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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905022101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905022101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-21
- Monat1905-02
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Dir «grspalteue NrNamezeile 75 »«atzmeschlntz Mr «»zeige»: Nb end-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Au-gab«: uachmittag« 4 Uhr. Auzeige» sind stet« au die Expedition zu richten. Ertra-Beilage» (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Leretubarnug. Die Erpedttta» Ist tvochentag« uaunterbrocheu geäffuet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Potz in Leipzig (Znh. I)r. V, R. L W. Kliukhardt). Nr. 94. Dienstag den 21. Februar 1905. 99. Jahrgang. Var Mchtigrie vom Lage. * Der,Reichstag nahm den österreichischen Han delsvertrag in zweiter Lesung mit 192 gegen 53 Stimmen au. (S. Bericht.) * Prinz Friedrich Leopold, der am Sonntag von Petersburg in Berlin wieder eingetroffen ist, stattete gestern Vormittag dem Reichskanzler einen längeren Besuch ab. * DaS erst vor wenig Monaten in Weimar errichtete Shakespeare-Denkmal ist durch Bubenhand völlig ruiniert worden. (S. Aus a. W.) * Der Brüsseler Appellgerichtshof hat das Urteil bestätigt, welches Leopold II. in seinem Prozeß um die Hinterlassenschaft der Königin Recht gibt. (S. Ausland.) * 5600 Arbeiter und Arbeiterinnen der Mailänder Lohnwäschereien sind wegen unbefriedigter Mehrforde- ruogen in den Ausstand getreten. * Der vom österreichischen Admiral v. Spaun verfertigte Bericht der Hullkommission wird morgen verlesen werden und Rußland günstig sein. (S. ruß.- jap. Krieg.) * Die russische Negierung hat den Putilow- werken für den Fall, daß in 14 Tagen die Arbeiter nicht befriedigt werden, Annullierung der Bestellungen und deren Vergebung ins Ausland angedroht. (S. den Artikel.) * Nach einer japanischen Meldung vom oberen Schaho suchen die Russen Kurokis rechte Flanke zu umgehen. Noch einmal „Lana Mecklenburg". Wie unseren Lesern erinnerlich sein dürfte, brachten wir in den ersten Tagen dieses Jahres einen Artikel über mecklenburgische SchulMstände unter Bezugnahme auf eine Schrift Tr. Schröders, in der Erwägung, daß >.s sich hierbei nicht um eine Anzahl lokaler Mikstände, sondern um eine Angelegenheft des Reiches, die allge meines Interesse beansprucht, handle. Diese Ansicht ist beinahe von der gesamten deutschen Presse geteilt worden, lieber 200 größere Zeitungen aus allen Teilen Deutsch lands sind mit teilweise noch weit ausführlicheren Be sprechungen als wir auf die Schröderschen Ausführungen eingegangen und fast alle Verhalten sich zustimmend, u. a. auch die fiihrenden nationalliberalen Blätter Mecklen burgs, das Mecklenburger Tagesblatt in Wismar und die Mecklenburgische Zeitung in Schwerin. Angriffe hat Dr. Schröder nur wenige erfahren — kaum ein halbes Dutzend, und diese besonders von übereifrigen Lokal patrioten. Am seltsamsten aber verfährt ein augen scheinlich offiziöser Artikel -er „Mecklenburger Nach richten", der Tr. Schröder den Anlatz gibt zu einer neuen Schrift: „Der Schweriner Negierung Flucht in die Oeffentlichkeit" (Gelsenkirchen, Verlag von E. Kannengießer). Dieser Artikel, der in der neuen Broschüre in vollem Umfange mitgeteilt wird, so datz sich feder Leser ein selbständiges Urteil darüber bilden kann, sucht anscheinend die Ausführungen der ersten Broschüre zu widerlegen, tatsächlich aber bringt er — direkt oder indirekt — noch so viel Material zur Kennzeichnung des mecklenburgischen Schulelends bei, datz das unerfreu liche „Unkulturbild" noch um eine Nuance düsterer wird. Da erfahren wir