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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190607101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19060710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19060710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-10
- Monat1906-07
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1906
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Beilage r«m „Riesaer Tageblatt". «» «,!>, W» » »«» » I, »«, »chM« -ermann »chmtdt «» «Uso. Dienst»,, 10. Juli 1808, >»r»S. SS. J«hr». 1.»7. WullvrmllDvl Mat«- » Matsschrot Rass. Roggeukleie vaumwoüsaat«ehl «ersteuschrol RoggeugrteS MatSschlempe Wetjtuschaleu Biertreber, getr. Malzketme «sw. L. S. lertnx L So. — Lld8tr»88« «. vLkllkok. Zur vündeskollktte am 15. Juli für die Erbauung einer Kirche in Ziuntvald dürsten folgende geschicblliche Mitteilungen von allge meinem Interesse sein: Tie beiden armen Bcrggcmeindcn Zinnwald und Gcvrgeiifeld, denen in der Höh? von800 Metern eineRirck,^ gebaut werden soll, baden eine rnhmrcichp L^rgangen- l>eit hinter sieh. Während in ganz Böhmen bis zum Jahre 105,0 die Gegenreformation dnrctjgefühet war, hatte sich hier in Böhmijch Zininvalb, in diesem rauhesten nnd ver stecktesten Winkel des Landes, der Pvoteslanlismns noch erhalten, Zwar hatten die sei! 185,1 in Mariasckä'in bei Graupen seßhaft geirordenen Jesuiten nichts unterlassen, diesen letzten Rest des Protestantismus in Böhmen zu vernichten, und es war schon mehrere Male zu Geivalt täligleiken und Verfolgungen gekommen, aber immer hat ten noch hoho Fürbitten bas drohende Verderben abge wandt. Doch im Jahre >728 brach die Verfolgung so heftig aus, das; auch-Fürbitten nichts mehr nützten. In Vorder Zinuwald zahlte man damals über löt» und in Hinter-Zinnwaw über tzOO'Evangelische. Tie Besitzer von Vorder und Hinter Zinnwald, der Graf Elary-Atbringen in Teplitz, der spürst Lobkoioitz in Bilin und der Rat der Stadt Graupen vereinigten sichj, den Protestantismus in Zinnwald gusznrotten. Es erging an die Protestanten der Befehl, binnen 8 Monaten entweder katholisch zu werden oder ausznwandern. 'Am 20. Juni 1728 wurde dem Pfar rer von Geising, Magister Immanuel Heinrich Manderbach nnd dem lnlhecisclsen Schnkineister Rössler ans dem Gran- pener Zinmvald jeder Unterricht und Verkehr mit den Bewohnern Zinnwalds bei strenger Strafe verboten und auch den benachbarten Predigern aller Zutritt aufs strengste untersagt. Am -t. Oktober 1728 kamen geistlich? und weltlich^ .Kommissionen mit 2 Jesuiten nach Zinn wald und teilten den Evangelijchjen mit/daß sie dies? fort an als ihre Seelsorger ansehe nnd ihren Gottesdienst be suche», auch Taufe, Trauung und Beerdigung durch die'o vollziehen lassen, dagegen die lutherischen Prediger schlech terdings meiden oder auswandern sollten. Tie Evange lischen wurden durch wiederholte Strafmandate angehal ten, die Predigten der Jesuiten zu besuchen, aber sie kamen nicht. Ta gingen nun die beiden eifrigen Iesniten- Mijsionare P. Milan und P. Firinus in Zinnwatd von .Hans hi Haus und knüpften Retigionsgespräche an, aber auch dies hatte keinen Erfolg. Während von katholischer Leite so die änßersijeu Anstrengungen gemacht wurden, wac auch Magister Kcnderbach nicht untätig. Zwar frei und öffentlich durste i sich auf böhmischem Boden nicht mehr zeigen, denn es war ihm das Aenßerste gedroht worden, wenn er sich noch einmal in Böhmisch-Zinnwald blicken ließe. Dennoch ließ er sich nicht abschrecken, son dern furchtlos nnd treu) wie er war. dachte er immer nur an das Wort des Petrnss: „Man muß (hott rn/ehr ge horchen, als den Menschen". Als Bergmann verkleidet stieg er durch die Waldschlnchten des