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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905020101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905020101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-01
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Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an di« Expedition zu richten. Ertra-Vetlagea (nur mit der Morgeu- AuSgabe) »ach besonderer Berriubarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. Sb W. Sltnkhardt). Mittwoch dm 1. Februar 1905. SS. Jahrgang. Var MDtigrte vs» rage. * Der Kaiser hat der Witwe de« Geheimrat« Stare mann telegraphisch sei» Beileid übermittel» lasse». (S. Leipz. Angel.) * Der 8n»de«rat »»1er Borsitz de« Grafen PosadowSky hat gestern sämtliche siebe» Handelsverträge äuge- aomme«. Der Reichskanzler wird sie morgea persön lich ü» Reich «tag embriagen. * Unter den wegen de« vombeaattentat« in Pari« Verhaftete» befinde» sich zwei Russinnen, di« nach der Explosiva die Flucht ergriffen. (S. Au«laod). * Ä» Marsch»» gab e« auf dem Theaterplatz bei zwei Ltzrsannueustößea mit Militär LOO Tote und Verwundete. (S. die Krisis ü» Rußland.) * Die »Time«" stelle» fest, daß Gripenberg« Operationen «gen die liule japanische Flanke erfolglo« und kost- spielig gewesen serea. (S. ruff.-jap. Krieg.) kW Lrspdrt «et ver-vetHrderitrer. »Eine« Manne« Rede ist keiner Mannes Rede: man soll sie billig hören Beede". An dissen kerndeutschen Spruch wollen wir uns auch in der Beurteilung de« Bergarbeiterstreiks halten. Die Anklage Der Arbeiter haben wir vernommen, jetzt möchten wir die Rechtfer tigung, die Gegenklage der Unternehmer hören. Da kommt unS ein Büchlein wie gerufen, in dem der neuer- dingr viel genannt« Bergmeister Engel die Ansichten der Arbeitgeber dargelegt hat. ES heißt: „Zum Aus stand« der Bergarbeiter im Ruhrbeztrk" und ist in Ber lin im Verlage von Julius Springer erschienen. Die Broschüre zerfällt in einen Bericht über die Ent stehung des Streiks und in Betrachtungen, die seine Motive und Folgen erörtern, in einen referierenden und einen kritischen Teil. In diesem wagt der Verfasser einen Ausflug ins Politische, in jenem bleibt er bei seinem Leisten. Der wirtschaftliche Teil ist uns als das kleinere von jenen UebSkn lieber, wenngleich wir auch auS ihm nicht vfek Reue» erfahren: er dringt un» nur eine Apo logie des UnternehmerstandlnrnkteS. Wir hören wieder den pedantischen Einwand, daß die Belegschaftsversammlungen „in ihrer Zusammensetzung unkontrollierbar" seien. DaS mutet unS an, als beztoei- felte ein Duellant die SatiSfccktionSfähigkeit des Gegners oder als handelte eS sich um eine Klub-Ballotage. Wenn lausende von Bergarbeitern in einer Versammlung For- derungen formuliere, so scheint «S uns dringender, die Berechtigung Lor Forderungen formulieren, so scheint es unS dringender, die Berechtigung der Forderungen als di« Legitimation der Versammlung zu prüfen. Die for- malistifche Auffassung ist eines Landes würdig, in dem monatelang über die Ebenbürtigkeit irgend einer Ahn- frau spintisiert wird, aber sollte der, der in der Form so stark ist, nicht vielleicht schwach in -er Sache sein? Die Verlängerung dar Seilfahrt hat die Arbeiter ge- reizt. War sie notwendig? O gewiß, antwortet Herr Engel, sie war „aus Betriebsrücksichten geboten". Ja, dann freilich! Und sie „besteht bereits aus fast allen größeren Anlagen des -artigen Bezirks". Ja, dann freilich! Aber sind wirklich Betriebsrücksichten ein ohne weiteres durchschlagendes Argument und bestehen nicht bisweilen irgendwo Einrichtungen, deren Nachahmung trotzdem nicht wünschenswart ist? Ob eine Maßnahme „geboten" oder nicht geboten ist, darüber