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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- ab Image 9 enthält Beilage:" Mußestunden, 16.01.1905,Nr. 3"
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-16
- Monat1905-01
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Pal» in Leipzig (Inh. vr. v„ R. ch W. »ltnkhardtr Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS Familien- «nd Stellen-Anzeigen 20 Finanziell, Anzeigen, GeschästSanzetg« unter Text oder an besonderer Stell« nach Tarif. Die 4g«spaltene Rrklamezrilr 7b Morgen-Ausgabe. eiWgrr. TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Diese N»«»er kostet auf allen Bahnhöfen und III I bet dea ZeitungS-Berkäufern s Nr. 27. Montag den 16. Januar 1905. SS. Jahrgang. Amtlicher Teil. Versteigerung. I« Johanutshospitale sollen Montag, den 2S. Januar 1S0S und die folgenden Tage vormittags von 9—12 Uhr und nachmittags von L « Uhr verschiedene den Nachlässen verstorbener Hospilaliteu zugehörige Gegenstände gegen Barzahlung versteigert werden. Leipzig, am 14. Januar 1905. Der Attor des JohanntShospttalS. Justizrat vr. Hübler. Auktion. TonnerStag, den 19. Januar, vormttt. 11 Uhr. sollen im Speicher des Leipziger Rollsuhr - Vereines am Berliner Guterbahnhofe 42 Ballen Holzwolle öffentlich meistbietend versteigert werden. kruntz«, Lokalrichter. Bekanntmachung. Da» zur Konkursmasse de» Tuchhändler» Hermann Müller in Stötteritz gehörige Stofflager im Einkausswerte von X! 2712.85 beabsichtige ich im ganzen zu verkaufen und bitte Reflektanten das Lager am Dienstag den 17. Januar vormittags von 9 bis 1 Uhr im Geschästslocale Stötteritz, Christian Weisze- Ttratze 6, Pt. anzusrhen, sowie Gebote bi» 18. Januar in meinem Bureau abzugeben. Paul Gottschalck, Konkursverwalter, Leipzig, Kurprinzstr. 9. Die Sparkasse Paunsdorf expediert täglich von 9—12 Uhr vor» und 2 » Uhr nach mittags und verzinst Einlage« mit 3 0/0» Var (Uichligrle vom tage. * Kronprinz Georg von Sachsen wurde gestern feierlich al» Leutnant in das 1. (Leib-)Grenadier-Regiment Nr. 100 ein gereiht. (S. Sachsen.) * Die französische Kammer hat am Sonntag in früher Morgenstunde die von Combe« gebilligte Tages ordnung Bienvenu-Martin mit 289 gegen 279 Stimmen angenommen. (S. Au»land.) * Die Mutter des Präsidenten der französischen Republik, Loubet, ist gestorben. * In Moskau wurde auf den früheren Polizeichef Trepow ein Revolverattentat verübt. (S. letzte Dep.) ver Streik, im studrgedirt. (Don unserm .Korrespondenten.) Aus dem Ruhrgebiet» 15. Januar. Es sieht wie Ruhe aus. Aber es bedeutet die Ruhs vor dem Sturm. Wie eine Epidemie ist der Streik gedanke über dis Massen hcreingebrochen. Alle Uebsr- legung ist geschwunden. Die Führer worden gehöhnt, „Verräter" schallt es ihnen entgegen und die ganze Masse wird fortgerissen von einigen unreifen Schreiern. Das ist das Bild, das man erhöbt, wenn man die Versamm lungen der Bergarbeiter besucht. Es ist wirklich schwer, keine Satire zu schreiben. Schmählich geht die sozial demokratische Organisation angesichts dieses Streikes in die Brüche. Und dabei war doch der Plan so fein aus- geklügelt, denn ursprünglich galt es ja gar nicht, einen allgemeinen Ausstand horbeizufllhren. Dessen Aussichts losigkeit