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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031106015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903110601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903110601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
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Tabellarischer und Mernsay entsprechend höher. — chebübren mr Nachmeisungen und Ofsrrtenaouahm» 85 L, («xcl. Porto). Srtra-Beilagen lgeiolzt), nar mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrderung ^ll «0.—, mit PostbesSrderung ^tl 7V.—» Ännahmeschlub für Anzeigen: Abead-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Murgea-Ausgabe: Nachinlltag» 4 Uhr. Anzeige» stad stet« an di« Erpedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 97. Jahrgang. Morgen früh eröffnen wir, zur Entlastung unserer Hauptexpeditton in der Johannisgasse 8, in dem Hause HuguslurpIatL S. Eckladen an der Johannisgasse, eine Filiale unseres Blattes. In derselben werden Anzeigen, sowie Abonne- mentSaufträge zu denselben Bedingungen ent gegengenommen, wie in unserer Hauptexpedition. Wir empfehlen diese neue Annahmestelle zu ge fälliger Benutzung. Expedition des Leipziger Lageblatter. Tiszas Friedensprogramm. Uever Len Eindruck, welchen das TiSza-Kompromiß zwischen der ungarischen Regierung und der Krone in Wiener politischen Kreisen macht, wir- ums von dort unterm 4. November geschrieben: Die Achtung vor dem greisen Monarchen, der ja ge kämpft hat bis -um Aeußersten, Rücksichten ans den Staats anwalt, vielleicht auch ein gewisses Schuldbewusstsein und Schamgefühl hindern die öffentliche Meinung Oesterreichs heute noch, die vernichtende Niederlage, die der öster reichische Staatsgebanke im Kampfe mit Ungarn erlitten hat, in ihrem vollen Umfange einzugestehcn. Aber wenn wir in reichSdeutschen Blättern Wiener slieS: Pester) Be richte lesen müssen, daß in dem Programm Tiszas der Standpunkt des Monarchen siegreich geblieben, baß seine HoheitSrcchte in einer Form gesichert worden seien, die auch den Wünschen Oesterreichs entspreche, so kann uns ein derartig kecker Versuch, die öffentliche Meinung dek Bundesgenossen irrezuführen, nur die alte Erfahrung schmerzlich bestätigen: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Aber wenn wir Deutschöstcr- reicher unS auch ganz klar bewußt sind, daß unsere politi schen Verbündeten jeden FricdenSschluß in unseren inneren Kämpfen» gleichviel nm welchen Preis er zu stande kam, aufatmend begrüßen, — geradezu belügen und täuschen zu lassen, brauchen wir unsere Stammesbrüder doch nicht. «Und darum hoffen wir, daß jene Reichs deutschen, denen eine durch und durch verlogene Bericht erstattung den ohnehin so schwierigen Einblick In unsere verwickelten Verhältnisse noch mehr erschwert, wenigstens jetzt durch die friedliche Bereinigung und Heerschau der ungarischen Parteien klar über die Erfolg« des Tiszaschcn Programms sehen werden. Das Programm enthält, so hat -er Ches des soeben vereidigten neuen Kabinetts gestern im liberalen Klub er klärt, solche Errungenschaften, wie man sie vor wenigen Monaten nicht zu erhoffen gewagt hätte. Die Beweise dafür, daß Tisza nicht übertreibt, häufen sich von Tag zu Tag. Wie Graf Apponyi, -er eigentliche spiritu« reetar des Neuner-AuSschusses unter steten Austritts, drohungen so lange an dem Entwürfe herumredtgicrtc, bis er in der liberalen Partei verbleiben konnte, ist be kannt. Nun hat gestern auch Kossuth mit einer vor den Studenten gehaltenen Rede das Signal zum Einstellen der Obstruktion gegeben, und wenn er auch einige der wildesten Schreier seiner Partei noch toben und drohen läßt, so