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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905020101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905020101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-01
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vrmrcber KeiGrksg. 180. Sitzung. O Berlin, 31. Januar. (Lelegr.) TaS Aau4 war heute etwas weniger leer, kaum wegen der heutigen Tagesordnung, sondern weil eine Reihe von Abgeordneten zu den bevorstehenden HarrdelSvertraa»- debatten schon wieder in Berlin eingetroffen sind. Go war auch der Bundesrat stärker vertreten, der in einer kurzen Sitzung im NeichstagSgebäude die Handelsver träge angenommen hatte. Im Hause wurde der gestrige Faden weiter gesponnen.' Ter Posten im 2. Nachtrags- etat, der die Beschleunigung des Baues der Otavibahn be handelt, wurde in der KommissionSverfassung angenom men, gegen die freisinnigen, Sozialdemokraten und Polen, nachdem viele Redner sich mißbilligend über die Maßnahmen der Negierung, die Firma Koppel und die Otavi-Gesellschast betreffend, ausgesprochen hatten. Dr. Stuebel schien den derzeitigen Führer der Volks partei. Dr. MÜller-Sagan. vor der Sitzung in längerer Privatdiskulsion vergeblich bearbeitet zu haben. Dr. Müller hätte sich auch noch beinahe ernen Ordnungs ruf zugezogen, als er dem Dr. Arendt „nichtsnutzige Unt^stellunaen" vo-rwarf. Graf Ballestrem war aber gemütlich, weil eS Dr. Müller „doch wohl nicht so bös gemeint hätte". Der Kolonialdirektor kämpfte dann mit warmem Herzen, aber mit einer nicht sehr zündenden Beredsamkeit für die 6 Millionen, die die Regierung zur ersten Hlllfeleistimg für di« Farmer angesetzt, und von denen die Kommission 2 Millionen angesetzt hatte. Herr Grzberger vom Zentrum war unerbittlich: die An- siedler in Afrika brauchten e? nicht besser z» haben, als unsere Bauern bei Manöverschäden oder Ueberschwem- mungen. Während dann di. yiartei der Rechten und der Nvtionalliberalen die S Millionen der Negierung be willigen wollten, weis diese Hülfeleistuntz für das Be stehen der Kolonie ausschlaggebend und g-venüber den Geschädigten eine Frage der Billigkeit sei, meinten die Herren Kopsch und Südekum . die Kolonien wären gar nicht billig, aber schlecht und nicht wert, zu existieren: darum müsse man gar nichts geben. Geredet wurde bi- V-7 Uhr. Angenommen wurde der Antrag der Kom mission mit einer sehr knappen Mehrheit, während di» von Oriola beantragte Wiederherstellung der Regie rungsvorlage bei einer sehr knappen Mehrheit abgelehnt wurde. Der Präsident hatte für morgen den Toleranz antrag deS Zentrums angesetzt. Singer, von Dr. Müller-Sagan unterstützt, beantragt« Weiterbera- tung der Anträge zum Bergarbeiterstreik, die Rechte widersprach. Da» Zentrum kam der Linken entgegen und so gibt eS morgen Nachtragsetat und Streik. Mit dieser Geschäftsordnungsdebatte brachte das Haus noch eins halbe Stunde zu unter wiederholter Heiterkeit und mehrfacher Benutzung der Glocke seitens des Präsidenten. D Berlin. 31. Januar. lT eke g r^ Am Bundesratstiiche Staatssekretär v. Stengel und S t u e b e l. Tie Spezialberatung deS zweiten Nachtrags etats zum Etat für die Schutzgebiete für 1904 und ein malige Ausgaben für da? südwe st afrikanische Schutzgebiet wird fortgesetzt. Die Summe von 62 031000 für die Ausgaben infolge der Verstärkung der Schuktrupve zur Unterwerfung des Einaeboreuen-Anfstandes sind gestern bereits bewilligt worden. Tie dritte Nate von 1^ Millionen zur Wieder herstellung der Eisenbahn Swakopmund-Windhuk wird debattelos bewilligt. Zur Beschleunigung des Baues der Otavibahn wird die Bewilligung empfohlen, aber gleichzeitig folgender Zusatz vorgeschlagen. „Soweit aus dieser Summe die Ausgaben bestritten worden sind, welche nicht lediglich durch die Mehrkosten der Beschleunigung des Baues verur'acht sind, sondern zu dauernden Anlagen ver wendet wurden, sind dieselben zurückzuerstatten." Ter Referent Prinz Arenberg rekapituliert di- Kommis- sionsverhandlungen über diese Positionen. Abq. Arendt (Rv): Da es sich um verausgabtes Geld handelt, und wir Indemnität bewilligen wollen, kann ich nicht zur Ablehnung gelangen, kann aber auch nicht zuge- stehen, daß besondere Notlage die Stipulation gutheiht. Daß die Fertigstellung der Otavibabn nicht rechtzeitig erfolgt, daran sind