sehen dis Führer der Bergleute sehr wohl ein. Nein, schrittweise sollten die Zechen gezwungen werden, den Forderungen nachzugeben. Auf einer Zeche sollte 'der Anfang gemacht werden, die sollte daran glauben müssen, und wenn sie mürbe geworden, sollte der Aus stand auf der andern Zeche beginnen. Auf diese Weise hätte man mit der größten Leichtigkeit die Streikenden während des Streiks unterstützen können und quch das Ziel erreicht. Aber Vernunft ist noch nie in einer Masse gewesen. — Gewiß kann bei einem Bruch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht verlangt werden, daß beide Parteien nach dem Komment der Maltcserrftter sich be nehmen und sich erst gegenseitig feierlichst die Freund- schäft aufkündigen. Aber die Art, wie die Streikenden vorgingen, dieses Niederlegen, ohne einen Grund anzu geben, zeugt von politischer Unreife. Die Arbeiter muß ten wissen, daß keine Organisation vorhanden ist, die einen Streik von nahezu 300 000 Monn durchführen kann. Sie selbst sind nur zu einen gang geringen Teil organisiert. Und nun ist auch noch der Winter mit feinem Frost gekommen. Aber noch eins ist svmptomvtM für diese Bewegung und das ist das Verhalten der Delegiertenversammlung, auf der die Führer der Bewegung zum Worte kamen. Warum haben sie jedoch vor wenigen Tagen bar dem Ausstand gewarnt, wenn sic setzt nicht den Mut haben, bei ihrem Standpunkt zu verharren? Warum setzten sie sich glatt über daS Gesetz hinweg, und verlangen eins Aufsage der Arbeit ohne gesetzliche Kün- digung, falls ihre Bedingungen nicht erfüllt werden? Sie wissen doch ganz genau, daß der Arbeiter, der sich glatt über seinen Vertrag mit dem Arbeitgeber hinweg setzt, von -em „hochmütigen Kapitalisten" mit gleicher Münze bezahlt wird. Frohnen auch sie dem Massen instinkt, dann zeigt sich so recht die Hohlheit des Dema- gogentums in der sozialdemokratischen Partei. Nur der Masse nachgebcn, um nicht von ihr zertreten zu werden, seiner besseren Ueberzeugung nicht zu Weichen, um Füh rer zu bleiben, ist denn doch nicht sehr würdig. Aber cs sind betrogene Betrüger, denn nicht sie sind Führer, sondern eine Schar unreifer, halbwüchsiger Menschen, die mit Geschrei, Schlagworten und Drohungen die Massen in Fluß gebracht haben. Nach den ersten leidenschaftlichen Bewegungen setzt setzt die Ruhe ein. Fast leidenschaftslos spielt sich der Kampf gegenwärtig ab. Mit großer Ruhe erklären die Belegschaften, nicht einfahren zu wollen, und damit ist einstweilen die Sache erledigt. Vielleicht l>at man diese Taktik anbefohlen, so lange die von der Delegierten- Versammlung angenommenen Forderungen den Arbeit gebern unterbreitet sind. Aber es muß doch betont wer den, daß diese Forderungen unannehmbar sind. Nur vereinzelt sind Getvalttätigkeiten bis jetzt vor gekommen, und auch sie sind zurückzusühren auf Exzesse, die in der Trunkenheit begangen sind und haben nicht all zuviel zu bedeuten. Man kann es gewiß nicht leugnen, daß bei einer Belegschaft von 300 000 Mann Dinge Vor kommen, die die Arbeiter zu Klagen veranlassen. Es muß hier an dieser Stelle gerügt werden, daß auf man chen Belegschaften den Arbeitern gegenüber ein Ton an geschlagen wird, gegen den die Umgangsform auf dein Kasernenhof einem Salongeplauder gleicht. Es