Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050105020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-05
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe 89. Jahrgang. Nr. S Donnerstag den 5. Januar 1905. Aunshmeschlust für Nnzetge«: Abend« Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Der Diener de« Hotel Bristol hatte Lord Burton ver sichert, das; dessen Korb mit Orchideen, sowie die Karte vor einer Stunde eingetroffen und auf Zimmer Nr. 12 gesandt worden waren. Jetzt wartete er im Empfangs- zimmer, seinen tadellosen Hut mit seinen Handschuhen glättend. In ein anschmiegendes, weites Gewand gekleidet, trat Claire Ashton ins Zimmer. „Sehr liebenswürdig von Ihnen, Lord Burton; die Blumen sind wirklich entzückend", begann sie, ihrem Be sucher nach amerikanischer Art herzlich die Hand schüttelnd. BurtonS Lächeln war beinahe zärtlich, als ihm ihre sanften Augen alte Zetten ins Gedächtnis zurückriefen. „Ich muß um Verzeihung bitten", sprach er befangen. „Ich bin so sehr beschäftigt — wissen Sie —" — Die gewöhnliche Lüge! Claire AshtonS Augen schienen ihm bis in die innerste Seele zu dringen. „Ich freue mich s o sehr, Sie wieder zu sehen", er widerte sie einfach. „Wir waren doch immer so gute Freunde — Kameraden. Bitte, halten Sie sich nicht so von unS zurück." Vor BurtonS Geist standen alte Zeiten — besonders ein unvergeblicher Lag — und als er dem Mädchen da Vez«8»-PniS t» der Hauptexpeditto» oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich 8.—, bet znxtmaltßrr täglicher Anstellu», tnS H«D 8.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.LH für dir übrigen Länder laut Zeitmeq-prei-ltfi». „Vorbei! — Vorbei! Aber einen Pflicht ¬ besuch werde ich nicht umgehen können. — Ja — ich werde ihn schon diesen Nachmittag machen — vorher ein paar Blumen hinschicksn — dann ist'L vorbei —" Rasch machte er sich an die Erledigung der „lang weiligen Geschäftsbriefe", wie er sie nannte. Früher war er mit Leib und Seele bei der Sache gewesen, — jetzt schien ihm das alle« unsäglich fad. Wa« kümmerten ihn die Geschäfte des Kriegsministeriums? Was lag ihm daran, ob es Krieg gab im Osten oder irgendwo anders? Er legte die Feder zur Seite und träumte über seine Zigarre: „Ob s wohl noch zu früh wäre, eine Karte für Mts. Hamilton abzugeben?" Dann fühlte er in seine Lasche. Heute kam er auch nicht mit leeren Händen. — Uebcr den Abgrund vergangener Jahre, woraus ihm Claire« saphirblaue, siche Augen entgegenleuchteten, funkelten ihn zwei schwarze Augen an wie schloarze Brillanten, und der Widerhall einer weichen Stimme entzückte sein innere« Ohr: „Dann bin ich für Sie zu spreälen — und nur für Sie!" Er ging in seinem Arbeitszimmer auf und ab, zerbiß nervo« sein« Zigarre, riß das Fenster auf und blickte hinunter auf einen häßlichen, asphaltierten Hof und auf ein vi«-ü vi« von Backsteinmauern. „Ich will mit dem Alten sprechen und mir einen Lag Urlaub nehmen", dacht« er. „Dann schicke ich Claire die Blumen und — und — und —" Br hatte nicht den Mut. den Gedanken auszudenken, der sein sehnsüchtiges Herz erfüllte, — „und gebe das DingS ab. Nachher mache ich eine Spazierfahrt im schlafen, hatte keinen Schlaf finden können in Er- Wartung de« kommenden Tage« und — Mrs. Hamiltons. Auf seinem Schreibtisch« lagen eine Anzahl Geschäfts» bncfe und Zeitungen, und obenauf ein zierliches, couver- tiertes Billett mit dem Namenszuge C. A. in einer Ecke. Nachdenklich betrachtete Burton einen Moment lang den Brief, ehe er ihn aufbrach. „Eigentümliche« Zusammentreffen! Von Claire — grade heute!" meint« er dabei etwa« wehmütig. Dann las er: „Hotel Bristol. London, Juli 20. 