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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902120901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-09
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S.-8.P.IW1 lU.- (LltS) »N«N üllbt,«»». ><»»«». U.100.Aiu kl.« vL7 MM lev« Ir Narlc- >L U«cr«: ßß p°- 8 BrzugS.PreiS Ar der Hmpterprdttio» oder v« im Stadt- b«ttt »ad de, Vorort« errichtet« «u». gooeftell« adgoholt: vierteljährlich 4.80, — zweünaltger täglicher gv stell»»- Ms Hau« KKL Durch die Poft bezog« für Deatlchlaad ». Oesterreich oierteljährlich fttt dl« übrig« Länder lavtZetttm-spretsliste. Reöaktto« vad ErveLUion: 2obauat»-«sse 8. Kerusprecher 1ÜS «ch SSL FUiale»vevM»r»mr r Alfred Haft», Vmlchaadlg, llowersitätsstr.^ A. Lüsche, LattzarMrustr. 14» ». KSaigspl. N Haurt-Filiale Dresden: Strehleaer Straße «. Fernsprecher Amt I Str. 1718. Hauvt-Filiale Serli«: Ksuiggrätzer Straß« 118. Fernsprecher Amt VI Nr. «SS». Morgen-Ausgabe. MpMer TagMaü Anzeiger. NmtMM des K'önigNche« Land- nnd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates nnd -es Nolizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeüe 2L L,. Rekla««» »»ter dem Kedaktioasprtch (4 gespalt«) 7K vor de» KamUi«nach richt« («-»spalt«) SO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und vffertrnamuihm« LS H (excl. Porto). Extra-veila-ea (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuog SO.—» mrt Postbesürderung 70.—» Rnvahmeschiuß fiir Rnzeizen: Abe»d-«»s-ab»r vormittag-1V Uhr. M»r-»«-Aa--ad«r Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen stad stets an die Expedition zn richte». Dir Lrpedittoa ist wocheatags ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verla- vo» v. Pol» i» Leipzig. Nu K25. Dienstag den 9. Dezember 1902. 98. Jahrgang. Ver Antrag Kardorff. Die gegen den Antrag Mardorfs gerichteten An griffe stützen sich, wie bekannt, hauptsächlich auf die Unterstellnng, er breche die Geschäftsordnung. Wir haben diese Behauptung wiederholt zurückgewiesen, glauben aber doch, noch einer uns von hochgeschätzter juristischer Leite zugehenden Darlegung Raum geben zu sollen, die mit dieser Behauptung gründlich auf- räumt. Die lautet: „Bet der rechtlichen Beurteilung des Antrages v. Kardorsf geht die Opposition von der Voraussetzung auS, bah die einzelnen Tarifpositionen Artikel im Anne des 8 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung seien und daß demnach über dieselben einzeln debattiert, zum mindesten aber einzeln abgestimmt werden müsse. Unter dieser Voraussetzung erklärt sie den Antrag v. Kardorsf, welcher Diskussion über den Gesamttarif und Gesamt abstimmung über denselben bezweckt, für einen Bruch der Geschäftsordnung Diese Auffassung -er Opposition ist irrig. Der Wortlaut beS 8 19 der Geschäftsordnung ist fest gestellt worden durch einen Beschluß des Reichstages vom 6. Juni 1868. Er entspricht wörtlich dem Beschlüsse der Kommission, welche zur Beratung des Antrages Twesten- Lasker am 24. März 1868 über Abänderung der bis herigen provisorischen Geschäftsordnung eingesetzt war. Derselbe Antragsteller, LaSker, hatte bereits am 28. Februar 1867 Len Entwurf einer Geschäftsordnung etngebracht, der aber mangels Zeit nicht beraten wurde. Statt -essen wurde die damalige Geschäftsordnung des preußischen Abgeordnetenhauses provisorisch an genommen. In