mag zugegeben werden, daß die Arbeitslöhne für die verheb rateten Bergleute nicht in allen Fällen angemessen sind. Das berechtigt aber doch nicht Forderungen aufzustellen, die für die Arbeitgeber unerfüllbar sind, und deren Un erfüllbarkeit die Arbeiter sehr wohl erkannt haben. Was bezwecken die Arbeiter mit der abgestusten Arbeitszeit für 1905 und 1906? In diesem Jahre erklären sie sich bereit, 9 Stunden zu arbeiten, im nächsten Icu'rr nur 8'/2 Stunde. Wo ist da die Grenze zu ziehen zwisciieir einer Willkür und den Forderungen einer berechtigten Erholungszeit? Mit Reckst fragt sich der Arbeitgeber, ob nicht im Jahre 1906 eine weitere -Herabminderung für die nächsten Jahre gefordert wird. Man fordert das Verbot des Wagermullens. Sicher ist cs eine falsche Taktik, die Förderungen eines Wagens zu annullieren, weil sich in ihm Steine befinden. Aber man muß doch so weit Gerechtigkeit walten lassen, um zuzugeben, daß die Zechenbesitzer aus der annullierten Forderung für sich keinen Gewinn ziehen, daß die reduzierten Quoten des Arbeitslohnes nicht ihnen, sondern der Unterstützungs kasse der Arbeiter zu Gute kommen. Völlig unannehm bar ist ferner die Forderung eines garantierten Mindest- lohnes. Es ist natürlich, daß der verdiente Teil nach be stimmten Grundsätzen auf den Mindestlohn zur Anrech nung kommt, und es ist auch für den Arbeitgeber kein Risiko, einen Mmdestlohn zu gewähren, wenn er einer arbeitsamen Belegschaft gegenübersteht, die auf alle Fälle den Mndestlohn wirklich verdient. Aber eine Be- lcgsck-aft besteht ans den heterogensten Elementen, und keine Mackst kann den Arbeitgeber davor bewahren, den Mindestlohn zu zahlen, wenn der Arbeiter sich auf die Bärenhaut legt. Die Aussichtslosigkeit einer Bewilligung dieser For derung sahen die Führer auch ein und daß sie trotzdem am 17. den Streik proklamierten, daß auch sic zu einer Mißachtung der gesetzlichen Kündigungsfrist aufforder ten, ist eine Sünde, die sie an der Gesamtarbeiterschaft begehen. Die jungen Leute, die nicht fiir Weib und Kind zu sorgen haben und Geld verdienten, können einen Stroik für eine kurze Zeit anslxrlten, sie sind auch die jenigen, die zum Streik blasen. Aber aus sie fällt es zurück, daß Weib und Kind der verheirateten Ausstän digen im Winterfrost auf der Straße liegen. Ihre un sinnigen Forderungen bieten den Arbeitgebern die Gründe, um sich auch berechtigten Wünschen zu ver schließen. Dennoch raten wir, so lange es Zeit ist, zur Vernunft und ruhigen Ueberlegung auf beiden Seiten. Sicher läßt sich ein Mittelweg finden, auf dem begründete Klagen gehört und ihnen abgeholfen wird, und auf dem es den Arbeitern möglich ist, einen Ausstand zu ver meiden, der nur all dem schaden kann, was an ihrer Sache gerecht und billig ist. vr. ir. 6. vir vrcdttanvattrchast a» steicdrgrlicdt. Ja der „Voss. Ztg." nimmt nunmehr der Verfasser de in der „Norddtsch. Allg. Ztg." dementierten Artikels gegen die Rechtsanwaltschaft am Reichsgericht selbst da» Wort und setzt den Sachverhalt de- angesührtrn Falle« in einer laugen Erklärung auseinander. DaS Wesentliche der Erklärung dürfte in folgenden Sätzen gesagt sein: „Es handelte sich bei dieser Sache um einen Wechsel anspruch in Höhe von «200 -E, der von dem Kläger