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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021211027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902121102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902121102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-11
- Monat1902-12
- Jahr1902
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sssv hauS nahm die dritte Lesung der Gesetzvorlage, betreffend die Eins.tzung einer Behörde für die Wasserversorgung Londons, mit 104 gegen 28 Stimmen an. Orient. Griechisches Kabinett. * Athen, 10. Dezember. Auf Wunsch des Königs über nahm Karapanos vaS Marineportefeuille. An seiner Stelle wird Zygomalas Justizminister. Die neuen Minister leisten am l l. Dezember den Eid. ' Das Kabinen beabsichtigt die Ausgaben in allen Ressorts erheblich ein- zuschränkcn. Afrika. Fertigstellung des großen RildammcS. * Assuan, 11. Dezember. (Telegramm) Der große Damm in der Nabe Assuans ist am >0. Dezember in feier licher Weise eröffnet worden. An der EmwechungSfeierlichkeit nabm das diplomatische Korps, darunter als Vertreter deS deutschen Kaisers Generalkonsul v. Müller teil. WS der Kbedive und die geladenen Gäste an dem großen Damm eingetroffen waren, hielt der Minister der ö'fent- lichen Arbeiten eine Ansprache an den Kbedive, in der er die großen Dienste derjenigen von Herzen anerkannte, welche hauptsächlich an der Durchführung des großen Werkes beteiligt sind und die Mitbülse gleicherweise Hervorbob, die von den Commissaren der öffentlichen Schuir geleistet wurde. Nach einer Erwiderung des Khediveö setzte die Herzogin v. Connaugbt auf Ersuchen deS Kbedive den letzten Stein in den Damm. Hierauf sprach der Herzog v. Connaugbt dem Khedive reinen Dank für die Einladung zur Eröffnung des großen Werkes aus und dankte dem Unterstaatssekretär der öffentlichen Aibeiten und den übrigen Beteiligten an dem Unlernebmen und hob das Entgegenkommen der Kasse der Lffeuilichen Schuld hervor, welche einen erbeblichen Teil der nöligen Geldsummen bci- gesteuert hat. Alsdann setzte der Kbedive die Maschinerie in Bewegung und öffnete die fünf Schleußen, durch die das Wasser sich mit furchbaren Rauschen ergoß. Nach der Feier begaben sich die Festteilnehmer an Bord von Dampfern nach Assuan zurück, wobei sie als Erste die Dampferschlensen des großen Dammes passierten. Militärisches. * Danzig, 10. Dezember. Der Generalmajor v. Mackensen, Generaladjutant und Kommandeur der L-ib-Huiaren-Briaade in Longfuhr, hat nach der völligen Wiederherstellung von seiner durch Sturz mit dem Pserde erlittenen Verletzung nunmehr den Dienst bei der Brigade in vollem Um'anqe wieder ausgenommen, nachdem er fast drei Monate hindurch dienstunfähig gewesen war. Gerichtsverhandlungen. k'. Chemnitz, 10. Dezember. (Ein internationaler Hoch- stapler.l Im März dieses Jahres ging durch die Presse die Nach richt von der Verhaftung eines Verbrechers, dessen ungewöhnliche Intelligenz, gepaart mit außerordentlicher Frechheit, die unglaub lichsten Schwindeleien fertig brachte. Es handelte sich um den vielgenannten vr. pkil. et weck Wenge, der sich vor der 3. Strafkammer des hiesigen Königlichen Landgerichts zu verantworten hatte. Gleich zu Beginn der auf mehrere Tage an- gesetzten Verhandlung lehnte der Angeklagte Len die Verhandlung leitenden Vorsitzenden Direktor Opp ab, weil ihn dieser durch die Worte „es werde mit seinem Wissen nicht weit her sein" beleidigt habe. Tatsächlich hat er auch Privatklagc erhoben. Der