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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021223013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902122301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902122301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: Seiten 8987 - 8990 (2. Beilage) fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-23
- Monat1902-12
- Jahr1902
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1. LeiliP W ÄWk T WdlM M Wzer R. Kl, Aenskli, §Wbn IM. MttM-Aiisiiiibe) Amtlicher Teil. Bekanntmachung des Börsenvirstandes l. Abteilung (Fondsbörse). Wir bringen hiermit zur Kenntnis, datz die hiesigen Banken und Bankiers übereingekommen sind, am Mittwoch, den 24. Dezember, ihre Burcaux und Lasten ununterbrochen bis L Uhr Nachmittags geöffnet zu halten, alsdann aber sür den Verkehr mit dem Publikum zu schließen. Die !. Abteilung des Börjenvorstlttldes (Fondsbörse). Hatli, Vorsitzender. vr. Kiefer, vörsensecretär. Ausschreibung. Di« Lieferung von Baumpfählen und Stangen für die städtische Gartenverwaltung soll sür das Jahr 1903 vergeben werden. Die Lieserungsbedingungen können im Geschäftszimmer der städtischen Gartendirektion, Georgiring 19, Flügel L 1 Treppe, ein- gesehen, oder gegen Einsendung von 0,30 ./L einschl. Porto und Bestellgeld, die auch in Briefmarken erlegt werden könne», bezogen werden. Die Angebote sind bis zum 29. Dezember d. I., Nach, mittags 3V, Uhr, im obengenannten Geschäftszimmer der Garten direktion abzugeben. Der Rath behält sich die Theilung der Lieferung sowie jede Ent schließung ausdrücklich vor. Leipzig, den 9. Dezember 1902. Des NatheS der Stadt Leipzig Aiuagendeputation. Bekanntmachung. Die öffentlichen Hebammenprüfungen finden Montag, den 29. Dezember und > Nachmittag Dienstag, de» 39. Dezember ds. Js., j v. 3—5 Nhr fm Hörsaale der Uninersitäts-Frauenklinik statt. Leipzig, den 18. Dezember 1902. Die Direktion der König!. Hebammen,chnle. Königin Carola-Gymnasium. (2. Staatsgymnasium, Südvorstadt.) Anmeldungen von Schülern (Ha—VI) sür Ostern 1903 werden am 7. Januar 1903 2—6 Uhr, am v. 4—6 Uhr, am I«. 14—1, 4—6 Uhr im Dienstzimmer des Unterzeichneten (Elisen- straße 62, I.) entgegengenommen. Vorzulegen ist Taufschein (bez. Geburtsurkunde oder Familien- stammbuch), Impfschein, letztes Echiilzengnis. Tie Schüler sind womöglich vorzustellen. Prof. vr. Voxel, Rektor. Auf Blatt 11661 deS Handelsregisters ist beute die Firma I. Carl Hauptmanu, Gesellschaft mit bcschräuktcr Haftung in Leipzig (Elijenstraße 12) eingetragen und weiter Folgendes ver lautbart worden: Der Gesellschaftsvertrag ist am 25. November 1902 abgeschlossen und am 9. Dezember 1902 abgeändert worden. Gegenstand des Unternehmens ist die Uebernahme und Fort- sührung der von Herrn Hauptmann bereits gegenwärtig unter der Firma I. Carl Hauptmann in Leipzig, Elisenstrasie 12 betriebenen Fabrik elektrischer Maschinen, Motoren, Apparate und ähnlichen Artikel. Das Stammkapital beträgt 90000 ./L Zum Geschäftsführer ist bestellt der Elektrotechniker Herr Julius Carl Hauptmann in Leipzig. Wenn ein zweiter Geschäftsführer bestellt werden sollte, oder, wenn ein Prokurist bestellt wird, so wird die Gesellschaft nur ge- meinschaftlich durch beide Geschäftsführer oder durch de» Geschäfts führer und den Prokuristen vertreten. AuS dem Gesellschaft-Verträge wird