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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190606138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19060613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19060613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-06
- Tag1906-06-13
- Monat1906-06
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1906
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Mont habe vorbereitende Schritte zu einer Aktion mit England während seiner Anwesenheit al« votschaster in London begonnen und werde seine Bemühungen in dieser Seztehung in seiner jetzigen Ligenschaft al» Minister de« Auswärtigen fort setzen. Was an dieser Meldung Wahre» ist, wird sich wohl nicht so bald erkennen lassen. Die englische Presse widmet der Haltung Italien» erhebliche Aufmerksamkeit. So beschäftigte sich gestern der „Tlobe" mit de« Dreibund und schließt seinen Artikel mit der Er klärung, Italien wende sich tatsächlich immer mehr vom Dreibund ab und werde nur noch solange diesem ange- hören, al« e« von seinen Verbündeten ob seiner Haltung nicht mit scheelen Augen angesehen werde. England. Da« englisch-deutsche FreundschaftLkomitee hat an die deutsche Presse eine Einladung zu einem Besuche in London ergehen lassen, der etwa 40 Vertreter größerer Preßorgane aller Parteien folgen werden. Nur die sozialdemokratische Presse hat sich ablehnend verhalten. Die Abfahrt wird am 19. Juni ab Bremen auf einem Dampfer de« Norddeutschen Lloyds erfolgen. Am 21. Juni findet ein Empfangsdiner statt, dem Lord Aoebury präsidieren wird. Zum Besuch deL Parlaments, deS Schlosses von Windsor und von Strat ford und anderem liegen bereits Einladungen vor. Den Schluß bildet ein Festmahl auf dem Rothschildschen Land haus in Jring. Nutzlau». „Nowoje Wremja« meldet, die Regierung habe be schlossen, gegen 14 Mitglieder der ReichSduma wegen eines von ihnen an die Arbeiter gerichteten Ausrufs, in welchem «ine Aufreizung der Volksmassen gegen die Regierung zu erblicken sei, daS gerichtliche Verfahren einzuleiten, der Immunität der Abgeordneten wegen aber davon abzusehen, die 14 Abgeordneten in Untersuchungshaft zu nehmen. — Dasselbe Blatt meldet weiter, zur Befriedigung landloser Bauern werde die Regierung einen Agrarfonds von etwa 20 Millionen DeSjätinen errichten; die Krone und die Apanagen würden zu diesem Fonds 6 Millionen, die KronS- forsten etwa 3 Hz Millionen DeSjätinen, besonders in den Gouvernements Wolhynien und Podolien, beifteuern. Den Ländereien der Kalmücken sollen 4 Millionen DeSjätinen, erforderlichenfalls auch mehr entnommen werden. Von der Bauernbank wird der Ankauf von 3 Millionen DeSjätinen Prioatland beabsichtigt. Aus aller Welt. Kattvwitz: Bon einer Räuberbande Wurden in Sos- niowice der Kassierer mit. vier Beamten der Floragrube und Casimirgrube der Oesterreichsischen Länderbank aus offener Straße Überfällen, mit Revolvern bedroht und ihnen 25000 Rubels abgeu-ommen. Tie Beamten hatten das Geld zur Lohnzahlung von der'Sosnmvicer Handels bank erhoben. Tie maskierten Räuber hatten vorher alle Telegraphendrähte zerschnitten. — Sag an: Gestern früh gab der 24 jährige Spinner Paul^SchMe von hier aus seine Geliebte, die 18 jährige Martha Nowitzka, mit deren Einverständnis mehrere Revolverschsüsse ab und verletzte sie lebensgefährlich. Hierauf erschoß er sich selbst. — Hamburg: Ter Hans ad-ampfer „Wolfsburg" ist in Al tona wegen PeftperdachM angehalten