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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031113011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903111301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903111301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-13
- Monat1903-11
- Jahr1903
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7866 — Sevrralmajor Graf vonMoltkeist zur Dienstleistung bei dem Kaiser kommandiert und gleichzeitig zum General » In «uito ernannt worden. — Die Damenmäntel-Schneiderinnung hat an ihre Mitglieder die Aufforderung gerichtet, sich nicht mehr al» „Zwischen» meiner" zu bezeichnen, da dadurch der Schein einer gewissen Ab- hängigkrit von den Konfeltion-geschästSinhabern erweckt werde, die tatsächlich nicht bestehe, zumal die meisten sog. Zwischenmeisier für mehrere Geschäfte arbeiten. Posen, 12. November. (Privattelegramm.) Polen blättern zufolge plant die Mebrzabl der polnischen Studierenden des Posener Priesterseminars ihren Austritt wegen des Versuches, sie zum Besuche ter Akademie- Borlesungen zu zwingen. L. Halle a. 2., 12. November. (Privattelegramm.) Die Wabl der liberalen Kandidaten für den preu ßischen Landtag vr. Keil und Schmidt ist gesichert. Die Konservakwen verlieren ein Mandat. --- Altenburg, 12. November. Prinz Moritz von Sachsen- Altenburg nebst Gemahlin siedelt morgen nach Arco über, um den Winter in einem wärmeren Klima zu verbringen. * Würzburg, l l. November. Hier fand in diesen Tagen der Parteitag res Bauernbundes für Franken und Schwaben statt. Aus diesem trat eine wahre Wut ter Bauernbüntler gegen das Zentrum und die Negierung zu Tage. Außerdem wurde an der Reichspolitik kein gutes Haar gelassen. Daß auch ter Partikularismus nicht zu kurz kam, dafür sorgte schon tie Anwesenheit des bekannten Herrn Memminger. An Derbheit ließen die gehaltenen Reden nichts zu wünschen übrig. Landtagsabg. Schön leb en bemerkte, Unterfranken habe bei den Landtagswahlen für die Agrarier schlecht abgeschnitten. „Schuld daran ist das schwarze Gift, das gerade so schlecht wie das rote Gift. Vielleicht aber klopfen einmal die roten Freischärler an die Klostcrpforten und an die Geldkisten, dann wird man einsehen, daß der Bauer die Stütze des Staates ist." Landtagsabg. Bürgermeister Dirr sagte, „die Zentrumsblätter verdummen das Volk und streuen ihm Sand in die Augen." (Lebhafte Zustimmung.) Landtags abgeordneter Pieger verurteilte die konfessionelle Hetze aus An laß der Ministerdemissionen und bemerkte: „Dadurch lenkt man das Volk von seinen wirtschaftlichen Interessen gab, die ihm im Augenblick viel näher liegen sollten. Dadurch macht man das Volk ärmer und dümmer, denn mau braucht ein dummes Volk, um es besser beherrschen zu können. (Zustimmung.) Dem Minister Crailsheim wurde die Sache zu dumm, darum ging er. Der hessische Landtagsabgeordnete Hirsch el sagte den Regierungen fol gende Freundlichkeiten: „Die Regierungen haben nicht das mindeste Verständnis für den Verzweiflnngskampf des Bauern standes. Ter Zolltarif war, wie es scheint, nur eine Komödie, denn die kommenden Handelsverträge vernichten Len Tarif. Tie Welthandelspolitik hat für den Bauernstand nicht daS mindeste Verständnis. Um Frankfurt entsteht ein zweites Czernowitz und Krakau; so ziehen dort die