noch Folgendes bekannt gemacht: Die Einlage des Herrn Hauptmann besteht in dem von ihm unter der Firma I. Carl Hauptmann in Leipzig betriebenen Fabrik- geschäst mit Zubehör und allen Activen und Passiven, nach dem Stand vom 1. Juli 1902, in der Weise, Last das Geschäft von diesem Tage an als auf Rechnung der ncubegrnndeten Gesellschaft geführt, zu gelten hat. Im Einzelnen werden cingebracht: 1) Die in dem bezeichneten Fabrikgeschäft in Leipzig, Clijeii- straße Nr. 12, befindlichen gesammtcn Activen an Maschinen. Werkzeugen, Maaren und Materialien, sowie Austcnständen im Werthe von zusammen Mark fünfundsechziglauftndfnnshundcrt- zwei und achtig 56 Pfg. 2) Die Gebrauchsmuster und sonstigen Schutzrechte und Er- findungen dieser Firma im Werthe von vierzehntausend Mark. Ter Gegenwert!) dieser Einlage wird nach Abzug der Passiven aus 35 000 festgesetzt, so Last hiermit die Einlage des Herrn Hauptmann voll geleistet ist. Die Einlage des Herrn Linker besteht in einer Forderung von 11076 an Herrn Hauptmann, welchen Betrag er bereits früher in das Geschäft des Herrn Hauptmann zwecks Vethcilignng als Ein lage bewirkt hat nnd in 924 ./L in baarem Gelte, welche sofort in die Gejellschastskasse einzuzahlen sind. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichsanzriger. Leipzig, den 20. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Der Verein „DaS Pflugk'sche Geschlecht" mit dem Sitze in Leipzig ist heute unter Nr. 65 in das Vcreinsregislcr eingetragen worden. Leipzig, den 20. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIL. Auf Blatt 9083 de« Handeltregister«, die Firma Metfentach, Nistarth 4k Ea. in Leipzig betr., ist heute eingetragen worden, daß die Prokura der Herren Ernst Otto Friedel und Leopold Wilhelm Alfred Fröhlich erloschen ist. Leipzig, den 20. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. IIS. Auf Blatt 10754 de« Handel«register» ist heute di« Firma I. Earl Hauptmann in Leipzig gelöscht worden. Leipzig, den 20. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht, Abth. II8. In dem Konkursverfahren über das Vermögen Le- Berlagtbuch- händler« Ernst Ludwig Heinrich Walther Fiedler, Jllhaber« der Firma: Walther Fiedler, Verlagsbuchhandlung, und der Firma: Verlag der Literaturwerke „Minerva" Walther Fiedler in Leipzig, Slrudtstraste 8, ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner ge- machten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den 2 t. Januar 1903, Vormittags 9 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Nebenstelle, Johanni«- gaffe 5, anberaumt worden. Der Vergleich-Vorschlag und die Erklärung de- GläubigeranS- schusseS sind aus der GerichtSschreiderei des KonkurSgerichtS zur Ein- sicht der Vetheiligten niedergelegt. Leipzig, den 22. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht, Abt. II Nebenstelle, Johanni«gasse 5. Konkurs-Auktion. Montag, de» 29. Dezember 1902, von Vormittags 11 Uhr an, sollen die gesammten, in der Konkur-jache des Celluloidwaaren- fabrikanten Mar Ulrich in Markranstädt noch vorhandenen Masse- bestünde, als inbesondere: Roh. Celluloid in Stäben, Coralle, Bernstein, Schildpatt, sowie fertige Maaren in Celluloidperlen und Mützenschirmen, n-bst Celluloidplatten u. v. A. m. im Auftrage des KonlursverwalterS Herrn RechtSanwalt vr. Max Berger aus Leipzig gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Tie