1908. Mein lieber Lord Burton! Jetzi sind wir bereits vierzehn Tage in London, und Sie haben unS noch immer nicht besucht! Sind Sic krank? Denn ich kann nicht annehmen, daß Sie Ihre alte Jugendfreundin absichtlich vernachlässigen — ganz abgesehen von Bruder George. Haben Sie denn nicht einen Augenblick übrig für ein Mädchen, da« — nun, das Sie um Ihren Besuch bittet? In Amerika war eß anders! Wann kommen Sie und erfreuen Ihre Claire Ashton?" „Arme Claire!" kam e« leise über BurtonS Lippen. Er las viel mehr au« dem Briefe heraus, als in den Zeilen stand. Die Tore der Vergangenheit öffneten sich und zeigten ihm ein ernstes, mädchenhafte« und doch so energisches Gesicht voll freudiger Begeisterung, wenn eS galt, für irgend etwas zu kämpfen. — für da« geistige Recht der Frau, für daS materielle Recht der Arbeiter und Armen. Anzeigen find stet» an die Expedition z» richten. Grtra-Veilage« <xur mit der Morgen- An»gab«) »ach besonderer Vereinbar««-. Die ExpedMa« ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 biS abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pnlz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Klinkhardt). Aetzakttsn un» Srpc»Uwn: 1L8 Fernsprecher L22 JohanntS-afst 8. Hanpt-Nlinle Dresden: Matten straß« 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Hsupt-Stltslt Berlin: CnrlDnnck et, Herzgl.Bayr.Hofbnchbandlg Lktzowsiraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603). Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2S Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen. GeschästSanzeigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Tarif. Di« «gespaltene ReNamezeile 75 Anzeiger. Amtsblatt -es königliche« Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nate« -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Der Aukrtana i« ZSavertattitls. Offizierersatz für -i« Schsstztvasppe. Im Monat Januar 1905 scheidet abermals eine Anzahl von Offizieren aus dem Heere aus, um als weitere Ver stärkung der Schutzlruppe für Südweftasrika in dieser an gestellt zu werden, und zwar 27 Offiziere und 3 Sanitäts offiziere. Bon diesen fallen auf das preußische Kontingent 24 Offiziere und die Sanitätsoffiziere s2 Oberärzte, 1 Assistenz- arzt), auf das bayerische Kontingent 2 Offiziere und auf das sächsische 1 Offizier. Sie werden verwendet bei der 3. lProviant-sKolonnenabteilunz bei der 2. und 3. Etappen- Kompagnie, beim Pferdedepot Süd und ein bei der Lutt- schiffer-Abteilung ausgebildeter Offizier beim KunkeNtele- graphen-Tepartement. Auf die einzelnen Waffengattungen verteilt, gehören zur Infanterie 9, zur Kavallerie 5, zur Feld artillerie 8, zu den Pionieren 2 und zum Train 3 Offiziere: nämlich Infanterie 2 Hauptleute, 2 Oberleutnant-, 5 Leut nants: Kavallerie 1 Rittmeister, 1 Oberleutnant, 3 Leut nants: Jeldartillerie 2 Hauptleute, 2 Oberleutnants, 4 Leut nants: Pioniere 2 Leutnants; Tram 1 Oberleutnant, 2 Leutnants. Au» dem Bericht der Entschädigung»« komuiisfis«. Nach dem zweiten Bericht der Entschädigungskommission für die Ansiedler in Südwestafrika ist, wie bereit« kurz er wähnt, bisher im ganzen (einschließlich des in dem Berichte vom 21. August erwähnten Betrages) auf Grund von 177 An meldungen ein Schaden von 3 134 651.34 .tl festgestellt worden, abgesetzt ist von diesen Anmeldungen der Betrag von 96 581,80 Mark, also rund nur 3 Prozent. Aussichtslose Anmeldungen werden von den Geschädigten bei ihren Vernehmungen meist freiwillig zurückgezogen: solche zurückgezogenen Beträge sind in dem eben erwähnten abgesetztcn Betrage nicht mit enthalten. Trotz dieses Umstandes bleibt der bisher festaestellt« Schadens betraa nur unwesentlich sowohl hinter den Anmeldungen, als auch hinter den im April vom Gouvernement einaeforderten Vorläufigen Anmeldungen