ist doch an dem Ende der ungarischen StaatSkrisis und dem friedlichen Beginnen der ParlamentStagnng, die der Ministerpräsident mit weitgehenden populären Zuge- ständnissen (Steuererleichterung, Wahlrechtsverbesserung) noch mehr erleichtert hat, nicht mehr zu zweifeln. Welches sind nun die Errungenschaften, von denen Graf Stefan Tisza in einem Tone der Freude spricht, alS sei er nicht der Minister deS König», sondern der Heer führer einer Kuruczenrebellton? Nur im zwei Punkten des MilitärprogrannnS hat der NeunerauSichuß die Zu- stimmung d«S Königs nicht erringen können: daß die unga- rischen OsfiziersbildungSanstalten nur unter der Leitung magyarischer Offiziere stehen und daß zweitens: die Kennt nis de» Magyarischen für die Ernennung zum Offizier obligatorische Bedingung sein soll. Die Streichung dieser Sätze wäre also (neben der noch etwas schleierhaften thco. rettschen Rettung der militärischen Majestätsrecht«; die Red.) der einzige .Erfolg" de» Monarchen. Sein Wert ist durch den Ministerpräsidenten selbst damit am besten ge- kennzeichnet worden, daß die ausdrückliche Festsetzung dieser Bedingung praktisch nicht notwendig sei. Und die Obstruktionspartei hat ihm darin, wie man sieht, nach einigem Zieren und Sträuben recht grben müssen. Denn all die andern vom KSnig genehmigten Punkt« müssen »gch ihr« Praktische« Durchführung mit unfehlvarer Sicherheit in wenigen Jahren zur Schaffung eines m a - gyarischen Nattonalheeres führen. Zunächst beginnt eine Massentransfericrnng, sowohl von Honved- offizieren, wie von auswärts dienenden ungarischen Offizieren der gemeinsamen Armee in die ungarischen Re gimenter, um vor allem -em Mangel an „nationalen" Offizieren abzuhclfcn. Das ist der Sinn der Punkte 3 und 4: Ueber Dienstbegünstigungcn in -en ungarischen Regimentern entscheidet in erster Instanz der Hvnved- minister. Die ungarischen Truppen werden, wenn dem hierin herrschenden Mangel abgeholfen sein wird, nur von magyarischen Offizieren befehligt. Gleichzeitig wird durch die vollständig im magyarischen Geiste geleiteten Milttär- bildungöanstalten für Nachwuchs an Offizieren gesorgt. Administrativ sestgelegt ist ferner die Gültigkeit der ma gyarischen Sprache durch die Punte 2 und 5 im ö fentltchen mündlichen Verfahren der Militärgerichte und im Verkehr mit den ungarischen Behörden. Diese vier Bestimmungen allein werden genügen, die „deutsche Kommandosprache" binnen wenigen Jahren zu einem wesenlosen Begriffe zu machen, von dem die gemeinsame Heeresleitung heute nur das Wort gerettet hat. Abschluß und Krönung gibt diesem fest fundamentterten Gebäude des magyarischen National heeres schließlich die Zusage deS Punktes 1, daß die Frage der Embleme des Heeres im Sinne des ungarischen Staats rechtes geregelt wird. Mit der Entfevnung der deutsch sprachigen Kasernenschilder ist ja nach Drahtbertchten schon vorgestern begonnen worden und mit dem Entwürfe für magyarische Regimcntssahuen und Uniformstücke wird das Parlament voraussichtlich nicht lange zögern. So gewaltig aber all diese militärischen Eroberungen des magyarischen Chauvinismus aus. Kosten der Gemein samkeit des Heeres auch sein mögen, fix werden noch wett in den Schatten gestellt kurrch jene anscheinend so harmlose Auslegung, welche da» Programm TiSzas dem GesetzcS- artikel XII -er ungarischen Verfassung gibt. Die Aus legung, an welcher der Monarch ebenso lange festhielt, als sie von der Unabhc-ngigkeitspartei wütend bekämpft wurde, war die Annahme, daß das Hoheitsrccht des obersten Kriegsherrn über das Heer ein ererbtes und un veränderlich vererbliches Recht der Dynastie sei und als solches über der Verfassung stehe. Aus dieser Auffassung