Gebirges" nach Zinnwald heraus, mischte sich dort unter freundlichem' „Glück ans" unter die in die Grube einfahreuden Bergleute und stärkte hier in dieser unterirdischen nirche die Eoangelischeu durch Predigt und Gottesivort, daß sie fest auslmrrteu im Glau ben, lieber alles verließen und das Zeitlich^ dem Ewigen hintansetzlen, nm nur dem Evangelium treu zu dleibeu. Ta wurde das thelübde der Treue erneuert uud von alle» fest besiegelt, die Losung der Evangelischen blieb fortan: „Dem Glauben der Väter >este Treue!" Unterdessen war der Termin, bis LU welchem sich die Evangelischen zu entscheiden hatten, herangelommeu. wei ner ivankte, von den 777 Evangelisch», die damals in Vorder und Vinter-Zinnwald lebten^ ist auch nicht einer abgefallen, sondern alle sind ihrem evangelischen Glauben treu geblieben. Rur wenigen war es gelungen, ihr Vans grundstück um einen billigen Preis zu verkaufen, die anderen verloren mit ihrem, Hause ihr ganzes Besitztum. Einer, Elias Judenfeind, zündete sein Hans an, ein an derer. Vans Hirsch, welcher hart an der sächsischen Grenze wohnte, smusste sein hölzernes' Häuschen mit Hilfe von freunden nachts auf Walzen über die Grenze nnd war nun vor allen RackMllnngen sicher. Tas^Haus steht jetzt »och. nur hat es seitdem einen Massiven Unterbau er halten. Roch lange konnte man an einem Deckbalken des vanjes die Worte lesen>in welchen das Haus als redend dargestellt wird: „Rnn bin ich auf Sachsens Boden,, Gott Lob! Weil mph mein Wirt, Hans Hirsch aus Böhmen 'rüberschpb " Ein Teil der Exulanten zog nach Fürstenau nnd grün dete in der Nähe dieses Torfes den Ort Gottgetren, die Hauptmasse aber der vertriebenen Evangel.schien wandte sich nach Zinnwald und Gcvrgenfeld und gründete hier den Ort Rengcorgenfeld. Tie sächsischen Grenznachbarn halfen treulich mit bei dem HerüberräuniNi. Wessen 'Auge mag trocken geblieben sein^ als der lange Zug der Ver triebenen herannahte! Besonders zu bemitleiden waren die lieben Alten, welchje die Frucht der fleißigen Arbeit ihres Lebens verloren sahen uud nun in ihrem Alter sich noch einen neuen Wohnsitz suchen mußten. Tie Jesuiten aber standen dabei und sahen dein Zuge zu. Als einer der selben den Wegzug der Exulanten mit dem Auszug der .Üinder Israel aus Aegypten verglich soll ih.n ein Knabe zngerufen haben, er solle ihnen nur »ich Nachfolgen, damit eS ihm nicht ergehe, wie Pharao. In Zinnwald wies der Wohltäter der Exulanten^ der Herr von Bunan ans Lauen stein, Grund nnd Boden zum Hänserbau an und in Neü- georgenseld entstand die jetzt noch stehende, hart anein andergebaute, mit dem! Giebel nach der Straße gerichtete Reihe kleiner Häuser; das' Kauze Aussehen dieser dicht gedrängten Häuserreihe hat etwas Auffallendes, als ob hier alles nach einem Plan und in Hast und Eile ge baut worden wäre, und erinnert dadurch auch heute noch an schwere VersolgungSzeit, aber auch all Standhaftigkeit nnd Treue und herrlichem Glaubenssieg. Tiefe Gemeinden Zinnwald und Gcorgenseld sind seit dem imlmer arm geblieben,s7da der Bergbau und die Stroh- geflecht-Industirie nur wenig lohnt nnd auch der Ackerbau irünLviatllvt Peru,G««vo G«perpho»-H«1 Th»m«»«eht Ftsch-Guauo Umm»ut«ks«Perptz>»phat Kalisalz Kaacheamehl Ltztle,r«kj»e1er K«tait «s». auf diesem rauhen Ekbirgskamm nur geringen Ertrag gibt. Tie Ewineinde Zinmvald Hütt Einwohner) lM im vorigen Jahre -137 Mark an Staatseintomniensteuer, da gegen 1335, Mark an OrtSschuern aufgebracht, also die OrtSsteuern betragen mehr als das Drei sack;,? der Staats steuer. Sdoch ungünstiger steht es in Eleorgenfeld: Ti? ganze Gemeinde Gcorgenseld (208 Einwohner) hat im vorigen Jahre 181 Mark an Staatseinlomnkeiisteuer, da gegen 708 Mark an