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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050203010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905020301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
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Bezugs-Preis 1« der Hauptexprdition oder deren Ausgabe stelle« abgeholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau ell 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für di« übrigen Länder laut Zettunq-prei-liste. Diese Nummer tastet S/iML auf allen Bahnhöfen und III bei den Zettungs-Brrkäufern I * Aetzakttvn und Expevitto«: IbS Fernsprecher 222 JohanntSgass« L Haupt-Filiale Tre-de«: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: LarlDnuckrr, tzerzal.Bayr.Hofbuchhandlg^ Lützowstraße 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031 Morgen-Ausgabe. MipMer Tagcblalt Amtsblatt -es Königs. Land- und -es Königs. Amtsgerichtes Leipzig, -es Mates nn- -es Molizeiamtes -er Lta-t Leipzig. An zeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeige», Geschästeanzeigen unter Text oder an blonderer Stelle nach Tarif. Die 4 gespaltene Reklamezeile 75 Annahmeschluf; für Anzeigen: Abend-Ausgabe, vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen lnur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Bereinbarung. Tie Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol; in Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. Kliukhardtl Nr. 61. Freitag den 3. Februar 1905. 99. Zahrgang. Var Mcktigrte vom Lage. * In der russischen Grenzstation To-novice entstanden Unruhen; da unter der Bevölkerung da» Gerücht verbreitet war, daß preußisches Militär einrücken sollte, befahl da» Kattowitzer LandratSamt die Sperrung der Brücke. (S. Dtsch- Reich.) * Maxim Gorki ist in Freiheit gesetzt worden. Die Aufführung seiner Stücke wurde allen Theatern in Ruß land verboten. (S. den Artikel.) * Nach einer Meldung au» Petersburg stürzte die Hänge brücke über die Fontanka ein; 30 Dragoner fielen in» Master. (S. deu Artikel.) * Der Mann, der auf den Polizeimeister Golovin in Odessa schoß, heißt Abraham Stillmann. (S. den Artikel.) kine MnOung <kes Nurrtanffrr? (Von unserem Korrespondenten im Ruhrrevier.) Essen, 2. Februar. Etwas überraschend kam das Flugblatt der Siebener kommission, die noch einmal den Standpunkt der Arbeiter dahin präzisierte, den Streik nicht früher aufzugeben, als bis der Bergbauliche Verein Garantien gegeben hätte. Laß die Forderungen der Arbeiterschaft erfüllt würden. DaS Flugblatt beschränkt sich darauf, die Forderungen dahin festzusetzen, daß die Zechen sich bindend verpflichten, keine Maßregelungen vorzunehmen, in Lohn- und anderen Fragen bestimmt entgegenzukommen. Man ist in einigen Kreisen geneigt, diese Publikation als ein Ein lenken der Arbeiter anzusehen, die noch vor wenigen Tagen in einer von Hu6 geleiteten Versammlung alles oder nichts verlangten. Es wäre zu wünschen, daß die Arbeiter mit ihren Forderungen einlenkten denn dis Lage wird sonst un haltbar und nur schlimmer für sie. Es muß betont werden, daß die bisherigen Untersuchungen nichts besonders Be lastendes gegen die Zechenverwaltungen ergeben haben. Es muß betont werden, daß trotz aller Sympathiekund gebungen für die Streikenden kein Geld vorhanden ist, um den Streik erfolgreich durchzufllhren. Mit Humani- tätSphrasen ihrer Mitmenschen kann keine Arbeitersfrau sieben hungerige Mäuler stopfen. Geld braucht sie. Leider aber können wir in dem Flugblatt nicht allzu große Symptome des Einlenkens erkennen. Dazu ist die Erklärung zu unbestimmt gehalten. Im Grunde besagt sie daher kaum etwas anderes, als was jetzt schon bekannt ist: wir halten an den alten Forderungen fest. Maßregelungen sind nach unseren Informationen nicht zu befürchten. Was aber