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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190606095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19060609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19060609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-06
- Tag1906-06-09
- Monat1906-06
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1906
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1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Truck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Mir die Ncdak'.ian rerannvartlich: Hermann Schmidt in Rieia. I?n. Souaavens, s. Jaul ldtltl abends. LS. Jahrg. k^nllvrnrlrt»! . « I>ünL«or11t«1 -Hais- u. Matsschrot Rufs. Roggeutleie vaumwollsaatmehl , Veru-Äuauo TuperphoSphat Tho«a»mehl «ersteufchrot RoggengrteS Maisschlempe K1«8» — LId8tr»88« u. Vkdvllvt. Atsch-«uauo AmmoutaksuperphoSphat Kalisalz Wetzeuschale« Biertreber, getr. Malzkeime «sw. Auocheumehl Lhile-Lalptter Kaiutl «sw. Stimmungsbild aus Svanien. Wie ein beklemmender wüster Traum liegen, so schreibt man der „Krz.-Ztg." aus! Madrid-, die lebten Tage hinter uns. Zuerst das kurze Idyll im Pardo und''der Hochzeits zug, wie er in so glänzender Pracht schwerlich anderswo je gesehen worden ist. Tann, aksdas junge Paar freundlich winkend und glücklich lächelnd kaum den Blicken entschwun den ist, ein furchtbarer Tonnerschlag und ein stinkender wie der Hölle entsteigender Nebel, der den goldcn.'u Königs wagen völlig einhüllt, ebenso wie die schrecklich verstüm melten Leichen und sich in ihrem Blute wälzenden Militärs und Bürgersleute, Damen und 'Kavaliere, Grase und Kinder, Arme wie Reiche. TazwiWn zuckende Pfcroe- .leiber, Todesböcheln, wiloes Jammergeschrei der p.ütz.ich für den Rest ihres Lebens zu Invaliden Gewordenen. Tann öffnet sich ein 'Magenschilag. Ter König springt heraus und hebt sein junges, schönes, ihm eben" ange trautes Weib, bleich und zitternd, heraus. Ihr herrliches Brautgewand von schneeiger Seide streift die breiten Blut- .lachen. Tie Orangenblüten und kostbaren Spitzen der königlichen Schleppe färben sich rot. Sie achtet es nicht. Ter Tag, der für sie so glücklich hätte sein müssen, daß feine Hellen Strahlen noch bis aus Ende ihres Lebens reichen sollten, an dem sie sich vor wenigen Minuten erst -eine der ältesten Kronen aufs blonde Haupt gedrückt, er hat sich auf einmal durch eins der schrecklichsten Begebnisse, durch die Erinnerung an so viele blutige Leichen, an die Leiden von mehr als hundert unschuldigen Opfern in tiefe Schatten gehüllt. Tann sah ich die beiden jungen Men schen, die schau so früh die schweren Gefahren einer hohen sozialen Stellung erleben müssen, am nächsten Morgen wieder, als sie ruhig und gefaßt, aber mit den deutlichen Zeichen einer schlaflos verbrachten Nacht von neuem durch dieselben Straßen und durch dieselbe Menge führen, van neuem Jubel über ihre wunderbare Errettung umbraust. Aber dieser Jubel klang jetzt anderst als am Tage vorher. Es war nicht mehr das bewundernde Preisen von Schön heit und Liebe; es klang wie das Hurra, das den Helden des. Schlachtfeldes entgegentönt. Ter infame Verbrecher hatte, indem er so viele Leben dahinmähte, ohne es zu wollen, der Monarchie, die er treffen wallte, neucsLeb.n eingehaucht. Um ihrer Entrüstung Ausdruck zu verleihen, um dem Königspaar zuzujauchzen, gab cs keine Republi kaner und Monarchisten mehr, sondern nur nach Spanier! Ter anarchistische Fanatiker hüt mit einem Schlage das Herrscherpaar so volkstümlich "gemacht, wie es' sich selbst die größten Freunde der monarchischen Einrichtung nicht träumen ließen. Seine Tat'war nicht nur verbrecherisch, sie