Versteigerung findet im Saale deS Gasthofs „zur Stadt Leipzig" hier statt. Markranstädt, den 21. Dezember 1902. Herrmann, Lokalrichter. Bekanntmachung. Einbrnchsdiebstahl in Wurzen betreffend. Am 15. dieses Monats find die «achverzeichncten Gegenstände und Wertpapiere mittels Einbruchs aus einem Grundstücke der hiesigen Wcttincrstratze gestohlen worden: 3'/) SSchs. Ncntenanleihe Llt. v Nr. 18776, Jahr gang 1878 über 500 nebst Ztnsleistc nnd JinSscheinc». ZinSlciste» nnd vom 1. Januar 1903 an fällig werdenden ZinSscheinc der nachstehenden Wertpapiere: StaatSschnldcn - Kassenscheine. Serie II Nr. 359>»8 3,5o<> 1. J„nt 1852 ./L 300. - Nr. 40365 3,5 2. Januar 1855 .4 300. Sächsische Nentcnanleihe. I.it. v Nr. 5811 3/,» 1. Jnli 1876 ./L 500 Nr. 7230 3-/<» 1. Avril 1897 .//! 500 Nr. 35859 3», 1. Juli 1876 ./L 500 Nr. 8723 3"Z 1- April 1897 ./L 500 Nr. 8872 3"/, 1. April 1897 ./L 500 - < Nr. 54l5O 3 .. 1. April 1899 .« 1000 - < Nr. 54151 3«/« I. April 1899 1000 - < Nr. 64531 3o/o 1. Oktober 1900 ./< 1000 - 1» Nr. 1520t» 3»/„ 1. April 1899 .// 50,» - I'Nr. 6244 3",„1. Oktober 1900 6 200. Wnrzcncr Ltavtanlcistc. I.it. E Nr. 1818-1821 3» „ 1902 je./L 100 - .1 Nr. 1078 3 1902 ./d 1000, 250 ./L baarcS Geld in Gold nnd Silber, I FencrvcrsichcrnngS-Poltzc Gotha Nr. 2507 IVee, I runde goldene Brosche mit 3 kleinen Steinen und kleinen Diamanten, Werth 55 1 gold. gcwnildenc Halskette mit 1 gold. Herz, I rothcn nnd 1 btancn Stein, weißem Diamant, Werth 34 2 goldene Armbänder in rotem Etm mit Kettchen, Werth 2<» bis 3t» .//, 3 Hcmdrnknvpfe, Gold mit schwarzem Muster, Werth 6 vc, 1 KorallcuarmbaliS, 1 gold. Ning mit Stein < Inschrift ftON.I). Wurzen, den 20. Dezember 1902. Ter Ttadtrath. vr. Troitzich. Nutz- und Brennholz-Bcrsteiqernnq im Forstrevier Brcitcnhain bei Lncka <T.-A.). Montag, den 29. Dezember er. werden ans Abthl. 24 unter den vorher bekannt zu gebenden Be dingungen versteigert: 67 Eicheu-Blvche von 2—!4in Lange, 16-76 cm Miitcnsiärke, » "I—46 cm » - 14—31 cm - - 17—5l cm - - 48-27 cm - 15—32 Lin » töem - « I I—17 ciil - 13 em » - 12—16 em « mclirle Scheite und Klöppel, am WaldhauS, WirthschastS- streifen E. Altenburg, den 18. Dezember 1902. Die Verwaltung des Herzog!. DomäneusideieommisteS, Abteilung sür Forsten. 10 WelUviichcn-Dloche - 3— 9 m 107 Birken-Bloche - 3 — 14 m 11 Linden-Bloche - 3 —U)m 4 Kirschbaum-Bloche - 3— 5 m 170 Erlen-Blochc - 4—14 m I Fichten-Bloch - 10 in 40 eichene Niitzstncken - 2 —3,5 m 20 birkene « - 4m 473 erlene - - 2m 3 Km eichene Nntzholzscheite, 86 - buchene, eichene, birkene und 388 - Laubholz-Abraumrelsig. Zusammenkunft: Borm. 10 Uhr Königreich Sachsen. Die Kronvrinzessi« Friedrich August. * Die sächsischen Regierungsblätter, das „Dresd. Journ." und die „Leipz. Ztg.", haben gestern nachmittag die folgende, etwas dunkel gehaltene, aber jedenfalls tief betrübende Mitteilung veröffentlicht: Dresden, 22. De zember. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin hat in der Nacht vom 11. zum 12. dieses Monats in einem anscheinend krankhaften Zustande seelischer Erregung Salzburg plötzlich ver lassen und sich uttter Abbruch aller Be ziehungen zu Höchstihren hiesige» Ange hörigen ins Ausland begeben. Am könig lichen Hofe sind für diesen Winter alle größeren Festlich keiten abgesagt. Auch der Neujahrsempfang wird nicht stattfinden. Die von Ihrer Excellenz der Fran Oberhof meisterin Freifrau v. Fritsch in Anssicht genommenen Em pfänge fallen gleichfalls aus. Wir selbst erhalten über den das größte Aufsehen er regenden Fall aus Dresden folgende durchaus zuver lässige Mitteilung: Es siel auf, daß die Kronprinzessin schon zwei Tage nach der Rückkehr ihres auf der Jagd verunglückten Gemahls, am 9. d. M., nach Salzburg ab reiste, und an diese Tatsache wurden in Dresden die abenteuerlichsten und märchenhaftesten Gerüchte geknüpft. Tatsache ist, was man auch schon zwischen den Zeilen der offiziösen Erklärung lesen kann, daß die Kronprinzessin einer Neigung gefolgt ist, und zwar der Neigung zu einem auffallend schönen französischen Sprach lehre r, der am 2. d. M. ganz plötzlich aus seiner Stel lung entlassen worden war. Tas Paar ist in Genf zu sammengetroffen. Die offiziöse Mitteilung über das Ver- schwinden der Kronprinzessin ist jedenfalls daraus zu erklären, daß man mit der Berschwundencn zunächst keinerlei Fühlung hatte nnd daß mit dem Hanse Habs burg verhandelt werden mußte, da es sich um eine öster reichische Prinzessin handelt. Die Tat der Kronprin zessin erscheint völlig unbegreiflich bei einer glücklichen Mutter von vier wohlgeratenen Kindern nnd einer zu künftigen Königin. Sie ist nur durch eine geistige Stö rung zn erklären. * Leipzig, 22. Dezember. (Im Zeichen des Festes.) Treffender kann wohl kaum das Wort, daß die Welt im „Zeichen des Verkehrs" stehe, gedeutet nnd ausgclegt werden, als in diesen Tagen, ivo sich alles rüstet nnd vor bereitet für die kommende festliche Zeit, in der Jung und Alt sich unter dem strahlenden Weihnachtsbaum ver sammelt. Zum Wald ist gegenwärtig der Angnstnsplatz umgewandelt, Baum steht an Baum, und was nicht Platz finden konnte mit seinen breiten Aesten nnd Zweigen, das liegt mit Ltrvhseilen gefesselt und geschnürt nnd übereinander geschichtet am Boden. Wenige Stunden noch, nnd die grüne Herrlichkeit hat im Hanse des Armen wie des Reichen seinen Platz gesunden. Aber nickst nur die sriichgrüne Tanne wird zum 'Wegweiser des Festes, auch andere Zeichen verkünden es. Im bewegten Leben der Straßen nnd Plätze, mit ihrem reichen Lichterglanz, in all' der verlockenden Ausbreitung von Waren aller Art nnd in dem frischen, freudigen Zngc, den jetzt die 'Welt ersaßt, offenbart sich das 'Nahen der Weihnachts feier. Zwischen den Buden des Rvßvlatzes nnd am Markt, wo der Ehristmarlt aufgeschlageu, wandeln Schauende und Kaufende, und durch die Petersstraße »ud die Grimmaischc Straße entlang fluten unaufhörlich dichte Menschenmassen. Wie ein steuerlvses Boot aus hoher See treibt willenlos der Bäckerburfthe mit dem Stollen breit ans dem Kopse einher, während bochbepacktc Post wagen nnd Droschken in langsamem Tempo die vor wärts schiebende Menge zerschneiden. Man schaut be wundernd die Weihnackstsherrlichkeitcu. Hier blitzende Diamanten in den Schaufenstern der Juweliere, dort wieder an einer bescheidenen Ecke des Platzes warme Ein legesohlen sür Herren und Damen. Tie Wünsche nnd Ansprüche sind in der Welt verschieden. Für 10 Pfennige kann man schon die Erdkugel tauzen lassen, wie die freundlichen Anpreiser eines kosmischen Miniatnrlreisels verkünden, und mit wenigen Pfennigen erwirbt man sich das Reiht, den „kleinen Eohn mit samt seinem Sohn" zu adoptieren. Und dazu kommt die Attacke zahlreicher Läden aus den