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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031017018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903101701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-17
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Bezuq-.PreiS l» der Haaptexpeditlon »der deren üc^gaLo- stellen abgeholt: vterteljährlich ^ll S.—-, bet zwrimasigee tügllchn Ze stell»«» in« h»»« «4l »7» Durch di« Post vrzöoen fite Deutsch land n. Oesterreich oierrellthtlich 4.do, ja« »t« lldrigeu Läude» laut Zettttag»»«tt»üp^ Retaktts» ««» LrpedM»»: 4»h«ntt»-asse S. Kerusprecher 1öS und ststst. OfieUoaPSVMsNiMt Alfred Hahn, Bnchhandlg, Uniuersitü testr.lt, st. Usch«, LathatiUenstr. 14, n. KÜvigspl. 7. Hstv-t-/iltstle Vreideir: Ptartenstraß, 34. ffftttsptecher Amt 1 Ar. 1713. cha»-t-Ftt1ale Lerli«: Larl Luncker, -er,gl. Bayr. Hofbuchhaudlg, LÜtzowstraße 10. Aernsprrcher Amt VI Ne. 4303. Morgen-Ausgabe. MpMr TaMM Anzeiger. ÄmtsLlatk des Königkichen Land- nnd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Males «nd des Volizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeige«-Preis die S gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter de» RrdakNoaestriq (4 gespalten) 75 »or deu yamiliennach- rtchtrn (3 gespalten) 50 tabellarischer «ad Hlffernsatz entsprechend tzfher. -- Sebübrea sttr Nachweisungen Und Offertenannahme LS Ls (exel. Portv> Artva-Veilagr« (gesalzt), »ur mit »er Vtorgeu-ÄuSaab«, ahn» PostdesSrderung ^l SV.-—, »it Postbesvrderung ^l 7V^-» Annahmrschlnß flir Atytigem Abeuo-Su-gab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« find sie« an di» Expedition - g» richten. Die Expedition ist wochentags Ununterbrochen geöffnet von früh 8 Vis abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von E Pol» in Leipzig. 87. Jahrgang Nr. 528. Sonnabend den 17. Oktober 1903. Frankreich mrv Italien. Paris, 14. Oktober. Die Pariser Presse batte den königlichen Gästen, -ie heute in Parts eittgezogen stnö, einen glänzenden Empfang -«reitet, -i« Begrüßung, die das italienische Herrscherpaar soeben durch die Vevölkeruna erhalten, war weit weniger Vegeisterunasvoll. Sie war einige Grade wär mer, al» die dem englischen Kvntae im Mai zu teil ge wordene, von irgend welcher Hitze des Enthusiasmus war »der nichts -ii spüren. ES herrschte ein« gemäßigt lau warm« Temperatur. Dir Pariser haben sich damit — nicht -um ersten Male — als bessere Realpolitiker er wiesen, als ihre von allerlei unwägbaren Einflüssen zwischen den verschiedensten Extremen bin und her gehetzte Presse. Der Achtungserfolg des italienischen Königs mit seiner 'Gemahlin entspricht -en wirklichen politischen Be ziehungen zwischen den Seiden großen Schwestern ber lateinischen Raffe. Die an der Einzugsstrahe dicht ge drängten Massen verhielten sich im gangen schweigend ehr erbietig) -er Name Loubets wurde fast gar nicht gerufen und dann von Pfiffen übertönt, häufiger hörte man Hoch rufe auf den König un- Italien. Das Hauptinteresse drehte sich aber um die Köniain, di« -enn auch ihr reichlich Teil „Vivs la rsiris!" zu hören bekam. Hinter diesem neugierigen Interesse an -en Persönlich keiten -er hohen Gäste tritt für -ie Masse ber Bevölkerung diepol 1 t 1 schc Bedeutung Les Besuchs wett zurück. Die nächsten Tage werben ta wohl noch viel Verbrüderungs feiern zwischen italienischen und französischen Depu tierten un- Journalisten