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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050109021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905010902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905010902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-09
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MWUWWWWWWWWWWW M» VtzUM-H-rns iS der Hallplexpebitivu oder deren Ausgabe stellen ab,«holt: vierteljährlich ^3.—, bei zweimalig« täglicher-«stelli», W-Hau» 8.7b. Dvrch die Post bezog« für Deutsch. laut «. Oesterreich vkrteljührlich ^S SckiO; für die übrig« Länder last AettnngSpreirliste. Diese »«««er vstrt aus all« Ba-uhäs« und III , bet den Zeitungs-Berkäufern " ^1* «ednttto» med «gstedttto« 1Ü8 yerusprrch« LLL Johanntägafs« L Hostt-SUterle Drräd«: Marieustraße 34 (Fernsprecher Amt 1 Nr. 1713). „ HemOt-KUtgle Berlin: EarlDuncker, Herzal.«ayr.Hofbuchbandlg, Lützowstraßr 10 (Fernsprech« «ml VI. Nr. 4603). Abend-Ausgabe. WpMrMMM Anzeiger. Ämtsölatt des königlichen Land- «nd des Höniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Rokizeiamtes der Ltadt Leipzig. «nzei-en-Vrei» die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Ktuauziellr Sazeiaea, Ätlchüftranzrigen unter Text oder au besonderer SM, nach Laris. Di« 4 gespaltene Reklamezeile 7K Annahmeschlutz für Anzeige«: Lbeud-ÄuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen find stet- an dir Expedition zu richten. Ertrg-Vetlnge» (nnr mit da Morg«- Au-gabe) nach besonder« Leretubaruug. Die Expedition ist wochentags uunnterbrocheu geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Nhr. Druck und Verlag von G. P-l- in Leipzig (Jlch vr. dt. ä: A. Kliakharbt). Nr. 15. Montag den 9. Januar 1905. SS. Jahrgang. Var Llichtigrtr vs« rage. * Nach in Berlin umlaufenden Gerüchten sind in dem letzt« KOstüudigen Gefecht gegen die Hottentotten bei Groß-NabaS auf deutscher Seite k Offiziere und KO Mauu gefallen. Amtliche Bestätigung fehlt noch. * Die Kommission zur Beratung einer Eisenbahn- BetriebSmittelgemeinschaft ist heute in Berlin zu sammengetreten. (S. Dtsch. Reich.) * Der allgemeine Streik im Ruhrkohlen-Gebiet scheint unvermeidlich und dürfte in zwei bis drei Wochen au»brechen. Auf der Zeche Kaiserstuhl 2 ist bereits heute früh die gesamte Belegschaft nicht eingefahren. (S. Dtsch. Reich.) * Der österreichische Reichsrat soll zum 23. Januar einberufen werden und bi» kurz vor Ostern versammelt bleiben. (S. Pol. Tagesschau.) * Der „Morning Leader" will wissen, daß die Neu ¬ wahlen zum englischen Parlamente Ende März erfolgen. * Japan will eine vierte innere Anleihe in Höhe von 100 Millionen Arn aufnehmen. (S. Rufs.-jap. Krieg.) * In Port Arthur ist nach der Uebergabe an mehreren Stellen Feuer au-gebrochen. (S. Russ.-jap. Krieg.) Vie „stettung des Mittelrtanäer". Es ist eine undankbare Aufgabe, über die Rettung des Mittelstandes zu sprechen, die in kurz bemessenen Fristen immer Mieder gefordert wird. Das Thema ist ganz be sonders dornig, denu „Mittelstand" — „hier stock' ich schon, indem ich's niederschreibe" - ist keineswegs ein kristallklarer und scharf umrissener Begriff. »Für die jenigen, die dringend „Rettung" heischen, ist's nicht an genehm, wenn man sie erst noch Nam' und Art fragt und mit Definitionen beginnt, indes sie rufen: Wer schnell gibt, aibt doppelt! Aber dennoch ist solche Vorsicht un erläßlich, sonst werden Leute gerettet, die gar keinen An- spruch auf