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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031019014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-19
- Monat1903-10
- Jahr1903
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Tabellarischer und Ziffernlatz entsprechend HSHer. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Srtra-Beilagen (gefalzt), nnr mit der Morgen-AuSgabe, ohne PostbefSrderung 00.—, mit PostbefSrderung 70.—. Ännahmelchluk für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expeditton ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Montag den 19. Oktober 1903. 97. Jahrgang. Amtlicher Teil. Bekanntmachung, die Musterung der Droschken I. Klaffe betreffend. Die Musterung der gemäß § 6 der Droschkcnordnung für den Winter als Droschken I. Klasse einzustellcndcn Coupes oder Landaulets findet Dienstag, den 20. Oktober 1903 auf dem Wege an der Tribüne der Rennbahn statt. Die Drosch kenbesitzer mtt den Anfangsbuchstaben —Z haben vormittags 9 Uhr, die mtt L—2 „ „ V-10 „ ihre Wagen vorzufahren und persönlich bei der Vorführung zu gegen zu sein. Sie haben dafür Sorge zu tragen, daß die Wagen umredingt bis zur Musterung den Bestimmungen in 88 7 und 8 der Droschkenordnung entsprechend in Stand gesetzt sind und j daß sich die Geschirre und die Dienstkleidung der Droschken führer, insbesondere auch deren Mäntel in ordnungsmäßigem Zustande befinden. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen, namentlich auch unpünktliches Vorfahren werden nach 8 76 der Droschkenordnung bestraft und Haven die Droschkcnbcsitzer nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nichtvor,chrifts- mäßig vorfahrenden Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, den 9. September 1903. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. XI. 356. Bretschneider. Veterinärklinik der Universität. LinnLstraße 11 (Ecke Windmühlenweg). Telephon Nr. 4748. Poliklinik: von 10—12 Uhr vormittags, <v0MUlllljv von 3—4 Uhr nachmittags, ^§Üllllkllg6 von 9—10 Uhr vormittags. Spitalklinik: nur für Pferde. Hunde und Katzen rc. können in Zukunft nur poliklinisch be handelt werden. Die Aufnahme von Pferden findet während der Poltklinikstunden in dringenden Fällen zu jeder Tages- und Nacht zeit statt. KMKMSWjskNttßkigklMg. Heute Montag, den IS. d. MtS., und folgende Tage, je vorm. von 10—2 Uhr, sollen in Lcipzig-Rcndnit;, CrufiuSstratze 8, I., im Auftrage des Konkursverwalters Herrn Rechtsanwalt I)r. Eichler die zurKonkursmasse der lithographischen Anstalt u. Stctnüruckcrei Ott« IV. llolkwann, G. m. b. H., gehörigen Bestände an div. BsptervorrLteii, u s. w., sowie das Inventar, bestehend in 4 90/120, 84/112, 82/110, 78/100, L H«nckpr«88v, 95/140, 1 mr»8olrtn«, Schnittlänae 114 ew, L L L 1 Hvkt- 1 «IvLtrta«!»« L H»»8»nt88lon, 1 grotze Partie , ArbeitStaseln, Waren ¬ schränke, Regale, 2 Steinkarren, 1 Plateankarre, sowie die gesamte Contoreinrichtung öffentlich gegen sofortige Bar- zahlung versteigert werden. Die Versteigerung der erfolgt ckl«n S2. ck. Dllckvvkv, Lokalrichter. Konkursmasse-Ausverkauf. Die Bestände der Konkursmasse Alfred Halffter in Leipzig, Aoethestratze 8, bestehend aus elegantesten Damenhüten, Schleifen, Blumen, Seiden- uno Samtbändern, Agraffen, Federn rc. werden Wochentags früh von 8—12 und nachmittags von 2—'/,8 Ubr mtt einer Ermäßigung von 38',"/» auf Verkaufspreise ausverkauft. Tnnl üoitsedalett, Konkursverwalter. Wiederholte Nachrichten. Aus dem gestrigen Sonntagsblatte wiederholt, weil zu spät eingetroffen, um auch in dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teile der Auflage Aufnahme finden zu können. * Wie«, 17. Oktober. (Telegramm.) Zu Ehren des Königs der Belgier fand in der Hofburg ein Galadiner statt, bei dem Kaiser Franz Josef! einen Trinkspruch ausbrachte, in dem er für die liebenswürdige Aufmerksamkeit des Besuches des Königs dankte und erklärte, er betrachte den Besuch als ein neuer liches Zeichen der Freundschaft und ausgezeichneten Be ziehungen, die erfreulicherweise zwischen beiden Mon archen und den beiden Staaten bestehen. Der Kaiser gab den Wünschen Ausdruck, die er für das Wohlergehen d.s Königs und dessen Landes hege. Die Musikkapelle spielte hierauf die belgische Hymne. AlSbald er widerte König Leopold, indem er dem Kaiser für den gnädigen, herzlichen Empfang, sowie für den ihn tief berührenden Trinkspruch dankte und seine Freude darüber aussprach, daß es ihm vergönnt sei, seine persönlichen Gefühle unveränderlicher Anhänglichkeit auszudrücken nnd seine unwandelbaren Wünsche darzubringen, die er für den Kaiser, dessen Staaten und Völker hege, die dem Kaiser so viel ver danken. „Tw. Majestät", so schloß der König, „sind aller Herrschertugcnden Vorbild. Möge Gott Ew. Majestät noch viele Jahre erhalten. Indem ich^nich zu den ausgezeich neten zwischen uns und unseren Staaten bestehenden Be ziehungen beglückwünsche, erhebe ich, dein Zuge des Herzens folgend, mein Glas auf das Wohl Ew. Majestät, Ihre» Hauses und aus da» Wohlergehen der Staate»»" Die Musikkapelle spielte die Bolkshymnc. Nach dem Gala diner hielten beide Monarchen Cercle ab. * Pest, 17. Oktober. (Telegramm.) Gegenüber den Meldungen, daß unter der rumänischen Bevölkerung des Kis-Küküllöer Komitats eine ungarfeind liche Bewegung herrsch«, wird dem „Ung. Telegr. Korr.-Birr." von zuständiger Seite gemeldet, daß zwischen den übrigen Nationalitäten und den Magyaren vollste Eintracht herrsche. Die Meldungen von geheimen Ver sammlungen der Sachsen uud Rumänen, soivie über die bedrohte Lage der Magyaren sind unwahr. » Paris, 17. Oktober. (Telegram m.) Der König von Italien und Präsident Loubet sind heute nachmittag 6 Uhr aus Rambouillet wieder hier einge troffen. Die Königin von Italien hat sich nach ihrem Be suche im Louvre wieder in das Ministerium des Aus wärtigen zurückbegeben. * Nom» 17. Oktober. (Telegramm.) Der Papst hat aus den 9. November ein geheimes, und auf den 12. November ein ö f f e n t l t ch e s K o n s i st o r i u m an gesetzt. Letzte Nachvickten. * Berlin, 18. Oktober. Gestern abend uni 6 Uhr fand in der Jaspisgalerie des Neuen Palais bei Potsdam beim Kaiserpaare eine Tafel statt, zu welcher die hier ein- getroffenen Fürstlichkeiten mit Gefolgen, sowie Wirkl. Geh. Rat Hinzpeter, Oberhofprediger v. Dryander, General intendant v. Hülsen und Pastor Baumann geladen waren. Der Kaiser saß zwischen der Kronprinzessin von Griechen land und der Prinzessin Heinrich, gegenüber saß die Kaiserin zwischen dem Kronprinzen von Griechenland und dem Prinzen Heinrich. Im Verlaufe des Mahles hielt der Kaiser an die heute konfirmierten Prinzen August Wil helm und Oskar eine längere Ansprache. In derselben sagte derKatser: „Mit Recht hob Euer geistlicher Lehrer in seiner herrlichen Ansprache hervor, Ihr sollt Persönlich keiten werden. Das ist der Punkt, auf den es nach meiner Ansicht für den Christen im täglichen Leben am meisten ankommt. Menschcnworte kommen keinem Worte des Heilands gleich; niemals hat es ein Menschenwort fertig gebracht, Leute aller Rassen, aller Völker gleichmäßig zu begeistern, ja