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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905011101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905011101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-11
- Monat1905-01
- Jahr1905
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* Preußische» Lan»e««e>un beamt. Die Denkschrift zum Etat der preußischen Handels- und Gewcrbeverwaltung behandelt die Begründung des Landesgewerbeamtes und des ständigen Beirats. In Aussicht genommen ist, unter Beseitigung der technischen HülsSarbeiterstellen de« Handelsministeriums ein LandeSgewerbeamt als neue kollegiale Behörde und als besonderes Or^an des Hanvelsministers zu errichten und diesem einen ständigen Beirat als Sach verständigen anzuglievern, während das LandeSgewerbeamt die Aufgabe hat, den Minister bei der Erledigung der laufen den Geschäfte in technische» Fragen ständig zu beraten und ibn bei der regelmäßigen Beaufsichtigung der gewerb lichen Unterrichtsanstalten und der der Gewerbesörderung dienenden Gewerbeeinricktungen zu unterstützen. Es soll ein geeignetes Organ geschaffen werden, das der Gewerbeverwal tung hauptsächlich die beständige Fühlung mit dem praktischen Leben und seinen Bedürfnissen vermittelt. Das LandeSgewerbe amt hat hiernach dauernde staatliche Aufgaben zu erfüllen und ist eine öffentliche Behörde, der Beirat ist nur ein be ratendes Organ des Ministeriums, das in regelmäßigen Zwischenräumen berufen wird. Dem Beirat sollen außer den Mitgliedern de« Gewerbeamts auch andere, auf eine be grenzte Zeit zu berufende Sachkundige angehören. Die Denk- lchrift legt dann die Aufgaben und die Organisation deS LandeSgewerbeamtes und des ständigen Beirat« dar und schließt: Als eine natürliche Folge der Begründung deS LandeS gewerbeamtes ergibt sich die Aufhebung der ständigen Kom mission für da« techmsche Untcrrichtswesen und der Ueber- gang der technischen Zentralstelle für Textilindustrie, soweit sie sich auf die Beaufsichtigung der Texulschulen erstreckt, auf das LandeSgewerbeamt und den ständigen Beirat. Die Ver wirklichung des neuen Planes bedingt eine Mehrausgabe von 6l 290 * Verwaltunasresormeu für die Schutzgebiete. Eine Neu ordnung des R e ch n u n g s p r ü f u n g s w e s e n s in den Schutzgebieten steht, wie schon gemeldet, bevor. Die „Tägl. Rundfch." bemerkt hierzu: Tie neue Behörde wird die Be zeichnung „Rechnungskammer für Kamerun, Deutfch-Süd- westafrika usw." führen. Sie werden dem Gouverneur mit unterstehen und aus einem Rechnungsbeamten und zwei Bei sitzern, die der ortsansässigen und ortskundigen Bevölkerung angehörigen, bestehen. 4 * Stuttgart, 9. Januar. Die Deutsche Partei Württembergs zählt nach dem neuen Jahresbericht nunmehr 77 Ortsvereine mit zusammen 7000 eingeschriebenen Mitgliedern. Gegenüber dem vorjährigen Parterberickt zeigt sich ein Zuwachs von 10 Ortsvereinen und 600 Mitgliedern. Auf dem gestrigen Parteitage wurde die Frage der Umände rung des Namens „Deutsche Partei" m „National liberale Partei" von der Tagesordnung abgesetzt. weil noch verschiedene gutachtliche Aeuherungen von größeren Be zirksvereinen auSstehen. Erst auf dem nächstjährigen Partei tage soll diese Frage entschieden werden. — Auch die Zen trumspartei hielt am gestrigen Sonntag ihre Landes- Versammlung ab, und zwar m Ravensburg. Reichstagsab- geordneler Leser bemerkte in seinem Referat über Reichs politik u. a., auch 8 1 des Jesuitengesetzes müsse fallen: mit dem bisherigen halben Erfolge sei das Zentrum durchaus nicht zufrieden. Abgeordneter Rembold sprach über die Landespolitik. Zum Schluß ergriff Abgeordneter Gröber das Wort zu allgemeinen Betrachtungen. Eine Resolution wurde angenommen, die Verwahrung ausspricht „gegen eine Verfassung, die dem Ansturm gegen die christliche Schule die Wege öffnen würde." Huslsna. Oesterreich - Ungar«. * Berichte der „Zeit" gegen den Ministerpräsidenten a. D. von Koerber. Die Wiener „Zeit" veranstaltet nachträglich einen Skandal gegen den früheren Ministerpräsidenten Dr. von Koerber. Sie behauptet, Herr von Koerber habe wieder holt