polnischen Schnorrer herum. Den Bauern aber treibt man von der Scholle. (Pfui!) Die Quütung sind die drei Millionen sozialdemokratischer Stimmen. Das ist der Bankrott des Zentrums und die Wirkung des slawisch durch- feuchten Berlins mü seinen „ows" und „kys", seinen Bülows und Posadowslys und Podbielskis. Ein Dorn im Auge ist den Bauern» bündlern die kaualfreundliche Haltung des Prinzen Ludwig. Unbegreiflich findet der Redner es, wenn der hohe Herr einer Idee sich zuweudet, der er sich als praktischer Landwirt nicht zuwenden dürfte. „Es scheint, daß Las Schlimme, das aus Berlin kommt, 1« Bezug auf die Wasserstraßen hier seine Fortsetzung findet. Herr Memminger leistet sich zum Schluß, nach den „M. N. Nach richten", folgende rednerische Orgie: Man hat Millionen, um sie den Kapitalisten, den Rothschilds, den großen Herren in die Schuhe zu schieben, zu denen auch die Kaftanjuden in Berlin ge hören. (Lebhafter Beifall.) Für den Donau-Main-Kanal stimmen auch alle jene Herren, die heute schon rote Strümpfe tragen und sich Las goldene Kreuz auf die Brust wünschen. So richtet man das Bayernland zu gründe. Und am Ende sind wir eine preußische Proviuz. Dann wird man es uns zeigen. Dann regiert tu München ein preußischer Oberpräsident. Unser Bolt weiß nicht, wo aus und ein. Daran ist die Reichsregierung schuld. Unsere Regierung hat kein Programm, keine Ziele, keine Grundsätze, nur Redensarten nach allen Seiten in Berlin wie in München. Wir brauchen einen entschiedenen Staatsmann, der Len Knoten des Parlaments mü dem Schwert durchhaut. Da spricht man von rwer Automobüsteuer. Ich bin dagegen. Es ist ganz gut, wenn recht viele hohe Herren Automobil fahren und sich am Ende die Köpfe einrennen. Wir Bauernbündler aber bleiben. Man wird uns noch rufen. Wir leben in einer Zeü, wo Kaiser und Könige auffallend viel reisen. Man weiß nicht, was alles noch werden will. — Und eine verlorene Schlacht, die kann was bringen, gebet acht.' Ter Bauernbund lebe hoch. (Stürmische Hochrufe.) D Münch««, 12. November. (Telegramm.) Bei der fortgesetzten Beratung des Militäretats in der Kammer der Abgeordneten fragt Aich- bichler (Zentr.) an, ob die Biättermelbung, daß Ingol stadt zur Festung zweiten Ranges herabgesetzt werden soll, wahr sei. Kricgsminister Frhr. v. Asch erwidert, -aß niemand daran gedacht habe oder daran denken könne, Ingolstadt von seinem Range als Festung erster Klaffe Herabzuseyen. Nißler lkons.) begründet seinen Antrag, nach dem die bayerische Regierung im Bundesräte die Acnderung des Gesetzes über den Reichsinvalidensonds er wirken möge, und fordert, daß alle Kricgsoeteranen, deren Erwerbsfähigkeit aus weniger als ein Drittel herabgesetzt ist, soweit sie unterstützungsbedürftig sind, die im Gesetze vorgesehenen Bcihülfen erhalten. Redner bedauert, daß ein darauf bezüglicher Antrag im Reichstage nur in Ge stalt einer Resolution aus der Rcichstagskommission herauskam. Jetzt sei auch in Württemberg ein gleicher Antrag angenommen. Es sei Ehrenpflicht, daß etwas ge schehe. Baumann (Zentr.) beantragt einen Zusatz zu dem Anträge Nißler, in dem ausgesprochen wird, daß die Beihülscn sofort zu gewähren sind, und daß die Aus zahlung an die Berechtigten vom Tage der Anerkennung ihrer Berechtigung beginnt, und daß der Mehraufwand, soweit der Jnvalidcnfvnds