die Stipulationen schuld, welche bloß die Inter ellen der Firma Koppel sichern. Auch die Konventionalstrafe von 2'00 .it. für jeden Tag Verspätung seitens der Firma ist nur zu Gunsten der Firma stipuliert, weil jeder weitere Schadensersatzanspruch gleichzeitig ausgeschlossen ist. Die Bedingungen sind so formuliert, daß eine wirkliche Straf- zahiung nickt eintritt, auch wenn die Bahn noch so spät fertig wird. Ich bedauere ferner, daß »ach de» gemachten Er- sahrunaen die Frage der Spurweite mcht genügend geregelt ist. Hatte man 1 Meter Spurweite und nicht Schmalspur genommen, würde bedeutend zu sparen gewesen sein und die Bewilligung deS Aufstandes wäre bedeutend erleichtert wor den. Der von der Kommission beschlossene Zusatz scheint mir nicht angemessen, weil er praktüch unausführbar tu. Wie soll »un mraestellt werde», waS Mehrkosten sind »ur Beschien- nigung de» Bane» und va» nichts Wie soll festgestellt wer den. welches Interesse Koppel darau hatte? Nimmt man Indemnität an, jo kann man auf solche unzulässigen Hand haben zur Einrenkung de» Etatsrechte» de» Hause» verzichten. Ich bitte daher, den Zusatz abzulehnen. Kolonialdirektor Dr. Ttueo^: Ob eine Notlage vorlaa oder nicht, darüber ist nur die Kolonialverwaltung selbst Richter. Nir haben nach bestem Willen verfahren, wir haben geglaubt, un» in einer Notlage zu befinden. Auf dem Ge biete der Konventionalstrafe war «S nicht möglich, «ine andere Vertragserfüllung zu erzielen. Der ganze Vertrag war im Interesse des Reiche» abgeschlossen. Nach der Sachlage hätten sich SchadenSersatzanspruche im Ginne de» Vorredners nicht konstruieren lalle" Bei der im Bau begriffenen Bahn, von der bereis 45 Kilometer auSgesührt waren, konnte man nicht rin« Beschleunigung erwarten, wenn vir andere Bedingun gen stellten. Avg. Spabu sZentr.j: Mit der Auffüllung, daß Trotha eher zum Ziele gekommen wär«, wenn er die Bahn gebaut hatte, wäre Arendt allein geblieben. ES läßt sich feststellen, waS Mehraufwendungen sind und WaS nicht. ES ist auch picht richttg, haß der Antrag bloß deshalb aufrecht erhalten ist, weil man annahm, er hake die praktische Tragweite ohne- bin nicht mehr. Aba. Lattma»» lwirtsch. Vag.): lieber die Notwendigkeit deS BahnbaueS ist ziemlich allgemeines Einverständnis vor handen. Trotzdem habe ich gewisse Bedenken gegen die Be willigung. Auf eine weitere Kritik deS Vertrage» mit Koppel i lall« ich mich nach den Worten des Aba. Arendt nicht ein. k Ich kann der Regierung den Vorwurf nicht ersparen, daß sie , v-ine vollständige Klarheit über daS Verhältnis zu den Ge sellschaften gegeben hat. sZustimmuna.) Nach dem Vertrage vom Jahre 1903 soll die Gesellschaft die ganze Bahn bis Otavi bis zum LI. Dezember 1906 bauen. Diesen Vertrag kennen wir aber gar nicht. Wunderbar ist eS, daß wir der Gesellschaft jetzt 1^ Millionen geben sollen, obwohl sie den Verpflichtungen nicht nachgekommen ist. Bei dec Otavi-Ge- sellschaft handelt eS sich überwiegend um englisches Kapital. Außer der Deutschen Diskontoaesellschast sind noch zwei eng- lischt Gesellschaften daran beteiligt, deren Lage m den Be richten al» glänzend geschildert wird. Diesen Gesellschaften zuliebe sollen wir Millionen für die Beschränkung der Bahn leisten? Fall» die Regierung über den Antrag, des Zentrums nun keine Auskunft geben kann, würde ich bitten, dies bis zur dritten Lesung zu tun. lZustimmung.j Abg. Graf Oriola snamb.): Ueber die Otavi-Gesellschast werden wir bei einer anderen Gelegenheit zu reden haben. Eine Schuld an den geschilderten Zuständen fällt aber der jetzigen Kolonialverwaltung nicht zur Last, und wir baben keine Ver anlassung, uns mit der Tätigkeit der früheren Kolonial direktoren zu beschäftigen. Wir werden für die Position stimmen, womit wir aber nicht sagen wollen, daß der Ver trag besonders günstig ist. Im Gegenteil, wir wünschen, daß die Verwaltung künftighin günstigere Verträge abschliebt. Die Verwaltung befand sich in einer Notlage: dem müllen wir Rechnung tragen. Gegen den Zusatzantrag habe ich meinerseits nichts emzuwenden, ich möchte aber von der Re- gsirung erfahren, wie sie über den Zusatz denkt. iBeifall.s Kolonialdirektor Dr. Stncbcl: Die Verwaltung werde es für ihre Pflicht halten, auf Grund des aestellten Antrages seinerzeit zu prüfen, ob sich ein Vorteil für die Gesellschaft