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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031107017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903110701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903110701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-07
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Dadellarilcher und 8isf»rnliiy entiprechend h-hrr. — Äebühren für -tachwetsunge» und Ossrrtruannahm» »k (exet. Porta). Srtra-veNagen (gesalzt), nur mit d« Morgen-AnSaob«, ohne Pestbelürderung ^l «0.—, mit Postl-esörderuag ^ll 70.—» Ännahmelchlub für ^nreiyen: NdtNd-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4 Uh» Anzeigen sind stet- an dl« Erpedttlon zn richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Nr. 508. 97. Jahrgang. Sonnabend den 7. November 1903. Mit heutigem Tage eröffnen wir, zur Ent lastung unserer Hauptexpedition in der Johannis gasse 8, in dem Hause ZlugurturplatL S. Lckladen an der Hohannisgasse, eine Filiale unseres Blattes. In derselben werden Anzeigen, sowie Abonne mentsaufträge zu denselben Bedingungen ent- gegengcnommen, wie in unserer Hauptcxpedition. Wir empfehlen diese neue Annahmestelle zu ge fälliger Benutzung. Expe-Mon -er Leipziger Lageblattes. Noch einmal die preußische Generalsynode und die profcßorenfrage. E» ist kein schlechtes, sondern ein gute« „Zeichen der Zeit", daß Presse sich die kirchlichen Fragen gegenüber nicht mehr so vornehm abweisend und gleichgültig wie ehedem verhält — mit Ausnahme, leider, einer gewissen „freisinnigen", deren Vertreter den Zusammenhang, in dem die Lösung solcher Fragen mit dem Gesamtleben unseres Volkes steht, nicht ahnen, geschweige einsehen. „Mögen die Jesuiten nur kommen, wir Männer des „Fortschritts" haben sie nicht zu fürchten, wir werden mit ihnen fertig. Mag die Professoren der Theo logie anstelle» wer will. WaS ist unS daran gelegen? Die großen Fragen der Nation werden im Reichstag entschieden, in dem, mit Ausnahme eines, weder orthodoxe noch frei sinnige Theologen sitzen." Diese Sorte „Hochliberaler" in einem Zeitungsartikel belehren und widerlegen zu wollen, wäre verlorene Liebesmühe. Wer mag sich die geben? Ich beschränke mich auf die Bitte: Ihr Herren, wie klug ihr schon seid: werdet noch ein bißchen klüger und studiert zu dem Zweck die als beste Lehrmeisterin anerkannte Geschichte! Nicht die ganze Ge schichte. So viel will ich euch nicht zumuten. Nur die Geschichte seit der Reformation, und wenn nicht aller euro päischen Länder, so doch etlicher, insbesondere Deutschlands, Oesterreichs, Frankreichs, Spaniens, Italiens vor und nach der Restauration. (Ich empfehle Beckers Allgem. Weltgeschichte, Band 14.) Ihr werdet sehen, daß es auch unter den damaligen „Freisinnigen" schon sehr kluge, im tapferen Reden für „die Freiheit, die sie meinten", euch eben bürtige Leute gegeben hat und daß die doch nicht» ausgerichtct haben, weil die von ihnen unterschätzten Klerikalen im Bunde mit den Jesuiten — noch klüger waren als sie. Es ist erfreulich, zu bemerken, welche Teilnahme das „Leipziger Tageblatt" den kirchlichen Fragen schenkt und wie e« seine Leser für solche zu interessieren bemüht ist. So auch in dem vortrefflichen Artikel über „die preußische Generalsynode und die Professoren-Frage". Wenn ich mit ein paar Worten darauf zurückkomme, so geschieht es nicht, um diesem Artikel zu widersprechen. Die Kritik, die das „Leipziger Tageblatt" an dem Beschlüsse der preußischen Generalsynode übt, ist durchaus berechtigt. Denn der Beschluß ist eine Halbheit und kann, wenn er Gesetz wird, zu den bedauerlichen Konsequenzen führen, auf die der Vizepräsident von der Goltz hingcwiesen hat. Aber ich teile die Befürchtung des „Tageblattes" nicht. Wie schon