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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050103019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905010301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905010301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-03
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Die Expedition Ist wochentags miunlrrbrochrn geäsfnet von früh 8 bi« abend» 7 ihr. Druck und Verlag von G. Pah in Leipzig (Inh. vr. v„ R. är«. Lltnkhardtl Anzeigen-Preis die «gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Rchavionsftrtch (4gespalten) 7b »ach de» Familteunach. richten (6 gespalten) bO — Tabellarisch« und Ztffrrnsah w«d«n entsprechend höh« be rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenauuahm« 2b Nr. i. Dienstag den 3. Januar 1905. SS. Jahrgang. Var Aicdligtle vom läge. * Die Kommission zur Feststellung von Schäden durch den Aufstand in Süwestafrika hat bis jetzt über 3 Millionen Mark Schäden festgestellt. (Siehe Deutsches Reich.) * Der Kaiser regte beim NeujahrSempfang dem amerikanischen Botschafter Tower gegenüber an, es mochten wechselseitige Besuchedeut scher und amerikanischer Universitäten durch Professoren beider Länder stattfinden, um die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu festigen. (Siehe Deutsches Reich.) *Nog! hat Stössels Vorschläge zur Eröffnung der KapitulationSverhandlungen ange nommen; der W i d e r st a n d d e r R u s s e n ist, nach dem sie ihre Schiffe in die Luft sprengten, zu Ende. (Siehe den Leitartikel.) Vie Kapitulation von Port flrldur. * Tokt», 2. Januar. (Amtlich.) Die Vorschläge des Generals Stössel znr Eröffnung von Uebergabeverhauds langen wurde» angenommen. * Tokio, 2. Januar. 3 Uhr nach mittag-. Die Raffen haben im Laase der Nacht mehrere Korts von Port Arthur geräumt und heute früh die Mehrzahl der im Hafen befind liche« Schiffe in die Last gesprengt. * Tokio, 2. Januar. (Reuter.) Die Kon ferenzen über die Kapitulation Port Arthur- schlossen heute nachmittag 4 Uhr 3V Min. mit dem Ergebnis, daß ein Abkomme« über die Unterzeichnung beS formellen KapttulattonS- akteS erzielt worden ist? Es verlautet, die von den Japanern vorgeschlagenen Bedingungen seien angenommen worden. Beim Beginn des Krieges mit Rußland war die in Japan allgemeine Hoffnung gewesen, daß sich der Armee große Hindernisse nicht entgegenstellen würden. „Wir brauchen keine Reiterei, es geht auch ohne sie. Wir fürchten uns nicht vor der feindlichen Artillerie und vor Verschanzungen, nicht einmal vor Port Arthur", so hörte man die öffentliche Meinung sich äußern: „drei Tage nach der Landung auf Liaotung werden wir Port Arthur nehmen." Und alle Kreise teilten derartige An- schauungen, auch die Armee war nicht frei davon. Noch in der Mitte des Novembers hatte in dem von Ent täuschung erfüllten Tokio dem Korrespondenten der „Köln. Ztg.", der jene Stimmungen meldete, ein italie nischer Ingenieur geäußert: „Ich halte die Belagerung Port Arthurs für einen großen strategischen Fehler der Japaner. Infolge dieser Unter nehmung haben sie ihre Streitkräfte geteilt und sich in der Mantschurei, wo die Aufgabe der Armee lag, zu sehr geschwächt. Sie hätten die Nanschan-Linie mit einer Division besetzen und die Einschließung der Festung der Flotte überlassen sollen. Dann wären sie heute längst über Mukden hinaus und hätten eine