ergeben hat, wie hoch sich dieser Vorteil belauft und ob dar- aus ein Rechtsanspruch gegen die Gesellschaft herzuleiten ist. Abg. Südckum lSoz.l: In der Kommission hat man sich dahin ausgesprochen, daß die Interessen deS Reiches preis gegeben würden. Hier wäre eine Gelegenheit gewesen für die Gesellschaft, ibr.n Patriotismus zu zeigen. Der Vertrag mit der Otavi-Gesellschast ist ein unsittlicher, Ironischer Vertrag. Lattmann bat sich darüber entrüstet, daß in der Otavi-Gesell- schaft so viel englisches Kapital sei. Auf die Nationalität des Kapitals kommt es gar nicht an. Verhängnisvoll ist die Verfilzung der hoben Bureaukratie mit den Kapitalisten. An der Otavi-Gesellschast ist der frühere Unterstaatssekretär Fischer beteiligt. Ebenso ist der Konsul Vohsen an allen möglichen Kolonialgesellschaften beteiligt. Die Otavi-Gesell schast baut die Bahn und gibt Koppel GeneralvMmacht, macht ober zur Bedingung, daß sie bei der Dortmunder Union kaust, einem Eisenwerk, das von der Diskontogesell- schast abbängig ist. Die Anhäufung von Bureaukratie und Kapital in dieser Gesellschaft läßt es erklärlich erscheinen, warum gerade hier ein solcher Enthusiasmus für die deutschen Kolonialunternehmungen herrscht: es läßt sich viel dabei verdienen. Auf meine Frage in der Kommission, wie es mit der Abkommandierung von Ingenieuren der Firma Koppel zum Bau der Bahn nach Reboboth steht, wurde die Aus kunft verweigert. In der Kommission für vergleichende Rechtsknnde wurde in einem Vortrage der bündige Nach weis geführt, daß die Verwaltung ausschließlich an den Sette 2. «r. »7. «S. Jahr«. Leipziger Tageblatt. Mittwoch, 1. Februar 1SV5. jetzigen Zustande« schuld sei. Der Bantu und Herero kann den Verkauf de» Lande» gar nicht verstehen- der ganze Auf stand ist nur durch Rücksichtslosigkeit zu erklären. Abg. Werner sdeutsche Resormp.1: Tatsächlich müllen manche Leute an der Kolonialpolitik die Lust verlieren, wenn sie sehen, wie die Regierung bloß Verträge schließt, die den Unternehmern, aber nicht den Kolonien und dem Reiche zu gut« kommen. LeaattonSrat Seitz: Daß ich Südekum auf seine Anfrage die Antwort schuldig aeblieoen wäre, ist nicht ganz so. Ich habe nur erklärt, vav, so weit eß der Kolomalverwaltung bekannt ist, kein Baupersonal nach Windhuk geschickt worden ist, sondern ein Kontrollingenieur der Otavi-Gesellschast, dessen Pflicht es ist, die Bahnarbeiten an der Otavibabn von Zeit zu Zeit, wenn bestimmte Strecken vollendet sind, abzu nehmen. Abg. Müller-Sagau tfreis. Vp): Ich bin der Meinung, daß dem Reiche die Kosten, den Reichen aber der Profit zu- geteilt ist. Die» ist nicht eine Ausnahme, sondern die Regel m allen Schutzgebieten. General v. Trotha hatte in einer De pesche um Verhandlungen mit Koppel gebeten, damit spätestens November die Bahn bis Omarurn sertiygestellt würde. Sie finden, daß nicht bis zum 1. November die Bahn fertiggestellt werden sollte, sondern daß die Rede von einer Konventional strafe vom 1. Januar 1905 ab ist. Zwei Monate machen doch bei einem solchen Aufstande emen gewaltigen Unterschied. Wenn der 1. November als Ultimatum gestellt war, so war eS Pflicht der Verwaltung, dem General 's. Trotha zu sagen: „Wir sind nicht in der Lage, deinen Wünschen nachzukommen, du mußt sehen, wie du dich zurechtfindest": wenn e» aber so ist, kann doch von einer Notlage bei dem Abschluss« des Vertrage- nicht die Rede sein. BiS der Bau zu Ende geführt ist, sind jetzt die aufständischen Eingeborenen zur Ruhe gebracht. Arendt gegenüber möchte ich auf die Erklärung des Kolonial direktors Hinweisen, wonach für die Beschleunigung eine Mehrausgabe von 41 Proz. verursacht wird. Die Wahr- scheinlichkeit ist mindestens, baß der Aufstand bis zur Fertig stellung niedergeschlagen sein wird. Wir sind bereit, zu be willigen, was zur Niederwerfung deS Ausstandes notwendig ist, aber wir können nicht den Vertrag gutheißen: deswegen werden meine Freunde gegen die Forderung stimmen. Abg. Arendt lRp.s: Die Freisinnig:« haben leicht ab lehnen: ich möchte wissen, was nach ihrer Meinung geschehen sollte, wenn die Ablehnung wirklich erfolgt. Aus den Aus führungen des Abg. Spahn und deS Kolonraldirektors bin ich auch nicht klüger geworden. Ich weiß immer noch nicht, wie die Prüfung und Unterscheidung der Ausgabe, behufs even tueller Zurückerstattung