war auch blödsinnig. Und der Jubel wich wiederum und machte einem tiefen tragischen Schweigen Platz, als sich am Abend all die Leichenwagen unter den flatternden Fahnen zum Friedhof bewegten. Tiefer bunte Tand und Flitter stand zu dem Ernst der Lage und dem Schwarz der Särge, zu dem Schmerz 'von Hunderten von' Familien und dem Tödeskampf der Schwerverletzten in so schreien dem Gegensatz, daß der Anblick geradezu etwas'Herzzer reißendes hatte. Und wieder einen Tag später füllte sich die große Arena mit festlich gekleideten Mensch.n, und wiederum floß Blut, viel Blut, diesmal von zwecklos ge opferten Tieren. Aber die ausgelassene Stimmung, die sonst das grausige Schauspiel eines Stiergefechtes zu be gleiten Pflegt, war einer matten Schwüle gewichen; es war, als ob im Innern all der Tausende etwas gegen die Fortdauer der Feste Einspruch erhöbe. Aber sic sollten und'mußten gefeiert werden, wenn auch das'Gefühl da runter litt und das Herz blutete; man wollte den Mord buben zeigen, daß man nicht willens sei, sich von ihnen einschüchtern zu lassen. Wie in einer düsteren Vision zieht alles noch einmal am Geist vorüber. Bon dem wehenden glühenden Samum selbst halb erstickt und von dem Sturm der Tausende aufs Telegraphenamt am eigenen Leibe zcr- drückt und geschunden, fragt man sich: Wie wird das alles enden? Wird anarchistischer Wahnwitz eines Tages doch Len jungen Herrscher, der bisher nichts getan, dessen er sich zu scheinen hätte, ums" Leben bringen? Was hofft man dadurch zu erreichen? Haben die früheren Verbrechen dieser Art irgend etwas an den Verhältnissen, wie sie in der Welt bestehen, geändert? Ist nicht eher die Wahr scheinlichkeit gegeben, daß die erbitterte Menschheit schließ lich zu den jckärsstev Bergeltungsmaßregekn greift und Trabon als den w isesien Gesetzgeber erklärt? Jedenfalls wird man es einstweilen in diesem Kampf gegen die Feinde der Gesellschaft so halten müssen wie auf dein Schlacht feld : die Gefallenen ehren und beweinen, aber wenn nötig, über ihre Leiber schreiten, uni das Vordringen des Geg ners zu verhindern, das mit der Vernichtung aller mensch lichen Kultnr gleichbedeutend wäre. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Neber die nächsten N c i se p läu e d e s Ka i s e r s mel det man deil „M. N. N" ans Kiel: Ter Kaiser trifft in 'Hamburg am 17. Juni zur Teilnahme an den im Hause des Kapitäns zur See z. T. Gramme stattfindenden Tauf festlichkeiten ein; er wohnt nachher den Horner Rennen um den Großen Preis von .Hamburg bei. Während der Tauer des dortigen Aufenthalts nimmt der Monarch an Bord seiner neuen interimistischen Jackst „Hamburg" Woh nung. Nach Teilnahme an den Regatten Dover-Helgoland besichtigt der Kaiser den von Newyork eintreffenden Schnelldampfer „Amerika" und begibt sich dann zur Er öffnung der Kieler Woche nach, Kiel. Fürst Bülow erfreut sich, wie man aus Norderney schreibt, des besten Wohlseins, jeden Tag sieht man ihn mit seiner Gattin weit ausgedehnte Spaziergänge am Strande machen. Ein Zeichen für die vollständige Genesung deS Fürsten ist wohl die Tatsache, daß Professor Renners Norder ney verlassen hat. In der badischen Zweiten Kammer, die am Donners tag wieder -usammentrat, sollte zunächst die Vereidigung des neugewählten Abgeordneten Finge stattfinden. Da d eser erklärte, als Mennonit keinen Eid zuleisten, trat an Stelle des EideS die Gclobung mit Handschlag. Der sozial demokratische Abgeordnete Ulrich gab hierauf die Erklärung ab, daß er in Zukunft auch für seine Partei diese neue Form der Vereidigung in Anspruch nehmen werde. Der Präsident versprach, zu prüfen, ob es sich hier um ein Nooum handle. — Am Freitag