für den Heiland zu sterben. Dies Wunder ist nur dadurch zu erklären, daß seine Worte Worte ewigen Lebens sind. Ter Angel- und Drehpunkt des menschlichen, namentlich des verantwortungsvollen und arbeitsreichen Lebens liegt einzig in der Stellung zum Heilande. Ich rate Euch von ganzem Herzen: Schafft und arbeitet ohne Unterlaß; das ist der Kern des Christenlebens. Am schwersten wird bestraft, wer nichts tut. Möget Ihr danach trocknen Euer Bestes zu leisten und eine Persönlichkeit zu werden nach dem Beispiele des Heilands, dann habt Ihr erfüllt, was von Euch erwartet wird." * Potsdam, 18. Oktober. Heute vormittag 10 Uhr trafen der Kaiser, die Kaiserin, die Erbprinzessin von Meiningen, Prinz und Prinzessin Heinrich, Kron prinz und Kronprinzessin von Griechenland, Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen im Mausoleum Kaiser Friedrichs HI. ein und legten zu Füßen des Sarkophags Kränze nieder. Auch von verschiede nen Offiziersdcputationen wurden Kränze nicdergclcgt. Die Allerhöchsten Herrschaften verweilten längere Zit im Mausoleum und begaben sich dann nach dem Neuen Palais zurück. * Berlin, 18. Oktober. Heute mittag um 12 Uhr fand au dem Platze vor dem Brandenburger Tore die feierliche Ent hüllung der Denkmäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich statt. Die Standbilder ähneln in ihrem Aufbau denen der Siegesallee, doch sind sie größer; sie werden flankiert von zwei gleichfalls heute der Oeffentlichkeit übergebenen monumentalen Brunnen aus Marmor, mit denen sie eine einheitlich den ganzen Platz im Halbrund einschliehendc Anlage bilden. Das Srandbild Kaiser Friedrichs, der in Kürassieruniform dargestellt ist, von Prof Brütt, hat zur Seite die Büsten von Generalfeldmarschall Graf v. Blumenthal und Prof. v. Helmholtz, das Standbild der Kaiserin Friedrich, in Krone und Hermelin, von Bildhauer Gerth, zeigt die Büsten Prof. Ed. Zellers und A. W. v. Hofmanns. Das Wetter war nicht gut. Ein feiner Sprühregen ging nieder. Trotzdem hatten große Menschenmengen die Grenzen der Absperrung besetzt. Auf dem Festplatte selbst fand sich ein zahlreiches, besonders geladenes Publikum ein. Es erschienen ferner die sämtlichen Damen und Herren der Umgebungen der Majestäten, die Herren des Hauptquartiers, der Oberstkämmerer, der Hauöminister, die Kabinettschefs, dann der Kronprinz, die Prinzen Ettel-Friedrich, Adalbert, August Wilhelm, Oskar, Joachim und Prinzessin Victoria Luise, der Kronprinz von Griechenland mit Gemahlin, Prinz Heinrich mit Gemahlin, Prinz Friedrich Karl von Hessen mtt Gemahlin, die Erb prinzessin von Sachsen-Meiningen, Prinz Adolf zu Schaum burg-Lippe mit Gemahlin, Prinz Friedrich Leopold mit Ge mahlin und zwei Söhnen, Prinz Friedrich Heinrich und Prinz Friedrich Wilhelm, Reichskanzler Graf v. Bülow, die Minister I)r. Studt, Frhr. v. Rheinbabcn, Frhr. v. Hammerstein und Budde, Polizeipräsident v. Borries und Oberbürgermeister Kirschner, Wirkl. Geh. Ober-Rcgicrungsrat Kayser, Baurat Stooff, Gartendirektor Geitner, Geh. Ober-Regierungsrat Or. Äoser, Geh. Ober-Regierungsrat v. Valentin!, Geh. Regic- rungsrat Mießner, die .Künstler Prof. Brütt, Fritz Gerth und Prof. R. Begas, die früheren Umgebungen der hochseligcn Majestäten des Kaisers und der Kaiserin Friedrich, ebenso die früheren Beamten und die Leibdicnerschaft, Geh. Baurat Jacobi und Geh. Regierungsrat v. Meister, dann Generalfeld marschall Graf Waldcrscc, Generaloberst v. Hahnke, Admiral Hollmann, Wirkl. Geh. Rat Hinzpeter, Prof. vr. Renvers, Kammcrherr v. Mohl, Geh. Hofbaurat