eines Teils derselben veranstaltet wer den soll. Der Kommissionsvorschlag ist ein Messer ohne Klinge und Schneide. Hoffentlich wird bei späteren Gelegen heiten das Neichsinteresse bester als diesmal gewahrt werden. Abg. Storz streif. Vp.): Die Kolonialverwaltung hat offenbar ohne zwingende Gründe einen Teil ihrer Macht auS der Hand gegeben und sich die Dinge in Südwestafrika über den Kopf wachsen lassen, bis der Aufstand die Folgen dieses Verhaltens gezeigt hat. Daß jetzt die Otavi-Gesellschast Herrin der Situation ist, hat Sydekum nachgewiesen. ES wäre richtiger gewesen, die Bahn nicht von Swakopmund, sondern von Karibik auS zu bauen: diese Regelung der Sache hat man versäumt, und nun haben wir zwei Bahnen, welche auf 200 Kilometer parallel laufen. Abg. Müller-Sagan: Wenn Arendt behauptet, wir würden nicht an die Ablehnung der Vorlage denken, wenn wir in der Mebrbeit wären, so ist das eine nichtsnutzige Unterstellung. lPräsident Ballestrem- Dieser Ausdruck in Anwendung auf ein Mitglied des Hauses ist unzulässig. Nur in der An- nähme, daß es nicht so böse gemeint war sgroße Heiterkeit), nehme ich von einem Ordnungsrufe Abstands Wir stehen hier mit unserer Verantwortung für. unsere Abstimmung ein, gleichviel, ob wir in der Mehrheit sind oder nicht. Ich hoffe, der Abg. Arendt wird hiernach seine Anschauung berichtigen: schön war die Aeußerung wahrhaftig nicht. Damit schließt die Diskussion. Der von der Kommission beantragte Zusatz wird gegen die Stimmen der Sozialdemo kraten, Freisinnigen, Polen, Reformpartei und der wirtschaft lichen Vereinigung angenommen, ebenso mit dem Zusatz die Position selbst. Titel 4, für Vorarbeiten zum Bau der Bahn Windhuk—Rehoboth, ist zurückgezogen worden. In Titel 5 sind zur Hülfeleistung aus Anlaß von Verlusten infolge deS Eingeborenenausstandes 5 Millionen ausgeworfen. Die Kom mission hat nur 3 Millionen zu bewilligen vorgeschlagen unter folg.'nder A nderung: „Zur Hülfeleistung aus Anlaß von Verlusten infolge der Eingeborenenaufstände für den gesamten Bereich deS Swukaebietes". Abg. Potthosf strs. Vgg.) beantragt, 3 Millionen mit dem Dispositiv zu bewilligen: „Zur Hülfeleistung aus Anlaß von Verlusten infolge des Hereroaumandes". Referent Prinz Arenberg erklärt, es handle sich nicht um eine Entschädigung, sondern um Notstandsqelder. Kolonialdirektor Dr. Stuebel: Die hier geforderten 5 Millionen sollen mit den früher bewilligten 2 Millionen dazu dienen, die infolge des Hereroaufstandes eingetretenen Verluste zu decken, die insgesamt aus 7 Millionen geschätzt sind. Die Schätzung ist durch Beamte die durchaus Kennt ¬ nis der Verhältnisse habe».. Die Kommission hckt nicht nur die Summe auf 3 Millionen ermäßigt, sondern die Beihülfe auch für die Verluste au» dem Witbvlausstand bestimmt. AuS dem Witboiaufstand berechntt man aber allein v Millionen für Entschädigung, so daß insgesamt 18 Millionen rrforder- sich sind. ES würden also auf die Verluste auS dem Herero- aufstand 2,7, auf solche aus dem Witboiaufstand 2,3 Millionen entfallen. Dadurch würde «in trauriger Zustand, di« Ent täuschung bei den Geschädigten entstehen. ES ist einaewendet worden, daß in Preußen oei elementaren Ernanisfen nicht Entschädigungen, sondern nur Notstandsdarlehen gewährt werden. Dies« Parallele ist nicht zulässig. Hier Haven die Leute noch einen sicheren Halt, dort draußen aber nicht. Die volle Entschädigung entspricht der Billigkeit gegen die An siedler, sie ist aber auch eine Pflicht für da» Reich, deren Nichterfüllung sich später bitterlich rächen würde. Die Re gierung wird sich Vorbehalten müssen, in dem nächsten auszu stellenden Nachtragsetat weiter« 6 Millionen für die wirt schaftliche Schadloshaltung zu fordern. (Unruhe links.) Ter Antrag Potthosf enthält eine Verbesserung der Kommissions fassung, und ich bitte, wenn Sie nicht für die Forderung der Regierung sind, wenigstens nach dem Antrag Potthosf zu beschließen. Ada. Erzberger sZentr.): Nachdem die Kolonialverwal tung sich energisch für die Reaierungsvor age ausgesprochen und für den Fall der Annahme der Kommissionsvorlage einen dritten Nachtragsetat mit 6 Millionen in Aussicht gestellt hat, müssen wir trotzdem erklären, daß wir es grundsätzlich ab lehnen, den Ansiedlern Entschädigungen zu gewähren. Auch Bismarck hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß das deutsche Reich eine Entschädigungspflicht nach keiner Rich tung besitze. Welche Konsequenzen würde der Schritt haben, welchen die Regierungen verlangen, daß wir überall vollen Schadenersatz gewähren, z. B- per dem Schaden in Neu guinea. Wir haben doch die Pflicht, für die Mitbürger im Innern zu sorgen wie für die Ansiedler. Wir wollen den Ansiedlern Notstandsgelder bewilligen, und dafür halten wir 3 Millionen für ausreichend für das ganze Gebiet. Darum muß ich mich gegen den Antrag Potthosf erklären, der 3 Mil lionen ausschließlich den Geschädigten des Hererogebietes gewähren will. Inwieweit die Ansiedler an dem Unglück schuld sind, will ick> nicht untersuchen. Gewiß hat sich aber ein Teil der Ansiedler m einer Weise betragen, daß sich der Schadenersatz geradezu als eine Prämie für brutale Ansied ler darstellt. Ich möchte bitten, die Anträge der Budget kommission und des Abg. Potthosf abzulehnen. lBeisall im Zentrum.) Abg. Kovsch streif. Vp.): Wir wollen erst volle Klarheit über die Folgen beS Aufstandes und eine klare Uebersicht über die Lage der Geschädigten und über die Grundsätze der Ent schädigungen. Die geforderte Summe erscheint uns zu hoch. Meine Freunde sind aber zur Bewilligung von Notstands« Feldern bereit in demselben Umfange, wie bei ähnlichen Um randen in Deutschland. Die Notwendigkeit der vollen En»- chädiaung können wir jedoch nicht anerkennen. Die Farmer ind durchaus in derselben Lage, wie die Geschädigten in Deutschland. Kein Staat möchte dem Farmer die Garantie geben, daß er keinen Schaden erleide. Wo die Möglichkeit besteht, schnell reich zu werden, ist auch die Möglichkeit, schnell arm zu werden. Es geht auch nicht an, daß die An- siedler sogar für Außenstände an die Herero Ersatz verlangen bis zu 30 000 Erne freigebige Hand würde man verstehen den kleinen Formern gegenüber, aber da befinden sich unter den Geschädigten die Ansiedelungsgesellschaft und andere no- torisch reiche Leute. Die Kommissionsmitglieder sind in einem Flugblatt des deutschen Kolonialbundes geschmäht wor den. Wer nicht mit vollen Händen nationales Geld für Südwestafrika gibt, wird als nichtnational bezeichnet. Ein größerer Unfug ist nie getrieben worden mit dem Worte „national". Bei aller Teilnahme für die Geschädigten dürfen wir doch die Jnteresten der deutschen Steuerzahler nicht ver gessen. Wenn der Kolonialdirektor neue Forderungen stellt, werden wir dieselbe Stellung einnehmen, solange es nicht ge lingt, das Wolkenkukuksheim zu entdecken, wo derartige Pläne verwirklicht werden können. lBeisall links.) Kolonialdirektor Dr. Stuebel: Es ist in der Kommission ausdrücklich ausgesprochen worden, daß außenstehende Schul den ebenso wie mittelbare Verluste nimt zu entschädigen sind. Kopsch vermißt noch Klarheit über die Zukunft Südwest afrikas und gibt unS den Rat, uns nach der Niederwerfung des Ausstandes mit Ehren aus dem Schutzgebiet zurückzu ziehen. Abg. StaudH stons., schwerverständlich): Den Darlegungen der Abgg. Erzoerger und Kopsch können meine Freunde sich nicht anschließen und noch viel weniger den Konsequenzen, die diese daraus gezogen haben. Wenn Erzberger ausge sprochen hat, im Interesse der Kolonien wollte er bis 3 Mil lionen geben, so sollte er doch bedenken, daß das Interesse der Kolonien unser eigenes vaterländisches Interesse ist. Im eigenen Interesse müssen wir dafür sorgen, daß die Ansied ler in möglichst großer Zahl dort bleiben und dort binziehen und die Zufriedenheit hergestellt wird. Wir werden in erster Linie für die geforderten 5 Millionen stimmen, allein für das Hererogebiet. In zweiter Linie erst stimmen wir für den Feuilleton. Darf der Dichter um nute Rezensionen betteln? Tie Reklame für Kunst und Literatur, die früher nur durch Hintertüren in die Häuser schlich, ist salonfähig ge worden. Aber man unterhält sich nicht gerne mit ihr. Man hört der Aufdringlichen bei ihren Großsprechereien inanchm-al ein wenig zu, man lächelt und foppt sie ein bißchen und wendet sich dann gelangweilt ab. Wenn der Verleger zu den Buchhändlern geht, ihnen seine Ware anpreist und sie bittet, sich recht dafür zu verwenden, so ist das Kaufmannsbrauch. Wenn dec Verleger an Zeitungen und Kritiker Rezensionsexem- plare verschickt, damit sie ihre unbeeinflußte Meinung darüber sagen sollen, so ist