sind die An- sichten der Menschen geteilt. Beweis: Herr StinneS der- fügte die Verlängerung der Seilfahrt, ohne die BSeg- schäft vorher anzuhören; er hatte die» „nicht für erforder- lich erachtet". Da» Oberbergamt aber war anderer Meinung un- bezeichnete den Anschlag al» ungesetzlich. In einem späteren Stadium lehnen die Arbeitgeber jede Verhandlung ab, weil die Arbeiter kontraktbrüchig geworden seien und weil mit solchem Entgsgmkommen „die Zulässigkeit des Kontraktbruches förmlich anerkannt werden würde." Wir meinen, e» Ware ein Leichtes ge wesen. eine Form zu finden, die die Bereitwilligkeit zu Unterhandlungen mit der feierlichsten Verwahrung gegen jede derartige Deutung vereint hätte. Nicht minder fadenscheinig ist die Behauptung, jede Verhandlung sei zwecklos, da den Führern die Autorität über die Beleg schaften fehle. Allerdings hat die Bewegung anfänglich hier und da Schranken niedergeriffen, die dar Wille der Führer errichtet hat, aber der Verlauf des Streiks hat eine geradezu bewunderungswürdige Disziplin zu Lage treten lasten. Indessen meint Herr Engel, Verhandlungen seien schon deshalb zwecklos gewesen, weil die Forderungen der Bergarbeiter ja bereit» im Jahre 1890 abg^lehnt Warden feien. Nach dieser Beweisführung hätte Preußen heute noch keinen Anspruch auf eine Verfassung, weil Friedrich Wilhelm der Dritte sich nicht entschließen konnte, sie zu gewähren. Hier beruft sich der Verfasser auf die Regierung, und leider hat ihm die Haltung de» Handel»- ministor» und seine» Komistar» dazu ein gewisses Recht gegeben. Die Logik de» RegierungSkommistar» stand auch auf einer Höbe, zu der man nur staunend empor- blicken kann. Er erklärte im Reichstage, die Verhältnis- ziffer der tödlichen Unfälle sei in Preußen auch heute noch wesentlich höher, als in England, Frankreich und Belgien. Ein« Regierungskommission habe allerdings einen gewissen Anteil an dem Rückgänge der rötliche»' Unfälle in England auf die Einrichtung der Arbeiter inspektion zurückgeführt, aber — so schließt er — „die Arbeiterinspektaren können es auch nicht allein machen." Sollte man e» nicht trotzdem mit ihnen versuchen? Wir meinen „ja", sonst müßte man auch den folgenden Ge dankengang billigen: Der Minister wirkt entschieden auf vielen Gebieten günstig auf die vaterländische Entwicke lung. Aber er kann eS nicht allein machen, also ist er überflüssig. Heor Engel hat unS nicht davon überzeugt, daß die Sache, die er vertritt, die gute Sache ist. Schärfsten Protest aber fordern seine politischen Ausführungen heraus. Er heischt ein Gesetz zum Schutze der Arbeits willigen. während ihm -och nicht unbekannt sein kann, daß darauf bezügliche Strafbestimmungen, die übrigens meist drakonisch gehandhabt werden, bereits bestehen. Geradezu komisch wirkt eS, daß er diese Forderung» an die Legislative durch einen faksimilierten Drohbrief unter stützt, der die Unterschrift „Die Verschwörung" trägt. Bange machen gilt nicht, Herr Engel! Diese Verschwö- rung verspritzt nur Tinte, kein Blut. DeS wetteren schlägt Herr Engel Beschränkung der parlamentarischen Redefreiheit vor. So wünschenswert unS die Selbstzucht der Redner scheint, so verwerflich dünkt un» jedes Maulkorbgesetz. Herr Engel möge dSS Grafen Tisza Glück und Ende nachlesen. „Auch Patroklus ist gestorben und war mehr als du!" Zu Schlüsse wird der Wortführer der Kohlenmag naten humoristisch und sentimental zugleich. Beinahe L'Arronge. Wie gut geht eS doch dem Arbeiter, sagt er „Er hat, im Gegensatz zum Unternehmer, einen un ermeßlichen Vorteil dadurch, daß dieses sein einziges Kapital daS mobilste ist, daS man sich denken kann." Wie schlimm ist doch der Unternehmer dran, sagt er. Der