bedeuten die Worte „Lohn- uNd andere Forderungen"? Bedeuten sie eine Ein schränkung der ehemaligen 16 Delegiertenforderungen oder sind sie in verschleierter Form die alten Forde rungen? Warum nur dies Versteckspiel, warum keinen offenen Kampf? Sicher werden die Arbeiter mit diesem Flugblatt den Bergbauverein nicht aus seiner abwartenden Haltung herauSlocken. Denn die Arbeitgeber wollen Klarheit haben und werden das Ergebnis der RegierungsenquSte abwarten. Durch dieses Flugblatt kann aber auch nie- mond darüber getäuscht werden, daß der Streik einst weilen forkdauert. Demnächst finden wieder Abschlags- Zahlungen statt, und unter normalen Umständen dürfte auf mindestens 3 Wochen mit dem Ausstande zu rechnen sein. Man hofft heute nicht mehr auf ein Wunder, und wenn man eS von der preußischen Regierung erwartet, so ist man naiv. Sehr amüsant ist es, im Flugblatt zu lesen, daß die Arbeiter nachgeben wollen, wenn die Novelle zum Berggesetz den „wesentlichen Arbeiterwünschen" ent- spricht. Eine glänzende Ironie, denn man ist sich in Arbeiterkreisen nicht unklar, daß die Anstrengung der Regierung, durch eine Novelle zum Berggesetz Wandel zu schaffen, nicht allzu groß sein wird. Wir wollen gewiß nicht die Mühe der preußischen Negierung und ihre gute Absicht verdächtigen. Aber wenn sic sich einbildet, daß die Arbeiter tatsächlich viel von ihrer Liebesmüh er warten, so ist sie auf dem Holzwege. Tenn :nan kalku lier t, daß die Regierung selbst an die Bestimmungen ihreS Gesetzes gebunden ist, und daß sie sich selber Fesseln anlegt, wenn sie generelle Maßregeln einführen will. Und man schätzt den Opfermut der Regierung nicht allzu hoch. Was sind übrigen? die „wesentlichen" Arbeiter- wünsche? Wieder diese Unklarheit, mit der man nichts anfangen kann. Dieser KampfeSweife ist wirklich das klare „entweder — ckder" vorzuziehen. Also auch hier vermögen wir kein Einlenken zu ent decken. Und dennoch tut es dringend not. Einstweilen bemüht sich die preußische Regierung, den Brunnen zuzuschütten, nachdem das Kind hineingefallen. Wenn 'die Lage nicht zu ernst wäre, könnte man sich billige Witze kaum verkneifen. Warum tut denn die Regierung jetzt so, alS ob ihr alle Mißstände unbekannt waren? Der preußische Staat hat doch die verghohert, die Kommissare der Regierung hatten doch die Pflicht, sich um di« Zu stände zu kümmern. Wenn sie es nicht taten, wenn sie die Regierung bis zum letzten Moment in Unkenntnis hielten, dann ist das doch ihre Schuld. Oder aber eS bestanden Mißstände und die Regierung hat sie geduldet. Dann wäre ihre jetzige Haltung sehr eigen- tllmlich. Die Regierung sitzt zwischen zwei Stühlen und wird in diesem Kampfe von keiner Partei Tank ernten. Allerdings sieht sie jetzt, wie sehr sie die Dinge ihren Lauf gehen ließ, da auch in Oberschlesien der Streik aus- bricht. Im Grunde genommen, werden es wohl die- selben Beschwerden sein, die vorgebracht werden. Die Regierung sieht das Heil in einer Novelle zum Berggesetze. Hierzu ist aber nötig, daß sich generelle Be stimmungen finden lassen, den Mißständen abzuhelfen. Von sehr sachkundigen Leuten aber wird das bezweifelt. Wie will man zum Beispiel die Forderung der acht stündigen Schichtzeit generell regeln? Man darf doch nicht vergessen. Laß hier die Seilfahrt eine wichtige Rolle spielt, nud daß deren einheitlicher Regelung (z. B. die Seilfahrt 'darf nur Stunden dauern) nicht nur tech nische, sondern natürliche Gründe widersprechen. Die Kohlen liegen in der verschiedensten Tiefe. Hier wären bergpolizeiliche Vorschriften eher am Platze, die eine ge wisse Latitüde gewähren und den Verhältnissen auf den einzelnen Zechen angepaßt werden können. (In diesem Punkte können wir unserm Herrn Korrespondenten nicht unbedingt zustimmen, halten vielmehr die gesetzliche Regelung für weit wertvoller