gohlis als Operationsfeld auSgesncht hat und daselbst in zahlreichen Fällen ausgetreten ist. Lie gibt im angeblichen Auftrage einer in der Nähe wohnenden Herrschaft eine größere Be stellung auf und entnimmt dabei geringere Quantitäten Ware auf Kredit. Die unbekannte Betrügerin wird ge schildert als 20 bis 27 Jahre alt, mittelgroß, mit dunklem § Haar und war u. a. bekleidet mit rotbraunem Rock. - schwarzem Lchultcrkragen und weißer Schürze. Die Be treffende macht den Eindruck einer Dienstperson. —* In einem Hause am Viertelswege in Gohlis siel gestern nachmittag ein 25jähriger Klempner bei der Arbeit infolge epileptischer Krämpfe von einer Leiter, auf der er stand, SVs Meter hoch herab und erlitt unerhebliche Quetschungen am Kopf. fs- Bon seinem eigenen Geschirr überden linken Fuß gefahren wurde in Wahren ein 33 Jahre alter Geschirrführer. Derselbe erlitt eine Quetschung des Fußes. H Colbitz, 5. Dezember. Vergangene Nacht in der elften Stunde geriet das Wcrkstattgebüude des Sattler meisters Hermann Nüthcr in der Badergasse inBrand, wobei nickst nur das Nätlierschc Wohngebäude, sondern auch das Wohn- und Seitengebäude des Gcrbermeistcrs Hermann Andrea zum größten Teile vernichtet wurde. Das Barbier Böttchcrsche Wohngebäude wurde nur teil weise beschädigt. Durch die strenge Kälte wurden die Löschungoarbciten sehr beeinträchtigt. Hierbei stürzte auch ein Steiger der Freiwilligen Feuerwehr von einer freistehenden Leiter und zog sich verschiedene Ver letzungen zu. * Glauchau, 4. Dezember. Bei der heutigen Stadt- v e r o r d n e t e n w a h l, wobei die Sozialisten unter lagen, wurden von 2585 stimmberechtigten Bürgern 1112 Stimmen abgegeben, und zwar 679 weniger als im Vor jahr. Die meisten Kandidaten brachten der Gewerbe verein und der Hausbesitzcrvercin durch, jedoch mit Hülfe der Liberalen und Konservativen. * Meerane, 5. Dezember. Das „Meeraner Tageblatt" berichtet: Gestern abend gegen 0 Uhr hat der seit mehreren Jahren hier angestellte Ratsförsler Stiller seiner früheren Braut, Frieda Fickert, der Tochter einer hiesigen Fabrikantcnfamilie, ans der Straße aufgelauert und auf sie einige R e v o l v e r s ch ü s s e abgegeben. Als dann erschoß sich Stiller s e l bst. Das schwer- ver letzte Mädchen, das morgen, Sonnabend, mit einem Ingenieur Hochzeit halten sollte, wurde in das Krankenhaus übergeführt. r. Crimmitschau, 4. Dezember. In der gestrigen Stadtverordnetcnsitzung kam auch der Bericht zum Vortrag, den die aus Vertretern beider städtischer Kollegien znsammengcsctzte Kommission mit Bezug auf die Einverleibung Leitelshains gefaßt hatte. Nach diesem Bericht wurde empfohlen, aus finanziellen Gründen zur Zeit von einer Einverleibung abzusehen. Der Rat war diesem Beschluß beigetretcn, die Stadtver ordneten beschlossen dagegen, mit Zustimmung des Herrn Bürgermeisters Beckmann, demnächst eine Sitzung ge meinsam mit dem Rat in dieser Frage abzuhalten, damit die Einverleibungsfrage noch näher erörtert und be schleunigt werde. Weiterhin beschäftigte sich das Kolle gium mit einer Eingabe der Lchlosscr-Zwangsinnung und der Kiempnerinnung, welche dahingeht, daß der städtischen Gasanstalt die Herstellung von An lagen von Hanslcitnngcn und der Verkauf von Be- lenchtungsgegenständen untersagt werbe. Nach längerer Debatte wurde der Antrag abgelehnt. Ein gleicher An trag hat die städtischen Kollegien in den letzten Jahren mehrmals beschäftigt, wurde aber stets abgelehnt. * Reichenbach, 4. Dezember. Ans der neuen Industrie bahn Reichenbach-Hainsdorf entgleiste gestern nach mittag kurz vor dem Endpunkt der Bahnlinie die Maschine des P r ü f u n g s z ug e s, die u. a. von den höheren, zur Prüfung abgeordneten Beamten be setzt war. Obwohl die Maschine sich schräg stellte, kam glücklicherweise niemand zu Schaden. l Schneeberg, 4. Dezember. Der Stadtrat Hierselbst hat für das Preiskeaeln, die Skatturniere usw. eine Ordn n n g ausgestellt, um dieselben zu überwachen und womöglich einzuschränken. Wirte dürfen solche Spiele nicht veranstalten. Von den Spielen, über die stets Ab rechnung einzureichen ist, sind auch Abgaben an die Armen kasse zn zahlen. Gleichzeitig dürfen Preisspiele derselben Art nicht stattfinben. — Die Gemeinde Niederschlcma hat vom Kgl. Ministerium des Innern die Genehmigung zur Errichtung einer Gemeindcsparkassc erhalten: dieselbe wird zu Neujahr eröffnet. Ein Ein wohner daselbst gewährte den unverzinslichen Betriebs fonds von 3000 .