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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050114012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-14
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Annahmeschluß für Anreisen: Abrnd-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen find stet« an die Expedition zu richte». Oxtra-VeUa«en (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition kst Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig lJnh. 0r. B., R. L W. KltukhardU. Nr. 24. Sonnabend den 14. Januar 1905. 99. Jahrgang. Var Aichtigrtr vom Lage. * Fürst Alexander Von Lippe-Detmold ist gestern nachmittag gestorben. (T. Dtsch. Reich.) * Die Krankheit der Großherzogin von Weimar hat sich verschlimmert. (S. Deutsches Reich.) * Der Reichskanzler sucht, wie gestern Reichsschatz, sekretär v. Stengel in der Budgetkommission des Reichstages erklärte, für die über- und außeretatsmäßigen Ausgaben für Südwestafrika Indemnität nach. Diese betragen bis Ende Dezember 240 Millionen Mark. (S. Reichs- tagSbericht.) * Im Braunkoblenrevier von Meuselwitz ist die ganze Belegschaft deS Braunkohlenwerks RamSdorf wegen Herabsetzung der Löhne in den Ausstand getreten. Im übrigen Revier ist alles ruhig. * Der zurückgetretene dänische Ministerpräsident D«untzer batte die Neutralisation Dänemarks und einen weit gehenden Schiedsgerichtsvertrag mit Rußland vor bereitet. (S. Ausland.) * Der Petersburger Korrespondent der „Daily Mail" meldet, Kuropatkin wolle die äußersten Anstrengungen machen, die Japaner zu zerschmettern, ehe sie durch NogiS Truppen verstärkt werden. (S. russ.-jap. Krieg.) Vs« Oer Zukunft litt Meralkimir. Wir erhalten folgende Zuschrift, die auch nach unserer Ansicht die Stellung der Nationalliberalen zu der akut ge- wordenen Frage trefflich kennzeichnet: Nachdem sich Vertreter verschiedener Gruppen an dieser Stelle über die Zukunft des Liberalismus ausgesprochen habe«, gestatten Sie wohl auch einem Leipziger Iung- nationalliberalen einige Bemerkungen: Ueber die Notwendigkeit einer Stärkung deS Liberalismus brauche ich keine Worte zu verlieren. Es fragt sich nur wie. Die Nationalsozialen erblicken das Heil in einem „Block der Linken mit Einschluß der Sozialdemokratie". Ich nicht. Eine Probe auf das nationalsoziale Exempel würde nur eine Stärkung der Sozialdemokratie ergeben, die zwar über die Darbietungen der sich in einseitiger Neigung zu ihr hingezogen fühlenden Nationalsozialen, wenn auch nach den bisherigen Erfahrungen nicht gerade danlend, so doch mit Hohn und Spott quittieren und im übrigen zu Gegendiensten sich nicht verpflichtet fühlen würden. DaS muß jedem klar sein, der nicht vor lauter „Hoffnungs freudigkeit und Glauben an die am letzten Ende sich doch bewährende Güte unseres Volksbewußt- seinS" — schätzenswerte Eigenschaften, aber keine genü gende Grundlagen für eine wirkliche Realpolitik — den klaren Blick für Vergangenheit und Gegenwart verloren hat. Die Sozialdemokratie stellt eben nicht die liberale Bewegung dar, welche die liberalen Ideale: „Frei heit von Bevormundung, Anerkennung de» Per- sönlichkeitswerteS auch des Geringsten im Volke (Auch des Höchsten? Der Verf.), Entfesselung der wirt schaftlichen Energie der Massen im Dienste de» Ganzen und deS Einzelnen" in ihrer Praxis aufzuweisen hat. Sie predigt den Klassen kampf. Ihr mächtigster Führer bezeichnet sie als den „Todfeind der bürgerlichen Ge sellschaft". Wo ist hier, wo ist in der Art, wie die „Genossen" die Selbständigkeit der Meinung respektieren und Andersdenkende behandeln, auch nur ein Hauch zu verspüren dessen, waS der Herr Einsender des von nationalsozialer Seite stammenden Artikels in Nr. 10 vom 6. d. al- die „alten Ideale deS Liberalismus" bezeichnet? Man verschließe