heraus stammt auch der berühmte Armeebefehl von Chlopy mit seiner fast drohenden Wendung: „Mein Heer möge missen, daß Ich nie der Rechte und Befugnisse mich begebe, welche seinem obersten Kriegsherrn verbürgt sind." Der König, der sich zu dieser letzten Kraftäußerung unter dem Einbusse der österreichischen Militärpartei aufgerafft hatte, mochte dabei an jene Bürgschaft der Kanonen ge dacht haben, die im Heere selbst liegt und die ungarischen Aufstände wiederholt niedergeworfen hat. Aber gerade mit dieser gefährlichen reservatio mentalis mußte die Un- abhäugigkcitspartei, sollten die kaiserlichen Waffen sich nicht einst wieder gegen Ungarn kehren, schonungslos auf zuräumen suchen. Und dieses Kraftstück, dem obersten Kriegsherrn die Hälfte seiner Wehrkraft ans der Hand zu schlagen, diesen bisher freien Arm wenigstens zu binden, ist ihr leider gelungen. Trotz jenes feierlichen „niemals!" hat der König jetzt die Auslegung Tiszas angenommen, daß im Artikel XU -war daS Hoheitsrecht des Monarchen ver bürgt, daß dies aber ein Gesetz wie jedes andere, -. h. ein -wischen Krone und Reichstag vereinbartes Gesetz sei und wie jedes andere auch Lurch ein neues modi fiziert oder ersetzt werden könne. Hierin liegt der Kernpunkt deS neuen Verhältnisse» Ungarns zur Dynastie und Gesamtmonarchie: Es gibt einen KSnig „von Gottes Gnaden" nur mehr in der namenlosen Reichshälfte der „im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder", deren Vulgärname „Oesterreich" staatsrechtlich nirgends existiert) im Königreiche Ungarn aber ist die Dynastie Habsburg fortan nur mehr „von Parlaments Gnaden". Gab es für den österreichisch-un- gartschen Offizier bisher nureine Autorität, den obersten Kriegsherrn, dem er unbedingte Treue schwor, so hat er als gebürtiger Ungar fortan deren zwei: König und Paria- ment. Sie mögen sich heute noch decken: aber wenn sie je in Zwiespalt geraten sollten, bann steht höchstens der nichtmagyarische Offizier, der auch die Verfassung bc- schwören muß, vor einem Gewissenskonflikt. Der magya- rische Offizier, der über kurz ober lang alle Offiztersposten Ungarns besetzt haben wirb, dürfte nicht «inen Augenblick GcwiffenSskrupel hegen, auf welcher Sette seine nationale Autorität steht, die selbst der oberste Kriegsherr heute an erkannt hat.*) *) Diser Punkt ist noch nicht völlig klar und soll wohl auch im unklaren gelassen nxrdcn, sonst würde die Vereinbarung bezüg lich der Ma;estät»rechte doch dem Parlament unterbreitet werden, was aber bekanntlich nicht geschehen wird. Unterm L8. Oktober wurde au» Pest gemeldet, da» Neuner-Lomits der liberalen Partei hab« schließlich gefordert, daß der gesetzliche Zustand: „Die Bestimmung -er Armee spräche ist ein MajcstätSrecht" anzucrkennen sei, aber durch übereinstimmenden Beschluß der Gesetzgebung und der Krone abgeändert werde» könne. Weiter aber hieß e» in jener offiziösen Korrespondenz; „Die liberale Partei beschloß indessen, die Frag« der Kom- manbosprach« und der Dienstsprach« nicht in da» Programm ES mag den Freunden und Verbündeten unseres Staates Ucberwindung kosten, den letzten Konsequenzen dieser Entwickelung ins Antlitz zu schauen; aber gerade weil sie entschlossen sind, eherne Bundcstrcue zu halten, und dem Verhängnisse ohne jede Einmischung abwartend seinen Laus zu lassen, sollen sie sich niemals vorwerfen müssen, auch nur einen Augenblick über die Vorgänge im Zweifel gewesen zu sein, die den großen Friedensbund Europa- unter den Händen seiner treuesten Hüter von innen heraus zur Zersetzung brachten. Deutsches Reich. * Leipzig, k. November. AuS Nr. 10 des „Sokol" ldeS Organs der polnischen Turnvereine, Posen) vom Ok tober 1008 