Adel, Orden und Titel gegen Geldbeträge für Staats zwecke verschaffen müssen. Ta der Fonds für die offiziöse Presse und die offiziösen Journalisten nicht ausreichte, weil er in den letzten Jahren auf 200 000 Kronen reduziert worden war, sollte Koerber Berufungen ins Herren haus gegen eine Zuwendung von 500 000 Kronen an den Pressefonds anbieten lassen. Der Bergrat Max vonGuttmann und der Börsenrat Viktor Maut h- ner hätten jeder 500000 Kronen für den Pressefonds bei gesteuert, seien aber infolge des plötzlichen Rücktritts Koer- bers nicht ins Herrenhaus berufen worden. Diese Behaup- rungen der „Zeit" würden, falls es sich um einen anderen als Herrn von Koerber, den tadelfreiesten Charakter unter allen österreichischen Politikern, handelte, geglaubt werden, da nicht zum ersten Male von der Korruption einzelner Wiener Cliquen gesprochen wird. So aber ist im Namen der öffentlichen Verdienste Koerbers, im Namen seines Rufes zu protestieren, bis etwa irgend ein Wahrheitsbeweis von dem Wiener Blatte in dem unbedingt erforderlichen Gerichtsverfahren erbracht würde. * Einberufung des Reichsrates. Nach einer Wiener Mel dung der „Boh/' ist der Reichsrat für den 26. Januar ein berufen worden. ES wird deS weiteren berichtet, daß von den deutschen Abgeordneten, welche zum Zwecke der Be sprechung mit dem Ministerpräsidenten in Wien erschienen sind, mehrere die Gelegenheit wahrnahmen, auch den neuen Ressortministern Besuche abzustatten. Diese haben sich hierbei über eine Reibe von Vorlagen, weiche noch vom Ministerium Koerber dem Abaeordnetenhause zugegangen sind, dahin geäußert, daß deren baldige Beratung von der Regierung in Aussicht genommen sei. So dürften in der Session vor Ostern namentlich der Gesetzentwurf über die Preßreform und das L o k a l b a h n g e s e tz von der Regierung betrieben werden. Von deutscher Seite erwartet man, daß auch die Ge w erb«refor m noch in der vor- osterlichen Session vorgelegt werden und zur ersten Lesung kommen wird. * Polizeiliche Verbote ia Triest und in Krakau In Triest hatte ein Studentenkomitee beschlossen, eine öffentliche Samm lung zu veranstalten, um dem italienischen Dichter Giosuö Carducci eine goldene Medaille als Ehrengabe TriestS zu überreichen. Tue Affichierung des Ausrufes an die Bürgerschaft wurde jedoch polizeilich mit Rücksicht auf die angeblich antiösterreichische Schriftstellertätigkeit Carduccis verboten. — In Krakau hat sich ein ähnlicher Fall zuge tragen. Bei der Erstaufführung der ,Lieber" stimmten am Schlüsse des fünften Aktes zahlreiche Sozialdemokra ten auf der Galerie das polnische Arbeiterlied „6rerrvov> srtsockar" lRote Fahne) an und setzten das Singen auf der Straße fort. Die Polizei schritt ein und forderte die Sozia listen zum Einstellen des Singens sowie zum Auseinander gehen auf. Da die Menge nicht gehorchte, gebrauchten ein zelne Polizisten die Waffe, wobei einige Sozialisten ver wundet wurden. Der sozialdemokratische Abgeordnete Das- zynski trat dazwischen und hielt folgende Ansprache: „Ge nossen! Die Polizei verbietet uns mit der Waffe in der Hand, daS Arbeiterlied zu singen. Dieses Lied gehet den Herren auf die Nerven. Damit sie sich aber an die Töne dieses Liedes gewöhnen, laßt uns ihnen noch eine Strophe Vorsingen!" Dies geschah, worauf die Demonstranten, be friedigt, daß die Polizei ihnen und Herrn Daszynski Vor schub leistete, auseinandergingen. Frankreich. * Syvetons Schrank im CrLdit Lyonnais. Dem „Berl. L.-A." wird gemeldet, daß die in dem Pariser Crsdit Lyon nais" gemietete Eisenkasse Syvetons gestern von der Po lizei geöffnet wurde. Das darm enthaltene Porte feuille war, wie hinzugesetzt wird, vollständig leer. * Das sittlich« Antodaf. Der radikale Abgeordnete Ger vais kündigt im „Matin" an, daß der Kriegsminister Ber- teaux beschlossen habe, alle geheimen Personalnoten der Offi ziere, die von deren Vorgesetzten im Dienstwege bergestellt sind, in deren Gegenwart verbrennen zu lassen und künftig die dienstlichen Urteile über Offiziere diesen bekannt zu geben. Auch Herr AndrS hat einen solchen Verbrennungs akt vorgenommen: jedoch er geschah