Ableb- nungsantrag wurde natürlich zurückgermescn. Der Angeklagte ist am 16. Oktober 1867 als Sohn eines gänzlich unvermögenden Bürstenmachers in Leipzig geboren, er besuchte nach der Kon- sirmation die dortige Gewerbeschule, hospitierte dann an der Uni- versität und studierte Chemie. Herbei stahl er für 150 ./L Chemi kalien und erhielt mit 18 Jahren die erste Strafe in Höhe von 4 Wochen Gefängnis. Im Jahre 1885 aber wurde er berecks wegen Wechselfälschung rc. zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen Diebstahls ferner wurden ihm in Berlin 1886 zwei Jahre Gefängnis zuerkannt, zu denen noch eine in Leipzig erkannte dreimonatige Zusatzstrafe trat. Nach Leipzig zurückgekehrt, trat er zu Studenten in Beziehungen und stahl einem derselben 80 ^4, wofür er 1888 wieder ein Jahr Gefängnis erhielt. Nun mehr wurde der kaum Zwanzigjährige zum Hochstapler. Er legte sich den Titel vr. pbil. bei und verwble sich noch 1889 mit einer hochachtbaren jungen Dame, bis er bald daraus verschwand und in Hamburg ein Patentbureau eröffnete. Der neubackene Anwall vr. pllil. Carl Heinrich Wckther Wenge verlobte sich schleunigst auch hier, obwohl die erste Verlobung noch bestand, ließ sich von seiner neuen zukünftigen Schwiegermama Dailehen aus Darlehen geben und verschaffte sich wffsenschaitliche Bücher im Werte von 1200 ohne natürlich den Buchhändler zu bezahlen. Als die zweite Braut die Verlobungsieier von der Zustimmung ihres ab wesenden Vaters abhängig machte, traf ein Telegramm mit „Ja" ein, das W. natürlich selbst ausgegeben hatte. Er siedelte aber bald nach Berlin über, beschäitiate sich dort angeblich mit wissenschast- lichen Dingen, ließ sich als Mitglied der königl. Akademie der Wissen schaften in einen vornehmen Club einführen und verlobte sich hier mst einer gut situierten Dame zum dritten Male, um auch hier die Schwiegermutter fortgesetzt anzuzapfen. Als ihm in der Reichs- Hauptstadt der Boden zu heiß wurde, ging er nach Glückstadt, wo er als vr. pkil. et mecl. und „Außerordentliches Mitglied der kgl. Akademie" ein technisches Bureau ei öffnete. Die Herrlichkeil dauerte aber nicht lange, denn W. wuide am 14. März 1890 vom Landgericht Flensburg zu 4 Jahren Gefängnis und 5, Tage später in Hamburg zu weiteren 2 Jahren verurteilt. Am 27. Avril 1891 brach er mit noch drei anderen Sträflingen aus dem Glückstadter Gefängnis aus, wurde aber bald darauf erwischt und nach Berlin gebracht, wo er zu l Jahr Gefängnis und anjang 1892 zu einer Gesamtstrafe von 6 Jahren Zuchthaus ver urteilt wurde, während die schon verbüßte Zeit in Anrechnung kam. Anfang 1896 entlassen, lebte er wieder als „Privatqelehrter" vr. pllü Wenge in Charlottenburg, verheiratete sich hier mit der Tocht.r eines pensionierten Schutzmannes und ging dann nach Leipzig, wo er eine Wohnung im Preise von 3000 ./L bezog. Als ihm jedoch die geborgten Möbel wieder abgenommen worden waren, wohin« er in einem Hotel und prellte schließlich den Besitzer um eine namhafte Zeche. Während er h eriür zwei Jahre Ge fängnis verbüßte, wurde seine Ebe geschieben Aus der Strafanstalt Hoheneck entlassen, gründete er 1900 in Berlü «ine „Allgemeine Naturforscher-Zeitung", trat mit namhaften Gelehrten, darunter auch dem verstorbenen Professor Virchow, in Verkehr und lebte schließlich längere Zeit in Paris, um dort statt findenden Kongressen beizuwohnen. Zwei Berliner Buchdrucker, welch« die Zeitung druckten, mußten ihre Unvorsichtigkeit mit 1900 .