diesen Liebesdienst erheben. Betrachtet man den Mittelstand nach dem Einkom men, also etwa als die Bevölkerungsschichten, die 900 bis 3000 Mark Jahreseinkommen beziehen, so ergibt sich an der Hand der preußischen und der sächsischen Einkommen steuerstatistik, daß diese Schichten nicht abgenommen, sondern zugenommen haben. Eine Rettung wäre also bei einer solchen Auffassung des Begriffes „Mittelstand" gegenstandlos. Da aber die Steuerstatistik aus verschiedenen Grün den, deren Darlegung hier zu tief ins Gestrüpp des Technischen führen würde, keine völlig exakte Antwort gewährt, so haben verschiedene Nationalökonomen ver sucht, den Mittelstand nach objektiven Merkmalen, wie Flächenumfang des Grundbesitzes, Größe des Gewerbe betriebes, Rangordnung im öffentlichen und privaten Dienst, Lohnhöhe und ähnliä-en Kennzeichen zu begren zen und auch im Lichte dieser Betrachtungsweise erscheint bei Schmoller, Sombart, Böttger der Mittelstand als eine ziemlich konstante Größe. Wir wissen also wiederum nicht, wen wir eigentlich retten sollen. Wir alle haben die aufrichtigsten Sympathien für den „ehrwürdigen, tätigen, wissenden Mittelstand", von dem Immernwnn spricht: wir wünschen mit Goethe, daß es in unserem lieben Vaterlands recht viele Menschen geben möge, die sich „zwar in beschränkten, aber doch wohlhäbigen, auch ein sittliches Behagen fördernden Verhältnissen befinden." Das klingt so idyllisch, versetzt uns so in Hermann und Dorothea-Stimmung, daß wir gern einen dringliichen Appell an die bewährte Weisheit unserer Gesetzgeber richten möchten, wüßten ivir nur ... zu wessen Gunsten. Denn wir fürchten, daß die legislative Maßnahme, die dieser Gruppe des Mittelstandes vielleicht nützt, jener Gruppe des Mittelstandes schaden werde und raten daher, den Begriff zunächst möglichst einzuengen. Vielleicht ge langen wir am schnellsten und sichersten zu einer Präzi- sierung, wenn wir fragen, von wem denn eigentlich die Agitation zu Gunsten des Mittelstandes ausgeht. Die Korntruppe der Mittelstandsarmee bilden — vor und neben den Kleinkanfleuten — die Handwerker. Und angesichts ihrer Beschwerden genügt es in der Tat nicht, darauf hinzuweisen, daß die Klagen über „Uebersetzung" der Gewerbe und die Unmöglichkeit, „seinen Stand zu halten", Jahrhunderte alt sind: es muß zugegeben wer- den, daß wir einer fortschreitenden Subalternisierung des Handwerks beiwohnen. Die kapitalistische Unterneh mung engt das Handwerk mehr und mehr ein. Nur glauben wir, daß dieser Entwickelung durch Gesetze nicht gesteuert werden kann. Da ist die Novelle zum Genossen schaftsgesetz von 1896, durch welche den Konsumvereinen der Verkauf an Nichtmitglieder bei Strafe verboten wurde. Ter Erfolg dieser Bestimmung war der, daß die bisherigen gelegentlichen Käufer nun Mitglieder wurden. Die Konsumvereine wurden also nicht geschwächt, son dern gekräftigt. Ta ist das Börsengesetz, dessen Mängel nun so ziemlich allseitig erkannt sind. Im Rahmen un seres Themas sei nur hervorgehoben, daß es die Groß banken auf Kosten des bankgewerblichen MittelstendiH- gefördert hat. Ta ist das Handwerkergesetz von 1897, dessen Zwangsinnungen sich in keiner Weise bewährt lxrben. Und abgesehen davon, daß diese ganze Gesetz gebung, die sich ja noch in mannigfachen anderen Formen ansgelebt hat, unwirksam geblieben ist, wird auch der Geist der Nation durch das Petententum, in dem sich jetzt ganze Stände gefallen, schwer geschädigt. Wenn wir im nationalen