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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19031119015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903111901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903111901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-11
- Tag1903-11-19
- Monat1903-11
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Bezug-«Preis W d« -apptezpeditio« »der deeen »»«-abk- Helle» edged,!»: viertellührltch ^4 3.—, bei zwAmaliaer täglicher jju stell» na tat Hau» ^ll -.7^ Durch dl» Post bezogen für Deutsch- laod ». Oesterreich vierteliährlich ^l 4.K0, für dte übrigen Länder laul ZeUungSpreiSüste. Vrdaktion und Erpeditio«; 4obanni«gaff, 8. Fernsprecher lb» »ad »SS. ^rttqleapebtti»««: Alfred Pah», Buchhandlg, üntversstätSstr.^ tt»8üsch^ iiathartaenftr. l< ». kävlgspl. 7. Haupt-Filiale Vresden: Moxienstrab, Sä. Gchmsprech», «mtl Nr. 171». -aupt-Filialr Serlin: Earl Duncker, Herzgl Bayr. Hojbuchhandlg^ Lüyowstraß« 10 Fernsprecher ÄnU VI Rr. 4M8. Morgen-Ausgabe. MpMer Tageblatt Anzeiger. Ämtsbt'att des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die -gespaltene Petttzeile >5 Nell«»»» »ater dem «edaktloasstrtch (LgefpaUen) 7» vor de» FamUteuaach- richte» (»gespalten) KO kobellarifcher »ad Krssernsas entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung»» »ad Offertenannaym« Sk («Lei. Port»). Grtra-Verlagen (gefalzt), »ar mit d« Morgea-ttu-gab«, »Hai Poftbrsörderung SO.—, mit Postbrsörd»ru»g 70,—» Almahmeschlvß för Anzeigen: Abend »Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Murgea-AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an dl, Expedition z» richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet voa früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von S. Potz t» Leipzig. Nr. 587. Donnerstag den Itl. November 1903. 97. Jahrgang. Amtlicher Teil. Nachlaß-Auktion. °tW Lttzp»t«nftratze SV, Has I., Möbel, 1 Fahrrad »e. DrummUtr, Lokalrichter. Die Volksbibliothen des Vereins für Volkswohl. Es ist nicht zu leugnen, daß unsere Stadt auf dem wich tigen Gebiete der Bolksbibliotheken, so zeitig auch deren Idee Pier Wurzel geschlagen hatte, in den letzten Jahr zehnten gegenüber andern deutschen Städten etwas zu rückgeblieben mar. Die einschlägige Fachliteratur versah au» Unkenntnis der eigentümlichen Verhältnisse, wie sic gerade auf diesem Gebiete in unserer Stadt liegen, stets diese Tatsache mit einem Fragezeichen, uffenhar aus dem Grunde, weil man sonst gewohnt war, Leipzig auf allen Gebieten de» Gemeinwohls mit in erster Linie zu finden. Besonders aber mußte die erwähnte Tatsache befremden, wett Leipzig als Bticherstadt einen wohlbegrnndeten Weltruf besitzt. Im Lauie der letzten Jahre ist es aber hierin, wenn auch langsam, so -och stetig vorwärts ge gangen. Wäre den Bolksbibliotheken irgend eine reiche Stiftung zugefallett, daß eine allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Bücherhalle hätte errichtet werden können, wie wir sie in Jena, Köln, Frankfurt, Düssel dorf, Esten gesehen haben, so würbe sich das Bild mit einem Male geändert haben. Da das aber leider nicht der Kall war, galt es, an das seit Jahrzehnten Bestehende qnzuknüpfen, mit den vorhandenen bescheidenen Mitteln zu erstreben, was zu erreichen zunächst möglich war. Die un zureichenden Lokale wurden durch bessere ersetzt, auch freundlicher und einladender ausgestattet; einzelne Biblio theken wurden aus ihren