wvrden. Ta sich der Verdacht nicht bestätigte, ist der Tampfer frcigegeben und ihm die Weiterfahrt nach Bremen gestattet' worden. — Duisburg: Auf dem"Rhein aMEingang' zum Südhafen kenterte ein Kahn mit sechss, Insassen, die zum Fischen aus fuhren. Dem „Duisburger Generalanzeiger" zufolge sind vier der Bootsinsässen ertrunken. — Ne worbe ans: An Bord eines am Sonnabend von Colon hier eingetroffencn Dampfers sind drei Fälle vvn Erkrankung an gelbem Fieber festgestellt Wochen. Tie Kranken werden auf Chip Island in Quarantäne gehalten. — Cal au: Beim Ab brennen eines Feuerwerkskörpers Wurde die 24 jährige Dochter des Schuhmachers G. Harentz derart'ins Auge ge troffen, daß es verloren "ist. — Gotha: Infolge eines Streites beim Spielen wurde der xa. 12 jährige Sohn einer in der Ostvvrstadt wohnenden Familie von einem anderen Knaben vor den Unterschienkel getreten. Zu einer Knochen Hautentzündung trat eine Blutvergiftung. Unter großen Schinerzen ist der Junge am Sonnabend gestorben. — In Salucar de Barrameda sind 15 Personen beim Gewitter durch den Blitz erschlagen Worden; es sollen noch viele andere Personen Schaden genommen haben. — Neapel: Ter Vesuv hat wieder große Mengen Asch« ausgeworfen, wodurch die Bevölkerung in neue Panik ver setzt wurde. Tie durch den Auswurf entstandene Säule soll etwa 1000 Mir. hoch gewesen sein. Tnrch die Asche wurde in Ottvjano großer Schäden verursacht. — Zum Eisenbahn unglück in St. Goarshausen wird noch'gemeldet, daß auch der Zugführer des Güterzuges, der das Haltesignal durchfuhr, in Haft genommen wurde. Tie drei verletzten Beamten sind in ihre Heimat geschafft. Ter getötete Zug beamte aus Oberlahnstein hinterläßt Frau und vier Kin der. Bei dem Zusamjmenprall schsoben sich acht Wagen in einander-und fingen durchs das Zerreiben von Chemika lien Feuer. Ta eist Wagen mit Schwefelsäure geladen war, verbreiteten sich gefährliche Tünstse,. die die Tätig keit der Feuerwehr sehr erschwerten. —Braunschweig: Im neuerbauten stsädtischsen Museum wurde von unbe kannter Hand dem Luther-Bildnis auf dem Gemälde Luther in Rom" vvn dem Münchener Maler Linden- schsnndt und einem Bruststück einer; italienischen Gitarre spielerin des Berliner Malers Hellwig mit einer Nadel die Augen ausgestsochsen. Ter Schaden, den das Museum er leidet, ist beträchtlich DerMisEW». Ueber einen Kampf zwischen Polizisten und Row- äeS berichtet ein Telegramm auS München-Gladbach: Ain Sonntag' früh wurden zwei Polizisten von einer Rotte unger srandalierender Leut«, die zur Ruhe ermahnt tvvr- «n waren, mit Ziegelsteinen und Gerüsthölzern angegris- en. Als einer jener neun Burschen einem Beamten sogar mehrere Messerstichse versetzte, zogen diese blank,, schlugen mit der Waffe auf ihre Angreifer «in und jagten ihnen mehrere Revvlverschüsse nach, als sie zu entfliehen ver- ÜWen. Inzwischen war Unterstützung eingetroffen, wo rauf man energisch die Verfolgung' der Exzedenten auf nahm, vvn denen eichst verhaftet wurden. Berliner Bilder. Zwei Studierende der Landwirt- chaftlichen Hochschule Berlins waren nach einem Spazier- lange am Nordhafen in ein nahe belegeneS Lokal eingekehrt. Dort wurden sie von mehreren verdächtigen jungen Leuten ausgefordert, einen SchnapS zum Besten zu geben. Um deS lieben Friedens willen taten sie dies auch. Als die Burschen jetzt noch nicht befriedigt waren und von den Studenten verlangten, noch mehr zu zahlen, sträubten diese ich. Da die Sache immer