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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050112027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-12
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Annah »reschlutz für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an di« Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Autgab«) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von frich 8 bi» abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. Or. B„ R. L W. Kltllkhardtl Nr. 21. Donnerstag den 12. Januar 1905. W. Jahrgang. Var lvichtigrte vom rage. * Bei einem Einbruch in ein Juweliergeschäft der Windmühlenstraße in Leipzig wurden in ver gangener Nacht Goldwaren und Uhren im Werte von mehreren Tausend Mark gestohlen. (S. Leipz. Angel.) * Nach Meldung des Generals v. Trotha hatte Oberst v. Deimling am 3., 5. und 7. dsS. Mts. abermals sieg reiche Gefechte mit Hererobanden. (S. Ausst. in Südwestasr.) * Der Abschluß des deutsch-österreichischen Handelsvertrag«» ist noch vor Ablauf dieser Woche zu erwarten. (S. Pol. Tagessch.) * In Czenstochau wurde bei einer gewalttätigen De monstration der Sozialdemokraten ein Gendarmerie wachtmeister getötet. (S. Auslaud.) * In Paris nahm der Vollzugsausschuß der radikal republikanischen und radikal-sozialistischen Partei eine Erklärung an, welche den neuen Kammerpräsidenten Doumer auSschließt. (S. Pol. Tagetschau.) * Nach der „Nowoje Wremja" haben die Generale Smirnow, Fock und GordatowSky im KriegSrat gegen die Kapitulation von Port Arthur gestimmt. (S. rnss.-jap. Krieg). * Die Japaner haben die Kriegsgefangenen nach Nagasaki, die Generale und Admirale, die nicht ihr Ehrenwort gaben, nach Nagoja geschafft. (Siehe russ.» jap. Krieg.) plokerror Otttiea Nippoia über Japan. „Die Entwicklung Japans in den letzten fünfzig Jahren" schildert der Berner Professor Dr. jur. Otfried Nippolv, ein Sohn de« bekannten Jenenser Professor«, in einer Broschüre, die jetzt »y zweiter Auslage erschienen ist. Uns veranlaßt zu ün»L BesvrHtzMS Merkchen« nicht nur der Umstand, daß hier in gedrängter Form ein plastisch wirkende« Bild' von Land und Leuten gegeben wird, daß in knapper, aber wohlbegründeter Weise für da« gute Verständnis der Psyche diese« un« immer noch fremden Volkes gearbeitet und brauch bare« Material herbeigeschaffl wird — wir haben noch einen persönlichen Grund. Der Herr Verfasser hat nämlich im Sommer de« Jahre« 18SL bereits in unserem Blatte eine Serie politischer Japan-Artikel veröffentlicht, die hauptsächlich die Interventions frage anläßlich des Frieden« von Shimonoseki behandelten. Prof. Nippold trat damals sehr energisch gegen jede Inter vention und insbesondere gegen die Beteiligung Deutschlands an der Intervention auf. Es motivierte die» mit dem be leidigten Nationalstolze der Japaner, mit ihrer Eitelkeit und ihrer Rachsucht, die sie nach sorgfältiger Vorbereitung und in möglichst kühler Verfassung zu befriedigen lieben. Der Verfasser jener Artikel „Deutschland und die Inter vention in Ostasien" kann für sich in Anspruch nehmen, den russisch-japanischen Krieg mit voller Bestimmtheit damals schon vorauSgesehen und angekündigt zu haben. Freilich scheint e» un« nicht sicher, daß auch alle Prämissen stimmen, daß der jetzige Krieg ganz allein auf die von Herrn Nippold erkannten Ursachen zurückzuführen ist, und ob der Krieg nicht auch ohne di« Intervention der drei Mächte Ruß land, Frankreich, Deutschland gekommen wäre. Sicher ist jedenfalls, daß hier auch nationalökonomische