Hausadowskj, als Ver treter der Familien der in den Büsten dargestelltcn Männer Prof. Or. Albert Zeller, Herr v. Siemens und Gemahlin Ellen geb. v. Helmholtz, Frau v. Hofmann mit zwei Söhnen, Ge neralleutnant Graf v. Blumenthal, des weiteren General direktor Schöne, Direktor I)r. Lessing mit einer Deputation des .Kunstgewerbemuseums. Auch Admiral v. Köster sowie der englische Attache Graf v. Gleichen und der österreichische Major Wojcik waren anwesend, um bei dem Kaiser sich zu melden. Im weiteren Umkreise hatten Aufstellung genommen Depu tationen des Lette Vereins, des Viktoria-Lyreums, dec Heimatshauses für Töchter höherer Stände, deS Viktoria- Hauses für Krankenpflegerinnen, der Viktoria-Fortbildungs schule, des Hofmann-Hauses, des Berliner Vereins für häus- I liche Gesundheitspflege, des Kaiser Friedrich-Krankenheims in Bornstedt, des Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkranken hauses, des Berliner Vereins für Volksbildung, der Vereine ehemaliger Kameraden des Grenadier-Regiments König Fried rich III. und des Grenadier-Regiments Kronprinz und der Vorstand des Landes-Kriegerverbandes. Den farbenreichen, waffenblitzenden Hintergrund bildeten die RcgimcntSabordnungen des 1. Garderegiments zu Fuß, des Kürassier-Regiments Königin, des 2. Leibhusaren-Regiments Nr. 2, des Grenadier- Regiments Kronprinz, des Grenadier-Regiments König Fried rich 111., des Infanterie-Regiments Nr. 53, des Infanterie- Regiments Kaiser Friedrich III. Nr. 114, des Dragoner- Regiments König Friedrich III. Nr. 8, des Infanterie-Regi ments Nr. 80 und Offiziere S. M. S. „Kaiser Friedrich III.". Vor dem Brandenburger Tore stand die Leibkompagnie des 1. Garderegiments zu Fuß mit Fahne und Musik, bei der kurz vor Beginn der Feier sämtliche Söhne deS Kaisers eintraten; rechts und links davon stand, zu Fuß, je eine Schwadron des Kürassier-Regiments Königin und des 2. Leibhusaren-Regi ments Nr. 2, ebenfalls nut den Standarten und Trompeter korps. Pünktlich um 12 Uhr erschienen die Majestäten vom Potsdamer Bahnhofe her, der Kaiser in der Uniform der Totenkopfhusaren, die Kaiserin in einer dunkelgrünen Robe. Nach Begrüßung der Fürstlichkeiten und Abschreiten der Fronten gab der Kaiser, auf der Mitte des Platzes stehend, das Zeichen zum Beginn der Feier. Die Leinwandhüllen fielen, die Truppen präsentierten und riefen Hurra, der Kaiser salu tierte, ebenso die Militärs; die übrigen Herren entblößten das Haupt. Die ganze großartige Anlage bot sich nunmehr den Blicken dar, mu den rauschenden Wasserbächen, mit den vor gelagerten Marmorbalustraden, mit den wcitausgreifenden Marmorrückwänden der Denkmäler und Brunnen, gehoben durch ein reiches Arrangement von blühenden Pflanzen. Der Kaiser und die Fürstlichkeiten schritten dann zuerst zum Denkmal Kaiser Friedrichs, wo der Kaiser einen kostbaren Kranz nieder legte, dann zu dem der verewigten Kaiserin, der der Kaiser gleichfalls eine Kranzspende widmete. Es folgte eine ein gehende Besichtigung oer Anlagen, während welcher die Ma jestäten die Künstler und zahlreiche andere Persönlichkeiten ins Gespräch zogen. Der Kaiserin und den Prinzessinnen wurden von der Tiergartenverwaltung Veilchensträuße überreicht. Du oben genannten Deputationen legten Kränze an den Stufen der Standbilder nieder. Den Schluß der Feier bildete ein Parade marsch der Lhrenkompagnie und der zwei Schwadronen auf der Charlottenburger Chaussee. Unter brausenden Hochrufen des Publikums fuhren die Majestäten, zwischen denen die Pr zessin Viktoria Luise saß, im offenen Wagen zum