als jede bergpolizeiliche, bei der vielleicht die Ausnahmen die Regel überwuchern würden. Red.) Der Gesetzentwurf der Regierung wird also hier auf starke Schwierigkeiten stoßen. Wir können uns nach allen Liesen Erwägungen nicht der Ansicht verschließen, daß eine Wendung zum Besseren noch nicht erngetreten ist. Und sie wäre dringend zu er- sehnen. Bei dieser Kraftprobe ist es nur allzu leicht cin- zusehen, wer liegen wrro. Sollte Vas Ergebnis der Untersuchungen den Klagen der Arbeiter ungünstig sein, so ist selbst der moralische Erfolg, den sie errangen, dahin. Inzwischen aber verliert das Nationalvermögen Millionen, die Arbeiter der anderen Industrien müssen feiern, deutsche Kohle verliert ihre Absatzgebiete. Es ist ein trostloses Bild, wohin wir blicken. vr. U. O. ver AuMana in 5iia«ertakrilra. Verluftttfte. Ein amtliches Telegramm aus Windhuk meldet folgende Verluste. Gestorben: Reiter Hermann Beese, geb. am 14. Oktober 1882 zu Haar, früher Infanterieregiment Nr. 46, durch Schuß in den Unterleib, angeblich auf der Jagd bei Epukiro durch Herero erhalten. Verwundet: Reiter Emil Wolf, geboren am 8. Juli 1884 zu Schönbeck, früher Infanterieregiment Nr. 128, im Patrouillengefecht in der Nähe von Okasewa leicht verwundet. Vermißt Stabs veterinär Johann Rogge, geb. am 25. September 1865 zu Naden, früher in der ostasiatischen fahrenden Batterie, nachher zugeteilt dem Feldartillerie-Regiment Nr. 10; Reiter Hermann Feibicke, geb. am 8. Juni 1882 zu Berlin, früher Kürassier-Regiment Nr. 6, in den Dünen östlich der Lüderitzbucht verirrt. Vie stririr i« siurrlana. Mrft rNeschtscherrki über die Lreigniffe. Jetzt läßt sich auch Fürst MeschtscherSki über die Ur sachen der revolutionären Bewegung vernehmen und sagt: „Die traurigen Ereignisse vom 9. Januar bestärkten mich nur in meiner ost wiederholten Ansicht, daß die Re gierung sich zu viel um die Intelligenz und zu wenig um das Volk kümmere und daß ferner der Administration stets die Vorbereitung zu einer vorbeugenden Tätigkeit fehle. Wäre die Regierung mit den wahren Bedürfnissen des Volkes vertraut, so hätten die entnervenden Aufregungen der letzten vier Monate uns erspart bleiben können. Und wenn alle Wünsche der Intelligenz heute erfüllt werden, so gestaltet sich das Leben des Volkes noch nicht um ein Iota besser. Die Revolution vermochte sich nur zu entwickeln, weil die Polizei in einen Zustand der Passivität geriet, weil jeder Polizeiagent, der unter Plehwe es nur für seine Pflicht hielt, die „Oswoboschdenie" (da« Journal „Befreiung" von Struve) zu lesen, heute eS für überflüssig erachtet, die Hände zu rühren solange kein Totschlag vor seinen Augen verübt wird." Zur Streikbewegung übergehend, kenn zeichnet, wie dem „H. C." geschrieben wird, der Fürst die Telegramme von Tschnep - Spiridowitsch, dem Vertreter der Marianischen Gesellschaft in Pari«, al« unglaub würdig , wonach die russischen Arbeiter sich von Japan erkaufen ließen. Wohl hätten Japan wie die gesamte „europäische Revolutionsassoziation" ein Interesse daran, Rußland in einen Herd de« Aufruhr« zu verwandeln, aber der russische Arbeiter sei des Verrat- an Kaiser und Reich nicht fähig, wie leicht er sich auch von Leuten wie Gapon und Konsorten irreführen lasse. Gapon sei übrigen« mit einer Empfehlung vom Metropoliten Antonius vor Jahresfrist zu Plebwe gekommen, der von den geist- und maßvollen Reden de« Priester« entzückt war und ihn auf den Posten eine« GefängniSaeistlichen gestellt batte. Unter der Ma«ke eine« christlichen Wohltäter« habe Gapon durch einen Generalstreik die Arbeiter zu politischen Freiheiten führen wollen. Wie stark seine Saat in dem Geist der Arbeiter aufgehe» köuo«, da« lasse sich heut« »och nicht absehe». Der Anwart der Grotzfürften Sergiu». Der als künftiger Minister des Innern genannte Herr