Geschmack des Einzelnen. Wie alle Zonen wetteifern, ihre Produkte dem Begehrenden zu bieten, so sorgt andernfalls ein Heer von Fabrikanten aller Art dasür, geeignete Leckerbissen sür den Weihnachtstisch zu bereiten. Herrliche Ltillcben der Gastronomie, nicht nnr zum Malen, sondern zum Anbeißen, bieten sich in den Schaufenstern dar. Alkes weist ans das nahende Fest nnd seine Herrlichkeiten hin. Ein jedes Herz, zur Weihnachtszeit Leis und fromm beginnt cs sich zu regen, Um Helle Freude auszustreun und Liebe, Um andre zu beglücken, da cs weist, Wie hochbeglückt cs selber einst gewesen. Und strahlt die Freude rings, dann sinnt und tränmt Tas alte Herz sich selbst wohl leis zurück In ferne Tage, in der Weihnacht Zauber, Und freundlich zittert noch ein letzter Strahl Der gold'ncn Kindheit durch das fel ge Herz. Uv. * Leipzig, 22. Dezember. Zu der am 1. Januar 1903 in Kraft tretenden Bekanntmachung vom 4. Dezember 1U01, betreffend B e st i m m nngen für de n K kein handel mit Kerzen, hat das sächsische Finanzmini sterium in einer Beiordnung folgendes bekannt gegeben: Die Staatsanwaltschaft werde nach dem Inkrafttreten der Bekanntmachung bisweilen genötigt sein, den wirkliche» Roh- nnd Reingewinn von Packungen mit Kerzen genau feststellcn zn lasscn. Hierzu würde sie aber schwer im stände sein, da bei der Enge der festgesetzten Fehlergrenzen eine Nachprüfung unrichtige Ergebnisse liefern könne, wenn sic in der im Handelsverkehr üblichen Weise nur auf einer gewöhnlichen gesichten Handclswagc vorgenom men werde. Habe z. B. eine Packung, deren Rcingewickn 500 Gramm betragen solle, die also nach der erlassenen Verordnung mindestens 400 Gramm wiegen müsse, ein tatsächliches Gewicht von 492 Gramm, so sei cs nicht aus geschlossen, daß die Nachwägung auf einer gewöhnlichen Handelswage, die noch innerhalb der im Verkehr zulässi gen Grenze richtig sei, ein Geivicht von 487 Gramm ergebe. Im Interesse einer zweifelsfreien Ermittelung des Tat bestandes liege es daher, zur Ausführung der Prüfungen technisch geschulte nnd mit den notigen Hülfsmitteln ver scheue Amtsstellen und Personen heranzuziehen. Als solche kämen in erster Linie die Staatsaichämter zu Bautzen, Ehcmnitz, Dresden, Leipzig nnd Zwickau in Be tracht. Für ne sei eine Anleitung ausgearbeitet worden, die dazu bestimmt sei, eine zuverlässige und tauch Hinsicht lich der Gebühren-Erliebungl einheitliche Durchführung des Prüfi'ngsgeschästs sicher zu stellen. Bei Heranziehung anderer Sachverständiger, etwa beeidigter Ehcmiker oder Apotheker, zn den Gcivichtsseststcllungen würde auch diesen die Anleitung nützliche Fingerzeige bieten. * Leipzig, 22. Dezember. Nochmals sei darauf hinge wiesen, dast die im Reichs Postgebict und in Württemberg bis Ende März gültig gewesenen Postwertzeichen gegen solche mit der Inschrift „Deutsches Reich" n n r n och bi s Ende dieses M 0 nats umgetanscht werden. Vom 1. Januar 1903 ab werden Anträge ans Umtausch alter Postwertzeichen nicht mehr berücksichtigt. Es ist daher anzu raten, den Umtausch der etwa noch vorhandenen alten Postwertzeichen baldigst zn bewirken. Ties kann bei allen Reichs - Postanstalten und Königlich Württcmbcrgischen Postanstalten, sowie bei den Landbriefträgern geschehen. Tie Postaustaltcn werden die Frankierung von Sen dungen mir alten Postwertzeichen bis zum Ablauf der Um- tauschsrist nicht