Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190704069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19070406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19070406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-06
- Monat1907-04
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- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1907
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stets heitern und fröpNstn SÄ»« hatte, nstt samt' d« ! Mägde» ein tüchtiges Tagewerk schaffte. Ta trat der Baler zu ihr auf die große Diele und bot ihr schweigend die Hand. Sie sah in da» beSkmnerke Gesicht deS »Ken Ran «es, ließ sogleich alles stehen und liegen und folgte ihm in die Töni«. „Was ist IHM, Vater?" „Ich sah es sonst gern, wenn Tu tüchtig im Hause und Garten schafftest. Tu glichest darin Deiner seligen Mutter, die eine starke, fleißige Krau war. Es steht einer jungen Tirne wohl an, wenn ihre Hande nicht müßig stp Schoße liegen." „Tarunr braucht Er doch nicht traurig auszusehen, Later!" „Ich trauere darüber, weil all« Mühe und Sorge ver gebens ist, und wir unser Eigentum! bald mit dem Rücken werden ansehen müssen." „Was kommt Ihm in den Sinn, Vater? Er sieht ja so verstört aus/ als sei Ihm das Teichgespenst am Hellen Tage begegnet." „Und der Deich ist es, der mich stürzen Wirtz, Kind. Ms mein Svoßvater in das Land km und die Witwe Uomann heiratete, gab es ein Aergernis in der Gemeinde, weil ein Fremder sich in einen heimischen Hof setzte. Weil sie aber nichts tun konnten, es zu verhindern, suchten sie allerlei Schabernack hervor und bürdeten deut Bomanns- hose bei der neuen Schätzung eine Deichlast auf, die er auf die Länge nicht tragen kann. Mein Vater ist darüber hingestorben, allein er sah den Anfang des Sinkens und prophezeite den Untergang. Jetzt ist es so weit." „Verzage Er nicht, Vater! <88 gibt noch allerlei Aus wege. Wir Müssen sie nur aufsuchien. Ich will Ihm treulich forschen und finden Helsen. Nn echtes' Marschen herz verzagt nicht, wenn auch schon der KaMm des' Teiches im Schwanken begriffen ist. Gottes Hand ist stark, sagt unser Pastor immer. Sie hält die Wellen in Fesseln." Peter Volt lächelte wehmütig und sagte, die Hand der Tochter in der seinigen haltend: „Die Köpfe der Marsch bauern sind von Eisen. Tas Sprichwort trifft bei mir nicht zu. Ich stamme von einem Eingewanderten ab, und es rollt noch fremde- Wut in diesen Adern. Wenn die Wege grundlos werden, und die Muvrleute schreiten auf ihren Stelzen quer über die Felder weg, nM zur Kirche zu gehen, erschrecke ich vor diesen Riesengestalten, die mir in der Morgendämmerung entgegengetreten. Und wenn im Herbst die dichten Nebel aus deM Boden aufsteigen, schüt telt mich das Marschfieber. Ich wohne wohl in der Marsch, Lrina Volt, aber ich bin nicht heimisch in ihr, und darum stößt sie mich von sich Ter Deich der alle schützt und schirmt, ist mein Untergang." „Tann Helse ich IHM tragen, lieber Baker, Und wehre den Feind ab, der IHM an den Hals will!" sagte das Mädchen entschlossen, ,Lch weiß; wo Man die Hülfe suchen «uß, und werde sie finden." „Kennst Du das Wort, das an der Spitze der Deich- vrdnuug steht. Lind? Wer nicht will deichen, T«r Muß weichen. Ich kann es nicht." „Er soll eS können, Vater. Er soll! Ich Mache Ihm das- Meine Mutter war ein« Kreuzeggerin, und' dir Kreuzegger» haben stet- durchgesetzt, wa» sie durchsetzen wollten. Vertraue Gc Mir, Vater!" „Ich ehre