Bulygin ist 54 Jahre alt; er ist Jurist und seit 1881 dem Ministerium des Innern zuaeteilt. Er war, bevor er nach Moskau zum Großfürsten Sergius als Gehülfe kommandiert wurde, Gouverneur von Kaluga. Freilassung Maxim Gorki». DaS „N. W. Tagbl." meldet aus Petersburg: „An allen Theatern im ganzen Reiche ist die Ausführung der Stücke Gorkis verboten worden. Auf Anfragen, ob das vom Auslande gekommene Gerücht von einer baldigen Freilassung Gorkis sich bewahrheite, war bisher nirgends Antwort zu erhalten." Nach amtlichem Telegramm ist die Freilassung gestern erfolgt. Lin militärischer Unfall. Aus Petersburg meldet ein Telegramm: Die über die Fontanka führende Hängebrücke stürzte in dem Augen blicke ein, al« Dragoner sie passierten. 30 Reiter stürzten mit ihre» Pferden in das Wasser. In Warschau. Wie gemeldet wird, untersagen die auf Grund des ver stärkten Schutzes vom Generalgouverneur erlassenen Bestimmungen Ansammlungen auf den Straßen, Plätzen und in den Privathäuiern. Ansammlungen an öffentlichen Orten würden durch Militär oder die Polizei zerstreut werden. Der Besitz oder der Berkaus von Waffen ohne eingeholte Erlaub nis unterliege der Strafe. Bei De m onstrationen müssen die Balkons und Fenster der anliegenden Häuser unverzüglich ge räumt und geschlossen werden, ebenso dieHoseingänge. Falls von den Dächern geschossen oder Steine und Proklamationen geworfen werken, unterlägen außer den Schuldigen auch die Hausbesitzer und Hausverwalter der Verantwortung. Auf die Forderung des Gouverneurs von Warschau und Petrikau haben die Besitzer von Handels- und Industrieunternehmungen diese sofort zu schließen. Verletzungen der Bestimmungen werden mit Arrest bis zu 3 Monaten ober mit einer Geld strafe bi« HU 500 Rubel bestraft. Die Bestimmungen gelten für die Städte Warschau und Lodz, sowie die der Gou vernements Warschau und Petrikau. Da» Attentat in Odessa. Wie nach einem Telegramm festgestellt ist, heißt die Person, die gestern auf den Polizeimeister Golovin geschossen bat, Abraham Stilmann, wohnhaft in Berditschew. Der Gesundheitszustand Golovins ist befriedigend, die Kugel ist noch nicht entfernt. Von anderen Plätzen. In Schaulen (Gouv. Kowno) sind die Arbeiter aus ständig. Eine Beratung der Fabrikanten mit den Arbeitern ist resultatlos verlaufen. Die Stadt ist ruhig. — In Batum nimmt der Arbeiterausstand allgemeinen Charakter an. Auch die Transport- und Dampsschiffsagenturen haben ihre Tätigkeit eingestellt. MietSdroschken fahren nicht; auf dem Quai sammeln sich große Arbeitergruppen. Nach mehreren Punkten der Stadt sind Militärkommandos beordert worden. — Aus Samara wird gemeldet: Die hiesigen Setzer sind beute wieder zur Arbeit zurückgekehrt, da die Buchdruckerei- besitzrr die letzten Forderungen erfüllt Haden. Morgen werben die Forderungen der ausständigen Mühlen besitzer besprochen werden. ver rurrirck-japanircke Weg. Sr» Arrroxatkin» Nie-erlag«. Der Tokioer Sonderberichterstatter des „Standard" drahtet unterm 1. Februar: Die russische Bewegung am Hunho hat ein trauriges Ende gehabt. Der rechte russische Flügel wurde auf beträchtliche Entfernung zurückgeworfen. Der Feind erlitt enorme Verluste, ohne entschädigende Vor teile dafür zu ernten. Seine Verluste werben auf nahezu 10 000 Tote und Verwundete geschätzt, während vie japa nischen Verluste etwas unter 3000 Mann betragen. Daß die Japaner die Russen von wichtigen Vorpostenstellungen auf Kuropaikins rechtem Flügel verdrängten, zwang den russischen General, die Dispositionen für die ganze Armee zu ändern. Diese Tatsache erklärt mutmaßlich die Er neuerung des Vorpostenkampfes längs der ganzen japanischen Front. Unter den hiesigen militärischen Sach kundigen erwartet man nicht, daß die gegenwärtige Lage zu einer allgemeinen Aktion führen werde. Eine Shanghaier Drahtung der „Morning Post" besagt: Schwache russische Abteilungen griffen am 3l. Januar das japanische Zentrum und den rechten Flügel an, wurden aber ohne Mühe zurückgeschlagen. Am linken Flügel wurde heiß gekämpft. Japanische Arieg»schisfe. Die japanische Negierung hat fünf neue große Kriegsschiffe in England bestellt, vie vor Ablauf von zwei Jahren geliefert werden müssen. Die beiden Schlacht schiffe „Ischima" und „Asahi", die bekanntlich während der Belagerung Port Arthurs Beschädigungen erlitten, baden jetzt, völlig repariert, die Wern von Sasebo wieder ver lassen und sind nach japanischer Versicherung in bestem seetüch tigen und kampffähigen Zustande zur Schlachtschiffflotte Admiral Togos gestoßen. veutscdrs lleict). vechztg, 2. Februar. * Die HanSbcsitzer «ntz die sächsischen Landtagswavle». Auf einer Konferenz von Vertretern der sächsischen Hau«besitzerverein«, die kürzlich in Chemnitz statt fand, nahm man zu den bevorstehenden Landtag-Wahlen Stellung und fügte dem bestehenden LandtagSwablprogramm folgende neue Punkte hinzu: 1) Eine Bevorzugung der Bau genossenschaften durch Zuwendungen aus öffentlichen Mittel» darf nicht stattfiavrn, auch ist die sächsische Regierung zu veraolasseu, beim Reichstage darauf hinzuwirkn, daß ein« Unterstützung nicht wieder stattstndet. 2) Bei einer etwaigen Gemeindesteuerreform dürfen den Hausbesitzern keine köderen Belastungen auf erlegt werden; den Gemeinden ist bei Aufstellung von Grundsätzen möglichste Freiheit zu lassen. 3) Bei einer etwaigen Wahlrechtsreform ist dem WohnhauSbesitz ge bührende Beachtung zu geben; sollte eine Wahl nach Bennen statlfinben, so ist eine Vertretung des HauSbesitzeS gesetzlich festzulegen; in der I. Kammer muß auch der WohnhauSbesitz in Stadt und Land durch direkt gewählte Abgeordnete ver treten sein. Der BerbandSvorstand wurde sodann beauf tragt, sich an die verschiedenen Parteien mit dem Ersuchen zu wenden, ihm darüber Mitteilung zu machen, wie sich der Kandidat der Partei zu den Forderungen der Hausbesitzer stelle. Weiter wurde die planmäßige Gründung von Haus besitzervereinen in allen Städten und Orten, wo solche noch nicht existieren, beschlossen. * l Berlin, 2. Februar. * Ter Kaiser unternahm gestern nachmittag einen Spazier gang und arbeitete später allein. Zur Abendtafel waren ge laden Admiral Hollmann, die Minister Frhr. v-. Rheinbaben und Frhr. v. Hammerstein und Prof. Schiemann. Heute morgen besuchte der Kaiser den Reichskanzler Grafen v. Bülow und hörte im kgl. Schloß die Vorträge des Chefs de- General stabes der Armee und des Chefs des Militärkabinetts. * Ter deutsch-österreichische Handelsvertrag erhält in Wien folgenden amtlichen Kommentar: Die charakteristischen Züge des Handelsvertrages waren durch die neuen Zolltarife vorausbeslimmt, Erhöhung einerseits der deutschen Agrarzölle, andererseits der österreichisch-ungarischen Industriezölle. Doch ist es gelungen, die autonomen deutschen Zölle für unsere landwirtschaftlichen Exportartikel so wesentlich zu ermäßigen, daß deren Ausfuhr aufrecht erhalten werden kann. Hierbei ist in Betracht zu ziehen, daß die Produktion von Bodenerzeugnissen und Vieh auf dem gegenwärtig schon intensiv angebauten Boden des deut schen Reiches naturgemäß nur in begrenztem Maße er weiterungsfähig ist, der deutsche Konsum aber steigt, so daß die erhöhten Zölle zwar die Preise emportreiben, die Einfuhr jedoch nicht verhindern werden. Für unsere zahlreichen industriellen Exportartikel wurden die im neuen deutschen Tarife enthaltenen vielfach sehr bedeutenden Zollerhöhungen fast durchgehend« wieder heseitigt; nur vereinzelte, unsere Ausfuhr nickt ernstlich behindernde Er höhungen sind angenommen, dagegen eine Reihe wesent licher Verbesserungen des stLtus quo durchgesetzt. Die Er höhungen der österreichisfch-ungarischen Zölle auf