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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050310016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905031001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905031001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-10
- Monat1905-03
- Jahr1905
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Sette 2. Nr. 126. SS. Jahrg. Leipziger Tageblatt. Freitag, 1«. MSr, 1SSS. * Organisation der siebend ürgtschen Lachsen. Au»- Pest wird der „Frkf. Ztg." depeschiert, das dreizehn sächsische Abgeord nete sich als selb ltändige Gruppe organisierten, um bei die Sachsen berührenden Angelegenheiten einmütig vorzugehen. Die Gruppe wählte den Abg. Melzer zum Obmaun und beschloß, iu der liberalen Partei zu verbleiben. * Die Haltung der nnaarischeu Liberale«. Nach einer weiteren Meldung au- Pest stellte die liberale Partei Paul SzoctS, dessen Wahl die vereinigte Opposition wegen dessen Teilnahme an den Ereignissen der stürmischen Sitzung vom 18. No vember ablehnte, neuerdings einstimmig als Kandidaten für den Schriftführer auf, nachdem Graf TiSza erklärt hatte, die libe rale Partei sei am 18. Povember solidarisch gewesen und sei r» auch deute, da sie auf dieser Basis ihre Mandate erhalten hab«. Auch der derzeitige Vizepräsident de« Hause- Bolgar sei bei jenen Ereignissen Mitglied der liberale» Partei gewesen und sei von der Opposition nicht abgelehnt worden. Frankreich. * Verzicht de» -roxresfiftifcheo Führers Nenault-Morlidre. Ja der vorgestrigen Sitzung der progressisttschen Gruppe legte, wie der ,F!Sl«. Ztg." au» Part» gemeldet wird, der bisherige Vorsitzende Reoault-MorliSr» sein Amt nieder. Zur Begründung diese- Schrittes erklärte e^ sein bisherige- Verweilen auf dem Posten de- Vorsitzenden sei auf die Notwendigkeit zurück zuführen , daß die Gruppe einheitlich gegen daS Kabinett Combe» habe zusammeusteheu müsse». DaS Kabinett Rouvier hab« dagegen jetzt gezeigt» daß eS sich an gelegen sein laste, die Fehler seine- Vorgänger- wieder gut zu machen. ,Ln wenigen Tagen", führte er weiter au-, werden wir berufen werde», un» üb« die Trennung von Staat und Kirche auszusprechen. Die Wichtigkeit dieser Reform vermag nie mand zu verkennen, welche- auch immer seine private Meinung sein möge. Wir werden sie 1» Unabhängigkeit, offen und ehrlich, wie eS unsere Gewohnheit ist, «örtern. Unser« Nachfolger werden so »tue wichtig« und heikle Aufgabe haben, sie werden sie jedoch unter veränderten Bedingungen lösen können, in rin« politischen Atmosphäre, der«» Lust leicht« zn atmen ist." Die Gruppe wird ihren neuen Vorsitzenden gleich nach der Rückkehr der Kamm« aus den bevorstehenden kurzen Ferien wählen. Renault-Morltäre erklärt« jedoch schon jetzt, daß « eine etwa auf ihn fallende Wiederwahl »tcht «»nehme» werd«. Niederlande. * Da» Schulgesetz »e» Ministeriums Snyper. Die zweite Kamm« uahm, wie au- dem Haag gemeldet wird, mit den Stimmen der Rechten g<«rn di« der Linken den Gesetzentwurf üb« den höheren Unterricht an, dessen «st« Entwurf durch die erste Kammer abgelehnt wurde und infolgedessen zu deren Auflösung geführt hat. D« zweite Eutwurf stimmt im großen und ganzen mit dem erst« Entwurf überein. Italien. * Verwicklungen i« Interim. Die „Bost. Ztg." läßt sich au- Rom melden, Tittoni» Verbleiben im Ministerium gelte als sich«, doch werd« auch ohne die- die auswärtige Politik Italien- absolut unverändert bleiben. Die Aeußerungen all« gegen wärtigen und künftigen Portefeutlleanwärter, auch oppositionell«, stimmen darin überrin. Die Sozialisten beabsichtigen eine unver zügliche Interpellation über einen Tumult in Sanmarco Lami» (Provinz Foggias wo aus ein« revoltierende Volksmenge geschossen wurde. Großbritannien. * valfourS Steg über Winston Churchill. Nach ein« Loud o uer Depesche der „Bost. Ztg." verdaukt die Regierung ihre» Sieg im Unterhause lediglich dem Umstande, daß die unionistt- ichea Freihändler für sie stimmten. Sie sind entschlossen, d« Regierung treu z» bleiben, so lange sie sich nicht offen für deu Schutzzoll «klärt, gleichwohl stimmten 15 Unionisten, die gegen die Besteuerung von Leben-mttteln stad, darunter Lord George Hamilton, Horst und