geht unS von befreundeter Sette folgende Ueber- setzung zu: Leipzig. Unser Verein (Sokol-Verem) zählt gegen wärtig 15 Turner und 2 Nichtturner; an den Turnübungen nehmen auch Gäste teil. Seit Neujahr hatten wir acht ordent liche Monatsvcrsammlungen, eine Generalversammlung und zwei außcrordeuliche; die Monatsvcrsammlungen finden ge wöhnlich am ersten Donnerslag eines jeden Monats statt, die Hebungen dagegen einmal wöchentlich am Donnerstage im Lokale „Prinz Heinrich" in der Gottschedstratzc. Im Juli hatten wir eine Abenduntcrhaltung mit einem Tanzvergnügen. Wir haben sie veranstaltet, um die Fonds unseres Vereins zu mehren. Das Programm war sehr reichhaltig. Freiübungen, ein Festzug, ein Reigen der Radler und anderes. Die hiesige „Polonia" hat uns nicht im Stich gelassen, wodurch unser Kassenstand vergrößert wurde. An Beihülfen haben wir in diesem Jahre erhalten vom V. Gau, welchem wir angehören, 56 vom Svkol-Verbande 25 im verflossenen Monat ljag-'gen wurden unS vom Berliner Gau 42 .ft gesandt al» Ein nahme, welche von dem Taufest auf unseren Verein entfällt. Für diese Beihülfe sagen wir besonders dem Berliner Gau, welcher nicht nur materiell, sondern auch geistig uns zu helfen bemüht tvar, sowie dem Vcrbandsvorstande ein „Gott be- zahl's!" Was wir von unserem Gau und von dem Verbände erhielten, mußten wir zur Abzahlung unserer Turngeräte, sowie zum Ankauf neuer verwenden. Wir besitzen folgende Geräte: ein Reck, römische Ringe, Barren, ein Sprungbrett, eine Matratze, ein Trapez, .Hanteln, Stäbe und Rapiere. Den Vorstand bilden gegenwärtig die Kameraden Wl. Mielcarek, Vorsitzender, St. Rhfa, zweiter Vorsitzender, St. Borkowski, Schriftführer, Johann Kaczelnik, Turnwart, Wl. Walicki, stell vertretender Turiuvart und Ordner, Johann Glowacki, Kassierer. Der Verein abonniert zehn Exemplare des „Sokol". Das Ver hältnis der hiesigen „Polonia" zu uns läßt sehr viel zu wünschen übrig Unter vielen Landsleuten herrscht Gleichgültigkeit, unter anderen wiederum böser Wille, was sich in dem Bemühen kund gibt, die Entwickelung unseres Vereins zu schädigen. Das nehmen wir nicht nur bei einzelnen LaitdSleuten, sondern leider — wir müssen dies zu unserem Bedauern gestehen — bei ganzen Vereinen wahr. Vornehmlich ein Verein, und dazu noch der älteste in Leipzig, welcher einen echt polnischen Charakter trägt, bemüht sich ganz offen, uns entgcgenzuwirkcn, waS wir in seinen Versammlungen gehört und gesehen haben, in denen er nämlich seine Ansicht gegen unseren Verein öffentlich zum Ausdrucke gebracht hat. Wir hegen die Hoffnung, daß der böse Wille dieser Landsleute der Entwickelung unseres Sokols nicht schaden, sondern sie dadurch noch vergrößern wird, was wir schon an der Zunahme unserer Mitgliederzahl wahr genommen haben. Leipziger Kameraden! Gehen wir auf richtig an die Arbeit, seien wir bestrebt, die Sokolidee nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten auSzuürciten. Zeigen wir unseren Gegnern, daß ihre Wühlarbeit nicht im stände ist, der Sokolidee Schaden zuzufügen. Gut Heil! (gez.) Wl. Mielcarek, Vorsitzender, (gez.) Ladislaus Walicki, zweiter Vorsitzender. Wir geben diesen interessanten Bericht als Dokument kür die Intensität der pvtnischen Bestrebungen in der Fremde. Die Eifersucht unter den einzelnen Vereinen könnte die Sache zwar harmloser erscheinen lassen,- aber es ist dabei zu bedenken, daß sie eine echt polnische Eigen schaft ist bei der das gemeinsame Streben aller pol nischen Organisationen, die Vorbereitung au!f die „große Stunde", durchaus nicht verkümmert. v. L. X. Berlin. S. November. Der Benediktiner- or-den, der jetzt in Preußen hoffähig -u werden scheint, hat sich nicht