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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190703308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19070330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19070330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-30
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1907
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46 Er wurde in der Trunkenheit die eine leichtfertige Wette verursachte, in eine Straßenrauferei verwickelt. Sir machten es! gnädig mit ihm. Nach der Allerh. Beiordnung VoM S. 5. 1874, K 50 Nr. 5 wurde erkannt: „Auf schuldig der Verletzung der Ltandesehre und Entlassung mit schlichtem Abschied". Tie jüngeren Kameraden hatten gefürchtet, daß das Ehrengericht sich auf Nr. 6 „unter erschwerenden Um wänden" stützen würde. TaS stammelte Egon von Litzingen in der plötzliche- Todesangst zur Beruhigung seines Vaters hervor. Tem Freiherrn wollte eS wie seinem schwachem Weibe ergehen. Er fürchtet« einen Augenblick, daß sein« Glieder die Kräfte vergessen würden, aber er ^vang die Schwach» heit. Er nahm seinen alten Tegen, den er zwanzig Fahre in Ehren und Reinheit getragen hatte, und schlug damit nach dem Sohn. „Vater", flehte der, „nicht sv""k Ta hing er ihn wieder zurück. „Tu hast recht! Nicht so. Den Degenschlag bist Du nicht Mehr wert'". Und schlug ihn mit der flachen Hand in« Gesicht. „So und nun geh. Ich weiß hinfort nicht mehr von Dir. Ich bin kinderlos'". Und Egon von Litzingen war gegangen. Damals stieg die Zeit traurig auf die Höhe der yafsiou. A8l der Tag der Ostern erfüllet war, versammelte der Freiherr um 8 Uhr morgens — wie alle Jahr — seine Leute, um die Osterandacht mit ihnen zu hallen. „ES geht eine Freude durch das ganze Lantz weil der Osterglanbe die Schrecken deS DodeS überwunden hat"". Aufrecht stand der alte harte Mann unter ihnen. Sein Haar war in wenigen Tagen weiß geworden. Tie Kleider hingen böse um die breiten stolzen Glieder. Ein stille» Seinen schlich durch die Reih«. Nicht nur Frauen griff daS abgetane Schicksal an das Herz, auch den Männern Runen die Tränen. Sie alle hatten den jungen Herrn Egon lieb gehabt, und einer stand hier, der ihm den ersten Gäbel geschenkt hatte. Aus feinstem! Eisen und im Feuer geglüht. Dass war der Schmied Freckentin. Frau ton Litzingen nahm zum ersten Male an dieser Andacht nicht teil. Das! hatte er doch nicht über sie ver mocht. Alle, die ein Kind geboren hatten, beteten heute für sie. Nicht in wohlgesetzten Aorten der hochdeutschen Sprache, aber doch fü innig, wie eg unser Herrgott ver langt. Tie eine seufttt, die andere faltete die verarbeiteten Hände und die dritte und vierte murmelte, mit zuckenden Lippen: „Leiwe Gott, steh ehr uu ehren Sön bi". Für den stolzen Herrn betete keine. Sie dachten, er hätte ihre Fürbitte nicht nötig. Ein Jahr war vergangen. Dass Licht der Ostern wollte das Duukel der Passion wiederum vertreiben. Freiherr von Litzingen wußte nichts! von seinem Sohn. Er hatte eine Zett nach dem Geschehnis sehnsüchtig die seiner Meinung nach einzig mögliche Antwort auf die Züchtigung von König und Vater erwartet. Irgend eine Nachricht von dem Lobe deS einstigen Offiziers. Aks sie auSblieb, riß er dar Blatts auf dems seine Geburt vermerkt stand, auss der Familienchronik. Und