Elliot mit den Liberalen. Die irischen Nationalisten Warrn für Churchill- Antrag, während sich «Uva 12 Mitglied« d« Abstimmung enthielten. Skandinavien. * Der Sie« der norwegischen Aktion-Partei. Nach ein« Meldung de- „H. C." liegt et» vollständig« Plan für die Orga nisation de- eigenen Konsulat-wrsen- bereit- fett Januar fertig vor. Er wurde von ein« besonderen, Anfang 1904 niedergesetzten Kommission auSgearbeitet und enthält »eben der Aufzählung der Städte, in denen Norwegen Konsul» unterhalten will, eine Kostenberechnung, worau- hervor geht, daß da» eigene Konsulat-Wesen jährlich nur 140 000 Krone» Mehrkosten verursacht, al» der Beitrag Norwegen» zu dem bisherigen gemeinsamen Konsulat-Wesen betrügt. Mit dem Beschluß de» Storthing» allein ist di« Sache ab« noch nicht spruchreif. Der Beschluß muß vom Regenten sanktioniert werden, und selbst wenn Norwegen de« langsameren Weg beschreiten muß, nämlich die Konsulat-fach« durch drei aufeiuaudrrsolgeud« ueugewähltr Storthing» beschließt, wodurch di« Sache auch gegen den Willen de» Löuig» recht-kräftig wird, bleibt immer »och übrig, daß der Minister d«» A«nßeru, der ja vorläufig noch ein rein schwe disch« ist, für di« norwegischen Konsuln da- Exequatur «wirkt. Ab« ohne Fra« sind di« Norweger üb« deu etwaigen Gang d« Sach« nicht im Unklaren und entschlossen, mit der KousulatSsache di« schwedisch-norwegisch« Union auf di« Prob« zn stellen. Jeden falls kommt nun d«r Stein in» Roll««, aber wohin « rollt, weiß ine Augrublick niemand. Marokko. * Mter-aadlm»«« b«s Sultan» urtt tze« franzSflscheu Gesautztr». Der „Matta" bericht«», der Sulla» hab« d«m fra« z ö- sischen Gksandtrn in Tanger, der gegenwärtig in der Residenz Fez bei dem Sultan mit einer französischen Mission weilt, «klärt, daß er die meisten dec vorgrschlagenen Reformen für möglich und sofort durchführbar halte, daß er aber, bevor er seine Zustimmung zu diesen gebe, mit seiner Regierung beraten müsse. Die Resormvorschläge der französischen Regierung an den Sultan ent hielten unter anderem einen Entwurf üb« die Sicherheit in allen marokkanischen Häfen und üb« den Bau ein« Eisenbahn zwischen Tanger und Fez. Die Parlamentsberichte stehe Sette ü un» 7. sterichtrraal. «etchage richt. I-. Leipzig, 7. März. Wegen vergehen» gegen da» Wareuschutzgesetz ist am 1. Juli v. I. vom Landgericht Leipzig der Kaufmann Hein rich Bl. in Blasewitz zu einer Geldstrafe von 200 ^l. ver urteilt worden, weil er für da» von ihm in den Handel ge brachte Vogelfutter ein Zeichen benutzt hat, welches einer anderen Firma geschützt ist. Seine Revision wurde vom Reichsgerichte verworfen. — Gleichfalls verworfen wurden die Revisionen des Dienstknechtes Ernst L. in Sornzig, verurteilt am 28. Juni v. I. vom Landgericht Dres den wegen Betruges, und der Friseur Christian S., der von demselben Gerichte am 26. Mai v. I. wegen Kuppelei ver urteilt worden ist. Wegen versuchter Erpressung, begangen an seinem 72 Jahre alten Schwager R., ist am 4. August v. I. vom Land gerichte Glogau der Gärtnereibesitzer Wilhelm Kr. in Neusalz a. O. zu Strafe verurteilt worden. Sein Schwager batte bei ihm pfänden lassen, und um ihn zur Freigabe der betr. Sachen zu veranlassen, hatte er ibn mit strafrechtlichen Unan nehmlichkeiten gedroht. Sein« Revision wurde vom Reichs gericht verworfen. rtSttkgltch«» Landgericht. konnte der 32iährige Reisende Georg M. aui achtet seines beharrlichen Leugnens überführ' Angeklagte war bis -um Frühjahr v. I. für t -ab. Leipzig, 8. März. Der schweren Urkundenfälschung und des Rücksallßbetrugs konnte der 32iährige Reisende Georg M. aus Leipzig unge achtet seines beharrlichen Leugnens überführt werden. Der Angeklagte war bis -um Frühjahr v. I. für die Firma K. in Berlin als Reisender tätig. Einige Zeit nach inner Entlas sung suchte er den Schuhwarenhändler H. in Plagwitz, der bei ihm für 117 ^t. Waren bestellt hatte, auf und erkundigte sich zum Schein, wie die Sachen ausgefallen seien. Da M. sich hierbei H. gegenüber als der Inhaber der Berliner Firma K., aufspielte, erklärte H., er wolle die ReHnumr gleich mit erledigen und gab ihm 10 X in bar und einen Wechsel über 100 X, worauf M. ihm «ine auf K.S Namen lautende Quit tung ausstellte