teilte dann der Präsident mit, daß schon bei früheren Gelegenheiten, wie bei der Ver eidigung des Abgeordneten Millinger und des späteren Staats Ministers Finger, die beide der mennonitischen Gemeinschaft ongehört hätten, bei der Vereidigung auf Verfassung an Stelle des Schwures die Gelobung durch Handschlag ein getreten sei. Damit erledigt sich der Wunsch des Abge- ordneten Ulrich. Aus der Kriminal statt st ik für das deutsche Heer und die kaiserliche Marine, die soeben veröffent licht wird, ergibt sich für das Heer im Jahre 1905 ein erheblicher Rückgang in der'Zahl der verurteilten Per sonen ; auch bei der Marine hat eine kleine Abnahme statt- i gefunden. Im Heere sind 12 498 Angeklagte verurteilt worden gegen 14047 im Jahre 1904, 14 339 im Jahre 1903 und 13 900 im Jahre 1902, in der Marine 1244 gegen 1276 im Jahre 1904, 1144 im Jahre 1903 undl 1201 im Jahre 1902. Ter Rückgang betrug! also im Heere 1549 oder 11 Prozent, in der Marine 32 oder 2,5 Prozent. Tie Bestraf ungen wegen Mißhandlung! Untergebener sind erfreulicher weise sehr stark zurückgcgangen. Während ihre Zahl im Jahre 1903 773 und 1904 669 betrug, hat sie sich um 236 oder 35 Prozent vermindert, sie betrug 1905 nur noch 433. Auch die Verurteilungen wegen Beleidigung und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener konnten ab nehmen: 1902 haben sie 205, 1903 178, 1904 166 und 1905 noch 132 betragen. Ter Allgemeine deutsche Lchrerinnenvcrein hielt in München eine Protestversammlüng gegen den Teutschcn Lehrertag ab. Tie Hamburg—Amerika-Linie hat gegen 142 Schauer leute, die eigenmächtig am 1. Mai die Arbeit verlassen hatten, wegen eines solidarischen 'Schadenersatzes in Höhe von 12 MO Mark Klage angestrengt. Tas Gewerbegericht hat die Entscheidung über diese Angelegenheit vorläufig noch ausgesetzt und einen Vergleichsvorschlag gemacht, wo nach ein Schadenersatz von 1.0 Mark pro Kops geleistet wer den sollte. Bis zum 20. Juni ist beiden Parteien Bedenk zeit gegeben, sich über diesen Vergleichs schlüssig zu machen. Dieser "Prozeß hat eine erhebliche prinzipielle B.d.utung. Sein Ausgang dürfte von großem Einfluß auf die weitere Ausgestaltung der Maifeier sein.' Tie Presse der „Partei mit dem doppelten Boden" ist natürlich über Has Vor gehen der Hamburger Schiffahrtsgesellschaft wütend. Tie Hauptversammlung der Deutschen Ko lonia l- gescllsch. aft ermächstigte gestern ihren Vorsitzenden, den Herzog Johann Albrecht, dem Großherzog von Baden an läßlich seines 80. Geburtstages die Glückwünsche der Ge sellschaft zu überbringen. Sodann wurde einstimmig und ohne Diskussion folgender Antrag der Abteilung Lübeck und des niederrheinisch-westfälischen Gauverbandes ange ¬ nommen: Tic Hauptversammlung der Deutschen Kolonial gesellschaft sprichst unter dem Ausdruck lebhaftesten Be dauerns über die Ablehnung der Regierungsvorlagen durch den Reichstag, betreffend 1) Entschädigung der durch den Krieg geschädigten Ansiedler; 2) Eiseubahnban Kubub- Keetmanshoop; 3) Errichtung eines selbständigen Kolo nialamtes, die Zuversicht aus, daß diesen berechtigten und dringenden Forderungen baldigst Geltung verschafft werde. Als Ort der nächstjährigen Tagung wurde Worms be stimmt. Herzog Johann Albrecht verlas sodann das Ani- worttclegramm des Kaisers, worin der Kaiser den Arbci teu der Gesellschaft zu einer friedlichen Entwickelung der Kolonien guten Erfolg wünscht, sie seiner geneigten Für sorge versichert, und brachte ein begeistert aufgenvmme- nes dreifaches.Hurra auf Se. Majestät aus. Lebhafte Er örterungen rief ein Antrag der Abteilung Tarmstadt he r vor, betreffend Deportation von Strafgefangenen nach ge eigneten Punkten