nach den Enthüllungen des Abgeordneten Äuyot de Villeneuve, und er hatte einen Ka minbrand zur Folge. Spanien. * Straßeudemoustrationen gegen die Berzchrstzeuer. Nach dem Cadiz oorangegangen ist, sanden auch in Madrid, wie dem „B. T." von dort gemeldet wird, vorgestern große Straßendemonstrationen wegen der geplanten Verzehrssteuer statt. Verschiedene Gebäude wurden von der Volksmenge mit Steinen bombardiert. Die vor Erregung fast Besinnungslosen wollten auch das Rathaus stürmen, als die Gendarmerie einschritt und von der Schußwaffe Gebrauch machte. Auf dem Kampfplätze blieben zahlreiche Verwundete und zwei Tote zurück. Am Abend war die Ruhe wieder her gestellt, doch wurden neue Kundgebungen erwartet. Marokko. * Gefangennahme eine- Spaniers. Nach einer Depesche der „Köln. Ztg " aus Tanger erhielt der spanische Gesandte den Brief eines Spaniers, der ihm mitteilt, er sei auf dem Weg von Alkassar nach Tanger aufgegriffen worden und befinde sich in Dschebel Habib in Gefangenschaft: er werde gut behandelt. Der Stamm verlange Lösegeld. Der britische Konsularagent in Alkassar bemüht sich, die Sache aufzuklären. , flotte. * Schiffsbewegungen. Der Transport der nbgelvsten Be- satzima S. M. S. „Möve" ist mit dem Reichspostdampfer „Gnei- senau" am 9. Januar in Melbourne etngrtroffen und setzt am 11. Januar die Reise nach Adelaide fort. Die Ausklärungs- sckiffe der aktiven Schlachtflotte und der Kleine Kreuzer „Blitz" sowie die Schulboote „b> 6", „8. 15", „8. 20", „8. 42", „8 85", „8 86", „v 3", „8 11", „8 32", „8 82", „8 83", „8 84" sind am 9. Januar zu Uebungssahrten von Kiel in See gegangen. Postsendungen sind zu richten: für S. M. SS. „Friedrich Carl" und „Blitz" bis 12. Januar abends nach Apenrade, vom 13. Januar ab nach Kiel; für S. M. SS. „Prinz Heinrich", „Arcona",„Frauenlob",„Hamburg",„Ariadne , „Medusa', „Amazone" bis 15. Januar abends nach Apenrade, vom 16. Januar ab bis auf weiteres nach Kiel. Telegramme am 10., 11. und 12. Januar vormittags über Fredericia durch deutschen Konsul, am 18. uud 19. Januar über Marienleuchte und Arcona. Die Parlameutsberichte befinden sich ans Seite 6. Feuilleton. Theodor Thomas. Von Heinrich Zoellner. Heut ist der Begräbnistag des großen deutsch-amerika nischen Dirigenten Theodor Thomas. Als ich anfangs ver gangener Woche von ihm ein Programmbuch seiner letzten Konzerte zugesendet erhielt, in welchem er mit Rotstift die Erstausführung eines meiner Werke angestrichen hatte, da batte ich keine Ahnung, daß nur wenig Tage später der Telegraph die Kunde seines Todes übermitteln werde. Noch diesen Sommer batte er sich äußerst gesund und glücklich auf seinem Landgute in der Nähe von Chicago gefühlt. Er schrieb von dort mir einen humorvollen Brief: Wie er sich hauptsächlich mit Graben und Hacken in seinem Garten be schäftigt, während sich seine Frau liebevoll der Gänse, Enten und auch der vierbeinigen Pfleglinge seiner Gulswirtsschaft annehme. Er wollte auch in diesem Schreiben nichts davon wissen, daß er bereits in diesem Jahre sein 50. Jubiläum als Dirigent feiern würde. Die Blätter batten nämlich diese Nachricht gebracht. Theodor Thoma«' segensreiche Wirksamkeit in ihrer Voll ständigkeit zu begreifen, ist für einen Europäer fast unmöglich. Er kam nach Amerika zu einer Zeit, als von einer Wert schätzung der Musik als Kunst daselbst kaum die Rede sein konnte. Er war einer der unermüdlichsten Pioniere, den Amerikanern die Größe und Würde gerade der deutschen Kunst begreiflich zu machen. Mit welchen Schwierigkeiten er dabei zu kämpfen hatte, ist unglaublich. Ein Zug, welcher den Amerikanern sehr imponiert hat, wurde mir von ver schiedenen Seiten in New Aork erzählt. Wenn ein Dirigent in Amerika in früheren Zeiten (um 1850 und 1860 herum) ein Orchesterstück beginnen wollte, so war e« unmöglich, voll ständige Ruhe zu erlangen. Er mußte trotzdem anfangen, trotz der Störungen weiter spielen. Thomas schaffte hier Wandel. Er bat sogar einige male direkt abgeklopft, sich in vollständiger Ruhe nach den Logen, woher der Lärm kam, umgewandt. Gesagt Hal er nichts — aber er wartete. Nun wandte