und ihm die an der Rechnung noch fehlenden 7 X erließ. Den Wechsel gab M. später dem Gasthausbe sitzer K. in Leipzig, bei dem er vom 25. Mai bis zum 3. Juni gewohnt und bei dem er 60 X Schulden gemacht hatte, zum Pfände. Er hatte K. vorgesckwindelt, er erwarte von seinem Hause in Stuttgart Geld und ihn dadurch zur Kreditgewäh rung veranlaßt. Eines weiteren Betruges machte M. sich eines Tages tm Juni in Frankenberg whuldig. Dort spie- gelte er dem Schuhmacher D., der ihm früher Waren abge nommen hatte, vor, er habe am Abend vorher 140 ^l. rm Spiel verloren und bereits um Geld nach Hause telegraphiert. DaS Geld würde zwar schon im Laufe des TageS «mtresfen, er tue ihm aber «inen großen Gefallen, wenn er ihm einst weilen mit 20 X auShelfe. D. schenkte diesen Angaben Glau- ben und gab M. di« verlangte Summe. Unter Anrechnung von sechs Wochen der Untersuchungshaft wurde M. zu zehu Monaten Gefängnis und drei Jahr« Ehrenrechts verlust verurteilt. Arbeitsscheu ist der 20iährige Musiker Friedrich August A. aus Sandersborf b. Bitterfeld, der sich in einer wegen Gefährdung der Sittlichkeit unter Ausschluß der Oefsentlich- keit geführten Sitzung wegen Zuhälterei zu verantworten hatte. Der Gerichtshof erkannte gegen den Angeklagten auf zwei Jahr« Gefängnis und fünf Jahre EhrenrechtS- verlust. Nach Verbüßung der Gefängnisstrafe wird A., dessen Stellung unter Polizeiaufsicht außerdem noch angeordnet wurde, -um Zwecke eine KorrektionSnachhaft der LandeS- potizeibehörde überwiesen werden. Bei einer Schlägerei, zu der «S zwischen dem aus Am bach in Bayern gebürtigen Buchhalter Eugen Friedrich W. und dem Kellner Br. in der 4. Morgenstunde des zweiten Weihnachtsseiertages in der Turnerstrahe gekommen war, hatte der hitzige W. seinen Gegner mit einem Dolche in die linke Schulter gestochen und ihm eine schmerzhafte Wunde beigebracht, die jedoch zum Glück ohne bleibenden Nachteil für den Verletzten verheilte. Wegen gefährlicher Körper- Verletzung zur Rechenschaft gezogen, wurde W. zu fünf MonatenGefängniS verurteut. Außerdem wurde ihm eine Geldstrafein Höhe von dreißigMark auferl«st, weil er, ohne einen Waffenschein zu besitzen, einen Dolch bei sich geführt hatte. -ltir aller Arik. 2-rsSnlicher von -er Srstzfürstrn Sergiu«. M<rn schreibt unS auS Moskau: ES ist wunder, bar — aber die Großfürstin Elisabeth hat ihn geliebt, d«n kalten, harten, engherzigen Mann, den sie an Geist und Seele turmhoch überragte, und d«r in un faßlicher Verblendung und Kurzsichtigkeit sein Schicksal selbst herousdeschwor. Wohl hat auch sie einmal andere Wünsche gehegt. Die Legende wob um ihr amutiges blonde» Haupt die Schleier der Romantik und erzählte von Freund schaft, die fast Liebe war, zu dem stattlichen, liebenswürdigen Großfürsten Paul. Sie flüsterte von Tränen und Eifersuchts qualen und allzufrühem Tode der ersten Gemahlin Pauls. Aber Elisabeths Ruf blieb unbefleckt. Sie wurde ihrem Gatten ein treues, liebevolles Weib und lebte an seiner Seite ein einfaches, pflichtersülltes Leben — prunkloS und geräusch los wie ihr ganzes Sein und Wesen. Nur einmal noch for derte ihr freundschaftliches Empfinden für den um so kleinlicher Ursache willen Verbannten ihr Recht. Sie, die Kinderlose, nahm mit mütterlichem Erbarmen seine Kinder in Haus und Herz auf, und seit dieser Zeit traf man sie in ihrer Wohnung fast immer mit einem Buben am Arm. Nie bat die Fürsten krone ein sympathischeres Frauenhaupt geschmückt. Nie ist größeres Lew in em edleres, liebevolleres Herz gezogen. „Ach, könnte ich doch allen helfen, die leiden!" Wie innig und wahr klang der Ton ihrer Stimme, wenn sie solche Worte sprach. Und fast nie tat man «in« Fehlbitte in guter und gerechter Sache. Voll Liebe war ihr Herz für die Geschwister. Ihre Sommerreifen führten sie immer nach Darmstadt und Kiel. Unzählige Photographien existieren von ihr und der Kaiserin, mit der sie, beide gleich aroß von Gestalt, immer, bis auf die Schuhe und Schirme, gleichgekleidet ging bei etwaigem Zu sammensein. Fuhren bei der Anwesenheit des Zarenpaares in Moskau die Herrschaften gemeinschaftlich aus, so arrangierte man sich stets in der Weise, daß der Großfürst mit dem Kaiser und die Kaiserin mit ihrer Schwester