ungemütlicher wurde, zogen die »eiden es vor, daS Lokal zu verlassen. Sie wurden jedoch von den RowdieS verfolgt und dicht am Nordhafen überfallen. Mehrere der gefährlichen Gesellen stürzten sich auf den einen der Studenten, zertrümmerte ihm daS Nasenbein und verletzten ihm daS Gesicht bis zur Unkenntlichkeit. In der Notwehr zog der Bedrohte einen Revolver und feuerte mehrere Schüsse auf seine Gegner ab. Eine der Kugeln drang dem arbeitsscheuen Reinhold Thiel aus der Trift- traße durch die linke Backe in die Mundhöhle. Erst jetzt ließen die RowdieS von ihren Opfern ab. Die Schwerver letzten wurden durch hinzukommende Schutzleute nach der Unfallstation XI gebracht, wo sie die erste Hilfe erhielten. In einer Opiumhöhle in Toulon. Tas Opiumrauchjen hat unter den französischen Marineoffi zieren eine so unheilvolle Verbreitung gefunden, daß der Marineminister die ernstesten Anstrengungen gemacht hat, diese Leidenschaft/ die die Menschen zu Schlafwand lern wächst und ihnen jede klare Besinnung raubt, zu unterdrücken. Wie wenig ihm dies gelingt, beweist der Umstand, daß Opium noch allenthalben in den Küsten städten des südlichen Frankreichs verkauft wird, ja daß sichs "sogar in den Hafenstädten regelrechte Opiumhöhlen befinden. Ein Journalist hat in der! Wirrnis der Keinen Hintergäßchen vvn Toulon eine solche Opiumhöhle aus gefunden und erzählt lt. „Dresd. Anz": „Ein junges Weib in einem schsmiutzigen Kimono und "mit Haar wickeln öffnete. Sie sah verschlafen und stumpf drein und öffnete wortlos eine niedere Tür, die in einen langen Raum führte, in dem man zunächst nur das schmutzige Gelb Einiger Kokosnußmatten auf dem Boden, die schsreiigen Farben einiger Kissen und ein paar Füße bemerkte. Man? ist im ersten Augenblick wie be täubt und gewöhnt sich nur langsam) an den dicken schwü len! Rauch, durch den mühsam der ungewisse Schein einer einzigen flackernden Lampe dringt. Allmählich erkannte ich in dem Halbdunkel, daß im ganzen acht Personen dort iw schweren Schlummer lagen, fünf Männer, deren Hosen ich 'deutlich alsf die von Seeoffizieren erkannte, und drei Frauen. Ich flüsterte mit m'einem Begleiter, aber einer der Männer, ein stattlichser kräftiger Bursche, der Noch vor kurzem ein trefflicher Soldat gewesen sein wußte, fuhr bei dem leisen Geräusch aus seinem Rausch empor, starrte mit verglasten Augen trüb nach uns hin und schrie: „Verdammt! Seid ruhig." Er hatte erst eine Pfeife zu sich genommen und befand sich noch in einer unruhigen Erregung; aber nach der zweiten Pfeife über fällt den Raucher eine so schwere Betäubung, daß er bet keinem Lärm mehr erwacht. In einer Ecke lag eine Art türkische Pfeife, daneben glimmte eine kleine Spiri tuslampe und dabei stand in einem weißen Topf eine dunkelbraune zähe Flüssigkeit, die wie Firnis aussah. Ein anderer vvn den Schlafenden hob sich auf und längte mit der Hand in die Luft. Tie Frau im Kimono kam herbeigeschlichen, nahm eine Stricknadel, kratzte mit ihr etwas Vvn der braunen Masse kos und stopfte es in die Pfeife. Der Manin war zu schwäch, um selbst das Mundstück zu halten, die Frau legte es ihm an die Lip pen und er zog ein paar tiefe Züge ein, während ein leiser Qualm aufstieg. Tann siel er wieder zurück; er hatte wohl schon achtzehn bis zwanzig Pfeifen zu sich genommen und eine fast leblose Starre hielt seine Glieder umfangen, er war völlig erfüllt vor der grauen haften Macht des starken Giftes . . Eine Erfindung von größter