beanstanden. Dagegen werden die nacu Ablauf der Frist etwa vorkvmmenden alten Postwert zeichen als ungültig behandelt werden. * Leipzig, 22. Dezember. Ter Königlichen K r e i s h a np t m a n n s ch a f t Leipzig war vom In n n n g sv e r b a n d e Deutscher Baugerverks- m eiste r das Ersuchen zugcgangen, auch ihrerseits da hin zn wirken, dast von den ihr unterstellten Handwerks- und Gewerbetammcrn das Maurer-, Zimmercr- nnd S t c i n m e tz c n g c w c r b e als verwandt im Sinne des 8 129» der Reichsgewcrbevrdnnng anerkannt werden möge. Bon der eingangs genannten Behörde ivar darauf das Ersuchen der G e w e r b c k a m m c r Leipzig zur Acnßcrniig zugefcrtigt worden. Tie Kammer hat sich dahin ausgesprochen, dast die bezeichneten Gewerbe zweifellos als verwandte zu betrachten seien, ivie denn auch diese Anschauung stets von den sächsischen Gewerbekammern insgesamt geteilt worden sei. * Leipzig, 22. Dezember. Heute begeht der Direktor einer höheren Töchterschule, vr. W. 2 mitt, seinen 70. Geburtstag. Seit mehr als drcistig Fahren ist er in unserer Stadt als Pädagoge tätig, seit 1862 steht er an der Spitze der Sckmlc, die vordem seinem Schwieger vater, De. Ernst Hanschild, gehörte. Seit 1881 ist er Direktor der Buchliändler-Lchranstalt. Treiundzwanzig Fahre lang ist er auch Vorsitzender des westvvrslüdtischcu, von vr. Hauschild gegründeten Schrcbervcreins gewesen und hat als stellvertretender Vorsitzender des südvvr städtischen Bezirlsvercins die Gvüuduiig des füdvvr- ftädtischen Schrebervereins angeregt. Fn städtischem Dienste ist er mehrere Fahre Armenpflcgcr nnd stellver tretender Distriktsvorsteher gewesen. Seine häufige Mit wirkung als Festredner bei vatrivtischen Gelegenheiten ist allgemein bekannt. Fn der Smittschcn höheren Töchter schule sand aus Anlaß des Geburtstages des Direktors ein Festakt statt, zn dem sich die Lehrerschaft mit den Schüle rinnen am Vormittag vereinigte. — Fm Inseratenteile der vorliegenden 'Nummer be findet sich abermals das Verzeichnis der Annahme stelle n für die städtischen Sparkassen. — Feder junge Mann, der fern von der Heimat weilt, wird herzlich eingeladen zn der am Mittwoch abend von tzßg Uhr bis gegen 11 Uhr stattsindendcii W eihnacht s feier im E h r i st l i ch en Vc r ein j n n g c r Ni ä n - n c r (Jvhanuisplatz 3, H.i. Der Eintritt ist unentgeltlich. * Leipzig, 22. Dezember. Fm Rcttnngshanse der Freg eschen Stiftung am heitern Blick wurde gestern abend in Gegenwart vieler Gäste, darunter die Stadtrütc vr. Waglcr nnd Rudolph, Sauitätsrat vr. Taube, Direktoren vr. Griesmanu und vr. Lchcrfig als Mitglieder des Schnlaiis'chusses, Güterdirektor der Frcgeschen Besitzungen Otto n. a. m., Fsttillrtsn. wohmmgs- und Hanshaltsideale iu England. 1. Fn England reisende Ausländer geben oft ihrer Ver wunderung Ausdruck über die gleichförmige Bauweise nnd Einrichtung, ja Möblierung der englischen Wohn häuser, mögen diese nun klein oder groß sein, armen oder reichen Leuten gehören. Das Geheimnis findet seine Erklärung darin, daß das Haus des Reichen für alle als Vorbild dient, und daß folglich alle, mit Ausnahme der letzteren, mehr oder minder ungeeignet sind, das Behagen zu gewähr:«, das sic sonst zu bieten vermöchten. Nirgends in Europa sieht man die zahlreichen armen Klaffen in Wohnungen leben, die so lächerlich-ärmliche Nachäffungen des Hauses eines vermögenden