bioß der Pflege der Kunst in Niaria Laach gewidmet, sondern, was wohl weniger vekannt sein dürste, sich auch die Förderung des Aberglaubens im katbo- lischen Volke möglichst angelegen sein lassen. Derselbe Pater Cornelius K nie 1, lder jüngst de-m deutschen Kaiser seine Werke „Äbtei Maria Laach" und „Loben und Regel de» heiligen Benedikt" überreichen durfte, hat im Jahre 18S2 ^mit Erlaubnis der Ordensoberen unlü Approbation des hochwürdigsten Bischof- von Rottenburg" «in Schrift- chen veröffentlicht mit >dem Titel: „DieBenediktuS- auszunehmen", also doch wohl auch nicht die Frage der Majestäts rechte. Schließlich folgt der wenig klare PassuS: „Der Ab änderungsantrag TiSzaS (auf den man sich, wie man an- nehmen muh. einigte) zu der Erklärung in der Frage der Kommandosprache ist überwiegend stilistischer Natur und bezweckt die stärkere Hervorhebung de» Ma- jestätSrechteS" Danach könnte cs scheinen, als wäre dieser Punkt am Ende doch in da» Programm der Regierung ausgenommen worden. Jedenfalls muß man bei diesen un- sicheren Anhaltspunkt«» eine authentische Kundgebung, wenn solche überhaupt beliebt wird, abwarten, ehe man sich zu einem definitiven Urteil entschließt. L. N»-. Medaille, ihre Geschichte, Bedeutung, Ablässe umld wunderbaren Wirkungen". Wir teilen aus dem für unser aufgeklärtes Zeitalter so bezeichnenden Büchlein nur mit, was über „die St. Bcnediktsmedaille" gesagt wird iS. 26 f.): „Gegen die unzähligen Gefahren, die unser E i g e n - tum, unsere Gesundheit, unser Leben und Misere Seele bedrohen, bietet Gott uns die Medaille des heil. Benedikt dar wie einen Schild, hinter dem wir uns, so wir Glauben haben, gegen manche dieser Gefahren sicher bergen können. Die Erfahrung von Jahrhunderten liefert -en Beweis dafür, baß ein beionberer übernatür licher Schutz diejenigen umgibt, welch« mit lebendigem Glauben dieses heilige Wahrzeickxn bei sich tragen und verehren. Dank der gnadenreickxn Kraft der St. Bene- diktsnvedaille wurde der Frieden und die Liebe in vielen Famili«n wieder hergestellt, kamen Versöhnungen -u stände, wurden ärgerniserregenbe Verhältnisse gelöst. Pläne, welch« der Fürbitte des beil. Benedikt anvertraut wurden, verwirklichten sich in unerwarteter Weise, wichtige und schwi«rige Geschäfte Hatton durch sie einen glücklichen Ausgang, in unverschuldeten, peinlichen Gelb ver legen heilen fand sich durch sie lltai und Hülfe; Hinder nisse, welche sich Unternehmungen entgcgenstellten, ver schwanden, wenn schon alles verloren -u sein schien. Die wunderbare Wirkung der Medaille zeigt sich in zahllosen Fällen bei Krankbett und Unglück und dehnte sich sogar aus Haustiere und selbst Ge wächse aus. Das Staunenswerteste aber wirkt die Medaille im Reiche der G e i st e r und Geelen. Dem bösen Gciste ist si« ein unüberwindlicher Gegner, wie es sich schon ost bei Spuk, Besessenheit und spiri tistischen Gaukeleien ernsieien bat. Der vertrauensvoll« Glauben an die Kraft des h. Kreuzes und an di« Fürbitte des heiligen und ehrwürdigen Patriarchen Benedikt tut demHimmel Gewaltau und erwirkt überflicßende Gnade der Erleuchtung, -er Stärkung, der Hoffnung, deS Trostes. Tausende von S ü n de r n verdanken diesem Bekehrungsmittel ihre geistige Umkehr -u Gott und ein gutes Ende. Selbst die veraltetsten Sün den und bösen Gewohnheiten bat man dem wohltätigen Einflüsse dieser Medaille weichen setzen." Zlvm Schlüsse werden noch 23 solche Wirkungen angeführt. AuS dieser ganz mittelalterlichen Lukt werden wir aber bald wieder in die Neuzeit mit ihrem Geschckftsgeifte versetzt, wenn wir ans dem Umschläge des Büchleins angczeigt finden: „St. Bencdiktikö-Mpdaillen per Stück 1, 2, 8, 4, S, 10 