Deinen Willen, Kind." „T«M Willen soll die DM folgen!" sagte Trina Bolt zuversichtlich ,Lch brauche dem Marx Nagel nur ehr schort zu sagen, Vater, Er. ist jq gut und brav .. " s«erN TUN vßkdchnt würde hfl dieser Frage blutrot untz stockte. Der VMer wiedrrhotte bas Wort. „Weshalb sage ich eS denn nicht frei heraus? Er Muh ja doch einmal erfahren. Warum wird Er sv bleich, Vater, und Mert aM ganzes Leibe? Gr erschreckt mich!" »Meller, Trina Vollst Weitert"! befahl der Alte mit gepreßter StiMme. Tas Mädchen fuhr mit etwa- unsicherem Ton« fort: „Ich meine den Marx Nagel vom Nagelshose, der alle Morgen hier vvrbetreitetz. Wenn ich Sonntags zur Kirche gehe, ste^ er an der Kirchentür und sagt zu Mir: „Guten Morgen, Jungfer Bolt!" Und wenn ich nach Hause gehe, steht er wieder da und sieht Mich an und grüßt sv freund lich, als ein Mensch nur grüßen kann. Und als vor vier Wochen der Danz in der Landesherberge war, wozu die Tragoner aus Neuhaus aufspielten, haben wir dreimal hintereinander zusammen getanzt. Und jedesmal warf er einen Kassendrittel auf den Musikanten tisch damit sie eS recht gut Machen sollten^ Und als der letzte Tanz aus war, sagte er, daß er mir gut fei und mich heiraten wolle — uno nun weiß Er alleSj Vaters „Tw hast Dich Mit dem Marx Nagel versprochen?" fragte der Vater Mit einem tiefen Atemzuge. ,Ha, Later, offen und ehrlich Gr hat mich gefragt. Und ich habe ja gesagt, und lügen können wir beide nicht:, Ter Marx Nagel wird sein Schwiegersohn, und von dem! Sohne kann der Vater schon eine Hülfe annehMen, Wenn der Marx zu seinem' Vater geht und ihm offen und ehrlich sagt, wie die Sachen stehen, tut dieser den Beutel weit auf, und Er kann den Deich so fest und stark Machen, daß die Elbe ihn nicht unterkriegt, sie mag daran rütteln, solange sie will." Peter Bolt schwieg einige Augenblicke, dann nahm er die Hand der Tochter untz sagte: „Es ist gut, Kind! Ich danke Ttr, daß Du offen gewesen bist und Mir alles gesagt hast. Hoffentlich finde ich einen «ustveg, uM uns zu retten. Aber auf eine Hülfe von demfNagelSihofe her rechn« nicht; das ist vergeblich! Und nun laß mich allein! ES geht mir vielerlei durch den Kopf, was ich in Ruhe überlegen Mutz, Wenn ich mit mir im reinen bin, sprechen wir weiter. Geh, Trina Volt, und sieh nach Deinen Mägden! Ich bedarf der Ruhe!" Tie Tochter ging, nicht ohne sich nochmals nach dem Vater umzusehen. Sie Sonnte ihn nicht verstehen. Ein trüber Gedanke bemächtigte sich ihrer; aber nicht auf lange, Ihr fröhlicher, gesunder Sinn verscheuchte ihn, ehe er sich festnisten Sonnte. Es war wieder Sonnenschein überall. Peter Bolt blieb lange in der weiten Tönse allein, „Aus eine Hülfe vom Nagelshofe her rechne nicht!" sagte er, und er hatte ein Recht dazu, es zu sagen. ES war ein dunkles Matt aus vergangenen Tagen, worauf eS ge schrieben stand. Und dieses ist das BlatL Unwett Von deM Kirchhofe, mitten im Torfe, stand ein Baum, der seiner Seltenheit wegen in der ganzen Hadeler Marsch berühmt war, denn voM Freiburgischen an bis nach Altenbruch herunter war kein zweiter zu finden^ Nach allen Seiten hin breitete er seine Zweige aus, und iM Frühjahr, wenn die Birnen- und Sepfelbäume Willen ansetzten, sah er auS, als sei er von oben bis unten Mit Hellen, Weißen Lichtern besteckt: ein WeihnachtÄbauM unter dem blauen Frühlingshimmel. Und dieser Bauch beschattet« ein einfaches'Haus, das gehörte dem Krüger JaSob Kreuzegger, der hier eine Schankwirtschaft