sich nicht der offenkundigen und durch Zahlen leicht zu belegenden Tatsache, daß die Sorte von „Libera lismus", die bei der Sozialdemokratie gepflegt wird, auf weite Kreise — auch solche, die nicht zu den „geborenen Re aktionären" gehören — geradezu abstoßend wirkt und der Reaktion immer neue Massen ursprünglich liberaler Wähler in den Schoß treibt. Warnend sagt Herr Rechtsanwalt Martin in seinem Artikel vom 28. Dezember 1904: „Je näher die Gefahr einer sozialdemokratischen Majorität im deutschen Reichstage rückt, desto höher steigt der Kurs der Reaktion. Sollte man die Gefahr beschwören können, indem man mit Eifer dafür sorgt, daß — der Sozialdemokratie Wähler und Mandate zugesührt werden?" Der Umstand, daß di» freisinnige Vereinigung bei der letzten Reichstags wahl die meisten Sitze an die Konservativen verloren hat, besagt genug. Gewiß ist e« nötig, daß der bürgerliche Liberalismus auch Fühlung hat mit der großen Masse der industriellen Arbeiter schaft. DaS rechtfertigt indessen nicht die nationalsoziale Parole: „Auf jeden Fall mit der Sozialdemokratie!" Diese mag in ge wisser Richtung Arbeiterinteressen vertreten. „Die" Vertreterin der Arbeiterinteressen ist sie jedoch keinesfalls. Wo bliebe da die in den christlichen Gewerkschaften organisierte, mehrere hundert tausend Mitglieder zählende nationale Arbeiterbewegung? Wo blieben da die bürgerlichen Parteien,an ihrrrSpitze dirNational- liberale«, denen doch zugestandrn werden muß, daß sie — vielfach sogar gegen den Willen der sog. .Arbeiterpartei" --- hervorragende- auf dem Gebiete der Arbeitersürsorge geleistet haben, dergestalt, daß da« Deutsche Reich auf diesem Gebiete an der Spitze aller Staaten marschiert? Als Dank dafür erklärt sich die Sozialdemokratie als den „Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft". Dieser Umstand in Verbindung mit der Tatsache, daß alle Annäherungsversuche der bürger lichen Linksliberalen von der Sozialdemokratie in einer Weise, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, zurückgewiesen worden sind, könnte eigentlich genügen, um die Aussichts losigkeit des Versuchs darzutun, die Sozialdemokratie als Teil eine« zu positiver Arbeit „im Dienste deS Ganzen" geneigten und befähigten „Block der Linken"* zu gewinne«. Soviel werden aber Wohl selbst die größten Optimisten unter den Nationalsozialen zugeben müssen, daß zur Erreichung ihres Zieles auf dem von ihnen jetzt eingeschlagenen Wege mindestens eine größere Ausdauer nötig sein wird als die, welche nach einem siebenjährigen Bestehen der national sozialen Partei zu deren Liquidation führte. Sonderlich er mutigend für die, welche an dem geplanten Ritt in- sozial demokratische Lager teilnehmen sollen, ist da- alles nicht. Das gilt besonders für die Nationalliberalen, die, wie in Nr. 10 zugegeben wird, „äußerlich noch am besten konso lidiert" sind, diesen Erfolg nach der Ansicht jene« Ver fassers allerdings nur durch einen Umbildungsprozeß erreicht haben, bei dem sie ihres ursprünglich liberalen Charakters fast völlig verlustig gegangen sein sollen. ES läßt sich nicht leugnen, dank dem Treiben der Sozialdemokratie — und zum Teil auch wohl gefördert durch Fehler, die von bürger lichen Linksliberalen begangen worden sind — ist einer RechtSbewegung auch in liberalen Kreisen der Boden be reitet worden, da man nicht immer mit der wünschenswerten Festigkeit Widerstand geleistet hat. DaS ist jedoch kein Grund, an der Zukunft und Fruchtbarkeit des nationalen Liberalismus zu verzweifeln. Berechtigt nicht vor allen Dingen die national liberale Jugendbewegung, die schon jetzt trotz ihres noch nicht langen Bestehen« unzweideutige Beweis» echt liberaler Gesinnung gegeben hat, zu der Hoffnung, daß der Liberalismus in der nationalliberalen Partei