dem Entwürfe von Lasker, Drucksache 6 vom Jahre 1867, stndet sich folgende Bestimmung: 8 21. „Die zweite Berarung erfolgt frühestens drei Tage nach dem Abschluß der ersten Beratung an dem vorher festge setzten Tage. Sie erstreckt sich auf diejenigen Artikel (Para graphen), zu welchem Abänderungsvorschläge gestellt sind oder im Laufe der Verhandlung vor Erledigung der be treffenden Artikel gestellt werden. lieber jeden einzelnen dieser Artikel wird der Reihenfolge nach die Diskussion eröffnet und geschlossen und die Abstim mung herbeigeführt." In -er Sitzung vvm 6. Juni 1868 — Stenographische Berichte D. 286 und 297 — stellte Abgeordneter v. Unruh zu dem damaligen 8 1? Abs. 2, jetzt 8 19 Abs. 2 der Ge schäftsordnung, folgenden Abänderungöantrag: „Die Diskussion findet nur über die Paragraphen statt, zu welchen Amendements oder Anträge auf Streichung gestellt sind." Im Verlaufe der Debatte wird nur von „Para graphen", anstatt „Artikeln" gesprochen. Vergl die Aus- führulrgen des Berichterstatters Di-. Becker (Dortmund). In gleicher Weise spricht die Geschäftsordnung des preikßischcn Abgeordnetenhauses, die wörtlich in ihren Bestimungen über die zweite Lesuna mit 8 19 der Ge schäftsordnung für den Reichstag übereinstimmt, von „Paragraphen" statt „Artikeln". Aus alledem geht unzweifelhaft hervor, daß der Aus druck „Artikel" im 8 19 der Geschäftsordnung absolut identisch sein sollte nnd identisch ist mit dem Ausdruck „Paragraph". Wahrscheinlich war der Ausdruck „Artikel" zuerst ge wählt, weil man sich damals gerade mit der Beratung der einzelnen Artikel der Reichsoerfassung beschäftigte. Nun bedeutet Artikel und Paragraph zwar auch einen Teil eines größeren Ganzen, aber zu dem Begriff gehört notwendig, baß er selbst ein in sich logisch abgeschlossenes Ganze, zum mindesten also einen vollständigen Satz bilde. (Vergl. z. B Artikel 4 der Reichsoerfassung, welcher 16 Nummern enthält.) Können diesen Begriffen die einzelnen Zolltarif« Positionen gleichgestellt werden? Der 8 1 Abs. 1 des Zolltarif g e s e tz e s bestimmt: „Bei der Einfuhr von Waren in das deutsche Zollgebiet werden Zölle nach Maßgabe des nachstehenden Zolltarifs er hoben. sowcir nicht für die Einfuhr aus bestimmten Ländern andere Vorschriften gelten." Es folgen sodann hintereinander die 12 Paragraphen dieses Gesetzes. Diesem Gesetze angefügt ist sodann eine Drucksache auf der ersten Seite, betitelt: „Zolltarif". Auf der folgenden Seite beginnt dieser Tarif folgendermaßen: „Erster Abschnitt. Erzeugnisse der Land» und Forstwirtschaft. .V Erzeugnisse des Acker-, Garten- und Wiesenbaues. Getreide und Reis. 1) Roggen .,.,»»»« 6,— 2) Weizen nnd Spelz 6,50 Der Hauptmann der 3. Kompagnie hatte die Auf gabe erhalten, mit seinen Leuten fünf K-tlometer weit den Schienenstrang zu revidieren. Die beiden Leutnants waren bereits vor Orleans ge fallen, das Kommando der einzelnen Züge mußte daher dem Fähnrich, dem Vize- nnd dem Feldwebel übertragen werden. Der Kompagniechef wußte aber, er konnte sich auf seine Leute verlassen. Darum besaht er: „Feldwebel Huber: erste Klärung links des Bahnsteiges. Vizefeldwebel Kliem: zweite Klärung rechts des Bahnsteiges. Fähnrich von Helden: Gleispatrouille." „Zu Befehl!" sagte der Feldwebel, und drei Stunden später marschierten sie ab. ES war ein kalter Dezemberabend. Bleigrau hingen die Wolken hernieder