« bezw. 750 büßen. Hiermit beginnt Vie Reihe der noch un- griühnten Straftaten. Im Frühjahr 1901 tr,t er in Beziehungen zu einer jungen Lehrerin in Magdeburg und veranlaßte diese, ihm znr Gründung eines Internationalen Zeitschriften-Berlage „Humboldt" in Leipzig 850 zu geben, während ihre Schm ster ebenfalls eine Lehrerin, ihre Eriparnisse in Höhe von 1000 vor- streckte. Natürlich war das Geld verloren, da es dem Angeklagten mit der Giündung gar nicht ernst war Auch 300 die er von dein Oberarzt einer iächjischen Laiidcsanstalt, bei dem er verkehrte, geliehen hatte, waren verloren. Gelegenilich einer Hochzen in Le pzig lernte W um Weihnachten 190l eine junge Lehrerin aus Chemnitz kennen, stellte nch als Doktor zweier Fakul täten und Redakteur einer in Paris erich inenden Wissenschaft- lichen Zeitung vor und knüpfte mit der Dame cm Beibältnis an, bas zur 5. Verlobung führte. Hierbei vrang W. daraus daß u. A auch der Fürst von Monaco nnd Baron Rothtchild in London eine Verlobungs- anzeige erhielten. Bemerken weit ist, daß der Angeklagte gleichzeitig mit einem Liebcsbriei au leine Braut eine Offerte au« ein Heirals- gesuch in Len Briefkasten steckie, in welchem er sich als den Lpröß- ling eines alten französstchen Adelsgeichtechtes bezeichnete und angab, er habe in Paris eine elegante Villa und lebe dort leinen Privatstudien Die neue Blaut gab ihm zur Ein- richiung einer Wohnung in London 500 ./Zl, weiqertr sich aber, ihm nach Köln a. Nh. weitere 600 zu senden, da sie inzwischen durch die Polizei aufgeklärt worden war. Aber auch hier war der Angeklagte, der sich ihr gegenüber Vr. Wenk genannt hatte, noch obenaui und erklärte, der verfolgte Wenge sei sein Stiefbruder, der ihm schon viel Aerqcr gemacht habe. In London endlich wurde der Verbrecher dingfest gemacht. Vermischtes. O. Brannschweig, 11. Dezember. (Privcr ticke st ramm.) Zwei Lehrlinge des Barbiers Halbfaß wurden diese Nacht durch Kohlengas getötet. — Wien, 11. Dezember. Wie die „Neue Freie Presse" meldet, starb Baron Gundakar Suttner gestern auf Schloß Hermansdorf. — In einem Brunnen verschüttet. Ans Brünn wird der „N. Fr. Pr." geschrieben: Als am Mittwoch, den 3. d., der Maurer und Brunncnmachcr Eduard Kellner aus Bochlitz in dem 17 Meter liefen Ziehbrunnen deS Grund besitzers Jobann Becha in Zabrdowitz bei Mäknsch- Ktoman eine Reparatur voizunebmen halte, stürzte plötzlich der Brunnen ein, und Kellner wurde unter dem Gerölle begraben. Die Bergungsarbeiten waren eist nach füniuntfünszigstündiger Anstrengung von E folg gekrönt; Freitag, den 5 vsS., abends winde Kellner zu Tage geföidert. Durch den Emsturz batte er eine schwere Kopf wunde erlitien. Er erzählte, daß er während seiner sechs- undsnnszigNündigen fürchterlichen Gefangenschaft nur dreimal das Bewußtsein erlangt habe. Kellner wurde gestern nach Brünn in die Landes-Krankenanstalt gebracht. --- Paris, 9. Dezember. Die Entführung der Cordelia Le Platz durch Or. Maiccke bcjchä'tigt noch heute die gesamte Presse. Romeo und Julie interessieren eben auch mir der Schutzbrille uno dem Siaubmaniel im Automobil. Man bat herausgefunden, daß der Kraftwagen, auf dem das verliebte Paar entkommen ist, aus der Niederlage der Frau Dupr6 in der Avenue de la Grande Armee stammle. Frau Dupre in nie mand anders «als die ehemalige Tierbändigerin und Se>pentin- länzeriu Bob-Walter.DieReporter baden sich beeilt, sie auszusuchen und auözufra en. Frau Bob-Walter bat indessen ,m wohl verstandenen Jniciesse ihres Geichäsrs sich gehütet, das Ziel der Reise der Flüchtigen