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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190607022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19060702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19060702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-02
- Monat1906-07
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1906
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M.-D>5 lünÜe Gebot. -LM» Neman »on Maximilian Brytt. iH (Nachdruck verboten. Ute» hatte sie denn, bevor sie sich entkleidete, nicht die Lür z» Agathen» Zimmer angrlehnt, die jetzt weit offen stand? ES fröstelte Hanna- Sie schloß vom Bett aus das Fenster, dessen Flügel sie erreichen konnte. Draußen sangen die LVgel in den Zweigen der Bäume. Die Hähne krähten. Gleichmäßig rauschte da» Meer. Aber keine einzige Fischer barke »ar auf der See zu erblicken. Di« Fischersleute hatten wohl nach dem gestrigen Fest da» Bedürfnis gespürt, auch einmal auSzuschlafen. Auch von den Badegästen war noch niemand wach; leine Stimme ward laut. Dach da — auf dem Gang draußen — ließ sich ein leichter Schritt vernehmen. Gleichzeitig erklang von der Landstraße her Räderrollen und Hufschlag, der sich entfernte Die Schritt« hielten dicht vor HannaS Tür. Die Schwester griff hastig nach ihren Kleidern. Sie hatte über der Aussprache mit Werner gestern Abend vergessen, die beide« Zimmer abzuschließen. Run öffnete sich die Tür, und Sora trat ein, vorsichtig um sich blickend. „Fra» Brand!" flüsterte Hanna, den Kopf erhebend. „Habe ich Sie gestört? Ich wollte nur sehen, ob Sie auch wieder Wachen. Sonst hätte ich Sie abgelöst." „Sie kommen jetzt erst von Saßnitz?" „Mein Vater bracht« mich her. Aber wecken wir Agathe auch nicht auf?" unterbrach sich die Hausfrau. Auf den Zehen ging sie in» Nebenzimmer. Hanna hörte, daß sie daß von der Kranken vermutlich leergetrunkene GlaS wieder mit Limonade füllte. Tbensoleise kam sie dann wieder gur Schwester zurück »Sie schläft fest", flüsterte sie. „Atmet fast unhörbar Wie ei« Kind." „Ich werde jetzt aufstehen", sagte Hanna." Es ist ja schon Heller Tag." Sora nickte. „Ich denke auch nicht daran, mich erst noch zu Bett zu legen. Gottlob, daß alles vorüber ist." „WaS — vorüber?" fragte die Schwester. „Ach, eine geschäftliche Angelegenheit", seufzte Sora. Sie ließ sich am Fenster nieder und blickte in den Garten hinaus. Da sie sich offenbar nach Mitteilung sehnte, so forderte Hanna, nachdem sie die Tür zur Krankenstube ge schloffen, sie auf, doch abzulegen und bei ihr zu bleiben. Sie selbst bat um d«e Erlaubnis, Toilette machen zu dürfen. Sora berichtete, welchen Zwist ihr Vater mit ihrem Gatten gehabt hatte. Es war ihr schwer geworden, den Vater wieder zu versöhnen. Er hatte den Gedanken an eine Unterstützung durch Agathe nun glücklicherweise selbst aufgegeben und im Beisein der Tochter ein Schreiben an eine bekannte Baubank aufgesetzt, die sich vielleicht hilfreich erweisen würde. In ihren Mitteilungen unterbrach sie sich plötzlich, indem sie kopfschüttelnd durchs Fenster zeigte. „Aber sehen Sic doch nur, Schwester Hanna, die Beete sind schon wieder zertreten." Hanna, deren Toilette inzwischen so weit gefördert war, daß sie sich am Fenster blicken lassen konnte, kam näher. Nichtig war der