erst, unter Angabe der betreffenden Zahlen, wie die Lberlehrcrgehälter an den vielgcrühmten Grotzherzoglichcn Anstalten beschaffen sind-, und nun war es für Dr. Schröder ein Leichtes, mit Hilfe einer vergleichenden Tabelle nachzuweisen, datz auch in diesem Punkte Mecklenburg „an der Hinteren Spitze marschiert", nur die Kleinstaaten Meiningen und die beiden Schwarz, bürg machen ihm noch den letzten Platz streitig. Und diese so schlecht besoldeten Beamten müssen sich nun noch Demütigungen aller Art gefallen lassen. Sie unter stehen laut der neuen (!) Scholarchatsordnung vom 15. August 1899, auf die wieder der offiziöse Artikel hinweist, einein Scholarchat mit einem Protoscholarch an der Spitze. Dieses Kollegium bilden nicht etwa, was der liebliche griechisch-römische Name leicht vermuten läßt, klassische Philologen, also Fachmänner (der einzige Fachmann eines jeden Scholarchats ist der Direktor der betreffenden Anstalt), sondern ausschließlich Laien. Und diese „Schulherrscher" haben bei der Besetzung der Stellen und bei Einführung neuer Lehrbücher (!) das ent- scheidende Wort zu sprechen, ihrer Beurteilung unter liegen die Urlaubsgesuche des Direktors und der Lehrer, und sie haben über deren amtliches und außeramtlicheS Verhalten, aufgefordert und unaufgefordert (!), an das Ministerium zu berichten. Ukkd welche Gesinnung in den Städten maßgebend ist, deren geistige Blüte doch wohl die Scholarchcn bilden, darauf wirft ein grelles Schlag licht eine Bemerkung des offiziösen Artikels: „Die Skala für die Oberlehrer an dem Gym nasium zuWarenvom Jahre 1897 hat seit dem 1. April (1904) auch auf die vor 1897 angestellten Anwendung gefunden." Auch in Llltzow ist „für Neuanstellungen " eine erhöhte Skala ins Auge gefaßt. Also mit der alten Skala bekam man keine Oberlehrer mehr, man mußte sich also zu einer Gehaltserhöhung entschließen. DieälterenOberkehreraber, die nun nicht sogleich ein anderes Unterkommen fanden, besoldete man nach wie vor nach dem alten Tarif, der sich als unzureichend erwiesen hatte, um jährlich ein paar hundert Mark zu sparen. Und ein offiziöser Artikel, der diese Zustande schonungslos kundtut — soll eine Widerlegung Schröders sein und eine Derteidigurrg der berühmten mecklenburgi schen Sechsstädte? Wir wüßten auch gar nicht, weshalb die Grobherzogliche Regierung nun plötzlich jene Städte der- leidigen sollte: denn sie haben ihr ja seit elf Jahren, so oft es sich um Ausbesserung der kläglichen Gehälter handelte, beharrlichen Widerstand entgegengesetzt, und erst im Dezember haben die Stände (Ritterschaft und Städte) die für Gehaltserhöhungen geforderten 530 000 Mark dreimal abgelehnt: erst Ende Januar (der Artikel stammt vom 10. Januar) haben sic sich zur Bewilligung von 384 000 herbeigelassen. — Und demgegenüber ist der Großherzog völlig machtlos: denn nach der mecklen burgischen „Verfassung" (sit venia verbal) ist er im „Domanium" zwar unumschränkter Selbstherrscher, im ritterschaftlichen und landschaftlichen Gebiet Kat er aber so gut wie „nix to seggen": es bestehen eben in „Land Mecklenburg" noch jene zerfahrenen mittelalterlich-oligarchischen Zustände, die bei der Be sprechung des Antrages Büsing im Reichstage (am 24. Januar) gebührend gekennzeichnet worden sind. Die Folgen dieser Zustände zeigen sich überall, sobald mecklen. burgische Angelegenheiten sich an das Lickst der Oeffent lichkeit wagen, und es gibt da nur eine Abhülfe: Ein führung einer modernen Verfassung. Schröder empfiehlt, Mecklenburg möge die Gehalts- Verhältnisse an seinen höheren Schulen bald zeitgemäß aufbessern, sonst dürfte eS fckwn l-univn Zkchresfrist mtec allen deutschen Staaten in dieser Hmsicht an letzter Stelle