Konkurrenzkämpfe auf die Dauer bestehen wollen, muß das Wort „Hilf dir selbst!" bei uns wieder mehr zu Ehren kommen. Tas Handwerk muß sich eben durch Differenzierung, Spezialisierung, Kombinierung den gewandelten Daseinsbedingungen anzupassen suchen. Es gilt hier, verclltete Lebensformen nicht künstlich fort- zufristen, sondern sich von ihnen entschlossen abzuwenden, sobald man erkennt, daß sie nicht mehr erhalten werden können. Auch diese Schichten der Nation müssen vor wärts blicken lernen und aufhören, Fabelwesen zu gleichen, deren Augen nach rückwärts stehen. Mit dem Alten brechen, Neues versuchen kostet manchen Tropfen Schweiß, manche Träne, aber wieviel Mitgefühl wir auch dem Lose des Einzelnen schenken mögen, es darf uns den Blick für die Notwendigkeit, die ckiru ueeeositas, nicht trüben. / Dem Handwerker, dem Kleinkaufmann ist es nicht zu verdenken, wenn sie nach berüchtigten Mustern die an geblich immer gefüllten Speicher des Staates belagern. Ter Politiker aber muß doch fragen, ob denn ein greif bares Staotsinteresse es gebietet, dem saufenden Rade der Zeit auf die Gefahr der Zerschmetterung hin in die Speichen zu fallen und den Kleinbürgerstand koste es, was es wolle, zu erhalten. Um ein so verwegenes Be ginnen zu rechtfertigen, müßte doch erst die Vorfrage be antwortet werden, was denn eigentlich dieser Stand dem Staate so Unersetzliches leiste. Zur Antwort wird immer darauf hingewiesen, daß diese Elemente seßhaft und selbst- ständig und daher staatserhaltend seien. Die Seßliaftig- keit ist aber, was den Kleinkaufmann betrifft, sine Fabel, weil ein naml-after Bruchteil der neu gegründeten Detailgeschäfte schon innerhalb des ersten Geschäftsjahres wieder eingeht. Und davon abgesehen ist auch die Seß haftigkeit durchaus nicht imnrer Ausdruck eines gesunden Festwurzelns in altem Kulturboden und guter kauf männischer Tradition: sie erinnert nur zu ost an die drei Kammmachergesellen zu Seldaryle. die sich in ihrer Ge rechtigkeit und Seßhaftigkeit gegenseitig aus dem Bett, dem Gewerbe und der Stadt hinauszudulden trachteten. Die Selbständigkeit aber ist in unendlich vielen Fällen nur eine scheinbare. Der Schneider, der sich nur durch Lehrlingszüchterei als verschämter Hausindustrieller be haupten kann, der Schuster, der im Nebengewerbe Portier ist, der Möbelschreiner, der nur „auf Waschtische" arbeitet und sie am Wochenschluß bei Abzahlungsgeschäften ab zusetzen versucht, der Zigarengeschäftsinhaber, der vor dem Grossisten zittert, der Wirt, der der Hörige einer Großbrauerei ist .... ist die Selbständigkeit aller dieser Bedauernswerten eine Bürgschaft für staatserhaltewde Sinnesart? Wir glauben, daß die Besserung im Wesentlichen nur durch Erhöhung der individuellen Leistung, durch ent- schlosseires Bekenntnis zum Fortschritt rmd durch Stärkung des Solidarrtätsgefühls erfolgen kann. Was aber die geser-geberischen Rettungs-Experimente betrifft, so verweisen wir auf das Wort des Tacitus: Der Glaube an die AllmackH der Gesetzgebung ist ein Aberglaube. Der ruttucb-japamrche Krieg. Port Arthur und Daluy. Tas Bureau Reuter meldet aus Tokio von gestern: Die Japaner beabsichtigen, aus Port Arthur eine bedeutende Flotten st ation zu machen. Nach der Abfahrt der rus sischen Gefangenen werde nur eine kleine Garnison in Port Arthur bleiben. Tie Flotte ist eifrig mit dem Auffischen von Di in en beschäftigt: trotzdem ist die Schiffahrt noch lange unsicher und nur Regierungsschiffe