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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190607022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19060702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19060702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-02
- Monat1906-07
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1906
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Beilage zvm „Riesaer Tageblatt". lock N«1ai L»a,,r 0 «tuterttch i» Rtrsa. — Kür dl« Redaktion Hermann Schmidt tn Rlrla. Montftfl, uw<», avettSs. z<- — . ILwkIvN u« »I ikSL«. K KßFK» 8»,^ IV § Alleinverkauf dcS Brttcher„Paul-Schachte8", Bruch i. B. vrucher Braun- RMO WM.^L KUWMM kohle ergiebt lt. Wissenschaft!. Nachweis allerhöchste Heizkrafl bei denkbar geringstem AscherUckstand; ist demnach die beste und billigste Kohle. I^Id8tr»88«. Tagesgeschichte. Fürst Bülow über -ie Aolonialpolilik. An den Präsidenten der Tcutsckstn Kvlmiialgcscllsclaft ging ßolgendcs, Norderncp, den Ii< Juni UM», datiertem Lchg'eiben des pieicbskäuzlcrs ein: Turchlauchtigsler Her Zivg! Tie von dein Verstand der Tcutschstu colonial gesell schäft in seiner Sitzung erni -1. Ttwber 19O5> gegebenen, niit dem gnädigen Schreiben vonr 13. Tezenrber v. I- hierher mitgeteilten Anregungen eutsprccbstu denjenigen Zielen, die zu erreichen die jbolvnialverirattung gerade in letzter Zeit besonders angestrebt hat und, soweit sie nicht bereits verwirr.icbt Und, weiwohin engrete i w rd. Ter von den gesetzgch-enden vö.pers n f.en g n.l. eig.e Ban der Eijenhahn Lüderitzbucht—KAbrrv ist in Angriff ge- rwmiucn und wird mit aller Energie gefördert, sodaß die 'betriebsfähige Fertigstellung der Bahn noch im Lause dieses'Jahres zu erwarten steht, lieber die dringend not wendige Bcrbcssernng der Landnngsverhältuisse in Swa kopmund haben eingehende sachverständige Untersuchungen und Erörterungen stattgcsuudcu. Zur Prüfung der sich vielfach widersprechenden Meinungen und Vorschläge der Sachverständigen und zur Aufstellung eines bestimmten Planes für die in Angriff zu nehmenden Arbeiten befindet sich zurzeit der Tberbaudirektor und Professor Kummer an Ort und 'Stelle. Zwecks Aufstellung eines Projektes über die Weiterfülwung der Usambarabahn haben Unter suchungen des Geländes bis zum Kilima-Ndscharv-Gebiet stattgefunden, die aber bisher zu einem abschließenden Er gebnis über die zu wählende Linienführung noch nicht geführt haben. Tie Entsendung einer neuen Kommission zur Vervollständigung der Untersuchungen an Ort und Stelle wird vorbereitet. Auch die Verbesserung der Lan- dungsverhültnissc in Tanga hat neuerdings dadurch ge fördert werden können, daß mit der Pächterin der Usanv larabahn Einvernehmen über die alsbaldige Aufstellung eines Ladekrans mit Mvtorbetrieb erzielt ist. Es ist zu erhoffen, daß nach Inbetriebsetzung dieses Krans' die so erweiterte Hafenanlage imstande sein wird, auch einen gesteigerten Verkehr glatt zu bewältigen. Tie Bildung eines selbständigen ReickMolonialamtes wird auch nach der durch den Reichstag erfolgten Ablehnung eine der wesentlichsten Bestrebungen der Kolonialverwaltung blei ben. In größter Verehrung verbleibe ich Eurer Hoheit treu ergebener gez. Bülow. Deutsches Reich. Zu der angeblich bevorstehenden Begegnung des deut schen Kaisers mit dem Aaren wird aus Petersburg ge meldet: Es ist selbstverständlich, daß die Zusammenkunft des Kaisers Nikolaus mit dem Kaiser Wilhelm von der weiteren Entwicklung der Verhältnisse in Rußland abhängig sein wird, da für den Fall des Eintrittes ernster Ereig. nisse der Zar unmöglich das Land verlaßen kann. Uebrigens hält man nach den bisherigen Dispositionen in unterrich- teten