nicht nur nicht auSsterben, sondern wieder zu neuer Blüte gelangen wird? Warum denn nur soll der Weg in die Zukunft des Liberalismus durch die Sozialdemokratie führen? Wäre es nicht vom Standpunkte des Realpolitiker«, der nach dem Grundsätze arbeitet, daß die Politik die Kunst deS Erreich baren ist, ein frevelhafter Leichtsinn, eine vorhandene, zwar nicht vollkommene, aber immerhin kräftige und brauchbare Position zu verscherzen zu Gunsten eine« Phantoms oder nebelhaften Projektes, auf dessen Verwirklichung in abseh barer Zeit wohl selbst die Urheber nicht zu hoffen wagen. Selbst ist der Mann! Wenn politische Parteien Bündnisse schließen, so will jede dabei in erster Linie ihre eigenen Geschäfte machen. Man denke sich, wie die bürgerliche Linke bei einem Bündnis mit der Dreimillionenpartei fahren würde, nament lich wenn man die Einseitigkeit der Neigung in Betracht zieht. Die Zukunft de« bürgerlichen Liberalismus liegt in ihm selbst. Er muß auf seiner eigenen Basis weiterbauen. Natürlich bedarf e- großer Geduld und angestrengter, ausdauernder politischer Arbeit bis sich greifbare Erfolge zeigen werden. Mit Federstrichen, programmatischen Erklärungen und schönen Worten allein ist es nicht getan. Einigkeit in allen Programmpunkten bildet keineswegs eine unbedingte Voraus setzung für eine gedeihliche Entwickelung de« Liberalismus. Es schadet nichts, wenn man in manchen Punkten getrennt marschiert. Die Hauptsache ist, daß da« Gefühl der Ge sinnungsverwandtschaft gepflegt, wo eS noch nicht vorhanden ist, geweckt wird, und daß man in den entscheidenden Momenten vereint schlägt. Warum soll im klebrigen bei uns nicht AehnlicheS erreicht werden können wie in Bayern, wo die Koalition der gesamten Linken ohne die Sozialdemokratie in durchaus befriedigender Weise zu stände gekommen ist? Es wäre der schönste Erfolg des bayerischen Vorgänge«, wenn er im Reiche und auch bei un« in Sachsen vorbildlich wirken würde. ?. Ldambellai« j« Lrerton. — v. Lantzsn, 12. Januar. Die Rede Chamberlains in der Hauptstadt de- Baum- wolldistriktS, in Preston, ist nur ein Halver Effekt gewesen. Denn obwohl seine Getreuen in Lrneashire für alle« Bei werk auf« tüchtigste gesorgt hatten, obwohl die Halle, in der neulich A«quith gesprochen hatte, wie stet», auch an diesem Prestonabrnd überfüllt war, ereignete sich beim Schluß der Versammlung rin Mißverständnis. Der Exkolonialsekretär haÄ« nach einer und dreivier-el Stunde unter enormem äußerem Bei fall geendet, al« sich da- Parlamentsmitglied Tomlinson erhob und eine Resolution verschlug, die sich mit dem Cbamberlainismus nicht gänzlich deckte. Darin wurde gesagt, daß die Anwesenden die Haltung der gegenwärtigen Negierung zur Tarifresorm Übernähmen, und daß di« geplante Kolonial konferenz im Sinne Balfour» zu begrüßen sei. Die Reso lution wurde gegen wenige Stimmen adoptiert. Indessen ließ Mr. Tomlinson — ob aus Rrspeckt vor der Gunst der ört lichen Wählerschaft, oder ob aus höherer Ueberlegung, sei dahingestellt —- di« Worte fallen, daß seine Resolution die Versammlung nicht unbedingt der Politik Chamberlain» über liefere. Der Exkolonialsekretär verstanv sich also ,n seinem Aerger, des vollen Resultats beraubt zu sein, zu einem Nach trag. Unter allgemeinem „Hört! Hört!" deutete er an, die Abschwächung sei ihm nicht sehr willkommen, und er hätte die Resolution Tomlinson, wenn sie ihm vorher unterbreitet worden wäre, abgelehnt und eine davon verschiedene be gehrt. Hierauf interpretierte er, WaS zu interpretieren an- ging, bi« wirklich das System.Chamberlain mit dem Pseudo system Balfour übereinstimmte. Er bedankte sich bei dem Publikum, bedankte sich beim „obairman" und fuhr um 10 Uhr nachts nach Knowsley, wo er Gast des Earl of Derby ist. Die eigentliche Rede Chamberlains