das auch in Ordnung. Aber wenn der Verleger solchen Rezensionsexemplaren Privat briefe beigibt, in denen er voll tiefster Ergebercheit und zu Gegendiensten bereit um eine gute Rezension bittet, so ist das zum mindesten eine Geringschätzung des Charakters des Kritikers. Wenn aber der Autor selbst bei Erscheinen seines Buches Briefe an die Zeitungen und Kritiker schreibt und um Gotteswillen bittet, das Buch zu loben, wie das jetzt oft geschieht und immer mehr auf- kommt — so mutz einmal erklärt werden, daß diese Art, berühmt zu werden, ganz und gar unstatthaft ist. Das geht nicht an. Junge Poeten versuchens gern und Dilettanten, die es natürlich nicht wissen können, datz sich so was nicht gehört. Und deshalb mutz man's ihnen einmal sagen. Der Künstler und Dichter hat seine ganze Kraft und Wesenheit an sein Werk aufzuwenden, dann aber soll er schweigend hinter demselben stehen bleiben und warten, wie es aus sich wirkt. Er mag wohl auch einen Anwalt suchen, der dis führenden Geister auf das Werk des noch Unbekannten aufmerksam macht, er persönlich ober darf die Kritik nickst anders zu Anerkennung und Lob zu be einflussen suchen, als er cs durch den Wert seines Werkes getan. Der vornehme Mensch läßt nur sein Werk sprechen, er selber schweigt. Ja, schweigt am liebsten auch dann, wenn ihm von einer unverständigen oder mißaünstigen Kritik Unrecht geschieht. Doch meine ich, er solle nicht unter allen Umständen schweigen. Er hat wohl das Recht, an seinem schon veröffentlichten Werke Fehler zu korrigieren, Mißverständnisse zu schlichten oder absicbt- lichen Verzerrungen und Bosheiten, die sein Werk schä digen können, entaoaenzutreten. Tq- Dichter soll lein Werk schützen, aber nicht im „Hrtmganm" «Januar ISO»). Theater. a Zur Uraufführung von Georg Fuchs' „Till Eulen spiegel" wird uns geschrieben: Am kommenden Freitag gelangt im „Leipziger Schauspielhaus" die sünfaktige Komödie „Till Eulen- spiegrl^von Georg Fuchs zur Uraufführung. Die erste Nieder schrift der Dichtung erfolgte schon vor mehreren Jahren. Im Jahre 1899 erschien sie als Buch im Verlag von Eugen Diederlchs und ist seitdem in literarisch angeregten Kreisen längst wohlbekannt. Schon die „Literarische Gesellschaft" In München nahm unter dem Vorsitz von Michael Georg Conrad die Komödie zu einer Vereinsanfführung im Münchener Hostheater an. Die Inszenierung deS Stückes stieß damals aber auf bedeutende bühnentechnische Schwierigkeiten, die noch nicht behoben waren, als sich die Münchener Literarische Gesellschaft auflöste. Als damals der inzwischen auch aufgelöste Akademisch-dramatische Verein in München das Erbe der Litera rischen Gesellschaft antrat, nahm er sich seinerseits auch des „Eulen spiegel" an. Tas Stück wurde damals an einem der literarischen Abende des Vereins öffentlich vorgeleien. Leider standen dem Verein nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung, die nötig gewesen wären, um die technischen Schwierigkeiten zu überwinden, die sich den Be strebungen für eine Ausführung der Dichtung entgegengestellt hatten. Als Fritz Brüggemann - Krott, einer der früheren Vor sitzenden des Vereins, dann al- Dramaturg an das Herzog liche Hoftheater nach Meiningen kam, veranlaßte er Georg Fuchs, für die Meininger Hofbühne eine Bearbeitung des „Till Eulenspiegel" auzufertigen, die den Möglichkeiten einer Bühnen aufführung des Stückes in höherem Grabe Rechnung trage als die Originalfassung der Dichtung. Diese Bühnenbearbeitung wurde von Fuch» au-geführt und die Lichtung gewann noch an dramatischer Konzentration. Trotzdem kam die Aufführung dann in Meiningen infolge von BesetzungSschwierigkriten nicht zu stände. So harrt der „Eulenspirgrl" trotz deS lebhaften Interesses, da» ihm aus literarischen Kreisen immer wieder entgegengebracht wurde, btt heute noch seiner Uraufführung, die nun definitiv im „Leipziger Schauspielhaus" bevorsteht. Ter Dichter wird zur Aufführung seines Werkes auS München erwartet. 0. L. La» Tsntro vrnmwLtleo in Verona wurde wegen Feuergefährlichkeit behördlich geschlossen und soll niedergeriffen werden, um einem prächtigen Neubau Platz zu machen. Ta- Theater ist 18-15 erbaut worden und beherbergte zuletzt die Gesell schaft der bekannte» Tragödin Virginia Reiter. 