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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031026017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903102601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903102601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-26
- Monat1903-10
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Bezugs-Preis der Hauptexpedition oder deren Au-gade» stellen abgeholt: vierteljährlich ö.—, bei zweimaliger täglicher Zust,llung in- Hau est S.7». Durch di» Post bezogen für Deutsch land ». Oesterreich vierteljährlich >» 4.50, für di« übrigen Länder laut Zeituog-prei-ttste. Nedsktion und Lrveditio«: JohanniSgaffe 8. Fernlprecher 183 und «SS. FUi«Ir»p»ditt«n»n: Alfred Hahn, Bochhandlg-, llniversitSt-str.S^ L. Lösch», Kathartnenstr. 14, «. Köntgtpl. 7. Haupt-/iti-le Dresden: Marienstraße 84. Fernsprecher Amt 1 Nr. 1718. Haupt Filiale Serlin: Earl Drmcker, Herzgl Bahr. Hofbuchhandlg., Lützowstraß« 10. Fernsprecher »mt Vl Nr. 4NOS. Morgen-Ausgabe. MpWcrTagrblM Anzeiger. Ämtsvtatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«.Preis die 6 gespaltene Petttzeile LS Reklamen unter dem Redaktion-strtch t4g»Ipaltrn) 7L vor den ssamitte»nach richten (6 gespalten) 50 Dabellanjcher uud Ziffernias entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen uud Ossertenannahme Lü (excl. Porto). Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuag st 60—, mit Postbesürderung 70^-. Annahmeschlub für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Murgen-Au-gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeige« find stet« an die Expedition zu richten. Dir Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz ia Leipzig. Nr. 545. Montag den 2i. Oktober 1903. 97. Jahrgang. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Wegen der Arbeiten, die an der Wasserrohrleitung in der projektierten Plösener Straße vorzunehmen sind, macht sich die vorübergehende Absperrung dieses Rohrstranges nölig. Liese Arbeiten werden mit möglichster Beschleunigung ausgeführt werden. Es läßt sich aber nicht umgehen, daß sich während der Arbeitsdauer Dienstag, den 27., und Mittwoch, den 28. diese- Monats vormittags Druckmangel in den Wasserversorgungs leitungen in den Stadtteilen Gohlis und Eutritzsch bemerkbar machen wird. Leipzig, am 23. Oktober 1908. Der Rat der Stadt Leipzig. Io 2. Z782. Or. Tröndlin. G. Befanntmacbnnq. Die Ostern 1904 aus der Waisenpflege zu entlassenden kon firmierten Knaben sollen rn geeignete Lehrstellen gebracht werden. Alle diejenigen Meister, welche gesonnen sind, einen oder mehrere Lehrlinge anzunebmen, wollen bei dem Waisen-Amte ibre Angebote schriftlich etnreichen und darin die hauptsäch lichsten Bedingungen, al»: Dauer der Lehrzeit; die für die ein zelnen Lehrjahre zu gewährende Vergütung; ob sie Kost, Wohnung und Bekleidung gewähren wollen usw., hervorheben. Ein eigentliches Lehrgeld wird nicht gewährt. Tie Lehrlinge werden durch vom Waisen-Amte bestellte Vertrauensmänner beaufsichtigt. T»r Rat der Stadt Leipzig. Armen Waisen Amt. Tbomasrina 7. l)r. Weber, Stadtrat. Röber. Korbweiden-Verkauf. Dienstag, den 8. November d. I., sollen die zum Burgauer Revier gehörigen Weidenparzellcn meistbietend gegen sofortige Be- zahlung versteigert werden. I Vormittags 10 Uhr die Weiden am Schützenhof bei Leipzig und H. Nachmittags 3 Uhr die Weiden an der Schlobachschen Ziegelei bei Gundorf. Leipzig, den 23. Oktober 1903. De» Rat» Aorftdeputation. Ocffentliche Zustellung. Der Bankier Manu» Elta» zu staffel — Prozeßbevollmäch. ligler: Recht-onwalt Justizrat Ur Walter zu Cassel — klagt gegen die minderjährige Mtse Martha Wilke, vertreten durch ihre Minter, die Witlwe des Bauunternehmers Edmund Wilke geb. Müller, al- Inhaberin der elterlichen Gewalt, zuletzt in Leipzig wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthaltes, unter