// aus 5 Jahre. — Bautzen, 4. Dezember. Dem hiesigen Altertums- (Stieber-) Museum wurde dieser Tage eine wert volle Gabe zugeführt. Der in Dresden lebende, als Liederkomponist mit Erfolg vor die Oefsentlichkcit ge tretene vr. zur. N. Hering überwies ihm das vortrefflich erhaltene, aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammende Fvrtepiano seines Großvaters, dcsMagisters Carl Gottlieb Hering, der einst als Oberlehrer und Seminar-Musik- lchrer in Zittau im Amt war. C. G. Hering (1766—1853) machte sich als Mnsikpädagog weithin einen geachteten Namen und ist als Komponist zahlreicher Kinderlieber, da runter: „Morgen, Kinder, wird's was geben", „Hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp" u. a., rühmlichst bekannt geworden. * Meißen, 4. Dezember. Das Stadtverordneten kollegium trat heute abend einem Ratsbeschlusse bei, zur Erlangung von Bauplänen für daö Real gymnasium mit Realschule einen Wett bewerb unter den sächsischen Architekten auszuschreiben und für die besten Entwürfe drei Preise von 2000, 1000 und 500 festzuseven. Das Prcisrichtcrkolleginm wird gebildet durch die Herren Bürgermeister vr. Ay, Stadt rat Hofmann, Baurat Krüger, Vorstand des hiesigen Landbauamtö, Stadtbaumcister Kaiser und Stadtbaurat Scharenberg in Leipzig. Die Wahl des Baustils bleibt den Architekten überlassen. Das Gebäude soll 18 Lehr zimmer enthalten, außerdem Zcichensaal, Kombinations zimmer, Gcsangszimmer, Schulsaal, Turnhalle und etwa 10 Zimmer für verschiedene Lehr« und andere Zwecke. Es kommt bekanntlich auf den Ratsweinberg, wo eine Baustelle auch snr ein neues lotlassiges Bürgerschul- gebüude bestimmt ist. * Meißen, 5. Dezember. <P rivattel e g r a m m.l Heute, am letzten Ziehnngstage der Meißner Dom- baulotterie, siel die P r ä m i e i m Betrage v o n 60 000 ans die Nummer 59^80. 2. Dresden, 4. Dezember. Tas Ltadtverordneten- lollegium bewilligte 100 000 .// zu Erdbewegungen am linken Elbuser oberhalb der Stadl, um den Arbeits losen Gelegenheit zur Arbeit zn geben. — Dem Sozialen Museum, der vom Reiche begründeten ständigen Ausstellung für Arbeiterwvhlfahrt in Berlin, sollen die für die Pariser Weltausstellung hergestellteu bildlichen Darstellungen deS Volkspartcs in Räcknitz lin der Kochschule des 25. Volksschulbezirks überlassen werden. Vermischtes. — Kiel, 4. Dezember. Bei starkem Nordoststulni über rannte der Dampfer „Renata" eine Dampfpmasse und brachte sie zum Sinken. Die Besatzung ist gerettet. — Der Senior -er deutschen Schütze», der Rentier I. Gottlieb Schreiber, feierte in Eberswalde seinen 100. Geburtstag. Herr Schreiber, der auS Schlesien stammt, lebt schon seit 1831 in seinem jetzigen Wohnort, wo er 1868 Mitglied der Schützcngildc wurde und seit langer Zeit rühriges Mitglied der Stadtverwaltung in. Der Senior der deutschen Schützen ist trotz seiner liunderi Jahre geistig und körperlich vollkommen rüstig. Er machte in diesem Jahre den Fcstzug des 1'. branden burgischen Provinzial-BimdeSschicßcns mit und nahm seinen Platz an der Ehrentafel ein. Die Speisen mun deten ihm damals vortrefflich. Er bezeigte lebhaftesten Anteil an der Unterhaltung und erwiderte ans das iluu ausgebrachte Hoch mit lauter, vernehmlicher Stimme. Dann baten den allen Herrn wohl dreißig Festteilnchmer zum Andenken um seine Unterschrift. Diese Wünsche er füllte Gottlieb Schreiber gern, nnd er führte die Feder mit so