anzugeben. Sie hak sich damit begnügt, zu schildern, wie sorgsam Or. Mareile den Eni- sührungsplan vorbereitet halte. Er sei zu ihr gekommen und habe das Automobil zu mieten gewünscht, auf rein sie jüngst bei der Wettfahrt in Deauville- Trouville 90 Inn in der Stunde zurückgelegt Hai. Sie habe cZ ihm zu einer Probefahrt überlassen, die unter Führung des besten Mechanikers ibrcS Gescheutes aus- ge cichnet ausgefallen wäre. Daraufhin bade Or. Mareile das Gefährt sür unbestimmte Zeil gemietet mit der Anweisung, cs jeden Augenblick zur Abfahrt bereit zu hallen. DaS sei ge schehen. Der lunge Arzt habe daraus das Automobil in drei Tagen viermal requiriert, ohne daß cs ibm gelungen wäre, seinen Plan auszuiühren. Benn fünften Male aber sei die Entführung der Schönen geglückt. DaS Pärchen habe in Maiwus-Lafsille Sporikleider angelegt und sei dann nach dem Lankgiue der Familie eines Studienfreundes MarcileS weiter gefahren, wo ein festlich.S Mahl seine, gewartet hätte. Mit emcin vielsagenden Lächeln hat Frau Bob-Walter hier die Geschichte der Flucht abgebrochen, die ohne Zweifel dem nächst mit einer Hochzeit schließen wird. —- Pariser Lupus. Aus Paris wird der „Frist. Zeitung" berichtet: Eine Neuerung hat sich in der letzten Zeit im Leben der vornehmen G efellschaft vollzogen, eine Neuerung, die nicht ohne Eins.uß auf die Mode ge blieben ist. Im Laufe der letzten zehn Jahre haben die Pariser Schneider eine neue Art der Toilette cingcführt: die R e st a u r a u t - T o i l e tt e. Daß diese nötig wurde, zeigt, wohin die Entwicklung ging. Der verlängerte Aufenthalt der Fremden in der „Villo lumioeo", die zu nehmende Schwierigkeit, verläßliches Hauspor'onal zu be kommen, der Reiz einer gut servierten Mahlzeit ohne per sönliche Verantwortlichkeit, alles das zusammen zieht die Gesellschaft vom heimischen Herde fort nnd in die R e st a n- rants. Ein liäusiger Besuch dieser Lokale gehört jetzt geradezu zum gesellschaftlichen Leben. Häufig folgt einem Diner eine „8oriio « n Imncks", nnd elegante Frauen be reiten sich daraus vor. Sic setzen sich, mit den Hüten auf dem Kopf und kostbaren Pelzen um die bloßen Schultern, zu Tisch. Der Anblick dieser Tafeln, die mit Spitzcutisch- tüchern und Blumen verschwenderisch gedeckt sind, und an denen die Frauen in Gesellschaftskleidern mit Hüten sitzen, entzückt die Teilnehmer, nnd sie finden nichts bezaubern der als die Damen, die ausgeschnittene Kleider und Hüte dazu tragen. Diese Mode wird wahrscheinlich um so länger andaucru, als die Frauen dem 18. Jahrhundert alle Anmut entlehnen, um sich zu schmücken. Tie haben plötz lich mit den strengen Linien der Ernpirezcit gebrochen, nm die gewundenen Linien der Zeit Ludwigs XV. wieder auf- zunehmcn. Ein Tiner, an dem vor kurzem sechs elegante Damen und Herren teilnahmen, war z. B. folgendermaßen arrangiert: Ein großes Eßzimmer mit Buffet und An richte aus Hellem Holz, reich mit köstlichen Blumen ge schmückt. Auf dem ovalen Tisch lag über hellblauem Grund ein Tischtuch aus seinem Batist mit Stickerei in englischem Stil; um jedes Gedeck e' Jntrustatiouen von Lureuil- spitzc, und eine languettiertc Spitzenfalbel lief um den ganzen Tisch. In seiner Mitte stand eine Marmorgrupve der „Drei Grazien" von Falconnet, die einen Korb hielten, aus dem Rvscugewinde über den Tisch fielen; an beiden Enden standen zwei aus getriebenem Silber gefertigte Aufsätze mit Wachskerzen, und' elektrisches Licht über flutete den Tisch. Das Geschirr seltenes Porzellan, die Gläser nnd das