gegen die beklagte Firma al- Akzeptantin geltend gemacht wär . . Diese verweigerte die Einlösung de- Wechsel-, wurde aber durch Urteil deS königl. Landgerichts II vom 6. April 1903 nach dem Klageantrage zur Zahlung von 6200verurteilt. Auf die seitens der beklagten Firma eingelegte Berufung änderte das Kammergericht durch Urteil vom 11. November 1903 die landgerichtliche Entscheidung ab und erkannte auf Abweisung der Klage. Wegen Einlegung der Revision hat Mandant, da ich seinerzeit auf mehrere Wochen ver reist war, mit Herrn Rechtsanwalt Dr. Marcuse konferiert, der für den Mandanten noch mehrere andere Prozesse beim Landgericht I geführt hatte, die aber mit dem fraglichen Rechtsstreit in keinerlei Zusammenhang standen, so daß ich weder über dieselben seinerzeit irgendwie informiert war, noch es heute bin. Rechtsanwalt Dr. Marcuse übersandte am 23. Dezember 1903 daS Urteil des Kammergerichts an Herrn Iustizrat Erytropel mit der Bitte, Revision einzu legen. Mit Schreiben vom 24. Dezember bestätigte Justizrat Erytropel die Annahme des Mandates vorbehaltlich späterer Prüfung. Termin vor dem Reichsgerichte wurde auf den 9. April 1904 anberaumt. Fast gleichzeitig mit der fraglichen Prozeßsache war dem Justizrat Erytropel, was mir bis heute völlig unbekannt war, auch noch die Vertretung in einer anderen Prozeßsache des Mandanten seitens des Herrn Dr. Marcuse übertragen worden. In dieser mit der fraglichen Prozeß sache keineswegs in Zusammenhang stehenden Sache war Termin vor dem Reichsgericht aus den 9. März anberaumt. Am 25. Februar erhielt Rechtsanwalt Dr. Marcuse nun einen Brief des Justizrats Erytropel, mit welchem er in beiden Sachen die Vertretung niederlegte. Die Niederlegung begründete er damit, daß er am 15. Februar dem Man danten direkt geschrieben habe, daß er die Revision in der anderen (hier nicht interessierenden) Sache für aussichts los halte, zu deren Rücknahme raten müsse, und, falls er nicht bis zum 23. Februar die Nachricht erhalte, daß Man dant diesem Rate zur Rücknahme Folge leiste, auch in der anderen — hier fraglichen — Sache die Vertretung niederlegen werde. Da nun ein Ersuchen deS Man danten, die Revision in der anderen Sache zurückzunehmen, bis zum 23. Februar nicht an ihn gelangt war, so legte er mit Schreiben vom folgenden Tage das Mandat in beiden Sachen nieder. Auf dieses Schreiben richtete nun nach mündlicher Rücksprache mit dem über die Mandats niederlegung des Herrn Justizrats Erytropel aufs höchste be stürmen Mandanten Rechtsanwalt Dr. Marcuse am 29. Fe bruar ein Schreiben an Herrn Iustizrat Erytropel, in dem er diesen drnnzeud bat, Mandanten buch nickt in Stich zu t.rsp.. ü.c- ihu im Termin zu vertreten, im BehinderungS- falle aber die Mandate an einen beim Reichsgericht zuge lassenen Kollegen abgeben zu wollen. Aus dieses Schreiben erwiderte Justizrat Erytropel am 3. März einfach ablehnend und bemerkte in diesem Schreiben, daß er die Vertretung niedergelegt habe, wert er die Revision für völlig aussichtslos halte. Am 30. März 1904 schrieb dann gleichwohl Rechtsanwalt Dr. Marcuse nochmals an Herrn Justizrat Erytropel wegen Wiederaufnahme des Man dates und Vertretung im Termin am 9. April. Der Brief schließt mit den Worten: „Ich bitte