fester Hand, wie cs im 100. Lebensjahre eben unr ein alter Schütze vermag. -s- Menscilvitz, 4. Derember. Unsere Stadl, welche insolg - der ringsum errichteten Koblcnwerke Wassermangel batte, ist nunmehr mit einer Wasserleitung versehen worden, die aus dem preußischen Gebiet gutes Trink- und Was^wasser zu- südrt. Die Leitung ist von der Marienhütte (Zwickau) erbaut und kostet 380 000 — Chicago, 4. Dezember. Es ist jetzt f-stgrstellt, daß die Zabl der bei dem Brand deö Hotel Lincoln Um gekommenen 14 beträgt. Die übrigen für tot gehaltenen Personen waren infolge Rauchvergiftung bewußtlos, sind aber wieder zu sich gekommen. wiederholte Nachrichten. AuS dem heutigen Morgcnblatte wiederholt, weil zu spät eingctroffen, um auch in dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teile der Auflage Ausnahme finden zu können. * Slawcntzitz, 4. Dezember. (Telegramm.» Ter Kaiser zog sich in Groß-Strchlitz eine leichte Ent zündung des linken Auges zu und nahm deshalb nicht an der heutigen Jagd teil, sondern verblieb im Schlosse. Ter Kaiser wird bereits morgen abend nach dem neuen Palais zurückkehren, — Die Reise nach Drachenberg ist infolgedessen aufgcgeben. * Loudon, 4. Dezember. (Telegramm.) Im Unter Hause fragt Gibson BowlcS, ob die Re gierung Kenntnis davon habe, daß Rußland die Zafarina- Jnscln, an der Küste von Marokko, in der Nähe von Gibraltar, als Kohlcnstation erworben habe, und daß die spanische Regierung gewisse auf ihrem Gebiete an Gibraltar angrenzende Punlte zu befestigen sich anschicke. Cranbornc erwiderte: Nein. In beiden Fällen hat die Negierung keine Kenntnis von derartigen Vor gängen. * Madrid, 4. Dezember. (T e l e g r a m m.) Der König hatte mit den Präsidenten des Senates und der Kammer Besprechungen, die ihm rieten, die liberale Partei am Ruder zu lassen. Silvcla erklärte sich zur Bildung eines Kabinetts bereit, betonte aber, daß er die gegenwärtigen Kammern nicht einbernfen würde. * Konstautinopcl, 4. Dezember. (T c l c g r a m m.) Tie den Botschaftern mitgetcilten und veröffentlichten I n - strukl io nen für die WaliS in den euro päischen Provinzen wurden zwar durch wieder holte Vorstellungen einiger Botschafter hinsichtlich einer Besserung der Lage in den betreffenden Provinzen ver anlaßt, sind jedoch sonst das Ergebnis monatelangen eigenen Studiums, sowie vou Beratungen des BUdiZ- Palastes nnd der Hohen Pforte. * Chicago, 4. Dezember. (Tclegram m.) In dem in der Madisonstraßc gelegenen Hotel Lincoln brach beute früh Fcuc r aus, durch das 23 P crsoue n das Lebcn e i n b ü ß t e n. Das Hotel ist nicht zerstört. Es heißt, die meisten der Bewohner seien infolge von Er stickung gestorben. Neunzehn Leichen wurden be reits geborgen. Beim Ausbruch des Feuers sprangen viele aus dem vierten Stock. Andere versuchten, sich durch Hcrabklcttcrn zu retten. Letzte Nachrichten. * London, 5. Dezember. (Telcgram m.) „Reuters Bureau" meldet aus Shanghai: Die sich widersprechen den Nachrichten ans Europa, betreffend die Räumung Shanghais, erregen hier wenig Interesse, da man es als ausgemacht annimmt, daß die Engländer, Deutschen und Franzosen die baldige Abreise der Truppen beschlossen haben, welche n u r v o n d e n T r a n S p o r t g e l e g e n heilen abhängt. Tie Beziehungen der ver schiedenen Streitkräfte zu einander seien böchst har monische. -Verantwortlicher Redakteur vr. Herm. irvchlma in L e i p z l g, für den musikalischen Lett Adolf Rutbardt in Leipzig. lleke-Isselieii kNr In»»» von dokkeedrouoem Mncklecksr, mit «ollLew Soblo» n. storkew kutter, LltzpoUiwro 33 em 7.— , 36 „ 8.50 „ 89 „ 10- 42 „ 11.50 „ 4S , IS.- MM MSlHei- 8 kotorWtrasso 8. fallen-!l Ml' Llür I»»»v von boronnakordlxom 8e»eltneti, I^serelotoosnox, »oltüew vrelltotter. 54 cm lollir 10.50 59 12.5<> 65 „ ^4 14.50 7l 16.50 V»«o1i«nlr, -MW s« Ss«nin»,it« »a. WM" »öl.«.«», , -W, LodvLrLVvIIvuv
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