Verstecken hervor- an Berkeyrs- straßen gezogen und teilweise mit Lesezimmern Verbünde«. Der Bücherbestand wurde nicht unwesentlich erweitert und vermehrt durch neue Werk« aus allen Gebieten. ES wurde ferner die Geschäftsführung wesentlich vereinfacht und für eine wirksame Bekanntmachung Sorge getragen; auch wurde in dem starkbevölkerten Nordosten unserer Stadt eine neue Volksbibliothek errichtet. Der Verein für Bolkswnhl hat sich hierbei wohlwollender und kräftiger Unterstützung seitens unserer städtischen Behörden erfreuen dürfen, wofür Liesen aufrichtiger Dank gebührt. Gegenwärtig ist abermals ein kräftiger Schritt vor wärts getan worden, zunächst durch Begründung einer Hauptbibliothek mit täglicher Oeffnungs- zeit, dann aber durch Herausgabe eines neuen, er weiterten Bücherverzeichnisses, das den Be dürfnissen der Leserkreise entsprechend durch den Vorsitzen den des Bibliothekausschusscs, Schuldirektor Keller, voll ständig umgearbeitet worden ist. Das Bücherverzeichnis umfaßt folgende Kapitel: 1) Literaturgeschichte und deutsche Sprache IM Bände, 2s Poetische Werke und Unterhalt tungsschriftcn 1873 Bände, 3s Sage, Geschichte und Lebensbeschreibungen 605 Bände, 4s Länder-, Völker kunde, Reisen 852 Bände, 5s Naturkunde 154 Bände, 6s Industrie, Gewerbe. Technik, Verkehr, Handel 146 Bände, 7s Volkswirtschaft, Staatskunde, RechtSkunde 88 Bände, 8s Künste und Verschiedenes M Bände, 9s Ge sundheitslehre und Lcbcnsknnst 85 Bände, zusammen 3078 Bände. Bei den zahlreichen Neueinstcllungen wur den, wie es von Anfang an und wohl mit Recht geschehen ist, Werke mit einseitigem, politischem und religiösem Standpunkte ausgeschlossen. Die Bolksbibliothckcn dürfen keine Partetbibltotheken sein, sondern müstcn auf neu tralem Boden stehen und das allgemein Menschliche als das Versöhnende und Verbindende betonen; daß hierzu auch Vaterland und Christentum gehören, ist selbstver ständlich. Feuilleton. Der Lamps um die Erdpole. Eine geographische Skizze zur Rückkehr der deutschen Südpolarexpedition. *s Von vr. CurtRudolfKreuschner. v »cmina ncrvolen. Während es in der Erforschung des schwarzen Kon tinents und der bisher noch unbekannten Gebiete Asiens und Südamerikas eigentlich niemals einen völligen Still stand gegeben hat, kann man die merkwürdige Bevbach tung machen, daß sich die Polarforschung in Intervallen bewegt, die man insofern mit Wellenbergen und Wellen tälern vergleichen kann, als auf Perioden lebhafter For schung eine Reihe von Jahren zu kommen pflegt, in denen ein fast völliger Stillstand wahrzunehmen ist, worauf dann wiederum aufs neue das Interesse an jenen eisigen Re gionen ring- um die beiden Erdpole erwacht, hinter deren weißen Panzer von Schnee und EiS sich die beiden letzten großen geographischen Geheimnisse unseres Erdballes ver bergen. Die Gründe dieser eigentümlichen Erscheinung sind nicht schwer zu finden. Wüßte man, daß und wo es unter -em Eismantel der Polarkapppen reiche Gold- und Dia, mantenlagcr gebe, so wären diePvlarprobleme wahrschein lich unter einem ungeheueren Aufwande von Mitteln durch unablässig wiederholte Expeditionen bereits gelöst. Wie di« Berbä .niste in Wirklichkeit liegen, ist es aber haupt *) Die Rückkehr der Deutsche« Südpolar-Expcdition, die ^ett« von Punta Delgada abgescgelt ist, wird in diesen Tagen Wie die Nnterhaltungsliteratur bisher das umfangreichste Gebiet war und immer auch die stärkste Be nützung aufweist, so wurde dieselbe bei de» Ncuein- stelluugen