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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050315023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905031502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905031502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-15
- Monat1905-03
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Morgeu-Ausgab«: nachmUtag» 4 Uhr. Suzetg« find stet» an di« Expedition zu richten. Ertra-VeUage» (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Die Expedition sp wochentags ununterbrochen geöffnet von srüy 8 bis abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig (Juh. I)r. B„ R. L W. Klinkhardt). Nr. 136. Mittwoch dm 15. März 1905. 99. Jahrgang. Var Mchtigrtr vom rage. * In Wien kam e- gestern ru Zusammenstößen zwischen demonstrierenden au-gesperrten Tischlern und der Polizei. Diese wurde von einem Steinhagel überschüttet. (S. Ausl.) * Graf Ti-za wird, wie offiziell verlautet, zur defini tiven Schatzung de- italienischen Handel-vertratze- keine ungarischen Vertreter entsenden, weil er eme solche Entsendung al- in da- Bereich de- künftige» Minister präsidenten gehörig betrachtet. * Bon japanischer Seite wird gemeldet, es sei in Söul eine Verschwörung gegen Äapaa entdeckt worden. (S. ruff.-jap. Krieg.) * Der französische Kolonialminister Clbmentel unter nimmt eine Reise nach In doch ins. (G. Lu-laud.) Watt». Die Hochoffiziösen in Berlin sind schlechter Laune, und Infolgedessen kann man in der „Süddtsch. ReichSkorresp." folgendes bissige Entresilet im Sperrdruck lesen: „Der Berliner Mitarbeiter des „Daily Graphic" beschäf. tigt sich mit seltsamenGerüchten.'die über einen angeblichen Aufschub der Vermählung deSKron- prtnzen in Umlauf gesetzt worden sind, freilich kann der englische Journalist sich darauf berufen, daß solche Gerüchte in der Berliner Gesellschaft, auch in der, die sich selbst die gute nennt, vor kurzem eifrig erörtert wurden, allerdings mit negativem Erfolg, nach dem Goethefchen Spruch „Getretener Quark wird breit, nicht stark." „Aber fqst alle", fo schreibt der Engländer, „die Len Gegenstand berührten, redeten in der „totsicheren" Tonart, die für Berliner Philister und ausgediente mißvergnügte Veteranen charakteristisch ist. ES ist er staunlich, was für Unheil in Berlin durch die „Polt- liker von der Bierkank" und die gesellschaftlichen Typen höheren militärischen Grades angerichtet wird, die früher des Königs Rock getragen und setzt rücksichtslos ihrer Feder oder ihrer Zunge freien Lauf lassen, mit all der abgestandenen Autorität, auf die sie kraft eines Generals- oder eines Exzellenz-Titels Anspruch machen." Das englische Spiegelbild ist nicht schmeichelhaft: leider läßt sich nicht sagen, daß es reine Karikatur sei, und auf jeden Fall soll man auch vom Feinde lernen. In der Sache selbst irrt der Gewährsmann des „Daily Graphic" ebenso, wie die von ihm gezeichneten deutschen Geschichtenträger, M?enn er behauptet, für die Vermäh- lung des Kronprinzen sei ein Aufschub eingetreten. Der Hochzeitstag war bi» vor kurzem überhaupt nicht fest gesetzt. Daß er vor den 6. Juni fallen sollte, ist nie mehr gewesen, als eine Vermutung nicht maßgebender Stellen, uyd irgend welche „Komplikationen" sind für die frühere oder spätere Anberaumung der Feier nicht in Frage gekommen." Die Schlacht bei Tieling. Zur Erläuterung möge hier noch angeführt sein. Laß eS sich um Differenzen handelt, die auf der Italienfahrt des Kronprinzen wegen des Zusammentreffens mit seiner Braut entstanden sein sollen. In Berlin soll e» verstimmt haben, daß die Mutter der kronprinzlichen Braut, die Großherzogin-Witwe Anastasia von Mecklenburg, die Braut nicht begleitet hat. Darüber soll es dann zu un liebsamen Auseinandersetzungen zwischen Berlin und Cannes gekommen sein usw. Aber das alles ist im gegen- wärtigen Moment sicher wieder einaerenkt, nimmt auch so wie so kein übermäßige- Interesse