erleben. Aber das Herz Les französischen Volke» scheint in diesen Tagen doch nicht sehr in aufgeregter Freude zu pochen. Politisch wird auch nach diesen Festtagen alles beim alten bleiben. Das euro päische Gleichgewicht wird nicht um eine Linie verschoben. Der Dreibund, der in der Pariser Presse ganz tot ge schwiegen wir-, besteht ruhig neben -em Zweibunde weiter. Gewiß freut man sich in Pari», -atz -ie alten Zeiten -es Habers mit der lateinischen Schwester vorbei sind. Wes halb sollte man nicht auch Italien wieder liebend in die Arme schließen, nachdem man ihm alles genommen, was man haben wollte, Tunis, sowie früher Savoyen? In Italien sind aus der «inen Sette Republikaner und die gesamte Linke, sowie das KönigSvaar auf der andern Seite die eigentlichen Träaer des Gedanken» -er französi schen Freundschaft. Man brauchte «ine Verständigung mit Frankreich in handelspolitischer Beziehung und zur Rege lung ber Mittelmeerfragen, und man ist glücklich, -aß ber Dreibund in seiner neuen Gestalt, an dessen Bestand man im übrigen festhält, -en Annäherungsbestrebungen an Frankreich nicht bindernd in -en Weg tritt. So lagen die Dinge schon vor dem Königsbesuche und so werden sie auch nach dem französisch-italienischen Fest in Parts bleiben. Die Freundschaft Lauert eben gerade so lange, -iS der alte Interessengegensatz sich von neuem geltend macht und es zu neuen Reibereien kommt. Man soll doch nicht vergessen, -aß dieselbe nationalistisch« Presse, die heute in völligen EntzückungSdeltrien schwelgt, vor wenigen Jahren noch da» italienisch« Königreich auf da» giftigste beschimpft und zum Krieg« mit -er setzt zärtlich umworbe nen Schwester gehetzt hat. Nnd solche feindlichen Strö mungen können jeden Augenblick wieder einsetzen, wenn Italien seine Ansprüche an den Mittelmeerküsten in einer Weife gelten- machen will, die den Machthabern in Parts nicht paßt, oder wenn man gar bet handelspolitischen Ver handlungen sich Nicht so opferfreu-ig überS Ohr hauen läßt, wie man an -er Seine wünscht. In Italien denkt man politisch nüchtern genug, um die französischen Freundschastsphrasen richtig einzutaxieren: man pflegt die guten Beziehungen zu Frankreich, hört die Hcldengesänge auf die Waffenbrüderschaft von Magenta und Dolfertno ruhig an und läßt auch -t« Taten -er Gart- baldtner geschmeichelt preisen. Man denkt aber auch daran, -aß eS französische Truppen waren, die-en Kirchen staat gegen -ie italienischen Einhettspatrtoten zu halten suchten, «nd daß e» -och eigentlich Preutzen^Deutschland war, Lurch -effen starke Rückendeckung das italische König- reich gegründet und «rbalten werden konnte und durch -effen Freundschaft in allererster Linie ein« weitere Ent faltung -«» gesamt«» Königreich» möglich gemacht wird. Wir können daher di« Freudenausbrüch« über -ie neue Verbrüderung mit aller Ruhe anfehen, die italienische Regierung bietet un» die Gewähr, daß -t« geheim«« Wünsche, di« -er französische Lbauotni-muS an die Entente knüpft und -ie in einem Rachekrieg« gegen Deutschland gipfeln, nichts» Erfüllung «eben werden. Wir können die Besserung -er Verhältnisse zwischen Frankreich und Italien mit derselben Ruhe ansehen, wie da» gute Einver nehmen -wischen Oesterreich un- Rußland. Der Dretbund sucht und findet ta doch in der Pflege freundschaftlicher Be ziehungen seiner Mitglieder mit anderen Staaten La» Ziel sein« veßr»ß»E«r den «nropäische» Frieden. Die Haltung -er französischen Press« ist, wie schon her- vorgehoben, ganz ungewöhnlich herzlich -en Italienern gegenüber. Nur -ie Blätter zweier Richtungen bringen «inen Mißklang in -ie rauschende Kreudenstnsonie. Da» sind einmal die antisemitischen Ultramontanen Drumont- scher Farve. Sie sehen -en 'Besuch Victor Emanuels als ebenso überflüssig an. wie den des König» von England. Nach ihrer Ansicht sind Las alles nur Manöver, um die verhaßte Freimaurerregierung und ihre anttkirchliche Politik zu stärken. Bevor dem Papste sein Kirchenstaat wte-ergegeben ist, machen diese Patrioten nicht mit. Un angenehmer fällt noch das Treiben -er radikalen Chauvi nisten auf die Nerven. Daß sie den Italienern die alten Zeiten von Magenta und Lolfertno ins Gedächtnis rufen, mag noch hingehen. Sie geben aber weiter. Sie fordern die neuen Waffenbrüder und Bundesgenossen auf, gegen die verhaßten Deutschen gemeinsam vorzugehen. Erst dann wird Ste Freude dieser Biedermänner vollkommen sein, wenn die französischen Truppen gemeinsam mit den ita lienischen Bersaglieri die Lombardei überfluten und der Herrschaft der abscheulichen Tedescht in Trient und Triest ein Ende machen. Diese Gesellschaft besitzt sogar die Frech, heit, sich auf Victor Emanuel II. zu berufen, nach dessen Meinung da» italische Königreich zwar gegründet, aber noch nicht vollständig sei. Wir glauben, daß diese groben Taktlosigkeiten gegen die Berbünbeten König Victor Emanuels der italienischen Regierung nur peinlich s«in werben. Im übrigen hat man nicht die geringste Lust, -ie französische Soldateska nach Oberitalicn zu rufen. Dian hat an den Erfahrungen aus früherer Zett gerade noch genug. Bedenklich können solche Hetzereien nur werden, wenn die unruhigen Irredentisten ste aufnehmen und auf «in« französische Hülfe bet ihren hochverräterischen Plänen rechnen. Im übrigen wir- wohl -er Besuch ruhig und ohne Zwischenfall verlaufen. Wenigstens von jetzt ab. Denn zwei Vorfälle haben sich in der letzten Zett bereits abge- spielt, -ie ein ganz eigenartiges Licht auf die Beziehungen zwischen Frankreich und Italien werfen. Bekanntlich ist, um dem König von Italien aus d«m Wege zu gehen, der päpstliche Nuntius in Paris, Lorin zellt, schon vor einigen Tagen abgereist. Es heisst, er soll nicht wieder an die Seine zurückkehren und dafür einen Kardinalshut in Rom erhalten. Jetzt kommt aber der zweiteStreich desBatikans. Der „Gaulots", das bekannte Orleanisten blatt, das vor zügliche Beziehungen zum heiligen Stuhl unterhält, bringt die Meldung, -aß Präsident Loubet bei seinem dem- nächsttgen Gegenbesuch in Rom für die Visite Victor Emanuel» in Pari» im Vatikan verschlossene Türen finden wird. Die Kurie singt also auch unter dem milden Pius X. da» alte unversöhnliche Lied gegen das Haus Savoyen weiter und schreckt auch vor einer Kränkung der sonst so zärtlich geliebten Republik nicht zurück. Der ganze Zwischenfall bringt natürlich nur Wasser auf -ie Mühle des Herrn EombeS und dient indirekt zur Festigung der französisch-italienischen Freundschaft. Noch interessanter ist die Absage de» Zarenbesuchs in Rom) ste kommt fast so überraschend, wie das Abdampfen des russischen Geschwaders aus den Gewässern von Nizza bet Gelegenheit der bekannten italienisch-französischen Flottenfeste. Wie schön wäre eS jetzt gewesen, wenn Ruß land indirekt als Dritter zur groben Verbrüderung hin zugezogen wäre. Der neue Dreibund! Und nun