zurück. Auch nach den bisherigen Feststellungen entfällt mehr als die Hälfte deS Schaden- auf den Viehverlust. Auf den bereisten Plätzen war ferner «in gröberer Gebäudeschaden festzustellen. Einige größer« Ge- Park" — redete ec sich selbst ein. Fünf Minuten später betrat er mit einer Miene, der man seine innere Er regung nicht ansah, das Privatzimmer des „Alten". russische Freiheit!" Die Zuhörer lackten, schwenkten ihreHüte und Mützen und riefen donnernd Hurra! Dann nahm ein alter Mann, der an Leo Tolstois Bildnisse erinnerte, daS Wort und erklärte, wenn auck Russen die Japaner hochleben ließen, seien sie doch nicht unpatriotisch. „Denn", rief er, „wir Haffen den Zaren nicht, wir verabscheuen nur die bureaukratische und tyrannische Regierungsform. Wir ver langen nur nach der Freiheit deS russischen Volkes und je siegreicher die Japaner sind, desto besser für die Sache der Freiheit in Rußland. Die Japaner können Ruß land nichts anhaben, denn eS ist zu groß, als daß man ihm ernstlich etwas anhaben könnte; ihre Siege aber werden zu der friedlichen Umwälzung in Ruß land führen, die wir alle ersehnen." Eine ähnliche Kundgebung gegen den Zaren fand nach einer New Norker Laffanmeldung am Montag abend in der Akademie für Musik statt, wo die Aufführung eines Melo- dramas stattfand, das die Metzeleien von Kischin e w zum Gegenstand hat. Bei dem einleitenden Aufzuge „Sibirien" brach die ganze Zuhörerschaft in laute- Toben gegen den Zaren aus. Nach dem letzten Aufzuge wurden dem Verfasser des Stückes große Huldigungen gebracht. Die ^ütwirkenden Schauspieler wurden durch den Inhalt des Stückes so in Aufregung versetzt, daß einem Schauspieler bei der Vorstellung der Schreckenssrenen die Hand fast vom Arm getrennt wurde, so daß er ins Krankenhaus geschafft werden mußte. Da» Varear» Aeutev füv -a» Auswärtige Amt. Reuters Bureau gibt daS folgende Dementi auS: Die in russischen Blättern verbreitete Meldung, wonach britische Kriegsschiffe den Geschwadern der Baltischen Flotte nachsahren, ist durchaus unbegründet. Die Behauptung, daß die britischen Schiffe Befehl hätten, Japan die Gegenden mitzuteilen, wo sich die russischen Schiffe befinden, kann nur al- müßige Erfindung bezeichnet werden. geworden war, eh« der tapfere Kommandant sich dazu ent- schließen konnte, die Waffen zn strecken Niemals vorher hatte die Zeitung, die nur die Truppen begeisternde Artikel bringen durfte, Hoffnungslosigkeit durchblicken lassen. Wahrscheinlich war es Stöffel selbst, der eine Aenderuna deS Tones ini letzten Augenblick für nicht unangebracht hielt. Besonders er- greifend ist die Schilderung de- letzten Schiffes deS russischen ostasiatischen Geschwader-. General Stössel, der seit dem Verhängnis- vollen Kampfe vom 10. August die Flotte fast ganz mit Stillschweigen überging, lobt nun zum Schluß die Tapferkeit der..Sewastopol" und ihre» Kapitän- Esten. Die russische Zeitung sagt über die furchtbaren Kämpfe an Land: „Die Brustwehr des 203 Mrter- HSaelS wurde durch 800pfündtge Granaten gehämmert, die selbst Felsenspalten zersplitterten und dir durch 18zölligen Stahl durch- schlugen, al« sei es Papier. Wer. außer der Vorsehung, kann uns vor diesen Donnerkeilen retten?" Diese Frage beantwortet da- Blatt sodann selbst, indem eS verzweifelnd sagt: „Wir erwarten die Baltische Flotte nicht. Wir erwarten keinen Entsatz, aber wir können kämpfen bi- zum Tode. ES ist unmöglich, zn beschreiben, waS Port Arthur durchwacht, aber Rußland wird erfahren, was seine Söhne gelitten haben. Selbst wenn menschlicher Genie die wahren Leiden Port Arthur- nicht zu malen oder zu beschreiben vermag. Dt« Zeitung beweist zur Genüge, daß General Stöffels KapitulaiionSentschluß sicherlich nicht verfrüht