Schlosse. Geh. Hofbaurat Ihne wurde zum Geh. Ober-Hofbau rat mit dem Range der Räte 2. Klasse ernannt, Professor Brütt erhielt den Roten Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife, Bildhauer Gerth den Roten AdlcrorLen 4. Klasje und Bauinspettor Kern den Roten Adlerorden 4. Klaffe. Mittags fand im Königlichen Schlosse zu Berlin bei Ihren Majeyäten eine Tafel statt für die Mitglieder der Königlichen Familie und die in Berlin weilenden, zur Feier der Enthüllung geladenen auswärtigen Milstärdepntationen. Bei derselben hielt der Kaiser eine Ansprache, welche folgenden Wortlaut hatte: Len Gefühlen, die heut am Tage der Enthüllung sowohl die Kinder wie die Hausgenossen und Befreundeten der beiden hohen Lahingcschiedencn beseelt haben, das richtige Wort zu geben und sie in das richtige Geivand zu hüllen, ist einem lang jährigen treuen Freunde und Hausgenossen gelungen. Und Ich glaube, daß Ich am heutigen Tage in keiner besseren Weise der Vergangenheit und der Wuusamkeit Meiner Eltern gedellten kann, als daß Ich die kurzen aber inhaltsreichen Sätze, die der Geheimrat Hinzpeter in dankbarer Liebe und Verehrung Meiner Eltern aufs Papier geworfen hat, Ihnen bekannt gebe: „Liese stolzen glänzenden Gestalten werden in den Beschauern auch der künftigen Geschlechter stets andere Empfindungen erwecken als die Bilder der nun abgeschlossenen Siegesallee. Ihre Sym pathie und ihre Bewunderung werden immer mit Mitleid ver mischt sein; ihre Ehrfurcht wird mehr den Leiden gelten als den Taten. Diese Figuren werden mehr die Sage beschäftigen als die Geschichte; denn sie repräsentieren mehr Ideen als Ereig nisse. Wohl leuchtete auch ihr Leben weit über das Land; aber ehe es sich entfallet und vollbewährt harte, wurde cs jählings zerrissen von einem unerhört grausamen Geschick. Ter Kaiser Friedrich, der hochsinnige Fürst und weitherzige Mann, der tapfere Held und siegreiche Feldherr wurde in der Fülle der Kraft von heimtückischer Krankheit dahingerasft. — Tie Kaiserin Friedrich, die warmherzige und tunsssinnige Frau von klarem Geist und starkem Willen wie von unerjättlichem Wissensdurst und Schaffensdrang wurde in voller Blüte von demselben Feinde zu Tode gequält. — Ein Schicksal, so tragisch, daß es die Seele des Volkes tief ersch-ütterte, sie mit Mitleid für das furchtbare Leiden, wie mit Trauer tim die eigenen ver lorenen Hoffnungen erfüllte. Zu der Zeit, als diese beiden ihr gemeinsames Leben begannen, war die deutsche Nation in tiefer weitgreifender Bcivegung; sie begann nach langem Suchen und Tasten, nach harter Arbeit und Selbstzucht sich neue Formen zu schaffen für ihr Leben in Kirche, Staat und Gesellschaft, in Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft. Das Bewußtsein, daß eine neue reichere Zeit für Deutschland angebrochen sei, beherrschte die Gemüter und erfüllte sie mit Furcht oder Hoffnung, mit fieberhafter Erregung. Und dieses zum Herrschen berufene Paar stärker als alle anderen; kein zweites war so voll Träumen, Gedanken und Plänen; keines so mutig im Ver lassen des Alten und Ergreifen des Neuen; keines so erfüllt mit Hoffnung und Vertrauen auf die Zukunft. Unter den strebenden, ringenden Zeitgenossen zeichneten sic beide in innigster geistiger Gemeinschast sich aus durch ihren Eifer und Enthusiasmus für die neuen höheren Ziele, für die freiere Ent wicklung aller Kräfte, für die reichere Entfaltung dcö Volks lebens. Unter der idealistisch gestimmten Generation ragten sie beide m vollster Seelenharmonie hervor durch ihren hoch- flicgenden Idealismus, den