sich doch ein Teil des Publikums nach den Ruhe störern um und verlangte selbst energisch Ruhe. War diese dann endlich eingetreten, so begann Theodor Thomas. Hier in Deutschland scheint das ja ganz selbstverständlich, aber in dem Amerika früherer Zeiten gehörte schon eine ganze Portion imponierenden Selbstbewußtseins dazu, um den Be sitzern der Logen — denn um solche handelte eS sich meistenteils — die Anschauung beizubringen, daß sie in dem ihnen gehörigen Hause während der Musik nicht tun uud lassen könnten. was ihnen beliebte. Das „noblere odUge" kannte man da mals bei den reichen Leuten Amerikas nicht, weil eben die „noblesss" fehlte. Thomas hat ihnen einen Begriff davon, wenigstens der Kunst gegenüber, beigebracht. Er war ein Erzieher. Nicht nur de« Publikums, sondern auch deS Orchesters. Wie genau wurden von ihm in jede Geigenstimme die Stricharten eiugezeichnet! Er war unermüdlich, eine Orchesterleistung zu einer technisch reifen zu machen. In Cincinnati, in New Dork und die letzten 12 Jahre in Chicago hat er durch angespannteste Tätigkeit den Sinn der Amerikaner für die Meisterwerke der Ton kunst geschärft, gebildet. Und er blieb nicht bei den Meisterwerken stehen; er huldigte vor allem dem Grundsatz: den Zeitgenoffen ebenfalls gerecht zu werden. Es gab keine irgendwie bemerkenswerte oder interessante musikalische Novität, welche er nicht sofort gebracht hätte. So kam es, daß einem in New Pork Lebenden die Neuerscheinungen eines IahreS gewissermaßen brühwarm vorgesetzt wurden. Man machte gar kein Wesens darum. Das schien Thomas ganz selbstverständlich zu sein. Und sein gesunder Sinn, dem Neuen den Boden zu ebnen, erbte sich bei seinen jüngeren Dirigentenkollegen fort. Daß dadurch die Ansprüche an die Technik gewaltig gestiegen, ist selbstverständlich. So kam es, daß man in Amerika letzt eine nicht gar geringe Anzahl Orchester hat, welche mindestens in technischer Hinsicht den besten Orchestern Europas erfolg reich di« Spitze bieten können. Thomas sorgte auch dafür, daß ausgezeichnete Orchestermusiker aus Deutschland nach Amerika übersiedelten. So war er als Organisator mindestens ebenso groß wie als Dirigent. Wie Thomas sowohl in Künstler- wie Laienkreisen geschätzt wurde, zeigte sich deutlich bei dem Festmahl, welches ihm bei seinem Scheiden von New Aork im Jahre 1891 gegeben wurde. Er war nach Chicago unter glänzenden Bedingungen berufen worden und glaubte, diese dlnerbietung im Hinblick auf seine Familie uichl ablehnen zu dürfen. Man darf sagen: die bedeutendsten Männer New HorkS waren bei diesem Festmahl zugegen. Ich batte dort zum ersten Male Gelegen heit zu erfahren, waS man utder-äiuncr-speeckes ru nennen pflegt. Wenn ich von einem Dutzend guter After-dinner-Redner spreche, so ist daS nicht übertrieben. Und sie alle fangen daS Lob von Theodor Thomas, sie alle bedauerten, daß er geben wolle. Aber sie wußten auch, daß die Stadt Chicago für die Well-AuSstellung einen Diri genten ersten Range« brauchte. Sie wünschten alle, daß Chicago als damalige Repräsentantin Amerikas vor den Richterblicken der ganzen Welt auch in musikalischer Beziehung gut dastehe. Und Thomas brachte eS auch fertig im Laufe kurzer Zeit ein ganz vorzügliches Welt- auSstellungSorchester zu organisieren und so zu schulen, daß I eS den schwierigsten Aufgaben vollauf gewachsen war. Leipziger -kngelegendeiten. Leipzig, 11- Januar. * Ueber die Steigerung der Schuldenlast in sächsischen Städten teilt die .Zeitschrift des Kgl. Sächsischen Statistischen Bureaus" mit. daß allein in den Städten mit Revidierter Städteordnung die Schulden in den 30 Jahren von 1870 bis 1900 von rund 30 Millionen Mark aus rund 296 Millionen Mark gestiegen sind. Das ist nahezu eine Verzehn fachung der Schuldenlast, während sich die Ein- wohnerzah! im gleichen Zeiträume nur von 8M 705 auf 1945 772 vermehrte, also sich nicht viel mehr als verdoppelte. Von den 296 Millionen Mark sind jedoch rund 81 Millionen Mark in Unternehmungen angelegt, die für die Entwickelung der Stadtgemeinden ebenso erforderlich sind, als sie auch direkten finanziellen Nutzen