einmal, so werden wiederum di« Professoren der Theologie gegen ein Gesetz, da« sie vom Vorstände der Generalsynode abhängig machen würde, protestieren, und ich denke mir: einmütig protestieren. Und das mit Recht. Denn nicht nur die freisinnigen, sondern auch die mittel parteilichen würden fortan unterm „Damoklesschwert" stehen und selbst die orthodoxen, wenn e« solche noch gibt, die im Gericht bestehen können, werden vor der Konsequenz zurückscheuen,.daß sie im akademischen Lehrkörper, al« an ein kirchliche- „Schibboleth" gebunden, nur noch als Professoren zweiten Range« geachtet werden könnten. Man wird aber auch, so hoffe ich bestimmt, dem Rechnung tragen, daß e- auch außerhalb Preußen- deutsche Hochschulen gibt und daß von denen voraussichtlich keine das bedenkliche Experi ment mitmachcn wird. Und dann? Nun dann hätten wir zweierlei theologische Fakultäten und der Unterschied würde nicht zum Vorteile der preußischen au«fallen. Man würde sagen: Wer Theologen ersten Ranges hören will — denn da- sind nur die unbevormundeten, — der geht nicht mehr nach Berlin, sondern nach Leipzig, nicht nach Halle oder Königsberg, sondern nach Jena usw. Zu einer solchen Unterscheidung Veranlassung zu geben, wird sich das Kirchenregiment in Preußen wohl hüten. Gewiß ist aber auch, daß mit der Forderung, die theologisch« Dozent« soll« sich zu, heilig« Schrift «ad zum Glauben an den Sohn Gotte- bekennen, daS der Generalsynode vorschwebende Ziel nicht erreicht wird. Denn das können wohl Alle mit gutem Gewissen versprechen, so lange die- Schibboleth nicht genauer präzisiert wird. Vorerst also ist es unnütz. Wie es gemeint ist? Ja, das würde sich bald Herausstellen, wenn man dem Generalsynodal-Vorstande die Interpretation seiner Forderung anheimgäbe. Und gewiß würden dann viele theologische Lehrer vom Katheder herabsteigen müssen. Ich will nicht Lebende namhaft machen; uomina sum ockio^a. Es sei nur bemerkt, daß, wenn wir schon im vorigen Jahrhundert ein protestantisches Glaubensgericht — eigent lich eine coutraälctio in ackjvoto — gehabt hätten, Universitätslehrer wie Schleiermacher, de Wette, Ehr. Fr. Baur, K. Hase, Lipsiu«, Al. Schweizer und so viele andere, die sich um die Wissenschaft der Theologie verdient gemacht habe», nicht möglich gewesen wären. Der fromme Spener war nicht Professor; aber auch er, dem ein lieber Amtsbruder ILO Häresien vorwarf, hätte im RechtgläubigkeitSexamen schwerlich bestehen können. Und ist denn ein solches nötig? Die da sagen: „Ja, um des Glaubens willen", verraten damit selbst keinen sonderlich starken Glauben. Denn ein starker Glaube fürchtet sich vor den Ergebnissen weder der Natur- noch der Geschichtswissenschaft und hat'S auch nicht Ursach. Denn der fromme religiöse Glaube steht und fällt nicht mit den kirchlichen Dogmen, die nur durchweg un vollkommene AuSdrucksformen des Glaubens sind. Im 17. Jahrhundert wußte man nicht zu unterscheiden und die tapferen Wortführer rechts und links meinten es gewiß gut, wenn sie einander bi« aufs Blut be kämpften und alle ausschlossen, die nicht Schibboleth sprechen konnten. Soll man sich diese Zeit zurückwünschen als die „gute alte"? Nein! Wie viel auch noch im kirch lichen und religiösen Leben unseres Volkes zu beklagen sein mag: besser, als im 17. und 18. Jahrhundert steht« doch. Und wenn das 19. Jahrhundert auf kirchlichem Gebiet auch nichts weiter als den Gustav Adolf-Verein gezeitigt hätte, der eben seinen 70. Geburtstag feiern durfte: wir brauchten die vorausgehenden um ihre Erfolge nicht zu beneiden. Denn dieser Verein hat daS paulinische Wort» nach dem mancherlei Gaben und Kräfte in einem Geist zusammenwirken können, wie kein anderer vor ihm, bestätigt (1. Kap. 12, 4 ff.) und auch seine Bekanntschaft mit