stehen. Wir wollen den Wunsch dahin erweitern: Möge Mecklenburg bald eine neue, zeitgemäße Verfassung sich anschaffcn, sonst wird es schließlich noch von Rußland überholt. Vie W5i5 in Znrrlancl. Suworin über die innere Lage. Ein Mitarbeiter des „N. W. Tgbl." batte eine Unter redung mit Herrn Su worin, dem Herausgeber der „Nowoje Wremja", der sich aus die Seite der Reform freunde begeben hat. Suworin sagte dem Journalisten unter anderem: „Die Revolutionäre behaupten, die Revolution sei auS- gebrochen. Ich glaube nicht daran. DaS russische Volk kann nicht revoltieren, es kann unzufrieden sein, es kann murren, aber zu einem Ausstand ist es nicht fähig. Was sind die Ereignisse vom 22. Januar: Eine von der Intelligenz versuchte und mißlungene Re volte. Glauben Sie mir, es wäre nicht dazu ge kommen, wenn wir eine vernünftige, tüchtige Regierung hätten. DaS Volk braucht Land, und eS ist ihm gut bekannt, daß es solches nur vom absolutistischen Zaren bekommen kann. Folglich wird es sich nie gegen den Zaren erheben. Politische Ideen sind ihm aber völlig fremd. Sie werden mich aber gewiß fragen: wie war es am 22. Januar, wo zweihunderttausend Arbeiter doch politische Forderungen gestellt haben? Wissen Sie, daß dieselben Arbeiter auch die Trennung der Kirche vom Staate verlangten? Was? Sie staunen mit Recht, denn im Grunde genommen: was versteht wirklich der russische Arbeiter von dieser in Rußland nicht akuten Frage? Aber wissen Sie, wie es dem geschickten Gapon gelang, die einstimmige Annahme dieses Punktes bei der Arbeiterschaft zu erlangen? Er sagte ihnen folgendes: „Ich bin jetzt Euer anerkannter Führer. Ihr wißt, wie ich mich für Euer Wohl opfere. Aber schon morgen kann die Regierung, wenn sie will, mich meiner Würde entkleiden, und ich werde daran gehindert werden, in Euerer Mitte zu erscheinen. Wenn aber die Kirche vom Staate getrennt ist, kann die Regierung mich zwar meiner Würde berauben, Euch steht aber das Recht zu, mich wieder zu wählen." Sie sehen also, mit welchen demago gischen Mitteln Gapon gearbeitet hat, und alle Revolutionäre arbeiten so geschickt. Ich wiederhole es nochmals: Bei unS ist die Intelligenz revolutionär und nicht daS Volk. Mit Repressalien und reaktionären Mitteln kann man nichts mehr erreichen. DaS ist einmal Tatsache. Auch bei Hofe ist man dieser Meinung. Die Gemüter werden sich nicht beruhigen, bis man eine aus gewählten Stände vertretern bestehende Landesversammlung (Semski Sobor) einberuft. Die Idee einer Landesversammlung beschäftigt den Zaren seit Monaten. Er ist ganz dafür. Nun ist es aber ungemein schwierig, die Form festzustellen. Vergessen Sie nicht, daß in der Landesversammlung nicht nur verschiedene Parteien, sondern auch verschiedene Nationalitäten vertreten sein werden. Welcher Modus soll nun zur Einigung aller führen? Man kann natürlich einen finden, dazu braucht man aber Zeit, viel Zeit.. ." Der Journalist sprach dann vom Kriege. Suworin bemerkte: „Ach, dieser unglückliche Krieg ist ja der Hauptgrund unserer traurigen Lage. Die Revolutionäre wollen keinen Krieg. Das Volk ist aber meiner Meinung nach für dessen Fortsetzung. ... Natürlich wollten wir keinen Krieg, aber wenn es Herrn Bezobrasow und seinen Anhängern ge lungen ist, unS in diesen unglückseligen Krieg zu verwickeln, so müssen wir bis zum Siege kämpfen.. . Uebrigea«, die La»de«versammluug soll ihr Urteil fälle», ob w«r weiter kämpfea oder einen für unS beschämendeu Friede» schließe» solle».. Lin Nltimatun, -er Regiernng an -ie lpntilowwerke. Nach einem Privattelegramm des „L.