wieder Verlars er seinen Leuten daS Oster-, evangelium. TieSmal weinte nur ein einziger — der GutSschmied Freckentio, der seinen Jüngsten draußen in Südwestafrika hatte. T« alte Mann diente fett 50 Jahren den Litzin- genS und stand mit seinem Herrn ein wenig vertraulich AU! der Kretzer, das «ndachtsbuch zuklappte, trat er vor. Sie sahen alle nach ihms hin und wunderten sich über seinen Mut. Er selbst dachte bei sich, daß er lachte. Er weinte aber noch weiter, ES war wie ein Sonnenregen. „Nun, Freckentin, warf habt Ihr auf dem Herzen?"" fragte der Freiherr. „Mit BerlaubniS, ich Möcht einen Brief von meinem Jungen vvrlesen". „Wenn ehr hätt de vll Schmjitt dat Lesen liert""/ kicherten die Hofdirnen sich zu. „Kommt mit mir"", sagte der Freiherr, „Ihr könnt daS am besten in meinem Arbeitszimmer tun". „Nee, Herr, Mit BerlaubniS, ich möcht gern, daß die annern auch dabei wär"n". Herr von Litzingen schüttelte über diese Absonderlich keit den Kopf. Aber die 50 Tienpjahre redeten zu ihMr „Tu ihm den kleinen Gefallen. Er hat oft genug ein Stück Arbeit für dich getan, wenn fein Feierabend hätt« sein können". Da sagte er gütig: „Run, dann lest hier, Freckentin. Wir wollen alle aufmerksam« Zuhörer sein". ES ging glatt und gut von statten, denn sein ältester Schn Hatti ihm den Inhalt Hs ost vvrlesen müssen, bisl er ihn auswendig wußte, „Liebe Mern und Brüder"^ heganrr er^ „Denkt bloß nichts daß daS hier ein Spaß ist. Es. ist tausendmal schlimmer als Weizenmühen, denn man hat nichts zu trinken. Keine Brunnen, bloß Wasser* löcher, und da liegt denn tote» Vieh und anderes Aas drin. Aber waS ist dabei zu Machen. Wir saufen doch denn unsere Zunge» sind ganz schwarz. Seit zwei Tagen bin ich Mit dem Typhus durch honst hätte ich die» schon eher geschrieben. Wir hatten vorher näm lich ein schliMmeS Gefecht, Ti« Schwarzen griffen «nS von den BäuMen runter an. Sie schossen mit unseren Gewehren, aber noch ein bißchen ungeschickt, stmst könnt woll keiner mehr von unS schreiben. Tenn eS waren 500 schwarze Affen gegen S10 Mann von uns. Ich hatte schon den Typhus iM Leibe und konnte nicht mehr schießen. Bloß das! Auge von einem Schwarzen, daS gerade auf mich runter schielte, hielt Mich wach. Sonst Pär ich toltzeblieben, (Ausdruck einfacher Leute für Ohnmacht) Und ich dacht mir: Tu liegst hier so still unter deml Busch wenn sie dich vergessen, wird er dich fressen. Und mir wurde Himmel* angst, denn wenn wir auch alle gern fürs Vaterland hin wollen, in den Magen von folch Schwarzen will doch keiner. BVoß einer ist mit nutz dem es woll ganz egal ist. Er sucht den Tod. Aber der läuft immer an ihm vorbei. Er ist als Freiwilliger hierher ge gangen und hat sich schon hundertmal daS eiserne Kreuz verdient, sagen sie alle. Wie er hetßh erzähl ich nach her. TvÄ war mein Nebenmann an diesem Tage, AIS von den 500 «och so die Hälfte oben saß, und die andern steif neben unS lagen, hörten die 250 Leben* bigen Mit dem Schießen auf. Tie Kameraden mochten sich denn langsam in» Lager. Mich hatten sie richtig vergessen, denn ich hört und sah wohl alles', aber ich könnt Mich doch nicht melden Nach zehn Minuten kaM einer zurück. Er wollt Mich holen. GS war der, der den Tod suchte. Denkt Mal, einer gegen 850, denn die schwarzen Teufel konnten doch wieder zu schießen