Mannes sind. Das Fdeal der ärmeren englischen VvlkSklasscn ist dem gemäß, in einem Hanse mit möglichst vielen Einzel räumen, die nicht unter sich Zusammenhängen, zu wohnen, in denen recht viel Raum durch Hausflur, Treppen und Vorsälc wcggenvmmcn wird. Ein für 20 oder 25 Pfund Sterling jährlich vermietetes Haus in einem der Hand werker- oder Ladendienerviertel der Vorstädte Londons hat ungefähr folgende Beschaffenheit: Die nach der Straße zugewendcte Seite ist vier Meter breit und sieben bis acht Meter hoch. Fm Erdgeschoß hat sie nur eine schmale Haustür und ein breites Fenster. Die erstere führt aus eine genau einen Meter breite Hausflur oder Vorhalle, iu deren Verlängerung sich die auch einen Meter breite Treppe zeigt, die nach der Vorhalle des Ober geschosses führt. Das Erdgeschoß enthält zwei Zimmer — beide säst genau Gevierte mit drei oder vier Meter Seiten länge — sowie in einem Anbau au der Rückseite eine quadratische, etwa zwei Meter breite Küche. Fm Ober geschoß finden wir ein etwa vier Meter breites und drei Meter tiefes Zimmer nach der Straße, sowie ein quadrati sches, etwa zwei Meter breites Stübchen nach dem Hofe zu. Ein solches Wohnhaus ist ja an sich keineswegs zu klein, um einer Arbeiterfamilie einen schon recht hohen Grad von Komfort zu bieten. Es wäre nur nötig, die beiden zellenähnlichen Erdgcschoßzimmer zu einem großen, luf tigen Raume zu vereinen und die Küche auf Kosten -es Vorsaales zu erweitern, sowie auch das eine Zinnncr im Obergeschoß auf gleiche Weise zu vergrößern. Damit opferte man freilich die Nachahmung der unteren und oberen Vorhalle des reichen Mannes und gäbe den tragi komischen Versuch auf, gleich ihm mit einem „Vor-" und einem „Speisezimmer" zu prunken, erhielte aber als Ersatz dafür ein geräumiges Wohnzimmer und eine brauchbare Küche. Bon Türen zwischen jenen Cigarrcnkisteuähnlichen Stübchen will der englische Arbeiter und Kleinbürger nichts wissen, denn das wäre nicht „respeetabls". Warum nicht? Nun, einfach weil der Großbürger solche nicht hat. Ist denn dessen Muster von „respectndilit^" das einzig an erkannte? Ja, unbedingt! Sonst wäre ja das große Lebensideal des freien sozialen Wcttkletterns nicht zn ver wirklichen. Gäbe es wirklich selbständige Arbeiter- und Klein- bllrgeridcalc, so würde das Individuum vielleicht versucht werden, auf einer gewissen gesellschaftlichen Stufe zu ver harren und alle keine Lebensanlagen innerhalb des sozia len Rahmens, die die erreichte Stufe bietet, zu entwickeln. Das ist aber gar nicht die Absicht. Man verhält sich zum eigenen Leben, wie der „rckordbrcchende" Radfahrer zur umgebenden Landschaft. Man muß weiter, so schnell als nur möglich weiter, und gönnt sich darum weder die Ruhe noch die Unabhängigkeit von der Sklaverei der Wettstreits vorstellung und der Wettstrcitsbcdingungen, die unent- behrlich wären, um die Umgebung vertiefend, verschönernd und auf sonstige Weise veredelnd auf die Seele cinwirken zu lassen. Ist der Wettlauf des Lebens vollendet, dann hat man sich in nichts anderem, als im Wettlaufen grübt. Ein gesellschaftlicher Schciurang und eine verwüstete Seele sind ost der einzige Rückstand von all dem Mühen und Hasten. In jedem englischen Wohnzimmer ist eins im Ucber- fluß zu finden, nämlich Zugluft. Es gibt folgende Arten dieser angenehmen Beigabe: Zugluft zwischen Tür nnd Feuerstätte, Zugluft zwischen