nicht ausreicht, aus all gemeinen Reichsmitteln zu decken ist. Baumann be gründet diesen Zusayantrag, für den sodann auch Bauer-Muhldorf (Zentr.) aufs wärmste eintritt. Nachdem noch Aigner (Zentr.), Mehling (liberal) und Brandstätter (liberal) lebhaft für die Veteranen unterstützung eingetreten waren, wurde die Weiter beratung auf heute nachmittag 4^ Uhr vertagt. Oesterreich - Ungarn. Freispruch; Tisza. * Pest, 11. November. Im Zusammenhang mit dem Gerücht, daß ein Sobn des deutschen Kaisers ungarisch lerne, um einst den Tbron der Ungarn zu besteigen, veröffentlichte der hiesige Journalist Karl Jekey unter dem Titel: „Tie ungarische Politik der Hohenzollern" eine Broschüre, in »velcher er die Habsburger den Hohenzollern gegenüber stellt und letztere als die wünschenswerte ungarische Dynastie bezeichnet. Besonders scharf verfährt der Verfasser mit dem Thronfolger Franz Ferdinand, den er mit Nero ver gleicht. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen Jekey wegen eines Angriffs auf die gesetzliche Thronfolge und wegen Be leidigung eines Mitgliedes des königlichen Hauses Anklage. Jekey wurde aus Grund des Verdikts der Geschworenen freigesprochen. (Frkf. Ztg.) * Pest, 12. November. (Telegramm.) (Abgeordneten haus.) Im Verlause der heutigen Sitzung beantragt Ministerpräsident Graf Tisza unter stürmischen Unter brechungen der Obstruklionisten, auf die Tagesordnung der morgen slattfindenden Sitzung die Rekrutenvorlage zu setzen. Von der äußersten Linken wurde gerufen: „Das bewilligen wir nie! Hierauf beantragten 20 oppositionelle Abgeordnete eine vertrauliche Sitzung, um die Haltung des Präsidenten bei der Leitung der Besprechung zu erörtern. Frankreich. * Paris, 12. November. (Telegramm.) In dem beute im Elysse abgebaltenen M in ist errat wurde be schlossen, daß-der Ministerpräsident zu Beginn der heutigen Sitzung des Senats die Ansicht der Regierung über daS am DienStag vom Senator Girard zum Unterrichtsgesetz ein gebrachte Amendement darlegen soll. Niederlande. Schiedsgericht. * Haag, 12. November. (Telegramm.) Der eng lische Vertreter Finlay sprach in der heutigen Sitzung. Er schätzte den jährlichen Ertrag der 30 Prozent der ZöÜe auf l70 000 Pfund Sterling. Die anerkannten Forderungen betrugen 824 000, die noch zu prüfenden Ansprüche 300 000 Pfund Sterling. Bowen verlas ein Telegramm, nach dem die gemischte Kommission Spanien 1 975 000 Bolivares urd Schweden und Norwegen 6 970 000 Pfund Sterling zusprach. Italien. Bom Vatikan. * Rom, 12. November. (Telegramm.) Der Papst hielt heute vormittag in der Sala Regia ein öffentliches Konsistorium ab und verlieh den Ajuti Taliani, Katsch- thaler, Merry del Val und Calegiari den Kardinalshut. Dem Konsistorium wohnten alle in Rom anwesenden Kar- dinäle, zahlreiche Bischöfe, Prälaten, römische Patrizier, eine große Zahl Geladener und Pilger bei, von denen mehrere Hundert in der Sala Durale Aufstellung ge nommen hatten. Sie jubelten dem Papste, als der Zug an ihnen vorüberzog, unaufhörlich zu und riefen: l „Es lebe der demokratische Papst!" Der Papst wurde in der Sedia Gestatoria, umgeben vom Hofstaat, mitten durch die ihm huldigende Menge bis zum Thron getragen und vollzog die Zeremonie, die einen sehr imposanten Eindruck machte. Nach dem öffentlichen hielt der Papst ein