ebenso höflich als dringend im Interesse des Kliemen, welcher ganz verzweifelt ist, wenigstens vorstehende Bitte nicht abzuschlagen und mich umgehend über Ihren Entschluß zu verständigen." Justizrat Erytropel erwiderte durch Schreiben vom 31. März, daß er daS Mandat nicht wieder zu übernehmen in der Lage sei und ebensowenig für anderweit« Vertretung sorgen könne. Nun mehr wurde am 6. April seitens des Herrn Rechtsanwalts Dr. Marcuse Justizrat Dr. Romberg in Leipzig um Ueber- nabme ver Vertretung ersucht. In dem betreffenden Schreiben wurde darauf hingewiesen, daß Herr Iustizrat Erytropel plötzlich das Mandat niedergelegt habe, und gebeten, wenn möglich eine Vertagung deS am 9. April anstehenden Ter- mines herbeizuführen, da Herr Justizrat Dr. Romberg ja jedenfalls nicht mehr in der Lage sein würde, in der kurzen Zeit die Revisionsbegründung zu fertigen. Mit Telegramm vom 7. April und Postkarte vom gleichen Tage wurde das Mandat von Herrn Justizrat Dr. Romberg abgelehnt. Auf die Benachrichtigung von Ablehnung des Mandates seitens des Herrn Juslizrates Dr. Romberg fuhr nun am 8. April der Neffe des Klägers nach Leipzig, und gelang es demselben nach vielen Bemühungen schließlich, den Rechtsanwalt Malk witz zur Annahme des Mandates zu bewegen. Herr RechtS- anwalt Malkwitz erwirkte darauf zunächst Vertagung deS am folgenden Tage, dem 9. April, anstehenden Termine« auf den 13. April und in diesem Termine erging alsdann das bereits mitgeteilte Urteil, wodurch unter Abänderung der Kammergcrichtsentscheidung die Verurteilung der Beklagten nach dem Klageantrage I. Instanz wieder her gestellt wurde. Aus der vorstehend angegebenen Schilderung, die in allen Teilen aktcnmäßig belegt ist, ergibt sich, daß die Wiedergabe der Sachlage in Ihrem Artikel vom 5. cr. in allen irgendwie wesentlichen Punkten durchaus korrekt ist. . . Der Mandant batte mir seiner Zeit nur mitgeteilt, daß Herr Justizrat Erytropel wegen Aussichtslosigkeit der Sache ab gelehnt hätte, unv gibt in seinem späteren Schreiben vom 3. März Herr Iustizrat Erytropel übrigens ja auch selbst an, daß die Nieverlegung de« Mandates nur eriolgt sei, weil er die Revision für völlig aussichtslos halte. Mir ist eö bei meiner Zuschrift <an Sie garnicht eingefallen, gegen die beiden Leipziger Anwälte Borwürfe erheben zu wollen. Mir kam eS lediglich darauf an, an der Hand eine« drastischen Beispiel- darauf hinzuweisen, wie schwer e« oft den Parteien wird, zur Durchführung selbst wohl begründeter RechtSaansprüche bei dem Reichsgericht sich deS doch unbedingt erforderlichen Beistände« eine« beim Reich-gerickt zugelassenen Anwälte« za versichern. E« ist dieser Punkt, der veranlaßt ist, durch die Schaffung de« numerus clunsu» und dessen notwendige Begleiterscheinungen, (eit langer Zeit der ständig wiederkrbrende Gesprächsstoff in AnwaltSkressen, und man kann wohl ohne Uebertreibung sagen, daß fortwährend neue Fälle, in denen Mandate festen der beim Reichsgericht zugelafsenen Anwälte ohne genügenden Grund entweder u limiuo abgelrhnt oder doch nachträglich dazu noch häufig in letzter Stund« niedergelegt werden, in hiesigen Anwaltskreisen besprochen werden. Es ist lediglich das System, gegen welches die betreffende« Zeilen gerichtet