bedeutend gün stigere Stellung gegenüber der russischen Armee." Erst fetzt, im Anfang des neuen Jahres, will der von den Japanern lange erhoffte und von den Russen lange be fürchtete Fall von Port Arthur zur Tatsache werden. Es ist damit für die baltische Flotte ein plau sibler Grund zur Umkehr und zum Anlaufen eines neutralen Hafens gegeben; Stössel har also einen für das Geschwader günstigen Zeitpunkt ge wählt. Ueber die Konsequenzen dieses weltgeschichtlich bedeutungsvollen Ereignisses schreibt uns unser mili- torischer Mitarbeiter: Als die japanischen Torpedoboote in der ersten Kriegs- nacht die russische Flotte in Port Arthur durch einen un angenehmen Besuch überraschten, gaben die Petersburger Blätter ihrer Siegeszuversicht in dem bekannten latei nischen Axiom Ausdruck: Ile di» io ickem. Die Japaner — so sagten sie — möchten Port Arthur ein zweites Mal nehmen. Doch daran kann kein vernünf tiger Mensch glauben, und ihr Beginnen gleicht einem Selbstmordversuch, einem Harakiri in großem Maßstabe. Die gesamte japanische Armee kann die von Rußland seit 1895 mit den modernsten Dcrteidigungdmitteln auS- gestattete Festung berennen — sie wird sich dabei voll ständig erschöpfen. Kurz gesagt: Dort Arthur ist unein nehmbar. Tie russischen Militärschriftsteller hatten eben den Leitsatz vergessen, den sie in jedem Handbuch über den FestungStrieg hätten nachlesen können, daß keine Festung uneinnehmbar ist, lvenn nur der Anqreifer die nötigen Opfer dafür zu bringen in der Lage ist. Der russische Bär mußte die Beute, die er krampfhaft in seiner Tatze hielt, nach den blutigen Schlägen, die ihm die Javaner versetzten, schließlich doch fahren lassen. Die heldenmütige Verteidigung der Garnison und die schweren Opfer, die sie gebracht hat, sind jedoch nicht nutz los gewesen, denn der Zweck ihres Widerstandes, wie ihn die moderne Kriegsgeschichte' nicht hartnäckiger zu ver zeichnen hat, ist wenigstens zum Teil erreicht. Die Besatzung von Port Arthur hat der Welt daS Beispiel eines heroischen Opfermutes und einer be wundernswürdigen Tapferkeit und Ausdauer aegeben. Diese Tatsache mag für die Russen nur einen schwachen Trost bilden. Man muh ihn abqx kn Berücksichtigung ziehen, wenn man zunächst diemoralischenFolgen des Falles von Port Arthur betrachtet. In erster Linie kann die Eroberung der allgemein als unein nehmbar bezeichneten Festung von Port Arthur nicht ver fehlen, auf die russischen Truppen im Norden des Kriegs schauplatzes einen äußerst nachteiligen Einfluß auSzu- üben, und wir glauben, kaum zu weit zu gehen, wenn wir die Einnahme von Port Arthur — trotz der helden mütigen Haltung der Garnison — sowohl vom politischen, wie militärischen Standpunkte als die schwerste Prüsung, ja als eine schwere moralische Katastrophe für Rußland be zeichnen. Dieses große Unglück, das so tragisch die schon so lange Serie der Schicksalsschläge abschließt, von denen Rußland während des bisherigen Verlaufes des Krieges betroffen wurde, muß von dem Zaren, den verantwort lichen Urhebern des Krieges, der Petersburger Militär kamarilla dem Großen Generalstab, der Presse und dem russischen Volke, das bis jetzt trotz seiner Notlage aus seiner dumpfen, stoischen Gleichgültigkeit nicht heraus trat, ungemein schmerzlich empfunden werden. Die Folgen für den Landkrieg. Mit der Einnahme von Port Arthur könnten und möchten gewiß auch die Japaner