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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050126024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905012602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905012602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-26
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rechtlich nicht haltbar sein. Vie grlrir in fturrlanil Via Vorgänge in Petersburg. telegraphiert wird, wohnten dem Begräbnis Sawinkins der Direktor des Instituts, Fürst Gagarin, alle Professoren und Studenten und eine etwa 2000 Personen starke Menschen menge bei. Der Sarg wurde von Studenten getragen. Gin Student der Universität sprach am Grabe; er saflte: „Wir begraben uiüeren Kommilitonen, dessen unschuldiges Blut durch einen Gewaltakt der autokratischen Regierung vergossen wurde. Gr ist tot, aber sein Geist lebt unter uns und fordert uns auf, unaufhörlich zu kämpfen für das Recht, frei zu leben und zu denken." Viele Kränze wurden auf dem Grabe nieder gelegt. - In der gestrigen Sitzung des Stadtrats stellte der Stadtverordnete Nabokow im Namen von 16 Stadtver ordneten einen Antrag, welcher lautete: „Die Bekannt- gäbe der Regierung bestätigte, was alle Bewohner der Stadt gesehen haben, daß nämlich am 22. Januar Truppen auf Arbeiter, welche mit einer Bittschrift an den Kaiser zum Winterpalais gingen, geschossen haben. Der Petersburger Stadlrat ist hierüber aufs höchste empört und erklärt, daß eine solche Grausamkeit die Grundstühe der bürgerlichen Ord nung, nämlich die Sicherheit des Lebens unter gräbt, und erachtet es als seine Pflicht, die Geschädigten zu unterstützen, indem er 25000 Rubel für die Ver- mundeten und die Familien der Getöteten bewilligt." Ter Vorsitzende Durnowo weigertesich, den Antrag zur Bc. sprechuna zuzulassen. Darauf beantragte Stadtverordneter Baron Korfs, 25 000 Rubel für die Geschädigten zu bewilligen ohne zu erwägen, ob sie schuldig oder unschuldig seien. Der Antrag wurde mit großer Stimmenmehrheit an genommen. Gleichzeitig wurden 2000 Rubel bewilligt zur Verbesserung der städtischen Ambulatorien zur Hülse leistung für Verwundete im Falle einer Wiederholung der Ereignisse vom 22. Januar. Ferner wurde das Stavtamt mit der unverzüglichen Bearbeitung der Frage der Einrichtung schneller ärztlicher Hülfe beauftragt, denn am Sonntag hätten nach Aussage von Augenzeugen Verwundete auf den Knien von der Morskaiastraße bis zur Kasankirche krie chen müssen. Eine kaiserliche Bekanntmachung. Heute sollte aus den Straßen Petersburgs auf Befehl des Kaisers die nachstehende Bekanntmachung des Fi nanzministers und Generalgouverneurs an geschlagen werden: „Der ruhige Verlauf des öffentlichen Lebens in Petersburg ist in den letzten Tagen durchdie Ern st e l l u n g d e r Arbeit in den Fabriken und Werkstätten gestört worden. Indem die Arbeiter zu ihrem offenbaren eigenen Schaden und dem der Arbeitgeber die Arbei nie der l e g t e n, stellten sie zugleich eine Reihe von Forde rungen auf, welche gemeinsame Beziehungen zwischen ihnen und den Fabrikanten betreffen. Die entstandene Bewegung nutzten schlechtgesinnte Personen auS, welche die Arbeiter als ihr Werkzeug benutzten, und verleiteten dre Ar beiterbevölkerung durch betrügerische und unmög liche Versprechungen auf einen Jrrvfad. Die Folgen dieser verbrecherischen Agitation waren zahlreiche Störungen der Ordnung in der Hauptstadt und die in solchen Fällen unvermeidliche Einmischung der bewaffneten Macht. Diese Erscheinungen sind tief traurig und rufen Unruhe hervor. Die schlechtgesinnten Personen schrecken nicht vor den Schwierigkeiten zurück, welche das Vaterland in der schweren Krieaszeit durchlebt. In ihren Händen erwies sich das Ärbeitervolk der Petersburger Fabriken und Werkstätten als