und ein leiser kalter Wind strich über die Gegend. „ES gibt Schnee, Fähnrich", meinte ein ergrauter Sergeant, der sich mit seinen Leuten und dem angehenoen jungen Offizier auf den Eiscnbahndamm hinaufgearbeitet hatte. „Herr Fähnrich, der Wind kommt von Norden." „Ja, kommt von Norden", replizierte der Fähnrich. „Hol der Tenfel, es ist auch besser, wie das ewige Schlapperwetter!" „Jawohl, es schneit", mischte sich ein anderer Jäger darein. „Herr Fähnrich, bitte, hatten Sie die Hand auf!" Der Fähnrich tat es. „Jawohl, es schneit. Dn liebe deutsche Heimat, wie mag es erst bei dir zn Hause aussehenl" „Platz — Platz!" kommandierte der vorgehende Unter offizier, und er hatte Recht. Zwei Maschinen wurden sichtbar und durchsausten da» Terrain. „Noch keine Lichter und schon so finster", murmelte der Fähnrich. „Leute, paßt auf, daß kein Unglück passiert." Und langsam tappten sie vorwärts. Vom bletgrauen Himmel hernieder fiel der erste Schnee. In großen schweren Klocken tanzte er hernieder, so im Girbelkrcis, wie wir ihn schon so oft beobachtet haben. - TS wurde Nacht, stockfinstere Nacht, denn kein Mond war -n sehen. Aus einmal gab der an der Spitze der Kolonne mar schierende Hoboist das Alarmsignal. Mitt „Gewehr über! Bataillon marsch, marsch!" ging'S vorwärts. ,Herr Fähnrich!" keuchte der Etapp«n«nt,roffizier fast atemlos, „sehen Si« her. Dis Schinren sind -ter mit einer rissigen Eisenschien« überlegt, nnd disse Schiene ist verrammelt." „Weg machen — weg bringen!" -efa-l der Fähnrich, nachdem er sich orientiert hatte. In demselben Augenblick wurde vom nächsten Bahn- wärterhaus das Alarmsignal eine» Zuges hörbar. Ting ttng, tang lang!" Die Mannschaft durchfchanvrte eS. In zehn Minuten mußte der Zug an der Stelle fein, und er Fettilleton. Der erste Schnee. Eine Episode aus dem Kriege von 70/71. Bon Josef Maertl. Nachdruck verboten. Es ging los auf Paris. Die Maasarmee, die Nordarmee, sie waren bereits nach Gewaltmärschen vor der bisher unbesiegbaren Festung Paris angekvmmen, und von Süden her strebte die Armee unseres „Fritz" heran, freilich auf sehr lang samem Fuße. Die gesamten Etappenwegc waren verwüstet, die Franktireurs, die Leute, welche den heranmarschierenden PrussienS einen „Schabernack" spielen wollten, sie taten ihr Möglichstes, um auf -en befahrenen Strecken Eisen bahnschienen aufzureißen, Eisenkörper über das Gleis zu legen, Brücken zu unterminieren und Wärtersignale zu zerstören. „Unser Fritz" war kein Neuling in diesen Praktiken, deshalb befahl er einen strengen Aufklärungsdienst; und Lieser betraf das erste bayerische Armeekorps. Noch ist in aller Krieger Erinnerung, wie sich das Korps „Von der Tai'»" nach der Erstürmung von Orleans an die Tete stellte und hier von Nancy aus bis Pari- eine bis jetzt noch nie erreichte Sicherheit der Eisenbahnen für die nachfolgenden deutschen Transporte bildete. Und was war nicht alles üineinzuschafsen nach der umlagerten französischen Hauptstadt? Aus Ulm, Ingolstadt kamen die schweren Belagerung-- geschütze, Bayern, Württemberg, Baben, Sachsen schoben ihre Reserven nach, stündlich passierende Eztrazüge brachten frisches Pferdematertal, Proviant, Fourage und Liebesgaben aus dem gesamten Deutschland, und von Paris kamen in endlosen Zügen die Verwundeten nnd Rekonvaleszenten, deren Parole: ,Heimat" lautete. Brigade-, Negimenterwetse wurden