je in einem Wagen saßen, wie zwei Jnseperables, die sich nur schwer zu kennen vermögen. Treu, wie in der Geschwisterliebe, bewährt sich Elisabeth auch in der Freundschaft. Standhaft und unent wegt hält sie zu den Erkorenen ihrer Gunst, auch, wenn die Sonne des Glücks für diese nieoergegangen ist, und be herzigt ihre Interessen mit liebevollem Verständnis. Die besten Augenblick« ihres LebenS verdank si« außer den Liebes werken, in denen sie unermüdlich tätig ist, der Musik, die sie, als sehr mäßig begabte Sängerin, selbst ausübt, die sie aber vor allem als Hörende empfindet und genießt. Wagner ist ihr bevorzugter Komponist und sie zieht selbst eine schlechte Ausführung seiner Werke einer guten anderer Meister vor. Dann lauscht sie mit intensiver Sammlung, wie ein Bild von Stein. Nur in den Augen glüht still verhaltene Lebenskraft: Keine Bewegung, kein Wort zu ihrer Begleitung unterbricht dies konzentrierte Genießen. Ich weiß nicht, wie weit ihr wirkliches Verständnis der Kunst geht. Jedenfalls besitzt sie einen durch sorgfältige Erziehung geläuterten Geschmack und ein seltenes Anpassungsvermögen. Im Gegensatz zu ihrem Gatten, dessen Ignoranz auch rn Dingen, die er hätte wissen und kennen müssen, wunderliche Blüten trieb, vergab sie sich nie etwas durch voreiliges oder verkehrtes Urteilen. Zart, wie ihre Gesichtszüae, ist ihre fast überschlanke Gestalt. Sie kleidet sich vornehmlich in Weiß, daS zu ihrem blütenreinen Teint am besten stimmt. Im übrigen bat sie das Aeußere einer feinen, auf daS Aesthetische gestellten Natizr, die mit ihrem ganzen Wesen in einer reineren Atmosphäre atmet. Bei offiziellen Gelegenheiten in der Haltung fast zu scheu und schüchtern für eine Fürstin in repräsentativer Stellung, gibt sie sich frei und ohne Zwang im Zusammensein mit ihr sym- vathischen Persönlichkeiten. In der Auswahl ihrer Freunde, die sie bereits in ihrer Mädchenzeit gern aus bürgerlichen Kreisen wählte, wird sie von einem sicheren Empfinden für' das Gute fast immer richtig geleitet. Sie verstand es, bei aller inneren Schüchternheit, die Je die Blicke der Menge ost wie Nadelstiche empfinden ließ, in reizender Weise auszuzeichnen, wenn sie nicht kalt und automatisch von der Konvenienz ge leitet wurde, sondern spontan ihrem liebenswürdigen Tempe rament folgte. Alles m allem — ein schöner, ganzer Mensch. Ohne falsche Prätensionen: eine feine, durchaus harmonische Erscheinung. Kein AlltagSgeschöpf, am wenigsten eine All- tagsfürstin. Eine Edelnatur, der man weiteren Spielraum gönnen möchte, als ihr die Grenzen einer fürstlichen Hof haltung gestatten. Dabei ein liebenswürdiges, anmutiges Weib. DaS ist Elisabeth von Hessen. -v Der Ausgleich. Aus der „Aerztlichen Rundschau" (Herausgeber Dr. Arno Krücke in München): Da unS Aerztea häufig unverlangte Post! endungerr zugehen, wird nach stehende» Verfahren eine- Kollegen interessieren. Er hatte Liue Postsendung mit 150 Zigarren, die nicht bestellt waren, samt Rechnung von 15 erhalten. Der Absender schrieb hinzu: „Sie haben zwar keine Zigarren bestellt, ich erlaube mir dennoch, Ihnen solche zu senden iu der Ueber- zeugung, daß sie Ihnen vorzüglich schmecken werden." Der Arzt versuchte die Ware, fand m der Tat die Zigarren vor züglich, verbrauchte sie zu Ende und schickte hernach dem Händler fünf Rezepte zu je 3 -E mit folgender Be merkung: „Sie haben zwar keine Konsultation von mir ver langt, ich erlaube mir dennoch, Ihnen beiliegende Verord nungen zu senden in der Ueberzeuaung, daß Sie damit sehr zufrieden sein werden. Wollen Sie gleichzeitig den Betrag zum Ausgleich Ihrer Rechnung verwenden." <— Roosevelt als deutscher Student. Mancher wird sich darüber gewundert haben, daß der Präsident der Vereinigten Staaten, Teodore Roosevelt, zum Ehrenmitglied der Vereinigung alter Studenten in NewDork ernannt worden ist. Dem ist jedoch al- Erklärung hinzuzufügen, daß Roosevelt einige Semester in Heidelberg die Rechte studiert hat. Roosevelt erinnert sich dieser Zeit mit Freude, und sein Interesse für deutsche» Wese» stammt namentlich aus dieser Zeit her. So manches alte deutsche Burschenlied liegt ihm jetzt noch im Sinn; und wenn er auch die Worte vergessen "haben mag, so summen ihn