Kreisen die Begegnung der beiden Souveräne als sicher. Der Dampfer „Lulu Bohlen" der Woermann Linie ist Sonnabend abend mit vier Oifiperen und 211 Unter offizieren und Mannschafte i ans Südwestafrika in Ham burg eingeirossen. Im Hinblick aus die Schädigung deutscher N e i chs a n g e hö r i g e r dnrcb die Unruhen und Pliin derungen in Rußland l-at die am Donnerstag in Berlin tagende Generalversammlung des' Deutsch Rnssisclvn Ver eines E. V. einstimmig folgende Resolution gefaßt: Tie am 2K Juni in Berlin tagende Generalversammlung des Ten!seh Russischen Vereines E. V. spricht ihr Pedauern darüber aus, daß durch die wiederholten Unruhe» in Rußland deutsche Staatsangehörige direk: und indirekt schwer g-sck-ädigt worden sind, eh:e daß von dw rnhj scheu Regierung bisher Ersatz geleistet murre. Sie bi.te» das Auswärtige Amt unter dankbarer Anerkennung seiner bisherigen Bemühungen auch fernerhin so nachdrücklich wie es irgend möglich ist, darauf zu bestehen, daß den deutschen Staatsangehörigen aller Schaden, der ihnen durch die Unruhen zugefügt wird, ersetzt werde. Frau Lily Brann erklärt in den „Daily News", trotz der heftigen Angriffe der eigenen Parteigenossen bedaure sie keinen Augenblick, die Reise nach England mit den deutschen Schriftstellern milgemacht zu haben. „Wir So zialdemokraten können viel in England lernen." Tie Ver einigung aller liberalen und demokratischen Elemente habe Englands' innere Politik stark beeinflußt und ihr eine breite Bahn des Fortschritts geöffnet. Sie sollte uns Deutschen ein Beispiel sein. Deutschlands unmittelbare Zukunft müsse von einer Koalition ähnlicher Art ab hängen. — Verschiedene englische Blätter bringen herz liche Abschiedsarlikel, die den vollen Erfolg des Besuchs feststellen und mit dem Wunsche „Auf Wiedersehen!" aus klingen. Eine Verordnung über das Tele graphe n wc sen in den deutschen Schutzgebieten ausschließlich Ki- antsclMi, datiert vom 15. Juni 19V3, wird im „.Reichst anzeiger" veröffentlicht. Danach steht das' Recht, Tele- graphenanlagcn für die Vermittelung von Nachrichten in den Schutzgebieten des! Deutschen Reichs zu errichten und zu betreiben, ausschließlich dein Reiche zu. Unter Tele graphenanlagen sind die Fcrnsprechanlagen mitbegrifsen. Tie Ausübung des Telegraphenmonopols bann für ein zelne Strecken oder Bezirke an Privatnnternelstner oder Gemeinden verliehen werden. Vor der fünften Zivilkammer des' Breslauer Landge richts wurde am Sonnabend die Klage des Arbeiters Bie- wald verhandelt, dem bei dem Krawall am 19. April von einein bisher nicht ermittelten Schutzmann die linke Hand abgeschlagen würde. Biewald klagt gegen den Ma gistrat der Stadt Breslau auf Zahlung einer lebensläng lichen Rente auf gründ'' des" preußischen Tumultgesetzes vom 11. Mürz 1850. Dass'Gerichst beschloß, Beweis darüber zu erheben, ob unmittelbar vor dem Abschlagen der Hand eine Zusammenrottung in der Posener Straße Pattfand, wie der Vertreter des Klägers, Justizrat Mam- 'th, be hauptete, oder ob der eigentliche Krawall bereits beendet war. Tie nächste Verhandlung wurde aus den 26. Sep tember anberaumt. Unter der Spitzmarko „Wrinwucher" schreibt die „Deutsche Tageszeitung": Bei den Debatten über lie Bran'leuer ist von den verschiedenen Seiten wiederholt auf die große Preisfpannnng hingewiesen, die zwischen den Engros und Detail Bierverkausspreisen bestellte, eine Spannung, die noch größer ist, als z. B. zwischen Schlacht vieh- und Fleischpreisen im Detailhandel. Weit übertro,- sen aber werden diese beide» Kategorien scheinbar durch die Preisjpannungskünstler im Weinhandel. Ein recht drastisches Beispiel ans der Praxis führte dafür Tr. Dah lem auf dem vom Rheinischen