der Behauptung, daß die Beklagte für die von ihm auf die Hypothek des Schlosscr- meistcrS F. W. Müller zu Cassel als Entschädigung gezahlten ^tO -äl und der durch das Enteignunasverfahren entstandenen Kosten in Höhe von 13 ./L 70 zur Hälfte ersatzpflichtig sei, mit dem Anträge, die Beklagte in vorläufig vollstreckbarer Form zu verurteilen, an den Kläger 126 -M 85 nebst 4°/o Zinsen seit 11. September 1900 zu zahlen. Der Kläger ladet die Beklagte zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig auf den 12. Dezember 1VO8, vormittags » Uhr, nach Zimmer 159. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Die GertchtSschretberet des Königlichen Amtsgericht», Leipzig, am 21. Oktober 1903. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Kirchenvorstandswahl in der Johanni», gemeind» bett. Nach 8 17 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung scheiden demnächst aus dem Äirchenvorstande der Johannisgc- meindc aus die Herren Tischlerobermeister E. G. Heinrich, Landgerichtsdireklor E. A. Hüsfner, Lehrer 2- O. Leisner, Kaufmann F. W. Michael, Kaufmann B. M. Schröder. Durch Verzug au» der Johannisgemeinde ist bereit» aus geschieden Herr Direktor F. E. Schütze. ES sind demnach sechs Kirchenvorsteher durch die Kirchenge meinde zu wählen. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbständigen, im Johanniskirchspicle wohnhaften Hausväter (Haushaltungsvor stände) evangelisch-lutherischen Bekenntnisses, die das 28. Le bensjahr erfüllt haben, sie seien verheiratet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobene» AergerniS gegeben haben, oder von der Stimmbercchtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind, oder denen infolge Verweigerung der Taufe, Trauung oder Konfirmation durch Beschluß der Kircheninspektion die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Alle, die ihr Stimmrecht ausübcn wollen, haben sich hierzu entweder mündlich oder schriftlich anzumelden. Die mündlichen Anmeldungen werden von Montag, den 26. Oktober, bi» Mittwoch, den 4. November und zwar an den Wochentagen vormittags von 8—1 Uhr, und nachmittags von 3—6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen vormittags von 11 bis 12 Uhr in der Expedition der Johanniskirche entgegenge- nommcn. Die schriftlichen Anmeldungen mit genauer Angabe 1) des Vor- und Zunamens, 2) des Standes oder Gewerbes, 3) des Geburtstages und Jahres, 4) der Wohnung, können ebenfalls vom 26. Oktober bis 4. November abends 6 Uhr an die Expe dition der Johanniskirche gerichtet werden. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Ge meinde hierdurch auf, sich an der bevorstehenden Wahl, deren Tag später noch bekannt gegeben wird, zahlreich zu beteiligen und zu diesem Zwecke die Anmeldung in der bezeichneten Weise bis spätestens Mittwoch, den 4. November, abends 6 Uhr, be wirken zu wollen. Zur Johanniskirchengemeinde gehören die folgenden Stra ßen und Plätze: Antonslrahe; Bauhofstraße Nr. 9 und 11; Brommeitraße; Brüderstraße ungerade Nummern 25—63, gerade Nummern 80—34; Dolzstraße; Dresdner Straße gerade Nummern 2—22; Eilenburger sstratze Nr. 1—11: Fricdrichs- straße; Gerichtsweg ungerade Nummern 13 und 15, gerade Nummern 2—22; Glockcnstraße; Gutcnbergstratze; Hohenzollernstraße; Hospitalstrahe; vor dem Hospitaltorc; Johannisallee ungerade Nummern 1—23, gerade Nummern 2—18; Johannisfricdhof; Johannisgasse ungerade Num mern 17—35, gerade Nummern 20—34; Johannisplatz Nr. 8—26; Johannistal; Josephinenstraßc Nr. 1—17; Königs straße ungerade Nummern 15—33, gerade Nummern 16—30; Kurze Straße; Liebigstrahe Nr. 13 und 15; Lindenstraße; Mühlstraßc Nr. 1 und 3; Nostitzstraße gerade Nummern 2—32; Nürnberger Straße ungerade Nummern 1—53; Ostplatz; Ost straße ungerade Nummern 1—17, gerade Nummern 2—20; Platostraße; Rabcnjteinplatz; Reitzenhainer Straße ungerade Nummern 