die bayerischen Truppen zur Sicherheit der Hanpteisenbahnstrecke kom mandiert. „Alle zwei Tage auf Wache!" das war die Parole, nnd die braven, blauen Jungens waren zu frieden, wenn'sie aus die Wache ziehen mußten mit dem Bewußtsein: „Du hast ja die letzte Nacht geschlafen. Die Gott will — nttn kann'- wieder zwei «ächt« durch» Sehen!" In dieser Situation steckte auch bas I. bayerische Jägerbataiüon. Drei Ta,,emSrfck« vor Puris bekam es an einem Sonntag den Befehl: „AuSritcken zur Sicherung der Linie!" Sin Befehl ist Bsfehl, nnd er wird um so strenger im Kriege gehandhabt. Der Kommandeur, Major von Krafst, formierte seine Truppe, gab nach den -«zeichneten Troquis die Infor mationen an di« Hauptleute und dann ging'- kos. Es geht sodann in fortlaufenden Nummern weiter, bis der Tarif mit den Worten schließt: 946) Kindcrspielzeug aller Art und Teile davon; auch Christbaumschmuck ..... 1<t,—" In dem ganzen Zolltarif findet sich, abgesehen von den Anmerkungen, kein einziger selbständiger Satz, sondern lediglich die Aufzeichnung der oben bezeichneten Tarifnlnnmern. Man sieht, der ganze, dem Reichstage vorgelegte „Zolltarif" ist überhaupt nichts Selbständiges, sondern hat zur notwendigen Voraussetzung den oben mitgeteilten Latz des 8 1 Abs. 1 des Zolltarif gesetzes: Bei der Einfuhr usw. Der ganze Tarif ist daher, wie der Abgeordnete Lenzmann mit vollem Rechte ausführte, rechtlich ge rade so zu beurteilen, als ob er wörtlich zwischen dem Abs 1 und Abs. 2 -es 8 1 des Zolltartfgesetzcs abgedruckt wäre. Daraus erhellt zweifellos, baß er als ein Teil, als ein Absatz des 8 1 dieses Gesetzes anzusehe» ist. Nun sagt die Opposition, insbesondere auch die Ab geordneten Haase und Lenzmann: Artikel, Zolltarif position, Nummer ist ein und dasselbe; folglich muß nach 8 19 -er Geschäftsordnung jede Tarisposttion einzeln diskutiert werden, insbesondere einzeln zur Ab stimmung gelangen. Einen Beweis für diese Behauptung haben sic nicht einmal angetreten. In dieser Behauptung liegt aber gerade der Grund irrtum. Wie wir oben nachgewiesen, ist der Begriff „Artikel" gleichbedeutend mit „Paragraph" und lediglich mit dem Begriff Paragraph. Oder würbe etwa jemand folgendes Gesetz vorlegen?: 8 1. „Bei der Einfuhr von Waren in das deulsct-e Zollgebiet werden Zölle nach Maßgabe des nachstehenden Zolltarifs erhoben: « 2. Roggen . » 6,50 8 -9. Weizen und Spelz 6,50 Nein, der ganze Zolltarif kann nur mit allen seinen Positionen vernunftgemäß unter einen ein zigen Paragraphen gebracht werden und darum muß er gerade nach dem 8 19 Abs. 2 der Geschäftsordnung, welche bestimmt, daß die Artikel oder Para graphen einzeln zur Debatte und zur Abstimmung zu komme» haben, an sich als Ganzes zur Diskussivii und Abstimmung gestellt werden. Nur auf besonderen Beschluß des Reichstages kann von dieser Bestimmung abgewicheu und über Teile eines Paragraphen, heiße» diese nun Absätze vder Positionen vdcr Nummer» oder Ziffern, getrennt diskutiert nnd abgestimmt werde». Aber ein solcher Beschluß ergeht nur aus Zweckmäßig keitsgründen. (Vergl. auch Diskussion nnd Abstimmung über 8 5 des Tarifgesetzes.) Der ganze Streit über die Zulässigkeit, deu Taris als Ganzes zu dtskuttcren und zur Abstimmung zu bringe», ist daher keine Rechts-, sondern eine Zweck mäßig k ei tö frage. Warum entgegen früheren Gewohnheiten letztere Frage bet der