die Melodien doch noch im Kopf herum. — Zu der Vereinigung alter deutsch« Studenten in New Hork mag erwähnt sein, daß diese zum ersten Male im Jahre 1895 zum 80. Geburts tage Bismarcks ins Leben trat, zwar nicht al» offizielle Vereinigung (wie es jetzt der Fall zu sein scheint), sondern al- eine zufällig zur Feier dieses Freudentages zusammen berufene Gesellschaft. Es waren damals ungefähr 300 Herren im Saale deS „Deutschen LiederkranzeS von New Kork" erschienen, und mit Genugtuung konnte man bemerken, wie die auf der Universität sich fremd oder gar feindlich ansehenden Angehörigen der verschiedenen Korporationen hier als „Philister" im Ausland auf das Freundschaftlichste zusammen verkehrten. Als Vorsitzender der Gesellschaft war der berühmte Chirurg Dr. Lauge (ehe maliger Königsberger Student) gewählt worden. Nettigkeiten. Ein umfangreicher Sellerbrand fand gestern früh in den CommunS beim neuen Palais in Potsdam statt. Erft nach mehrstündiger Tätigkeit der Militärfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr konnte der Brand gelöscht werden. Die Löschmannschaften hatten unter einer starken Rauchentwicklung zu leiben. BergmanuStoV. Aus Recklinghausen (Ruhrrevier) wird gemeldet: Auf Schacht 1 der Zeche AugustaVictoria sind gestern früh 4 Mann mit einem Teil der Mauerbühne abgestürzt; 2 sind tot, die beideu anderen leicht ver letzt. Ein Massengrab. Au» Benthes wird der „Voss.Ztg." gemeldet: Die Leichen der in der Preußengrube verunglückten vierzehn Bergleute wurden Mittwoch nacht geborgen. Die Beerdigung erfolgt heute iu einem Massengrab. Leichenschändung. Auf dem jüdischen Friedhöfe iu Adschin (Prov. Posen) wurde Mittwoch nachts das Grab des Rentners Rosenberg geöffnet. Der Kopf der Leiche wurde abgeschnitteu und geraubt. Vereine und Versammlungen. * Die Literarische Montaasgeselljchaft batte ihren letzten Vortragsabend dem russischen Schriftsteller MaximGorki gewidmet. Es wurde zunächst eine kurze Lebensschilderung desselben geboten; dann kamen Gorkis Erzählungen „Einst mals im Herbst", „JemAjan Piljaj" und „Der Chan und sein Sohn" zur Vorlesung. — Am nächsten Montag findet im „Italienischen Garten" das Winterfest der Gesellschaft statt, für den 20. März ist ein Goethe-Abend geplant. * Polytechnische Gesellschaft. Im Saale des Hotel Palm baum spricht heute abend s^-9 Uhr Herr Direktor Dr. Pabst- Leipzig über das Thema: Das Ünterrichtswesen auf der Welt- ausstellung in St. Louis und der praktische, insbesondere der gewerbliche Unterricht in amerikanischen Schulen. Dieser Vortrag, der auch für Damen Interesse haben dürfte, wird durch Abbildungen aus amerikanischen Schulen «rläutert werden. * Der Gemeinnützige Verein „Vorwärts" zu L.-Gohlis lE. V.) hatte in seiner letzten Monatsversammlung die „Glasgemälde der Gohliser Friedenstirche zum Unter haltungsgegenstande des Abends gemacht. Den Anlaß dazu hatte eme soeben von Herrn Pfarrer Dr. S « Ydelin Gohils herausgegebene Beschreibung der Bilder gegeben. Zur Sprache kamen an diesem Abende noch die vom Stadtrate und mehre ren gemeinnützigen Vereinen beabsichtigte Anlegung von Kinderspielplätzen, die immer mehr Anhänger findende Feuerbestattung, die schon jetzt nicht viel teurer mehr ist, als ein Begräbnis u. a. m. * In den Kolonnaden der Tonhalle, Reitzenhainer Straße, tagte am Dienstag aberü> die diesjährige Hauptver sammlung des „Vaterländischen Vereins, Ortsgruvpe L.-Thouberg-Neureudnitz-Oberreudnitz". Nach Erstattung des Jahres, und Kassenberichtes fanden die eingegangenen An träge, den Vereinsnamen in „Vaterl. Verein L.-Südost" ob zuändern und den bisherigen verdienten Leiter des Vereins, Herrn Realschuloberlehrer Goldacker, der auS Gesundheits rücksichten zurückzutreten gezwungen ist, zum Ebrenvor- fitzenden zu ernennen, einstimmige Annahme. Der Vorstand setzt sich künftighin zusammen aus den Herren Kaufmann Carlsohn und Buchhändler Goldacker alS 1. bezw. 2. Vor sitzenden, Bureauasststent Jaaodzinski und Oberpoftassistenl Koß als 1. bezw. 2. Schriftführer, Buchhändler NathunuS und Kassenkontrolleur Vetter <us 1. bezw. 2. Schatzmeister. Als Beisitzer fungieren die Herren Buchhändler Lincke, Kauf mann Otto Schmidt und Fabrikant Volkerding. * Der