bringen. Es sind das Gas- und Elektrizitätswerke, Wasserwerke, sowie Vieh- und Schlachthöfe. DaS in diesen Unternehmungen angelegte Kapital dürfte sich nicht nur voll verzinsen, sondern meist noch erheblich darüber hinausgehende Beträge liefern. Die Verzinsung solcher Schulden bedeutet also keine Belastung der Gemeinden Im übrigen kommen Ausgaben in Betracht, die unumgänglich sind, wie Schulbauten, Straßenbautcn u. dgl. m. Bei alledem ist aber auch das Steigen der Finanzkrast zu berücksichtigen, und so kann man Wohl zu dem Schluffe gelangen, daß trotz der enormen Zunabme der Schuldenlast unserer Städte deren Leistungsfähigkeit sich in keiner Weise verringert hat. * Die Sächsische Landesshnode wird Fch bei ihrer nächsten Tagung mit der schon wiederholt erörterten Frage der Ver legung des Epiphanrasfestes (Hohneujahr) aus den folgenden Sonntag beschäftigen. In Sachsen dürfte, nach der Stimmung an maßgebender Stelle zu urteilen, in diesem Jahre der Hoheneujahrstag zum letzten Male als selbstän diger Feiertag begangen worden sein. In gewerblichen und Handelskreisen wurde schon mit Rücksicht auf Preußen eine Verlegung nur mit Genugtuung begrüßt werden. * Die diesjährige Vormefse für Musterläger wird am Montag, den 6. März, ihren Anfang nehmen und am Sonnabend, den 18. März, enden. Das Offenhalten der Musterläger ist im Interesse der Meßbesucher bis einschließ lich Dienstag, den 14. März, dringend wünschenswert. Wir verweisen im übrigen auf die amtliche Bekanntmachung in vorliegender Nummer. * Schulvcreinsscst. Die lebenden Bilder, die beim Fest des Allgemeinen Deutschen SchulvereinS — Ortsgruppe Leipzig — am Freitag, den 13. Januar, im Leipziger Palmen garten zur Darstellung gelangen, werden die verschiedenen deutschen Stämme in ihren charakteristischen Trachten und in der ihrer landschaftlichen Zugehörigkeit entsprechenden Hauptbetätiguna zur Anschauung bringen. Hessen, Westfalen, Friesen, Schwaben und Oberbayern werden sich so in dem ihnen eigenen Gewerbe der Landwirtschaft, Industrie oder Fischerei zeigen. Die Bilder gelangen durch Damen und Herren der hiesigen Gesellschaft zur Darstellung. * Die Vaterländischen und reichstreuen Vereine zu Leip- zig-Stadt, L.-Anger-Crottendorf, L.-Neuschö nefeld, L.-Sellerhausen, L.-Thonberg und L.- Volkmarsdorf laden die nationalgesinnten Wähler des 4. Landtagswahlkreises der Stadt Leipzig für Donnerstag, den 19. Januar, abends 8 Uhr in den Kaisersaal des Schloß kellers zu L.-Neudnitz zu einer Versammlung ein, in der Herr Landtagsabgeordneter Fabrikbe sitzer O. Müller über die Tätigkeit des letzten Landtags sprechen wird. Nach dem Referate soll eine freie Aussprache stattffnden. Gäste sind willkommen und bedürfen keiner Ein führung. * Sächsische Mariuerekruten. Das Königreich Sachsen stellt für die Marine ein stattliches Kontingent. Nach den letzt vorliegenden amtlichen Listen für 1903/1904 betrug die Zahl der aus Sachsen ausgehobenen und freiwillig cin- getretenen Mannschaften 435. Obgleich Bauern erheblich größer ist als Sachsen stellte es nur 460 Mann für die Marine. Baden stellte 404 und Württemberg 287 Mann. * Ter Verein für Erdkunde hält heule Mittwoch abend 7V, Uhr im großen Festsaal des Leipziger Zentraltheaters die erste Sitzung des neuen Geschäftsjahres ab. Redner des Abends ist der bekannte Reisende Herr Dr. Georg Wegener aus Berlin, der über „Tibet und die englische Expedition" sprechen wird. Die eignen Beobachtungen Dr. Wegeners beruhen auf Reisen, die er im Jahre 1898 in dein kleinen indischen Gebirgsstaat Sikkim unternommen hat. Er kennt daher aus eigener Anschauung die Landschaft des Himalaya und zwar gerade in dem Bereich, der die Basis des englischen Vorstoßes gebildet hat; ferner auch einiges von der Raffe und Kultur der Tibeter, denn die Bevölkerung Sikkims ist diesen in beiden sehr verwandt, und insbesondere ge hören die Brraklöfter, die der Redner besuchte, bereits der tibeta nischen Lama-Kirche an. Eine Anzahl vortrefflicher Lichtbilder wird den Bortrag Dr. Wegeners willkommen ergänzen. — Auch für die übrigen Vortragsabende des Jahres 1905 bat der