ein blindes Werkzeug, welches stch keine klare Rechenschaft darüber gab, daß im Namen der Arbeiter Forderungen gestellt wurden, welche nichts gemein sames mit ihren Bedürfnissen haben. Indem dm Arbeiter diese Forderungen äußerten und ihre üblichen Beschäftigungen einstellten, haben die Arbeiter der Petersburger Fabriken und Werkstätten auch vergessen, daß sich die Regierung stets ihren Bedürfnissen gegenüber vorsorglich verhielt, wie ne sich auch gegenwärtig verhält und bereit ist, ihre berechtigten Wünsche aufmerksam zu hören und diese, soweit möglich, zu erfüllen. Aber zu solcher Tätigkeit braucht die Regierung vor allem die Wiederherstellung der Ordnung und die Rückkehr der Arbeiter zu ihrer alltäg lich e n A r b e i t. In Seiten der Unruhe ist eine ruhige und wohlgemeinte Tätigkeit der Regierung zum Nutzen der Ar beiter undenkbar, und eine Erfüllung ihrer Forderungen, wie berechtigt diese seine mögen, kann nicht erfolgen, wenn Un ordnung und Widerspenstigkeit herrschen. Die Arbeiter sollen der Regierung die ihr obliegende Aufgabe der Verbesserung ihrer Lage erleichtern; sie können dies nur vollbringen, indem sie sich von jenen entfernen, welche allein Unruhen nötig haben, und welchen der wahre Nutzen der Arbeiter sowie ine wahren Interessen unserer Heimat fremd sind und die diese nun als Vorwand zu Hervorrufung von Unruhen gebrauch- ten, die nichts mit dem Nutzen der Arbeiter zu tun haben. kratische Fraktion deS Reichstages hat am Mittwoch be- schlossen, auf dem Wege eines Initiativantrags die von den streikenden Bergarbeitern ausgestellten Forderungen nach reichsgesetzlicher Regelung zur möglichst schleunigen Behand lung vor den Reichstag zu bringen, und zwar soll der Antrag einschließen die Fragen der täglichen Schichtzeit, der Sonn tagsarbeit und Ueberschichten, der Beseitigung des Wagen- nullens, Schaffung von Arbeiterausschüssen und Wagen- und Ärankenkontrolleuren aus den Reiben der Arbeiter. In Dortmund forderte am Mittwoch abend eine zahl reich besuchte Bürgerversammlung die StaatSreaierung auf, energische Maßregeln zu ergreifen, um auf die Ärubenherren einen Druck auszuüben. Es wurde folgende Resolution an genommen: „Die Bürgerversammlung mißbilligt in schärfster Form die durch nichts begründeten polizeilichen Maßnahmen des Oberbürgermeisters Schmieding. Die Versammlung fordert diesen auf, seine Konsequenzen zu ziehen und sein Amt niederzulegen. Sollte er das nicht tun, so erwartet die Ver sammlung von der Negierung, daß sie Herrn Schmieding nahelege, entweder auf sein Amt als Oberbürgermeister oder auf das eines Aufsichtsratsmitgliedes zu verzichten." Folgen «nb Rückwirkungen -er Streik». Es ist bereits mitgeteilt worden, daß zwei deutsche Dele gierte nach London gereist sind, um mit den englischen Berg- arbeiterführern zu konferieren. Wie jetzt werter gemeldet wird, tritt heute in London ein Exekutivausschuß des Berg- arbeiterverbandes Großbritanniens zusammen, um zwei deutsche Delegierte über den Streik in Deutschland zu hören Die Verbandsmitglieder werden aufgefordert, keine Ucber- stunden zu machen und den deutschen Arbeitern alle mögliche finanzielle Unterstützung zuteil werden zu lassen. Wie die „Frkft. Ztg." mitteilt, findet wahrscheinlich nächster Tage in Brüssel eine Konferenz deutscher, belgischer und englischer Bergarbeiterdelegierten statt, um über die Situation zu beraten. In Belgien scheint man überhaupt nicht übel Lust zu haben, selbst in einen Streik einzutreten. Am Sonnabend finden große Versammlungen der Bergarbeiter des Kohlen reviers von Mons statt, wo vielleicht der Generalstreik be schlossen wird. Dar wagennullen Ungesetzlich? Ueber den rechtlichen Charakter des sog. „WaaennullenS" veröffentlicht Gewerberichter W ö lb l i n g - Berlin in der „Soz. Prax." eine