Silber von tadellosem Geschmack. DaS Menu war in b'uiret aus Karten mit Zeichnungen km reinsten Stil Lonis XV. gedruckt. Die Toiletten waren ein wundervolles Gemisch von Seide, Stickerei, Chenille, Bändern, Gold und Silber, Flitter, Blonden, Falbeln, stilvollen Arnnbündern nnd Zieraten; reiche Spitzen ließen den viereckigen Ausschnitt hcrvvrtreten. Bon be- ondercr Schönheit waren die Hüte. Einer war aus ge wundenem Jllusionstüll, auf dem hier und da ein Herme- linschwanz und einzelne Rosen saßen; ein anderer bestand aus Tüll mit Gvldstrcifen und Parmaveilchen. Einige waren weiß aus Tüll, Gaze oder Spitze, andere aus Blumen oder Flügeln gebildet. Ucber die Schultern ielen prächtige Stolen aus Hermelin, innen mit Falbeln aus rosa, blauem oder weißem Scidennmsselitt, und aus dem Pelz prangten goldene oder silberne Schnüre, die das reiche Aussehen der Toiletten noch erhöhten und einen guten Gegensatz zu dem duftigen Spitzengewebe bildeten. An allen Fingern 'blitzten Ringe. Die Juwelen werden ans Reifen gesetzt, und Form nnd Fassung sind antik. Ein feiner Diamantstaub erhöht die Wirkung der großen Brillanten, die wieder ebenso beliebt sind, wie Rubinen oder Smaragde. Perlen sind am modernsten in einem Halsband, das lose getragen wird, weil die Berührung mit der Haut ihren schönen Glanz erhöht; man trägt lange, künstlerische Ketten mit schönen Anhängern, hier- nnd dorthingcsteckte Broschen nnd Nadeln, sowie Vibelots aus Gold oder Email. So prächtig geschmückt, hüllen sich die hübschen „Mondainen", so bald die Mahlzeit beendet, in tastbare Pelze, gehen in ein Theater nnd enden den Tag in einem anderen Restaurant. ---- Brüssel, 10. Dezember. Eine Feuersbrunst zer störte gestern abend in der Rue Gallait im Vororte sckärbek drei Fabriken: die Firnisfabrik von Hittecker und die Möbelfabriken von Buytink und Mignot. Der Sachschaden beträgt 590 000 Franken; die Fabriken be schäftigten 350 Arbeiter. — Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftung der Gründer und Inhaber der Oaisso luternationalo pour Io Oommorco et i'Iwiiu-trio de Cooinan, Aimö Hutt und Auguste H»tt. Das Gericht hatte am Montag den Bankerott der Kasse erklärt und erließ die Der- hastunasbefeble nach einaehender Prüfung der beschlagnahmten Geschäftsbücher. De Cooman wurde in Tournai beim Verlassen des Handelsgerichts festgenommen, die Gebrüder Hutt von ihrer Brüsseler Wohnung in das Gefängnis von St. GilleS ab «efübrk. (K. Z ) — Stockholm, 10. Dezember. Heute abend fand in Gegenwart deS Königs nnd mehrerer Mitglieder der königlichen Familie die feierliche Verteilung der vier großen Nobelpreise für das Jahr 1902 statt. Die Preise erhielten: für Medizin: Or. RonaldRoß -Liver pool; sür Chemie: Professor Emil Fischer-Berlin; für Physik: Professor Lorentz-Leiden nnd Professor Zcemann - Amsterdam, jeder zur Hälfte; für Literatur: Professor M o m m sen - Berlin. Or. Roß, Emil Fischer nnd Lorentz waren anwesend, während die Gesandten von Holland und Deutschland die Professoren Zeemann und Mommsen vertraten. Die anwesenden Preisgekrönten nahmen unter lebhaftem Beifall der zahlreichen Anwesen den den Geldpreis, das Diplom nnd die große goldene Nobel-Medaille aus der Hand des Königs entgegen. — Stockholm, 11. Dezember. Bei der gestrigen Ber- teilnng der Nobel-Preise teilte der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Professor Thecl, mit, daß die Zu erkennung des physikalischen Preises an die holländischen Professoren Lorentz und Ze em an für deren ge meinsam