Bauernverein einbernfen n ,.Wcinpar!a:mnt" au. Ein Quantum des bekannten Grüne berger Werues sei an einen Berliner Händler zum Prei.e von 20 Psg. per Liter verkauft. Dieser verkaufte der Wein, jedenfalls nach vorgenommener „Verbesserung"^ für 1 M. per Liter an einen Weinwirt, bei dem er dann niic 2,50 M. per Flaschst/ d. h 3,33 M. per Liter! auf die Preis liste kam. Erscheint schon diese Preissteigerung von rO bis dnf 333 Pfg. als ein überraschend üppig entwickeltes „sWnchergewächs", jo würde man die tatsächliche Größe desselben doch erst dann richtig erkennen können, wen.« man wüßte, eine wie starke Vermehrung der ursprüngliche reine Rebensaft bei seiner „Veredelung" in den Kollern der Zwischenhändler erfahren hat. Angesichts dieses Preis' Wuchers darf man sich «richt mehr'wundern, daß unsere kleinen Weinbauern zumeist einen so kärglichst«,, die Wein händler und grohstädtischfen Weinwirte dagegen meistens einen überreichlichen Lohn für ihre Arbeitsleistung er zielen. «»tzlau». )( Gestern abend sind drei Polizisten und ein Grn- darm durch Revoloerschüsse tödlich verletzt worden. )( Der „Nowoje Wrernja" wird aus Batum von gestern telegraphiert: Die Gärung bei den Mannschaften der Festung« arrillene dauert fort; die den Meuterern ge stellte Frist, sich zu ergeben, läust heute ab. In der Stadt hört Morden und Rauben nicht auf. Durch die nun fünf Wochen dauernde Unterbrechung, die der Dampferverkehr mit Odessa durch den Streik der Schiffsmannschaften er leidet, ist das Wirtschaftsleben an der ganzen Küste Les Schwarzen Meeres lahmgelegt. — Amtlich wird die Mel dung bestätigt, daß Fürst Trubetzkoi und sechs Ossizure, darunter Fürst Obolenski unter Verlust der Würde einrS Flügeladjutanten, aus dem Preobraschenski-Regimer t in daS aus dem bisherigen ersten Bataillon desselben gebil dete besondere Jnfanteriebataillon versetzt worden. Serbien. Die Wiener „Allg. Korresp." schreibt: „Es wird unS von kompetenter Seite bestätigt, daß der Vetter der Kö nigs Peter, Dr. Nenadovic, von der deutschen Reichs: egie- rung als serbischer Gesandter in Berlin mit aller Ent schiedenheit abgelehnt wurde, da sie nicht nur genau da rüber unterrichtet ist, daß Dr Nenadovic an der Ver schwörung zur Ermordung des Königspaares beteiligt son- —-»M--. I- I Ms skullt Gebot. Roma» von Maximilian Brytt. IL) (Nachdruck verbalen. „Nun, Hanna, warum sollte ich nicht trotzdem Ihre Hände küssen dürfen, Ihre wohltätigen Hände? Ich möchte Wohl, daß ich ruhig daläge uud Ihre Hände auf meiner Stirn ruhten, Hanna." „So sollen Sie nicht sprechen, Herr von Gleichen." Sie duldete cs aber doch, daß er nun auch noch auf die Lehne der Bank stieg und seine heißen Augen und seine brennende Stirn an ihre schlanken Hände preßte. „Was tun Sic?" sagte sie unruhig, fast flehend. Es klang wie Trauer darüber, daß er dem Frcundschastsbund, der sie vereinte, nun mit cincmmale eine andere Bedeutung geben wollte. Gehorsam ließ Werner bon ihr ab. Hanna berichtete ihm dann über Agathe. Sofort kehrte der schwermütige Ernst wiedc'' in das Antlitz des Arztes zurück. Er drang in die Schwester, sich heute nieder- zulegcn, die Nacht nicht wieder zu durchwachen. „Sie haben mir immer L. vmmg gepredigt, Hanna Ich folge Ihnen in allem. Aber schenken Sie mir heute gleichfalls Gehör. Wollen Sie?" Eie sah ihm einen Augenblick lang forschend ins Antlitz. „Aber warum soll ich mich schonen? Und weshalb bekümmert Sie's, wenn ich'S nicht tue?" „Hanna", flüsterte er, „ich habe Sie lieb, ich liebe Sie schon lange, lange, ich hatte nur noch nie den Mut, «S Ihnen zu gestehen. Auch befand sich mein Herz die ganze Zeit über unter dem Druck! der Angst um Agathe." . Die Schwester schwieg. Ihr Atem