-A." aus PeterS- bürg ist den Direktoren der Putilowfabriken eine 1«tägige Frist gegeben worden, mit den Arbeitern ein Netze re: »kommen zu treffen, widrigenfalls die Regierung ihre Bestellungen annulliert und sie dem AuSlande übergibt. Inr preuhisch-rnssischen Grenzrevier. Die für gestern erwartete Wiederaufnahme der Arbeit im russisch-polnischen Industrie-Revier ist nach einer Meldung des „B. T." aus Breslau nicht erfolgt. Der Schülerstreik in Warschau. Aus Warschau meldet ein Telegramm: Bei allen hiesigen Gymnasien werden Polizeiman nschäften auf gestellt, bei einigen auch Militär. Ti^ Polizei ver- baftet die Schüler der höheren Klassen, welche die Schüler der unteren Klassen an dem Schulbesuch zu hindern versuchten. Aiew, Charkow, Batuni. Bei der Verwaltung der Südwesteisenbahn hat, wie ein Telegramm aus Kiew besagt, gestern der Ausstand begonnen. — Die Arbeiter der Tabakfabriken in Charkow sind in den Ausstand getreten; dasselbe erwartet man von den Arbeitern der Straßenbahn. — In Batum verschärft sich der Ausstand der Setzer. Alle Druckereien haben Drohbriefe bekommen mit der Aufforderung, keine Zeitungen zu drucken. In einer Werkstätte wurden mit militärischer Hilfe Verhaftungen von einigen Arbeitern vorgenommen. Der rusrircb-japanische Weg. Der österreichische A-niiral v. Spann hat den Konserenzbericht fertiggestellt, der morgen in einer vertraulichen Sitzung der Hullkommission verlesen werden soll. ES verlautet mit Bestimmtheit, daß der Bericht in einem für Rußland günstigen Sinne gehalten ist. Dr» <r)prrationssch«uplatz am Hnnho. Der zurzeit infolge des Frostes in seiner ganzen Aus dehnung für Truppen aller Waffeu, Geschütze und TrainS völlig gangbare Operationsschauplatz am Hunho erstreckt sich von Mukden nach Tschantan und Tutaitze zwischen dem Hingaiflüßchen, dem Hunbo und der östlichen Gebirgslandschaft bis Liaojang. Ende März wird, wie dem „H. Corr." ein Mitarbeiter schreibt, durch Tanwetter und Regengüße für Artillerie und Train schwierig passierbar; die Operationen werden alödann mehr auf die trockenere und festere Bodenverhältnisse aufweisende östliche Hügel- und Berglandschaft an der Baku und der Kaiserstraße verwiesen, wie schon im Sommer und Herbst des Vorjahres. Der Hunho durchströmt jenen Schauplatz von Mukden ab in südwestlicher Richtung. 7»/? Meilen stromabwärts von Mukden liegt der kleine Hafenort Tschan- tan, früher eine belebte Marktstadt, heute jedoch nur noch aus zwei kleinen Weilern zu beiden Seiten des Flusses be stehend; die Stadt wurde nämlich vor einigen Jahren durch Ueberschwemmung zerstört. Ostsüdöstlich von Tschantan liegt das große Dorf Sandepu, eine Hauptposition der japanischen linken Flügelarmee unter Oku mit ibren nord westlich vorgeschobenen Posten in den Dörfern bis in die Gegend von Tschantan, und neuerdings der von den Japa nern eroberte russische Hunhobrückenkopf Hokutai. Sandepu, wie die übrigen zahlreichen Dörfer der Gegend, wird von Bauernhöfen und einer Karawanserei für die Winterreisen den gebildet. Alle Häuser sind niedrig und haben nur ein Stockwerk. Die Gegend um Sandepu und Hokutai ist flach, offen und ohne Baumwuchs, mit Ausnahme der Umgebung von Dörfern und Begräbnisplätzen, wo sich Baum gruppen vorfinden, die jedoch nun größtenteils als Heiz material verbraucht worden sind. Die Dörfer liegen in der Regel eine halbe Meile von einander ab und umfaßen 20 bis lOO Familien. Der Hunho hat zurzeit eine 3 Fuß starke Eisdecke, über die Fuhrwerke mit 5 Tonnen und noch mehr Last mit Sicherheit verkehren können, wenn Stroh- oder Hirsestengel darüber gelegt werden. Der Fluß strömt in dieser Gegend in einem festen Bett mit steilen, oft 15 bis 20 Fuß Hohen Ufern. Etwa fünfviertel Meilen nordöstlich Tschantans liegt Szefangtai, ein anderes großes Dorf, das die Russen zeitweise als