längere Abhandlung, wobei er zu folgendem Ergebnis kommt: Die uneingeschränkte Vorschrift des Nullens in einer Arbeitsordnung für Berawcrksbetriebe, deren Inhalt auch nach dem Berggesetz 80e1 nur so weit rechtsverbindlich ist, als er den Gesetzen nicht zuwiderläuft, dürfte daher Nach den beute vorliegenden Berichten wird Zarskoje Sselo, der Aufenthalt des Zaren, st r e nabewach t. Der Militärkordon besteht aus 15 000 Mann, darunter viel Ar tillerie. Nach der „Petersburger Telegraphen-Agentur" war die Stimmung gestern ruhig. — Der Rat des Polytech nischen Instituts hat folgenden Beschluß gefaßt: „Ein Anhänger der Gemeinschaft des Petersburger Polytechnischen Instituts, der Studierende Sawinkin, ist eines gewalt samen Todes gestorben; er ist am 22. Januar im Alerandcr- garten erschossen worden. Sawinkin ist eines der Opfer der gegen eine unbewaffnete, friedliche Menge begangenen Schlächterei. Ter Rat des Instituts ist entrüstet und niedergedrückt ob der Ereignisse vom 22. Januar, die bewiesen haben, daß in Rußland das Leben selbst friedlicher Bürger nicht sicher ist, und spricht seine tiefe Entrüstung über die Massenerschießung aus, von deren Opfern der Student Sa winkin eines ist. Der Rat ist der Ansicht, daß unter den gegenwärtigen Umständen die Fortführung des Unterrichts durchaus unmöglich ist, und beschließt, den Finanzminister von seiner Ansicht zu unterrichten " Die Beerdigung Sa winkins wurde auf Kosten deS Instituts besorgt. Die Pro fessoren und Studenten des Polytechnischen Institut- sind bis zum September beurlaubt, da die Vorlesungen eingestellt sind, und sie haben dem Direktor Vertreter gesandt und ihr So lidarität mit dem von dem Rat gefaßten Beschluß erklärt. Der Rat des Ingenieur- und Mineninstituts hat an der Bahre zweier Studierender dieses Instituts, die ebenfalls am 22. d. M. getötet wurden, Kränze niedergelegt. — Wie weiter Es war ein gewöhnlicher HauShammer. Dann schritt er -er Haustür zu. Sullivan blieb auf seinem Posten. — In Nachdenken versunken saß Camille am Tisch des Speisezimmers; dort, wo Napier sie verlassen. Sie dachte an ihn. In den Gefahren und Strapazen der letzten Monate hatte sie ihn lieben gelernt; lieben und achten. Sie war ein Weib, das nur einmal lieben konnte; dann aber mit der Glut eines Vulkans. So hatte sie Feodor geliebt bis weit über seinen Tod hinaus; so liebte sie jetzt Jack. Und so wurde sie auch von ihm geliebt; das war ein beseligendes Gefühl. Einer würde für den anderen in den Tod gehen — ohne weiteres — ohne nachzudenken. Der schrille Ton der Hausglocke schreckte sie auS ihrem Sinnen empor. «Wer konnte das sein?! War Jack zurückgekehrt? Duldete es ihn nicht allein? Gewiß — so war'S! Gut denn — auch sie sehnte sich nach ihm! Der gute Junge!" Und freudig sprang sie auf und eilte zur Haustür. Im nächsten Moment stand sie einem fremden Manne Gegenüber. Sie versuchte, ihm die Tür inS Gesicht zu schlagen, er hatte aber seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen ge schoben. Dann drängt« er sie in den Korridor hinein und warf die Tür krachend hinter sich ins Schloß. „Ist das der Empfang, den du für deinen Mann übrig hast?" fragte er höhnisch mit der dicken Stimme deS halb Betrunkenen. „Mein Gott — wer sind Sie — wa» wollen Tie?!" fragte die überraschte Camille SngsÜich. Dann kam sie zur Besinnung, ließ den Mann stehen und eilte ins Speisezimmer. In einem Schubfach des Buffets lag ein geladener Revolver. Den ergriff sie und erwartete nun den Fremden, der auch in der nächsten Minute im Tür rahmen des Zimmers erschien. „Keinen Schritt weiter! Was wollen Siel?" „Donnerwetter, — Emma, — du hast Kourage!" grinste der Fremde; aber die Adern auf der Stirn und im Nacken schienen dem Platzen nahe. „Bellano!" flüsterte Camille und ließ die Waffe