ansgcführtc, bahnbrechende Arbeiten über den Zusammenhang zwischen optischen, elektrischen nnd magne tischen Phänomenen, die Verleihung des chemischen Preises an den Professor Fischer-Berlin sür seine ver dienstvollen synthetischen Arbeiten über die Zuckerarten erfolgt sei. — Honningsvaag lNorwegcn), 10. Dezember. Infolge heftigen westlichen Sturms sind seit vorgestern fünf Boote mit zusammen 17 Mann Besatzung unter- gegangen. --- G>oßwardci», 11. Dezember. In der hiesigen Gas- sabrik explodierte eine Anzahl Reinigungsretorten. Die Däcker des Magazin- und Retorten-Gebäudes wurden fort» geschleudert. An den umliegenden Häusern wurden die Fmster zertrümmert. Veilusle an Menschenleben sind nicht zu beklagen. --^V. Ucber ein furchtbares Eisenbahn-Unglück, das einen Militärzug bekras und wobei 54 Soldaten meist schwer ver wundet und 3 getödtel wurden, berichten rujsiscke Blätier. Der von der Station Grodekowo abgegangene Militärzug batte bei der Station Licbedesa eine Anböhe, die aber verschiedene kleine Plateauö aufwies, hinaufzufabren. Hierbei — die Steigung war stellenweise eine sehr beträchtliche — rissen eie vier letzten Wagen des Zuges sich ab, blieben aber, da der Zug sich gerade aus einem Plateau befand, stehen, während die rolomoitive mn den ersten Wagen weiter fuhr. Erst nach dem der Zug eine Werst weiter gefahren war, bemerkte der Zugführer, daß die anderen Wagen fehlten. Um nun die loögerisscnen Waggons w'ederzubolen, fuhr der Zug die Strecke zuiück. Unglückliche, weise rissen sich wieder sechs Wage» los, rollten mit furchtbarer Schuelligkeit tdalabwärts und prallten mit voller Wucht auf die übrigen hier stehenden Waggons. Als erster dastehend, hatte der OffizierSwaggon die volle Wucht des Zusammenstoßes amzusangen, und wurde stark beschädigt zui Seite geworfen. Es gab eine Menge verwundeter Soldaten, 54 Mann, drei Mann wurden gelöret. Der Kommandeur der Truppenableilung erlitt eine starke Rückennrarkerschütlerung. Lücherbesprechungen. Marie Vermahnen, Roman von JoscphLauff,2. bis 6. Auflage. Verlag von Albert Ahn in Köln. Ein« Roman vom Niederrhein, in der Form, besonders im krassen Wechsel zwischen Tragik und Komik ziemlich maniriert ausgc- führt, aber in seinen leidenschaftlich bewegten Scenen doch von guter Wirkung. In der Titelheldin ist eine Art Louise Lateau geschildert: ein historisches Weib, das infolge eines rätselhaften intuitiven Vermögens, mit gewöhnlichen Sinnen nicht wahr nehmbare Vorgänge zu sehen und vorherzusagen, in den ttzenich der Heiligkeit kommt und schließlich selbst an diese Heiligkeit glaubt. Aber ihre himmlischen Verzückungen finden ein Gegen gewicht in ihrer ungewöhnlich starten Sinnlichkeit. Sic gerät dadurch in einen Dualismus der Gefühle; bald schwelgt sic in asketischen Betrachtungen und Handlungen, bald fühlt sic sich mit den Fäden der heihbcaehrenden irdischen Liebe umstrickt, und das wird ihr zum Verderben. Der mystische Schleier, der ihre Persönlichkeit umhüllt, erzwingt ihr die Verehrung ihres Volkes und der Ruf, „Du bist heilig, heilig, heilig!" tont be rückend an ihr Ohr; aber dieselben Menschen, die sie erst ver götterten, beschimpfen sie maßlos, als sie ihre nackte Mensch lichkeit erkennen, und ihr bleibt nichts andres, als freiwillig den Tod zu suchen. Größere Einfachheit bei der Ausführung iväre wiinschcnswcrt gewesen, doch das Motiv an sich wirkt schon un gemein packend. O. * Fadian und Sebastian, eine Erzählung von Wilhelm Raabe. 