1—27; seeburgstraßc ungerade Nummern 25 bi» 59, gerade Nummern 60—100; Stephanstraße; Sternwarten straße ungerade Nummern 49—79, gerade Nummern 24—46; SriftSstraße; Täubchcnwcg ungerade Nummern 1—15, ge rade Nummern 2 und 4; Talstraße; Teubnerstraße und Wcber- Sassc. Leipzig, den 24. Oktober 1908. Der Kirchenvorstand zu St. Johanni». Ole. Or. Rüling, Pfarrer. wiederholt- Nachrichten. Au» dem gestrigen SonntaaSblatte wiederholt, weil zu spät erngetroffen, um auch in dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teile der Auflage Ausnahme finden zu können. * Küstrin, 24. Oktober. (Telegramm.) Die A n- spräche, die -er Kaiser bei Entgegennahme -es Ehrentrunkes hielt, hatte folgenden Wortlaut: ,»Jn patriotischen und warm empfundenen Worten hat soeben der Herr Bürgermeister im Namen von Küstrin Mir den Willkommen ausgesprochen und zugleich den Einfluß, die Wirksamkeit und die Bedeutung des Herrschers geschildert, dessen Standbild hier enthüllt worden ist. Indem Ich Küstrin Meinen herzlichen Dank aussprcche sür den be- geisterten Empsang seitens seiner Bürgerichfat und die schöne Ausschmückung ihrer Stadt, so kann Ich auch hinzu fügen, daß es Mich mit Freude und Befriedigung eriüllt, diese Stätte historischer Erde zu betreten. Wir haben soeben vernnnnnen, ans welcher Grundlage das Leben des Fürsten aufgcbaut war. Diese Grundlage ist es gewesen, die Meinen Borfahren und Meinem Haus zu der Stellung verhalfen und sic dahin gebracht hat, wo wrr setzt stehen. Diese Grundlage ist auch die Meinige. Ich habe es erst vor einigen Tagen ausgesprochen. Die Stadt Küstrin ist mit Unserem Hause aufs innigste verknllvft ge wesen; sie hat zweien der gewaltigsten Meiner Vorfahren Stätte und Heim gegeben, dem großen Kurfürsten und dem großen König. In schwerer Stunde ist hier der Große Kurfürst verwahrt worden, um später tn einzig da stehender Arbeit «in Land wieder emporzuheben aus einem Zustand, wie er kaum in einem anderen Lande herrschte; ein Land, welches zerrissen, zerstampft, verwüstet und ver Laufc der Jahrhunderte zu wahren Künsten entwickelt hatten: Das Fingcrrechnen und das Rechnen auf Linien. Das Fingerrechnen war im Altertum allgemein tn Nebung und hat sich bis ins 16. Jahrhundert auch bei uns erhalten; das Rechnen auf Linien geschah mittels einer mit Ein schnitten versehenen kleinen Tafel (ubseus), in welchen mit Köpfchen versehene Stifte verschiebbar waren, die je nach ihrer Stellung Einer, Zehner, Hunderte usw. bedeuteten. In anderen Fällen benutzte man Knöpfe oder Rechen steinchen (oalouii), die auf den Linien oder zwischen den selben ausgestellt wurden. Das Abacnsrechnqn fand auch in Deutschland Eingang, wie cs überhaupt etwa iur 10. Jahrhundert in den der arabischen Herrschaft nicht unterworfenen Ländern Europas neben dem Finger rechnen Geltung gewann; um 1200 nmr es überall in Ge brauch und wurde auf den Klosterschulen gelehrt. Nun erst kam das Ziffernrechnen und verdrängte sieg reich die unbequemen Methoden. Die Kunst, die Zehner, Hunderter usw. wie die Einer zu bezeichnen und durch An hängung von Nullen kenntlich zu machen, ist eine indische Erfindung; der Name deS genialen Erfinders ist leider der Nachwelt ebenso wenig aufbewahrt geblieben, als wir genauere Nachrichten über Zeit und Umstände der groß artigen Erfindung besitzen. Jedenfalls ist die Heimat der selben tn Vorderindien, dem Wohnsitze des Sanskrit- volkeS, zu suchen, und -war muß die Erfindung schon früh zeitig gemacht worden sein, deivn wahrscheinlich bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christas gelangte, wie Professor Treutlcin in seiner Schrift: „Da- Rechnen im 16. Jahrhundert" aussührt, wenigstens schon die Kenntnis der neun neuen Zahlzeichen nach Nordägypten und fand Eingang bet den Neupythagoräern der alexandrinischen Schule. Der Hauptwert der indischen Erfindung berubr jedoch