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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050309022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-09
- Monat1905-03
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Abend-Ausgabe ripziM TagMat SS. Jahrgang. Donnerstag dm 9. März 1905. Nr. 125 Feuilleton. Sj die neue Feder nahm, fing er unwillkürlich «« Er begann wieder auf dem Papier mit den herumzuwerfen, die fein Heim entbehren Liefe Nummer kostet aut alle» Bahnhöfen und bei den ArUungö-Berkausern Aunahmeschlutz für Anzeigen: Abe ad-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: nachmittag- 4 Uhr. Als der Landauer vor Helwigs Wohnung hielt, sammelten sich die Straßenjungen und -Mädchen darum, und an den nächsten Fenstern erschienen einige Gesichter. Kaj, der Unglücksvogel, war mitten in der Kinder schar, und sobald er sah, wer da im Wagen saß, schlich er zur Küchentür, um die Mutter vorzubereiten. Frau Helwig wurde ganz heiß vor Freude unld eilte hinaus, um die gnädige Frau zu empfangen. Frau Höegh nahm Platz auf dem Sofa und Frau Helwig mußte sich schließlich neben sie setzen. Frau Helwig wußte gar nicht, was mit ihr geschah, ob sie in dieser Zeit weicher und empfänglicher als sonst war, aber sie war so gerührt darüber, daß die gnädige Frau so freundlich und teilnehmend üasaß, daß ihr daS Wasser beinahe auS den Augen stürzte. Aber durch die Nässe schimmerte die blanke, Helle Freude, — schon, daß die gnädige Frau dasaß, warf einen lichten Sonnen schein in ihr kleines Heim, meinte sie. Zum Abschied versprach Frau Höegh, noch mehr Gemüse zu schicken. „Gemüse ist um diese Zeit sehr gut", sagte fi« freundlich Schließlich wurde Frau Helwig ersucht, an einem stillen Vormittag auf die Villa hinauSzukommen. LlS di« gnädige Frau fortgefahren war und Frau Helwig fiel, das waren einige Worte, die in der letzten Zeit Frau Höegh recht häufig ins Ohr geflüstert wurden. „Sie haben einen tüchtigen Mann an Helwig; den sollten Sie festhalten." Frau Höegh bekam eine leise Angst, ihn zu ver lieren, und beschloß deshalb, sich mehr gnädig zu zeigen, so gnädig, daß sie sogar vor dem kleinen Sündenfall die Augen schloß. „Es wird ja anch für den kleinen Mund Brot da sein", dachte sie gerührt. Ja, sie ging in ihrer Güt« Helwigs gegenüber sogar so weit, daß sie ihnen einen Besuch abstattete. Tas war bis dahin etwas Unbe kanntes. Frau Höegh pflegte, wie die königlichen Herr schaften, nur Besuche entgegenzunehmen. — — — — Die Wehrlosen. Bon Eharlottr Eilrr-gaard. Autorisierte Uebersetzung von Wilhelm Thal. Stachdrmt verbalen. BezugS-PreiS f» der Haupkexpedttion »der deren Anßgab»- stellen abgeholt: vierteljährliches.—, bei zweimaliger tögltcher Zustellung in-Hau« ^l 3.7b. Durch di« Post bezogen für Deutsch land n. Oesterreich vierteljährlich 4.V0, für die übrigen Länder laut Zettunq-prri-liste. Der Winter verging, wie er in einem solchen Hause immer vergeht. Die Tage wurden mit Arbeit hingebracht und in dem man das Bißchen zusammenhielt, was zusammen zuhalten war. Jeder zerrissene Schuh und jeder Riß in den Hosen war ein Stückchen Unglück, das zugedeckt werden mußte. Als das Frühjahr kam, war Erik etwas bleicher und gleichsam in die Erde gewachsen, meinte die Mutter. Aber sie hoffte auf die Sommerferien. Erik war ihr Schmerzenskind, Karen der Sonnen schein und Kaj der Unglücksvogel. Aber sie hatte sie alle lieb, wie sie nun einmal toaren. Helwig hatte im Winter das Glück gehabt, Frau Höegh ein paar Tausend Kronen mehr zu verdienen, als gewöhnlich. Er legte zu Beginn keinen besonderen Wert darauf. Es war seine Natur, ans dem, was er arbeitete, möglichst viel herauszuschlagen. Die gnädige Frau meinte ja auch, daß er damit nur seine einfache Pflicht