haben Zufahrt. — Dalny wird demnächst für den neutralen Handel geöffnet werden. Aeuherung«« Stoffel». Das Bureau Reuter meldet aus Port Arthur über Fusan: Bei der Zusammenkunft der Generale Stössel und Nogi sagte Stössel die wahre Ursache des Krieges sei die russische Unkenntnis der japanischen solda- 1 i s ch en L igen s ch a f t e n. Er habe kapituliert, da er nur noch wenige Tage unter großen Opfern den Platz hätte halten können. Das Eintreffen der japanischen elfzölligen Geschütze sei der Wendepunkt der Belagerung gewesen. Stössel fei er staunt gewesen, von Kuropatkins Niederlage zu hören. Er sagte, es sei unnötig, oaß die baltische Flotte noch herauskomme. Leueribrunff »raH -er Uebergabe. Wie der Reuterkorrespondent in General Nogis Haupt quartier vom 5. meldet, brach in Port Arthur am ersten Tage nach der Uebergabe an zwei Stellen Feuer aus. General Stössel bat deshalb im japanischen Hauptquartier um Ent schuldigung und erklärte, daß die Freiwilligen, die nach dem Ausmarsch der Garnison in der Stadt zurückgeblieben sind, nicht ausreichteu, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Er ersuchte darum, daß die japantschen Trup- pen sofort einrücken möchten. Der Admiral Aataoka hat nach einer weiteren Reuterdepesche aus Tokio berichtet, ein Kreuzer, zwei Zerstörer und ein Torpedoboot seien den nach Tschifu, ein anderer Kreuzer, ein Kanonenboot und eine Anzahl Zerstörer den nach Kiautschau geflüch teten russlschen Schiffen gefolgt. Vie Japanlfferung Aorea». Aus Tschemulpo wird dem „S. C." über die seit An fang des ostasiatischen Krieges begonnene und seither immer weiter und zielbewußter durchgeführte Iapan i sier u n g Koreas geschrieben: In den koreanischen Ministerien sitzen heute Japaner als Berater, deren Macht beinahe un umschränkt ist. Japan hat die Oberaufsicht über das Finanzministerium und Ministerium für fremde Angelegen heiten. Der koreanische Gesandte am Pekinger Hof ist wohl nur deshalb abberufen worden, weil er das Mißfallen der Javaner durch seine freundschaftlichen Beziehungen zum russischen Gesandten erregte. Das Militär rn Korea ist durch die Japaner aufgelöst worden und man hat neue, ge mischte Formationen geschaffen, wobei auf je zwei Koreaner je ein Japaner kommt. Japanische Offiziere «erzieren die Truppen. So hat Japan die Waffengewalt Koreas ganz m seiner Hand. Es verwaltet die Zölle^und die fremden, an den koreanijchen Küsten verkehrenden Schiffe haben sich den Verordnungen der japanischen Behörden zu fügen. Japan hat die Eisenbahn Söul—Fusan in Betrieb genommen und für eine andere, Söul—Gensan, bereits den Plan ausge arbeitet. Japanische Feldtelegraphen durchkreuzen das Land, und alle Verkehrsmittel stehen unter der Kontrolle der Japaner. Die koreanische Regierung hat sich willenlos in die Arme der Japaner geworfen, während dagegen das Volk sehr oft Grund hat, mit ihrem Regiment unzufrieden zu sem, und Gewalttätigkeiten verübt. Der Krieg Hal seine Schrecken ins Land gebracht, und die Bevölkerung ist dem Militarismus abhold. Die Requisition von Leuten zum Nach trägen des Gepäcks der Soldaten bringt viele Mißbellig- keiten hervor. Die Versuche, auf der Strecke Söul—Fusan Eisenbahnzüge zum Entgleisen zu bringen, sind das beste Zeichen, wie weit das Volk gereizt worden tst. Wer Japan sitzt in Korea bereits zu fest im Sattel, als daß alles das einen Umschwung nach einem glücklichen Verlauf des Krieges hervorbringen konnte. Auch m