Vorstand des Vereins bereits hervorragende Redner gewonnen, so u. a. Herrn Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Alfred Kirchhoff und Dr. Otto Nordenskjöld. den Führer der jüngsten schwedischen Expedition in die Antarktis. — Anmeldungen zur Mitgliedschaft des Vereins für Erdkunde sind zu richten an Herrn Bankier Otto Keil (Fa. I. G. Salessky), Markt 16, II., oder an die Geschäfts stelle des Vereins, Grassi-Mufeum, Königsplatz. * Die ehemalige Marketenderin des 107. Regiments. Na mens Hedrich, die jetzt als Witwe in Pirna lebt, feierte Mühe und Arbeit in der Kunst, für die Kunst, das war sein Leben, aber auch seine Lust. Und wenn er heute auf einem der wundervollen Friedhöfe Chicagos, die mehr großen Parks ähneln, zur Ruhe gebettet wird, so werden die seine Leiche Begleitenden im Herzen sprechen: hier liegt einer, der durch sein rastloses Schaffen seinem Vaterlande Deutschland und sich selbst Ehre gemacht, für die Kunst in Amerika aber von hervorragender Bedeutung gewesen ist. Ein treues Angedenken dem großen Künstler! -G Mirftk. IV. Auszeichnung. Dem Intendanten Grafen von See bach in Dresden wurde das Großkreuz des belgischen Leopold-Ordens verliehen. Ein Hofkonzert im Jahre 1832. In der gegenwärtigen Konzert-Saison dürfte die Mitteilung von Interesse sein, mit welchen wenigen Mitteln und musikalischen Kräften in Weimar 1832, dem Todesjahre Goethes, rin Hofkonzert zur Ausführung kam. Ein uns im Original vorliegendes, von dem berühmten Hofkapellmeister Johann Nepomuk Hummel, dem einzigen Schüler Mozarts, geschriebenes Programm vom 5. April des genannten Jahres hat folgenden Inhalt: Ouvertüre. Lied: — Madame Eberwein. Duett, Oosi knn tutts — Madame Eberwein und Herr C. Genast. Lied ... — Madame Streit. Duettini — Madame Streit und Herr Genast. Doppel-Sonate von Mozart; — Pianoforte. Duett von Aiblinger: Madames Streit und Eberwein. Terzett von Methseßel. Madame Eberwein, Herren Stromeyer und Genast. Duett aus Armide: Madame Streit und Herr Genast. Klarinette-Variazionen: Herr K. M. Schlömtlch. Terzett aus Oosi tun lutte: Madame Streit, Eberwein und Herr Genast. * Eine Vorgängerin »er 8xmpbonlL ckomeutlea. Tie jüngste Symphonie von Richard Strauß — „i^mpdoniL äomtzstien" — soll, wie man weiß, die Freuden und die kleinen Leiden deS Familienlebens musikalisch illustrieren. Eine derartige Vertonung des Familienlebens ist nun an sich, wie die französische Musikzeituna „Le MSnestrel" nachweist, nichts Neues. In einem musikalischen Archiv in Frankfurt am Main findet man da- Programm eines am 9. März 1845 in Jena stattgefundenen Konzerts. Die Sensationsnummer des Konzerts war eine von dem Weimarer Orchesterdirigenten Chelard kom ponierte Orchesterphanlasie mit dem Titel „I-es premiörcs Harmonias llo I» via". Die Symphonie bestand aus drei Hauptteilen: Geburt, Taufe, Wiegenlied, Lied der Amme; — die Mutter, das Kind, die Spiele; — der erste Unterricht, die Jugendzeit, Schlußchoral. Auch in der Sttaußschen Symphonie findet man drei Hauptteile; ihre Titel lauten: der Mann, die Frau, da« Kind. Bei Chelard fehlt der Mann gänzlich; der Komponist war wahrscheinlich der Ansicht, daß von „harmoniso" gestern ihren 90. Geburtstag. Sie hat mit dem Regi ment als dessen Marketenderin den deutsch-französischen Feld zug mitaemacht und wird noch heute von vielen Veteranen, die 1870/71 als Krieger in Frankreich waren, geehrt und geschätzt. — Der Katze, diesem wohlerzogenen, liebenswürdigen vier füßigen Hausgenossen, gilt die von dem Bund für Katzen- Schutz, -Zucht und -Pflege in München ins Leben gerufene Ausstellung, die m den Tagen vom 17. bis 22. Ja nuar in den Räumen des ,,Ma r i e n g a r t e n s" allen Liebhabern, Freunden und Züchtern unserer „Mieze" zu- gängig sein wird. Fast auf der ganzen Erde hat die Katze, das selbständigste unserer Haustiere, sich nach und nach Hei matrecht erworben, und überall erscheint sie, als ein lebendes Zeugnis des menschlichen Fortschrittes, der Seßhaftigkeit, der beginnenden Gesittung. Der Hund ist wahllos Allerwelts- uno Allermenschentier, die Katze Haustier im besten Sinne des