geheimes i Konsistorium, in dem Miranda zum Erzbischof von i Astorga ernannt wurde. * Rom, 12. November. (Telegramm.) Zu Unter- istaatSsekretären wurden ernannt: im Ministerium des Auswärtigen der Deputierte Fusinato, im Ministerium deS Innern der Deputierte Di Sant Duvrio, Justiz der Deputierte Facta, Finanzen der Deputierte Majcrana, Krieg General Ringardi, öffentlichen Unterricht der Depu tierte Piuchia und öffentliche Arbeiten der DeputiertePozzi. Spanien. Arbcttrruuruürn. * Santander, 12. November. (Telegramm.) Die Lage ist noch immer^ ernst. Militärpatrouillen durchziehen fort dauernd die Straßen. Viele wohlhabende Familien haben die Stadt verlassen. Bei vorgenommcnen Haussuchungen wurden die den Arbeitern gehörigen Waffen beschlagnahmt. Zahlreiche Verhaftungen sind erfolgt. Die Personen, die am Montag die Jesuitenniederlassung in Brand zu stecken suchten, werden vor das Kriegsgericht gestellt werden Portugal. Bcrgarbciterausstand. * Huelva, 12. November. (Telegramm.) Die von dem Präfelten zur Beilegung des Ausuandes der Minen- arbeiter in Rio Tinto unternommenen Schritte haben keinen Erfolg gehabt. Der Direktor der Minen lehnt es ab, den Forderungen der Arbeiter stattzugeben. Im Minen distrikt Pena Hierro sind 1500 Bergarbeiter in den Aus stand getreten, um ihre Solidarität mit den Kameraden in Rio Tinto darzulun. Der Präfekt hat um die Entsendung von weiteren Truppenverstärkungen nachgesucht. Asten. Zusammenstoß zwischen Ruffen und Japanern. * Port Arthur, 12. November. (Telegramm.) Wie „Nown Kraj" ausTschemulpo meldet, überfielen dort 300japanische Hafenarbeiter 26 aus der Stadt zurückkehrende Matrosen des russischen Kanonenbots „Bobr". Die Angreifer hatten ver schiedene Waffen. Tie Matrosen verteidigten sich mit den Fäusten, warfen die Angreifer zurück und erreichten den Kutter. Ein Steinhagel folgte ihnen. Biele Matrosen wurden verwundet. Da es den Japanern schien, daß einige Russen in der Stadt zurückgeblieben seien, drangen 200 mit Beilen und Säbeln bewaffnete Japaner in die euro päische Niederlassung, durchsuchten die russischen Häuser und umlagerten sie die ganze Nacht. Tie Konsuln leiteten eine Unter suchung ein. Die Japaner, die darüber erbittert waren, daß zwei von ihnen bei dem Ucberfall tödlich verwundet und andere übel zugerichtet waren, versagten der Obrigkeit den Gehorsam und machten, wie es heißt, stark bewaffnet den Ouai unsicher, indem sie jeden Russen zu erschlagen drohten. Die Matrosen nahmen bei dem Uebersall den Japanern verschiedene Waffen ab. Zur Aufrecht erhaltung der Ordnung gingen nach Tschemulpo das Panzer schiff „Poltawa" und einige Minenbovte ab. Afrika. Lage in Marokko. * Tanger, 12. November. (Telegstamm.) Nach den letzten Nachrichten aus Fez herrscht dort Rube.^ Der Sultan entläßt seine Truppen, beschränkt die Staats ausgaben und verbessert so die Finanzlage. Die Straßen zwischen Fez und Tanger sind sicher. Europäer und Kara wanen, die bares Geld transportieren, verkehren jetzt zwischen Fez und Tanger. Amerika. Revolution. * New Aork, 12. November. (Telegramm.) Aus Santo Domingo wird gemeldet: Die Aufständischen teilten dem amerikanischen Geschäftsträger, Powell, brieflich mit, daß sie die von dem Präsidenten Wosy Gil mit den Vereinigten Staaten eingegangenen Verpflichtungen nicht anerkennen würden und forderten ihre Anerkennung durch die Vereinigten Staaten. Powell lehnte jeden Verkehr mit den Aufständischen ab. Flotte. 