der Mantsch urei will man zugleich mit den Schrecken des Krieges die Segnungen der japanischen Kultur verbreiten. Man trägt sich in Tokio mit dem Gedanken, demnächst in dem Teile der Mantschurei eine provisorische Zivilverwaltung einzurichten, der von den Japanern besetzt ist. Die Vorbereitungen zu einer solchen Maßnahme sind schon getroffen. Line Vierte japanische Anleihe. Nach einer Tokioer Reutermeldung verlautet, daß demnächst eine vierte innere Anleihe in Höhe von 100 Mil lionen Jen unter den gleichen Bedingungen, wie bei der dritten Anleihe, zur Ausnahme gelangen soll. Da» rassische Flettenpregramin. Wie der Petersburger Korrespondent der „Schles. Ztg." meldet, ist auf Befehl des Zaren für die Schaffung der neuen russischen Kriegsflotte vorläufig eine Summe von fast S00 Millionen Rubel freiaemacht. ES sind bereits großeBestellungenin Deutlchland, Italien und Frank reich vollzogen worden. Für die Bauperiode von 1905 bis 1907 veranschlagt die Admiralität einen Kostenaufwand von rund 400 Millionen Rubel. Madagaskar. Der Korrespondent der „Times" in Paris berichtet, bis gestern abend sei k e i n r u s s i s ch e s K r i eg s s ch i f s in den Hafen von Diego Suarez einaelaufen, welches der ein zige Hafen von Madagaskar sei, der einen geeigneten Ankerplatz biete. Kriegsschiffe unt tiefem Seegang können Majungo und Malaie nicht anlaufen. Diese Häfen stehen in telegraphischer Verbindung mit Paris, doch sind bis jetzt keine Nachrichten über die Ankunft des Geschwaders ein gelaufen. Alles deute darauf hin, daD die Flotte beabsichtige, m Diego Suarez zu ankern, um tue notigen Reparaturen vorzunehmen, indes sei auch möglich, daß daS Geschwader nur auf der Höh« von Madagaskar ankern würde, so daß die französische Regierung hiergegen keineBedenken äußern könne. Niemand könne verlangen, daß eine so umfangreiche Küste, wie die von Madagaskar, durch Kriegsschiffe fort während überwacht sei. Feuilleton. Am jeden Preis. Ns . Roman von Sergei D . . . , Nachdruck verdat«. Rasch schritt sie nach der Tür des nächsten ZimmerS, aber noch ehe sie die Schwelle überschreiten konnte, be mächtigte sich Burton wieder ihrer Hand und seine glühenden Augen drangen ihr bi» in die innerste Seele. „Du liebst einen anderen? Dann will ich die Nacht nicht überleben!" raste er und lag wieder vor ihr auf den Knieen. Sie strich ihm leise mit ihrer weichen Hand über die brennende Stirn. „Lieben?" hauchte sie. „Nein! DaS kann ich beschwören. Ich liebe keinen anderen!" Mit einem Jubelschrei sprang Burton empor und er drückte sie fast in seiner wilden Umarmung. „Und ich darf hoffen? Mein süße» Lieb! Mein Eigen! Meine Königin!" „Das ist Wahnsinn", flüsterte sie fast unhörbar und ihre Augen waren von Tränen geblendet. „Du kennst mich ja kaum. Weißt nichts von meiner Vergangenheit." „Was kümmert mich deine Vergangenheit! Die Zu kunft, die goldene Zukunft, die beanspruche ich als mein Recht!" rief er, sie an sich reißend und heiße Küsse auf die blutleeren Lippen des halbohnmächtigen WeibeS pressend, dem «S endlich mit Mühe gelang, sich frei zu machen. Sie eilte an di« offene Tür, aber an der Schwelle blieb sie stehen und wandte ihm ein bleiches, jetzt auch noch hartes Gesicht zu. „Gehl Verlaß mich jetzt!" rief sie streng. „Nicht einen Augenblick länger darfst du bleiben." „Du vertraust mir nicht, Nettie?" rief er schmerz bewegt. „Dir wohl, — aber. Oh, du kannst ja nicht der- stehen. Geh — du wirst noch bereuen, diesen