waren. Hochachtungsvoll Weinberg, Rechtsanwalt. Zur Erläuterung sei noch hinzugesügt, daß in dein ur sprünglichen Weinbergschr« Angriffe nur von einer Prozeß sache die Rede war, worauf die halbamtliche Erklärung konstatierte, daß e« sich um zwei durchaus getrennte Fälle bandele. Es scheint uu« auch heute noch nicht ganz klar, ob Herr Geh. Justizrat Erytropel wirklich alle beide Fälle, also auch den mit der genehmigten Revision, als aussichtslos bezeichnet bat. Zuerst ist jedenfalls nur der erste Fall als aussichtslos bezeichnet, dessen Verhandlung denn auch keinen Erfolg batte. Das Schreiben vom 3. März verquickt allerdings beide Fälle und verdunkelt dadurch die Sachlage. Unverständlich ist ferner auch, weshalb die Zurückziehung der Revision im ersten Falle als Bedingung für die weitere Uebernahme de« Mandats für den zweiten Fall gelten sollte. Indessen schwebt ja eine amtliche Unter suchung. so daß eine völlige Aufklärung zu erwarten ist. ver litttftch.japanircde Krieg. Eine Frledenransxrache -e» ^eter»b»rger Metr-psttten. Am 10. d. Mts. hat im kaiserlichen Palais in Zarskoje- Selo in Gegenwart des Zaren, der Zarin und der älteren drei Töchter Nikolaus II. die Feier des Weibnachtssestes stattgefunoen, welche von dem Petersburger Metropoliten Antonius geleitet wurde. Bei dieser Gelegenheit richtete der Metropolit an den Zaren eine längere Ansprache, welche in warmen Worten für baldige Beendigung des Krieges und für den Frieden ausklang. Ter Metropolit sagte unter anderm: „Gebe Gott, daß der gegen- wärtiae Krieg baldigst aufhöre. Gebe aber auch Gott, daß die Worte der Engelscharen: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgelallen" immer lauter ertönen, immer tiefer in die Herzen der Menschen dringen sollen. Diese Worte bilden in dieser Kriegszeit nicht e»nen Mißton, sondern im Gegenteil das emzige Mittel, um den Krieg zu beenden und ihn dereinst überhaupt unmöglich zu machen." Ver in Iar»k»j« Sfjel» lebende Sohn Stoffel», der Hauptmann Stössel, äußerle: „Ich habe die letzte Nachricht von meinem Vater am 15. November erhalten. Die Nachricht lautete dahin, daß der General gesund sei, sonst nichts. Die in ausländischen Blättern verbreitete Nachricht, daß mein Vater aus persönlicher Initiative kapituliert habe, ist eine Lüge schon aus dem einfachen Grunde, daß der Kriegsrat in diesem Falle dem Kriegs- geietz entsprechend denjenigen General absetzt, der die Kapi- tulation proponiert, und emen anderen Kommandanten nach der Rangfolge bestimmt-ich kenne meinen Vater, er hätte nie kapituliert. Ebens» erwartete er keine Hülse von der Landseste aus, nachdem er den Rückzug StackeibergS er fahren hatte nach der Schlacht bei Äafangu. Hülfe wurde nur von der Seeseite aus erwartet. Im September glaubte mein Vater, Roschdjestwensky würde früher ausfahren: daß ein großer Teil der russischen Offiziere nach der Kapitulation von Port Arthur freiwillig in die japanische Gefangenschaft sich begab, ist dem Umstande zuzuschreiben, daß Japan außer dem mündlichen Ehrenwort noch ein schriftliches Ver sprechen verlangte, nicht mehr am Kriege teckzunehmen. Das verstieß aber gegen unsere Bestimmungen. Mein Vater wird direkt nach Petersburg reisen." Stöffel» Ansprache. Nach einer Meldung der „Daily