nicht auf den Zeichen, sondern auf der Rechenweisc und vor allem dem Gebrauch der Null. Letzterer alle-n verdanken wir die ungeheure Leichtigkeit unseres Rech nens, umd mit Reckt haben die indischen Zahlzeichen von ihr den Namen erhalten. Denn Null heißt im arabischen zifr (zafar), und davon rükrt die Bezeichnung Ziffern für diese Zeichen her. „Die Inder führten ihre RechnnngSoperationcn auf einer meist weiß angestrichencn Tafel durch, welche mit Sand oder mit einem rot ge färbten Mehle bedeckt wurde, und bedienten sich znm Schreiben der Zttsern eines hölzernen Griffel», durch den sie den Land oder das Mehl beiseite schob««, so daß aus dem weißen Grunde die Zahlzeichen sichtbar wurden. War eins derselben durch den Verlauf der Rechnung unnötig geworden, so bewirkte eine sanfte Berübrung des Sande» mit dem Finger das verschwinden der Ziffer, und an ihre Stelle konnte sofort die neue geschrieben werden." Gegen Tnde de- ». Jahrhunderts erlangten die Araber die Kenntnis der indischen Kunst; vor allem Mohammed Feuilleton. Die Einführung der arabischen Ziffern vor 700 Jahren. Ein Gedenkblatt von Paul Wangemann. Na > riuck UnjcrZiffernrechnen ist uns etwas so Geläufiges,Selbst verständliches geworden, baß wir die geniale Erfindung, welche wir in der Ausübung der Rechenkunst verwerten-, gar nicht mehr zu würdigen im stände sind. Die hohe Rechenkunst, wie sie die Mathematiker und Astronomen auSüben, imponiert wohl noch weiten Kreisen, aber das elementare Rechnen ist eine Fertigkeit, die man tn jeder Dorfschule lernt, und niemand denkt daran, daß die Menschheit eknen viel weiteren Schritt zurückzulegen hatte von der ersten Ausübung der Zählkunst bi» zur Er findung der Ziffern, als von dieser bis zur Entstehung unserer diffizilen Rechenmethodcn. Man muß sich ver gegenwärtigen, waS für eine mühevolle Sache das Rechnen in alter Zeit war, um ganz die Großartigkeit der Idee zu ersoffen, mittels neun Ziffern und der Null da ganze System des menschlichen Zahlenbegriffes zu er- ichöpfen und in so einfache Regeln cinzutleiden, daß die Erlernung fast eine Spielerei, und die Rechenkunst beinahe eine völlig mechanische Beschäftigung gewordan ist! Tie Frage, wie die Menschen überhaupt dazu ge kommen sind, zu rechnen, ist nicht leicht zu beantworten, und hängt mit der Entstehung der Begriffe von Raum und Zett zusammen. Auch hier ist eS das praktische Be dürsnis, aus welchem heraus sich die Kunst, zu zählen, ge bildet hat. „ES muß", wie vr. Heinrich Schurtz tn seiner »Urgeschichte der Kultur" betont, „zunächst ein ungeheuer praktischer Grund gewesen sein, der die Menschen dazu vermochte, die ungeheure geistige Abstraktion der reinen Zahl zu gewinnen Der bloße Anblick der Glieder be» eigenen Körpers oder der NamenSgenvssen nötigte nicht zu dieser Riesenarbeit, denn für deren Unterscheidung und Zusammenfassung genügte die erste große GeisteStat, die Namengebung . . . Besitztümer, deren Zahl zu wissen nötig ist, wie Vieh oder Geldstücke, kennt der primitive Menich nicht, wenn er jagt oder sammelt, hat er den Wunsch, möglichst viel Stücke Wild, möglichst viel Früchte "der Wurzeln beimzubrtnqen, aber die genaue Zahl hat dabei nicht» zu bedeuten. Die Sache wird jedoch ander», wenn es sich darum handelt, allen ihren gebührenden Teil der Beute zu geben." Alle wollten natürlich einen gleichen Anteil, der mit der Verteilung einer Bente Be auftragte sah sich daher genötigt, seine Aufmerksamkeit im höchsten Grade anzustrengcn, und alle Beteiligten übten die strengste Kontrolle, um nicht übervorteilt zu werden. Man begann zu vergleichen und damit zu zählen — es liegt also gewissermaßen eine gemeinsame Geistesarbeit aller Beteiligten vor, eine Kulturtat, die wir nicht der Genialität eines einzelnen, sondern der Tätigkeit der Ge sellschaft verdanken. Natürlich erhielt sich die neu gewonnene Fertigkeit lange