Unternehmer bleibt, wie auch die Konjunk- tur sich gesUAte, „an die Scholle gefesselt". Mögen«? un-i der SieinklopferhanS, ihre Existenz scheint dem auf Koste»: anderer Leute genügsamen Heurn Engel daS Ideal. Kirdorf, StinneS, Thyssen, arme, beklagenswerte Hörige Eurer Millionen! Gut, daß Euch noch ein Mittel zur Rettung bleibt: Werst ihn von Euch, den qualvoll lastenden Mammon, und singt mit Heorn Engel und Johann, dem munteren Seifensieder: Was frag' ich viel nach Geld und Gut, wenn ich zufrieden bin! Herr Engel schwärmt dann noch «in Längeres und Breiteres davon, daß der Arbettar „sich der Beweglich keit des in ihm ruhenden Kapitals wohl bewußt sei" Diese» Bewußtsein scheint man durch die Stillegung der Zechen verstärken zu wollen. UebrigenS ist die Phrase ein köstlicher Euphemismus für die von dem Dorfaster selbst betonte Tatsache, daß sinkende Konjunkturen die Bevölkerung in» Ausland treiben. Zum Schluß fordert der Autor alle staatSerhaltenden Elemente auf, gegen die Arbeiter zusammen zu halten. Dieser Trick zieht aber nicht. Denn die Bewegung trägt nicht den Charakter einer von der Sozialdemokratie in- szenierten Kraftprobe, und eS gehört Mut dazu, das Be nehmen -sr Arbeitgeber „staatserhaltend" zu nennen. Inzwischen hat sich -er Staat gegen die Staatserhalten. den gewendet, und leicht hätte bei den Unternehmern Bc- griffSverwirrung und Verlegenheit entstehen können, wenn sie nicht mit so erstaunlicher Zähigkeit an der eigenen Jnfallibilität festhielten. Allah ist Allah, Kirdorf ist Kirdorf und Engel-Mohammed ist sein Prophet. vir Wrir i« Dis Art»attan in ^Petersburg. Au« Petersburg wird heute gemeldet, daß die Gtadt- biblioihek ebeufall« K« auf weitere« geschlosst» wurde. Die Berhaftuugea werdeu fortgesetzt. Ueber -1« Vorgänge in Liga schreibt mau uu«: E« ist hervorzuhebeu, daß die Bewegung keine» Au«ftand«charakter hat, sondern durchaus politischer Natur, d. i. gegen da« heutige Regime ge richtet ist. Die Fabrikarbeiter sind in Anbetracht der beutigen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse durchau« zum Arbeiten bereit, wurden aber durch einen Haufe« sozialdemokra tischer Arbeiter und verschiedenen Volk« — etwa 800 hi« lNVÜ Personen, zum großen Teil halbwüchsige Beugel und Mädchen — zur Niederleguug der Arbeit gezwungen. In einer hiesigen Druckerei z. B. erschien vorgestern um 1 Ubr mittag« ein Trupp, wobei der Spitzführer sich an die Setzer mit den Worten wandte: „Arbeitergenoffen, eure Geavffen befehlen euch, die Arbeit uiederzulegen." Auf die Frage eine« Setzer«: „Wann dürfen wir denn wieder anfangen?" erfolgte d,e Antwort: „Da« wird noch beschlossen und euch angezeigt werdeu" vielfach machte die ganze Sach« einen recht kindischen Eiydruck, ernster wurde sie am Nachmittag, al« die vom Tuckumer Bahnhof abgehenden Züge an der Abfahrt gewaltsam »erhindert wrrdeu sollte». Bei dieser Gelegenheit kam e» zu einer regelrechte» Schieberei zwischen de» Ruhestörer» «nd de« aufgeboteneu Militär. Ein Offizier wurde durch eine» Revolverschuß getötet, eia Polizeileutuant (Pristow) verseheutlichvo» Militär. Auch auf der Ech>la»ade, wo sich eine große «enge z-sammenaerottet hatte, wurde vom Militär Feuer gegebe» Die offizielle» Berichte -eben natürlich wieder ei»e »eit Neiuere Anzahl vo» Tote» »nd verwundeten an. Wieviel leicht verwundet sind und ihre Ver letzungen zu Hause kuriere», ist natürlich nicht zu ermitteln; Schwerverwundete in den Krankenhäusern und Rettungs anstalten sind bi»ber lIS gezählt worden; Tote gibt e« bisher mindesten« 51. Da« sind nur die Erschossenen, unier denen sich auch ein russischer Polytechniker, Pawlow, befindet. Außer dem ist aber eine große Zahl ertrunken, da