2. Auflage. Preis geh. 3 <kk, geb. 4 -L. Verlag von Otto Janke in Berlin. Ein bitter trauriges Bticb und doch auch ein so reckst von Herzen erquickliches uno erfreu lickfes. Bitter traurig, denn es erzählt von Herzenshärte und Selbstsucht, von schwerster Schuld nnd furchtbarster Sühne. Erfreulich, weil cS den Glauben an die unwiderstehliche Mackn der Güte nnd Seclenrcinheit verkündet. Dem brutalen nnd egoistischen Sebastian steht der friedfertige, herzensgütige Fn bian, der Kindesmörderin nnd Zuchthäuslerin Marianne, die holde, unschuldige Konstanze gegenüber. Was Roheit und Unverstand versctmldet, Einfalt und Güte nehmen ihm seinen bittersten Stachel: der von Gewissensbissen gefolterte Sebastian kann in Rulst- sterben, die holdeste Samariterin scheucht die Schatten von seinem letzten Lager, und auch für den Vater de, vom Leben erlösten Zuchthäuslerin findet sie das rechte Wori, das dem Friedlofen den Frieden wieder gibt. Alle gewinnenden HcrzenStöne, die dem Amor zu Gebote stehen, hat er über diese Figur ergossen, über das liebliche Tropenkind, das dem Onkel Fabian, dem Atrappenonkel, als Vermächtnis seines in de. Fremde gestorbenen Bruders, zu eigen wird. Eine holde Blume, noch unberührt vom Erdenstaub, von Schuld und Sorge, die, als ihr eine Ahnung von beiden den leuchtenden Tag triibi, alle Kräfte der Seele anspannt, um ihre Schatten zu bannen. Lautere Poesie spricht aus ihr, mag sie dem gütigen Onkel ihre kindliche Liebe bezeigen, oder dem finsteren Sebastian scheu und doch gütchcischend näher zu kommen suchen, geduldig den schwatzhaften Knöbcnagel zuhören oder dein unglücklichen Schäfer ihr Mitleid wohltuend fühlbar machen, immer steht so wie die verkörperte Unschuld uns vor Augen, halb Kind noch in ihrer Herzenscinsalr, halb Weil, schon mit der Energie ihre: seelischen Kraft. Aus der Fülle von charakteristischen Ge galten um sie her, die mit grimmen Humor oder mildem Ernn, mit Ironie oder Härte cingrcifen in den Gang der Handlung, tritt sie hervor wie das ganz Besondere der Menschheit, das zn emvsindcn rind zu gestalten nur dem Dichter von Goues Gnadcn verliehen ist. Neben dem Dichter kommt in dieser Er Zahlung aber auch wieder der Denker Raabe zu seinem Recln und der slarkgeisrige Humorist, der alle Tinge in der Welt mir einem Lächeln abzulnn scheint nnd in Wahrheit doch allem Hohen höchstes Verständnis und allem Heiligen tiefste Ehrfurcln enrgcgenbringr. Ein jedes Buch von Raabe wird in den meisten deutschen Familien als.Weihnachksgabe mir Freuden entgegen genommen werden, dieses aber eigner sich noch ganz besonders dazu, denn in ihm ist viel von den süßen Dingen die Rede, die den Weibnachrsbaum schmücken. O. Kleineleut Geschichten eines altberliner Junggesellen. Don Joseph H. Damrosch. Inhalt: Lcnchen. — Der verschwende rische Geizhals. — Mara Ziegenrück. — Ein Hundeleben. - Mein Vcrrcr Paulus. Preis: 1,50 -/k. Verlag von Ll. Haack in Berlin. Herzcrguickender Humor, ergreifender Ernst, künst lerische Technik zeichnen diese Lebensbilder aus. Ter Ver fasser, der bekannten Mnsikersamilie gleichen Namens zugc hörig, bieret damit ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes, welches ebensowohl der litrcrarische Feinschmecker wie der schlictne Mann mit hohem Genuß lesen wird. * * * Tie ästhetische Bildung des menschlichen Körpers. Von Oskar Guttmann. Tritte, verbesserte Auflage. Mn 98 Textabbildungen. In Originalleinenband 4 Jk. Verlag von I. I. Weber in, Leipzig. Tie ästhetische Gymnastik bilde: das ABC der Mimik, nnd ohne sic ist keine