BeobachtungSpunkl benutzten. Die Japaner vertrieben sie jedoch aus demselben nach den niedrigen Sandhügeln, die sich auf einige Meilen gegen Mukden bin erstrecken. Diese Hügel scheinen den zurück gehenden Russen gute Deckung geboten zu haben, und sie hallen dieselben jetzt in starken Stellungen westlich der Eisen bahn besetzt. Ende März schmilzt das Eis, und die Gegend zwischen Tschantan und Sandepu verwandelt sich in Sümpfe, die bei Tage aufgetaut und bei Nacht gefroren sind. Der Raid General Mischtschenkos hinterließ hier am westlichen Hunhoufer eine Reihe verwüsteter und zerstörter Dörfer. Gripenberg entschuldigt sich. Der General Gripenberg, der nach seiner Heimkehr ebenso geschwätzig geworden wie der Admiral Skrydlow, stellt dieMeldungen überein Interview deSMoSkauerBerichterstatterS der „Nowoje Wremja" mit ihm richtig. Er will gesagt haben, daß der Vormarsch der zweiten Mantschurei-Armee auf Be fehl de« Generals Kuropatkin und nicht zum Zwecke einer verstärkten Rekognoszierung erfolgte. Der Rückmarsch sei ebenfalls auf Befehl des Oberkommandierenden an getreten worden. Die in den Blättern enthaltenen Gerüchte, die Hfauptverliiste seien auf dem Rückzüge erlitten worden, seien ebenfalls unbegründet. Die Verluste der Japaner bei ihren erfolglosen Versuchen, die russischen Stellungen zu nehmen, seien so groß gewesen, daß sie a» eine Verfolgung nicht dachten. Von, oberen Schaho. Nach einer Reuterdepesch« au» Tokio Hatz«» die Raffen «irn Feldbahn gebaut, die Fushua Heuling mit aodrre» Fushun-Stationeu am oberen Schaho verbindet. Dies und andere Anzeichen der Tätigkeit und da« Zusammenziehen der Streitkräfte weisen auf die Absicht hin, Kuroki« rechte Flanke zu umgehen. Kuropatkin fährt fort, Berteidigungswerke in seiner ganzen Stellung entlang zu errichten und zu verstärken. Auropatkin meldet dem Zaren vom 18. dsS. Mt«.: Die 'feindliche Artillerie beschoß am 18. dS. von dem Dorfe Vandziovopu, das eine halbe Werst südöstlich svon Schantachenan an dem Hunho gegenüber Sandopu liegt, unsere Laufgräben bei Schantachenan, wurde aber durch das Infanteriefeuer unsererseits zum Schweigen gebracht. Zwei russische Offiziere wurden verwundet. — Unter dem 19. dS. Mts. meldet Kuropatkin: Gegen eine Abteilung, die an einem Paße 15 Werst südöstlich von Tsinkhechen steht, eröffneten die Japaner ein Artillerieseuer auS vier Geschützen. Weitere Meldungen sind nicht eingelaufen. Zwei britische Dampfer beschlagnahmt. Der englische Dampfer „Silvana", mit Kohle» »ach Wladiwostok, ist von den Japaner» beschlagnahmt worden. Dasselbe Malheur widerfuhr dem britischen Dampfer „Powderbam", der mit seiner Kohlenladung am letzte» Sonntag von den Japanern weggenommen wurde. Die „Msrning Post" «n- -ie chinefische Neutralität. Wie der „Morning Post" au« Schanghai unter« 19. d. MtS. gemeldet wird, sollen 15 000 Mann russische Infanterie mit 84 Geschützen und 500 Kosake» in der Nähe von Sinminting auf neutralem, chinesischem Gebiete stehen. Alle Aufforderungen der chinesischen Behörden, diese Streitkraft zurückzuziehea, ssind bis jetzt an geblich unbeachtet geblieben (?). Var -ritte russische Gefchwa-er passierte, wie aus Kopenhagen gemeldet wird, gestern nach mittag 1'/, Uhr die Insel Samsoe in nördlicher Richtung. Ein russisches Panzerschiff, von einem russischen Bugsierdampfer begleitet, passierte um 1 Uhr nach mittags, ebenfalls nordwärt« fahrend, die Nordspitze vo» Langeland. Deutsches Keich. Leipzig 20. Februar. * Der Fall Antrick oder die Moral mit dem doppelte» Boden. Die „Leipziger Volkszeitung" leidet zur Zelt an einem Anfall von Empfindsamkeit. Sie druckt ohne jede Be merkung eine Berliner Zuschrift ab, in der es von der An