die Leute auf der Flucht vor dem Militär vom Düna-Kai, wo die Schießerei stattfand, auf« Ei« herabsprangen, vielfach aber an einer Stelle, wo vor einigen Tagen Ei« für die Ei-kellerei gebrochen worden war und sich nur «ine dünne Eisdecke gebildet hatte. Einige wurden von Arbeitern eine« in der Nähe befindlichen Holzplatze« mit Bootshaken herauSgezogen, die meisten gingen aber unter wie Blei. Montag sollen wieder die Arbeiten in den Druckereien und Fabriken ausgenommen werden. Einige Fabriken arbeiten bereits unter militärischer Bewachung. Die Schulen wurden gestern bi- Dienstag geschlossen. Ein regelrechter Streik ist nur unter den Schaffnern der elektrischen Bahn au-gebrochen, die seit gestern den Betrieb eingestellt hat. Dieser Streik der wie überall in der Welt, so auch hier lumpigst gagierteu Trambahn-Schaffner, begegnet deshalb auch lebhaften Sympathien ru der bürgerlichen Gesellschaft. In Warschau. Nach Krakauer Meldungen an« Warschau kam e« auch gestern mehrfach zu Zusammenstößen. Die Gesamt zahl der Toten beträgt 100, die der Verwundeten KOO. — Der von den Husaren angegriffene Engländer Mucukain ist, wie der offizielle russische Bericht bekannt gibt, nicht englischer Vizekonsul, sondern Unterbeamter de« englischen Konsulat«. Die Untersuchung ergab, daß jede böse Ab sicht fern lag, e« sich vielmehr lediglich um einen unglück- lichrn Zufall handelt, so daß die Reklamationen der englischen Presse gegenstandslos werdeu. — Der „Daily Mail" wird au« Warschau gemeldet: All« Schulen in Warschau sind ge schlossen. Abend« wurde aus die Truppen geschossen. Der Offizier ließ mehrere Salven abfeueru. Die Truppen kämpfen unter erschwerenden Umständen, da sie fort- während einzelnen Schüssen ausgesetzt sind. Ob wohl die Truppen sich im allgemeinen aut verhalten, be- aeheu einzelne Soldaten doch häufig Exzesse. Die Ambulanzen sind ununterbrochen beschäftigt, die Kranken häuser sind voller Verwundeter. — Auf dem Theaterplatz gab ngch einer Depesche de« „B. T." da« Militär mehrere salben aus die Arbeiter ah. An seck>« Stellen kam e« zu b«u,iz«riZutammenstöß>r». Zuvorwaren sozialistisch« Aufrufe unter den Soldaten verteilt worden, in denen sie gewarnt wurden, auf da« Volk zu schießen. Die Zahl der Getöteten und Verwundeten wird auf 500 geschätzt. In Ate« wurden »ach einem Telegramm de« „L.-A." zwei der hervor ragendsten Professoren, Fürst Trubetzkoi und ScheljaSaow, verhaftet. An» den» Gonvernement rNknsk. In Borissow ist der Ausstand, der seit zwei Tagen andauerte, gestern beendet worden. Äa den Fabriken und Werkstätten ist die Arbeit wieder ausgenommen worden. Die Ruhe ist nicht gestört. ver rvrrircd-fapanircbe Weg. Neber -le jüngste« Aanrxfe in der Mnntfehnrei wird den „Time«" au« Petersburg vom 80. Januar ge drahtet: E« herrscht hier die Ansicht vor, daß die jüngsten Operationen, die Rußland gegen die japanische linke Flanke versuchte, Gripenberg« ersten Versuch darstellte. Nun mehr liegen hinreichende Beweise dafür vor, daß diese Ope rationen erfolglos und kostspielig Ware». Die „Time-" übermitteln ferner au« Tokio folgenden Be richt Oyama«: Im Laufe der Nacht zum 29. Januar fanden beständig Zusammenstöße zwischen den Kundschafter- Abteilungen m unserem Zentrum und auf dem rechten Flügel ohne bemerkenswerte Aenderung statt. Auf unseren linken Flügel hält der Feind eine ununterbrochene, aber wirkungslose Kanonade aufrecht. veittsever Keich. Leipzig, 81. Januar. * Ker Generalstreik tt» NnbrreMcr scheint sich zu ver schärfen. Al« ein Zeichen dafür kann nach dem „B. T." angesehen werdeu, daß auf der Hanielscheu Zeche „Rhein preußen" die dem alten Verbände angehörendrn Bergleute beschlossen haben, wieder in den