6. 8. Die höheren Offiziere der dentschen Marine. Nach der soeben herausgekommenen amtlichen Aufstellung zählt unsere Marine 3 Admirale, 8 Vizeadmirale, 16 Konlreadmirale, alfo zu- sammen 27 Flaggoffiziere. Kapitäne z. S. haben wir 58; darunrer befindet sich auch der Gouverneur von Kiautschau Truppet, welcher dem Range nach der 13. ist und etwa in I'/, Jahren zumKontre» admiral aufrücken kann. Fregattenkapitäne «Oberstes.) hat die deutsche Marine 24; zu den längsten Fregattenkapitänen gehört jetzt auch der frühere Kommandant des ,Iltis" Lans. Korvetten kapitäne (Majors) haben wir 101; der älteste, Saß, Kommandant der „Gazelle", hat oas Patent vom 16. Mai 1899, der jüngste, Herrmann, erster Offizier des „Mars", vom 12. Oktober 1903. i -Central-Hotel Berlin ist das größte Hotel Deutschlands. ES enthält 500 Zimmer von 3 Mark an und hochelegante Appartements mit Salon und Bad, das sashionableste Hotel-Restaurant Berlins, sowie Bäder und elektrisches Schwitzbad. Nachdem der niedrere Jahre währende Umbau vollendet, ist das Hotel nicht nur eine Sehenswürdigkeit als Luxus hotel 1. Ranges, sondern auch absolut ruhig. Er liegt direkt gegenüber dem Ceutralbabnhof Friedrtiy-Stratze. Lari SekrSäer L Vo. Lvklossgsssv 7 tl "WU ^eusserst ?rs!ss. Importen NaVMäLrnts1903 empüeblt grösste Auswahl rouommirtester Llarkon ru eivilen l'relsou: Lirlmmniütlie 8t rasse 31 Telephon 7258. Kirchliche Nachrichten. Israelitische Religionsgcmeinde zu Leipzig. Gottesdienst am Freitag, den 13. November, abends 4"/^ Uhr, am Sonn abend, den 14. November, vvrm. 9 Uhr. Klüt? strclMM. ÜMW» lstlurlM« i. Sonnabend, l Beginn des Gottesdienstes 8'« Uhr. 14. November ) Predigt gegen 10 Uhr. Tageskalender. Telephon-Anschluß: Expedition des Kelpzigcr Tagcvlaltes . . . , , Nr. 222 Rcdattion des Leipziger Tageblattes . . . » , - 1b3 Buchdrucker« des Leipziger Tageblattes (E. Polz) . - 1473 Filiale Alfred Hal», vorm. Otto KlcmmS Sorirment, Uliiverfitälsstlaße 8 ......... * 4046 Filiale Louis Lolche, Katharinenstratze 14 . . . » 2935 » - » Köuigsplatz 7 » 7505 Dresden. Haupt Filiale: Marienstratze 84 . . . t. - 1743 Berlin. Haupt-Filiale: Earl Dunster, Herzogl.Bayr. Hojbuckhaiidlung, Lilhotvstrahe 10 .... VI. - 4603 Ter BerkelirS-Berein Leipzig. Städtische» Kaufhaus, erteilt unentgeltlich Auskunft über Leipzig» Verkehrs, und Aufent halts - Verhältnisse, Gasthöfe, Wohnungen, Kunst- und Bildungsanstalten, Vergnügungen und Reijegelegenyeiten. Auotunffsstrllr der Königlich Sächsischen Ltaatseisrnbalmen tn Leipzig lGrimmaiiche Straße 2, Telephon Nr.3972), und die Auöiunstssiclle der Königl. Preutz. StaatSeisenbahnverwaliung (Brüht 75 u. 77, Kreditanstalt, part. im Laden), Telephon 8952, beide gcössnet an Wochent. v. 8 Uhr vorm. ununter brochen bis 6 Uhr nachm.. Sonn, und Festtags 10 H—12 Uhr vorm., geben unentgeltlich Auskunft a. im Per sonenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zug anschlüsse, Reiserouten, Billettpreise. Reffcerleicksterungen, Fahrpreisermäßigungen re., t». im Güterverkehr über aUgcm. Transportbedingungen, Frachtsätze, Kartierungen rc. Fundbureau der Köulgl.Lächs.Staalvriseudahnen (Limen