Ortssteuer ausgebracht. Dabei haben diese Gemeinden außer einigen Hundert Mark, die sie durch den Verkauf ihrer alten Schulhäuser gelöst! haben, und die jährlich nur ein paar Mark Zinsen geben, keine Einnahmequelle/ keinen Wald oder Grundbesitz, es muß alles durch Steuer» ausgebracht werden. Auch zahlen die in Zinnwald und Gcorgenseld »lohnenden nicht ansässigen Katholiken keine Kirchenanlagen. Im Winter sind die Witterungsverlfältnisse ans dem hohen Gebirgskamin, für gewöhnlich Zehr ungünstig und das Iortkommen wird durch gewaltige Schneemassen sehr erschwert. Besonders bei Begräbnissen ist es ost sctw» sehr schver geworden^ die Särge nach Geising hereinzu bringen. Auch ist der Rückweg aus der Geisinger üirche für ältere Leute sehr beschwerlich da es nach Zinnwald 700 Fuß zu stjeigeu gibt. ' s Endlich «löge noch an den am 22. Septemlwr 1001 in der Biliner Bi erhalle in Böhmisch-Zinnwald von ans gereizten Katholiken ans evangelisch? Glaubensgenossen ausgesührtrn fchmackcholäen lleberfall erinnert werde», bei welchem Verwundungen rorgekomsme» sind und Blut ge flossen ist. Die llebersallenen, unter denen auch 'Irauen und .Mnder waren, mußten zum Teil durch die Fenster sich flüchten und wurden auch noch im Freien bis an die sächsische Grenze verfolgt, während die Evangelischen aus Böhmen ans Umwegen über Gcorgenseld und Moldau nach Hause zurückkehren mußten. s Aus allen den angeführten Gründen erscheint cs g-e- bgten, daß diese evaugelischsen Grenzgemeinden Zinnwald und chorgenseld eine eigene Kirchs erhalten,! und sie soll hart an der Straße zu stehen boiiinivn, auf welcher einst die auS Böhmisch,-Zinunalo vertriebenen Evangelischen nach Georgenfeld gezogen sind. Ter Predigttext des 5». Sonntags nach Trinitatis, an welchem die LandeShollelte für den Kirchenbali in Zinn wald gesammelt werden soll, beginnt mit den LLorten: „Endlich seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich' (l. Petri 3/8). Kann es eine herz lichere Mahchung geben zu fröhlichem und reichlichen, Geben, als diese Worte ? Möchten alle Kirckjgänger von-die sen herrlichen Gotteslvorten ergriffen werden und am .üvllektenbecken ihre Barmherzigkeit gleich zur Tüt werden lassen! Lasset eure Gaben zugleich aber auch eine Clxren- gabe sein und die Abtragung einer allen Dankesschuld des ganzen Landes Sachsen an diese Gemeinden, deren glau- benStreue Vorfahren einst alles, .Heimat, Hab und Gut, verlassen haben, um evangelisch bleiben zu können! Ga- Das limlte Mot. Roman von Maximilian Brytt. 2ü) - (Nachdruck verboten.) Rasch war sie an ihrem Fenster. Vorsichtigen, tastenden Schrittes kam eine Männerge stalt über die Stufen vom Portal hsrab. Hanna schlug das Herz laut. Ihre Spannung war aufs höchste erregt. Deutlich konnte sie sich der Erscheinung von damals nicht mehr entsinnen, doch war es ihr, als seien es dieselben gemessenen Bewegungen und Schritte, die sie an diesem nächtlichen Wanderer wahrnahm. ' Langsam durchmaß er, vorgebcugten Kopses, die Füße ein wenig nachziehend, den Garten. Sv lange, als er ge radeaus ging, befand sich sein Antlitz im Schatten. In dem Augenblick aber, in dem er sich umwendete, siel das volle Mondlicht auf sein Antlitz. ' Ein sicher Schreckensruf entfuhr Hannas Lippen; sie lief Vom Fenster zurück bis zur Tür des Nebenzimmers. > Sie wußte selbst nicht, was sie wollte. Als die beiden Mägde sie erschrocken fragten, was es denn gebe, schüttelte sie lächelnd den Kopf- ! »Rieft Ihr nicht nach mir? Wenn Ihr fertig seid, so geht." Sie mußte sich zwingen, diese paar Worte hervor zupressen. Zitternd gelangte sie zum Fenster zurück. - Drüben am Garlenzaun, das bleiche Antlitz der Front deS Kurhauses zuwendend, stand im weißen