sinken. „Bellano!" Und jeder Blutstropfen wich aus ihrem Gesicht zurück und drängte nach dem Herzen. „Na ja. Hast mich ja rufen lassen. Hast mir ja Geld geschickt nach Washington. Willst ja frei sein von deinem alten Mann. Na, nu bin ich dal" Er näherte sich Camille. „Aber vorläufig bist du noch meine Frau. Also erst mal — 'n Kuß!" Von Ekel und Abscheu gepackt sprang Camille zurück. Bellano merkte eS wohl. Seine Adern schwollen immer bedenklicher an. „Na ja, so schön und appetitlich wie die anderen, mit denen du hier — poussiert hast, bin ich wohl nicht. Aber mein Werb bist du doch noch. Na, waS zahlst du denn nu, wenn ich -ich frei laste?" Camille hatte sich gefaßt und war langsam vor Bellano zurückgewichen. Jetzt stand der Gpeisetisch zwischen den beiden. Die Waffe hielt sie fest gepackt m ihrer Hand — schußbereit. immer bloS unter der Iugrnd verbreitet. Die des Lesens und Schreiben« selbst unkundigen Alten haben meist keinen großen Respekt vor diesen Künsten und wollen sich« bei ihren Jungen möglichst wenig kosten lasten. Bei dem oft völligen Mangel an Lehrmitteln ist denn der Segen solcher Kulturzentren nach unfern Begriffen herzlich gering. Und doch dürfen diese nicht verachtet werden, da sie auch im schlimmsten Fall Anknüpfungspunkte für etwas besseres Künftiges werden können. Der Staats angehörigkeit nach sind fast alle Schüler der deutschen Schulen Argentinier, da alle im Lande geborenen Kinder vom Gesetz als Argentinier angrsprochen werden. Der Abstammung nach sind gut 80 v. H. deutsch und zwar 50 v. H. reichsdeutsch. Außer in dem halben Dutzend der größeren deutschen Schulen ist der deutschen Sprache keine so vorwiegende Stellung eingerLumt, daß man sie als die eigentliche Unterrichtssprache bezeichnen könnte. Meist ist die Unterrichtssprache doppelt, deutsch und spanisch, in einigen Landschulen sogar überwiegend spanisch. Außer einigen Privatschulen werden die Anstalten alle in der Hauptsache von lokalen Schulvcreinen erhalten. Die Gesamtkosten sür die Erhaltung des deutschen Schul wesen« mögen sich jährlich auf eine halbe Million Mark be laufen. Au« dem AuslandSschulfondS deS deutschen Reiche« gingen 1904 im ganzen 48 000 nach Argentinien, davon je 15 000 an die Germaniaschule und an die „Deutsche Schule" in Buenos Aires; die übrigen Unter stützungen schwankten zwischen 8000 und 750 „E Bon den 150 deutschen Lehrern mögen wenigsten« 50 völlige Autodidakten sein. Daraus geht ohne weitere« hervor, eine wie wichtige Aufgabe die Lehrervermittelung unseres Allgemeinen Deutschen SchulvereinS u. a. auch hier zu er füllen hat. Die Lehrer haben sich in zwei Berufsvereinen zu- sammcngetan; der „Deutsche Lehrerverein" von Buenos Aire« nimmt nur seminaristisch gebildet« Lehrer an und schließt damit sowohl die Autodidakten, wie die akademisch gebildeten Lehrer au«. Die „Pädagogische Bereinigung Union" mit ihrem Sitz in der Provinz Santa FS bestebt zum größten Teil aus „Camplehrern". Beide Organisationen sind be sonder« wirtschaftlich nicht stark. Ein 1901 angestellter Versuch, im „Allgemeinen deutschen Schulverband" eine stärkere einheitliche Organisation zu schaffen, ist gescheitert, wenn der Verband auch dem Namen nach bi« heute besteht. ver üeneralrtteilr im stulmevier. vle tage. Tie Lage im Bergarbeiterstreik stellt sich nach den heute vorliegenden Nachrichten ungefähr folgendermaßen dar: Die Zahl der Streikenden hält sich auf derselben Höhe, die Schwan kungen sind nur ganz unbedeutend. Die Verbände der Berg- arbeiter haben seit Beginn des Ausstandes einen Zuwachs von rund 60000 Mann erkalten, wovon etwa die Halste auf den „alten" Verband entfällt. Ruhestörungen und Aus schreitungen von Belang sind nicht vorgekommen, da die Streikleitung ernstlich bemüht ist, alle Storungen der öffent lichen