Tag erlebt zu haben!" „Darauf will ich's ankommen lassen", rief Burton und schloß sie von neuem in seine Arme. Halb widerstrebend legte sie da» schöne Haupt auf seine Schultern. „Ich wollte dich schonen, aber du willst ja nicht", flüsterte sie. „Ich fürchte, ich liebe dich, und ich weiß, daß du mich liebst." „Das schwöre ich bei allem, wa» mir heilig", rief er überselig. „Dann soll der Liebe und un» die Gegenwart ge hören. Aber — wenn die Stunde der Trennung schlägt — und sie muß schlagen, Harry — dann vergiß nicht, daß ich dich schonen wollte", murmelte sie innig. Dann legte sie ihre weißen Arme um seinen Hal». „Sie wird nicht schlagen! Nur der Tod soll unS trennen!" antwortete Burton voll Leidenschaft. Im Korridor wurde die Glocke gezogen. Burton fuhr zusammen und lauschte. „Wieder Suwarow?" Nein; eß war eine andere Stimme, die nach Mr». Hamilton fragte. DaS Mädchen bedauerte: Madame sei nicht zu Hause. Wie lange sie ausbleiben würde, fragt« die Stimme. Das Mädchen konnte eS nicht sagen. „Also führen Sie mich in da» Empfangszimmer, ich werde warten." „Angenehmer Mitbürger!" fluchte Burton. Nettie sah ihn bittend an. „Das ist Broad, — ein alter Herr, der meine Ge schäfte besorgt. Eigentlich hätte ich ihn gern einmal ge sprochen." „Das heißt, ich — soll —" Burton machte ein solch betrübtes Gesicht, daß MrS. Hamilton ihn lachend unterbrach. „Natürlich sollst du nicht gehen! Aber entschuldige mich ein Weilchen, ich werde mit ihm im Empfangs- zimmer sprechen." Sie ordnete ihre etwas Lerangierte Frisur und der- ließ das Zimmer. — >— — — — — Eine volle Stunde lief Burton im Zimmer herum, wie ein Tiger im Käfig. Endlich kam seine Angebetete zurück, mit hochroten Wangen und blitzenden Augen; schöner denn je. „Gott sei dank. DaS Warten war ent- setzlich!" Burton küßte schon wieder ihren Arm. Sie ließ ihn ruhig gewähren. „Höre, Harry", sagte sie später, „glaubst du mir, wenn ich dir sage: Zch liebe Pich'?" Die Antwort war eine Umarmung, die ihr beinahe den Atem raubt«. „Willst du mir «inen Gefallen tun?" Sein Blick sprach Bände. »Dann — verreise!" — Er sah sie fassungslos an, dann sagte er Vorwurfs- voll: „Suwarow! —" Das schien sie einen Moment zu ärgern; jedoch nur einen Moment. Dann zuckte sie mit den Achseln. Ihr Hirn arbeitete mit Hochdruck. Einer momentanen Laune wogen — oder wenn es auch wirklich Liebe war — des halb das Endziel gefährden? Um ihn zu schützen?! Nein, — nicht einmal für sich selbst würde sie das tun. Der eine Gedanke hatte genügt. Genießen wir den Moment! Sie lachte auf. „Schau mich nicht so an! — Ich habe nur gescherzt!" Und sie versiegelte den Mund, der sich fragend öffnen wollte, mit einem Kuß. — AIS Burton einige Stunden später die Treppe hinab stieg, begegnete er Jack Napier. Die Freunde begrüßten sich, doch war beiden die Begegnung sichtbar unangenehm. „UebrigenS", sagte Burton, den schon wieder die Eifersucht plagte, beim Abschied, „du kannst mir gratu lieren, Jack. Mrs. Hamilton und ich haben unS soeben verlobt." Einen Moment stand Napier starr. Dann ergriff er die Hand seines Freunde» und schüttelte sie. „Du bist zu beneiden. Aber du gestattest doch, daß ich deiner Braut einen Besuch abstatte?" ES lag ein gewisser Hohn in den Worten, den der empfindliche Burton sehr gut heraushörte. „Ich wüßte nicht, mit welchem Recht ich eS dir ver bieten könnte", antwortete er, da» „leider" unterdrückend.
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