Mail" aus Tokio hielt General Stössel nach Abschluß der Uebergabe fol gende Ansprache an seine Offiziere und Mannschaften, nach dem sie sich zu Wanschutung gemäß den Uebergabebedingun- aen versammelt hatten: „Ihr habt gesehen, waS heute ge schehen ist. Unser Leben und Eigentum ist von der Großmut unseres Feindes von gestern abhängig. Ich be wundere Eure Treue und Tapferkeit und danke Euch aus dem Grunde meines Herzens dafür, daß Ihr mir ohne Murren die Abschließung der Uebergabe erlaubt habt. Es ist unsere schmerzliche Pflicht, unsere dienstlichen und per sönlichen Beziehungen zu lösen, doch wir können keinen weite ren Widerstand leisten. Die Japaner werden die Be dingungen gewissenhaft einhalten. Laßt es Euch nicht gereuen. Ihr habt Eure Kriegerpflichten erfüllt, und die Japaner wissen Euren heldenhaften Widerstand voll zu schätzen. Wenn da« Vaterland unser Verhalten tadelt, so wißt, daß ich allein für die Uebergabe verantwortlich bin. Bleibt tapfer und treu und seid eingedenk, daß Soldaten nie mals von dem Pfade der Rechtlichkeit abweichen dürfen." Alle waren tief erschüttert von den Worten des Kom mandanten. veukscbes Keicb. Leipzig, 15. Januar * Tem König Friedrich August widmet die „Nordd Allg. Ztg." folgenden Willkommengruß: Am kommenden Montag trifft Sc. Majestät der König von Sachsen zum Besuche bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin in Berlin ein. Wir entbieten dem verbündeten Herrscher unseres Monarchen de» wärmsten WillkommeuSgruß und gedenken in dieser Stunde mit besonderer Innigkeit der engen Beziehungen, die die Dynastieen der Hobenzollcrn und der Wettiner in Freude und Leid verknüpften. Seit den Tagen, da auf blutiger Wahlstatt die unauf- lösliche Einheit der deutschen Fürsten und Stämme geschmiedet wurde, ist rin Menschenalter dahingeflossen: in Preußen und in Sachsen ist seitdem die dritte Generation aut den Thron der Bäter empor gestiegen: die Bande treuer Freundschaft aber, die die Vorfahren umschlangen, bewäbrrn auch deute ihre Kraft und Festigkeit und werden, io Kott will, immerdar sortdauern Aus dem Bund« der beiden Fürsten, die morgen in der RrichShauptstadt bei einander weilen werden, ruht der wegen der hohen Borsahren, dir in gemein samem Ringen für die höchsten nationalen Ziel» so Große« getan: möge dieser Segen noch aus fernst« Geschlechter au«strablen zum Wohle dr« deutschen Volke« und de« Reiches! Mit diesem Wunsche rusen wir dem König Friedrich August nochmals da« herzlichste Willkommen zul * Verltu, 15. Januar. * Ter Kaiser brim Han-elSmtntfter. Wie wir schon kurz mitteilten, bat der Kaiser an einem Mahle bei dem HandelSminister Möller teilgenommen. Zu diesem Mahle waren außer Ministern und höheren Beamten folgende Herren vom Großhandel und der Großindustrie rinaeladtn: Adolf Woermann-Hamburg, Geb. Kommerzienrat Frentzel, Geh. Kommerzienrat Schlntow-Stettin, Geh. Kommerzien rat Ernst von MendelSsobn-Bartboldv, Geb. Kommerzienrat Herz, Geb. Kommerzienrat Carl 6ueg-Düsseldorf, Geh. Kommerzienrat Arnbold, Geb. Baurn» Rathenau, Geh. Regierungsrat D. von Siemens. * Zcutralu-rstanS tzer national liberale» Partei. Auf der Tagesordnung der Sitzmeg des ZentraiovrffaudS der
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