in Anspruch, denn man braucht diese kleinen privaten Unebenheiten wirklich nicht immer gleich durch dvS politische Vergrößerungs glas zu betrachten. Der Offiziösus hat also auch unseres Erachten- gab nicht so unrecht, wenn er unhöflich wird. Aber dabei fallen zwei Momente besonders auf. Erstens ist es von Wichtigkeit, Laß wieder einmal einem eng- lischen Journalisten wegen seiner Kritik des Berliner Gesellschaftstreibens eine gute Note erteilt wird. Wenn deutsche Blätter so despektierlich über lebendige Gene ral« und Exzellenzen und ihre „abgestandene Autorität" schreiben, so werden sie sicher von den Offiziösen in die „gebührenden Schranken" zurückgewtesen. Ein Eng- länder ist natürlich schon durch den Vorzug seiner Geburt ein kirst aias» man, dem man seine Glossen nickt übel- nimmt. Der zweite Punkt ist noch weit wichtiger und seine gründliche Besprechung müßte ein Kapitel für sich bilden. Wir meinen die Schuld LeS amtlichen Apparates cm dem fatalen Umstande, daß den höchstgeborenen Erdenkindern ihre rein menschlichen Qualitäten so arg beschnitten und beinahe nickt gegönnt werden. Wenn sich setzt die Ber liner offiziösen Herren in bitteren Bemerkungen über das überflüssige, politisch gefärbte Interesse der sogenannten guten Gesellschaft an der kronprinzlichen Brautschaft er gehen, so vergessen sie ganz dabei, daß dieses politische Klatschinteresse erst mit ihrer gütigen Hülfe künstlich ge züchtet worden ist. Vielleicht Lenkt man hierüber einmal an den maßgebenden Stellen nach. Schließlich wäre auch für einen Fürsten der Vorzug, manchmal unbeobachteter Mensch sein zu dürfen, nicht zu teuer erkauft mit dem Verzicht auf einige Bildlein in der „Woche" und einige schlecht stilisierte „Hofnachrichten". Der wzrirck-japaaitÄe sineg. Die Alederlage -er russischen Armee. Unter dem heutigen Datum liegt die folgende Dcpc chs des Reuter-Korrespondcrtten bei der A rm ee Kurorts vor: Das Land ist gedrängt voll von hungernden, entmutigten Nüssen, die sich den Ja- panern in Trupps ergeben. Inzwischen wird die Verfolgung fortgesetzt. Die meisten fremden Militärattaches bei der russi'chen Armee sind, einschließlich eines englischen und zweier amerikanischen Offiziere, den Ja panern bei Mukden in die Hände gefallen. Die englischen und amerikanischen Militärattaches sind heute über Liaofang nach Japan a b g er ei st. — Der „Daily Telegraph" meldet aus Tokio unterm 13. März, daß unter den Russen, die sich westlich von Mukden ergeben haben, sich auch das 16. Armeekorps befände. Die jenigen, die aus der Nachbarschaft von Mukden ent kommen waren, bildeten eine große Kolonne; als sie aber bei Hoka angegriffen wurden, zeigten sie die weiße Flagge. Es halten sich angeblich noch viele Russen in chinesischen Häirsern verborgen, und es heißt, General Bil d er! i n g sei gefallen. Aorea. Die „TimeS" melden aus Tokio, vom 13. März, daß in Söul eine Verschwörung entdeckt worden sei, welche den Kaiser habe veranlassen wollen, sich von der japanischen Konvention freizu- machen und in einer fremden Gesandtschaft Zuflucht zu suchen. Die Verschwörer sind ver haftet; zu ihrem Plan gehörte auch die Ermordung Les Generals Hasegawa. — Ueber die iunere Lage von Korea wird dem „H. Korrssp." vom Anfang Februar geschrieben: Wäre der koreanische LolkSgeist nicht §o Liberaus friedlich und weich, so müßte aus der heißen Asche, unter der eS hier allerorts glimmt, die belle Flamme aufschlagen. Indessen fehlt es offenbar an dem entschiedenen Führer, der die Leitung der Bewegung übernehmen könnte. Zahlreiche Vereine mit allen mögliclien Zielen sind im Lande tätig, aber gekennzeichnet wird die Mehrzahl durch Unklarheit und zerfahrenes Wasen. Ein einziger dieser Vereine macht eine deutlich erkennbare Ausnahme, nicht, well seine Mitglieder ihr Ziel schärfer ersaßt hätten, sondern weil er Hinterleute hat, die ganz klar und sicher wissen, was sie wollen — die Japaner. Dieser