Motive zwingendster Natur Japan zum Kriege gedrängt haben, doch ist es nur natürlich, daß die s. Z. verletzten nationalen Gefühle der Japaner dabei mitgewirkt haben. Um eine Probe zu geben, in welch präziser Weis<Prof. Nippold bereits 1895 den jetzigen Krieg prophezeit hat, zitieren wir folgendes au« den betr. Artikeln: „Mögrn die russischen Staatsmänner noch so vi«le Gründe für ihr Verhalten gehabt und mag auch die spanische Regierung not gedrungen sich den Wünschen des „Dreibundes" gefügt haben: für un« ist der einzige wirkliche und bleibende Erfolg der Intervention in Ostasien nur eine schwere Gefährdung de» Weltfrieden«". Wa« da« jetzt in zweiter Auflage vorliegende Nippoldsche Heft über die moderne Entwicklung Japan« sagt, ist von tiefem wissen schaftlichen Ernst und hohem Gerechtigkeitsgefühl durchdrungen. Der Verfasser ist überall bemüht, nicht nach dem Schein zu ver urteile», sondern zu erklären und unser Verständnis zu wecken. Wir sehen, wie gerade wegen de« mangelnden Gemütsleben« aller Verkehr sich in höflicher Weise abwickelt, wie die Ja paner durch ihre Auffassung der äußerlichen Natur der Höflichkeit zur Unaufrichtigkeit in unserer ernsthafteren Auf fassung gelangte», wobei nicht einmal immer eine Täuschungs absicht vorzuliegen braucht. Der Verfasser führt folgende- amüsante typische Beispiel an: Der Herr Vicomte Soundso empfängt einen Berichterstattrr. „Sind Sie für da« Prinzip der offenen Türe?" „Ja, ja!" „Werden Die in Japan da» Prinzip der offenen Tür stet« durchführen?" „Ja, ja, gewiß!" Hochbefriedigt verkündigt der Berichterstatter dem davon ebenfalls befriedigten Europa, daß einer Aeußerung de« Herrn Vicomte Soundso zufolge die Japaner für das Prinzip der offenen Türe sind. Auch der Herr Vicomte ist befriedigt. Er bat den Mann höflich behandelt. „Offene Türe? . . . Kurios! Wa der Mann wohl damit gemeint hat? Aber gleichviel, er bat den Mann höflich behandelt, er hat zu Allem Ja qesagt. Wa« di« offene Türe ist, wird sich ja schon finden und dann — tut man immer noch, was man will!" — Wenn sich dann nach so und so viel Jahren Hera »«stellt, daß die Japaner ganz im Gegenteil die Tür« vor den Europäern zumachen, dann behauptet der Bericht erstatter «ntrüstet, der Herr Bicomt« hab« ihn angel .... Wer wrShalb so schroff sein? Er tut dem Herrn Vicomte entschieden unrecht! Dieser ist nicht» weiter al« höflich gewesen. Kein Japaner würde seine Worte ander« aufgefaßt haben, al» sie gemeint waren. Wenn der Berichterstatter etwas andere» dahinter gesucht hat, dann kann er, der Bicomte, doch nicht» dafür! Besonder« die rein äußerliche, ganz oberflächliche Ein wirkung der europäischen Zivilisation auf Japan betont Nippold immer wieder. Bon einer Uebernahme der europäischen Kultur anschauungen kann gar keine Rede sein. Während alle« euro päisiert worden ist, ist gerade der Mensch in Japan innerlich ganz unberührt geblieben. Da« Werkchen schließt mit einem Ausblick auf die weitere politische Entwicklung. „Asien für die Asiaten" ist die von Japan au«gegebene Parole: „Wir waren einst die Angreifer, die die Völker des Osten« au« ihrem Schlummer aufgescheucht habe». Werden wir nicht einst die Angegriffenen sein? ver vergarbeiteraurrtancl im ftMgebiet. Der Streik gewinnt zwar an Ausdehnung; man darf dabei aber nicht vergessen, daß, je größer die Zahl der Aus ständigen wird, die Aussichten auf Erfolg immer mehr zu sammenschrumpfen. Dazu kommt, daß sämtliche deutsche Streikkassen infolge der enormen Kosten des Crimmitschauer Streiks noch heute