Bedeutung für die daran interessierten Industriellen wurde dieser Tage von einem Gablonzer Werkmeister in der Zelluloidbranche ge macht. Es handelt sich um einen Ersatz für das vielfach verwendete Zelluloid, das wegen seiner Feuergefährlich keit und seines hohen Preises, sowie wegen verschiedener anderer Unvollkommenheiten nicht in der Weise Verwen dung finden kann, wie es"wünschsenswert wäre. Tie Ersatz masse ist sehr elastisch!, unverbrennbar und vom Drechsler leicht zu bearbeiten. Durch ein einfaches Verfahren lassen sich alle Artikel daraus! mit'einer einfachen Politur ver sehen, die Masse ist geruchlos Ter Erfinder ist ein junger Mann, der an der chemischen Zusammensetzung monate lang gearbeitet hat. Erwähnt sei noch daß das Material als guter Isolator bei elektrischsen Starkströmen verwen det werden kann. Ter Erfinder hat bereits" das Patent für seine Erfindung angemeldet. Ein Ochse aus einem Eisenbahnwagen ge stohlen. In der deutschsen ,-St. Petersburger Zeitung" liest man: Ein Vorfall, der selbst in Rußland/ dem klassi- sckjen Lande der phänomenalen TiebstMle, den Charakter d«s Außerordentlichen hat, wird jetzt von den Blättern registriert. Danach ist aus einem Zuge der Mvskau-Win- au-Rybinsker Bahn (beim! Torfe Wolkotvv), wo der Zug iegen geblieben war, um auf den sogenannten ,,Viehtrans- wrtstrang" der Nivolaibahn übergeführt zu werden, ein Steppenochse von 50 Pud gestohlen worden. Wie der Tieb- tahl vvllführt und der Ochse unbemerkt fvrtgeschafft wvr- >eu ist ist vorläufig noch nicht sestgestellt worden. Als der Zug bei Wolkowo hielt, befanden sich in dem betreffenden Waggon eine bestimmte Anzahl Ochssen, und als nach un gefähr acht Stunden der Viehtranspvrt abgeliefert Wer ren sollte, stellte sich "heraus, daß gerade der schönste Ochse fechte! Tie Bahnverwaltung soll für das nihsteriöse Verschwinden des lieben Viehes natürlich wieder die Wei chensteller verantwortlich ,nachen, um die altehrwürdigen Traditionen, wonach in allen Fällen der Weichensteller das Mrnickel sein Muß, nicht zu durchbrechen. Der verschluckte Diamant. Man schreibt den „jM. N. N" aus Omaha im Staate Nebraska: Miß May Thomas, eine junge Tarne aus hiesiger angesehener Fa milie, ist kürzlich im hiesigen Juwelenladen T. L. Cvmbes und Co. erschienen und ließ sich mehrere Tiarnsanten vor legen, welche sie einer eingehenden Untersuchung unter zog. Plötzlich bemerkte der Verkäufer, wie die Tarne einen >er Steine, einen auf etwa 400 Dollar geschätzten 2>/,- äratigen Stein, den sie zwischen ihren Fingern verborgen hätte, zum Munde führte und hinunterschluckte. Entrüstet stellte die Dame die Behauptung in Abrede, da aber der Abgang des Steines konstsatiert werden konnte, wurde sie verhaftet und einer Untersuchung mittels X-Strahlen un terzogen. Tatsächlich wurde der Stein iM Blinddärm kon statiert und die untersuchenden Aerzte erklärten den Fall ür einen schweren, indem! sie die Entwicklung vvn Blind- »arrnentzündung in Aussicht stellten, welche einen opera tiven;, Eingriff notwendig machen werde. Tie Tamc liegt gegenwärtig im Douglas County Gefängnis in der Hospi- talabteilung krank darnieder und schswebt in immerwäh render Furchst, daß sie gegen ihren Willen chloroformiert werden könnte, damit die Blinddarmoperation vorgenom- meu werde. Bei der betreffenden Verhandlung im Polizei- gerichste hielt der Richter au den Ankläger folgende an den „Kaufmann vvn Venedig" gemähnende Ansprache: „Der Tiamant