Ausstand zu treten. Die Mitglieder de« christlich«» Verband«» arbeiten weiter. Heute fehlten 400 Mann. Ueber die Zeche „Julius Philipp" wird un« durch einen eigenen Drahtbericht mitgeteilt, daß die Beleg schaft von der Verwaltung gefordert hatte, keine Kohlen in« Streikgebiet zu versenden. Al« diese Forderung abgelehnt wurde, traten die Arbeiter in den Aus stand, obwohl ihnen von den Führern angeraten wurde, weiter zu arbeiten, da die Zeche vor der Stillegung stehe. Die Verhandlungen auf Zeche „Herkules" haben ei« unerwartetes Ende genommen. Die Arbeiter erklärten nämlich die Kommission für parteiisch und verließen unter Protest da« Lokal. Veranlaßt wurde diese Haltung dadurch, daß der Führer der Arbeiter, der die Beschwerden präzisierte, vom Oberbürgermeister Gchweigert-Effen nicht al« Vertrauensmann der Bergleute angesehen wurde, sondern al« Vertrauensmann der Partei. E« entspann sich ein Wort wechsel, der zu dem Abbruch der Verhandlungen führte. Wohl infolge dessen ist zwischen dem christlichen und dem alte» (sozialdemokratischen) Bergarbeiterverbande eine Einigung dahia zustande gekommen, daß beide Verbände nicht «ehr wie bi«her getrennt, sauber» vereint Vorgehen wolle». Den Verhandlungen iml Amt-gebäud« zu Langendreer wohnt» Stiune« bei. Etz erfolgte eiue Einigung dahin, daß die Seilfahrt auf Pruchfixaße wie früher gehandhabt / / ' X >. -j i werden solle. Auch wurde die Beseitigung der be stehenden Mißstände versprochen. I» der Frage de« Minimallohnes wurde keine Einigung erzielt. Die Ver handlungen werden morgen fortgesetzt. Heute sprach in Essen der sooalvemokratische Agitator Gemoll. Die Versammlung war sehr erregt. Man kann beobachten, wie überall soziai- demokratische Agitatoren die Herrschaft gewinnen, was im Jnieresse der Bergarbeiter sehr zu bedauern ist. Der Hirsch- Dunckersche Gewerkverein hat sich geweigert, eine gemeinsame Unterstützungskasse mit den drei anderen Verbände» zu bilden X Berlin, 31. Januar. * Kamerun. Die mit der letzten am 26. Januar nach Berlin gelangten amtlichen Post eingelaufeuen Nachrichten bringen nach der „K. Ztg." keine Meldungen von wesent lichen Unruhen in Kamerun. Die Babadju-Leute, die seinerzeit dem Leutnant v. Putlitz beim Wegebau Schwierig keiten bereitet hatten, haben sich auf die Nachricht vom Herannahen de« Stationschefs von Bamenda, Hauptmann v. Knobloch, ohne jeden Widerstand unter Hmterlaflung reicher Vorräte zurückgezogen. Da» von ihnen aufgesuchte, schwer zugängliche unfruchtbare und im allgemeinen unbewohnte Gelände wird ihnen nicht lange al« Zufluchtsort behagen, so daß Hauptmann v. Knobloch annimmt, sie würden nach einiger Zeit zu friedlicher Unterwerfung zurückkehreu. Der Leutnant v. Putlitz ist nunmehr nach Norden in die Land schaft Bekom marschiert, deren Häuptling sich schon längere Zeit der Station Bamenda gegenüber ablehnend ver hielt. Weil Putlitz mit seinem kleinen Kommando dort auf Widerstand stieß, ist die 4. Kompagnie unter Ober leutnant Heinicke, der auf dem Marsche nach seinem neuen Bestimmungsort Joko war, angewiesen worden, den Weg über Bamenda zu nehmen, um sich zu etwaigem Ein greifen in Bekom bereit zu halten. Die Abteilung Heinicke ist stark fünf Europäer und fünfuudsechzig Farbige, sie führt ein Maschinengewehr mit sich. Ueber die Lage am Cross-Flusse ist bereit« mit vorletzter Post die Mit teilung eingegangen, daß sie nach dem übereinstimmenden Urteile de- Kommandeurs der Schutztruppe und der beiden im CrosS-Gebiete befehligenden Kompagnieführer soweit al« sicher anzusehen ist, daß dort ein längere« Verbleibe» der beiden Kompagnien nicht mehr erforderlich ist. Die Sicherung des Gebiete« wird gewährleistet durch die