ist beinah das Maximum dessen, wa« er geleistet hat, mehr als in Luton und fast so viel al« im Castend. Der Ton seiner Beweisführung ist aggressiver geworden, ob er auch gleich zum Eingang versicherte, daß er an die Vernunft, nicht an die Leidenschaften des baumwollenen Auditoriums, das er „Yorkers" nannte, sich wende. Die Angriffe, die er gegen ASquith richtete, sind schroffer als je; dem liberalen RechtS- professionellen, der eine Sache vertrete, ob nun der Klient schuldig oder unschuldig sei, setzte er, der Fabrikantensohn, vor Fabrikanten den Standpunkt deS „mnn ok businvss" entgegen. Mit großer Abstchlichkeit schmeichelte er den kana dischen Premier Sir Wilfried Laurier, den er gewinnen will, und den er, gerade weil der Cobdenklub ihn mit der goldenen Medaille ehrte, als einen „unserer größten kolonialen Staatsmänner" rühmte. Wiederum schüttelte Chamberlain die Charakterisierung seiner Methode als einer „schutzzöllnerischen" ab; Balfour tat damals dasselbe. Die Behauptung der „Free-Food"-Partei, er wolle die Reichen reicher, die Armen ärmer machen, wieS er als „infam" zurück und faßte seine Wirtschastslehre dahin zusammen: „Mehr Arbeitsgelegenheit für die einheimische Arbeiterschaft bei gebührenden Lohnen." Einen glücklichen Gedanken hatte er, als er, gegen den doktrinären Liberalismus sich mit Mr. Tborold Rogers, dem Radikalen, und mit Mr. Ecroyd, dem Konservativen, das heißt mit zwei populären Bürgen, deckte. Nachdem er diesen „Zollpionieren" eifrig gehuldigt hatte, sprach er über Spezialfragen der Baumwoll spinnerei, über Ausfuhr und Einjuhr, über fremdländische Zölle, über die Vermehrung deS Handels, über technische Er ziehung, über reinen CobdeniSmuS, über die besten Heilmittel. Er legte dar, daß Großbritannien seiner kolonialen Märkte, die größer seien und rascher sich ausgedehnt hätten als nqe' d welche sonst, sich vergewissern müss-: „Halt'n Sie sie fest mit Banden von Stahl, mit Banden des Gefühls und auch deS Interesses; kalten Sie sie fest, so lange Sie können, oder Sie und Ihre Nach kommen werden Ihre Entscheidung in ewiger Zukunft bedauern." Sehr rätselhaft war noch, WaS Chamberlain über Indien meinte, mit dem ein „wechselseitig wohltätiges" Handelsschema zu verabreden sei, damit England mehr indische Produkte kaufe und Indien mehr englische Produkte, anstatt der fremden, die eS bis jetzt nehme. Sogar über die Zuckerfrage, die ihm mit dem kecken Zwischenruf: „XVd»t adout 8ug»r?" aufgenötigt wurde, versuchte der Exkolonialsekretär Aufklärung zu schaffen; er erwiderte, daß er den Zuckerzoll ermäßigen und den ganzen Vorteil dem Konsumenten einhändigen wolle. Aus andere Artikel soll ein niedriger Zoll gelegt werden, besonders Artikel, .„in denen am meisten Arbeit steckt." An dieser Stelle machte Chamberlain Halt; dem „gigavtio sndject" der Volkswirtschaft ist er nicht gewachsen. Darum warb er für das „größere Reich" und rückte den Patriotismus der Kolonien in den Vordergrund, der „Kinder**, die Mr. Asquith in ihrem Unglück verlassen wolle, und welche doch die englische Sache verteidigt hätten, „als alle übrigen sich einen Dreck aus uns machten". Jetzt oder nie sei die historische Gelegenheit; daS ist des Exkolonialsekretärs teuerste« Argument. Der Haktanü in Ziiaivtttattiira. Zacharias Keraua. Zu den Vorgängen in Deutsch-Südwestafrika schreibt die „Norvd. Allg. Ztg.": Interessant ist die Meldung, daß der Häuptling Zacharias Zeraua von Otjimbingue, über den seit März vorigen Jahre« keine Meldung mehr vorlag, nun mit seinen Leuten weit im Osten, in der Omahcke unweit von Owinaua-Naua, auftaucht. Man erinnert sich, daß Otjimbingue Mitte Januar vorigen Jahres noch von den Aufständischen be droht wurde, sich aber dank den dort versammelten 35 Gewehren halten konnte, bis