besonders berücksichtigt, zumal 'sie durch zahl reiche Schriftsteller in den letzten Jahren eine wertvolle Bereicherung erfahren hat. Es wurden deshalb «reu ein gestellt, bez. vermehrt die Werke von Anzengruber, H. Arnold, Baumbach, Bormann, Fromme!, Frensten, Gang hofer, Hansjacob, Hebbel, Huch, G. Keller, O. Ludwig, W. Nabe, Rosegger, H. Schmid, M. Schmidt, Schrill, H. Seidel, Sehnren, Spyri, Storm, Sudermann, Wagner- Renatus, Wildenbruch, I. Wolffs u. a. Selbstverständlich wurden die Werke älterer Schriftsteller, die zum eisernen Bestände einer jeden guten Volksbibliothek gehören, und die -em Volke ans Herz gewachsen sind, nicht ausgemcrzt, sondern vielfach erneuert und ergänzt, so von Alexis, Andersen, B. Auerbach, Br. Augusti, Brach vogel, Caspari, Dickens, Ebers, Fontane, G. Freytag und vielen anderen. Neben den Werken unserer großen Klassiker dürfen aber auch die Werke der zahlreichen deutschen Dichter zweiten und dritten Ranges in einer Bolksbibliotbek nicht fehlen. Ja, diese ist vielfach die einzige Nuhmeshallc, in der ihre Namen noch lebendig er halten werden, und sie gehören hierher, denn auch sie haben einst unserem Volke gesungen, und ihre Zeit hat ihnen gelauscht. Und mögen auch ihre Werke heutzutage weniger gelesen werden, die Nolksbibliotbeken ersülleu eine ideale Aufgabe durch Aufnahme derselben, und so finden mir neben Arndt, Gellert, Gcibel, Grill parzer, H. Kleist, Lenau, Rückert, Uhland auch Namen wie Fonque, Günther, Hölderlin, Hölty, Langbein, Lichtwer, Logo«, Novalis, Rabener, Tieck, Tiedge, Uz u. a. ver treten. In dem Verzeichnisse der Bücher aus andern Gebieten ist zunächst der buchhändlerische Gesichtspunkt, der auch in den Katalogen der Volksbibliotheken fast überall maß gebend bisher gewesen ist, aufgegebcn und die einzelnen Werke sind lediglich nach sachlichen Rücksichten geordnet aufgeführt, in der Länderkunde nach den ein zelnen Ländern und Erdteilen, in der Geschichte nach den einzelnen Ländern und den einzelnen Geschichtsperioden, so daß schon die Durchsicht des Katalogcs zu einer stillen Wiederholung der verschiedenen Wissensgebiete wird. Diese neue Anordnung geschah aus dem Grunde, weil die Leser der Volksbibliotheken die verschiedenen Autoren wenig oder gar nicht kennen, an ihrem Namen auch selbst wenig Interesse zeigen, wie es wohl bei wissenschaftlich Gebildeten der Fall ist, die auch ein Werk lediglich aus Interesse am Autor in die Hand nehmen. Vor allem aber sollen die Fäden des Interesses, das wohl durch die Lektüre eines Buches geweckt worden ist, leicht we'ter ge sponnen werden können durch Lesen der im Verzeichnisse vorhergel-enden und nachfolgenden Werke; auf diese Weife kann das Verzeichnis wohl zugleich Wegweiser für die Bildung werden. Sodann erleichtert aber ein Bücherverzeichnis mit sachlicher Anordnung das Auf suchen der vorhandenen Werke über ein bestimmtes Gebiet und über eine bestimmte Frage außerordentlich. Auch die sämtlichen Wissensgebiete sind stark erweitert worden, so die Geschichte durch eine Ab teilung Leipziger Geschichte und vor allem durch Auf nahme zahlreicher Werke und Monographien aus dem Kriege 1870/71 sgegen 100 Bände), die erfreulicherweise gern und viel gelesen werden, die Geographie, in der Namen wie Peters, Wissmann, Ehlers, Nansen, Hedin, Stanley und verschiedene andere zu finden sind, wie auch Schriften über die Boerenkriege nicht fehlen. Die Natur kunde trägt dem neueren Standpunkte Rechnung