jetzt die Kriegsoperatio nen einstellen, und es dürste uns gar nicht überraschen, wenn schon morgen über Paris und London die Nachricht känie, im Namen des Mikado wären FriedenSvermitte- lungen angeboten. Doch das Schicksal von Port Arthur ist nichts als ein weiteres Unglück für Rußland und vermag weder Sieg noch Niederlage in diesem Kriege zu bestimmen. Oder war vielleicht der Ausgang des deutsch-französischen Krieges durch das Schicksal von Straßburg und Metz be siegelt? Nicht im geringsten! Weder von einer ent scheidenden Niederlage, noch viel weniger von einem ent scheidenden Siege kann hier die Rede sein. Moralisch und politisch mag der Fall der mantschurischen Festung eine Katastrophe für Rußland bedeuten. Vom strategischen Gesichtspunkte betrachtet, verliert das Ereignis erheblich an Bedeutung. Die russische Heeresleitung mußte seit den Niederlagen bei Wasangku, wo Stackelbergs Ent setzungsversuch scheiterte, und bei Tcrschikiao, wo die Russen endgültig nordwärts zurückgetrieben wurden, mit der Uebcraabe von Port Arthur rechnen. Nach den; fehlgeschlagenen Durchbruchsversuch des Geschwaders von Port Arthur hatte die Festung für deß Landkrieg nur hoch miofern eisten sirategrfchen Wert, in dem sie eine feindliche Armee von 100 000 Mann immobilisierte. Vom kriegstechnischen Standpunkte be ziffert sich der Verlust der Festungsstadt allerdings wegen des ungeheuren Wertes der fortifikatorischen Land- und Wasserbauten, des Arsenals, der Maschinen, der Geschütze, der Rohstoffvorräte, der Dock- und Molenbauten, der be tonierten Hohlräume, der Torpedo-Armierung, der modernen Fort- und Festungsartillerie, der Eisenbahn und der Armierung der Vorwerke, endlich der öffentlichen Gebäude, der Vorräte aller Art, der Waffen und Munitionen, auf rund 5 Milliarden Franken. Doch fällt dieser Verlust nicht schon jetzt in die Wagschale, denn der Krieg ist noch unentschieden und höchstens mit ber Erobe rung Port Arthurs durch die Japaner in eine neue Phase eingetreten. Eine entscheidende Wendung kann nur der Landkrieg bringen, und auf diesen wird der Fall von Port Arthur ohne jeden Einfluß bleiben. Trotz des er schütternden Charakters des Ereignisses ist es in strategi scher Hinsicht nicht so bedeutend, wie die Aufgabe beS Hafenplatzes von Jnkau-Niutschwang durch die Russen, bas eine wichtige Basis für bie Verproviantierung des russischen Heeres bildete. Wir haben somit nur eine weitere dramatische, tragische Phase des ostasiatischen Kriegsdramas zu verzeichnen. Die Folgen für den Seekrieg. ES wäre vollständig verfehlt, wollte man in der Ein nahme von Port Arthur nur die politische und moralische Tragweite und den geringen Einfluß dieses Ereignisses auf den Landkrieg ins Auge fassen. Der japanische Revanchegedanke, der durch den erzwungenen Verzicht auf Port Arthur aufs tiefste gekränkte Nationalstolz, ist be friedigt, und außerdem hat die mit grenzenloser Energie und fanatischer Opferfreudigkeit und Begeisterung durch geführte Eroberung von Port Arthur eine bedeutende Abteilung Kerntruppen aufgerieben, den Mut der java nischen Truppen und das nationale Selbstbewußtsein auf der einen Serie, und den Kredit und das Ansehen Japans im Auslände auf der anderen Seite, noch erheblich ge- sichert. Der Hauptvorteil, den die Einnahme von Port Arthur den Japanern bringt, ist jedoch die Tatsache, daß ihnen auf eine jedenfalls längere Zeit