die Aufständischen sich gegen Ende des Monat« gegen Osten nach den Liewenbergen und Oruwari zurückrogen. Zacharias und seine Leute befanden sich wohl unter den Aufständischen, mit denen unsere Truppen am 19. Februar bei Großbarmen und am 4. März bei Kleinbarmen zu kämpfen hatten. In der Nacht zum 30. März hat dann eine Schar von Otjimbingue-Herrro- die Eisenbahn bei der Station TeufrlSbach ostwärts über schritten, um sich mit Samuel Maharero zu verbinden. Man vermutete damals, daß der Rest dieses Stamme- sich in das Komrai-Hochland geflüchtet hab«. Wie die „Nat.-Atg." hervorhebt, ist ZachariaS ein alter Mann, dem das Kriegsühren sicher längst beschwerlich fiel. Auch seine Leute scheinen sich in bedauernswertem Zustande zu befinden, da sie wegen Erschöpfung erst nach einigen Tagen in EstorffS Lager eintreffen werden. Der Kapitän von Otjimbingue, der ehemaligen „Hauptstadt" der Kolonie und Residenz de« ersten Gouverneur«, Reichskommissars Dr. Goring, galt stet« als Anhänger der Friedenspartei; er wurde wahrscheinlich gegen seinen Willen mit in den Aufstand hineingerissen. Er hat der deutschen Verwaltung früher ver- schitdentliche Dienste geleistet. So zog er mit Vrutwein und Samuel Maharero im Oktober 1894 narb Omaruru, wo «ine anfangs für reckt gefährlich gehaltene Rebellion au«ge- brocken und ver Engländer Christy ermordet worden war. Für die Beendigung de« Hererofeldzug« ist eS von eminenter Wichtigkeit, daß wir der Kapitäne habhaft werden. Samuel selbst ist leider zu den Engländern »ntwisckt, Tietje, der gefäbrlicke Führer der Ovambandjeru und Salanel vom Waterberg sollen im Sandsrld ge storben sein, Banjo fiel am Waterbrra, Friedrich von Omburo har vor einigen Tagen v»r Waffen gestreckt. Samuel Sohn, Friedrich Maharero, der ^vielbewunderte schwarze „Prinz" von der Berliner GewerbeauSstellung 1890, kämpft an der Seite Hendrik Wikbois im Süden. Ab teilungen der Kolonnen Estorff und v. v. Heyde sind zu einem neuen Streifzug durch die südliche Omaheke auf gebrochen. Darum nach Zacharias Zeraua: Vivat, bezw. peront segnens! Die iremerr Verftärknnger». Ueber die Zusammensetzung der nächsten nach Deutsch- Südwestafrika zu entsendenden Truppenverstärkungen wird der „Schles. Ztg." aus Berlin des näheren mitgeteilt: Es werden demnächst aufgestellt: Die 5. (Proviant-) Kolonnen abteilung (Stab und 1., 2., 3., 4. und 5. Proviantkolonne), die 2. Scheinwerferabteilung, eine Verstärkung des Sanitäts personals und Ersatzmannschaften. Der Stab der K. (Proviant-)Kolonnenabteilung wird in einer Stärke von 2 Offizieren, 2 Nerzten, 12 Unteroffizieren bezw. Mannschaften, jede Proviantkolonne in einer Stärke von 4 Offizieren, 1 Zahlmeister, 1 Oberveterinär, 157 Unteroffizieren bezw. Gemeinen am 4. Februar auf dem Truppenübungsplatz Münster aufgestellt und voraussichtlich am 15. Februar von Hamburg mit den Dampfern „Eduard Woermann" und „Anna Woermann" abfahren. Die 2. Scheinwerferabteilung, bestehend au» 2 Offizieren, 3 Wallmeistern, 22 Unteroffizieren bezw. Mannschaften, — die Ver stärkung des Sanitätspersonals (1. Teil), bestehend aus 18 Sanitätsoffizieren, 4 Oberapothekern, 1 Feldlazarettinspektor, 7 Feldlazarettrendanten, 40 SanitätSmannschafte» und Kranken pflegern — und die Trsatzmannschaftrn, in einer Stärke von 1 Sergeanten, 2 Unteroffizieren und 46 Reitern, werden am 20. Januar in Munster ausgestellt und voraussichtlich am 30. Januar mit dem Dampfer „Belgrano" von Hamburg nach Lüderitzbucht bezw. Swakopmund abfahren. Der 2. Teil der Verstärkung de« Sanitätspersonal«, be stehend aus 3 Sanitätsoffizieren, 90 Sanitätsmannschaften und Krankenpflegern, wird am 18. Februar in Munster aufgestellt und voraussichtlich am 28. Februar von Hamburg nach Lüderitzbucht bezw. Swakopmund abfahren. Im ganzen