einzuschränkcn die Wirtlichkeit in ihrem kurzen Dasein keine Zeit gefunden. Darum beginnt dieses Paar, der Tradition entgegen, aber mit Recht hier nebeneinander nach dem Abschluß der Markgrafen, Kurfürsten und Könige die neue Reihe der Kaiser, denen höhere und schwierigere Ausgaben gestellt sind als jenen, zu deren Lösung sic höheren Schwung, stärkeren Idealismus nötig haben. Ta- rnm werden die ttmmendcn Generationen mit dankbarer Ver ehrung an der Spitze einer neuen Hobenzollcrnreihe dieses strahlende Paar uchen sehen, welches seinen idealistischen Sinn auf alle realinsschen Nachkommen vererben kann. Sie stehen hier am Eingang als glänzende Repräsentanten der schwärme rischen ttlusionsrcichen -ugend des Teutschen Reiches nnd als leuchtende Personifikationen der Kulturbcgcisterrmg, welche sie clzrrakterisierte, und welche die deutschen Kaiser alö Führer des vornehmsten Kulturvolks der Erde beseelen soll Sv iverden diese Marmorbilder hier trotz ihres Mcirrnrcrfil>eins zu einer glücklichen Vorbedeutung für die Zukunft des Reiches wie der Dynastie." Nnsern Gefühlen und Gesinnungen ivolleu nnr da durch Ausdruck geben, daß wir ein stilles Glas auf das An denken der Toten teeren. * Berlin, 18. Oktober. Das Kaiserpaar unter nahm gestern nachmittag einen Spaziergang in der Um gebung des Neuen Palais. Heute morgen besuchten der Kaiser, die Kaiserin und die Geschwister des Kaisers >en Gottesdienst in den Kommuns. Heute mittag nahm der Kaiser im Königlichen Schloß die Meldung des Oberst v. Quast vom Kaiser Franz-Garde-Grenadier-Regimcnr Nr. 2 vor dessen Abreise nach Wien entgegen. * Berlin, 18. Oktober. Das preußische Staats ministerium trat gestern unter dem Vorsitz seines Präsidenten Graf v. Bülow zu einer Sitzung zusammen. * Berlin, 18. Oktober. Die „Natlib. Korresp." schreibt: In der nächsten Woche werden die Finanzminister sier E i n z e l st a a t e n mit den leitenden Persönlich keiten der N e i ch s ve rw a l t u n g, und selbstverständ lich auch mit dem neuen Neichsschatzsekretär, zu der an gekündigten Konferenz hier zusammentreten. Man darf es als ausgeschlossen betrachten, daß sich die Finanzminister bei ihrer diesmaligen Beratung für eine stärkere Heranziehung des Bieres oder für „Blutung des Tabaks" aussprechen werden. Für neue Steuern ist im Reichstage in absehbarer Zeit eine Mehrheit nicht zu haben, und der neue Reichsschatz sekretär würde die ohnedies in genügendem Maße schwie rige Bürde seines Amtes schwerlich auf seine Schultern genommen haben, wenn er sich hätte sagen müssen, von vornherein für eine so undankbare Aufgabe eintreten zu sollen, wie es die Forderung neuer Steuern ist. Wir wollen damit nicht gesagt haben, e r mißbillige im Prinzip den Standpunkt derer, welche fest davon überzeugt sind, wie das Bier, so verdiene auch der Tabak zur Bestreitung der allgemeinen Ausgaben des Deutschen Reiches noch in stärkerem Maße bcrangezogen zu werden, als jetzt ge schieht. Wie die Verhältnisse im Reichstage aber augen blicklich liegen, ist nicht daran zu denken, daß sich eine Mehrheit in demselben geneigt erklären werde, eine der artige Aktion der verbündeten Regierungen zu unter stützen, bevor nicht sich ungefähr werde überblicken lassen, auf welche Einnahmen aus -em Inkrafttreten des Zolltarifs zu rechnen ist, der bei Erneuerung der Handels verträge schließlich die Grundlage bildet. Es liegt also auf der Hand, daß die Finanzministcr-Beratung wesent lich auch der Erneuerung der Handelsver träge gelten und zur Feststellung gewisser Grundsätze führen wird, die