Verein Leipziger Messe hielt am Mittwoch im Restaurant des Sädttschen Kaufhauses «ine Hauptver sammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Direktor Winkler, erstattet« den GeschäftsoeriM, dem wir folgendes entnehmen: Der Verein wurde am 10. März 1904 gegründet und hat jetzt 125 Mitglieder. Der Verein unterstützte in einer Eingabe den Bau eines zweiten städtischen Kaufhauses; eine weitere Eingabe ging dahin, dem Plakarunfua zu steuern. Ferner schuf der Verem «ine Ordnung für Zettelträger. Feuilleton. Literatur. ä Peter Altenberg über da» vad. In der illustrierten Monatsschrift für weiblich« Schönheit und Körperpflege ,,Da» Aeußere' (Verlag von Willy Krau» in Berlin 8^V.) bringt Peter Altenberg in sein« barock-ekstatischen Weise folgenden Hvmnus auf da- Bao, — nicht auf da- gewohnheitsmäßig „stumpfsinnig" alltäglich genommene, sondern da» in Pause» weise genossene: „Ein warmes Bad sei ein königliche- Fest dein« Hauti Sie sehne sich ihm entgegen, genießt e» leidenschaftlich l Verwöhne doch die Harte nicht um Himmel-Willen durch kontinuierliche Feste. Der Wohlstand eines Badezimmers ist der Ruin der edlen Haut-Ekstasen I Sie ge wöhnt sich an den Luxus und wird schlaff! Einem Menschen, der nur einmal die Woche warm badet, merkt man es sogleich an l Wie nach ein« Semmeringfahrt ist «. So riu vrrSnderter Stoffwechsel. Verjüngt. Ab« der, d« täglich badet, hat die stumpfe gleichmäßige Physiognomie de- reinlichen AlltagSmenschea. Dn Kulminations punkt seine- Au-seheu- ist ein« anständige Mittelmäßigkeit ohne Ueberraschungen. Ab« da- warme Bad sei ein Reiz, rin« Er lösung, rin Ellück für die Haut, wie wenn eine vergötterte Dame zu dem sehnsüchtigen Nervensystem «udiich spräche: „Nun gu^ morgen ft' Urber die Entstehuna von Kolportageromauen berichtet im „Land" rin Eingeweihter, der, durch die Verhältnisse gezwungen, sich selbst in diesem Erwerb-zweig« betätigt hat. Darnach wird bei d« Abfassung solch« Romane in gerade-» gewissenloser Weise vor gegangen. Da- Werk al- Ganze« liegt überhaupt dem Verleger nicht vor, wenn die erste Lieferung «scheint. Diese wird viel mehr nur dazu herau-grgrben, um üb« den Geschmack de» PublikumS orientiert zu sein. Finden die Hefte keinen An klang, so unterbleibt eben die weitere Fortsetzung, und der Schaden de» Verleger« ist nicht bedeutend. Melden jedoch die Kolporteure, daß viele Abonnenten sich gefunden haben, dann wird ein« Massenauflage de» «sie» Hefte« vertrteben, bi» das Geschäft im Gange ist und glänzenden Gewinn »«spricht. Nnn beginnt von Heft zu Heft di« Abfassung der Romane. Nur selten steht dem Verleger ein wirklicher Meist« vom Fach zur Verfügung, in deu meisten Fällen rekrutieren ich dir Verfass« der Kolportageromane au» solchen, die al» wirkliche Tinten-Kult» im Geschäft eine» Verlegers al« dessen Angestellte für ein geringe« Monatssalär arbeiten. Ein solch armer Tinten-Kuli bezog bei einem Berlin« Kolportageroman-Verleger da« fürstliche Gehalt von 150 monatlich. Er hatte dafür von morgen« 8 Udr bi« abend« 8 Uhr mit zweistündig« Mittagspause im Kontor Roman-Fortsetzungen zu schreiben; war « vor Schluß der Geschäftszeit so blödsinnig geworden, daß ihm nicht« mehr einfirl, io mußte « sich im Geschäft anderweit durch Abzählen von Heften und dergleichen nützlich «ach«», bis dt« Glock« acht geschlagen halt«. Manche dies« beklagenswerte« „Schriftsteller" bringen e« fertig, einem Stenographen die zur Füllung de« folgenden Hefte« nötigen Fortsetzungen von sech« loder acht) Romanen in di« Fed« zu diktieren. Daß dabet viele Irrtümer mit unterlaufen, ist selbst verständlich. Da kommt r« denn vor, daß ein tm früheren Hefte selig Entschlafen« plötzlich wieder al« Lebender auf der Bildfläche erscheint, daß et» eyemalS hellblonder Jüngling jetzt einen schwarzen Bart trägt, od« daß die Heldin ihr seelenvolle» blaue- Auge ausschlägt und ihr dunkle- Haar kämmt, während st« früher schwarze Samtaugen und goldblonde- Haar hatte. Daß auf diese Weise keine Kunstwerke zustande kommen, liegt aus d« Hand. Diese Machwerke spekulieren auf die niedrigsten Instinkte des Volke». ES ist bedauerlich, daß für solchen Schund von Leuten, die ihr Geld blutnötig haben, Groschen um Groschen