0. O. Von den spanischen Bühnen. Au« Madrid wird un» geschrieben: DaS Ereignis der Saison wird die bevorstehende Aufführung de» neuen Drama» von JosS Echegarary werden. Da- Stück heißt kuerra äo nrraxtrnrio" und soll noch in diesem Monat im Teatro Esvaüol mit Maria Guerrero und Diaz de Mendoza in den Hauptrollen, da» Urteil dr» für die Bühnen kunst schwärmenden Publikum» von Madrid herauSfordern. Hoffent lich erscheint e» nocb, b«or die neuen drakonischen Gesetze, die di« Herren Theaterdirektorin soeben erlassen baben, in Kraft treten. Ties« Gesetze dürften der Theairrschwärmerei der Madrider den Todesstoß versetzen, denn sie nehmen den schaulustigen Einwohnera der ipanischen Hauptstadt ein durch altehrwürdige Tradition geheiligte» Recht: da» Recht auf Freibillett. Kunstenthusia-mu» Haben sie ja, die Männlein und Wriblein von Madrid, aber nur, wenn sie ihn nicht zu bezahlen brauchen. Bisher haben die Herren Theaterdirektoren diese GratiSliebe zur Kunst, die übrigen» auch in Frankreich heimisch ist, stillschweigend, wenn auch bekümmerten Herzen», geduldet und den Segen der Freibillett mit vollen Händen au-gestreut. Nun aber geht wirklich nicht uwhrl Di» Behörde», die plötzlich fromm geworden find und die Gesetzt über die Gonn- tagsheiligung sehr rigoro» auSlcgrn, machen den Theatern da» Leben außerordentlich schwer und bringen mit ihrer überscharfen Vexiererei die armen Kunstverschleißer an den Rand de» Bankerotts. Ta taten sich denn die Herren Theaterdirektoren zusammen und verpflichteten sich bei einer Konventionalstrafe von 5000 Peseta» für jeden einzelnen Fall der Verletzung der Vertragspunkte, keine Freibillett mehr zu verteilen, auch an die Behörden nicht, an die letzteren sogar erst recht nicht. Ausgenommen von dem großen Bann sind nur die Zeitungen, die für ihre Mit arbeit an der Ausgestaltung des modernen spanischen Bühnenwesens auch in Zukunft mit Freikarten reaaliert werden sollen, voraus gesetzt, daß sie sich das gefallen lassen. Wenn die Direktoren ihre Anti-Freibillett-Bewegung nicht durchführen können, sind sie ent- schiossen, an einem bestimmten Tage, zum Zeichen des Proteste», alle Theater zu schließe». Hoffen wir, daß das Fürchterliche nicht Ereignis werde! — Sehr nett und urgemütlich ging es vor einigen Tagen in einem Theater zu Bilbao zu. Man gab ein Singspiel mit dem Titel „Patria nueva", und es hatte sich das Gerücht ver breitet. daß in dem Stücke die Karlisten und Frommen in einer der republikanischen Gesinnung des größten Teile» der Bevölkerung von Bilbao entsprechenden Weise verböhnt werden sollten. Um sich den Scherz anzusehen und nötigenfalls mit der Hidalgo-Hand dagegen zu protestieren, batten sich neben der republikanischen Gesellschaft der Stadt recht zahlreiche Carlisten im Theater eingesunden, und als dann wirklich anticarkistisch gesungen und getanzt wurde — ein Tanzbild war besonders starker Pfeffer —, ging ein Skandal los, an dem der selige Homer, der Urvater der Kneg-bertchterstatter, seine Freude gehabt hätte. Es regnete Ohrfeigen, und viele Herren, die mit den Fäusten nicht auskamrn, nahmen die niedlichen „nava^as" (Taschenmesser) zu Hilfe und schnitten ihre Kunst anschauungen in die Wangen der Gegner ein. Zu den Verwundeten gehört auch der Führer der „republikanischen Jugend" und dec Inspektor der städtischen Polizei. Vierzehn Personen verließen die Stätte de» Kampfe» al» Gefangene der heiligen Hermandad. Literatur. G Die Bibliothek Theodor Mommsen» für die Stadt Berlin anzukaufen ist angeregt worden, nachdem in Erfahrung gebracht worben ist, daß Amerikaner sich um die Bibliothek beworben, und da der Staat keine Neigung zeigt, sich für den An kauf zu interessieren. Ter Berliner Magistrat hat nunmehr eine Kommission zur weiteren Erledigung dieser Angelegenheit eingesetzt, die sich gleichzeitig niit der Neugestaltung de- städtischen Bibliothek- wesen» im allgemeinen beschäftigen soll. ä Zur Frage de» Auswendiglernen». In der Sitzung der „Berliner Gymnasiallehrer-Grsellschaft" vom 1l. Januar d I. sprach Oberlehrer Dr. Wessely über diese» Thema. Nach einer geschichtlichen, pädagogischen und psychologischen Vorbemerkung berichtete er, wie wir au- dem „Pädagogischen Wochenblatt" ersehen, über Versuche, die er mit Schülern eine» hiesigen Gym- nasiumS angestellt Hot. Wa» auf den höheren Schulen auswendig gelernt wird, pflegt drei verschiedenen Zwecken