Verein, IlChinHoi.hat überall die Oberhand. Tausende laufen ihm zu: der betrogene Ackerbauer, dem daS Reisland durch die Habgier eines gewissenlosen Beamten entrissen worden ist, der Haus besitzer. dem auf ähnliche Art das eigene Dach verloren ging. Während hoch im Norden noch lauter Schlachten- lärm tobt, werden hier ini stillen Zustände vorbereitet, die den Japanern ein gewisses NE geben, gerade in dem Augenblick einzugreifcn, den sie für geeignet halten, um aus Korea eine Provinz Japans zu machen. Vor der Hand begnügen sie sich, dem Herrscher und der hiesigen Regierung den bei jeder Gelegenheit ge forderten Rat in allen möglichen Angelegenheiten zu er teilen. Dieser Rat ist meist bitter und wird darum Feuilleton. Die Wehrlosen. von Eharlott« Eslrr-aaard. 8j Autorisierte U«bers«tzuug von Wilhelm Thal. Nach»«- d-rdet«. Still, still schlich er mit den anderen hinaus, Jeder hatte seinen Vater draußen, der auf ihn vor der Tür wartete. Ein lebhafter, schöner Fabrikantensohn fiel lustig, die Mütze schwingend, seinem Vater in die Arme. Er hatte No. 3 bekommen, aber weder Vater noch Sohn hatten mehr erwartet. Nun war er Student, und da war das Ziel aller Wünsche. Erik schlich unbemerkt von den Fröhlichen fort. Die Füße versagten ihm auf -em Heimwege -en Dienst. . . . Und sie wanderten über die einsamen Wege, von denen seine Mutter geträumt hatte. Kur- darauf log er in einem kleinen Tannen wäldchen und biß in- MooS. Mit Len Füßen stampfte er auf Lve lose Erde. Er mußt« etwa- haben, auf da her eingedämmte'Schmer- übergehen konnte. Wa- half es denn, dah er sich geschunden nnd geplagt? Er hatte nichts weiter gekannt als die Lektionen. Der Vater hatte gebetet, die Mutter hatte gebetet. Sie hatten so laut zum lieben Gott gerufen, -ah er sie hätte hören müssen. . . . Und doch war alle- ver geben». Eine- allzu gewissenhaften Lehrer- wegen war alle- zusammengebrochen. Vielleicht auch nur einer Laune halber. . . . War vielleicht Absicht dabei? Dieser grohe Junge, -er bi- -ahin nur feine Lektionen gelernt, fing jetzt an, über da- Dasein zu grübeln. Wenn er jetzt ein richtiger männlicher Charakter war, so ging er hin und nahm sich La» Leben. An einem solchen elenden, armseligen Vegetieren war wahr haftig nicht so viel verloren. Aber natürlich, er war ja eine Memme, eine Memme, di« nur nach Hause ging und sich hinter Mutter» Schürze versteckte. Ja, Mutter, Mutter, war da- wirklich wahr, was sie neulich nacht- gesagt, sie würden sich freuen wie es auch kommen würde? Aber gerade darum muhte er sie erfreuen. Er hätte e» so herzlich gern getan. Jetzt ging der Zorn in weiche Tränen über. Er erhob sich und sah jetzt erst, wie schmutzig und mitgenommen sein Anzug geworden war. Die schwarzen Beinkleider waren fleckig von Erde, auch da- Ober hemd war zerknittert. Da» stammt« auch vom Vater. Bevor er nach Haus« ging, machte er sich sorgfältig rein und rieb die Flecken mit seinem Taschentuch au». Er war recht schwer, dieser Gang nach Hause. Aber plötzlich ft«l eS ihm ein, wie sehr sie sich jetzt zu Hause über fein langes Ausbleiben ängstigen muhten. Sie hatten eS wohl schon erraten, wie es zugegangen war. Vater war noch auf -em Kontor, aber es war ja auch leichter, zuerst zur Mutter zu gehen. Natürlich hatte Frau Helwig lange gewartet. Als Erik nicht gleichzeitig mit den anderen nach Haufe kam, kam die Unruhe und die nagende Angst aller Nächte wieder auf» neue über sie. Sie ahnte fast mit Gewiß- heit, e- wäre ander- gegangen, al» sie e» gehofft hatten. Aber je mehr die Zeit verging, desto geringer erschien ihr da-, Wenn sie nur ihren Jungen sicher in ihrer Stube hatte. Eigentümlich hülfloS ging sie durch da- Zimmer, aber sich hinsetzen und arbeiten konnte sie nicht. Zu- letzt blieb sie an dem Fenster stehen, da- nach der Ecke hinauSging, von der er kommen muhte, dort blieb sie. Als sie endlich di« hohe, dünn-, leicht vornüber- gebeugt« Altemanne-gestalt