Leip. zig-Hof, Leipzig-Ehemnitz, Leipzig-Meuselwitz und Leip» zig-Eger), Bayer. Platz2, Part. (Bayer. Bahnh., Abgangs» keue, 1. Geb.) in der Konigl. Bahnhossinspettion. Geöffnet: An Wochentagen von 7 Uhr vorm. bi» 7 Uhr nachm. An Sonn» und Festtagen von 8 Uhr vorm. bi» 0 Uhr nachm. Austunstssirlle sur Seeschiffahrt», und Rrtse-Bertehr. Relief» Weltkarte der Hamb Reedereien: R. Jaeger, Augustus» platz 2. Unenlgelt. Auskunslserl.: Wochent v-12 u. 8 6 Uhr. Hauvtmeldcamt des Bezirks-Kommandos Leipzig, Nikolaikirch. dos 2, 1. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochcnt. 9—1, Sonn» tags 11—12. An den hohen Festlagen, sow. an d. Geburt»» tagen d. Kaiser« u. Königs bleibt das Hauptmcldeamt gejchl. Stadt-L«eu»r-Eknnaliu.e. Gcschailszelt: 8 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags und 8 bis 6 Uhr nachmittags. Tie Steuerlasten sind für das Pubtttum geöffnet von 8 Uhr vor mittags bis 1 Uhr nachmlttugs und 8 bi» 4 Uhr nachmittag». Städtiichrü Leihhaus, Noeditraße 2. Expeditwnszeit: an ,et>em Werktag von früh 8 Uhr ununterbrocksen bis nachmittags 8 Udr, während der Auktion nur bis 2 Uhr. Eingang: sur Pfandvcriatz und teilweise Versätze l Neuerung (sogenannte Herausnahme) gegenüber dem neuenBorsengedäude, sur Ein lösung und Veesatzerneuerung (sogenannte Verlängerung) von der Nordsiraße. Königl. Lachs. Standesamt Leipzig I, Georgenhave, 1. Etage, Eingang Ritlcrslraße Nr. 28 (umfaßt die Altstadt Leipz'g). Königl. Lachs. Standesamt Leipzig H in L.»Reudmtz, Dresdner Straße Nr. 48 (dasselbe umfaßt die bisherigen Vororte er stand eine Weile mit gekreuzten Armen vor -em Bilde, zuckte die Achseln und sagte: „Ekelhaftes Geschmiere!" „Aber erlaube mal, es ist doch ein recht hübsches Bild", warf ich «in. „Hübsches Bild? Das sagst du so in deiner laienhaften Ahnungslosigkeit, mein Junge. Ich aber sage dir, cs ist Schund! Schund! Schund!! — Wer hat's denn oer» brochen?" ,Lurzmüller heißt der Maler." „Kurzmüller?" — ivieder «in mitleidiges Achselzucken, „kenne ich nicht! Wird wohl ein Anfänger sein, aber ohne Talent, gänzlich ohne Talent, sage ich! Nehmt nur schleunigst das Bild fort, Ihr blapnert Euch ja damit!" Rosa und ich sahen uns betroffen an. Sollte das Bild wirklich nichts taugen? Im Lause des Tages sprach Freund Putscher so viel von „Lezessionismus" und,Jm- proffion", von „Symbolismus" und „klein sir", daß wir ein« hohe Meinung von seinem Können bekamen und unser Bild bald burch die trübe Brille seiner abfälligen Kritik betrachteten. Es war wirklich ganz unmodern, von „Sym bolismus" zum Beispiel war keine spur darin zu ent decken. Das Ende vom Liede war, baß wir das Bild be schämt von der Staffelei nahmen unb ihm einen be scheidenen Platz in der Kinderstube anwiesen. Da mochte es hängen, was wußten die Kinder von „klein air" und „Sezession"? Aber, wie ward uns, als nach einiger Zeit die Tages blätter verkündeten, baß der „geschätzte und in weiten Kreisen bekannte" Maler Kurzmüller in urvserer Stadt eine Ausstellung seiner Bilder veranstalten wolle und daß alle Besitzer von Kurzmüllerschen Gemälden gebeten würden, dieselben für die Zeit der Ausstellung zu deren Bereicherung herzulerhcn. So hatte unser Bild also doch Wert! Spornstreichs rannten wir in die Kinderstube, stellten uns vor das Bild und betrachteten es aufmerksam. „ES