tat. . . . Aber diesmal fing er doch an, sich über diese Tausende Gedanken hinzugeben. Es war wohl gerechtfertigt, wenn er von der Ausbeute der glücklichen Geschäfte, die er abschloß, wenigstens einen kleinen Teil bekam. Wenn er jetzt um Gehaltszulage bat und tausend Kronen mehr im Jahr bekam! Die Tausende, die er im Laufe des Winters durch seine Klugheit und Umsicht für Frau Höegh verdient, würden sich auf mehrere Jahre erstrecken. . . . Das war ja nichts Besonderes für die gnädige Frau. Sie wird eS nicht einmal merken. . . . Frau Höegh brauchte sich deshalb nichts abgehen zu lassen. Redaktion und Expedition: 1L3 Fernsprecher 222 Zodanni-gassr 8. Haapr-Atitaie Dresseur Marienslratz« 34 (Fernsprecher Amt l Str. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuucker, Herzg l.Bayr.Hofl>uchbaudlg^ LuyoivUraßr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 46031 Aber je mehr Helwig darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm auch die Aussichtslosigkeit der ganzen Sache, und er fing an, darauf zu verzichten. Nein, nur fünfhundert Kronen, und er wollte zu frieden sein. Fünfhundert Kronen taten es vielleicht auch. Ja, schließlich ging es auch mit zweihundert, aber da hörte er auf. Wie es jetzt war, so koMte es auf die Dauer nicht gehen. Wenn die gnädige Frau nach Hause kam, wollte er einen ernsthaften Strauß mit ihr führen, bis sie sich beugte. Er und die Familie konnten doch jahraus, jahr ein nicht beinahe hungern, während gleichzeitig ganze Vermögen Lurch seine Hände gingen. Ter kleine Mann reckte sich förmlich auf seinem Kontorstuhl auf, als er Liesen festen Entschluß faßte. Und doch — vielleicht mußte er sich beugen Ja, konnte er der gnädigen Frau nur Trotz bieten und seine Bedingungen stellen. Gab sie ihm nicht das Gehalt, das er forderte, so ging er. Aber Frau Höegh wußte wohl, so weit wagte er sich nicht, sie wußte, daß ein Familienvater von allen Geknechteten am ge- fessettsten ist. In ohnmächtigem Zorn bohrte Helwig die Feder tief in das Pult. Dann wurde er ruhiger. Er nahm eine neue Feder vor und fing an, Geschäftsbriefe zu schreiben. Tausenden mußte. Als er an, ironisch zu lächeln. Er vergeudete ja, er ging leicht- sinnig mit dem Teschäftseigentum um. Gut, -aß die gnädige Frau daS nicht sah. Sie konnte sonst leicht einen Herzschlag bekommen und sterben. .... Nun, wenn schon, seine eigene Stellung wurde dadurch nicht geringer. Dann aber hatte Helwig daS Gefühl, er müßte sich eigentlich schämen. ES gab ja diele, recht viele, die noch weniger zu leben hatten, al» er, und doch nicht klagten Und dennoch dennoch .«. VI. Gegen Ende Mai kamen die Mädchen von der Hauptstadt und fingen an, in der Villa zu lüften. Aus dem großen Garten wurden Rhabarber und Spargel an die Beamten geschickt. Die gnädige Frau war mit solchen kleinen Beloh nungen gar nicht, geizig. Sie konnte es wohl nicht alles allein aufbrauchen. Anch war es unter ihrer Würde, aus dem Garten zu verkaufen. „Sie möchte uns am liebsten mit Gras füttern", sagte einmal einer von den Angestellten. Er begleitete allerdings auch eine sehr niedrige Stellung, und seine Familie wurde nicht in die Villa eingeladen. Sonst fühlten sich die kleinen Beamtenfrauen sehr geehrt, wenn ein „Korb von der Villa" kam. Und auch hier hielten sie gegenseitig Abrechnung, wer am häufigsten bekam. Frau Helwig war sehr verwundert darüber, daß auch in diesem Jahre ein Korb für sie kam. Sie hatte es eigentlich nicht erwartet. Die Kinder waren mit dabei, als der Korb aus- gepackt wurde. Sie klatschten in die Hände und priesen die freigebige gnädige Frau. Auch freuten sie sich schon über ihr Kommen. Auch Frau Helwig faßte wieder ein bißchen Mut, die gnädige Frau würde es hoffentlich in diesem Jahre