erblickte, di« in de» Vaters schwarzem An-ug mutlos und langsam herangeschlichen kam, war -« ihr zu Mut-, al» hätte sie nie etwa» Freudigere» gesehen. Stürmisch eilt» ft« auf ihn zu. In dem Arm der Mutter weinte Erik die erste groß» Sorge seine» Mannesalters aus. Hier barg er sie, wo er bi- dahin alle seine Kindersorgen geborgen hatte. Frau Helwig sollte ihren Mann vorbereiten. Und Helwig ertrug es wie einer, -er weiß, Laß das Leben mehr Enttäuschungen als Freuden bereitet. Aber er konnte sich doch nicht enthalten, einige ärgerliche und bittere Ausfälle zu machen. „Nicht einmal bei seinen Angehörigen kann man etwas erreichen", sagte er. „Ich sollte moinen, eH wäre schon genug an dem, was von draußen kommt." Frau Helwig winkte ihm zu, er solle schweigen. „Ja, ich weiß, du hast dem Jungen eingeredet, er brauche kein ordentliches Examen zu machen." „Helwig jetzt wirst Lu boshaft", sagte seine Frau ernst. „Der Jung« hat getan, was ec konnte." „Ja, aber daraus wird eben nichts Rechtes. Doch du hast recht, der Stümper konnte wohl nicht mehr." „Nein, unser Erik, unser lieber, guter Erik konnte nicht mehr." Frau Helwig begegnete all seiner Bitterkeit mit Milde. Und er schämte sich, sah sie an und neigte sich zu ihr. „Ellen, Erik soll nicht» merken. Wir wollen d«n Tag feiern, als wäre unS keine Enttäuschung wider- fahren." „Dank", sagte sie herzlich, „du bist doch immer, wie du sein sollst." „Wir bekommen ihn auch wohl ohne Stipendien durch", fuhr er fort und machte einGi Versuch, lustig zu sein. „Ich muß wieder einmal zur gnädigen Frau hinousgehen." „Glaubst du, es nützt etwa»?" „Ach, e» ist ja so verdienstvoll und fein, den Men schen vorwärt» zu helfen, — vielleicht tut sie eS auf die Weise." — — — — — — — — — E» wurde ein kleine», magere» F«st, da» bei Helwigs abgehalten wurde. Alle wollten gern fröhlicher er- scheinen, al» sie waren. Ein paar von den nächsten Bekannten waren einge laden. Es wurden Reden gehalten auf den Studenten und die Eltern, und es fielen viele, viele schöne Worte für Erik. Aber er wurde dadurch nur beschämt. Er wußte recht lvohl, daß armer Leute Kinder nicht stolz sein und sich nicht über ein Examen freuen durften, wenn sie nicht unter den Allerersten gestanden hatten. Selbst der sonst so lebensfrohe Kaj ging melancholisch und nervös umher. Jeden Tag wurde es ihm unerträglicher, in der dumpfen Apotheke eingeschlossen zu leben, und er war auch durchaus nicht dafür begeistert, daß er sein ganzes Leben dastehen, Pulver bereiten und Pflaster schmieren sollte. Er hatte dem Vater ja auch nur versprochen, es zu versuchen. Und heute hatte er gerade daran gedacht, die allgenrcine Freude über Erik zu benutzen, um die Eltern darauf vorzubereiten, daß er sich zu verändern wünschte. Ja, er wollte ihnen sagen, daß er keine Lust hatte, seine Zeit mit einer Arbeit zu vergeuden, zu der er absolut keine Anlage besaß. Die Zimmer und Korri- dore der Apotheke erschienen ihm so dunkel und so be engend, -aß es für ihn eine wahre Herrlichkeit »var, wenn er einmal auf die Straße hinaus und einen Sonnen strahl fangen konnte. Es gab keine so geringe Arbeit, die er nicht lieber übernommen hätte, besonders, wenn er dadurch in frische Luft kam. 9kun gab es keine Freude, gar nichts, toaS er hätte benutzen können. Wie gewöhnlich hatte er daran gedacht, zuerst zur Mutter zu gehen. Aber wenn er dies Gesicht sah, in dem das Lächeln nur auftauchte, um die Tränen zu verbergen, wagte er a» nicht. — Nein, er konnte eS nicht tun. Heute hatten die Eltern gerade Enttäuschung genug gehabt. Helwig mußte wieder seinen SchmerzenSgang zur gnädigen Frau tun, und er erreichte genau fo viel wi« beim vorigen Mal: ein Gla» Selterwasser und ein Bouquet Blumen. Die gnädige Frau entschuldigte sich damit, sie unter stütze bereit» ein paar Studenten, obenein Theologen und beide» ganz besonder» vielvsrsvrschende Menschen.
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