ging aber rascher, imd ihrem Gesichtsausdruck sah Werner die tiefe Bc- joeguig an. Lange standen sie still sinnend da, der leisen, träume rischen Begleitung lauschend, die die Wellen des MecreS zu den vom Tanzplatz herüberklingendcn Harmonieen rauschten. Zum erstenmal sprach Hanna dann über ihre Familie- Die Geschichte ihres Hauses war einfach. Sie war früh Waise geworden Ihr Bater, ein preußischer Major, hatte ihr wenig hinterlassen. So war sie bestimmt worden inS Augustcnstist cinzutreten, von dem uns sie nach mehr- lährigem Kursus in die Klinik des Professors Bruhn ge kommen war. „Und du hast nie daran gedacht, Hanna, deinem sorgenvollen Beruf einmal zu entsagen, dich dem sonnigen Leben zu widmen? Hast nie an Liebe nie an Ehe gedacht?" fragte er. Nun weinte sie. „Ich weiß nicht. Lassen Sie mir Zeit, mich selbst erst wieder zu finden. Sie wissen, wie schwer ich selbst durch meinen Beruf leide — und gar jetzt, wo ich das treueste, beste Wesen auf der Welt leiden sehe." Auch Werners Ton ward ernster. „Ich möchte ihr wohl wünschen, daß sie bald die ewige Ruhe findet", sagte er. „Gott wird Erbarmen mit ihr haben und sie bald erlösen." Sie sagten einander Gucenacht. Dann verließ Werner den Platz unter ihrem Fenster und schritt auf die Villa Waldfriedcn zu. Hanna sah ihm nach, bis er im HauS verschwunden war. Nachdem sie ein Glas mit der von Sora bereiteten Limonade gefüllt und eö auf das Tischchen an Agathens Bett gestellt hatte, begab sie sich zur Ruhe. Die Luft war etwas drückend im Zimmer. Trotzdem die Stimmen der Heimkehrenden die Stille de: Nacht häufig unterbrachen, ließ sie doch daß Fenster offen stehen, um den kühlen frischen Luftzug zu genießen, den das Meer heraufführte. Sie entkleidete sich und legte sich zu Bett. Doch lange konnte sie nicht einschlasen. Immer mußt« sie an lyr Ge spräch mit Werner denken. Ein beseligendes, beglückendes Gefühl machte ihr Herz schneller schlagen: Werner liebte sie! Schon in den ersten Tagen ihrer gemeinsamen Tätigkeit in Berlin hatte sie ein tieferes Interesse für ihn empfunden. Sie hatte zwar nie zu hoffen gewagt, daß er es erwidere, und auch jetzt war es ihr noch nicht klar, ob sie denn eine Berechtigung hatte, an ein persönliches Glück glauben zu dürfen. Ihr Beruf hatte mit seinen ernsten Anforderungen ihr ja niemals Zeit gelassen, an sich selbst zu denken. Wie ihr das Wohltat, ruhig dazuliegen, die frische Meeres luft einzuatmen und dabei von einer glücklichen Zukunft zu träumen, in der sie nicht immer nur die Sorge» und Qualen der Krankenstuben mit erdulden müssen, sondern am Glück der Menschen sich freuen und sonnen konnte — ach, sie faßte das kaum, so wonnig erschien ihr diese Erlösung. Auch Werner taugte ja nicht für die Praxis. Er hatte ein viel zu weiches Herz dazu. Vielleicht entschied er sich dafür, die akademische Laufbahn zu betreten. Wenn er sie dann heimholre, zu seiner Frau machte, — welch ein stilles, friedliches Heim wollte sie «hm schaffen! Sie war endlich todmüde geworden. Die vielen durch wachten Nächte machten sich geltend. Der Schlaf kam aber nicht sacht über sie, er überfiel sie gewissermaßen. Erschöpft sank ihr Haupt zurück, Ringe bildeten sich vor ihre» Augen, die immer weiter und weiter sich dehnten, um al- Luftgebilde sich zu zerteilen, aufzulösen in nichts. — — — Sie schlief so fest und so lange, wie selten in letzter Zeit. Als sie erwachte, schienen bereits di« ersten Strahl«« der Sonne ins Zimmer. ES mochte schon vier Uhr vorbei sein. Sie hatte also über drei Stunden hintereinander ge schlafen. Nasch richtete sie sich auf und blickte in- Nebenzimmer. Agathe rührte sich nicht.
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