gehört unstreitig Ihnen, Mr. Cvmbes, und, wenn Sie wollen und können, so eignen Sie sich ihn an. Ich Mache Cie jedoch darauf aufmerksam, daß/ wenn Sie gegen den Willen der Angeklagten eine chirurgische Operation, vornehmen lassen, Sie für diese verantwortlich sind, und daß ich; Sie, falls das Mädchen an her Operation oder deren Folgen sterben sollte, sofort verhaften lasse und unter Anklage stellen werde." Traurig ließ der Juwelier den Kopf hängen und erwiderte: ^,Unter solchen Umständen verzichte ich vorderhand auf das Rekuperativnsverfahren, Euer Ehren; ich werde geduldig warten, in der Hoffnung, daß die Blinddarmentzündung sich einstMen und die Ope ration von den Aerzten alsskmumgänglich notwendig hin gestellt werden und den mir entwendeten Stein zum Vor schein bringen wird. Unterdessen halte ich die Anklage gegen die Dame aufrecht, wogegen ich für den Fall, daß sie selbst die Operation verlangt, von jeder Anklage zurück treten werde." Ueber die Nationalität der! baltischen Ur bevölkerung liest man in der „Peterslb. Ztg.": Neuere historisch-archäologische Forschungen über die Urgeschichte Europas haben Tatsachen ans Licht gefördert, die für das BaltikuM nicht allein an sich Hochinteressant, sondern auch in gewisser Beziehung zur Beurteilung; der politischen Vor gänge im baltischen Gebiet von Bedeutung; sind. Von dem bekannten dänischjen Gelehrten Sophus Müller, dem Di rektor am NationalmUseum in Kopenhagen, ist nämlich konstatiert worden, daß in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr. auf dem Gebiete, das heute vvn Liv-, Csts- und Kürland eingenommen wird- reine Ger manen gesessen haben, und daß erstsNach ihnen die frcige- wordenen Plätze von Liven, Esten und- Letten eingenommen wurden. Tie Germanen sind also diejenige Nationalität, welcher die Priorität iw den Ostsseeprovinzen zustcht und nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft haben sich erst nach ihnen finnische und slawische Völkerschaften dort niedergelassen. Nach Sophus Müller gehörten die Küstenländer südlich vom Finnischen Meerbusen bis Ost preußen im 1. Jahrtausend n. Chr- (Finnland war halb schwedisch) zu dem östlichen Grvßschweden, das sich in der Vikingerzeit bildete. Gsts-, Liv- und Kürland/alsv die Land schaften um die Bucht von Riga, von wo auf der Tüna der Weg ins Jünete vvn Rußland und zur Wolga weiter führte, spielten in dieser Periode eine bedeutende Rolle. Von Christi Geburt bis zur Völkerwandcrungszeit hatte cs hier eine gotischsgermanische Bevölkerung gegeben. Als dann die Letten, Liven und; Esten vorrückten und die Herr schaft erlangten, blieb viel von der früheren Kultur er halten, und später gewannen diese Lande neue Bedeut ung als Bindeglied zwischen dem Osten und Skandinavien, wo Gotland ein Hauptsitz des Handels geworden war. Aus der Zeit vor und um 1000 n. Chr. findet man in den Osh- seeprovinzen zahlreiche Tenkmäler einer Kultur, die rei cher war als in den anderen Gegenden des Nordoshcns. Sie ist im wesentlichen aber nur eine Mischung nordischer, arabischer und allgemein finnischer Elemente. Mit der Ausbreitung des Christentums unter finnischen und flämi schen! StämMen (seit dem 11. Jahrhundert) traten die letz ten großen euvopäischseu Völker in das"Licht der Geschichte. Nur die zerstreuten' Stämme in den allernördlichsten Gegenden Europas verharrten noch Jahrhunderte in vor geschichtlichen Zuständen.
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