Tür und Fenstern, Zug zwischen diesen und der Feuerstätte, Fußbodenzug, Zug zwischen Spalten im Deckcusims, Zug von Sprüngen in den Wänden, namentlich von den Ecken, der Holzver kleidung und der Kaminvcrklcidnng her. Die Hauptverantwortlichkeit für diesen idealen Zu stand der Dinge trägt die stöchst primitive Einrichtung der Feuerstätten. Diese, eigentlich nichts als offene Roste mit einem viereckigen Schlot von der Weite, daß man durch ihn bequem einen Ballonansstieg unternehmen könnte, haben zwei Hauptaufgaben: die vom Kvhlenscncr er wärmte Luit möglichst schnell nach dein Weltraum abzu führen und zur Winterszeit in unleidlicher Weise ein ganzes Eismeer fenchtkalter 'Nachtluft auf die schlummern den Insassen der Schlafstuben hcrabsluten zu lassen. Was Fenster, Türen und Wände anlangt, sind diese, dank ihrer rohen und billigen Hcrstellungsweise allseitig geeignet, von allen Ecken und Winkeln her die im Schornstein kreisenden Luftströmungen herein nnd hinaus zu lassen. Dazu kommt, daß die englischen Wohnhäuser mit weniger als fünfzehn bis zwanzig Zimmern unbegreiflich dünne und poröse Außenwände haben: diese sind bloß einen Backstein dick und ohne äußeren Bewurf. Der Wind bläst ungehiudert hindurch, und da sie iu der Regel ohne Grundmauer und Unterkellerung auf dem stets feuch ten englischen Erdboden ruhen, saugen sie Wasser in großer Menge auf und bedecken sich leicht von oben bis unten mit Algen und Schwamm. Gemauerte Zwischenwände bat man nur so viel, als schlecht nud recht notwendig ei scheinen, um den Fußboden des Obergeschosses zu tragen, im übrigen begnügt man sich mit daumcudictcu Holz wänden, die mit Mörtel überdeckt werden. Der Veriinli, einen tüchtigen Haken in eine solche Wand einzuiclilage:'. hat eine so nichtswürdige Wirkung, daß man ihn sobald nicht wiederholt. Es ist demnach bestens dafür gesorgt, daß die Luil in den kleineren englischen Wohnungen infolge der Haar- röhrchcnvcrbindnng der Wände mit dem Grundwaiscr riii Feuchtigkeit gesättigt bleibt, und daß der kalte, raube Wind, der zur Frühlings-, Herbst- nud Winterszeit durch die Haustür herein nnd durch die gerade gegenüber liegende Hoftür hinansweht, durch die Binnenwaude mög- lichst freien Zutritt findet. Und als wenn das noch nicht genügte, den Bedarf der Bewohner an rauher Luft, die nicht etwa mit frischer Lust zu verwechseln ist, zn decken, haben alle Türen nnd Fenster fingerbreite Sprünge — eine Folge erbärmlicher, fabrikmäßiger Tischlerarbeit. Es fehlt iu der Tat nicht viel daran, daß eine geschmeidige junge Katze unter einer englischen Zimmcrtür hindurchkricchen lönnte. Tür schwellen sind nämlich gan, unbekannt. Tic Fenster sind ausschließlich nach der vorsintflutlichen Art der Schiebe luken — die alle anderen civilincrten nnd uneivilisterteu Volker au'gegeben haben — eingerichtet, damit sie nur leinen Fall zugdicht gestalten werden können. Patriotische Engländer stellen zuweilen die Vestanptuug aut, daß ihre Guillvtiuefcnster zum Zwecke des Lüftens die besten seien, obwohl sie tatsächlich den Fehler staben, daß mau aus einmal nur je die -Hälfte der Fensterscheibe ösinen sann. Fenster zn haben, die locker an Schnur und Rolle ausgehäugt sind, so daß sie beim geringsten Lustzug klap pern und klirren, ist ein ausschließlich englischer Begrfff von Komfort.
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