Rasen sowohl als auch ein Teil der Berte durch Fußtapfcn beschädigt. Sie runzelte die Stirn. Wieder mußte sie an den rätselhaften Spaziergänger jener Nacht denken. „Ist cS schon häufig vorgekommen, daß man zur Nachtzeit die Beete zertreten hat?" fragte sie. „Schon ein halbes Dutzend Mal. Und immer ist auch der Weg dort drüben au der Villa zwischen den Nosen- beeten begangen." Sie öffnete leise das Fenster und bog sich hinaus. „Da, sehen Sie nur, und heut« ist sogar das Nosenparterre hier vor d«m Kurhaus zertreten. Ein, zwei, drei Stöcke sind ruiniert." Frau Hora, di« eine große Blumenkiebhaberin war, Vern sogar ihr Anstifter war. Unter dem Vorsitze diese» Getter» der König» Peter sanden in Wien geheime Kon- ioentttel statt, in welchen die Ermordung de» König» Alexander und der Königin Draga beschlossen wurde, und Dr. Nenadootc war auch der Erste, an den von den Ver schwörern die telegraphisch« Nachricht über die vollbrachte Mordtat nach Wien gesendet wurde. Die serbische Regte- ruug hatte sich übrigen» schon früher einmal bemüht, Dr. Nenadootc tn Wien al» Gesandten unterzubringen, doch »rrrde derselbe auch hier au» gleichen Gründen abgelehrtt." Da» Widerwärtigste an diesen Menschen, die sich mit Le« Blute de» Königspaare» befleckt haben, ist ihr Streber- lum und ihre Aemterjagd. Sie töteten angeblich au» patriotischen Beweggründen den ebenso unfähigen wie ge- wisserrlosen König, hätten dann aber sich tn da» Dunkel Le« Privatleben» zurückztehen müssen, wie e« Henkern nicht ander» zukommt. Statt dessen rissen sie sich um etnfluß- reich« Stellen, nahmen Vernter und Würden an und such ten ihre Anhänger überall unterzubringen. Sie hielten den König Peter wie da» ganze Land tn ihrem Banne, und nur der Zähigkeit de« König» Eduard von England, wo- für man ihn nur loben kann, ist e» zu danken, daß ein Lett der Verschwörer jetzt endlich kalt gestellt worden ist. Dr Nenadootc aber scheint einer von den ganz „Abge brühten" zu sein. Die Abfertigung, die ihm von Berlin Mterl geworden, kühlt sein „heiße» Sehnen" vielleicht wenigstens in etwa» ab. Marokko. In Casablanca, der bekannten marokkanischen Hafen- ftadt, wurden vier Deutsche beim Baden am Strande von Eingeborenen angegriffen und vollständig auSgeplündert. Sie wurden mit dem Tode bedroht, wenn sie den geringsten Widerstand leisten würden. Südafrika. Der schwarze Marmorblock für Ohm Krüger, der kürz- lieh auf seinem Grabe in Pretoria enthüllt worden ist, wird von einem au» weißem Marmor gebildeten Brust- tnldnt» de« greisen, großen Staatsmannes überragt. Auf dem Stein stehen folgende Worte tn Hollansch - Burischem Taal: Stephanus Johanne» Paulus Krüger, während seines Leben» Präsident der südafrikanischen Republik, war ge boren am 10. Oktober 1825 und starb am 14. Juli 1904. Der Tod ereilte ihn in der Verbannung zu Clären» in der Schweiz. Sein Ehren- und Wahlspruch lautete stet«: „Wirf deine Sorge auf den Herrn, so wird er für dich die Sorge tragen!" Amerika. Au» Newyork wird unierm 20. Juni geschrieben: Die Bereinigten Staaten von Nordamerika sind soeben um einen wetteren Staat bereichert worden. Die Bill, die da» In- dianerterrttorium und Oklahoma zu einem neuen Staat Oklahoma vereinigt, ist vom Präsidenten Roosevelt »rtterzetchnet und damit rechtskräftig