Ordnung zu vermeiden, und z. B. Teilnehmer an solchen mit Verlust der Unterstützung und der Organisationsrechte be droht. Die Regierungsorgane sind fortgesetzt be- müht, eine Vermittlung berbeizuführen. So weilen z. B. Oberpräsident v. d. Recke und Regierungspräsident v. Oveis wieder im Bochumer Bezirk und besichtigten gestern in Gelsenkirchen verschiedene Zechen. Als hochwichtige Tatsache ist zu verzeichnen, daß der Reichskanzler gestern mit dem Handelsminister Möller eine Besprechung über den Streik hatte, wobei «S sich neben den Maßregeln zur Beilegung des Streiks vor allem um den Erlaß emes Not- BerggesetzeS gehandelt hat. Auch imReichstag wird der Streik nochmals zur Sprache kommen. Die sozialdemo- Feuilleton. Am jeden Preis. 2Sj Roman von Sergei D . . . . Nachdruck kerkwlea. Draußen hatten sich die beiden Männer blitzschnell zur Erde geduckt. Nachdem Vroads Schritte verhallt tvaren, richteten sie sich wieder empor, um ihre Beobachtungen von neuem aufzunchmen. „Sie sitzt auf seinem Knie — schau, wie sie ihn ab küßt, das schöne Weib! — Ein treues Weib habt Ihr, Bellano!" Der Italiener antwortete nicht, aber sein Gesicht war verzerrt. Sullivan zog eine Flasche Whisky auS der Tasche. „Nimm noch 'n Schluck, Freund! Du kannst's brauchen!" Gierig jagte Bellano den halben Inhalt der Flasche durch seine Kehle. „Du — Bellano — der schöne Mann wir- wohk die ganze Nacht bei ihr bleiben. Ist aber auch ein anderer Kerl wie du!" höhnte Sullivan. Bellano fuhr so wütend herum, daß Sullivan angst wurde. .„Wehe ihm!" zischte er. „Nein, Jack", sagte Camille, „du darfst nicht hier bleiben. Bleibe in Apricale oder fahre hinüber nach San Remo und komme morgen wieder. Schau — nach Feodor bist Ku der erste Mann, den ich wieder liebe. Feodor ist gerächt; jetzt gehöre ich ganz dir! Gan - — dir — Jack! Und gerade deshalb darfst du nicht hierbleiben. Bald wird Bellano da sein; bald sind wir Mann und Weib; bis dann — sei xfut." Sie hob sein Gesicht zu sich empor und küßte ihn auf den Mund. „Kannst du mich nicht verstehen? Sei gut —" flüsterte sie. „An unserer Liebs soll nichts geheimes sein! Ver stehst du?! So sei gut — und gehl" Und er verstand sie. Empfand, waS sie meinte; fühlt« instinktiv die Ehrlichkeit ihrer Liebe für ihn. DaS machte ihn glücklich. Er verstand sie — und ging. Wieder duckten sich draußen zw«i Männer, bis di« Schritte verhallten. »Jetzt ist sie allein!" flüsterte Sullivan. „Hier — nimm noch «inen Schluck — und dann — hinein!" - Bellano leerte den Rest der Flasche und wandte sich resolut und ohne «in Wort zu sprechen, d«r Haustür zu. Sullivan hielt ihn nach einen Moment zurück. Er holte etwas auS seiner Lasch« Herder und drückte eS Bellano in di« Hand. «Wenn sie nicht pariert — da» LaS —" flüsterte er hastig, „dann nur damit über den Kaps. Da» macht leinen Lärm!" Sautlo» steckt« vellckn« da» Ling in sein« Lasche ritt frei'. tritt frei! irniix »,1.1.7654. r. 24, m. wtrxrd «O MÜV nmaaren »um ve- ni, lowie ausSstelle. ,en Ver» »che bei« Annahme- k gesucht- »iener kapelle »IS sdvlll- zvo« sslmit, ilirk ;e, billige», ithatt im M sowie ). V. v«5 llsichtigrte vom Lage. * Der Großherzog von Hessen hat au« Anlaß seiner bevorstehenden Vermählung eine weitgehende Amnestie erlassen. (S. Dtsch. Reich.) * Die demokratische Linke deS französischen Senat« wählte an Stelle deS ins Ministerium berufenen Gauthier einstimmig CombeS zum Vorsitzenden. (S. Ausland.) * Der spanische Ministerrat hat die sofortige Ein berufung der Cortes beschlossen. * Eine im Auftrag deS Zaren erlassene Proklamation an die Petersburger Arbeiter verspricht Arbciterver- sicherung, Verkürzung der Arbeitszeit und gesetzliche Einrichtungen für Beratungen de» Arbeiterstanve« über seine Lage. (S. den Artikel.) * In Riga ist der allgemeine Ausstand