hiev. Das Haus stand gut in Nahrung, absonderlich an Sonntagen, Tie entfernter wohnenden Marfchbauern, die oft von weicher zmtt Gottesdienst« ge fahren kachen, stellten Pfexdh und, Wagen in her Schenk« ein und fanden sich vpr und «ach der Kirche zu kurzer Zwiesprache und wärmendem Frühtrunk in der Schrick- stube zusammen. So war es von Mer- Her üblich ge wesen, und waS der Marschbauer sich einmal angewöhnte, davon läßt er nicht; bevor Teiche und Dämm« brechen. Aber zu dieser Zell kamen die jungen Männer auch an den Wochentage«, mehr als ihnen dienlich nicht sowohl LeS stärkenden Trunkes, al» uM der schönen Schenkt« willen; denn des Krügers Tochter, Elsbeth Kreuzegger, war daS schönste Mädchen weit und beeid Sie hatte der Liebhaber gar viele und durfte nur die Hand ausstrecken, so hing an jedem Finger ein Freier. ES waren nicht bloß die Söhne der fogeuannten Kei nen Leute, die sich UM di« schöne Elsbeth bewarben. Such die jungen Herrenleute machten sich viel mit ihr zu schaffen und ließen sich keine Müh« verdrießen, di« Gunst des schönen Mädchens zu erwerben; Mein die Elsbeth war klug und hielt alle in einer angemessenen Entfernung. Nur ihrer Kvet waren in der Gemeinde, die ließen nicht ab mit ihren Bewerbungen, Dass waren die jungen Hofbesitzer Carsten Nagel und Peter Bolt. Der entere war der bei wellems reichste und angesehenste. Set» Hof war der größte, sein Boden der schwerste, und sechs Pferde vor deM Pflllge waren nötig, die Furchen lief und breit auseinanderzulegen. Dabet war der junge Bauer fest und hart wie Eisen. Nass er wollte, das tat er, es mochte biegen oder brechen. Ter Peter Bvlt war freundlich und stiller. Er ließ auch andere gelten, und wenn Ihm ein gutes Wort gesagt wurde, hörte er darauf und richtete sich danach, wenn es irgend möglich war< Er war von dem Großvater her ein halber Fremder und gav den alten erbgesessenen Bauern mit ihren Wappenschildern und Schssiftzeichen nicht für vollbürtig, Diese beiden warben eifrig ums die Gunst der schönen Elsbeth. Eie bewachsen sich Mit eifersüchtigen Wicken, und kaum war der eine auf dem Wege zur Schenke, als auch der andere von der entgegengesetzten Selle herkanL Da trat eines Morgens der Carsten Nagel an den Peter Bolt heran und sagte: „Mr spielen beide «in Spiel, das nur einer von uns gewinnen kann. Ich lasse nicht ab, und wenn ich darüber zugrunde gehen foll." „Ich auch nicht." „TU kannst eS nicht so lange aushalten als ich," fuhr Ersten Nagel fort, ,,Tu bist, wie der Pastor in der Kinderlehre sagte, ein Stück Wachs-. Wenn Man mit dem Finger darauf drückt; bleibt eine Vertiefung zurück. Tu kannst nachgeben, ich nicht; darmst lasse mir die Vorhand." „Tavvn sprich nicht! Ich tue es'nie und niMmer!" entgegnete Peter BvV^ Ter Zurückgewiesene bitz sich auf die Lippen, und die Stirnader schwoll ihms an. Aber er bezwang den auf steigenden Zorn und sagte, indems er seinen Nebenbuhler vertraulich unterfaßte und einige Schritt« Mit ihm ging: „Ich weiß, wie es Mit Dir steh!; Peter Bolt. Du bist mst Deinem Hram nicht im klaren. Kann sein, baß «S nicht Deine Schuld ist; aber eA ist doch einmal so, und ich bin bereit, Tir eine helfende Hantz zu leihen!" „Helse mir schon selbst.