Wortes- lener hat sich von dem Nomadenzelte aus das feststehende Haus erobert, sie erst in diesem sich eingebürgert und dem gesitteten Menschen angeschloffen. Gleichwohl be wahrt sie sich unter allen Umständen bis zu einem gewissen Grade ihre Selbständigkeit und unterwirft sich dem Menschen nur insoweit, als sie es für gut befindet. Je mehr dieser sich mit ihr beschäftigt, um so treuere Anhänglichkeit gewinnt sie an die Familie, je mehr man aber eine Katze sich selbst über läßt, um so größer wird ihre Anhänglichkeit an oaS Haus, in welchem sie geboren wurde. Immer bestimmt der Mensch den Grab der Zähmung und der Häuslichkeit einer Katze. Dies lehren uns schon die alten Aegypter in ihrer beispiel losen Verehrung des Felidengeschlechtes, davon sprechen die Anschauungen der Mohammedaner, deren Vorliebe für die Katze allgemein bekannt geworden. - Die gegenwärtige, unter dem Präsidium des Freiherrn von Flotow- München stehende, gut beschickte Zweite Internationale Katzen-Aus- stellung wird ein reiches Material an interessanten Katzen aufzuweisen wissen, so in der ersten Gruppe die deutschen Hauskatzen in den verschiedensten Größen, Farben und Va rietäten. In einer zweiten Abteilung kommen die deutschen Angorakatzen, die asiatischen und afrikanischen Angoras, Tiere von seltener Schönheit, zur Schau, wie auch hier die fremdländischen Spezies, insbesondere spanische, persische, in dische, amerikanische Katzen vertreten sein' werden. Von den wertvollsten Vertretern des ganzen Katzengeschlechtes aber erscheint als der vornehmste der afrikanischen MaSken-An- goras der edle Kater „Dodo", neben ihm die größte Angora katze der Welt, der persische Kater „Padisch", und eine son derbar gebaute Katze, „Rani", aus dem Serail des Königs von Siam, abgesehen von den Ginsterkatzen aus dem Atlas- gebirge und den schwanzlosen Feliden von der ^sle of Man. * Ter Kaufmännische Verein gedenkt am kommenden Frei tag den Cyklus seiner wissenschaftlichen Vorträge wieder auszunehmen. Als erster in diesem Jahre gedenkt der bekannte Weltreisende Herr Dr. Georg Wegener aus Berlin über den „Panamakanal" zu sprechen und dabei die Geschichte dieses groß artigen Unternehmens, sowie dessen zukünftige Bedeutung, namentlich auch für den deutschen Handel zu erörtern. Der Bortrag selbst wird mit zahlreichen Lichtbildern, größtenteils nach eigenen Auf nahmen des Redners au Ort und Stelle, erläutert werden. Bei dem großen Interesse, das das Unternehmen des Panamakanals von jeher für die ganze gebildete Welt gehabt hat, darf man sich von diesem Vortrage umsomehr versprechen, als ja das Unternehmen in ein neues Stadium getreten ist durch das Eingreifen der Ver einigten Staaten und namentlich durch die im vorigen Jahre zur Förderung der amerikanischen Interessen an der Vollendung des Kanalbaues erfolgte Begründung der Republik Panama. * Geschäftsjubiläum. Am 12. Januar vollenden sich 25 Jahre, seil Herr Schuhmachermeister Louis Eydner sich in der Kleinen Fleischergasse etablierte. * Tcgcrnsecr Bauerntheater (Hotel Stadt Nürn berg). Am 9. Januar zum ersten Male „Die Kreuzel- schreiber", Bauernkomödie in drei Akten von Ludwig Anzengruber. Das Stück wurde auf dem Programm als Novität angekündigt, doch ist es dem hiesigen Publikum schon durch die vorzüglichen Aufführungen im Alten Theater be- kannt. Auch die Darstellung der „Kreuzelschreiber" durch die Tegernseer war lobenswert und das Publikum kargte nicht niit reichlichem Beifall. Im Vordergrund des Stückes stand der Stemklopferhans, den der Rieder darstellte. Es hätte vielleicht nichts geschadet, wenn gleich im ersten Bilde der An satz etwas kräftiger gewesen wäre, doch ist das eine Auf- fassungssache, die nicht maßgebend sein soll. Jedenfalls war die Erzählung vor der Hütte, ein Kabinettstück Anzengruber scher Detailmalerei, ein Meisterstück. Auch die Szene mit der Josepha im letzten Bilde war ausgezeichnet. Der alte Bren- ninger des Fuchs Fritz war ebenfalls eine gute Leistung. Die Maske war so vortrefflich, daß mit dieser schon die halbe Rolle „stand". Der Gelbhosbauer des Hertl Edi war un streitig eine