ist'S mit einem Male wieder nichts damit. Das Fernbleiben des Zaren von Rom hat hier geradezu peinlich berührt, gerade in dieser festlichen Zeit. Sollten daran wirklich nur die römischen Sozialdemokraten schuld sein? — Man zweifelt hier daran, und die trübseligen Betrachtungen über diesen Zwischenfall sind der einzig« bittere Tropfen in den schäumend«« Freudenbecher der „italienischen Woche". Deutsches Reich. Berlin, 16. Oktober. (Da» Zentrum und di« katholische Geistlichkeit.) Wenn von liberaler Seite der überragenden Rolle gedacht wird, welche die Geistlichkeit in der Zentrum»partei spielt, ist dre klerikale Presse mit Ableugnungen rasch bei der Hand. Um so beachtenswerter ist e» deshalb, daß jetzt sogar die „Köln. VolkSztg." wenigsten» für den Krei» Prüm zugibt, e» feien dort aus den Wahl- komits» die gebildeten Laien fast vollständig ausgeschlossen, wahrend die Geistlichkeit mit über öv Proz. in den Wahl- komitd» vertreten sei. Dringt angesichts dieser Ver hältnisse da» rheinische ZentrumSoraan auf Abbülfe. so benützt die agrarisch-katholische „Rheinische Volks stimme" da» Eingeständnis der „Köln. BolkSztg." zu dem Hinweise, daß im Wahlausschüsse de» Kreise» Geldern neun Geistliche unter insgesamt zwölf Aus schußmitgliedern fitzen, also 7S Proz. Geistliche! Die „Rhein. Volksstimme" macht im Anschlüsse hieran ihrem Groll über die vielfach geübt« Ueberhebuug der geistlichen ZentrumSfübrer Luft. So erinnert sie daran, daß der Präsi dent de» rheinischen Bauernverein» Graf v. Loe seinerzeit vom Klerus vergehen» die Aufstellung eine« Landwirtes an Stell« eine» Großstädter» für den Wahlkreis Cleve-Geldern verlangt habe und daß ein den Wunsch de» Grafen unter stützend« Bauer von «ne» Kaplan hören umßte: «Halt'S Maul, Bauer, davon verstehst Du nichts!" Ferner erinnert dre „Rhein. Volksstnnme" an einen Kaplan in Kemven, der dem jetzigen Vizepräsidenten de» rheinischen Bauernvereins, als er die Gründung diese» Vereins anregte, zurief.-WaS versteht der von Politik! Der täte auch besser, seinen Mist zu machen!" Und endlich erinnert die „Rbem. BolkSst." daran, daß Pfarrer Bodenstaff auf einer Wahlversammlung in Calcar jede Bevormundung der Wähler durch die katholische Geistlichkeit mit der Erklärung bestritt: „Wenn einer zu unsern guten Landleuten sagen würde: auf dieses Feld mußt Du Roggen, dort Buchweizen, dort Hafer säen; daS wäre eine Bevormundung." — Die „Rhein. BolkSstimme" läßt eS an einer sarkastischen Würdigung der „Freiheit", welche der katholische Klerus den Wählern einräumt, nicht fehlen. Hiervon sowohl wie von dem eingangs erwähnten Zugeständnis der „Köln. ÄolkSztg." verlohnt es sich, wegen der bevorstehenden LandtagSwahlen in Preußen und in Baden Notiz zu nehmen. Wird doch der geistliche Apparat der Zentrumspartei auch bei diesen Wahlen wieder nach Kräften in Anspruch genommen werden — unter der üblichen Versicherung, daß dem Zentrum jener Apparat überhaupt nicht zur Verfügung stehe! H Berlin, 16. Oktober. UeberdieörtlichePrü- fung -er Gesundüeitsverüältntsse aus Anlaß -er Herb st Übungen hat der preußische Kultusminister den Regierungspräsidenten folgenden Er lass zugestellt: Alljährlich wiederholt sich die Erfahrung, daß im Heere während und kurz nach den Herbstübungen unter -en Mannschaften des Heeres Fülle von Unter leibstyphus und Ruhr auftreten, welche auf Infektionen zurücklteführt werden, die die Mannschaften in den Manvoerquartieren, sei «S durch -en Genuss nicht ein wandfreien Trinkwasiers, sei es infolge direkter Ansteckung von Person zu Person, sich zugezvgen haben. Derartige Vorkommnisse sind in doppelter Beziehung unerwünscht; ste beeinträchtigen nicht narr den G.