Pfg. Wiederverkäufern Rabatt.!" Berlin, 5. November. (Arbeitslosenver sicherung und Gewerkschaften.) Betreffs der Arbeitslosenversicherung wird bekanntlich von den Ge werkschaften die Forderung erhoben, daß man ihre Ar beit s l o sc n ka s j e n ausbau« und finanziell unter stütze. In diesem Sinne äußerte sich sowohl die Gewerk schaftspresse, wie die Leitung der Gewerkschaften auf der vorjährigen Arbeitsnachweis-Konferenz. Nach Verhand lungen, die im letzten Sommer in Münch«» in einer Veriainmlung staltfandcn, die von Vertretern der Mün chener Ltadtbchörde und der Arbeitgeber- und Arbeit nehmer-Organisationen Münchens besucht war, scheint die fragliche Forderung der Gewerkschaften in München, wenigstens versuchsweise für drei Jahre, praktisch durch- geführt werden zu sollen. Gegen «in« derartige Subventionierung der Gewerkschaften wendet sich in der „Sozialen Praxis" Erich Eyck, obwohl er es lebhaft begrüßt, daß irgendwo in Deutschland der Versuch einer rationellen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in größerem Stile gemacht wird. Eyck letznt es grundsätzlich ab, den Staat oder die Stadt in die Kämpfe zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern cingreifen zu lassen. Ein solcher Eingriff liege in der Stärkung der Organisation dieser oder jener Richtung; die Stärkung aber sei gegeben, wenn die Stadt den Ge- wcrffchastcn eine Unterstützung gewähre, obwohl diese Unterstützung nur für einen Zweck gebraucht werden solle, der an sich mit Lotznkämpfen nichts zu tun habe. Denn einerseits lasse sich die Scheidung nicht mit voller Schärfe ziehen — sei doch der Zusammenhang mit Lohnstrcitig- keiten eine Hauptschwierigkcit für di« Arbeitslosenver sicherung —, anderseits komme eine solche Unterstützung mittelbar den übrigen Zweigen des gewerkschaftlichen Budget« zu gute. Mithin würde jene Unterstützung von den Arbeitgebern im Fall« deS Konflikts als eine unbe rechtigte Parteinahme der Stadt angesehen werden, und eS sei nicht vortzcrzusagen, welche Forderungen si« ihrer seits daran knüpfen würden. Beachtenswert erscheint Eyck ferner, daß die Münchener Unternehmer von einer BeitragSlcistung für die Zwecke der gewerkschaftlich orga nisierten Arbeitslosenversicherung nichts wissen wollen. Bei -er obwaltenden Sachlage hält Enck dies für be rechtigt. Anderseits sicht Eyck in der Arbcilslosenver. sicherung ein Mittel, im Unternehmer daS Gefühl der Ver antwortlichkeit für die Leitung der Produktion zu stärken: der Unternehmer solle nicht nur den Ertrag der steigen- den Konjunktur ernten sondern auch die Last der sinken den mtttragen; die Pflicht der Gesamtheit, helfend ein- ,»greisen, stehe erst in zweiter Linie. Deswegen wünscht Enck eine öffentlich-rechtliche Zwang-ver- stcherung auf kommunaler Grundlage, deren Lasten an erster Stesse von den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern vom Gemeinwesen dagegen nur sub- sidär getragen werden. (») Berlin, 5. November. »Telegramm.) Der Bnnde»- r«t bat in seiner heutigen Sitzung die Vorlage, betr. eine Denkschrift über die Ausführung der seit 1875 erlassenen Anleibegesetze, ferner die Vorlage, betr 2ie Abänderung der Vorschriften über AuSwandererseeschiffe unk schließlich Vie Vorlage, betr. den Entwurf einer Abändening der Montan statistik, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Ueber die Behandlung eine» Preßsünderstm Erfurter Gefängnisse hatte 'die sozialdemo kratische „Erfurter Tribüne" geschrieben: 1 „Die Staat»anwallschast hatt« Genossen Tomm«r, der gLtern seine diermonaüg« Strafe angetreten hat, Selbst« E'V.schästigun» bewilligt; da si« aber für dies« Vera
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