laborieren. Die Arbeiterführer sind sich dessen wohl bewußt; doch haben sie die Herrschaft über die Meng« völlig verloren. Ein Streik von so gewaltigem Um fange bei fast leeren Kaffen muß ausgehen wie das Horn berger Schießen. Und da sich die sächsischen und böhmischen Arbeiter Wohl hüten, einen zur Zeit gänzlich aussichtslosen Streik in Szene zu setzen, so wird man nicht fehlgeben, wenn man dem Ausstand im Ruhrgebiet im höchsten Falle eine Dauer von zwei bis drei Wochen und ein klägliches Fiasko prophezeit. — Wir lassen nun die eingegangenen Meldungen hier folgen: Wie dem „Vorwärts" au« Dortmund telegraphiert wird, ist der Streik im Dortmunder Revier fast auf allen Zechen ausgebrochen ; insgesamt sei er bisher auf 50 Zechen mit insgesamt 80 000 Bergleuten cingetreten. Die Versammlung der Belegschaft „Zeche Vollmond" in Langendreer, die ebenfalls in den Ausstand tritt, verlies sehr erregt. Bezeichnend ist, daß der Ausruf eines Berg manns: „Wir wollen streiken, und wenn wir alle verderben!" mit allgemeiner lärmender Zustimmung ausgenommen wurde. — Die Wittener Zechen „Hamburg", „Franziska", „Walfisch", „Bommerbank" und „Bergmann" streiken. Ins gesamt stellten 3400 Mann die Arbeit ein. — Die Beleg schaft der Zechen der Gesellschaft „Konkordia" in Bruck hausen (Rhein) ist nicht angefahren. Bon der Gewerk schaft „Deutscher Kaiser" streiken Schacht 1 und 2. In Meiderich ruht der Betrieb der Zech« „Westende". Auf Zeche „Neumühl" streiken 3600 Mann. — Der AuSstand greift auf da« Herner Revier über. Gestern Abend fand in Herne eine von 1500 meist der Belegschaft der Zeche „Sham rock" angehörigen Bergleuten besuchte Versammlung statt, die trotz aller Abmahnungen des Vertreters der Organi sation, der sogar erklärte, der Verband werde jenen keine Unterstützung zahlen, die, ohne auf die Führer zu höre», ausständig würben — den Streik beschloß. Ein Redner, der zur Fortsetzung der Arbeit riet, wurde durch lärmende Ruse wie „RauS! Raus mit dem Bremser'." förmlich nieder- geschrieen, während die Ausführungen der Streiklustigen frenetischen Beifall fanden. Von den Forderungen, die der Hibernia-Berwaltung überreicht werden sollen, sind noch bemerkenswert die Gleichstellung der Lehrhäuer mit den Hauern und eine 25prozenlige Lohnerhöhung für alle Berg leute al« Minimallohn. — Aus Bochum wird gemeldet: Die dem Regierungspräsidenten erstatteten Berichte sprechen sämtlich die Ueberzeugung au«, daß die Streikbewegung binnen kurzem verlaufen werde. Bon einer morgen bevorstehenden geheimen Sitzung de« Delegiertentags ist die Entscherbung zu erwarten, ob die Führer ihren durchgegangenen Massen folgen wollen oder nicht. Ihre Kassen sind zwar leer, aber sie hoffen auf Unterstützung aus dem Reich und vom Ausland. DaS Verhalten der Streikenden ist tadelfrei. — Der EisenbahnfiSku« beschlagnahmte behufs Sicherung deS Eisenbahndienstes 6 Doppelwagen Kohlen, die für Privat händler bestimmt waren. Die Koh len preise steigen rapid. — Die sozialdemokratische ReichStagS-Fraktlon Kat sich gestern mit dem Bergarbeiterstrelk im Ruhr-Revier beschäftigt und dem „Vorwärts" zufolge beschlossen, die Regierung zu interpellieren, welche Schritte sie gegen über der vielfachen Uebertretung der reichsgesetzlichen Be stimmungen durch die Unternehmerschaft zu tun gedenkt. ver Humana in Ziiawertastilrs. Die n«MtLris<he Lage. Die letzten Meldungen deS Generals v. Trotha über die Gefechte un Norden unseres Schutzgebietes bestätigen aufs neue, daß es einzelnen Hererobanden fortgesetzt gelungen ist, sich durch