-smldheitszustand der Truppen selbst, sondern geben auch Veranlassung zur Ein schleppung der Seuchen in die Eivtlbcvölkerung der Gar- nisvuorte. Erfahrungen dieser Art traben die Regierungs präsidenten einiger Bezirke, in denen Unterleibstyphus und Ruhr regelmäßig vorkommen, veranlaßt, alljährlich diejenigen Ortfchaften, in denen nach Mittettung der be treffenden Generalkommandos -tc Herbstübungen statt- finden, einige Wochen vor Beginn derselben durch den zu ständigen Kreisarzt besichtigen und besonders auf -en Stand von Typhus und Ruhr, sowie auf die Beschaffenheit der üffenllichen Wasserversvrgungsanlagcn prüfen zu lassen. Auf mein Ersuären trat der Herr KriegSmintstcr sich damit einverstanden erklärt, daß bei Len Ortsbesichti- gungen der Kreisärzte im Manövergeländc, soweit es die hygienischen Verhältnisse bestimmter Bezirke erforderlich erscheinen lassen, militärische Sachverständige beteiligt werden können, und die Generalkommandos mit ent sprechender Weisung versehen. Es sind nun Zweifel her- vorgetrcten, in welcher Weise die Besichtigung des Manövergeländes durch Len Kreisarzt erfolgen, ob die Anregung Lazu von der Attlitäröehörde erfolgen, und ob auch das Brigadcererzicren hierbei berücksichtigt werden soll. Zur Behebung dieser Zweifel bestimme ich im Ein vernehmen mit dem Herrn Minister des Innern folgen des: Sobald ihnen die Bestimmungen über die Herbst übungen seitens des zuständigen Truppenkvmmandos zu gehen, haben -ie Lan-räte mit den Kreisärzten die Ge- sundheitsoerhältnifte derjenigen Ortschaften, welche für die Einquartierung in »Aussicht genommen sind oder auch nur in dem Gelände liegen, in welchem größere Truppen übungen stattfinden sollen, auf Grund der vorliegenden Meldungen von übertragbaren Krankheiten und unter Be rücksichtigung aller ihnen sonst bekannten Verhältnisse ein gehend zu prüfen. Ergibt sich hierbei ein Zweifel über den Gesundheitszustand gewisser Ortschaften, so Ist unter kurzer Darlegung der Verhältnisse bei dem Regierungspräsiden ten die Erlaubnis zur Anordnuna einer unverzüglichen Besichtigung durch den Kreisarzt zu beantragen. Ist nach dem Ermessen des Regierungspräsidenten die Beteiligung «ine- militärischen Sachverständigen an dieser Vrtsvesich- tigung erwünscht, so ist dies -em betreffenden Generalkom mando mitzuteilen. Für diese Besichtigungen gelten im allgemeinen -ie Vorschriften -es 8 69 der Dienstanweisung für die Kreisärzte vom 23. März 1901, jedoch mit der Ein schränkung, -aß sie sich, entsprechend ihrem Zweck, haupt sächlich auf eine Prüfung der Gesundbeitsverhältniffe der Bevölkerung, auf eine Untersuchung verdächtiger Wasser- oersorgungsanlagen, Sammelmolkereien und ähnlicher Anlagen, welche für die Verbreitung von Unterleibs typhus und Ruhr erfahrungsgemäß von Bedeutung sind, sowie auf die Einsicht der Sterbelisten der -Standesämter, der SchulverjäumniSlisten und der Krankenlisten der Krankenkassen zu beschränken haben. Etwa für erforder lich gehaltene weitergehende Untersuchungen, z. B. chemisch bakteriologische Wafferuntersuchungen, Vtdalsche Blut prüfungen u. dgl. sind bet dem Regierungspräsidenten zu beantragen. Die behufs dieser