gegenwärtigen Sachlage von der Mehrheit diesmal anders entschieden worden ist, das weiter auszu führen, erscheint überflüssig." Deutsches Reich. H Leipzig, 8. Dezember. (Sammel ruf gegen die Sozialdemokratie.) Das „Vaterland", das Organ des Konservativen sächsischen Landesver eins, ruft an erster Stelle die Ordnungsparteien zu ge schlossenem Vorgehen gegen die Sozial demokratie auf. Schon sei in Sachsen die größere Hälfte der Reichstagsmandate im Besitze der geschworenen Reichsfetnde und in einerweiteren Anzahl von Wahlkreisen habe bei den letzten Wahlen ihren Kandidaten zum Siege nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Stimmen gefehlt. Die Uneinigkeit im ordnnngsparteilichen Lager habe diese Lage verschuldet. Möge es auch einige Selbst überwindung kosten, einem Nationalliberalen oder Re former seine Stimme zu geben, so müsse eben der Gedanke an den höheren Zweck über die Mißstimmung hinweg helfen. Der Artikel schließt: Wir müssen ohneHintcr« gedanken und mit der ehrlichen Absicht, unseren Verpflichtungen getreulich uoch- zukommen, ans dem Wege der Verständigung der Par teien zur Ncberwtnbung der Reichsfeinde rubig beharre» lind alles vermeiden, was die unerläßliche Einigung schädigen könnte. DieZeiten sind zu ernst, als daß auch nur eine der Ordnungsparteien dem Kultus deS Fraktionsegoismus sich hingeben dürfte. . ." -t- Vertin, 8. Dezember. (Das Zentrum und die Deutschen in Oesterreich.) Die „Kölnische Vvlksztg." benutzt die Empfindlichkeit der „Neuen Freien Presse" über die bekannte Auslassung deS Abgeordneten Richter dmsichllick, der Zustände im österreichischen Parlamente, um den Deutschen in Oesterreich einige Hiebe zu versetzen. Wenn das rheinische Blatt seslstellt, daß nicht nur Herr Richter, sondern wohl jeder mußte an dem Hindernis zerschellen, entgleisen, wenn es nicht hinweggeschafft werden tonnte. Der Fähnrich zog die Uhr, dann erblaßte er. „Alle Mann ran!" sagte er. „Bis zur letzten Selbst aufopferung. Nun kommt der Extrazng mit dem Kron prinzen Friedrich und dem bayerischen Jnfanterieleib- regiment. Ran an die Arbeit, wir müssen ein fürchter liches Unglück verhüten." Und wie die Löwen stürzten sich die braven Jungen auf die Arbeit. „Ruck — Ruck!" so ertönte cs aus ihren Reihen. Mit Gewehrkolben wurde das Hindernis aus der Erde gerissen, die Minuten wurden ihnen zu Stunden. „Ruck! rnck!" „Vorwärts, vorwärts", befahl der Fähnrich und legte sich auf die Erde, nm mit seiner schwachen Körperkrast das Menschenmöglichste zn tun. Und „ruck! ruck!" Eine Seite war frei. „Um Jesus Willen, vorwärts!" „Rnck, ruck, ruck, ruck!" Die Jäger keuchten, die letzte Kraft wurde angespannt, um das verbrecherische Hindernis zu entfernen. „Ruck! ruck!" Nun hörte man den Zug über die große Brücke voll Bionville donnern. Noch ein kleines Wäldchen trennte ihn von seinem Verhängnis. „Ruck! rnck!" Finger krallten sich In dem gefrorenen Erdreich wund. Noch drei Zoll lag die gefahrdrohende Eisenschtene auf -em Geleise. „Um Jesu Willen! Ruck! ruck! Jungens ran! Ruck! ruck!" Jetzt wurden die Lichter der Maschine an -er Biegung deS Walde» sichtbar. Höchsten» tausend Meter. „Ruck! ruck!" Immer näher kam das Feuerauge. Der Boden fing an zu dröhnen, die Schienen zu singen. „Um Jesus Willen, noch einen Ruck!" Im nächsten Moment sauste der mit zwei schweren Ge- btrg»lokomotiven schier endlose