ver ausgabt wird; denn unter hundert Heften umfaßt ein zug- kräftiger Kolportageroman selten. Die Verleger verdienen dabei Summen, die an Hunderttausend« grenzen. Aber alle« Klagen hilft nicht-, so lange e» nicht gelingt, dem Volke einen Ersatz zu bieten, dem die äußere» Vorzüge der Kolportagelttrratur, Spannung und Buntfarbigkrit der Hand- luug, eigen find. Gutzkows „Wally, die Zweiflerin". Der tm Jahre 1835 unter diesem Titel erschienene Jugeodroman Karl Gutzkow-, in dem ein lebhaft« Angriff gegen den OffeubarungSglauben enthalten war, wurde bekanntlich bald nach seinem Erscheinen in Bade» kou- ft«ziert und bracht« dem Verfass« ein« in Mannheim »«büßte dreimonatige Gefängnisstrafe ein. Da- Buch wurde dann in wesentlich veränderten Ausgaben 1852 und 1875 ne« aufgelegt. Nunmehr soll auf Grund d« ursprünglichen Fassung von Professor Dr. Eugen Wolff bei Herrn. Lopenoble m Jena em« kritische Au-gabt «scheinen, der rin Jugendbtld Gutzkow- nnd d« Titel der 1. Auslage beigegeben sind. St« wird fern« ent- halten die erste Besprechung Wolfgang Menzel», d« au« einem Förderer de- Dicht«» zu seinem entschiedenen Gegner geworden war, Gutzkow« Verteidigung im Auszug, den Bundestag-deschlnß gegen da-„Junge Deutschland", endlich Gutzkow« „Appell an de» gesunden Menschenverstand" »nd da« Vorwort der 2. Auflage von 1852. Die Le-arten d« spätere» Ausgaben solle» in einem Anhang beigegebe» werde«. Wissenschaft. ä UntverfitätSstatifttk. Nach d« jüngsten im Kultus ministerium gemachten Zusammenstellung betrog di« Gesamtzahl der bet den preußischen Universitäten immatrikulierten Studenten im Wintersemester 1903/04: 19 127 gegen 18 326 im Sommnsemest«. Außerdem waren zum Besuche d« Vorlesungen berechtigt 7855 Personen, von diesen Berechtigten habe» 2742 Vorlesungen gehört; mithin haben im Ganzen 21869 an den Vorlesungen trilgraommen. Dt« Zahl der Studierenden d« « v a» ae ltsch-th«ol»- gischen Fakultät betrug im Wintersemester 1139, obenan steht vnlin mit 321, eS folgt Halle mit 80k, tm Sommnsemest« hatte Halle Berlin überflügelt; «S hatte 880 evan gelisch« Theologen, Berlin nur 256. Die Zahl der katholischen Theologen (Bonn, Breslau, Münster, Braun-berg) betrug im Wintersemester 833; Bonn hatte 284, Breslau 238, Münst« 285. Juristen gab eS im Wintersemester 1903/04 5942, Berlin hatte 2509, Bonn 664, Breslau 559, Göttingen 386, Greifswald 223, Halle 415, Kiel 224, Königsberg 33l, Marburg 312, Münster 3l9. Mediziner waren vorhanden 2569, Berlin hatte davon 1123, Bonn 210, BreSlau 206, Göttingen 139, Greifswald 156, Halle 186, Kiel209, Königsberg 199, Marburg 141. An der philosophischen Fakultät waren immatrikuliert iu Berlin 3201, in Bonn 1087, in BrtSlau 701, in Göttingen 764, in Greifswald 209, in Halle 851, in Kiel 33 l, in Königsberg 326, in Marburg 579 und in Münst« 583. Bon den 19127 Studenten im Wioter 1903/04 waren 15219 Preußen, 3908 Ntchtpreußen. I,t. Die Ferienkurse in Jena finden, wie man nn« schreibt, in diesem Jahre vom 3. bi- 16. August statt und zeigen gegen frühere Jahre einen großen Fortschritt in der Reichhaltigkeit ihrer Vorlesungen. Die Universität Jena, die al» di« erste diGe Ferien kurse für Lehrir und Lehrerinnen, unter d« Führung der Pro fessoren Rein (Pädagoge) und Detmer (Botanikers eingeführt und damit andere« Universitäten riu »ützSchtS Vorbild gegeben hat, hat ihre Ferienkurse in jedem Jckhre inhaltlich ausgedehnt und zeigt in dem diesjährigen Programm eine Reihe neu« Dozenten mit neuen Vorträgen. Für ausländische Sprachen find gewonnen: Professor Dr. G u er - Lausanne, d« üb« Schwei»« Pädagogen spricht, Catharine T. Dodd-Man chester für englische Literatur und Konversation und Jules Dietz- Geus für französische Sprach«. Die Erziehung unnormal« Kinder nimmt diesmal einen breiteren Raum ein: eS sprechen d« Direktor Träger üb« die „unterrichtliche Behandlung abnorm« Kind«", Schularzt Dr. Kiebig üb« „Ursachen, Erscheinungen und Zu sammenhang von körperlicher und psychopathisch« Minderwertigkeit beim Kind«/' Dr. H. GntSmann-Bttlin üb« „Sprechstürnngrn tm KindeSalter". Auß« deu interessanten Vorlesungen der Jena« Dozenten der Geschichte (Prof. Meutz^ Philosophie (Dr. Scheier); Naturwissenschaften