inzwischen ver stärkte Polizeitruppe m Ossidinge unter Befehl des Stabs arztes Mansfeld und einem Offizierposleu der Schutztruppe in Bascho, in Stärke von 2 Europäer« und 80 Farbigen * Le? deutsch-österreichische Handelsvertrag findet in Ungarn auch keine besonder« gute Note. Der frühere Ministerpräsident Bauffy erklärte ihn sogar kurzerhand für null und nichtig. Er äußerte sich gegenüber einem Mit arbeiter de« „Budapester Hirlap" über den Handelsvertrag mit Deutschland folgendermaßen: Der unter der Hand abgeschloffene Handelsvertrag mkt Deutsch land kann nicht einmal formell al« Bertrag anerkannt werden, weil et» solcher von der Legislativ« angenommen sein muß. ES ist geradezu undenkbar, daß sich im Parlament eine Majorität finden werde, wenn die Selbständigkeit Ungarn» auf diesem Gebiet preisgrgeben und bi» zum Jahre 1907 ge bunden werde. TaS Parlament werde sich nicht dazn bereitfinden lassen, daß auf Umwegen und Schleichwegen die Nation gezwungen werde, da» selbstherrliche Borgehen der Regierung zn sanktionieren. Da» Parlament werde auf keinen Fall da» von TiSza getroffene Abkommen annrhmen. Der Vertrag bedeute eine Verletzung de» Gesetzes von 1899, denn die Regierung habe sich ohne Ermächtigung die Freiheit genommen, den Handelsvertrag mit Deutschland ab- zuschließen. Für eine solche Verletzung müsse nicht nur TiSza, sondern auch Graf GoluchowSky in Anklagezustand versetzt werdeu. Banffy erklärte, er werde einen darauf bezüglichen Antrag im Abgeordnetenhaus« stellen. * Die Fraktionen zur Kanalvarlage. Die Fraktionen des Abgeordnetenhauses rüsten sich bereit« zur Beratung der Kanalvorlage. DaS Zentrum hat zu vielem Zweck seine Mitglieder zum 1. Februar abend«, die Konservativen, Frei konservativen, Nationalliberalen und freisinnige Volkspartei zum 2. Februar eiugeladen. Die nationalliberale« Mit glieder der Kanalkommission werden am 1. Februar tagen, um sich über etwaige Anträge schlüssig zu werdeu. — Eine Volksversammlung, die zu den jüngsten Vorgängen in Rußland und ihren Wirkungen auf Deutschland Stellung nehmen soll, veranstaltet nach dem „B. T." morgen abend der sozialliberale Verein. Hauptredner wird der auS dem Königsberger Prozeß be kannte Professor v. Rrußner sein. O * Lübeck, 31. Januar. Der sozialdemokratische Gemeinde rat in Schwartau wählte zwei Sozialdemokraten zu Bei sitzern. Die oldenburgische Regierung verweigerte di« Be stätigung. Der Gcmeinderat wählte abermals zwei Sozial demokraten. * Weimar, 31. Januar. Die heutige LandtagSsiyung wurde vormittags 10 Uhr eröffnet. Erster Punkt der Tages ordnung: erste Lesung des Ministerialdekretü, Herr. Grünvung eine« bergbaulichen Reservefonds. Durch frühere Erwerbung von Kuxen unierer weimarischen Gewerkschaften Kaiser, Rohda und Alexanderball war e« dem Staate gelungen ein Vermögen von 600 000 zu erwerben. Davon soll die Hälfte dem landschaftlichen Slammvermögen, von dem seinerzeit beim Leipziger Bankkrach 250 000 ent nommen waren, wieder zugesührt werden. Der Rest wird zur Gründung eine« Bergbaurctervefond« verwendet. Der 2. Punkt der Tagesordnung betrifft den Bericht des Aus schusses für R.chtsgesrtzgebung über den Berggesetzen!,», rf. Die meisten Anträge des Auoschuffc«, sowie einige der Handels kammer de« Großherzogtums werden angenommen und dann die Weiterberatung aus morgen vormittag 11 Uhr vertagt. * Gloaan, 31. Januar. Die Verhandlung gegen den Grafen Pückler-Kleintschirne vor der Glogauer Straf kammer wegen Nötigung wurde auf nächsten Donnerstag anberaumt. Zu dieser Verhandlung wird der Angeklagte, da er zum vorigen Termin nicht erschienen war, au« Berlin vorgeführt werdeu. l 1
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