die Secgewalt in Ost- asien in die Hände gegeben ist. Ohne Port Arthur wäre dies unmöglich gewesen, denn die Flotte derjenigen Macht, die die Herrschaft zur See im äußersten Osten führen will, muß als Stützpunkt über einen eisfreien .Hafen verfügen, der technisch so eingerichtet ist, daß er der Flotte dauernden Schutz und stets Gelegenheit zur Instandhaltung und Ausbesserung bieten kann. Außerdem ist nun auch gar nicht abzusehen, wie daS russische Baltische Geschwader in der Lage sein will, Japan die Seeherrfchast zu entreißen. Ohne Port Arthur ist dieser Flotte vollständig jede Möglichkeit genommen, irgend eine ernste Rolle nach mehrmonatiger aufreiben der und die Schiffe nebst Maschinen abnubender Fahrt zu spielen. Denn Wladiwostok ist vielleicht geeignet, als Ausgangspunkt für kühne, Fahrten schneller Kreuzer zu dienen, ist aber Monate hindurch vom Eise eingeschlossen und außerdem viel zu weit vom eigentlichen Kriegsschau plätze entfernt, als daß hier stationierte Schiffe zur rechten Zeit in die Ereignisse des Gelben Meeres ein- greifen können. Ueberdies ist die dazu zu passierende Meerenge von Korea leicht durch weit geringwertigere japanische Fahrzeuge gegen eine Durchfahrt russischer Schitte von Wladiwostok her zu verteidigen. Das verlorene Prestige, die gefallenen General«, Admirale und Mannschaften, die in den Grund gebohrten Panzerschiffe, Kreuzer und Torpedoboote, die in Trüm mer geschossenen Festungswerke können wieder ersetzt, durch ein« glückliche Landschlacht kann früher oder später auch das russische Nationalbewußtsein wieder gehoben werden — das alles aber kann den Ruffen ihre Stellung vor dem Kriege nicht wiederbringen. Nur eine über mächtige russische Kriegsflotte könnte dies ostasiatische Gibraltar wieder erobern. Welche Opfer und wie lange die Besck-affung einer solchen Flotte aber noch bean spruchen wird, braucht keiner Erwähnung mehr, wenn man nur die Schwierigkeiten betrachtet, die der Baltischen Flotte erwachsen würden. Die Japaner werden bis dahin die Festungsfront im Norden und Westen verstärkt und für ein russisches Landheer uneinnehmbar gestaltet haben, lvenn überhaupt die Halbinsel von Port Arthur unter spanischer Herrschaft für ein Landheer noch zugänglich bleibt. So lange die japanische Kriegsflotte die See be herrscht, wird sie in der Lage sein, die Landenge von Kintschou von zwei Seiten mit ihrem Feuer zu bestreichen und jedem Landheere den Vormarsch gegen die Festung zu verwehren, während im heurigen Kriege die japa nischen Kriegsschiffe den japanischen Truppen die Land enge durch ihr Feuer gangbar machen. Port Arthur kann kaum anders wiedererobert werden, als indem eine russische Kriegsflotte in solcher Uebermacht vor dem mantschurischen Kriegshafen erscheint, daß sie beim ersten Anprall die javanische Flotte vollständig ver nichten kann. Bis diese Voraussetzung jedoch in Er füllung gegangen und eine russische Armada von solcher Stärke auslaufen kann, werden wohl noch Jahre ver gehen müssen. Das aber darf nicht vergessen werden, daß nicht die japanische Flotte und das Kriegsglück allein, sondern — und dies in allererster Linie — auch die Imponderabilien der Politik und die Noten des europäischen Konzertes für den Besitz der Herrschaft im äußersten Osten in Betracht kommen. Hanptereigniffe der Belagerung. Mit dem Namen Port Arthurs, vor dessen Hafen in der Nacht vom 