anfangen. Sie werden aber wohl gedacht haben, daß die andern irgendwo im Hinterhalt lägen, deyn so viel Mut geht ja nicht mal in einen deutschen Kopf rein, daß sich einer so waS allein unternimmt. Tragen könnt er mich auch nicht Mehr. Er hat in der rechten Wade eine Fleischwunde, Ta legt ich Mich auf ihn und er kooch mit mir inS Lager. Heute früh erMlten sie alle, daß er Offizier geworden wüt. Sie hohen esf iKm^tzlegraphierd, Tas 47 (SO. lich mit Giern und Gebäck beschenk^ alL geeignet« Vf gaben. Im Mittelalter mußte da» eigentliche OstvqM Möglichst Hasenfürm haben. Der Hase MmMk ja tz noch im VoMmund als Osterhase vor, VoM mittelalterlichen Osteveierlauf wissen wir gendeS. Am zweiten Ostertag hatten sich die Angsbm Knaben vor dem! Lwtentzor etnzustnbieu. Daselbst wa hundert Gier in gerader Lütte so auf de» Böden hdl legt, daß eins VoM «Vern immer genau zwei Si entfernt lag. TM Knabe der ich Lauf an der Reihe N hatte nun die Eier einzeln in einen KMb zu lefM, zwar so, daß er immer ein Ei an die Pvetsftätte MM Wahrend er die« verrichtete, lief ein anderer Knabe» «bächjkm kann. Die ledigen Burschen ziehe«. Mit llu Weidengerten bewaffne^ die Tvrfstraße «ttlang. IN einzelnen Gegenden SüddeuffMandU" hat der t Knecht oder die erste Magd alle « den beide« lg tagen gelegten Eier zu beanspruchen. Schließlich ist ! zu erwähnen, daß ein über'» Dach geworfenes v el vor Feuer und Blitzschlag schützt. Auch des Ostergebäcks, besonder» der Ostrrbvaj dürfen wir nicht vergesse«, IM Schwarzwald brtt die «urschen Ihre« Mädchen am! Morgen besserst« V tage» solche auf einer Schnur aufgereihte BrezeM! Stimmt etwas unter den beiden Liebesleute« MM« dann pflegt eine der Brezeln angebtffe« M fehl, - fallens Mädchen bekommen eine Strohbrezel « Lammerfenster gehängt. Mit diesem Ostergebäck HM überhaupt eine eigene BewandtNitz Ostergebäck auf nüchternen Mage« verzehrt, schützt vor Krankheit, i bewahrte» OsteWttäck besitzt das ganze sgchr hüch eine gewisse Heil- und Zauberkraft. wird schön was gekostet haben, Ihr braucht nicht zu denken, daß er eS wegen mir geworden ist, Ach wo. Unser Oberst hat ihm gesagt Kkumen Hann auS Tubevow hat Ä Mitangehört —: „Ihr alles Regiment heißt Sie in allem Vertrauen wieder willkommen, Herr Leutnant von Litzingen", Nun ist ess raus, E» ist Unser Herr Egon Da wollte ein stolzer Mann Nein und- schwach zu* samwenbrechen. Ten Schmer- hatte er tragen können, daS Glück brach ihn nieder. Aber der Schmied! sprang herzu und stützte ihn Mit den Fäuste«, die dvS Feuer hart gemacht hatte. Während er hinauswantte um seiner Frau die Osterbotschast zu bringen, stimmten die Zurückbleiben den --- «US freiem Antriebe — das afte Erlösungslied pn r Er ist anferstanden, .Er ist wahrlich auferstanden. Hosianna in der Höh.,. Und dachten dabei an einer Mutter einzigen Sühn, vier nicht durch das Sterben, sondern tzrrch das Leben sein« Iugendschuld getilgt hatte. Arbeit zuerst verrichtet hatte, hatte die hundert Eier Wonnen, Sehnliche Wettspttle werden füg« Heuti TageS noch hier und du beobachtoh wohl der beste 1 weis dafür, wie tief eingewurzelt dus Spiel der KU Prober: bei den altgerManischeu Frühling-fest« war In der Nähe von Kempten wurde z. B. ü« Mit aller am dritten Ostertage eine KüLYrmesfe gelesen, der die Kleinen in Helle« Schare« strömte«, GS 