proklamiert worden; alle Arbeiter haben sich mit denen in Petersburg solidarisch erklärt. (S. den Artikel.) * In Moskau waren nach den amtlichen Berichten heute früh die Straßen ruhig. Die Zeitungen sind bis auf drei erschienen. (S. den Artikel.) * Gewaltige Schneestürme herrschen in der Union. In New Jork stockt jeder Verkehr. Hunderte von Per sonen kamen zu Schaden. Die Dampfer sind über fällig. (S. A. a. W.) veutzche Zchulrn ln Argentinien. Die älteste deutsche Schule Argentiniens ist die älteste ihrer Art in Südamerika überhaupt. Es ist die jetzige Germaniaschule in BuenoS-AireS, die 1848 ge gründet wurde. Dem frühen Anfang folgte aber in Argen tinien ein sehr langsamer Fortgang. Erst l870 ist dort die zweite deutsche Schule, die in der Schweizer Kolonie San Carlo« Süd gegründet worden. Auch in den siebziger Jahren noch kamen die deutschen Ansiedler Argentiniens vor drängenden wirtschaftlichen Sorgen nur in einem Fall zur Gründung einer Schule. 1876 nämlich entstand eine solche in der Kolonie Ro lbau. Von 1880—1890 wurden dann schon sechs weitere geschaffen, die in Romang, Carcrraüa, in Baradero, Concordia, San Geronimo und Malabrigo. Mit der stärkeren deutschen Einwanderung der 90er Jahre hob sich auch das deutsche Schulwesen mehr. Bis 1900 entstanden noch etwa 2 Dutzend deutsche Schulen, darunter einige so bedeutende, wie die in Rosario» die in Barracas, das Reform-Realgymnasium in Belgrano und die „Deutsche Schule" in Buenos Aires. Bis Ende 1903 waren schon wieder 20 weitere deutsche Schulen ent standen. Gegen 30 Schulen mit 1800 Schülern und 100 Lehrern im Jahre 1899 wurden Ende 1903 nicht weniger als 50 deutsche Schulen mit 3000 Schülern und 150 Lehrern gezählt. Diese Schulen sind allerdings zum großen Teil sehr minderwertig. Die obengenannte Anstalt in Belgrano, die beiden Schulen in Buenos Aires und vielleicht die in Rosario sind etwa deutschen Mittelschulen gleichzustellen. Die übrigen sind Volksschulen, leiden aber vielfach Mangel an Mitteln und vor allem in den Deutschruffenkolonien in Entre Ries an guten Lehrern. ES kommt noch vor, daß in einer solchen dürftigen Campschule der erste beste Taugenichts sür ein paar Pesos monatlich als deutscher Lehrer Angst und Schrecken nicht llltan. iehmanru last«. Abend-Aiisaabe «05 SS. Jahrgang Nr. 47 Donnerstag den 26. Januar 1905. Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: vormittag« 10 Uhr. Morgrn-AuSgabr: nachmittag« 4 Uhr. VezugS-Pret» i» der Hanptexpeditton oder deren Anlgabe- stell«, abgeholt: vierteljährliches.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung tu« Hau« e S.75. Lurch dir Post bezog«, für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich e 4.50, für di« übrigen Länder laut Aeituugrpreisltste. VIA. iettm rert. Redaktion und Expeditiom 153 Fernsprecher 2L2 Johanni-gasse 8. Hanpt-KUtale Dresden: Marirnstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Vauttt-SMale verlta: CarlDuncker, Herza i-BayrHofbuchdandlg, Ln-owstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031. r: äilliiir. Ulmwlor. An zeige»-Preis die Sgespaltene Petitzelle 28 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 ^f. Finanzielle Anzeigen. Beschüfttanzeigen unter Text oder a» besonderer Stelle nach Taris. Die 4 gespaltene Steklamezeile 7b ms »eh, - L». stlnt, UpMerIaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen sind stet« au dir Expedition zu richte». Extra-Beilage« (»ar mit der Morgen- AuSgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Sx-edttton tp Wochentag» ununterbrochen aeöflnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. vr. R. L W. Sltuthardk Diese Rümmer kästet IIIML aus allen Bahnhvirn und III I bei den Zeitung«-Verkäufern I" I
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