dem „köstlichen Weg", auf den der Apostel im 13. Kapitel des selben Briefes hinweist, nie verleugnet. v. v. ^US der Geschichte des Gustav Adolf-Vereins. * Der Archtdiakonu» an der Thomaskirchc, Herr vr. v. Erlegern, hat kn einem soeben erschienenen fesselnden Buche eine „Geschichte üeS Gustav Adolf-Vereins" (Hamburg, Gustav Schloeßmanns Verlagsbuchhandlung) geboten. Das Werk entrollt ein interessantes Bild christlicher Kulturarbeit. Die Idee, die dem „Evangelischen Verein der Gustav Adolf-Stif tung" zu Grunde livat. die Not der Glaubensgenossen in und außer Deutschland zu lindern, war früher schon ein Gegenstand der frommen Fürsorge gewesen. Ans der Germersheimer Kasse, welche durch Beiträge der evangelischen Stände im Ndmisckwn Reiche deutscher Nation angesanrmclt war, wurden bedrängte evangelische Gemeinden in katholischen Territorien des Reiche» unter stützt. Bei der Auflösung des alten Reiches betrug der Fonds 01840 Gulden. Li« ging 1808 mit der gesamten Rheinpfalz an Frankreich über, nnd wohin sie gekommen ist, al» Bayern die linksrheinische Pfalz wiedervekam. weiß man nicht, vr. v. Lrieaern meint aber, daß es sich wohl verlohne, die Nachforschungen nach dieser und der Sober nheimer Kasse, die 1803 noch 2000 Gulden aufwie», wieder aufzunehmen. Vktt dem Modus de» „wilden Sammeln»", wie es aller Orten in Deutschland existierte, brach erst die Gründung de» Gustav 'Adolf-Ver eins, durch den die Sammlung zentralisiert und das große Liebeswerk auf ein sicheres Fundament gestellt wurde. E» gibt un» ein erhebendes Gefühl, wenn wir in dem Buche die Geschicke de» Gustav 'AüolsHZeretns verfolgen. Sehen mir doch, wie evangelische Opferwilligkeit es verstanden hat, da- bescheidene «nsanaswevk so zu fördern, daß e» heute als ein mächtiger, Segen stiftender Bau vor unseren Augen steht. Mit warmem Herzen für die Gustav Adolf- Sache hat vr. v. Erlegern sein Buch geschrieben. Be- geistcrung für die Idee des Vereins erfüllt es. Und es wird daher nicht allein den Mitgliedern des Vereins, son dern dem ganzen deutschen evangelischen Volke, das sich für die Samariteriätickkeit de» Vereins, die man in mancher Beziehung auch al» Monierarbeit bezeichnen könnte, interessiert, willkommen sein. Wir wollen im Nach folgenden nur einige besonder» markante Ereignisse ans der Geschichte des Verein- hervorhebcn. Derselbe schaut be- kanntlich auf eine Geschichte von 70 Jahren zurück, die vr. v. Eriegern in vier Perioden «inteilt: 1) Von den ersten Anfängen der Gustav Adolf-Stiftung bis zirr Gründung de» Gustav Adolf^verein» «1832—1841); 2) Zeit des ersten Bestehens und der läuternden Kämpfe (1842—1849); 8) Zeit de» Wiederaufschwunges und de» fortschreitenden Er starken» (1860—18M) nnd 4t Zeit der aus gesichertem Be- stände beruhenden steten Wetterentwickelung, von 1868 bi» zur Gegenwart. Al» am 6. November 1882 der 200s«hrige TodeSta, des Lchwedenkvnig» Gustav Adolf in Lützen gefeiert wunde, »ah«« auch so viel Leipziger -aran teil, daß alle Vagen vergeben waren und Rechtsanwalt Prasse, Schatzmeister des Leipziger Zweigvereins der Gustav Adolf-Stiftung, so gar seine Hochzeit auf einen andern Tag verlegen mußte, weil er keine Hochzeitskutsche bekommen konnte. Unter Mitwirkung deS Leipziger Superintendenten Vr. G r o ß m a n n trat in Lützen nach dem Festmahl« ein Ausschuß zur Errichtung eines Denkmals für Gustav Adolf zusammen. Aber das schönste Tcnknml für den schwedi schen Heldenkönig sollte erst infolge einer Anregung des Kaufmanns C. A. W. Schild im „Leipztger Tage- blatt" oom 7. Dezember 1832 zu stände kommen und nicht von Stein und Erz werden. Er wollt« für das Denkmal nach dem Vorbilde der englischen Pennysanmilungcn eine Nationalsammlung (Sechsersammlungj veranstalten. Diese Beträg« aber