und bietet unter vielem anderen auch die Werke von Marshall, Landsberg, Kräpelin an. Die Technik bringt die Hart- lebensche chemisch-technische Bibliothek. Die Kunst ist durch die Künstler-Monographien, mit herrlichen Abbildungen, vertreten, sowie durch Führer durch unsere beliebtesten Opern, wie auch eine Anzahl von Werken in Gabelsberger Stenographie ausgenommen worden sind. sächlich der ideale Drang des Menschen, auch die äußersten Punkte des von ihm bewohnten Sternes kennen zu lernen, der wagemutige Männer in jene Gegenden des eisigen Frostes und der monatelangen Winternächte hinaustreibt. Diese Expeditionen sind obendrein auch noch abhängig von der Bewilligung großer Geldmittel seitens der Staaten oder reicher Personen. Wenn sich nun nach einer Periode lebhafter Forschungen wieder einmal herauSstellt, daß alle Anstrengungen vergeblich waren, pflegen die treibenden Kräfte in ihrer Energie auf eine Weile zu erlahmen, bis nach kürzerer oder längerer Pause wiederum die Lust an der Polarforschung erwacht, die sich dann gewöhnlich zu einem wahren Wetteifer der Nationen im Kampfe um die hcißbcgehrten Ziele gestaltet. Zur Zeit befinden wir uns in einer derartigen Hochflut der Polarcxpeditionen, deren Beginn etwa auf den Juli -es Jahres 1898 als den Termin zu setze» ist, an dem Fritjof Nansen mit seiner Fram von Vardö aus seine auf alle Zeit denkwürdige Fahrt antrat, während ein Ende dieser Periode lebhafter Polarforschungen noch nicht ab- zusehen ist. In dem Augenblicke aber, wo SoerdrupS Ausselxm erregendes Buch „Neues Land", das bei I. A. Brockhaus in Leipzig in deutscher Sprache erschienen ist, die allgemeine Aufmerksamkeit beschäftigt und von den Fahrten dieses kühnen Seemanns in den schmierigsten Meeren der Nordpolgegenden Bericht erstattet, in den Tagen, wo die deutsche Südpolarexpedition, die unter Erich von DrngalSkis Führung steht, im Begriff ist, wiederum an den heimischen Gestaden zu landen, ist viel- leicht der geeignetste Zeitpunkt eingetreten, die Forschungs resultate der letztvergangenen 10 Jahre einmal Revue passieren zu kaffen. Um dasjenige -u überblicken, was in den Gegenden um den Nordpol geleMet worden ist, bedarf «S nicht des Eingehens auf die Routen sämtlicher einzelnen Etzpe- Die dritte Volksbibliothek am Johannisplatze, die mit einer großen freundlichen Lesehalle verbunden ist, wurde zur Hauptbibliothek umgestaltet, indem hier außer der Ergänzungsbiblivthek -es Vereins für öffentliche Lesezimmer, auch noch eine Anzahl seltener und meist sehr teurer Werke ausgestellt wurden, die zwar in den allge meinen Katalog ausgenommen worden sind, sich aber nur hier befinden, wenigstens vorläufig, da die vorhandenen Mittel nicht weiter reichen. Zunächst genügt auch die ein malige Aufstellung, da sie erfahrungsgemäß weniger be gehrt werden, außerdem aber sämtlichen Lesern der Volks bibliothek zugängig sind. Es seien nur einige hervorge- hoben: Dte vierbändige Literaturgeschichte von Kurz, Lettners Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts, der junge Goethe von Beruays, die Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs, die Grundlagen des 19. Jahr hunderts von Chamberlain, die stenographischen Berichte der deutschen Nationalversammlung 1848, Bismarcks sämtliche parlamentarische Reden, die Begründung des deutschen Reiches von Snbcl u. a. Einige dieser wertvollen Werke sind Geschenke von Freunden der Volksbiblio thek. Bei Auswahl der Bücher sind