die deutschen Abteilungen am Sanofelde durchzu schlagen. Mit den dort jetzt geliewrten kleinen Gefechten steht auch die schon kürzlich gebrachte Meldung im Zusammenhang, daß der Hercrogroßmann Friedrich von Omburo, das 25 km nordöstlich Omaruru gelegen ist, am 4. Januar seine Gewehre in Omaruru abgegeben hat. Er ist hierzu durch die zahl reichen kleinen, glücklichen Gefechte der Abteilungen v. Fiedler und Graf Schweinitz von Mitte bis Ende Dezember be wogen worden, durch welche die dort hingezogencn kleinen Hererobanden zersprengt wurden. Ueber die Abteilung v. Fiedler bemerkt die „Kreuzztg.", daß ihre Entsendung zu Anfang Dezember vom Eiseb aus erfolgte, ckls sich heraus stellte, daß der Widerstand der nach dem Sandfelde gedräng- ten Herero völlig gebrochen war und man die dort zur Ab sperrung und Ueberwachung verbleibenden Truppen vermin dern konnte. Es erfolgte damals zu gleicher Zeit die Ver stärkung der im Norden um Grootsontein befindlichen Kom pagnie durch eine zweite Kompagnie, und hier übernahm für den erkrankten Oberleutnant Volkmann Hauptmann v. Oertzen den Befehl. Weiter ging Oberst Deimling mit drei Kom pagnien nach dem Süden, nach Waterbera ging die 8. Kom pagnie Regiments Nr. 1, und über Waterberg nach Omaruru wurde zur Säuberung dieses Gebietes Hauptmann v. Fiedler mit der 6. Kompagnie Regiments Nr. 1 unter Hauptmann v Wangenheim und einer Marinekompagnie unter Ober leutnant Graf Brockdorff entsandt. Diese haben nun aus ihrem 150 km langen Marsche zwischen Waterbera und Oma- ruru die erwähnten kleinen Gefechte gehabt. Ihnen waren zu gleicher Zeit von Karibik, 60 km südlich Omaruru, an der Bahn westlich Okahandja gelegen, 100 Mann der 2- Er- sakbattcrie, unter Gras Schweinitz, über Omaruru entgegen- gesandt, die sie auch bereits am 16. Dezember in der Gegend der Omatokoberge, 60 km nordöstlich Omaruru, trafen und die dann aus ihrem Weitermarsch nach Waterbera vom 25. Dezember bis 4. Januar fortgesetzt kleine Gelecht« satten. ES muß als ein erfreuliches Zeichen gelten, daß eS diesen ver- bältniSmäßig kleinen Abteilungen gelungen scheint, in diesem Bezirk die Ruhe herzustellen. Die letzte Meldung von dem Uebersall deS Diehvostens bei Okakango am 6. Januar durch Herero zeigt aber, daß sie ihre Räubereien bis an die Eisenbahn auSsuhren, den» Oka- kanao liegt dicht an der Bahn, nur 7 km westlich von Oka- hanoja. Jedenfalls treibt sie der eigene Verlust an Vieh und der infolgedessen eintretende Mangel dazu. Hoffentlich zwingt auch sie schließlich der Hunger zur Unterwerfung. Neue Gefechte. Nach einer Meldung des Generals v. Trotha hatte Oberst v. Deimling, von Gibeon kommend, am 8. Januar bei Ha- ruchaS, südlich von GochaS, am 5. bei Gochas und am 7. Ja- nuar anscheinend bei Urikuribis siegreiche Gefechte. Der Feind ist vermutlich nach Osten geflüchtet. Die Verbindung zwischen v. Deimling und Major Meister ist hergestellt. ver mrrircb-japanizche Weg. (tzuai d'Orsay und Dauning Street. Wie den .Times" gemeldet wird, glaubt man im Umkreise des Quai d'Orsay, die Untersuchung werd« sehr einfach und glatt verlaufen. RussischerieilS werde man die Ge schichte von den japanischen Torpedobooten unterbreiten und mit Beweismalcrial erhärten, und dann werde von englischer Seite auf Grund der in Hüll abgehaltenen Untersuchung der Versuch gemacht werden, die rujsiichen Behauptungen zu ent kräften. Der Ausschuß habe dann das volle Material vor sich, eine Entscheidung neben den Sachverhalt zu fällen. In London denkt man sich aber, wie der „Köln. Ztg." ge