freundlicher aufnchmen als gewöhnlich. Sie mußte es Wohl schon wissen, da ja der Bruder durch fleißigen, Briefwechsel Frau Höegh von allem unterrichtete. Großem und Kleinem, was Las Geschäft und die An- gestellten betraf. Und als die gnädige Frau diesmal in ihre Villa einzog, war es, als brächte sie die Sonn« mit. Sie hatte einen schönen Winter im Süden und eine angenehme Nachsaison in Kopenhagen verbracht und kam nun heim zu ihrer Villa und ihrem gutbedienten Geschäft. Die ungewöhnlich gute Ausbeute deS Jahre» war auch nicht ohne Wirkung. Was aber am meisten pr dem Sonnenschein b«itrug, -er auf di« Familie Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 28 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, Seschäftsan,eigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Tarts- Die -gespaltene Reklamezeilr 7L/H. Amtsblatt Les Äönigl. Land- und Les Hönigl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und Les Volizeiamtes -er LtaLt Leipzig. Anzeigen sind stet- au die Expedition -u richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- An-gabe- uach besonderer Vereinbarung. Die Expedition Ist wochentags ununterbrochen geöffnet vou stich 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz iu Leipzig (Inh. vr. B-R. L W. Kltukhardtl nordwestlich und südwestlich von Mulden auf stellten und dieses beschicken, so daß dadurch die Räu mung aller dortigen Magazine nötig wurde und die Russen über Fuschun den Rückzug antreten mußten. Nach demselben Telegramm hat Kuropatkin sein Hauptquartier 9 Werst nördlich Mukden aufgeschlagen. Es verlautet, der Zar hab« «in Telegramm von Kuropatkin erhalten, worin dieser meldet, daß er unter dem Druck überwältigender feindlicher Streitkräfte gezwungen worden sei, seine letzte Stellung aufzugeben und sich nach Norden zurück- S u z i e h « n. Nach «iner anderen Petersburger Depesche, welche sich auf Telegramme aus Chardin bezieht, deren Ver- openrüchung von der Zensur nicht gestattet werde, Hal der russische Rückzug seit gestern begonnen. Der rechte Flügel der Armee Linjewitschs habe sich größtenteils in die Berg« zurückgezogen. Kuro patkin sei umzingelt und müsse seinen Rückzug uach vatkins Schicksal besiegelt und nicht nur Mukden, sondern die Vernichtung der gesamten russischen Mantschureiarmee wäre der «Liegespreis der Japaner gewesen. Es wird nun zwar behauptet, daß Nogi allein imstande sei, den Russen den Rückweg abzuichneiden. indes scheint hiergegen der Um- stand zu sprechen, daß gerade die Truppen, über welche dieser General verfügt, durch die Gewaltmärsche sehr mit genommen sind. Möglich ist allerdings auch, daß die Russen sich mit der Verteidigung der Pässe zu lange aufgehalten und den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug bereits verpaßt haben. Die letzten Telegramme. Aus Petersburg wird unter dem heutigen Datum ge. meldet: Seit gestern laufen diepessimistischstenGerüchte in der Stadt um; sie scheinen durch die vorliegenden Tele gramme vom Kriegsschauplatz teilweise ge rechtfertigt zu fein. Aus den, den verschiedenen Verwal tungen zugegangenen Depeschen geht hervor, daß die Japaner zwei Batterien schwerer Geschütze je 7 Werst Märschen zunächst das Liauhotal erreicht, hat von dort aus erst Kavallerie nach Sinmingting geschickt, um di« Fühlung mit den bereits früher nach Norden detachierten, als Chunchusen verkleideten japanischen Streitkräften herzustellen, und dann Infanterie nachgeworfen, sich dergestalt einen imposanten linken Flügel schaffend, dem die Ausgabe zufiel, nördlich von Tieling die rückwärtigen Ver- bindunaslinien der Russen abzuschneiden. Noai selbst stieß dann mit seinem Zentrum wieder nach Nordosten und steht jetzt nordwestlich von Mukden, nur wenige Kilometer von dieser