sollten nicht nur dem Denkmal in Lützen, sondern nach einem Aufrufe der Herren Pastor Bauer zu St. Nikolai, Archidiakonu» Goldhorn, Superintendent Großmann, Stadtrat JunghanS, Kaufmann E. Lampe und C. A. W. Schild auch einer „Anstalt zu brüderlicher Unter- stützung bedrängter Glaubensgenossen" zufliesnn. Am 11. Dezember 1832 wird im „Leipziger Tageblatt" zum ersten Male di« „.Gustav Adolf-Stiftung" er wähnt und am 6. November 1838 erscheint der erste Jahresbericht, in dem hervoracüoben wird, daß in Leipzig in den 9 Sammelbezirken 084 Taler 2 Groschen 1 Pfg. -u- sammengebracht wurden. Die Schüler zu St. Thoma und St. Nikolai hatten dabei auch ihr Scherflein veigetragen. Dazu kamen noch auswärtige Beiträge, so daß die Ge- famteinnahme fick auf 1038 Taler 20 Groschen 1 Psg. be lief. Am 26. Februar 1838 erschien auch ein Aufruf in Dresden, uard es entstand neben dem Leipziger ein Dres dener Zweigoerein, dem ein solcher in Altenburg folgte. Die ersten Gemeinden, welche unterstützt wurden, waren Deutschthalberg, Haber und Gablonz in Böhmen, sowie Salzburg. Durch Legate und Schenkungen wuchs daS Vermögen des Zentralvereins und der Hauptvereine schon 1886 auf 4654 Taler 9 Groschen 9 Pfg. Heute beträgt e» 6 874 967 Auch in Schweden trug eine Kollekte zur Stärkung des'Fonds bei. Im Ver waltungsjahre 1837/38 wurde daS Gustav Adolf-Denkmal geweiht und die ungefähr 80 000 Köpse zählende Fest- »z-rsammlung sang ein von Ludwig Wü rkert verfaßtes Li«d, der damals Diakvnus in Mittweida mar, wegen seiner Beteiligung am Maiaufstande 1848 seines Amtes entsetzt wurde und später in Leipzig das Hotel de Saxe be wirtschaftete. Derselbe starb aber nickt als Wirt in Leip zig, wie der Verfasser annimnrt, sondern war nachmals Pfarrer -er freireligiösen Gemeinde in Hanau und starb als Redakteur der „Freien Glocken" in Gotha. Auf der er st en großen Versammlung in Leipzig am 16. September 1842 wurde nun auS der Stiftung der „Evangelische Verein der Gustav Ädvlf-Stiftung" oder „Gustav Adolf-Beret n", wie er kurzweg genannt wird, geboren. Der Sitz der Zentvalkasse und des Zentral, archivs wurde für immer Leipzig. Unter den zahl reichen Beiträgen, welche der Kasse zuflossen, wird auch der Reinertrag erwähnt, den die Ausstellung der Schwcdenfahne ergab, die der König von Schweden der hiesigen Bäckcrinnung geschenkt hatte. Nachdem der Verein erstarkt war, wurde er natürlich auch bekämpft. Man warf ihm vor, daß er ein reiner Humanitätsvercin ohne christlichen Charakter sei, während man ihm anderseits Mystizismus und Pietismus nach, faigte. Aber diese Angriffe waren vergeblich. Noch ein mütiger schloß man sich zusammen, und auf einer Göt tinger Versammlung 1844 schlossen sich die für sich be stehenden preußischen Vereine dem großen Gustav Aüoif- Verein an. Selbst um seinen Namen mußte der Verein kämpfen, indem man etwa» Herausfordernde» in ihm er blickte und bemängelte, daß er an die trübste Zeit Deutsch-. lands erinnere. Auch wegen der Unterstützung deutsch katholischer Gemeinden geriet man kn Streitigkeiten. Die Unterstützung wurde schließlich abgelehnt. In dem stürmischen Jahre 1848 hatte der Verein manchen Strauß auszufechten, da die revolutionären Elemente sich seiner zu bemächtigen suchten. In diesem Jahre unter stützte er schon 360 Gemeinden mit 288 256 Talern 27 Groschen 7 Pfg. Die Kämpfe hatten ihn also nicht zu erschüttern vermocht. Mit dem Jahre 1850 begann die Aera seines Wiederaufschwunges. Auf den Hauptver- sammlungen in Eisenach, Hamburg, Wiesbaden, Koburg, Braunschweig, Heidelberg, Bremen, Kassel, Leipzig (24. bis 26. August 1858). Hannover, Nürnberg wurde die Gustav Adolf-Sache mehr und mehr geklärt und gefestigt. Im Jahre 1857, wo der Verein sein silberne» Jubiläum feierte, konnte