gelegenheit Antrick in schöner, weitherziger, verzeihender Auf fassung heißt, man habe an dem „Verhalten des Genoßen Antrick" Anstoß genommen auf einem Gebiete, „wo mensch liche Schwäche und philiströse Moralsexerei einen gleich weiten Spielraum haben. Nach uralter Er fahrung ist da die richtige Grenze sehr schwer zu finden, und das Urteil der Berliner Parteigenossen geht denn auch sehr auseinander über die Frage, ob irgend ein Grund vor liegt, auf den Genossen Antrrck einen Stein Hu werfen." Aber nicht nur verzeihen soll man, sondern vor allen Dingen den Skandal vermeiden, denn: „Unendlich viel mehr, als durch seinen angeblichen oder wirklichen Ver stoß, wird die Partei dadurch geschädigt, daß es Leute in ihr gibt, die solche inneren Parteiange legenheiten — bekanntlich nicht zum ersten Male — in die bürgerliche Presse verschleppen. Es sollte doch endlich mehr Feuer dahinter gemacht werden, diese Burschen zu entdecken und sie dann vor aller Welt mit beiden Ohren ans Schcunentor zu nageln." Diese Entrüstung ist geradezu grotesk. Die persönliche Anschwärzung des politischen Gegners darf in der rücksichtslosesten Weise betrieben werden (Fall Krupps, wenn nur der „Genosse" heilig bleibt. Und wer nicht vertuscht, soll angenagelt werden. Versteht sich nur, wenn „Genossen" den Pfad der Tugend verlassen haben. Sonst bleibt alles bei der bisherigen be währten Praxis. Wir brauchen die Jesuiten wirklich nicht, über die Grenze zu laßen. An gelehrigen Schülern fehlt es ihnen auch so nicht im Deutschen Reiche. * Ihre Ansicht. Die „Dtsch. Tagesztg." schreibt: ^Jm Leipziger nationalliberalen Verein hat jüngst der sächsisch« Lanvragsabgeordnete Langhammer eine Rede ge halten. in der er u. a. erzählte, Graf Posadowsky habe zu dem Geh. Kommerzienrat Vogel vor kurzem in einer Unter redung gesagt: ,,Ja, warum haben denn die Industriellen nicht genug geschrien?" Wir sind geneigt, diesen angeb lichen Ausfpruch des Staatssekretärs sür apokryph zu halten, denn gerade Graf Posadowsky weiß am besten, wie laut die Herren Industriellen geschrien haben und wie er folgreich ihr Schreien gewesen ist." Wir nehmen von dieser Bündlerkritik nur wegen des Wortes „erfolgreich" Notiz, um zu zeigen, wie dreist die „Dtsch TageSztg." die Fiktion aufrecht halt, die neuen Handels verträge seien zum Nachteil der Landwirtschaft ausgesallen. * Berlin, 20. Februar. * Der Kaiser empfing am Sonntag abend um 6 Uhr 40 Min. auf Bahnhof Friedrichstraße die Prinzessin Victoria von Battenberg und verweilte mit der Prinzessin und den fürstlich Erbachschen Herrschaften bis zu deren Abfahrt um 7 Uhr 12 Min. im Fürstenzimmer. Später besuchte der Kaiser den Reichskanzler. Zur Abendtasel war der Kron- prinz geladen. Am Montag früh unternahm derKaiser den gewohnten Spaziergang im Tiergarten, sprach beim Reichs- kanzler vor, empfing um 11A Uhr die ständigen Sekretäre der Akademie der Wissenschaften, Professoren Dr. Woldcver, Dr. Auwers, Dr. Diels und Dr. Vahlen, und hörte dann den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Dr. v. Lucanus. * Monarchcnbegegnung in Neapel. Auch in Rom wird jetzt bestätigt, daß gelegentlich der Mittelmeerreise des Kaisers Wilhelm eine Zusammenkunft mit dem Könige von Italien in Neapel stattsindet. * Botschajterwcchfkl? Der deutsche Botschafter am Wiener Hose, Graf Wedel, wird in naher Zeit seinen Posten verlaßen, um — wie daS „B T." aus Grund zuver lässiger Informationen willen will — nach Petersburg -u geben. Zu seinem Nachfolger soll Prinz Lichnowsky in Aussicht genommen sein, welcher in früheren Jahren al» Botschast»rat bei der deutsche» Botschaft m Dien tätig war.
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