geworden. Die Zahl der Bereinigten Staaten beträgt nunmehr 46. Der neue Staat weist übrigen» ganz respektable Größen auf; mit seinen 70000 Quadratmeilen kommt er etwa einem Drittel de« Deutschen Reiche» gleich. Sehr gering ist dagegen die BeoölkerungSdichte; der ganze Staat zählt nicht mehr al» LV, Millionen Seelen, vorausgesetzt, daß die Schätzung amerikanischer Blätter richtig ist. Die letzte Volkszählung im Jahre 1900 ergab nur eine BevölkerunySztffer von V« Millionen. Die Bevölkerung setzt sich au» Weißen, Misch- lmgen und Indianern zusammen, darf also im wesentlichen zpoUistert genannt werden, wenn auch ein Teil der Urbe- »Slkerung allen Versuchen der Zivilisation bisher noch hart näckigen Widerstand entgegengesetzt hat. WaS die Zukunft Le» Landes betrifft, so sind die Aussichten auf eine günstige Entwickelung keine schlechten. Der Boden ist fruchtbar und reich an allerlei Mineralschätzen, im besonderen an Kohle und Petroleum. Die Hauptstadt te» neuen Staates heißt Guthrie am Cim«rron - Rioer, rin bither ziemlich unbe kannter Ort, dem aber von Kennern des Lande» außer ordentliche Enlwickelungisähigkett nachgerühmt wird. Aus aller Welt. )( London. Ter Expreßzug der Tampferliuie American Line entgleiste auf der Fahrt von Plymouth nach London bei Station Salisbury. 23 Personen sind getötet und viele verletzt. Tie Getöteten sind meist Amerikaner. Tieselben waren in Plymouth mit dein Tampser „Newyork" der American Line äuge- kommen. Unter den Passagieren des' Tampfers bc fanden sich auch der Bürgermeister von Newyork und seine Gat tin. Tiefe suhrcn jedoch mit dem Tampser von Plymouth nach Southampton weiter. Bei dem Unfälle fuhr die Lokomotive, die zuerst entgleiste, in einen entgegcnkonr- mendcn Güterzug hinein. Bei dem Zusammenstöße wur den mehrere Wagen des Expreßzuges, in denen 47 Rei sende saßen, vollständig zertrümmert. Tie Toten und Verwundeten konnten nur mit größter Mühe unter den zertrümmerten Wagen hervorgezogen werden. Tie letz teren stürzten zum Teill"den Bahndamitn hinunter. N ewyvrk: Während eines heftigen Gewitters wurde in Aurora (Illinois) das riesige Zelt des Ringlin Bro- tlhers-Zirkus umgeweht. Unter den 5000 Schauern, die der Vorstellung beiwohnten, entstand eine schreckliche Pa- nik. Zwei Personen wurden auf der Stelle getötet und viele wurden von der fliehenden Menschenmenge unter die Füße getrampelt. Nur nrWäim konnte sich die Menge unter der schstveren Last der Zeltstücke hcrvvrarbeiten. Ter Sturm, der die Gewalt eines Dornados hatte, hat in Au rora und Umgebung viele Häuser bescMdigss. — Tie in Newyork herrschende Hitze fordert viele Opfer, besonders in den ärmeren Tistrikten. Gestern stürmte eine zur Ver zweiflung getriebene Menschenmenge zwei öffentliche Badeanstalten, tveil ihr das' Warten zu lange dauerte. Tausende von Mensche» wollen in die Bäder zugleich drängen; die Pvlizeireserven unterdrückten die Krawalle mit Mühe. — Haiwburg: Ter in der Nächst zum Sonn abend hier eingetrvffene Dankdampfer ,Azar Nikolai II." passierte am 24. Juni im Golf von Biscaya einen auf der Backbvrdseite treibenden GaffelsclHmer. Nach dem Befund zu Mießen, muß das Schiss vorher gekentert sein; von der Besatzung tvar nichts zu entdecken. Tas Schiss treibt in der Route Cap Fiuisterre—Quessant. — Camden (Newjersey): Bei den Vorbereitungen zum Stapellauf des Linrenschsisfes ,-NeWhampshire" sind 15 Arbeiter, die bei dem Entfernen der Stützen beschäftigt waren, durch Zu- schnmenbrechssn einiger Stützen verletzt wvrden. — Tie Stadtvertrctung zu Kiel beschloß den Ban eincr Voll kanalisation, deren Abfluß zwei Meilen weit geführt tver- dcn und nördlich vom Büller Leuchtturmi in die offene See münden soll; sie bewilligte fijr die Hochjzone, die zu nächst ausgeführt werden soll, 4 800000 Mark. — Turch ausströmendes Gas wurden auf den Hochöfen der Gesell schaft für Hüttenbetrieb in Weiderich drei Arbeiter so fort getötet und mehrere schswer verletzt. — In der Kirchs- zu Castellon wurde während des Gottesdienstes eine Pistole abgcfcuert. Es entstand eine furchstbare Panik, bei der zahlreiche Personen verletzt wurden. Es heißt, die Pistole habe sich zufällig entlcchen. — Frankfurt a. M.: Freitag abend bei Geschäftsschluß ereignete sich im Grand Bazar ein Unglücksfall, der tödlich verlief. Ein Packer stürzte mit dem Fahrstuhl vom zweiten Stock in die Tiefe und starb nach wenigen Minuten. — In dem Bergwerk zuFvhndvrfin Obersteiermark ereignete sich ein Grubenunglück. Zwei Bergleute sind tok, vier schwer verwundet. WM«! ui in Htklmn-sihrt. )sk( Tie anstrengende Hervomer - Woche mit ihren Freuden und Leiden liegt hinter uns. 130 Touren Auto rnobile, die schönsten und auserlesensten Wagen Mittel europas, haben sich in Frankfurt am Main dem Starker gestellt, und beinahe 100 davon haben die 1600 Kilometer lauge Reise quer durch die Alpen bis dicht an die Adria und wieder nach München zurück ohne Stockung hinter sich gebracht. Von den ausgeschiedenen Wagen ist auch noch ein Tutzend, wenn auch verspätet/ unter eigenem Dampf bis nach München geknujmen. Tas darf fürivahr als ein zwingender Beweis für die Zuverlässigleit dieses so viel und oft gcschjmähken Verkehrsmittels gelten. Wäh rend noch vor wenigen Jahren eine mäßige.Automlobil- fahrt ohne Pannen, ohne lästige Flickereien und Bauereien' auf der Landstraße gar nicift möglich war, hat diesmal dass Gros der Wagen die 1600 Kilometer, welche zunr größten Teil über ausgesucht schwierige Gebirgsstraßen gingen, überhaupt ohne jeden unfreiwilligen Aufenthalt jvhue jede Panne zurüügelegt. Auch, für die Sicherheit des Automobils hat die Fahrt seinen Beweis geliefert. Es sind nur wenige ernstere Un- ' fälle vorgckominen. Ein Fahrzeug ist gegen eine Tele- ' graphenstange gerannt, und bei dieser Gelegenheit hat sich der Kontrolleur des Wagens einen tödlichen Lchädel- , bruch zugezogen. Ein anderes"Zahrzeug ist gestürzt, doch sind die Insassen mit leichten Verletzungen davon ge- kommen. Ferner wurde in einem österreichisckM Torfe ein taubstummer Mann überfahren, der sich mitten auf der Tvrfstraße aufhielt und den Zuruf natürlich nicht hörte. Wenn man aber berücksichjtigt, daß 130 Wagen ohne jede Signalsichjerung, wie sie auf unseren Eisen bahnen gebräuchlich ist und mit Geschwindigkeiten, welche denen der Eisenbahnen kaum etwas nachjgaben, auf der von allerlei anderm Fuhr »Derk benutzten Landstraße ver kehrten, so ist die Zahl dieser Unfälle eine belanglose. Ueberdies ist noch zu berücksichtigen, daß die Fahrregeln fortwährend wechselten. In Teutsclfland muß mau be kanntlich rechts