wohl die Bibliothekare bereit Auskunft und Rat zu erteilen, -och sollen für weniger erfahrene Leier in nächster Zeit Führer durch den großen dichten Wald -es Kataloges erscheinen, die den Leser auch zu den versteckten lanich-gen Plätzen den Weg weifen sollen. Solche Führer sind zunächst für Frauen, stir Jungfrauen und für Jünglinge in Aussicht genommen. Der Fraae: Was liest das Volk? stellt das Bücherver zeichnis der Volksbibliotbeken die andere entgegen? Was kann cs lesen? Möchte die Benutzung der Volks bibliotheken die unentgeltlich ist. in der gleichen Weise, wie in den letzten Jahren weiter steigen? Das würde der schönste Lohn für den Bibliothekausfchuß kein. ZMtebilder aus Sachsen. Nachdruck verbalen. Kamenz. Auf eine fast siebcnhundertjährigc Geschichte kann die Stadt Kamenz zurückblicken, denn 1213 wird der Name in einer Grenzberichtiguugsurkunde zum ersten Male ge- irannt. Um diese Zeit erbaute Bernhard von Vesta auf dem Lchloßbergc, an welchem die alte Handelsstraße vom Meißnischen nach 'Schlesien vorbeifü'hrte, eine steinerne Burg, nach welcher er sich „von Kamenz" (vorn slawischen ,Kamcn", d. i. „Stein") nannte. Von diesem Bernhard von Kamenz ist auch die erste Kirche erbaut worden. Als die Stadt bald darauf niederbrannte und auch — wie urkundlich feststeht — die Pfarrkirche vom Feuer teilweise zerstört wurde, ließ der Sohn des vorgenannten Bernhard von Kamenz dieselbe wieder in Stand setzen und am 19. Mai 1225 von dem Meißner Bischof Bruno II. „in honorem «postolorum ksiilippi et llaoobi" weihen. Der Name der Kirche als Philippus- und Jacobuskirche hat sich aber nicht lange erhalten; denn in späteren Ur kunden wird der Pfarrkirche als Marienkirche oder Lieb frauenkirche gedacht. Aus welchem Grunde der Name geändert worden ist, steht nicht fest; es ist aber mit Ge wißheit anzunehmen, daß die „in der Ehre der Apostel Philippus und Jacobus" geweihte Pfarrkirche mit der später sogenannten Marienkirche identisch ist. Der erste Pfarrer hieß Hugo. Nach Kamenz waren zu dieser Zeit neunzehn umliegende Orte ein- gepfarrt, deshalb standen dem Erzpriester Hugo drei geist liche Gehülfcn zur Seite. Zu den Amtspflichten des Erz- Priesters von Kamenz gehörte auch die Inspektion über achtundzwanzig um Kamenz her liegende Kirchen. .Durch große Freigebigkeit erlangte die Marien kirche bald viele Altäre und bedeutende Stiftungen. Die Freigebigkeit gegen die Kirche ward so groß, daß 1360 ein königlicher Befehl dieselbe einschränken mußte; dttionen, von denen einige, deren Namen nicht unnütz an den Pranger gestellt werden sollen, eigentlich nicht ganz ernsthaft genommen werden können. Es genügt viel mehr, die Fortschritte, die sich hauptsächlich an die Namen von Nansen und Sverdrnp, des Herzogs der Abruzzen und seines Kapitäns Cagni, des Amerikaners Peary und seines Landsmannes Baldwin, des russischen Baron von Toll und seiner 6lekährten knüpfen, in großen Umrissen mit wenigen kräftigen Strichen zu skizzieren. Am erfolgreichsten war die in den Jahren 1893 bis 1896 ausgeführte Expedition Nansens, der von der Lena- mündung aus, an den ncusibirischen Inseln vorbei gegen Norden steuerte und, nachdem sein Schiff im Eise festge- froren, dieies in der Eisdrtft mit der von Sibirien nach der Küste Ostgrönlands gerichteten Polarstrvmung weiter treiben ließ, während er selber einen unvergleichlich kühnen Vorstoß mit Hundeschlitten nach dem Pole zu machte, dem er sich bis auf 86' 4" nördlicher