1 daselbst nämlich ei« mächtiges Zugmittel: die klein« bekamen je zwei hartgesottene Gier und einen Hek die größere« anstatt de» Geldstückes Butter und M wozu in guten Jahren auch »och et« Trunk gekomv sein soll. GS ist schabe darum, daß alle diese schck Sitten und Bräuche jo ganz der Bergessenhell «itz gefallen sind. Und eSj wäre sicherlich kei» schlechter« folg der imMer mehr Erfolge verzeichneichen Hei« vereine, wenn eS ihnen gelingen könnte, dies« 0 jenen allen Brauch in der einen oder ander« Fis am Leb« zu -rhaHen, st» daß er «IM gänzlich v Horen ginge. Besonders charakteristisch ausgebildet sind die Ost gebräuche in Rußland. Ostern ist unseren östlich« Ns bar» daS Hauptfest des Jahre». In jedeM Hau» ist Ostertosel gedeckt. Der Hausherr und die HausfvawM daselbst am Ehrenplatz. Alle Angehörig« bess "Hsch wohl auch Freunde auss der Nachbarschaft, zieh« den beiden vorüber, ihnen Ostergruß und Osterkuh l tend und dafür einen Teller Mit Luch« und KäfÄ erhaltend. Auch Geschenke pflegt' Ma» sich gegessei zu Machen. So erhall« Frau« «ich MWM« Ket oder bunte Tücher, die Männer hingegen TPHa? > Weifen. Ostergebräirche. von Dr. I. Kirn. — Nachdruck »«Voten. „Ihr sollt euch all deS Lebens freu«, T«S über euch ergossen ward: GS ist ein inniges Erneuen IM Bild deS Frühling- offenbart!" So singt GManuel Geibel vom Frühling, der sich am Ostertag uns offenbart. Und andere hab« ähnlich gedichtet. Am interessantesten aber hat daS Volk selbst seine Osterpoesien gesponnen, Ti« Osterumtzüg« sind heute noch besonders bet dm Kinde« sehr beliebt. Als Oster- ratscher ziehen sie in vielen Gegenden SüddeutschilandN von Haus zu Haus und verursach« Mit ihr« Ratsch« ein« Höllenlärm. In sackartigen Riesen laschen sammeln sie Eier, Geld und Weißbrot, oder auch andere Gab« ein und sing« dabei folgendes „Gesätzl"» Wir ratschen, wir ratsch« Ten englischen Gruß Taß jeder Christ bet« Muß! Fallt nieder, fallt nieder Auf euere Knie, Betet drei Vaterunser, And drei Ave Marie! Während dieser Reim noch nicht» Speziell-Oestrr- licheS an sich hah gibt es andere Gebräuche, aus denen wir klar und deutlich Ostern al» Frühling-fest ausehen Und «sprechen müssen. Kaum ein zweites Fest des Jahre- hat st» charakteristische Seit«, wie gerade bas AuferstchungSsest, das Fest der Sonnenerneuerung und deS an- starrem Dodesschlafe wieder erwachend« Leb«». MS Symbol hierfür hat wohl überall und immer das Ei — selbst ein Bild de» Lebens — gegolten. Tie Zahl der Mannigfaltig« Osterei-Gebräuche ist ist geradezu Legion, Dass „Spitzen"" «Ker „Kipp«" der Eier ist da besonders bekannt- Zwei Kinder nehmen jeder ein harttzekochteSsM und stoß« sie gegen einander, ES hat dasjenige Kind gesiegt, dessen Ei niM zerschlag« wurde. TieseS Spiel geht auch st» vor sich daß ein Kind gegen eine ganze Gruppe spielt. Auch da« „Eier voll«" ist ein bekanntes Osterspiel, das besonder» in Bautzen noch auSgeübt wird. Hierbei läßt Man die Eier in kurz« Zwischenräumen eine schiefe Ebene hinab rollen. Ueherholt ein Ei das! andere, so geht derjenige alÄ Sieger aus demf Kämpft hervor, dessen Ei unver sehrt geblieben ist, Auch das, Eierwerfen nach einem bestimmten Ziel gehört hierher. Desgleichen gehört auch daSj „Eierlesen" mit dem bekannten Wettlauf hierher*
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