^ „Tas kannst Du nichts Schon vvns Vater her steckt der Bvltenhvf darin, und eS laste- eine Hypvthekenschuld darauf. Tu wirst noch eine zwelle Schuld Mächen müssen, und Tein Weizen wandert zur Deckung der Zinsen in di« Stadt zuM Advokaten. Tiefe Last will ich Dir abnehmen. ES soll alles gut werden und der Voltenhof zu Ansehen hommen. Aber laß mir bei der Elsbeth die Vorhand!" „Tu willst Mir meine Liebe ab kaufen?" sagte Peter Bvlt aufwallend. „Tu willst Mir Geltz geben, und ich soll dafür das Herz aus der Brust reißen untz Tir unter Deine Füße werfen^ dchM Lu «F -«trittst? Tu weißt nichts wa» TU sprichst. Latz Mich M W Straße. Ich kann Dir Deine« Will« Mch-'Wwp^M „Dann «. rief Carsten Nagck mstl «HvE DDs^ die Faust. Die brennenden Ang« fest auf den Gegner ßkM stand « da, zmtt Angriff bereit, «in «ich «8W wegung seines Nebenbuhlers, und «in bl«tig«r KW wäre entbrannt. „Tu oder ich!" stammelte der Wütende. W „So meine ich eS!" entgegnete Peter Bolt W „Ab« wir brauchen das nicht, wie bekrmcke» KstW Mit Fäusten obzumachen. Gehen wir ehrlich «nd'W zu Werke und halt« bet dem Vater um die TochlwW Wem von uns das Jawort z» fällt, dem soll sein W vergönnt sein, und der andere muß weiche«. Soll-W gelten?" Peter Bvlt glaubte zu wissen, daß er einen solch! Vorschlag ohne Gefahr tun könne. Seinem Nebenbuhk aber kam «S «icht in den Sinn, daß ei« Freier von de NagelShvfe zurückgewiesen werd« könne, wenn er h einem Mann ««klopfte, dessen Docht« er z» freiea h gehre. Mit beide» Hände» würde ein jeder zugreW und wenn das Mädchen sich weigere, werde der Vater s zwing«. „Es gilt!" sagte Carsten Nagel. „Mr brauch« « die Hand nicht zu geben. Und jetzt gleich gehen wir Hst Jakob Kreuzeggert" -- Verwundert kam der Krugwirt den jung« Münwst entgegeu, die ihn zu einer so ungewohnten Tagestzellst suchten. Er zog die Kappe und fragte, womit er di« könne, indem er unwillkürlich eine S<tzvenkusg «ach ist Cchenktische machte. Carsten Nagel verrat ihm den Weg mrb sagte: stt ist nicht das! Wir hab« ernstere Dinge vor. Er fia hier ei» paar junge Männer, die nach einem und demsÜBt Mädchen auf die Freite gehen, und einer will dem audÄ nicht weichen. Da haben wir auSgeMacht, zu dem Lat deS Mädchens zu gehen und die Sache in seine hand.j legen. Er ist der Vater, Jakob Kreuzegger, und die EM« ist das Mädchen, um das wir freiem. Sage Er mm gern! heraus, wen von uns beiden er zum Schftiegersohn« hsttz will!" „Ihr lieben Hemm!" antwortete der lllüger «a ein« Pause, „es Mag einen Mann meine- Stande- Aß raschen, wenn ihM von solcher Seite her zwei Anträge ^ einmal gemacht werden. Well aber die Sache zu ernst « als daß ich fürchten müßte, Ihr triebet ein« Spaß ch Mir, nehme ich sie auch ernstlich und will Euch meine Wtz nung ehrlich heraussagen!" „DaS tue Er, Mann!" sagte Carsten Nagel, „und . kurz, als Er nur immer kann. Ich mutz mich mit d«r i auSeinaudersetzen!" „So kurz, als ich es für gut halte!" entgegnetes Krug«, und von der unterwürfigen Stellung, di« « setz« reichen Gästen gegenüber anzunehmen pflegte, w«1 diesem Augenblicke keine Spur zu bemerken. „Euer « trag ist all« Ehr« wer-, und danke ich dafür nach V Sühr. Aber ehe ich Mich darüber entscheide, ist noch jenust da, dem ich in dieser Angelegenhell dM M gönnen muß!" ^Nnd wer wäre das?" fragte Carsten Nagel ste wundert. „Meine Tochter, die Elsbeth!" sagte d« Krüger st lassen. „Sie soll Mit einem von Euch leben. Ich nicht ,S«ll wann ist es Sitte in der Marsch^ daß 1 Tochter gefragt wird, wenn der Bat« sie »«heirat will?" rief Carsten Nagel, während Peter Bvlt sich st verhielt und aeduldia mit dem Rück« gegen die Wa lehnte
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