Brette, also bi» auf einen Abstand von 59 geographischen Mellen näherte, worauf er mittels einer unbeschreiblich schwierigen Fußwanderung Uber das Eis Franz-Joseisland erreichte. Wir misten durch ihn, daß zum mindesten der größte Teil des der östlichen Erdlmlbkngel zugehörigen Nordpol beckens eine mit Eis gefüllte, aber äußerst inselarme, übrigens noch von den letzten Ausläufern des Golf- stromeS angcwärmtc Ticfiee ist, welche die Vermutung nahe legt, daß aus dem Nordpol selber kein Land vor handen ist. Diese Ergebnisse hat auch die von dem Herzog der Abruzzen ausgeführte Erpedition nicht zu erweitern vermocht, obwohl der nautische Begleiter des Herogs, Kapitän Cagni, gelegentlich einer von Franz-Josef-land aus unternommenen Schlittenreile von 104 Tagen Dauer noch um 29 Minuten weiter nördlich kam als Nansen und auf einer geographischen Breite von 86' 88" den nördlichsten Punkt erreichte, den bisher jetzt ein Mensch betreten hat. cs durften nach demselben nur noch bewegliche Güter und Geld gestiftet werden, nicht aber Grund und Boden. Zu Lieser Pfarrkirche gesellten sich in der Folgezeit noch mehrere reich dotierte Kapellen. So ent stand im Norden, außerhalb der Stadt, die St. Jucofss» kapelle, welche den Wende» als Begräbniskapelle diente und bei welcher dieselben ihre Toten begruben. Weitere Kapellen waren die des St. Jodocus — des Schutzpatron» der Stadt —, des St. Wolfgang, des hl. Wandelburgi» und die Kapelle der Maria Magdalena mit dem Hospital gleichen Namens. Tie vorerwähnte St. I o d o c i - Ka p e l l e, am Ende der Königsbrücker Vorstadt gelegen, wird zum ersten Male 1377 urkundlich erwähnt; dieselbe besteht zur Zeit noch als St. Justkirche. Bezüglich -er Entstehungs geschichte der neben der Hauptkirche, der Marienkirche, ge legenen, jedenfalls sehr alten „KatechismuSkirche" ist etwas Sicheres nicht bekannt. Aus der Gründung der verhältnismäßig vielen geist lichen Gebäude kann man schließen, daß Kamenz sich ziem lich rasch entwickelt haben muß. Der größeren Sicherheit wegen verband es sich 1346 mit den gröberen umliegenden Städten Bautzen, Görlitz, Zittau. Vauban und Löbau in letzterer Stadt zum Oberlausitzer Sechsstädtcbunbe. Diesem Bunde traten auch mächtige Ritter -er Umgebung bei, die gelobten, der Stadt Kamenz und den übrigen Bundesstädten in der Not zu helfen. Trotz dieses Bünd nisses konnte Kamenz den entmenschten Hussiten nicht wiederstehen, die am 3. Oktober 1429 vor den Mauern der Stadt erschienen und drohend Einlaß forderten. Rat und Bürgerschaft, desgleichen die mit ihrer Habe in die Stadt geflüchteten Landbewohner, beschlossen, -en Huffiten Widerstand zu leisten. Alles griff zu den Waffen, Mut und Hoffnung beseelten die Bürgerschaft. Drei Tage lang widerstanden die Belagerten mit Erfolg, doch am vierten brach daS Verhängnis herein. Wohl hielten dte tapferen Verteidiger die Stürmenden bis zum Einbruch der Dunkelheit vom Betreten der Stadt zurück, doch al» es den Hussiten gelang, durch Trug und List des Schlosses Herr zu werden, da war auch daS Schicksal der Stadt be siegelt. Unvermutet drangen die durch die tapfere Gegen wehr, durch den Tod manches Kameraden zu höchster Wut entfachten Böhmen in die Stadt ein, Schreck und Entsetzen lähmte die Belagerten, jeder Widerstand hörte auf, die zu Bestien gewordenen Huffiten fielen er barmungslos über die Bürgerschaft her, und niemand fand vor -en racheschnaubenden Würgern und Plünderern Gnade. Die durch die Huffiten