Zeit in -en primitivsten Anfängen, etwa auf -er Stufe, wie wir sie noch jetzt bei vielen Naturvölkern beob achten. Es gibt wilde Stämme, die nicht bis drei zählen können, also nur die Zahlwörter für 1 und 2 besitzen; allzu weit geht die Zählkunst auch bei vielen der vorgeschritte neren Stämme nicht, und sie helfen sich dann mit Allge- meinbczeichnnngen, wie „viele" oder „eine Menge" usw. Um klar zu machen, wie viele Gegenstände er im Auge hatte, mußte der de» Rechnens noch unkundige Mensch sich mechanischer HülfSmittel bedienen. Er nahm vielleicht Steinchen oder Holzstückchen, und legte so viel davon hin, als er bedurfte, um die ins Auge gefaßte Anzahl zu be zeichnen. In den iiberwiegend meisten Fällen bediente er sich jedoch de» ihm von der Natur am eigene» Körper ge gebenen Mittels, der natürlichen Rechenmaschine, der Finger und Zehen. Dieses Naturmaß bestimmt noch heute unser Rechensystem, ihm verdanken wir das jetzt fast in der ganzen Kulturwelt anerkannte und eingeführte Deziinalsnstem oder dekadische System, welchem die 10 al» Grundzahl dient. Sogar bei manchen Naturvölkern finden wir dasselbe in primitiver Form tn Anwendung, die 5 und ihre vielfachen werden nach Schurtz zu Haupt zahlen Das Wort „Hand" bedeutet zugleich „fünf", und die Berber Tnkna» bezeichnen die Zahl 50 mit den Worten: „4 Hände, 4 Füße und 2 Hcknde." Sonderbarerweise sind einige -er hochentwickeltsten Kulturvölker später von dem natürlichen System abgewichen und zu willkürlichen Grundzahlen übergegangen; die alten Babylonier znm Beispiel zählten nach 60. Auch in Deutschland hat sich ja bis in die neueste Zeit ein umständliches Maß- und Ge- wichtösystem erholten, das erst vor etwa 80 Jahren durch die dekadische Rechnung abgelöst wurde. Ebenso umständlich war die Art und Weise, wie man viele Jahrhunderte hindurch die Zahlen bezeichnete. Di« meisten Völker bedienten sich dazu der Buchstaben ihrer Alphabete, und die römischen Zahlzeichen sind ja bei uns noch allgemein bekannt und zum Teil sogar in Anwen- düng. Es wird jedermaqn ohne weiteres einleuckten, daß sich mir diesen langsam zu schreibenden und viel Platz eim- nehmenden Zahlennicht rechnen ließ. Daher maren beiden Römern und andern alten Völkern zwei Methoden ge bräuchlich, die sich direkt im Anschluß an die oben erklärte Entstehung des Zählens überhaupt gebildet, und im kommen am Boden lag, hat der junge Fürst, unbekümmert um die Große der Aufgabe, zu hoher Blüte cmporgebracht und zu bedeutungsvoller Stellung unter den Mächten. Und der große König hat in seiner Jugend in schweren Stunden hier die Schule durchwachen müssen, die es ihm ermöglichte, nachher der Mann und der Charakter zu werden, als den ihn die Vorsehung brauchte, um aus Preußen das zu machen, was es geworden ist. Wir können wohl annehmen, daß er in den schweren Stunden, die er hier durchgemacht hat, tu sich klar geworden ist und es begriffen hat, daß seine Lebensaufgabe die sein mußte, zu der er sich nachher alk König bekannte, daß er der erste Diener des Staates sein müsse. Das konnte er nur lernen durch Unterordnung, durch Ge- horsam, mit einem Worte durck das. was wir als Preußen mit Disziplin bezeichnen, und diese Disziplin muß ebenso im Königshause, wie im bürgerlichen Hause, im Heere, wie im Volke wurzeln, Respekt vor der Obrigkeit, Ge horsam gegen die Krone und Gehorsam gegen den elter lichen und väterlichen Einfluß, das müssen wir auS dieser Erinnerung lernen. Und diesen Eigenschaften ent springen dann diejenigen, die wir mit Patriotismus be zeichnen, nämlich Unterordnung de» eigenen Ich», des eigenen Subjekts zum Wohle -eS Ganzen; das ist, was uns in dieser Zeit besonders not tut. Ich habe aber die feste Ueberzeugung, daß in den alten historischen Mauern von Küstrin dergleichen Eigenschaften am Tage sind; und wenn darüber noch ein Zweifel gewesen wäre, so wäre er