war. Eine A«-e Log»» an sein« gefallenen Aameva-en. Bei der Gelegenheit einer Gedächtnisfeier, die am 3l. Dezember in Tokio für die Offiziere und Mannschaften der Flott« abgehalten wurde, die bei dem Kampfe um Port Arthur geblieben sind, redete Admiral Togo die Geister seiner Kameraden in einer Weise an, die Europäer merkwürdig berühren wird. Er stattete ihnen sozusagen Bericht ab und sagte folgendes: ,,Wena ich vor Euren Geistern stehe, so fällt es mir schwer, meinen Gefühlen Ausdruck zu geben. Eure Persönlichkeit ist mir noch frisch im Gedächtnis. Eure körperliche Existenz hat auf- gehört, aber Ihr schiedet von der Welt in tapferer liftfüllung Eurer Pflicht und infolgedessen ist die Flotte deS Feindes aus dieser Seite des Erdballes vollkommen unbrauchbar gemacht worben. Unsere vereinten Flotten bleiben im unbestrittenen Besitz der Ser. Ich bin überzeugt, daß diese Nachricht Euch Geistern Frieden und Rude bringen wird. Es ist meine an genehme Pflicht, die Gelegenheit meiner Gegenwart in der Haupt stadt wahrzunrhmen, wohin mich der Kaiser gerufen hat, um den Geistern derjenigen, die ihre irdische Existenz für ein so großes Resultat opferten, unstre Erfolge zu melden. Diesen Bericht statte ich hiermit in aller Demut in eigener Person ab. Heihatschiro Togo, Admiral der vereinigten Flotten." De* Fall i-ert Arthur» ««- -le Verbannten. Wie der Fall Port Arthurs in einem russischen Verein Londons ausgenommen wurde, darüber weiß «in Mit arbeiter der „Daily Expreß" zu melden, dessen Aufmerksam keit in einem der ärmeren Fremdenviertel Londons durch großen Lärm rege gemacht wurde, der aus einem verwohnten, ehemals vornehmen Hause auf die Straße herausvrang. Unternehmend und neu gierig, wie die Mitarbeiter der neuen wohlfeilen Blätter find, drang nach einem Bericht der „Köln. Ztg." der junge Reporter, der in dieser Gegend nach Stimmung Umschau hielt, vhne Umstände in daS Hau« ein und fand sich bald inmitten einer aufgeregten Menge von etwa 150 Russen, die sich sehr stürmiM über anarchistische Schriften aus- einandersetztrn, die ^einige VereinSmitglieder von dieser Parteirichtung auf den BereinStischen ausgelrgt hatten. Obschon die meisten der Anwesenden Flüchtlinge und daher durchaus schlecht auf die russische Regierung zu sprechen waren, wollten sie dock von anarchistischer Pro paganda durchaus nicht- hören, sondern verlangten zornig und dringend die Ausstoßung der Anhänger dieser Rich tung. Schließlich kam eS auch zum offenen Kampfe, und di« Mehrheit der freisinnigen Reformer ging den Anarchisten tätlich auf den Leib, nahm sie beim Kragen, drängte sie nicht ohne Hiebe bis an dir Tür, die dabei fast in Trümmer ging, und warf sie in die naßkalte» un wirtliche dunkle Außenwelt hinaus. Dann sammelten sich die Sieger im Kampfe um eine« ältlichen, wohlgekleideten Mann, der nach Silentium rief, und als alles lauschte, in die Worte au-brach: „Kinder, es leben dir Japaner und die dvgae, wiederholt den dringenden Rat der anderen hohen Offiziere abgelehnr. Er batte seinem Kaiser versprochen, nie zu kapitulieren, und wollte Wort hatten. Die Offiziere, die sich nach Tschifu retten konnten, sind überzeugt, nur der Mangel an Munition habe Port Arthur zu Falle ge bracht. Monatelang wurde die Festung nur mit dem Bajonett gehalten. Auch der „Matin" meldet auS Mukden, daß Stöffel, al« er im November erfubr, da« baltische Geschwader sei in Libau» Kurvpatkin in Liaojang, sich wie ein Verzweifelter grberdete. Der „Daily Telegraph" meldet aus Tschifu, General Stössel liege krank zu Bett, General Sm yrnow hab« mit Stöffels Genehmigung den Vorschlag der Ueber- gabe gemacht. Dl« Lermiire. Am heutigen Tage findet, wie da« Bureau Reuter au- Pvit Arthur meldet, dir