er konstatieren, daß er in den 25 Jahren ungefähr 970 000 Taler an Unterstützungsgrldern versandt hatte. Durch zahlreiche Kraucnoereine und studentische Bereinigungen erhielt er treue, wertvolle Verbündete. So konnte er denn im Jahre 1868 in eine Periode de» gesicherten Bestandes eintreten, in der er sich noch heute befindet. Als Bevollmächtigter de» Zentralvorstande» war bi» 1865 Vr. Stephani, seitdem unser nachmaliger Ober- bttrgermeister vr. Georgi tätig, während der Vorsitz nach dem Rücktritte deS Kirchenrats vr. Hoffmann 1875 auf Professor vr. Fricke überging, neben dem vr. von Criegcrn Schriftführer war. Die Zeit bi» 1888 kennzeichnet der Verfasser sehr richtig al» diejenige, welche durch die Grün dung deS Deutschen Reiche» und die dieselbe vorbereiten den und ihr unmittelbar folgenden Ereignisse ihren Charakter erhielt. Bon da ab beginnt die Zeit, für welche einerseits der verschärfte Gegensatz de» Papsttum» gegen di« evangelische Kirche, anderseits di« durch denselben her- vorgerusene evangelische Bewegung kennzeichnend ist. E» ist nickt möglich, hier alle Ereignisse au» -em Leben -es Verein» bis zur Gegenwart zu verfolgen. Aber auch auf den Blättern, wo sich da» BereinSleben in ruhigem Fahrwasser fortbewegt, findet sich so viel Interessante» und Anregende», daß man den Spuren de» Verfasser» mit „nnelchmächter Aufmerksamkeit nachgeht. Dadurch, daß derVcretn sehr häufig Diakonissenhäufer imbWaifenhäuser unterstützen muß, ist er auch in nähere Berührung mit der inneren Mission gekommen. Gegenwärtig setzt er sich zusammen an» dem Zentral vorstand, an dessen Tpitz« Superintendent vr. Pank steht, 45 Hauptvereinen, die wieder in 1930 Zwkigvrreine zer- fallen, 014 Krauenvereinen und 11 Studeittcnvereinen. Das Arbeitsgebiet de» Verein» ist die Diaspora, d. h. die über die ganze Erde sich erstreckende Gesamtheit der unter Andersgläubigen, vor allem römisch-katholischen, In der Minderzahl befindlichen evangelischen Christen. Unterstützt wurden bi» 1901 insgesamt 5000 Gemeinden, welche sich aus Rheinpreuhen, Westfalen, Schlesien, Ost- und Westprcußen, Posen, Pommern, Brandenburg, Pro vinz Sachsen, Hannover, Nassau, Hessen-Kassel, Weimar, Königreich Sachsen, Grvßhcrzogtum Hessen, Württem berg, Bayern, Baden, Elsaß-Lothringen, Oesterreich, Ru mänien, asiatische Türkei und Aegypten, Kurdistan, Frank reich, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Italien, Spa nten, Portugal, Schweiz, Rußland, Südamerika und Süd afrika verteilen. Die unter den deutschen Territorien mit genannten Gebiete Brandenburg, Provinz Sachsen, Großherzogtum Hessen, Weimar, Königreich Sachse« sind natürlich nur wenig dabei beteiligt. Da» letztere hat seine Diaspora in der Lausitz. Das Buch wird jedem evangelischen Christen einen Genuß bei der Lektüre bereiten. Es ist mit den Porträts der Männer geziert, welche sich um den Gustav Adolf- Verein verdient gemacht haben, und bringt auch An sichten der in der Diaspora erbauten Kirchen. Die Dar stellung des Ganzen ist eine einfach-schlichte, und doch ist da» Werk ein so stolzes, schöne- Threndenkmal deS evan gelischen GlaubenSetferA und seiner liebenden Opfer- Willigkeit! Herman« Eil». Deutsches Reich. Leipzig, 6. November. E» ist dir, übrigen» nicht sehr geistreiche un- wenig verständnisvolle, Frage ausgeworfen worden, weshalb, wenn üerRetchSkanzler in -er. selben Klasse zusammen mit feinem Kut scher zum preußischen A b a e o r d n e t e n h a u s e wähl«, dieses Prtnziv nickt anerkannt und zum Gesetz er hoben, d. h. da» allgemeine aleick« und ge» heimcWahlreckt nickt auch für die preußischen Lan-d- tagswahlen eingeführt werde. Die „GrcnzHoten" ant- Worten darauf: ES könne zuaestanden werden, daß da jetzige preußische Wahlrecht seine großen