Ortsbesichtigungen erfor derlichen Reisen sind möglichst im Zusammenhänge und mit möglichster Kostenersparnis auszuführen und über haupt auf das unbedingt notwendige Mab zu beschränken. Ortschaften, deren Belegung mit Truppen nach dem Aus fall dieser Ermittelungen zu Bedenken Anlaß geben würde, sind dem zuständigen Generalkommando mit tunlichster Beschleunigung bekannt zu geben. Zu den Herbstübungen sind auch da» Regiment»- und da» Brigadeexerzieren, so- wie Schieß- und Pontonterübumgen zu rechnen, soweit da- bet Belegungen von Ortschaften mit Mannschaften statt finden. Ew. Hochwohlgeboren geb« ich hiernach Las Weitere ergebenst anheim mit dem Ersuchen, von jetzt ab alljährlich am 1. Dezember über den Umfang der au» An laß der Herbstübungen anaeordneten OrtSbestchttgungen und die dabei gemachten Erfahrungen an mich -n berichten. * verltu, 16. Oktober. Wiest «l Au ssichthatein Korpsstudent, in Preußen Regierung»- ratzuwerden? Jedenfalls breißtgmal mehr al» ein Durchschnittvstuden». Recht lehrreich spricht sich darüber der vreSlauer Professor vr. Otto Fischer in der neue- sie» Nummer der ^Deutsche» Iuristen-Zettung" aus. Er erörtert da» Scheitern -e» Gesetzentwurf» über den höher«nB«rwaltung»dienst und bemerkt: „Vor allem hat die am deutlichsten vom ehemaligen Re gierungspräsidenten v. Tiedemann zugestandeNe Tatsache, daß praktisch die Zugehörigkeit zu einem Kvrp» einen Vorzug (der Minister des Innern sprach nur von einem -persönlichen Vorzug", den das Korpsstudentrntum begründ«) bet der Annahme gewähre, in Verbindung mit dem Umstand«, daß gleichzeitig das offizielle Organ de» Kösener S. E. daraus Ka pital schlug, daß der Regierungspräsidenten ehemalige Korpsstudenten seien (eS ergäbe da» für diese eine mehr als dreißigfache Chance, Regierungspräsident zu werden, al» für den sonstigen Studenten, da die Korpsstudenten NUr ca. k v. H. der Studentenschaft ar^machen), -dis Mehrheit »des Abge ordnetenhauses zu dem Entschlüsse geführt, die Auswahl lieber dem meistens wohl auch korpsstudentischen, aber -och parla mentarisch besser zu kontrollierenden Minister zuzuweisen. Die Art der Verteidigung des Entwurfes durch v. Tiedemann und v. Zcdlih-Ncukirch mußte daS Gesetz zu Falle bringen, In« dessen ist und bleibt eS wahr, daß man wegen einer solchen Differenz ein sonst nötiges und gutes Gesetz nicht hätte schei tern lassen sollen. Aber der Entwurf war weder notwendig noch gut, und deshalb Haden sich all« diejenigen, welch« ihn durch strenges Festhalten an ihrem Standpunkte in -teser Streitfrage zu Falle gebracht haben, um unser Staatswesen wohl verdient gemacht." Professor Fischer hält eine AbkürgüNgderRefe- rendarzeit für geboten un- sagt über -a» Untversi- tätsstuLium: „Die — wie nicht zu leugnen — für einen erheblichen Teil der jungen Juristen durchaus Ungenügenden Erfolge de» Universitätsstudiums haben ihren Grund in der Hauptsache nur in der Nichtbenutzung -er Unterrichtseinrichtungen und dem Mangel eigener Mitarbeit dieses Teiles der RechtSbe- flisienen, in dem von Herrn v. Tiedemann im Abgeordneten hause für die künftigen „Zierden de» preußischen Beamten st andes empfohlenen „gründlichen Verbum meln" der ersten Semester. Die Folge dieses Verbummeln» ist, daß das UnivcrsitätSstudium auS der Vorbildung ganz aus scheidet, da der verbleibende kümmerliche Rest de» Triennium» nur eben zur Examensvorbereitung durch den Einpauker aus reicht