zu dienen: 1) e« wird der Stoff eingevrägt, der die Voraussetzung für eine höher« Erkenntnis in einer Wissenschaft oder für die Ausbildung einer bestimmten Fn-tigkeit bildet; 8) da« Auswendiggelernte stellt an sich einen wertvollen Besitz dar und soll womöglich eine dauernde Errungenschaft für» Leben sein; 8) vielfach läßt man auch noch auswendig lernen iu dem Glauben, dadurch da» Gedächtnis im allgemeinen zu üben. Der Vortragende suchte seslzuslellen, wie weit di« beiden letztgenannten Zweck« erreicht werd«. Er ließ die Schüler iu den einzelnen Klassen aufschreiben, wa» sie sich von einem Gedicht gemerkt hatten, das sie vor einem Jahr gelernt und zuletzt vor einem halben Jaor wiederholt hatten. Vollständig und fehlerlos wußte kein einziger mehr das Gedicht. Die GedächtnlSletstungen der ein zelnen Klassen steigerten sich zunächst bis Quarta, ginge» dann aber zurück und erreichten gerade in den obersten Klassen ihren tiefsten Stand. Ein wirklicher Besitz fürs Leben konnte also fast nirgends angenommen werden. Auch die Uebungen an religiösem Stoff, an Kirchenlied und Katechismus, waren keineswegs zufrieden stellend. Weiterhin ließ der Vortragende einzelne Klassen in der Unterrichtsstunde selbst lateinische Vokabeln lernen und stellte in ver schiedenen Zeitabständen fest, wieviel davon behalten war, nämlich unmittelbar nach dem Lernen, am Tage darauf, nach einer Woche und zuletzt nach vier Wochen. Das Ergebnis war in diesem Falle recht günstig, am besten wieder in der Quarta und schlechter in den böheren Klassen. Bon einer Uebung und Stärkung des Gedächtnisses also durch fortgesetztes Lernen von Vokabeln kann keine Rede sein. Zugleich ergaben die Versuche ein vortreffliche» Mittel, die Lernkrast der einzelnen Schüler zu prüfen, die Eigenart des einzelnen kennen zu lernen und danach Rückschlüsse auf den bäuslichen Fleiß zu ziehen. Ter Vortragende betonte, daß es ihm fernliege, die von ihm gewonnenen Ergebnisse ohne weiteres zu verallgemeinern, und daß er nur zu äbnlicben Untersuchungen anregen wollte. Zum Schluß forderte er für alle Unterrichtsfächer eine möglichste Beschränkung des Lernstoffe» und vor allem Rück sichtnahme auf die Entwickelungsjahre, auch sollten die Lehrer der besonderen Veranlagung und Neigung der einzelnen Schüler mehr Beachtung schenken. Tementi. Nach der „Neuen Freien Presse" sollte die verstorbene Großherzogin von Sachsen-Weimar in ihrem Testament der Goethe-Gesellschaft 200000 hinterlassen haben. Der „Torf-Zeitung" wird jetzt gemeldet, daß die Nachricht nicht der Wirklichkeit entspricht und deshalb schon gar nicht entsprechen kann, da die Verstorbene überhaupt kein Testament hinterlassen hat. — Wir batten die Meldung s. Z. sofort angezweifelt. -j- Die Bewegung zur Befreiung Gorki». Einen neuen Aufruf für Gorki erläßt eine Reihe von namhaften deutschen Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern, darunter Gerhart Hauptmann, Professor Ernst Häckel, Professor v. LiSzt, Sudermann, v. Wildenbruch. Sie beabsichtigen für nächsten Sonntag die Abhaltung einer Versammlung inBerltn, in welcher da» Schicksal Gorki» erörtert wird. Den bereit» erlassenen Aufruf für Maxim Gorki baben noch unterschrieben: Prof. Dr. Ernst Häckel-Jena, Pros. Dr. Fr. Delitzsch-Brrltn, Prof. Wilh. Förster-Berlin, Dr. Anita AugSpur g, Justizrat Albert Träger, Detlev v. Liliencron, Dr. L-kar Blumenthal, Dora Duncker, Dr. Heinr. Bulthaupt-Bremen, Pros. Dr. Karl Frenzel-Brrlin, Dr. Max Halbe-München, Dr. Alfred Friedmann »Berlin, Dr. Julius Rodenbrrg-Berlin, Alex. Niepa-Kiel, Dr. R. PreSberg-Berlin, Felix Philippi-Berlin. Dr. Freiherr Alfred v. Berger, Albert Bassermann, Frau Rola Berten». Auch in der Göttinger Studentenschaft hat sich ein Komitee gebildet, da» einen Aufruf zur Befreiung Gorki- erließ und Protestliste« auflegte. /z Lrdrer-krlrnttahrtr» I»4». Für die erste die'iährt,« Nets« sdte ,«-nt« sei« der »Inslldrung dieser »rudiensehrten) können keine Mildnngrn metzr angenommen weiden, »» olle Platze bereit» belegt find. Luslchlut über bi« übrigen drei stadrten nach dem Orient, an denen auch Nichllebrer »eilnrbmni, gibt da« illilstrierle Programmbes», welche« unentgeltlich von dem veransiglt« der Akiien, Herrn Jul. voltbauien in tzvltngc», »u deztetzen ist.
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