schrieben wird, den Hergang einigermaßen anders und glaubt, es werde nach englischem Herkommen in der Rechtspflege auch vor dem Auslchusle in Paris die Möglichkeit geboren sein, d i e russischen Zeugen ins Kreuzverhör zu neh- men. Ob sich diese Erwartung bestätigt, muß sich sehr bald Herausstellen. Da das auf Gegenseitigkeit beruhen würde, so sollte kein ernster Einwand gegen dieses Verfahren vorliegen, es sei denn, daß von russischer Leite wieder die Annahme ver treten werde, daß nicht nur an dem Worte russischer Offiziere, sondern auch an der unfehlbaren Richtigkeit ihrer Beob- achtungen und Auffassungen kein Zweifel zulässig sei. Selbst dann aber sollten nach Ansicht auch unbefangener Kreise die unabhängigen Mitglieder des Ausschusses als Fachleute es nicht allzu schwer finden, zu einem richtigen Urteil zu ge- langen. Denn daß keine japanischen Torpedoboote in eng lischen Häsen, englischen Gewässern und unter der Fischer flotte gewesen seien, davon sind selbst diejenigen Leute in London überzeugt, die unter Umständen eher für Rußland als für Japan Partei nehmen würden, und zwar aus allgemein praktischen Gründen. Wer etwas vom englischen See-, Küsten- und Hafenverkehr weiß, und mit dem Her gang der Dinge m der Öffentlichkeit und dem allgemeinen Nachrichtenverrehr und Austausch Halbwegs vertraut ist, der wird, nach dieser Korrespondenz der „Köln. Ztg.", in der Tat ein Kommen und Geben ttemder Torpedoboote unter dem Schleier des Geheimnisses für einfach unmöglich halte». Der gleichen könnte in Friedenszeiten, wo alleS offen und öffentlich ist, nicht bewerkstelligt werden, ohne daß Hunderte und im Handumdrehen tausende von Menschen genaue Kennt nis von der Sache hätten. Jeder, der nur ganz oberflächlich mit dem Jachtsport bekannt ist, weiß, wie außerordentlich schwierig und tatsächlich unmöglich es wäre, ein fremdes Tor- Feuilleton. Am jeden Preis. 14j Roman von Sergei D . . . . Nachdruck verdaten. ES war ganz dunkel. In der Ferne glänzten die Lichter von Blackwall. Mrs. Hamilton überlegte eben, ob man, nicht die Lampe am Mast aufziehen müßte, als plötzlich ein Laut an ihr Ohr schlug, da- sie erbeben machte. Dumpf schallte das Ratteln eines stillstehenden Automobils zu ihr hinüber. Sie versuchte angestrengt mit ihren Blicken die umgebende Dunkelheit zu durch- dringen. Unmöglich. Das Ufer erschien nur wie eine unbestimmte, verschwommene schwarze Linie. DaS Weib zitterte und bebte am ganzen Körper vor Aufregung und Ungewißheit. Mit einem Ruck fuhr Suwarow empor und setzte sich auf. „Camille, — ist dir was, — fühlst du dich unwohl?" fragte er besorgt. Sie wollte antworten. Doch im selben Moment tauchte eine dunkle Masse vor ihnen auf. Plötzlich unver mittelt. Ein Schrei! Ein Krach! Dann war ein Kahn gekentert und der einsame Ruderer ins Wasser geschleu dert, klammerte sich fest am Rand deS Segelbootes an. „Lassen Sie los!" schrie Suwarow aufspringend und eilte zur anderen Seite des Bootes, um das Gleichgewicht zu erhalten. „Lassen Sie los, wir ziehen Sic von hinten herauf!" Und auch Mrs. Hamilton schrie: „Hülfe, — wir sterben!" Da flüsterte der Mann im Wasser: „Camille!" „Jack!" murmelte sie aufatmend und ergriff seine Hand. «BoriS! Boris!! Hülfe!! Der Mann zieht mich mit hinab!!" Mit einem Fluch sprang Suwarow hinüber und ver- suchte, das Weib zurückzureißen. Da kenterte das Boot, und begrub alle drei unter sich im Wasser. Suwarow taucht« unter und kam jenseits deS Bootes wieder an die Oberfläche deS Wasser». Er war ein vor züglicher Schwimmer und