geschwunden angesichts der Haltung und Stimmung der Bürgerschaft und der schönen patriotischen Worte, die heute hier gesprochen sind. Daß diese Eigenschaften unter den Märkern und vor allem unter den Küftrinern nie aussterben mögen, und daß Küstrin mit gutem Beispiel vorangehen möge, für daS Vaterland zu leben und zu wirken in guten und tn schweren Tagen, darauf trinke Ich diesen Pokal." * Göttinger», 24. Oktober. (Telegramm.) In einem Steinbruck bei Lodenbach stürzte eine Erbwand ein. Drei Arbeiter wurden getötet. L-tzt- Nachrichten. * Neue» Palais bet Potsdam, 25. Oktober. Der Kaiser empfing gestern nachmittag im königlichen Schlosse zu Berlin den General der Kavallerie v. Massow, Feldpropst D. Richter, Königlich württembergischen Gene ral v. Marchthalcr und Oberstlentnant Dorrer, ferner den Geh. Regierungsrat und Vortragenden Rat im Mini sterium des Innern Dr. v. Sankt auS Anlaß seiner Er nennung und den spanischen Maler I. Moreno Earbvnero. Der Kaiser machte eine Spazierfahrt im Tiergarten, nahm das Diner beim Reichskanzler Grafen v. Bülow un kehrte sodann mit der Kaiserin hierher zurück. Heute vor mittag besuchten die Majestäten den Gottesdienst in der Garnisonkirche zu Potsdam. ben Musa Alkharezmi «gestorben 812) lehrte seinen Lands leuten dieselbe und eröffnete die Reihe der Werke über die Rechenkunst. Zu den Arabern begaben sich im 11. Jahr hundert viele gelehrte Männer aus Italien, Frankreich, England usw., nm Künste und Wissenschaften zu studieren; diese waren es, welche die neue Fertigkeit mitbrachten, und obgleich sie anfänglich einen harten Kampf mit dem alten Verfahren zu kämpien hatten, trug sie doch kraft ihrer Ueberlegenhcit bald den Sieg davon, und mit dem Anfang des 13. Jahrhunderts konnten die alten Methoden als überwunden gelten. Einer der eifrigsten Kämpfer für die neue Kunst war der große Pisaner Leonardo Fibonacci", der die ganze Wissenschaft seiner Zeit vom Ziffernrechnen in einem großen Werke niederlegte. Da dieses 1203 er schien, kann man wohl dieses Jahr als eins der wichtigsten und maßgebendsten für die Einführung der indischen bezw. arabischen Ziffern und des mittels derselben auSgeübten Nechensystems bezeichnen — es sind somit jetzt gerade 700 Jahre verstrichen feit der Einführung und Verbreitung der großartigen Erfindung. Doch dürfen wir nicht vorauSsetzen, daß diele nun so fort allgemein geworden wäre. Volle drei Jahrhunderte blieb sie eben nur eine Wissenschaft weniger; bevor sie Ge meingut der Menge werden konnte, mußte erst eine un- erläßliche Vorbedingung erfüllt werben: daS Volk mußte schreiben und lesen leynen? Erst mit dem durch die Renaissance und die Erfindung der Buchdruckerkunst ein tretenden allgemeinen Aufschwung begann die neue Kunst ihren Einzug in weiteren Kreisen zu halten, und in erster Linie Luther erwarb sich große Verdienste um sie, indem er die Notwendigkeit der Errichtung von Schulen betonte und in diesen auch die mathematischen Studien nicht ver nachlässigt sehen wollte. Desgleichen Melanchthon, der „Lehrer Deutschlands", der selbst über Mathematik la», ferner Luca Pacioli (gcst. 1509), Georg v. Peurbach (1423 bis 1461), Negiomontanns, vor allem aber der berühmte Adam Riese (geb. 1492 in Staffelstcin, später in Annaberg in Sachsen lebend), daben sich nm die Ausbreitung der Rechenkunst erfolgreich bemüht. Wie hoch man schon da mals die Rechenkunst schätzte, beweisen die vielen Aeuße- rungen zu ihrem Ruhm. „Als Plato", so erzählt Adam Riese, „zu einer zeyt gefragt wird, wodurch ein Mensch andere Thier vbcrtrcffe, antwortete er: Daß er rechnen kann vnd verstand der zaln (Zahlen) hab." Und Kübel feiert sie gar tn folgendem Gesänge: „Ayn mensch dem Zal verborgen ist Lcychtlich verfttrt der wird mit list Diff nnm zu berven bitt tch ser Vnd jcydcr sein Kind Rechen ler."
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