8. zum 9. Februar der Admiral Togo die russischen Panzer „Retwrsan" und „Zessare- witsch", sowie den Kreuzer „Pallada" demolierte, wurde die Geschichte des russisch-javanischen Krieges eingcleitet; mit dem Namen Port Arthurs waren auch die ersten großen Schicksalsschlägc, der Untergang des Minenlegers „Jenissei" und der des Admiralschiffs „Petropawlowsk", auf dem Admiral Makarow unterging, verbunden. Schon am 12. Mai war Port Arthur von jederVerbi.n- l'ung abgeschlossen, nachdem Togo die Hafen einfahrt für größere Schiffe gesperrt hatte und außer Oku auch die dritte Armee unter Nogi bei Pitsewo auf der Liaotunghalbinsel, in nächster Nähe von Port Arthur, gelandet war. Nach fünftägigen Kämpfen bei Kintschou, am Nanfchanberg, nahmen die Japaner am 26. Mac im Sturm die Stellungen des russischen Generals Fock; sie hatten 744 Tote, 3560 Verwundete, jedoch der Weg nach Port Arthur stand ihnen frei. Am 31. Mai nahm Nogi Dalny, das er als Operationsbasis einrichtete, und drängte die Russen nach Port Arthur hinein, wo Stössel etwa 25 000 Mann befehligte. Die Niederlage deS mit 32 000 Mann zum Ersatz geschickten Generals Stackel- berg ereignete sich in den Tagen vom 12. bis zum 14. Juni. Am 10. August opferten die Russen ihr Port Arthur-Geschwader. Die Panzer „Poltawa", „Ssewasto- pol", „Pereswjet", „Pobjeda", „Retwisan" und „Zessare- witsch", die Kreuzer „Askold", „Diana", „Pallada" und „Nowik" und acht Torpedoboote brachen unter dem Admiral Witthöft aus. um sich mit dem Wladiwostok- Geschwader zu vereinigen, und wurde von den Japanern mit 6 Schlachtschiffen, 11 Kreuzern und 30 Torpedo- booten zersprengt. Äm 19, bcz. 21. und 24. August unternahm die japanische Landarmee einen Gesamt angriff, der mißlang; selbst Nogi hatte nach der „Daily Mail" entnommenen Auszügen, den englischen Bericht erstatter, dessen Ankunft damit zusammenftel, mit den Wor ten begrüßt: „Sie haben Glück, Sie kommen nicht zu spät, nicht zu früh, gerade rechtzeitig, um dem Schlußakt un- serer siegreichen Unternehmung beizuwohnen." Nun ärgerte Nogi seinen Angriffsplan: er begann den be lagerungsmäßigen Angriff mit langsam vorschreitenden Deckungen. Bedeutende Verstärkungen gestatteten ihm, die Lücken der Truppen durch 16 000 Mann Infanterie wieder zu ergänzen, und dem artilleristischen Angriff durch 20 Marinegeschütze von 12 Zentimeter, 6 von 15 Zentimeter und 18 Haubitzen von 24 Zentimeter mehr Nachdruck zu neben. Dies war dringend notwendig, denn die russische Artillerie hatte indessen die Lage der meisten Angriffsbatterien festnestellt und die Ueberhand gewonnen. Die Gewißheit einer baldigen Katastrophe wollte nach der Schlacht bei Liaojang nicht mehr weichen; sie wurde endgültig, nachdem am 8. Oktober Kuropatkin, der zur Rettung von Port Arthur vom Zaren den Befehl energischer Offensive empfangen hatte, den Schaho über schritt, und als nach sechstäqigen Kämpfen bei Jentai diese Offensivbewegung gebrochen ward. Die wesent lichsten Fortschritte der Javaner im letzten Teil der Be lagerung waren die am 23. September erfolgte Besetzung der Lünette Kuropatkin, des 2 Meter vor der Hauptver- teidigungslinic belegenen Trinkwasserreservoires, am 30. November die Eroberung des 203 Meter-AügelS, die Beschießung der neuen Stadt, die Demolierung der im Hafen befindlichen russischen Schiffe, am 28. Dezember die Besetzung deS Forts Erlungschan, worauf die Be