Mondlicht Werner. ! Ob er sie sah, wußte sie nicht. Sie vermochte nicht .einmal festzustellcn, ob er die Augen geöffnet hatte. Aber schlürfenden Schrittes näherte er sich plötzlich dem Hause, tzen Kopf vorbeugend, die Arme schlaff hängen lassend. Hanna drohte daS Herz still zu stehen,' er kam langsam, fast feierlich auf sie zu. Was wollte er? Handelte er bei Besinnung? Sie wollte ihm ein Zeichen geben, aber die Zunge versagte ihr den Dienst. Jetzt verließ Werner den Rasen, er kreuzte den Weg und betrat daS Beet, direkt auf die Bank zuschreitend, die unter ihrem Fenster stand. Eine wahnsinnige Angst ergriff sie mit einemmal. Sie stürzte mit letzter Kraft auf daö Fenster zu — mit einem Ruck schloß sie die beiden Flügel, dann schleppte sie sich zitternd zum Nebenzimmer zurück. „Ah, welch ein eisiger Luftzug!" hauchte sie zusammen schauernd. Matt ließ sie sich auf dem Divan nieder, auf dem Agathe in den letzten Tagen ihrer Leiden so manche Stunde geruht halte. Die Mädchen hatten nichts gemerkt. Ihre Arbeit war fertig, sie waren soeben damit beschäftigt, ihr Arbeitszeug zusammcnzunehmcn. Hanna leuchtete ihnen hinaus Nasch wollte sie sie auS der Nähe bringen. Mit Verwunderung fragten die Mädchen, ob Hanna denn wirklich die Nacht in ihrem früheren Zimmer neben dem Stcrbegemach zubringcn wolle. „Nein", versetzte Hanna, sich zu einem unbefangenen Ton zwingend, „ich werde nach dem Gasthof gehen". Sofort erboten sich die Mädchen, sie zu begleiten. Hanna überlegte. Das weibliche Dienstpersonal schlief in den Bodenkammern der Dependance. Um dahin zu ge langen, mußte man den Garten durchschreiten. Auf keinen Fall durfte Hanna dulden, daß die Mädchen jetzt diesen Weg nahmen, solange sich Werner im Garten aushielt Sie nahm also die Begleitung dankbar an und verließ das Haus durch einen seitlichen AuSgang. Erst am Hotelportal entließ sie dann ihre Begleiterin nen. — Das war «ine Nacht, Hanna vermochte kein Auge .0 1 -- n ' "WM . II, »g - Ulk».. - zuzutun, so quälte sie die Erinnerung an das verlebte Abenteuer. WaS sollte sie von Werner denken? Er hatte sich zweifellos in jenem unerklärbaren, traumhaften Zustand be< fundcn, der daS Bewußtsein des davon ergriffenen Menschen aufhebt und ihn zum Werkzeug unbewußter WillenSiinpulse macht. Die Wissenschaft besitzt für den Schlafwandel keinerlei Erklärung Hanna hatte auch noch nie mit einem Arzt über derlei Zuständ: gesprochen. Ein unheimliches Rätsel sah sie da vor sich. Jetzt gab eS für sie keine Ungewißheit mehr: der geheim nisvolle Wanderer jener Nacht war nicht OSwald oder sonst ein anderer gewesen, sondern Werner. Vielleicht trie ben ihn seine überreizten Nerven jede Nacht im Schlaf hinaus; vielleicht war er auch in der Stunde von AgathenS Tod draußen im Garten gewesen. Namenloses Entsetzen erfaßte sie. Sie entsann sich deS Ausspruchs, den er am Morgen nach der Schreckensnacht über seinen furchtbaren Traum getan hatte: er habe die quälende Wahnvorstellung gehabt, daß er Zeuge der Ermor dung AgathenS gewesen sei, ohne doch helfen zu können. Ja, daS waren seine eigenen Worte gewesen, als er matt, zerschlagen und hinfällig wie nach ermüdender Wanderung inS Sterbezimmer AgathenS gelangt war. Sollte die Natur ein solches Widrrspiel ermögliche«, daß ein Mensch ein doppeltes Leben führt — im Wachen und im Schlaff Daß er im Wachen Zustande kein Be wußtsein mehr von dem hatte, wovon er in seinem Schlaf wandel Zeuge geworden war? War eS nicht ihre Pflicht, «inzugreifen? Hätte sie ihm vielleicht unerschrocken entgegentreten, ihn auS seimem unnatürlichen Zustand erwecken sollen? Die Gegenwart der Mägde hatte da» unmöglich »«macht. >
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