herbeigeführte Verwüstung von Kamenz mag auch ein Grund mit gewesen sein, daß erst spät hier ein Kloster errichtet ward. Im Jahre 1493 gründeten Franziskanermönche vor der Stadtmauer ein Kloster. Vom Nate erhielten sie die Erlaubnis, ein Tor durch die Stadtmauer brechen zu dürfen. Dies geschah jedoch nur unter der Bedingung, daß sie auS Granit quadern eine Klostermauer aufführten, durch welche die Stadt geschützt würde. Des Baues dieser Mauer wegen kam es zwischen dem Rate und den FranziSkanermönchen zu Reibungen, die sich derart verschärften, baß der Bischof den Kirchenbann über Kamenz aussprach und kein Gottes dienst gehalten werden durfte. Um diesem Zustande ein Ende zu bereiten, half der Rat die Klostermauer bauen, dafür begnadete der König die Stadt mit dem Rechte, einen Wochcnmarkt abhalten zu dürfen. Nachdem 1612 alle Klostcrgebäude vollendet waren, hielten die Fran ziskaner ihre» Einzug. Kaum hatten sich die Mönche in ihrem neuen Heim niedergelassen, so klopfte auch schon die Reformation durch Verschulden der Mönche an ihre Klosterpforten. Der Wandel der Mönche war so, daß sich der Rat öfter beschweren mußte. Außerdem erregte TetzelS Ablaß handel bei den Kamenzern viel Anstoß. Beide Umstände begünstigten den Eingang der neuen Lehre; besonders waren es die jüngeren Bürger, die ihr sehr zugetan waren. Die katholisch gesinnte Partei der Bürgerschaft setzte eS durch, daß die 1527, 1530 und 1535 gewählten evangelischen Während der Engländer Fred Jackson in den Jahren 1894 bis 1897 die Topographie von Franz-Josefsland ge- nauer festlegte, den geplanten Borstoß auf den Nordpol aber ausgeben mußte, während Baldwin die Meercstetle nördlich und östlich von Franz-Josef-land genauer er. forschte, mit einer zweiten gegen den Pol gerichteten Ex- pedition aber trotz deren wahrhaft glänzender Ausstattung durch den amerikanischen Millionär Ziegler kläglich scheiterte, ist der schon erwähnte Baron von Toll von seiner Reise nach den hypothetischen, nördlich von Ncwsibirien liegenden Inseln noch nicht zurückgekehrt; die Nachrichten, die von ihm durch Mitglieder seiner Expedition zu un gedrungen sind, geben jedoch jetzt bereit- die Gewißheit, daß er unsere Kenntnisse über da» Meer nördlich von Ncusibirien und der diesem Archipel vorgelagerten Bennet- insel bedeutend erweitert hat. Im Gegensätze zu diesen Forschern haben Pear, und Soerdrup es versucht, durch dte lange Reibe von Meeres- decken und Sunden, die an der Wcstkliste Grönland- ent lang gegen Norden führen, vorzudrtngen. Bor dieser Route hatte seinerzeit schon Pctcrmann gewarnt, weil in diesen engen Sunden zwischen einer großen Zahl von Inseln Eisstauungen und -Pressungen besonders häuig eintreten und den Schiffen schwer zu überwindende Hindernisse bereiten. Peary und Sverdrup haben die Richtigkeit der Petermannschen Warnung au» eigener Erfahrung bestätigen müssen, insofern auch ihnen der An sturm aus den Nordpol nicht gelungen ist, ergebnislos sind ihre Expeditionen jedoch durchaus nicht verlaufen. Peary, der Im Frühjahr 1901 einen energischen Vorstoß gegen Norden unternahm, konitte nämlich unter 8S' 39 " den nördlichsten Punkt Grönlands feststellcn. Indem er sodann die Küste weiter nach Osten verfolgte, bis dort hin, wo sich diese entschieden gegen die Jnbevedence-Vatz nach Lüben wendet, konnte er den Nachweis erbringen, da- Grönland, indem »an früher stet» de» hypothetisch«
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