der Kolonien. Die meisten Redner ver traten einen ablehnenden Standpunkt. Der Antrag wuv e schließlich zurückgezogen. Ter Antrag Dessau, den Ang- - hörigen der Schutztruppen in Südwest- und Ostafrika d- n Dank der Gesellschaft auszusprechchr, fand einstimmige Ab nahme. Tie Versammlung wurde darauf durch den Her zog geschlossen. Oesterreich. In Beantwortung einer Interpellation im österreichi schen Abgeordnetenhaus betreffend die Gcsundhcitsverhäl:- nisse im Brücker Lager! konstatiert der Landesberteidigungs- minister, daß nur ein einziger Fall von epidemischer Ge nickstarre dort vorgevommen ist, und weist auf das ent schiedenste den die Militärärzte verletzenden Borwurf zu rück, daß Jnfektionskranke nach anderen Garnisonen ab geschoben worden seien. Er betont, der Gesundheitszu stand im Brücker Lager sei durchaus tadellos, und zu Be sorgnissen liege absolut keine Veranlassung vor. Tas Haus nimmt das Mikitärtkxgesetz an und beginnt die za eile Lesung der Gewerbereform. Norwegen. „Morgenbladet" hat im Ministerium erfahren, die schwedische Regierung habe mitgeteilt, daß Schweden bei der Krönung des Königs Hakon nicht vertreten fein werde, daß dies aber nickst als ein politischer Schritt aufgefaßt werde, und daß dsas freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Reichen dadurch nicht getrübt werden dürfe. Tie Bestimmung, daß Schweden bei der Krönung sich nicht vertreten läßt, ist, wie das Blatt hinzufügt, von König Oskar getroffen, dem es sein persönliches Gefühl nickst gestattet, sich bei einer Krönung vertreten zu lassen, die in derselben Kirche und mit derselben Krone vorgenom neu wird, mit der er selbst vor 34 Jahren gekrönt w-urd -. Rntzlan». In der Affäre Gapion ziehen sich, wie die Unte such- ung ergibt, die Fäden um den Ingenieur Martin Ruten berg, der nach der Sckstoeiz flüchtete, immer mehr zu sammen. Ter Haustüecht des Landhauses Oserki, wo Ga- pon ermordet wurde, erkannte nach einer ihm vorgelcgteu Photographie die Persönlichkeit wieder, welche das Lend haus gemietet hatte. Jene Persönlichkeit ist iderni.'.h mit dem Ingenieur Rutenberg, der sich auch an dem blutigen 21. Januar in der Nähe Gapons befand und mi t ihm zu sammen die Demonstration am Winterpalais in Szene setzte. — An vielen Orten des inneren Rußlands sind Ägrarcknruhen ausgebrvchen, so im Tulaer, Grodnoer, Kursker, Saratower und Smolensker Gouvernement, wo bei mehrfach Brandstiftungen vvrgekommeu sind. In Warschau in der Bvduenstraße während einer geheimen Versammlung wurden 77 .Herren' und Dcnnen der Intelligenz verhaftet und unter militärischem Schutze nach dem Kerker im Rcsthauss'geführt. Früh wurde an der Ecke der Chlpdna- und Walitzowstraße der geheime Polizei agent Polakow erschsossen. Mehrere politische Gefangene wurden in den letzten Tagen nach den Nordwestgouvernc- ments deportiert. Tas Bahnperfonal'von Bialystock be schloß in einem Monstermeeting, falls den Volkswünschen bis zur Tumaschließung nickst Rechnung getragen sei, im Juli in einen Bahngeneralstreik einzutreten. «nglaud. Tas Unterhaus nahm am Donnerstag seine Berat ungen wieder auf. Zn der fortgesetzten Beratung des Heeresetats lenkte Lee (Kons.) die Aufmerksamkeit au; die amerikanischen Fleischsversvrgungsmißstänbe und ersuchte den Kriegswinister Halhane, sein Wort darauf zu geben, daß, ehe man nichjt wieder Vertrauen zum amerikanischen Büchsenfleisch gewonnen habe, er nickst zulasscn wolle, daß solches für die regulären oder die freiwilligen Trup Illi 8MM6I' i-t MKKI' UMk «'S L. denn die Hausfrau «acht gern kurze Küche uud hilft danu mit einige« Tropfen Maggt'S Würze nach.
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