tProf. Ziegler), Prof. Walther), Theologie (Prof. Wetnrl) stad Borträg« folgend« auswärtiger Herren gewonnen: Prof. Dr. Ztmmer-Berlin, Prof. Paul Schultz«-Naumburg (üb« Heimaikultur), Dr. A. Spthoe»Leipzig, Dr. Lehr-Erlange», O. Flügel-Wanslebeu, Adolf Da ar aschk »Berlin. Fern« spricht Frl. H. von Milde- Weimar üb« „Kraft und Schwachheit de« Geschlechte« «nd deren Wirkung in der Kultur, Superintendent Bürkner üb« Richard Wagu«, Dr. L ürck üb« Kaust. In Verbindung mit dem Ferien- kurfu» findet am 14. August in Jena di« Hauptversammlung der Pädagogischen Gesellschaft statt. T. Die Glektrtettit «l- Betäub rur»S»tttel. Dr. Lsduc von der medizinischen Fakultät in Part« hat eia Mittel gefunden, einen elektrischen Strom an Stelle von Aetb« od« Chloroform zur Er zeugung von Betäubung od« örtlich« Unempfindlichkeit zu benutzen. Eine große Zahl von Bersuchen wurde zunächst an Hunden, Kaninchen und Laube» augestrllt. Ein Wechselstrom von 10—80 Volt Spannung mit 1—200 Unterbrechungen iu d« Sekund« wurde auf den Hinterkopf gerichtet und veranlaßte eine vollkommene Unem pfindlichkeit ohne irgendwelche schädlichen Folgen. Lsduc sah sich durch diese Ergebnisse so ermutigt, daß « auch an Menschen die Prüfung des Verfahren- vornehmen wollte, und zwar bot « sich selbst als Versuchsobjekt dar. Die Spannung wurde auf 50 Volt erhöht. Von den Elektroden, die zur Steigerung d« Wirkung in Salzwasser getaucht waren, wurde eine auf die Stirn, die andere auf den Rücken gelegt, sodaß der Strom da» Gehirn und das Rückenmark beeinflussen mußte. Nach etwa 10 Minuten war voll ständige Betäubung eingetreteu. Löduc sagt auS, er habe nichts von den Unannehmlichkeiten verspürt, die der Betäubung durch Chloroform vorausgehen und folgen. Sobald der Strom unter brochen wird, erfolgte das Erwachen sofort, das nicht mit Uebelkett, sondern sogar mit einem Gefühl von Frische verbunden war. Die Versuche sollen fortgesetzt werden. Hoffentlich bestätigen sie den Er folg des Verfahrens» das von allergrößtem Wert wäre, da die Be täubung mit Aether und namentlich die mit Chloroform für den Patienten oft äußerst unangenehm ist und auch eine Lebensgefahr in sich schließt, weuu sie auch meist ohne schwere Nachwirkung ver läuft. L. T. Das Gewicht einer vallSmenge. D« amerikauisch« Professor L. I. Johnson hat eine mertwürdige Untersuchung an gestellt, um zu ermitteln, welche Belastung deS Erdboden- durch eine dicht zusammrngedrängte Menschenmenge entsteht, «ud der Bau meist« Hunscheidt in Bonn hat wettere «ersuche u«t«nommeo, die zu den gleichen Ergebnissen geführt haben. Die Sache hat auch eine erhebliche praktische Bedeutung mit Rücksicht auf die Bedingungen der Festigkeit, nach denen ein Bau hergestrllt werden muß, der zur gelegentlichen Aufnahme rin« großen Zahl von Menschen bestimmt ist. Außerdem wird man daran denken, daß die iu ein« Menschen menge enthaltene lebendige Kraft sich zuweilen in geradezu furcht- barer Weise offenbart hat, wie namentlich die entsetzliche Katastrophe auf dem Chodynka - Feld bei Mo-kau am 80. Mat 1896 be wiesen hat, wo mehrere Tausende von Menschen erdrückt wurden. Dt« betreffend« Frage kann nur in d« Weise aufgeklärt werden, daß mau feststellt, wie viel« Menschen auf rin« Raumeinheil, also am einfachste» auf einem Ouadrat- meter, Platz finden. Hunscheidt ist nun za dem erstaunlichen Ergebnis gelangt, daß auf diesem kleinen Raum nicht wenig« al» 10 erwachsen« kräftige Menschen neben einand« stehen können und daß dann diese Flächeneinheit bi» zu dem ungeheuren Gewicht von über 700 tzs belastet sein kann. Professor Johnson war bei seinen Experimenten auch zn Zahlen gelangt, die zwischen 600 und 730 tzg; tm Höchstbettag schwankten. Der Durchschnitt von sechs ««suchen, di« Hunscheidt angestellt hat, ergab «in Gewicht von 625 Ku, «nd auch im Höchstfall von 706 tze vermochten sich die einzelnen Menschen noch in gewissem Grade zu bewegen. Die Baumrist« werden mit diesen Zahlen künftighin zu rechnen haben, wenn es sich um die Errichtung von Tribünen od« um deu Bau von großen Säle» handelt. E« geht au» diesen ««suche» hervor, wie wenig Platz d« einzeln« Mensch auf d« Erd« braucht.
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