Train vorbei, ahnungs los der Gefahr, der er entgangen war. Betäubt von dem Luftdruck, erschöpft von der unmensch lichen Aufregung, standen di« braven Jungen bei Sette und starrten -em roten Lichte der Schlublaterne nach, die in der Lerne im Nebel verschwand. Sie alle wußten, sie hatten eine große Tat vollbracht, aber nun. wo -ie Gefahr vorüber war, nun erst zitterten sie vor der Größe der- selben. Bom Himmel tanzten noch immer die Flocken -srnieder und hüllten Mutter Erde in »in schneeige» Kleid. „Na, Jungens, los", befahl der Fähnrich, wie von einer glücklichen Eingebung erfaßt. „Die Gefahr ist über wunden. N«n laßt nn» die Kerle finden, die sie derauf- beschworen. Der erste Schnee, baS ist der Veste Leitvund, wir werden sie finden!" Ein kräftig«» „vprrah!" lohnte diesen Besehl, und nun gttig'S an da» Nachforschen. Und da» xoar Nicht schwer. Gar bald hatte einer der Jäger Fußspuren heraus gefunden, die nicht den bayerischen Militärstiefel» ange- hvren konnten. Sie führten feldeimvärts, auf ein Gehöft zu. „Bravv!" sagte der Fähnrich, „Junge, ich sehe, du warst in deiner Heimat entweder ein Jäger vder ein Wildschütz " „Dös letztere bin i g'wesen", meinte Ser Jäger be scheiden. „I woaß halt nur gar zu guat, wie man einem Fuchs auf die Spur geht." „Schön, schön", murmelte -er Fähnrich, „aber trotz dem los." Jetzt kam den jungen Kämpfern das Schicksal zu Hülse. Der Mond, der sich so lange versteckt Hane, brach durch die Wolken nnd beleuchtete ihre Pfade. Der Jäger, der „Pfadfinder", ging voran, hinter ihm her die ganze Korporalschaft, das schusifertige Gewehr in der Rechten. Wohl eine halbe Stunde lief der Pfadfinder feldcin- wärts, da machte er vor einem Gehöfte Halt. „Hier fand sie, Herr Fähnrich", sagte er, „was be fehlen Sie?" „Das Haus ivird umzingelt, die Bewohner heraus geholt!" lautete die Antwort; die Jäger hielten Rat. Ma» war sich bald einig. Dreizehn Mann besetzten das Gehm't nnd fünfzehn begehrten Einlaß. Die Haustüre war offen. „Ein böses Omen", meinte der Sergeant Meyer. „Fähnrich, sehen Sie sich vor!" „Ist kein Licht da ?" fragte dieser etwas unruhig. „Jawohl, Licht ist hier, Herr Fähnrich." Einer von den Jägern zog eine Kerze aus der Tasche, diese wurde entzündet, nnd mit Hülfe ihrer Leuchtkraft ging man au bi« Untersuchung beS Hauses. E» dauerte gar nicht lange, so traf man auf ein Gemach, in dem vier Männer schliefen. Schweigend wurden sie beobachtet. „Sic stnd's", sagte -er Fähnrich. „Seht Ihr noch die frischen Schneespuren an den Füßen?" Und in der Tat: Ss zeigten sich noch die letzten Ueber- reste de» ersten Schnee». Sofort wnrbe an ihre Verhaftung geschritten. Es ,var -er Maire des Dorfes, sein Schwager nnd zwei Freunde. Der Fähnrich war aber ei» ganzer Mann; er hielt eine gründliche Hauönntersuchung, und da wurde rar manche» gefunden, was noch mehr ausschlaggebend kür di« Schuld der Gefangenen war. Sie wurden elngelicfert, und zwei Tage später krachten nach kriegsgerichtlicher Entscheidung, drei Salven — sie hatten ihr beabsichtigt«» Mör-enwrrt mit dem Tode bezahlt. Der junge Fähnrich aber ist sofort Leutnant geworden, die „Spürnase" Unteroffizier, und heute werden sie — wohl längst schon in Staatsstellungen — des ersten Schnee» gedenken, der ihnen dnn»al» zur Ermittelung der Bep, brscher dienlich nwr.
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