ist doch was dran", sagte Rosa, „die Mor.icnland- schaft hat mir immer gefallen!" „Du meinst den Abcndsrieden — mir auch!" Sezession und Symbolismus waren vergessen, und im Triumph wurde das kostbare Bild in mein Zimmer ge bracht, wo ich cs aus -cm Ehrenplatz« über dem Sofa aus- hängte, den bis dahin ein mehr durch seinen Flächeninhalt «U durch Schönheit sich auHeichnendeS Bild eingenommen hatte. Dieses Bild war ein lebensgroßes Porträt eines reiche» Onkels, der sowohl Junggeselle als auch Millionär war und darum höflich behandelt sein wollte. Er hatte aber eine nichtswürdige, allen Gesetzen der Schönheit hohnsprcchenbe Physiognomie, und das riesige Bild von ihm, das ich gezwungen war, alle Tage anzuschen, hatte mich schon lange geärgert. In ber Freude meines Herzens über -en neu entdeckten Wert des „Abendsriedcns" ver kannte ich daher den Onkel in die Kinderstube und hing die Landschaft an seinen Platz. Und wie froh war ich, so klug gehandelt zu haben! Noch an demselben Tage näm lich ließ sich der Maler Knrzmüller bei uns melden, um wegen des Bildes, von dem er gehört hatte, daß es in unserm Besitze sei, mit uns Rücksprache zu nehmen. ,Jch komme wegen -es Bildes", sagte er nach kurzer Begrüßung. „Ach, Sie möchten den „Abcndsrieden" für die Ausstellung haben, selbstverständlich steht Ihnen das Bild jederzeit zur Verfügung!" Rosa lachte ein wenig. „Entschuldigen Sie, Herr Pro fessor", sagte sie dann, „aber mein Mann versteht nicht viel von der edlen Malkunst, er spricht immer vom „Abend frieden", während das Bild doch eine Morgenlandschaft darstellt!" „Morgenlandschaft? Abcndsrieden? Ich bitte um Entschuldigung, meine Gnädigste, aber es ist weder das eine, noch das andere, cs betitelt sich ,Mittagsstille"!" So, nun hatten wir beide Unrecht gehübt! Ich mußte lachen, während meine Frau «in etwas betretenes Gesicht machte und duükelrot wurde. „Es ist nämlich", stammelte sie, „wir wußten nicht — die Nummer war nämlich ab gegangen." „Die Nummer?" fragte Kurzmüller erstaunt. „Ja, wir haben das Bild in der Lotterie des Kunstvercins ge- wonncn, und da muß wohl beim Transport die Nummer abgegangen sein, so daß wir cs im Katalog nicht finden konnten!" „So, so", machte -er Professor, „in der Lotterie, hm, hm!" Er batte offenbar gedacht, wir hätten das Bild selbst für tausend Mark gekauft und hielt mich sicher für einen I reichen Kunstmäcen. Er empfahl sich dann bald, nachdem I ich ihm die Zusendung des nunmehr zur „MittagSstille" er nannten Bildes zugesagt. Es hatte aber noch ein paar Tage damit Zeit, so lange prangte es an Stelle des Onkels über meinem Sofa. „Du, Rosa", sagte ich zu meiner Krau, „wenn das Bild zur Ausstellung ist, wollen wir aber doch den Onkel lieber wieder hinhangen; er könnte zufällig einmal kommen, und dann gibt es Radau!" Rosa teilte meine Bedenken und stimmte mir zu. Aber Unglück schläft nicht! Kaum hatten wir den löblichen Entschluß gefaßt, als, wie der Wolf in der Kabel, der Onkel ins Zimmer trat. Kaum, daß er uns begrüßt hatte, so ließ er auch schon seine Blicke nach der Stelle wandern, an der sonst sein Porträt hing, und grenzenloses, ärgerliches Erstaunen matte sich auf seinem Gesicht. ,J, wo habt Ihr denn mein Bild gelassen?" inquirierte er sofort. ,/Tas Bild, lieber Onkel", log ich mit einer mir selbst