Kenntnis der letzten, möglich. Aber ohne vorhcrgegangcne pädagogische Gymnastik ist auch keine ästhetische denkbar. Soll jedoch die pädagogische Gymnastik richtig und heilbringend auSgeübt werden, so sind wiederum anatomische Kenntnisse nötig. In dem vorliegenden Lchrbuche zum Selbstunterricht sür alte gebildeten Stände, ins besondere für Bühnenkünstler, gehen der Mimik deshalb Kennt nis der menschlichen Anatomie nnd Physiologie, pädagogische und ästhetische Gymnastik voraus. Tic Grcnzboteu. Zeitschrift für *Politik, Literatur und Kunst. Verlag von Fr. Wilh. Grünow in Leipzig. 61. Jahrgang. Nr. 50. Ausgegeben am 11. Dezember 1902. Inhalt: Schulreform und kein Ende. Von Otto Kaemmel. — Deutsch-Oesterreich. (Schluß). — Die türkischen Finanzen. Von F. MooS. — Von der Religion Altroms. (Schluß). — Am Fuße Les HradichinS. Von Georg Stellanus. (Schluß). — Maßgebliches und Unmaßgebliches: Ein neues Buch über Rußland. Ein aus- aezeichneter Balte. Ein Heldenbuch. Buschens Gras Bismarck und seine Leute. — Literatur. * * Aoloniale Zeitschrift. Nr. 25. III. Jahrgang. Einzelpreis der Nummer 50 Berlin IV. Verlag der Kolonialen Zeitschrift. 1902. Herausgeber: Gustav Meinecke. Inhalt: Kolonialpolilik, Kolonialwirlsckaft, Völkerkunde. Deutsch-EnqlischeS. Von vr. Hans Waaner. — Zur Arbeiterfrage. Von Gustav Sell. — Vr. Corl Peins. Im Goldlanv des Altertums. Von W. Weither. — Kolonialwirtschaitliche Attaches. G. Meinecke. — Die Zukunft Süd afrikas. K. — Enaländer und Amerikaner in Samoa. — Sprech saal. Schule in Gideon. — Literatur. — Koloniale Umschau. — Koloniale UnterhaltunqsblStter. Der tropische Urwald. H * * Eine abgekürzte Therapie. Anleitung zur biochemischen Be- Handlung der Krankheiten von vr. mecl. Sckiüßler. 29. Auflage Oldenburg und Leipzig. 1902. Schulzesche Hosbuchhandlung und Hoibuchdruckerei (A. Schwartz). — In demselben Berlage er schien als praktischer Handleiter ein Alphabetisches Repertorium zu vr. Schüßlers .Abgekürzte Therapie" von Wilhelm Scharff. 2. wesentlich vermehrte und verbesserte Auflage. * * * TaS goldene Buch des Kaufmanns. Ein Lehr- und Lern buck, Las Ganze des kaufmännncken praktischen und theoretischen Wissens klar und allgemein verständlich behandelnd. 4. Lieferung. Leipziger VerlagShaus Arthur Schneider. „pivvolo" Spinttus- 8, »tu ttsiL-VFsn ,<AIOl»Ilvlitlampe". Er atz sür Petroleum-Ofen. Zu haben in Leipzig bei der: ^etleuxesellsebaktsürSviritusbelelichtungu.-Heizung.RoßpIatztz, I. Ausstellung der Leipziger Spritfabrik, Reichsstraße 6. Spielplan der Leipziger Stadttheater. Freitag, den 12. Dezember: Neues Tbeater: 1. Gastspiel des Köninl. Kammersängers Herrn Dbeockor vertrum. Ter fliegende HoUänder. Anjang 7 Uhr. Altes Lvearec: Monna Baun«. Anfang '/.8 Uhr. Spielvlan des Leipziger Schauspielhauses. Freitag, den 12. Dezbr.: I. Gastspiclder Frau ^gnes 8ormu. „Nora". Schauspiel in drei Auszügen von Henrik Ibsen. Sillkol L Lukebbaed Mavdt.» ksisr88tl'L88v 36, ^nrlMenm (Xltring L lleldlg), ewpüelllt seivv mit vielen Xeuliettvn aufs ld«I « li l» »I tl «utv nu-gestLttete VeidilseIit8-Lii88tkI!Mg ^verkannt gros^o 4u»vahl in Veuellue'lenl'tuuplvlen krödel'sehor lteuel>tt»t»unn»ren, LLtn«l«r»AILl»el uvä L'ni-n--^t.i»«i'«ten. krompter Versnuckt nach aUsn vrteo. billig, cröm u. weiß genreist, fertigeFensterZ^I, «ardineu-Reftc sehr billig. LIlunketl» Helelarn, Dorotdeenstr 2 Rasirmesser mit und ohne Schutz von 6 1.50 an unter Garantie -ineS guten Schnittes. 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