setzung von Sungschnschon und die der anschließenden Forts gefolgt sind. Noch zweimal sollten sich die russi- scheu Verteidiger zu einer deftigen Gegenwehr aufraffen, bei der, Verteidigung von Ostkikwanschau am 18. Tezbr. und bei der Verteidigung der Kreuzbergposition am 22. Dezember. Damit war aber auch die Spannkraft erschöpft gewesen. Die Verteidiger von Erlungschan scheinen auch das Fort im eiligsten Rückzug verlassen zu haben, denn sonst nxiren nickst 48 Geschütze von den Japanern erbeutet und 600 Mann gefangen worden. Unter den eroberten Geschützen befinden sich dreißig 37 - Millimeter - Schnellfeuer- und zwei Maschinen kanonen. die zur Armierung der Kasematten und der kasemattierten Traditoren Verwendung zu finden vflegen. Die stürmenden Japaner bestanden nur auS Infanterie. Die Vertreibung der Russen auS den voll ständig gedeckten kasemattierten Räumen dürft« nur da durch ermöglicht worden sein, daß die japanischen Pio niere Dynamitminen an die Eingänge legten und sie zur Explosion brachten. AuS allen diesen Umständen hatte schon die „N. Fr. Pr " im Zusammenhang damit ge- urteilt, daß das moralische Element der Verteidiger durch die monatelange Belagernng bereits stark erschüttert sei und daß der kraftvolle Widerstand abzuflauen beginne Gin Vergleich mit Sebaftepel. Lehrreich ist ein Vergleich der Belagerung von Port Arthur mit der Belagerung von Sebastopol, dem bisher imponierendsten Beispiel aus -er Kriegsgeschichte Ruß lands. Am 14. September 1854 sind die Verbündeten in der Krim bei Eupatoria gÄandet, imd schon am 16. Oktober begann die Beschießung und man kämpfte mit Sappe und Mine, und wiederholt kam es zwischen der 174 00 Mann starken Armee der Verbündeten und den belagerten Russen zu ernsten blutigen Kämpfen. Schon am 8. Juni 1855 fand -er erste Sturm auf die entscheidende Position deS Malakow statt, der aber zurück- gewiesen wurde. Erst am 8. September gelang eS, nach einer furchtbaren Beschießung, diesen Schlüssel der Festung einzunehmen und dieselbe hierdurch zur lieber- gäbe zu zwingen. Sebastopol hatte sich ein Jahr, weniger fünf Tage, gehalten. Rechnet man die Ab schließung Port Arthurs vom 12. Mai ab, so haben die Japaner zu ihrem Erfolg« acht Monate, weniger zehn Tage gebraucht. * * * Ueber die letzten Kämpfe sendet, «ach einer Depesche der „Voss. Ztg.", der Berichterstatter des „Daily Expreß" unterm 1. d. M. folgendes Telegramm aus Tokio: General Nogi hat blitzschnell einen glänzenden Ge brauch von der Einnahme des Forts Erlung gemacht. Zwischen den Japanern und Port Arthur lag nur noch eine einzige wichtige Befestigung, das Fort Sungschu. Auf dieses wendete er die Geschütze, die die Russen bei ihrer Flucht auf Fort Erlung zurückgelaffen hatten. Gestern morgen in aller Frühe befahl Nogi, zum Sturm angriff überzugehen. Gleich darauf wurde durch eine be täubende Explosion die Brustwehr des Forts Sungschu teilweise in die Lust gesprengt. Die Infanterie der rech ten Mittelkolonne stürmte durch die Bresche, wie üblich mit Hirschfängern und Handgranaten be waffnet und trieb die B-satzung in die Flucht. Eine Stunde nach der Explosion war daS Fort in den Händen der Japaner. Ein Teil der Besatzung flüchtete nach einer Anhöhe im Süden des Forts und sprengte unterwegs einige Minen, die jedoch den Angreifern nur wenig schadeten. Hunderte von den Ruffen wurden unter herab- fallendem Mauerwerk begraben. Viele lebten noch und ihre heiseren Schmerzensschreie waren deutlich hörbar. Die Japaner retteten, wre von uns bereits gemeldet, über 160 Russen aus -en rauchenden Trümmern, und boten ihnen an, sich zu ergeben, waS sie auch gern taten. Die Gefangenen berichteten, daß noch über 150 Mann von dem Mauerwerk verschüttet worden seien. Die Ret- kung der Unglücklichen »nar aber unmöglich. Heute mor gen um 7 Uhx nahm die Infanterie das H-Fort und ein« neue Stellung der Panlungschnn-FortS ein, wodurch die Japaner alle Forts in der Richtung nach Norden und Nordosten in ihre Gewalt bekommen haben. Bei allen diesen Erfolgen waren ihre Verluste sehr gering. Durch Einnahme des Sungshuforts ist das einzige furcht- bare Festungswerk beseitigt, daS noch zwischen den Ja panern und den Straßen nach Port Arthur geblieben war. Die Japaner haben die Eisenbahn, die die Russen kür ihren Rückzug erbaut haben, zerstört. Es dürsten jetzt nur noch drei wirksame Forts in den Händen der Ruffen bleiben. Jeder Augenblick kann die Kunde bringen, daß Port Arthur gefallen ist." kxgoiivernE lleutwein. So lange nun der Streit in der Presse darüber tobt, ob die Politik des Obersten Leutwein berechtigt gewesen sei oder nicht, haben wir uns stets — um einen vielzitier- ten Ausdruck des Kanzlers zu gebrauchen — einer „voll kommen loyalen Neutralität" befleißigt. Wir waren und sind der Ansicht, daß sich eine Nation, die Männer von persönlichem Wagemut und weitausgreifender Initiative erzeugen will, sorglich davor hüten muß, bei Mißerfol- gen, die niemals zu vermeiden sind, nach einem Sünden- bock zu suchen, ein „Kreuzige!" zu rufen und nach der Unart der Griechen und Franzosen einem einzelnen Manne zur Last zu legen, was nur zu ost die Schuld der ganzen Nation ist. Fruchtbarer ist es jedenfalls, an die Brust zu schlagen und den Balken im eigenen Lug« zu sehen, als sich einer bequemen Splitterrichterei hinzu- geben. Wenn die Männer, die in dem aufreibenden un gefahrvollen Kolonialdienst nicht nur ihr Leben aufs Spiel setzen, sondern auch bisweilen das dem Tatenfrohen besonders unerträgliche Siechtum auf sich nehmen, das manche der dort grassierenden Erkrankungen erzeugen, so müssen sie wenigstens derSympathien deSVaterlandes sicher sein, müssen dessen sicher sein, daß ihnen nicht jeder Irrtum, jede Schlappe übelwollend auf das Kerbholz ge- schrieben wird. Eine Nation muß dem Beispiele -es Schillerschen Königs Philipp folgen, der den Admiral Medina Sidonia »ach dem Verlust der Armada gnädig und mit gefaßter Würde empfängt, nicht aber mit keifen den Vorwürfen. Dieser Auffassung entsprechend haben wir immer gewähnt, den Obersten Leutwecn erst zu hören und ihn dann zu beurteilen und haben jede persönliche Polemik tunlichst aus unseren Betrachtungen aus geschaltet. Jetzt hat nun aber der Oberst in Hamburg wieder -en deutschen Boden betreten und ist, als er kaum den ersten Atemzug in vaterländischer Luft getan hatte, be- reitS von Interviewern bestürmt worden. Wie es scheint, war ihm diese Eilfertigkeit nicht unangenehm, denn er hat sich ziemlich ausführlich über seine Politik und die Zukunft unserer Kolonien ausgesprochen. Oberst Leut- wein beharrt auch jetzt noch cutt einer Ansicht, die -em seligen Jean-JaaueS Rousseau entnommen zu sein scheint. Seiner Urberzeugung noch sind die Eingebore-
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