unbegreiflichen Fixig keit, „das Bild ist zur Reparatur gegeben, es waren Risse im Firnis erschienen, und nnn haben wir es einem be rühmten Künstler zum Ausbcssern gegeben!" „Riffe im Firnis? Ausbcssern?" Der Onkel war sicht lich nicht ganz befriedigt, waren wir vielleicht zu sorglos mit seinem kostbaren Konterfei umgegangen? ,^Ja", log ich weiter, „es ist nur ein kleiner Schaden, den man gar nicht wird sehen können, wenn wir das Bild erst wieder haben. Es fehlt uns recht, lieber Onkel!" In diesem Augenblicke öffnete sich die Tür, und Hans- Jochen, unser sechsjähriger 'Bube, trat ein. Er blieb ver legen, den Kinger im Munde, stehen und schaute den Onkel mit großen Augen an. „Na, Bursche, komm mal her und sag guten Tag!" sagte der Onkel. Sans-Jochen gehorchte, starrte aber unentwegt weiter auf des Onkels große Nase und seinen dicken Mund. ,Was hast du denn zu gucken? Bin ich ein Wunder tier?" „Nein, aber du siehst aus, wie das große Bild in unserer Kinderstube, was Vater unS gestern reingehängt hat!" Das Unglückswurm! Jetzt war ich verloren und mein Lügen hatte nichts genützt. Ich winkte und blinkte, aber das ahnungslose Kind verstand mich natürlich nicht. „So, wie das Bild sehe ich aus?" sagte der Onkel mit einer Stimm«, die wie Gewittergrollcn klang, „was ist denn das für ein Bild?" ,^O, so'n Mann wie Lu ist draus, gerade so 'ne rote Nase hat er und so dicke Lippen und keine Haare — und wir graulen uns so davor, Papa soll'S wieder weg nehmen!" Was nützte es, daß ich dem Schlingel eine Ohrfeige gab? Gas nützte es, daß Rosa ihn per Extrapost zur Tür hinaus beförderte? Der Onkel hatte sich bereits im hellsten Zorn erhoben und donnerte uns an: „So also geht Ihr mit dem Euch von mir geschenkten kostbaren Bilde um? Das ist Eure Liebe und Kreundschast? Ich bitte mir aus, daß Ihr mir das Bild morgen am Tage zurückschickt, Ihr seid nicht wert, es zu besitzen! Adieu, mich seht Ihr nicht wieder!" Damit schlug er die Tür zu und die Aussicht auf eine Millionenerbschaft ging mit ihm zum Hause hinaus. „Das ist doch niederträchtig!" rief ich, während Rosa gebrochen in einen Sessel sank und schluchzte. „Mag der alte, aufgeblasene Kerl sich zum Kuckuck scheren, sein Bild soll er postwendend wieder habe», mir schon lange recht, daß ich die Galgcnphysivgnvmic nicht mehr vor Augen zu haben brauche!" Ich ging hinaus und schlug die Tür wütend hinter mir zu. Aber wehe! Ein schreckliches Poltern und ein lauter Aufschrei meiner Krau bewogen mich zu eiliger Umkehr. Was erblickten meine Augen! Durch die heftige Erschütterung hatten sich die Nägel gelöst und das Unglücksbild war von der Wand gefallen, hatte ein Bord mit zierlichen Vasen herab geschlagen und lag nun in einem Haufen von Scherben und Trümmern am Boden. Wir waren zunächst sprach los. Dann aber ergriff ich ingrimmig das Bild, über zeugte mich, daß es unbeschädigt war, und trug es eiligst in ein Auktionslokal, wo es nach längerer Zeit für — sage und schreibe — fünfundzwanzig Mark verkauft wurde. Für dieses Geld stiftet« ich eine Bowle, die allen Teil nehmern köstlich mundete und in der ich sowohl die Er innerung an den Orckel als auch den Aerger über das schreckliche Bild, das uns so viel Ungclegenheiten gemacht hatte, gänzlich ertränkte.
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