und ein fruchtbares Universitätsstudium durch den Man gel der im ersten Jahre zu erwerbenden grundlegenden Vor kenntnisse ausgeschlossen ist. Dieses Verbummeln, da» al» eine gewöhnliche Erscheinung nur in Preußen und nur bei den Juristen zu verzeichnen ist, kann deshalb nicht wohl in der beklagenswerten allgemeinen Gymnasialmüdigkeit, in mangeln dem Pflichtbewußtsein und Charakterschwäche allein seinen Grund haben. Es tritt jedenfalls ganz entscheiden- hinzu, daß viele akademische Verbindungen, keineswegs bloß die Korps, an ihre juristischen Mitglieds rAn- forderungen stellen , die diesen jede» Stu dium unmöglich machen. Es gibt hier nur ein Mittel und ein ganz sicheres Mittel, die für künftige Richter und Der« waltungsbeamte gemeinsame Zwischenprüfung über die theoretischen Grundlagen spätesten» drei Semester vor dem Ab, schlutz de» Studiums. In den Kreisen der Universitätslehrer dürften die Freunde dieser Einrichtung, der für die großen Universitäten, m. E. ohne Grund, gefürchteten Unbequemlich keiten ungeachtet, im Zunehmen begriffen sein. In den Krei sen der Justiz scheint das leider noch nicht der Fall zu sein. Und im Parlament ist die Maßregel zweifellos noch recht un populär. Es wirkt dabei, vielleicht unbewußt, die Furcht man ches „Alten Herrn" mit, die Existenzbedingungen seiner Verbindung zu untergraben, während doch nur erforderlich ist, daß die Verbindungen sich dem Be dürfnisse des Studiums und des Staatswesens anpassen." T Berlin, 16.Oktober. (Telegramm.) Vor der dritten Strafkammer des Landgerichts I fand der Katfertnsel-Prozetz seine Fortsetzung. Die Vernehmung der Zeugen, unter denen auch der Hofmarschall des Kronprinzen, v. Trotha, der Chef deS MrlitärkabinettS, Graf v. Hülsen-Häseler, der Chef des Zivilkabinetts Geheimer KabinetSrat vr. v. Lucanu», Geheimrat Hammann und der Restaurator der HohköniaSburg Bodo EbHardt sich befanden, ergab auch heute nir die Behauptungen des „Vorwärts" keinen Beweis. Die Redakteure de- „Vorwärts" Metzker und EiSner, die behaupteten, daS fragliche Schrift stück, auf Grund dessen der „Vorwärts" den Artikel veröffentlichte, in Händen gehabt zu habe» und ihm einen amtlichen Charakter haben beilegen zu müssen, wurden wegen Verdachts der Beibülfe nicht vereidigt. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Redakteur deS „Vorwärts" Leid neun und gegen Kali»ki vier Monate Gefängnis. Gemäß diesem Antrag wurde Leid wegen MajestätSbeleidigung zu 9 Monaten, Kaliski wegen Beleidigung des Hofmarschalls deS Kronprinzen, v. Trotha, zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt. 6.8. Berlin, 16. Oktober. (Privattelegramm.) Der russische Anarchistenführer Plechanow erklärt, daß die Genossen die remonstratton »er Ualtentschen Sozialisten »egen »en Zaren mit Freuden als Er munter» ug in ihre» Kampfe begrüßt hätten. . — Der „Vorwärts" ist bekanntlich Phllosemit, besonders wenn e» sich um jüdisch« „Genossen" -andelt, während er unter allen Umständen Antichrist ist — von wegen der paritätischen „Gerechtigkeit". Er kann aber auch ander», wenn nämlich der betreffende Jude nicht Sozialdemokrat oder zufälligerweise nicht einmal „frei sinnig" ist. Ein solcher Mann ist v. Herr Ball In, der Generaldirektor der Hambnra^lmertka^Linte, von dem -er Reich»tag»abaeordnete v. Gerlach in einer Hamburger persammlsn» «rzStzlt -al, -atz « sich »or tnrgem
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