zahl reiche Fabrikate bieten den noch sehr entwickelungSfähigen inländischen Industrien und Gewerben in vielen Richtungen Gelegenheit zur Entfaltung ihrer Produktion. In manchen wichtigen Fragen werden allerdings die Wirkungen des Ver trages, welcher bei der vom deutschen Reichstage in den Agrarfragen beobachteten Haltung nur unter außerordentlich großen Schwierigkeiten zustande gebracht werken konnte, erst auf Grund der Erfahrungen der nächsten Jahre zu beurteilen sein. * Brsuch ves Fürsten von Bulgarien in Berlin. Der Besuch des Fürsten Ferdinand von Bulgarien in Berlin wird Ende Februar oder Anfangs März erfolgen. Kaiser Wil helm hat den Fürsten, nach den „Münch N. Nachr.", in einem sehr herzlich abgefaßten Telegramm ausgefordert, einen Zeitpunkt für den Besuch in Berlin vorzuschlagen, sobald sich der Zustand des Prinzen Eitel Friedrich gebessert haben werde. * Tie „landwirtschaftliche Woche" in Berlin bat heute begonnen, und zwar mit den Beratungen des preußischen LandeSökonomie-KollegiumS. In der ersten Sitzung hielt LantwirtfchaftSminister v. PodbielSki eine längere Rede über die neuen Handelsverträge, speziell den mit Oesterreich und den mit Rußland, worin er gewissermaßen nochmals um Entschuldigung bat, daß für die Landwirtschaft nicht mehr zu erreichen gewesen wäre. Morgen werden die Verhandlungen fortgesetzt. — Für die am 13. d. M. statt findende Generalversammlung deS Bundes der Landwirte lautet die nun endgültig feststehende Tages ordnung: l) Eröffnung durch den Bundesvorsitzenden Frkrn. v. Wan genheim-Kl.-Spiegel. 2) Ansprache des Buiidesvorsitzenden Dr. Roesicke-GörSdorf. 3) Bericht der vom Bundesausschuß gewählten Kassen-RevisionS-Kommission. 4) Vorlegung des Geschäftsberichts für 1904 und Ansprache des Bundesdirektors Dr. Diederich-Hahn, M. d. A., 5) ». die künftigen Handelsbeziehungen Deutschlands zum Auslande und die in Aussicht siebende Reform des deutschen BörscngesetzeS. Referent: Chefredakteur Dr. O e r t e l. b. Was lehrt uns der Kampf um die Preußische Kanalvorlage? Referent: Rittergutsbesitzer von Dodelschwingh- Schwarzenhasel. 6) Diskussion. * Kontrollstationcn für Auswanderer Die Kontroll stationen, welche mit Rücksicht auf die Bestimmungen des amerikanischen Einwanderungsgesetzes und zugleich auch auf das deutsche Staatsinteresse zur Untersuchung der von Ruß land und Oesterreich-Ungarn kommenden Auswankerermassen errichtet sind, sollen nach der „Nat.-Ztg." in nächster Zeit um einige weitere vermehrt werden. ES hat sich nämlich herausgesiellt, daß bei den mit der Regu lierung des UebergangeS aus den östlichen Ländern über die deutsche Grenze betrauten Agenten Unregelmäßigkeiten vorgekommrn sind, indem Auswanderer statt über die deutjch-rujsische Grrnz- und die dort errichteten Kontrollstationen über die österreichische russische Grenze gebracht und über Wien und Passau oder über Prag und Nürnberg und von da weiter auf verschiedenen Wegen nach Antwerpen zu dem Anglo-Kontinentalen Rrisrburean befördert wurden und dass dadurch di« Zweckt der Kontrollstationen illusorisch gemacht wurden. Um diese« Unwesen an-znrotten, haben die deutschen Schiffahrtsgesellschaften gemeinsam mit der österreichischen Schiffahrtsgesellschaft „Austro-Amerieana" beschlossen, die ganze Grenze von Böhmen an bi» hinaus nach Norden zu sperren. Außerdem ist die Errichtung einer Kontrollstation in Bingerbrück beschlossen und die Anlegung einer Kontrollstation in Passau und einer weiteren an einem auf dem Wege zwischen Prag und Nürnberg befindlichen, zur Zeit noch nicht näher bestimmten Orte in Aussicht genommen. Nur «in« pünktliche Durchführung der Kontroll« kann da« Deutsch« N«ich vor Linschleppunß vou Krank helten u id vor Einwanderung mittelloser Leut«, di« ihm zur Last
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