hätte ohne weiteres das Ufer gewinnen können, wenn ihn nicht die Sorge um Mrs. Hamilton zurückgehalten hätte. Er mußte sie retten. Da sah er auch schon ihr Helle», nasses Kleid im Mond- licht glänzen. Im Nu war er an ihrer Seite, faßte mit dem linken Arm um ihre Taille und hielt sie über Wasser. „Kannst du schwimmen?" fragte er. „Nein!" antwortete sie in furchtbarer Angst und klammert« sich fest an ihren Erretter. „Um Gottes Willen, Camille!" rief der. „LoSlassen! Hörst du nicht! Nicht anklammern!" Doch da» nützte nicht». Mit der Kraft der Ver zweiflung hielt sich das Weib fest an ihm; er konnte weder Arme noch Beine gebrauchen und fühlte seine Kraft er lahmen. Da tat er das einzige, was er unter den Um ständen tun konnte; er packte Mr». Hamilton bei den Haaren und tauchte sie unter. Das heißt, er versuchte es. Weit kam er nicht damit, denn plötzlich fühlte er sich von hinten gepackt und gewaltsam hinabgezogen in die Tiefe. Ein flüchtiger Blick überzeugte ihn, daß auch der Fremde sich an ihn festklammert. Jetzt schrie Suwarow um Hülfe. Nur ein Schrei — dann schlug das Wasser über den kämpfenden, zappelnden Knäuel zusammen. Es war alles viel schneller vor sich gegangen, als sich erzählen läßt. Der erste, der wieder auftauchte, war MrS. Hamilton. Augenscheinlich hatte sie Suwarow jetzt loSgelassen. „Jack!" flüsterte sie ängstlich, „Jack!" Gleich darauf erschien auch Napiers Kopf an der Ober- fläche. Er sAvamm auf dem Rücken, die Arme kräftig nach hinten zurückgestemmt, als sträube er sich gegen etwas. Der Mond erleuchtete silberhell die Scene. DaS Weib sah Napier fragend an. Der nickte mit dem Kopfe. „Nicht zu lange!" flüsterte sie. Er nickte wieder. — Fünf Minuten später schwammen die beiden mit kräftigen Stößen dem Ufer zu, zwischen sich den ohnmäch- tigen Suwarow, den sie vom Ertrinken „gerettet" hatten, über Wasser haltend. — Das Rasseln des Automobils am Ufer hatte etwas unheimliches an sich in der stillen Nacht. Und noch unheimlicher klang das unterdrückte „Hurra!", mit dem die beiden Schwimmer von Sullivan und dem Russen empfangen wurden, die ihnen in der Dunkelheit ein Stückchen entgegenschwammen. Bald waren alle Mann im Auto untergebracht. Sullivan saß als Chauffeur auf den: Bock. „Nicht zu schnell, Mike!" ermahnte Napier. Dann rollte der Wagen von dannen. Mrs. Hamilton war jetzt wirklich einer Ohnmacht nahe. Einen Moment lehnte sie in den Kissen zurück und schloß die Augen; dann, mit Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft, beugte sie sich über den ohnmächtigen Suwarow. „Schnell, — er kann erwachen. — Beinahe hätte ich sie schon vorhin gehabt, — hier, in der rechten Brust- tasche —" stieß sie hervor. Napier zog einen elektrischen Stab aus der Tasche und leuchtete. Neben ihm saß der Russe, in einer Hand ein Taschentuch, in der anderen ein Fläschchen Chloroform — „für alle Fälle", wie er sagte. MrS. Hamilton griff in Suwarows Brusttasche. Sie war leer. „Ins Wasser gefallen!" flüsterte sie entsetzt. „Weißt du bestimmt, daß sie da drinnen war?" flüsterte Napier mit bebender Stimme. „Ich glaube so etwas zu fühlen." Indessen hatte der Russe hastig die anderen Taschen Suwarows betastet. „Ruhig doch, ruhig!" ermahnte, er. „Hier, die rechte Hüftcntasche ist fest zugeknöpft!" Rücksichtslos wurde der Ohnmächtige auf die Seite geworfen und die Tasche aufgeknöpft. Mit einem Griff hatte MrS. Hamilton eine dicke, lederne Brieftasche her vorgeholt und sie geöffnet. Napier leuchtet« hinein.
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