für die weiteren Handelsver tragsverhandlungen und die Beteiligung der deutschen Unterhändler an denselben bis zu einem ge wissen Grade maß- und richtunggebend bleiben werden. Daneben darf aber als sicher gelten, daß die einzelstaat lichen Finanzminister nicht wieder auseinandregehen, ohne gewisse Bürgschaften vereinbart zu haben, da mit nicht die Finanzgebarung der Einzel staaten erschwert wird durch die Anmeldung er höhter Forderungen im Reiche, die nicht in Einklang mit der Lage der Finanzen in den Einzelstaaten zu bringen sind. * Berlin, 18. Oktober. Der Parteitag der D e u ts ch so z i a l e n Re form Partei ist in Berlin zusammcngetretcn. Die Verhandlungen sind auf drei Tage berechnet; cs liegt eine ganze Reihe Anträge vom Parteivorstande und von den Ortsgruppen vor. Neben der Berichterstattung über die Ncichstagswahlen und die Tätigkeit der Parteileitung wird über die Mittelstands frage, sowie über Handelsinspektoren und Kaufmanns gerichte verhandelt werden. Von den Anträgen ist der wichtigste von der Ortsgruppe Erfurt gestellt; er lautet: „Durch die Mißerfolge der Antisemiten bei den dies jährigen Ncichstagswahlen sicht sich die unterzeichnete Ortsgruppe veranlaßt, den Parteitag zu ersuchen, unter allen Umstünden dahin zu wirken, daß nunmehr eine Einigung und der Zusammenschluß sämtlicher antisemitischer Richtungen erfolgt und daß dieser Zusammenschluß unter einheitlicher Organisation in Stadt und Land nnd einheitlicher Verwaltung ein gerichtet wird." Aus Antrag des Parteivorstandes soll über den Namen der Partei verhandelt werden, die künftig Deutsche Refvrmpartei genannt sein soll. Dazu liegt noch der Antrag vor, eine fünfgliedrige Kommission zu wählen, die das im Jahre 1893 beschlossene Partei programm einer erneuten Durchsicht unterziehen und dem nächsten Parteitage über etwaige Abänderungen Be richt erstatten soll. * Göttingen, 18. Oktober. Am Neubau deS hiesigen Physikalischen Instituts wurde ein Arbeiter durch herab stürzen des Baumaterial erschlagen, zwei Arbeiter erlitten schwere Verletzungen. lLok.-Anz.i * Essen, 18. Oktober. Tie Nachricht der „Rhcin.-Westf. Zeitung", daß die zu Kruvv kommandierten japani schen Offiziere nach Japan zurückbcorderl seien, ist vollständig unbegründet. lBerl. Lok.-Anz.l 8. Halle a. S., 18. Oktober. «Privattelegram m.» Die „Saale-Zeitung" meldet: Heute nacht sind nach Knebelung der Wärter acht Gefangene aus dem StaatSgefängnis ausgebrochen. Ein Wärter wurde ermordet, ei» zweiter lebensgefährlich verletzt. * Frankfurt a. M.. 18. Oktober. Das zu Ehren der Vorkämpfer für die deutsche Einheit aus den Jahren 1815 bis 1863 von der Ltadt neben der Paulskirche errichtete Denkmal ist heute mittag in Anwesenheit der Spitzen der städtische», der staatlichen und der Militär behörden, dcsVvrstandes dcrPaulskirchc. akademischer Ver tretungen. von Deputationen der Krieger-, Schützen-, Ge sang- nnd Turnvereine, sowie zahlreicher Ehrengäste, unter ihnen Wilhelm Fordan. enthüllt worden. Oberbürger, meister Ur. Adickes dielt die Festrede, die in ein Hock» auf den Kaiser ausklaug. Ter Vorsitzende der Ltadwer- ordnetenoersammlung Ged- Fustizrat Dr. Humser brachte in kurzer Ansprache ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus. Mit gemeinschaftlichem Gesänge „Deutsch land, Deutschland über alles" schloß die Feier. * Frankfurt a. M.. 18. Oktober. Wie die „Frkf. Ztg." aus Saloniki meldet, wurde in der vergangenen Nacht I die in einem nach Kilindir gehenden Militärzüge vorauf-
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