werden mit diesen Transporten nach Südwest. afrika abgesandt: 24 Offiziere, 23 Aerzte, 22 Beamte und 1001 Unteroffiziere, Gemeine bezw. Unterbeamte. ver suttiscd-japanircke Flieg. Indochina. Ter „Temps" führt, wie aus Paris gemeldet wird, auS, daß zur Verteidigung Jndochinas gegen einen even- tuellen Angriff Japans der einzige Kriegshafen Saigon nickt ausreiche. In der Alongbucht oder in Kwangt- shaiwan müsse ein neuer Kriegshafen angelegt und die fran zösische Marineoraanisation derart geändert werden, daß im gegebenen Augenblick die gesamte französische Seemacht, gegen die xapanische Flotte ausgeboten wer- den könne. Von« Roten Arenz. Aus Schanghai vom 5. Dezember wird der „Frks. Ztg." geschrieben: Die hiesige Internationale Ge sellschaft vom Roten Kreuz hat die Absicht, in der nächsten Zeit m hervorragenden europäischen Blättern einen Ausruf zur Linderung der schrecklichen Not zu erlassen, die unter den Chinesen in der Mantschurci herrscht. Man wird vielleicht fragen, ob denn nicht in erster Linie unter den Chinesen selbst Sammlungen für diesen guten Zweck ver anstaltet worden sind. Ja, das ist längst geschehen und der Erfolg ist auch recht erfreulich gewesen, was beweist, daß die Chinesen durchaus nicht so hartherzig sind, wie man vielfach annimmt. Bislang haben sic den weitaus größten Teil des an das Rote Kreuz gelangten Geldes ausgebracht. Wenn sie etwas geben, wollen sic, was ihnen kein Mensch verdenken wird, auch gern wissen, ob die Gabe nun auch für den be treffenden Zweck verwandt wird. Geht sie durch die Hände der Mandarinen, so sind sie dessen keineswegs sicher, oder vielmehr, sie sind sehr sicher, daß sie größtenteils an deren Händen kleben bleibt. Die gesammelten Beiträge rct- chcn aber nicht entfernt aus, der großen Not zu steuern und deshalb möchte man sich auch an mildtätige Menschen in Europa wenden.—Die „Frkf. Ztg." bemerkt hierzu: „Die selben Bedenken, welche die Chinesen hegen, dürsten bei den Europäern in verstärktem Maße zur Geltung kommen." Va-i Vorgehen in der Mantschnrei. Der frühere japanische Ackerbauminister Kanelcr». der augenblicklich in den Vereinigten Staaten in einer diploma- tischen Sendung weilt, soll sich dieser Tage in New Hork dahin geäußert haben, daß eS gegenwärtig infolge derff ü r ch- terlichcn Kalte unmöglich wäre, in der Mantschu- rei mit Erfolg vor^ugeben. Der Kampf werde aber mit er neuter Kraft im Marz wieder beginnen. Inzwischen könne man nur kleinere Gefechte erwarten. Demgegenüber meldet der Berichterstatter der „Daily Mail" aus Petersburg, General Kuropatkin macke die äußersten Anstrengungen, um die Japaner niederzuwersen, ehe sie durch die Truppen Nogis verstärkt seien. Einleitung einer Untersuehung gegen russische Militärboanit«? Ter Londoner „Standard" erfährt aus Odessa, daß man dort behaupte, es sollten mehrere Hobe Beamte der Militär- und Marineverwoltung vor ein Kriegs gericht gestellt werden weil in Port Arthur vor Ausdruck des Krieges ein bedenklicher Mangel an Geschützen, Muni tion und Lebensmitteln konstatiert worden sei. Die militä rischen Fachzeitschriften erklären, daß grobe Vernachläs- sigungen und Korruptionssalle vorlägen. Ver S-klin-r chinesische Gesaugte erklärte gegenüber russischen Anklagen, daß ihm nicht das geringste bekannt geworden sei, waS auf «ine Verletzung der Neutralität durch Ehina schließen lasse. Im Gegenteil, e» sei von seiner Regierung auf strengste Neutralität gehalten worden. Mehrfach aber leien Meldungen au« der Mantschurei eingetrossen, wodurch die Truppen sich chinesischer Kleidung bedient haben. Es sei möglich, daß die- der Ursache der Gerüchte von einer Neutralität-Verletzung China- bilde, «in« and«« Er- klärung wüßt« -- nicht z»! geben.
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