fahren, rechts auswcichen und links über holen. In Oberöfterreich Niederösterreich und Steiermark galten dagegen die gegenteiligen Regeln, also links fah ren, links ausweiclM und rechts überholen. In Kärnten war es dagegen wieder Vorschrift rechts zu fahren, ebenso wie in Teutschjland. Tie Fahrer mußten sich also fort während ans neue Regeln einstellen und dazu kam, daß die Bevölkerung in der Nähe der Grenzen selbst in den Fahrregeln nicht sicher war, sodaß alle Vorbedingungen zu Unfällen gegeben waren und nur vermieden wurden^ weil eben das Automobil außerordentlich steuerfähig ist und infolge seiner kräftigen Bremsen jeden Augenblick auch bei schneller "Fahrt zum Stehen gebracht »verden kann. Tie Fahrt selbst war abwechsslungsreich und führte durch die schönsten Gebiete Europas. Die 400 Kilometer länge Fahrt des'ersten Tages" von Frankfurt nach Mün chen brachte ruoch vollständig ebenes Gelände, und die be kannten breiten Preußischen Chausseen, aus denen, obwohl! es durchaus nicht vvrgeschrieben war, ganz munter ge rannt wurde. Ter Schreiber dieser Zeilen begleitete einen 70pfcrdigen englischen Taimler auf der Dour, und wir hätten am ersten Tage wiederholt 112 Kilometer stündlicher Geschwindigkeit am Geschwindigkcitszeiger. Ter zweite Tag führte von München in das Gebirge, um den tvunderschänen Chiemsee herum nach Salzburg ins Lester- xeichische und von dort durch flacheres Bergland nach Linz. Hier war an kein Rennen mehr zu denken. Tie engen, gewundenen und fortwährend steigenden und! wie- legte rasch Hut uw) Umhang ad und cur- vinons, um mit Rechen und Harte den ärgsten Schaden wieder gut zu machen. Als die junge Frau wieder zurückkchrte, hatte Hanna ihre Toilette völlig beendet. Sie sah jo srish und rosig aus, daß die Hausfrau nicht umhin konnte, ihre eine Artig leit zu sagen in aufrichtiger Bewunderung. Hanna ging, als Svra sich empfahl, um sich umzullciden und ein Bad zu nehmen, lcise in AgatheuS /»immer. Sie wollte sich davon überzeugen, ob auch die Vorhänge so dicht geschlossen seien, daß kein vordringlicher Sonnenstrahl das Bett traf- Es herrschte ein eigentümliches Dämmerlicht in der Krankenstnbe. Die Gardinen, die mit Dunkelblauem Taffet gefüttert waren, ließen daS Tageslicht nur gedämpft herein. Agathe lag regungslos im Bett. Hanna trat näher heran, um ihren Atemzügen zu lauschen. Die Kranke halte sich, wie es schien, im Schlaf unruhig hin und her geworfen. Di« Kissen waren zerwühlt, auch die augenblickliche Lage dec Leidenden ließ daraus schließen, daß sie eine schlechte Nacht gehabt hatte. Sie lag der Wand zugekehrt, ihre Hände waren über dem Kopf gefaltet. Hanna wunderte sich darüber, daß sie von der Kranke» nicht gerufen worden war. Behutsam wollte sie die schlanken Finger AgathenS lösen, um sie in eine bequemere Lage zu bringen. Doch rin kältender Schreck griff ihr plötzlich ans Herz Einen Augenblick stand sie wie erstarrt da, dann drehte sie sich hastig das Antlitz der unbeweglich Daliegenden zu. — Ein starrer, melancholischer und doch wieder sanfter Ausdruck. Kalt die Stirn — die Augen geschlossen, di« Lider dunkel — fahl die Wangen. Im nächsten Augenblick floh Hanna zur Vorhalle. „Frau Brand! Frau Brandl Komme« Sie schneL l" rref sie.
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