Stadt entfernt. Von dieser neuerrungenen Position aus scheint er Oku wieder die Hand gereicht zu haben, der inzwischen bis Sudjapu vorgedrungen war und dort seine schwere Artillerie in Stel lung gebracht hatte. Die Generalidee OyamaS scheint gewesen zu sein, daß Nogis Zentrum über die Eisenbahn hinaus nördlich von Mukden oorstoßen und etwa nordwestlich von Fuschun Kuroki die Hand reichen sollte, der die Straße nach Fuschun offen gefunden hätte, sobald es ihm gelungen wäre, den Kautulin zu nehmen. Damit wäre dann Kurv- Var Atchtigrte vom Lage * Die Arbeiter der Simplonbohn haben wegen Erhöhung der Arbeitszeit einen Ausstand begonnen. (S. Ausland.) * Das englische Unterhaus hat gestern den gegen Chamberlains Fiskalreform gerichteten An trag Winston Churchill mit 302 gegen 260 Stim men abgelehnt. (S. Ausland.) * In Petersburg ist der russisch-bulga ¬ rische Handelsvertrag unterzeichnet worden. * Aus Tokio meldet das Bureau Reuter: Kuro patkin ist offenbar g e s ch l a g e n. Die Schlacht war die blutigste Les ganzen Krieges. (Siehe russ.-jap. Krieg.) ver rurrirch-japapirche Krieg Di« Entscheidungsschlacht um Mukden. Zur Erläuterung der beigegebenen Karte ist folgendes zu bemerken: Die Eroberung Tsinhotschöngs durch die Japaner, welche auf diesen Ort von ihrer Basis Tschönsifu aus vorstießen, folgte zunächst der Rückzug der Russen unter Nennenkampf und Gedschew auf Silschuanun, einen wichtigen Talingpaß. Darauf scheint sich nun die japanische Armee, dieKuroki befehligte, in eine größere und eine kleinere Streitmacht geteilt zu haben. Die kleinere Abteilung marschierte auf Sinsintin los und schuf sich dort eine Basis, von der sie längs des Sutsibo bis zum Hunho vorstieß, diesen überschritt und dann auf der rechten Seite des mächtigen Flusses mit den Russen zu sammenstieß, welche den Gegner hier Ende voriger Woche zurückzuwersen vermochten. Seitdem hat man von dieser Ab teilung nichts mehr gehört. Der größere Teil der ersten Armee, welchen Kuroki persönlich befehligte, hatte sich die Aufgabe gestellt, diesämt - lichen Pässe des Taling westlich von Sinsintin zu er obern und folgte daher dem Feinde bis zu dem Kautulin- paß, welcher die Straße von Pönsihu nach Fuschun und da mit die hochwichtige, der Kaiserstratze parallel lausende Weg verbindung zwischen Taitszeko und Hunbo beherrschte. War diese Strafe erst in den Händen der Japaner, dann konnten sie ungehindert in das Hunthal und auf Mukden hinab st oßen. Die Russen hatten indes in richtiger Wär- digung der Bedeutung dieser Position diese starkarmiert, und da es den Japanern nicht gelang, ihre Artillerie hier aus die beherrschenden Stellungen des Talingrückens zu bringen, von denen allein aus der russische Widerstand erfolgreich hätte niedergekämpft werden können, so mußten sie schließlich Sturm auf Sturm unter den entsetzlichsten Opfern wagen, nm den Kautulin in ihre Hände zu bekommen. Trotz der dreizehn Agriffe, die viele Tausende von Menschenleben kosteten, ist es indes Kuroki nicht gelungen. Durch das Hindernis, welches der Kautulin für das japanische Vordringen im Hunhotal bildete, wurde auch das japanische Zen trum an einer Beschleunigung seiner Offensive verhindert, zumal da auch die zentralen Stellungen der Russen länasdesSchaho zwischen Nintschinpu, Bjanjapusa und Jansnun sich als sehr gut armiert erwiesen. Hier scheint Ohama selbst das Kommando Zu führen. Im Westen ist den Japanern währenddes nimt nur die Gewinnung des rechten Schaboufers gelungen, sondern Nogi und Oku, die hier kommandierten, haben sich sogar in gewissem Sinne von dem rechten Zentrum zu emanzipieren vermocht. Nogi, der den linken japanischen Flügel befehligt, hat auf Gewalt-
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