Mängel hab«; aber der Reichskanzler, der nach diesem Wahlrechte zur Wahl gehr, steige damit vielleicht auf die politische Geltung seines Kutschers hinunter, während beim all gemeinen Stimmrecht'der Kutscher auf die politische Stufe des Reichskanzlers hi n a u f st e t g e. Das fei doch ein großerUnterschted. Für den Reichskanzler beruhe bei dem jetzigen preußischen Wahlrechte seine persönliche politische Minderwertigkeit auf Zufall, auf dem Zufall nämlich, daß seine Dienstwohnung in einem Bezirkeliege, wo die reich st en LeuteBerlins wohnen. Irgendwo müßten diese Leute doch ihr Domizil aufschlagen, und bei einem Wahlrechte, dem der Steuer ertrag zu Grunde liege, würden selbstverständlich hohe Be amte nicht auf der Stufe reicher Bankier» stehen können. Aber was hier Z u fa l l sei, sei bei dem allgemeinen Stimmrecht ZweckundPlan. — Uebrigens sprechen sich die „Grenzboten" bei dieser Gelegenheit wieder für «ine Abänderung d«s Reichstag-Wahlrechts aus. 0. 8. Berlin, 6. November. (Die polizeilichen Ab sperrungen in Wiesbaden.'' Wenn die polizeilichen Absperrungen in Wiesbaden anläßlich der Kaiserzusammen- kunft außerordentlich streng gewesen sind, so ist dies ebne Zweifel auf zwei besonder- auffällige Umstände zurückzu führen. Zunächst war bekannt geworden, daß in der inter nationalen Bäderstavt neuerdings auch allerlei italienisches Volk, aus das man immer besonder« aufpassen muß, sich zu- sammensindet. Sodann mußte es ausfallen, daß in der letzten Liste der bei der anarchistischen Zentralstelle (Starke) hier eimzegangenen Beiträge zwei Posten auS Wiesbaden sich befinden, der eine unter der Chiffre Ln lautete auf 6 -e, der andere unter der Chiffre L auf 4 Wo zwei Anar chisten wohnen, können auch noch mehr sich aufhalten; es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß die beiden zahlenden Ge nossen X und Xu die Vertrauensmänner einer anarchisti schen Gruppe seien. Nun ist zwar nicht» davon bekannt ge worden, daß in Wiesbaden der Wohnsitz besonders gefähr licher Anarchisten sei; aber in einem von Fremden aller Art massenhaft bestickten Orte kann sich ein einzelner nur zu leicht der genauen Beobachtung entziehen. Und bei der überaus schweren Verantwortlichkeit, die der Polizei während der Kaiserbegegnung zufiel, taten die Sicherheitsorgane nur ibre Pflicht, wenn sie irde Möglichkeit eine- verbrecherischen An schlages nach Kräften ausschlossen. (-) Verlt«, 6. November. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht eine kaiserlich« Verordnung, betr. daS Nnherko»»««»», vom 18. Oktober und ein« kaiserliche Ver ordnung über da« spätere Inkrafttreten von Vorschriften des Gesetzes, bette, weitere Abänderungen des Krankcnver- fichnungSgefetze» vom 25. Mai l9U3 für die preußischen KnappschaftSkassen, vom 2. November. (-) VerU«, tz. November. (Telegramm.) Der „Ber liner Lokalanzeiger" kann mitteilen: die im Reichsamt des Innern zur Einführung der Schlacktviehverficher««» ab gehaltene Aouferenz von Vertretern der deutschen Reaie- runaen habe zu keinem praktischen Ergebnisse geführt. Nicht nur die süddeutschen Regierungen verhielten sich ab- lehnend, auch unter den Regierungen Norddrutfchland- habe eine Verständigung über d,e gruudlegendeu Bestimmungen nicht erzielt werden können. (. verliu, 6. November. (Telegramm.) Der kaiser liche Gouverneur von r«ts--Eü»»ostafrtka meldet zu den Unruhe« i« Warm»«» unter gestrigem Datum au« Wind hoek: „Größter Teil der Schutztruppen einschließlich der Ge- birgSbatterie in Marsch gesetzt, desgleichen die Witboi» und 5'astardS, rund 300 K^fe. Bom Kriegsschauplatz« keine w7üeren Nachrichten". „Wolff» Telegr.-Bureau" erfährt hier zu daß in Se,t«a»«sh»ap «i«e Feldkompagni« mit diwi
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