Räumung der Festung statt, der formelle Einzüg der Japaner am 8. Januar; am 10. wird ein Festmahl die japanischen Offiziere in der Stadt vereinigen. Der Re«terk»rrrsp»«-ent bei -er S. japanischen Arenee meldet vom 3. Januar, daß die ganze Garnison und alle Nichtkombattanten am Mittwoch au« der Stadt nach dem Dvrfr Japuthwie» nahe der Küste an der Taubenbucht, ausmarschieren sollen. Bon diesem Ort werden die Offiziere nach Dalny gebracht, von wo sie hinbefvrdert werden, wohin sie wünschen. Die Kriegsgefangenen werden so lange in der russischen Kaserne in dem Dorfe bleiben, bis sie nach Dalny und von dort nach Japan ge bracht werden können. So hat Japan die größte russische Burg im fernen Osten nach fünf monatiger Belagerung gewonnen, wobei es mehr als 50 000 Mann verloren hat. Die russischen Teilnehmer an den Ürbergabeverhandlungen waren der Ebes de« Stabe« Oberst Reiß, Generalstabsarzt Balrscheff, Oberst Bestock, zwei andere Stabsoffiziere und zwei Dolmetscher. Die Uebergabe kam den Japanern überraschend, weil die verzweifelte Entschlossen heit Und di« Tapferkeit des Feinde« selbst bet den letzten Stürmen anzudeuten schien, daß der Kampf bis zu seinem bitteren Ende geführt werben würde. Die Japaner glaubten, die Stellungen könnten erst in einem Monat genommen werden. Nach anderen Londoner Berichten fraternisierte» die Delegierte« bald nach Beginn der Unterhandlungen. .Ein Tisch im großen Adlernest-Fort war mit Wein und Speisen gedeckt. Die Delegierten sprachen zu einander zuerst mit großer Höflichkeit, dünn in zwanglos kameradschaftlicher Weise. Die eigentliche Diskussion erlitt häufige Unter brechungen durch gegenseitige Elogen. Bald stellte sich heraus, daß die ursprüngliche Bezifferung der wehrfähigen Bemam nung der Fest« ng auf 4- oder 5000 Mann falsch sei, denn die Mehrheit derselben ist halbkrank oder leicht verwundet. Zu letzt waren keine 3000 Mann mehr imstande, das Gewehr an dir Wang« zu halten. Krankheit und Hunger rafften sehr viele weg, die von ver Kugel verschont geblieben. Der Typhus grassierte und neben ihm eine skorbutartige Krankheit, welche zur Lockerung und zum Ausfallen der Zähne führte. Dt« Vts<h«-i-»ng -er russische« SxttSler. Auf General RogiS Schreiben an General Stössel, worin erklärt wird, daß die Beschädigung der russischen Spi täler Nr. 6, 9 und 11 in Port Arthur durch japanische Bombe« lediglich der Schad hastig leit der Belagerungs kanonen zuzuschreiben sei, hat dir russisch« Regierung die französische um Urbermittelung einer Protestnote in Tokio ersucht, die, den Haager Beschlüssen gemäß, von Japan Entschädigung für 2 verwundete Spitalärzte, mehrere Wärterinnen und zahlreiche Kranke verlangt. Am» -en letzten Nurnmnrn -er „Nowi Ar«i". Die nach Tschifu entkommenen Russen haben einige der letzten Nummern der in Port Arthur entschlossen dis zum Ende der Belagerung «eiter erscheinenden Zeitung ,Rowi Krai" mitgebracht. Li« Nummern find vom 24 und LL. Dezember datiert und kaffen deutlich erkennen, wie schlimm die Lage der Festung Liese N»««er kostet IAA» auf ollen VatmdSfen und III s bet den Zettungs-Berkäustrn ^! Var lvichtigrir vom rage. * Jnfant Don Carlos von Spanien wird mit vier Offizieren de« Numancia-Regiments und einem dega- tionsrat am 23. Januar nach Berlin abktise«. * Die RrichStagSersatzwahl in Hof findet am 14. Februar statt. * Heute Morgen verunglückte der Güterzug 8510 Leipzig-Magdeburg auf Bahnhof Delitzsch, der Zug führer ist schwer verletz:. sS. Sachs. Umg.) * Da« Eisgradierwerk in Koburg stürzte heute früh ei» und begrub 8 Arbeiter. (S. Sachs. Umg.) * Der Schnellzug Heidelberg—Frankfurt über rannte gestern im Hauptbahnhof Frankfurt den Prellbock. Neun Personen sind