seiner besten Leistungen. Ein solch durchdachtes Mienenspiel ist selten zu sehen. Die Josepha Wander- Pepi war ebenfalls zu loben. Das Herauskehren der „Her- rin des Hauses" nach dem mißglückten Versuch zur Umwand lung des Mannes war ganz prächtig. Der Vogl Franz fühlte sich wohl etwas unglücklich als Gründclhosbauer, und mit Recht. . Er führte die Rolle aber nach besten Kräften durch. Eine köstliche Figur des Humors schuf wieder Glas B en i mit dem Altlechner. Die übrigen kleinen Rollen waren auch wieder gut besetzt, es würde aber zu weit führen, sie alle zu nennen. — Die Zwischenaktsmusik wurde wieder in tadel loser Weise ausgeführt. nicht die Rede sein könne, wenn beide Ehegatten zusammcnwirken. Im übriaen ist Chelards Symphonie vollständig vergessen. Chelard war in Paris geboren und hatte seine musikalischen Studien unter Fötis und de Gossec gemacht. Im Jahre 1811 erhielt er den Rompreis. Von seinen Opernwerken waren die meisten leichte Ware; eine Ausnahme machte die Oper „Macbeth", deren Text von Rouget de t'Jsle verfaßt worden ist. Von 1836—1843 war Chelard Orchestcrdirigent in Weimar; er starb im Jahre 1861. Freilich kommt es auch bei Tondichtungen nur auf das Wie an, nicht auf das Was, auf die Ausführung, nicht auf den Stoff! Theater. Ein Franzose über Ibsen. In der Wiener „Neuen Freien Presse" schreibt der bekannte Pariser Theaterdirektor Andr« Antoine über Ibsen folgendes': „Man kann von Ibsen sagen, daß er in unserer zeitgenössischen Periode das Genie war, welches am meisten auf den unruhigen Geist der Jugend und der denkenden Elite Eindruck gemacht hat. Sein Ehrgeiz ging keineswegs dahin, als ein ästhetischer Neuerer zu gelten. Er hat niemals den Anspruch erhoben, uns ein neues Ideal des Lebens oder eine Anweisung zu einer bis dahin noch nicht existierenden Form des Theaters zu geben. Er hat weder Theorien noch neue Verfahren er funden. und doch hat dieser große Einsiedler sich in Frankreich allmählich eingebürgert, wie ein klassischer Autor. Und dies geschah trotz der Verschiedenheit der Temperamente, aber allerdings nicht, ohne unüberlegte Ausbrüche des Enthusiasmus und heftige Anti pathien hervorgerufen zu haben. DaS Resultat war unvermeidlich, denn Ibsen hat kühne Ideen in die Welt geschleudert und hat in der menschlichen Seele noch unerforschte Schichten aufgewühlt. Sein Werk ist ein Werk der Gehirntätigkeit, geschrieben sür geistige Arbeiter, und nur von Sinn und Wert für diejenigen, welche aus den kurzen ab gehackten Phrasen der Dialoge die unendliche Verlängerung nach der menschlichen Seele zu konstruieren wissen. Nur vhantaüebegabten Hörern erschließt sich ganz naturgewäi, was Ibsens Werke anderen verbergen. Derjenige, der nickt aus sich selbst schöpft, in dem nicht durch den Gedanken der Seelenzustand wieder auslebt, dessen Ursprung der norwegische Meister unS darlegt, für den ist es nutz los, mit ihm in Berührung zu treten. Wenn jemals ein literarisches Werk suggestiv wirkte, jo war es dieses. Mit kurzen Worten gesagt: Ibsens Bedeutung liegt mehr in dem, was er suggeriert, a'ls in dem, waS er ausdrückt. In allen Fällen ist das Werk Ibsens gesund. Es kündigt den Menschen eine bessere Zukunft an, flößt ihnen den Willen ein, sie zu verwirklichen, und zeigt ihnen auch zugleich die anzuwendcnden Mittel: Frei heit und Willenskraft! Ibsen ist keineswegs ein Re volutionär in der engen und schlimmen Bedeutung des Wortes. Solange das individuelle Gewissen nicht bereit sein wird, die Wahr heit zu empfangen und die Gerechtigkeit zu begreifen, wird kein Umsturz der Regierungen, keine Acnderunq der Schulen und der Ideen zu etwas führen. Es ist notwendig, das individuelle Gewissen zu befreien. DaS allgemeine Gewissen muß befähigt werden, die Idee der menschlichen Solidarität zu erfassen. Dieses «dle Ziel hat Ibsen mit allen Kräften angestrcbt und das ist der Anspruch, den er auf dir Bewunderung der Menschen hat." — Diese Aeuherungen Antoines sind um so beachtenswerter, als die Franzosen sich auch I beute nur schwer an Ibsen gewöhnen können.
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