verletzt. (S. A. a. W.) * Mehrere Abgeordnete der ungarischen Opposition baben vor dem Richter Aussagen wegen der von ihnen be gangenen Zerstörung des ParlamentSsaales verweigert. (S. Ausland.) * Aus der Union wird neuer starker Sturm gemeldet» der den gesamten Verkehr hemmt. In New Bork wurden vielt Personen erstarrt aufgrsunden, darunter 4 tvt. (S. A. a. W.) * Die russische Regierung hat unter französischer Bermittlung eine Protestnote in Tokio überreicht» worin auf Grund der Haager Beschlüsse für die Beschießung der Spitäler durch Nogi Schadenersatz verlangt wird. (S. ruff.-jap. Krieg.) * Porr Arthur wird heut« von der russischen Be satzung geräumt, der Etnr«, der Japaner soll am 8. Januar geschehen. (S. ruff.-jap. Krieg.) Vie Aapiwlation von Port Arthur. Di« Sehnsucht nach dem „Olivenzweig des Friedens", die unter dem ersten Eindruck der tragischen Botschaft in der russischen „Raschi Dni" ausgesprochen ist, führt trotz aller Versuche der TelegraphcnburrauS und der Kor respondenten nur rin kurzes Lcbtn; heute bringen die Londoner Blätter Telegramme, worin höchstens über die Wahrscheinlichkeit deS Abschlusses eines Wassen still st an des geiptvchen wird, der Ende der Woche vereinbart werden sollte. Vom auswärtigen Departement der UniönSregirrung wird versichert, daß bisher keinerlei Schritte der Krieg führenden erfolgten, um Roosevelts Friedensvermittelung herbeizuführem Der russische Botschafter Cassini babe viel mehr Vie Absicht Rußlands betont, den Krieg bis zur vollständigen Wiederherstellung des Prestiges fortzusetzeN. KtSsisl, Anteil. Noch am Sonntag wollte, nach dem Inhalt von Lon doner Depeschen, Stöffel um jeorn Preis weittrkämpfrn, obwohl vi» Wunde», die er während der Belagerung erhalten hatte, ihm hart »usttztrn. Noch glaubte er Kampffähig« um sich zu sehr», seine Generale wendeten aber ein: „Wir können nicht kämpfen, unsere Leute können sich nicht rübren, sie schlafen im Steden, sie sehen da» Bajonett an ihrer Brust nicht. Wir können noch befehlen, aber sie können nickt mehr gehorchen." Die Faust ballend, rief nun Stöffel LUS: „Daun kämpft ihr Generale!" Er schien fana tisch zur Fortsetzitlig des KampscS entschlossen zu sein. Erst dir Widerstand eine« Untergebenen brachte ibn dazu, über haupt Argument« anzubören. Di« Admiral« Lockinsky und Wtrenius, Vie Generale Smyrnow, Fock und viele andere warnten tdn» wettere Schritt« »u uuternehmen. Kapitän Kartzow erklärte in Tschifu: Ich bin überzeugt, Port Arthur hätte längst kapituliert, hätte nicht Stössel, die Bull- Feuilleton. Um jeden Preis. Roman vd» Sergei D . . . . »t«<»r>r«k vettoe»«. lV. Die zahllosen Kirchturmglocken Londons hatten schon längst die zehnte Stunde geschlagen, als Lord Harty Burton, tadellos gekleidet, aber mit müden Augen daß englisch« Krieg-Ministerium betrat. Während seines Bades, seines Frühstücks und seines, wie gewöhnlich, „aus Gesundheitsrücksichten" zu Fuß -u« rllckgelegten Weges durch die Threabueedle Strset hatten ihn beständig die Worte verfolgt: ^Jch verreise auf acht Tage; dann aber bin ich wieder für Sie zu sprechen — und dieses Mal nur für Sie! Also, bis dahin — auf Wiedersehen!" Heute ivaren die acht Tag« um, — waren es acht Tage, seit er MrS. .Hamilton zuletzt gesehen?. Acht Jahre schlemm cs ihm. Einigen der Subalternen -unickend, trat Lord Burton in sein Privatzimmer ein und beschäftigte sich gleichgültig mit den auf seinem Schreibtisch liegenden Briefen. Die hohläugigen, nervös auSsehsnden Schreiber blinzelten sich verständnisinnig an und der jüngste flüsterte seinem besonderen Freunde zu: „Der hat wieder einmal eine wüste Nacht hinter sich." Der jüngst« irrte. Lord Burton hatte nicht ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite