Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050311018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905031101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905031101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-11
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis in der Hauptrxpeditto» oder bereu ««»gab«» pelle» ab geholt: vierteljährlich 3.—, bet zweimaliger täglicher Znstellung tu» Hau« 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch» land u. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.K0, für die übrige» Länder laut Aeitunqsprei-liste. Diese Nummer bastel 4 /I M? auf allen BahuhSfe» »ud III I betden ZeitnagS-BerkLnfer» I * Redaktion »»d Gr>e»ttt«u 1LS Fernsprecher 222 Johanuttgasf« 8. Hopt-AUtale Drespe»: Marieustratze 3« (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-KUtale Berlin. <arlD»»cker, Herzal.BayrHofbuchha»Ll-v Lützowstratze 10 (Ferulprecher Amt VI Nr. 4603). Nr. 128. Morgen-Ausgabe. MpMer Tageblatt Amtsblatt -es Ltönigl. La«-- ««- -es Königs. Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates ««- -es Notizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Sonnabend den 11. März 1905. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene PetitzeUe 28 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanzielle Anzeigen, Geschästtanzrigen untex Text ober an besonderer Stelle nach Tarif. Die «gespaltene Nrklamezeile 7S Au»ab«eschl»ß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen find stet« an die Expedition z» richte». Extra-Beilage» (nur mit der Morgen: Au-gabe) »ach besonderer Vereinbarung. Die ErpepMa« ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Paiz in Leipzig <Zuh. vr. R. L W. «linkhardt). SS. Jahrgang. Var lvichtigrte vom Lage. * Prinz Albrecht von Preußen hat 12 000 für die Geschädigten in Südwestafrika gespendet. * Für die Hochzeit-gabe der preußischen Städte au das D.eutsche Kronpriuzenpaar sind bis jetzt 410 000 aufgebracht worden. * Die staatlichen Waffenfabriken in Petersburg entließen gestern 40 000 Arbeiter. (S. den Artikel.) * Der Streik der Bahnaugestellten in New- Dor k verläuft ungünstig: Exzesse wurden von der Polizei befürchtet. (S. AuSland.) * Die Japaner haben gestern vormittag 10 Uhr Mulden besetzt. Kuropatkin marschiert mit seiner Artillerie auf Tielin g. Selbst die Londoner Blätter sprechen nicht mehr von einer Umzingelung. Die Japaner ver folgten die Russen bis Fuschun bis zu dem Huntal. (S. ruff.-jap. Krieg.) ver „sntiulttamonlane" ffairerbol. Bei der Gelegenheit -er Einweihung des Berliner Domes, der von einem Katholiken herrührt und durch aus den Charakter des prunkvollen, verweltlichten Katholizismus einer vergangenen Epoche trägt, soll der Kaiser, wie auch wir erwähnten, einem Hamburger Prediger gegenüber geäußert haben, in dem Kampfe zwischen Protestantismus und Katholizismus werde man an den Früchten erkennen, wohin der Sieg sich neige. Und wenn Gott mit uns sei, so würden wir, wenn auch nicht in zwanzig oder in zweihundert Jahren, so doch vielleicht in fünfhundert Jahren siegen. Zugleich aber soll der Kaiser betont haben, in der Organisation werde die katholische Kirche der protestantischen stets überlegen fein. Sollten diese Aeuherungen sich bestätigen, so sind sie. wie wir zur Ergänzung zu bemerken haben, gerade nicht geeignet, hoffnungsfreudig zu stimmen. Der Hin weis auf den Sieg in fünfhundert Jahren ist ein gar zu langfristiger Wechsel, und uns wäre es lieber, wenn der katholischen Kirche gegenüber weniger im Sinne eines gottvertraucnden Gewährenlassens und mehr im Sinne praktischen Widerstandes gearbeitet würde. Die Tatsache, daß die katholische Kirche vortrefflich organisiert ist, läßt eigentlich doch nur den einen Schluß zu, daß die protestantische Kirche möglichst ebenso vor trefflich organisiert werden muß. Wenn sie aber von vornherein die Ueberlegenheit der katholischen Kirche an- erkennt und garnicht den Versuch macht, sie mit den eigenen Waffen zu schlagen, so wird, wie die Dinge nun einmal liegen, die Macht der katholischen Kirche immer mehr wachsen und der Protestantismus immer mehr eingeschränkt werden. Gleichzeitig läuft nun die von der „Kölnischen Volkszeitung" gebrachte, angebliche Aeußerung des Prinzen Heinrich durch die Blätter. Dieser soll, wie wir kurz meldeten, gesagt haben, er sowohl, wie dec Kaiser wünschten eine antiultramontane Belvegung. Wir halten diese Meldung für unrichtig, denn es ist nicht Sitte, daß preußische Prinzen, ständen sie dem Herrscher auch noch so nahe, sich mit diesem so koordinieren, wie es hier geschehen ist, und ihn noch dazu so bestimmt politisch fest- legen. Daß eine antiultramontane Bewegung, die ja mit einer antikatholischen nicht gleichbedeutend ist, unseren leitenden Stellen willkommen wäre, ist Wohl außer Zweifel, denn die S u p r e m a tie, die das Zen- trum zur Zeit ausübt, ist natürlich für die Regierung keineswegs angenehm. Aber gerade weil diese Supre matie besteht, halten wir die angebliche Aeußerung des Prinzen Heinrich für erfunden. Wir glauben, daß weder an der höchsten Stelle, noch bei der Reichsregie rung irgendwo Neigung zu einer neuen Auflage des Kulturkampfes vorhanden ist. Die einzige von den be teiligten Instanzen, die sich darauf einrichtet, dürfte auch heute die „Kölnische Volkszeitung" bleiben, die sich mit der ersten Auflage ihres Vorstoßes nicht begnügt, sondern in ihrer Nr. 200 mit höchster Genugtuung wiederholt, was sie in ihrer Nr. 193 im Befchwerdeton -er Zentrumswelt mitgeteilt hat. Sie bestätigt neuer dings sich selbst, jener Angriff sei ein „Wort zur rechten Zett" gewesen; sie „unterstreicht" und „verschärft", um die „klugen Leisetreter" zu belehren, daß man dem an gedeuteten Problem ins Auge sehen müsse. Die „Köln. Volkszeitung" gibt dabei vom Wesen des Herrschers den- jenigen Begriff, dessen sie gerade bedarf. Sie behauptet, es stehe unwiderleglich fest, daß der Kaffer nicht mehr Sympathie für die katholische Kirche und die Katholiken habe, als es bei dem Fürsten Bismarck der Fall gewesen fei, im Gegenteil, der Kaiser sei „weit konfessioneller" angelegt und so zu sagen viel protestantischer als der Altreichskanzler. Darauf ist zu erwidern, woS wir schon neulich er widert haben, nämlich daß es unnütz sei, an eine Kontrolle des „unpolitischen Gefühlslebens", wie dieses in Wilhelm II. geworden ist, zu denken. WaS der öffentlichen Besprechung untersteht, sind allein die öffent. lich-politischen Kundgebungen eines Regenten. Die „Kölnische Volkszeitung" operiert mit einigem Geschick, ohne daß es ihr gelingen kann, diejenigen Fälle, in denen eine — vielleicht mißverständliche — Besorgnis auf protestantischer Seite entstand, gänzlich aus der Welt zu schaffen. Zu der Furcht ist jedenfalls kein Anlaß, -er Kaffer dürfe auch nur gelegentlich die kirchenpolitische Lage im Sinne jenes Iugendbriefes an den Kardinal Prinzen Hohenlohe interpretieren, worin die ominösen Sätze standen: „Aber das Zentrum! Das Zentrum! Wenn der Papst nicht die Tunika aufhebt und die Hemdärmel zurückstreift, wenn er nicht dem Zentrum zu Leibe geht, so—" Hingegen sind in die Gegenschale viel mehr Argumente zu werfen, als die „irrtümliche Auslegung der Aachener Rede" und die chevaleresken Annehmlichketten, die der Kaiser dort der katholischen Kirche gesagt habe. Chevaleresk wäre dann auch die Rede gewesen, die Florian Stablewski auf dem Kölner Katholikentag gehalten hat, und die der ernst- lichen Aspiration Ausdruck verlieh: „Den Thron hat ein Monarch bestiegen, der es bewiesen hat, daß er auf der Höhe seiner Aufgaben und seiner Zeit steht." Es ist zweifellos, daß eine lange Reihe von offiziellen, den Kaiser und den Katholizismus einander nähernden Maßnahmen, die Huldigungsadresse der Bischöfe und die Antwort an Dr. Krementz, das Schreiben an den vorigen Pontifex und dessen Erwiderung, die Kund gebungen von Metz und von Haifa, unter den Begriff des „Chevaleresken", also der rein formalen Verbind lichkeit, nicht möhr gebracht werden können. Die Be zeugungen des Interesses, die der Kaiser seit -em Tele gramm beim Tode des Freiherrn von Schorlemer-Alst, den hervorragendsten Persönlichkeiten des deutschen Zen trums gewidmet bat, lverden nicht wesenlos ob auch das ultramontane Blatt jetzt gegen den Westfälischen Bauernverein mit einem gewissen Grade von Witz Herrn Ball in ausspielt. Die „Kölnische VÄkszeitung" würde nicht in der Lage sein, einen Fall zu benennen, in dem der „weit konfessioneller angelegte" Kaiser im Namen einer konfessionell - protestantischen Tendenz Zen- trumsnotabilitäten so nachdrücklich entqegengetreten wäre, wie das seiner Art sonst nicht gänzlich fremd ist und, zum Beispiel aus Anlaß der ostpreußischen Fronde, von ihm betätigt wurde. Die „antikatholische Hof partei", von der die „Kölnische Volkszeitung" redet, ist ebenso eine Fabel, wie es Unsinn ist, bei der gegen- wärtigen parlamentarischen Gestaltung in Preußen, im Zeichen der Aera Studt, die „Furcht" vor gegen das Zentrum gerichteten Einflüssen zu bekunden, die auf die konservative Partei angeblich wirken. Am bedauer lichsten aber scheint, daß das rheinische Blatt während dieser Legendenbildung in höchster Unbefangenheit wider seine eigene Parole von der Notwendigkeit des: „Lu veckette!" sich ereifert. Es faßt den Evangelischen Bund, -en Gustav Adolf-Verem, den Oberkirchenrat und den Deutsch-evangelischen Kirchenausschuß zusammen als „Elemente, die in politischer Beziehung niemals ernsthaft wider den Stachel löken", die „viel zu ab hängig" sind. Und eben diese Leute sollten die Ehr geizigen, die Konspiratoren der „Kölnischen Volks- zeitung" sein, die Wilhelm II. jetzt mit dem „Ideal eines großen Sieges -es Protestantismus über die katholische Kirche" erfüllten? ver rurrircb-iapanirche Krieg. Eroberung Mukdens durch die Japaner. Im Laufe des gestrigen Nachmittags ist das folgende Telegramm eingegangen: * Tokio, 10. März. (Reuter.) Die Japaner haben heute vormittag 10 Uhr Mukden besetzt. Damit ist der äußere Abschluß, den gestern unzu treffende Depesche einer BerlrnerZeitung aus Tokio zu melden wußte, vollzogen; sein Gmtritt war seit dem Donnerstag Gewißheit. Im rrrssifchen Generalstnb wird, wenn man einer Pariser Meldung des „L.-A." folgt, versichert, daß ein Teil der Armee Kuropatkin» längs der Mandarineastraße und läng- des Seitenweges Über Fushun unangefochten auf Tieling zu marschiere und trotz der Terrainschwierig- keiten seine Artillerie mitführe. Nach Meldungen der japanischen Hanptqnartterr, die da» „B. T." übermittelt und au» Tokio datiert, bat die russische Rückzugsbewegung schon am 8. März abends begonnen. General Noai ist am S. früh bereit» in Mukden gewesen (?). Der Rückmarsch der Russen ist nicht, wie man annahm, durch den Druck der beide» Flügel der japanischen Armee erfolgt, sonder» au»- schließlich durch den erfolgreiche» Vormarsch de» west lichen HeereSteileS im Zentrum. Bon einer Umzinge lung de» Heere» könne nicht gesprochen werden. Au» Tokio vom Freitag meldet da» Bureau Reuter: Au» dem Hauptquartier der mandschurischen Armee wird vom 9. März gemeldet: In der Richtung auf Hainching sind unsere Truppen mehrere Tage hindurch zum Angriff über gegangen. Der Feind leistete den starken Stellungen ,n der Nähe von Tita hartnäckigen Widerstand; schließlich vertrieben wir ihn am Donnerstag Morgen 3 Uhr vollständig aus diesen Stellungen und ver folgen ihn jetzt. Unsere Truppen m der Umgebung von Machuntan setzten die Verfolgung der Russen energisch bis Fushun fort. Auf dem Ge biete am Schaho östlich unb südlich von Mukden drängten wir den Feind gänzlich nach dem Hunhotale. Wir machten auf dem linken Hunhoufer Halt und greifen die starken Befestigungen des Feindes westlich und nördlich von Mukden an. Unser Angriff auf den Feind, der hartnäckigen Widerstand leistete, wurde mit großem Nachdruck ausgeführt. Vie Vepefchen der ltsndoner Blätter. Eine Petersburger Drahtung der .Times" vom Donnerstag besagt: Den neuesten Meldungen zufolge, die der Geueralstab empfangen hat, ist Okus' Vormarsch gehemmt. KuropatkiuS Armee hat Mukden noch nicht verlassen, obwohl sie sich von der Linie am Schaho bis an die Stellungen am Hunho zurückgezogen hat. Baron Meyendorff» Korps hat den langumstritteney Putilow- Hügel aufgegeben. DaS ganze Armeekorps Bilderling ist jetzt südwestlich von Mukden, während Linjewitsch süd östlich davon Rennenkamp» Kavallerie zurückzog, um Kaulbars Streitkräfte nordwestlich von Mukden zu ver stärken. Die russischen Truppen sind fürchterlich er schöpft. Amtlichen Versicherungen zufolge ist kein Grund zur Annahme vorhanden, daß Kuropatkin Mukden preis zugeben beabsichtige, falls er nicht in wirklicher Ge fahr schwebt, umzingelt zu werden. Zuversichtlich wird geglaubt, die Japaner seien nicht zahlreich genug, um eine halbe Million starke Armee abzuschneiden. — Nach einer Londoner Berichten entnommenen Depesche des „B. T." hatte Kuropatkin bereits am Freitag da» Gefahr volle seiner Lage erkaunt und begann mit dem Transport seiner schweren Geschütze nach Tieling, sodaß er, wie bei Liaujang, al» gerettet erscheint. Beunruhigend ist nur, daß ein Teil der Armee Kurokis im Tamalan- gebirge in der Nähe der Mandarinenstraße steht. Trotzdem, und obwohl die Japaner die Bahn nördlich von Mukden an mehreren Stellen beschädigt haben, dürfte es Kuropatkin gelingen, seine Armee völlig nach Tieling zu bringen. Anropatkkn und 8a» Unterhaar». Die „Daily Mail" erfährt, in den Wandelgängea des Unterhauses sei gestern Mitternacht daS Gerücht verbreitet awesen, Kuropatkin habe erneu Waffenstillstand beantragt. Vke Folgen -er Niederlage. Dem „H. C." wird von militärischer Seite geschrieben: Die große Schlacht ist geschlagen und über die schnee bedeckten Gefilde, in denen die Russen den langen Winter hindurch einer trügerischen Ruhe sich hingeben durften, wälzt sich jetzt der brette Strom einer aufgelösten, fliehenden Heereömasse, verfolgt und in der Flanke bedrängt vo« den Reitergeschwadern und den schnell beweglichen Infanterie säulen des unermüdlichen, von stolzem Siegesbewußtsein angespornten Gegners. Die Kanonen, die ihre Tod und Verderben bringenden Geschosse in die Reihen der Flüchten den schleudern, geben die schauerliche Begleitmusik zu diesem Akt des großen Dramas, daS sich dort draußen zwischen zwei fremden Mächten abspielt in der Umgebung der Grabmäler der alten chinesischen Kaiser. Wie wird der Aktschluß ausfalle» und wo wird er stattfinden? Offenbar haben wir eS hier mit einem Ereignis ganz anderer und weitertrageuder Art zu tun, al» es die vor hergehenden großen Feldschlachten bei Liaojang und am Schaho im vorigen Jahre darstellten. In beiden Fällen zeigte sich zwar die Ueberlegenheit der japa nischen Führung und der japanischen Truppen über den ebenso tapferen, aber schwerfälligeren und der Offensive abgeneigten Gegner; aber ein entschei dender Erfolg wurde damals von den Angreifern dennoch nicht erreicht; die Angriffsvorbereitungen waren nicht umfassend genug, auch fehlte eS an der numerischen lieber- legenheit, um ein durchschlagende» uud nachhaltiges Resultat zu erzielen: so konnte die Feldherrenkunst KuropatkiuS seine Armee den drohenden Gefahren noch glücklich entziehen. Diesmal nun hat der Marschall Oyama seinen Angriffsplan auf der breitesten Basis aufgebaut, und dank dem verständnisvollen Eingehen seiner Armeeführer auf seine Absichten gelang eS, durch eine Reihe von Kämpfen im Osten und Süden den Gegner über die wahren Ziele der großartig angelegten Operation so lange zu täuschen, bis die Aufstellung einer starken HeereSmacht ander rechten Flanke der Russen parallel zu ihrer Rückzugslinie beendet war. Dann erst erfolgte der mit gewaltiger Kraft durchgeführte Stoß gegen Matsjuatan im Südosten der Verteidigungs stellung, die Einnahme dieses Platzes machte das weitere Au-Harren im Zentrum zur Unmöglichkeit, und jetzt muß sich der Rückzug nach Norden vollständig unter den von Oyama gewollten Umständen vollziehen, die einen glücklichen AuSgaug selbst für die bestgeschulte Armee, geschweige denn für die ungefüge und schwerfällige Masse beS russischen Heere» kaum noch erhoffen lassen. A«ntre»rdr»? Wie über London au» Dover gemeldet wird, ist dort die amtliche Kunde emgetroffen, daß da» ganze Ge schwader der russischen Ostseeflotte nach dem eng lischen Kanal zurückkehre und dort weitere Befehle erwarten werde. Vie W5ir in Kurrlaiul. Ver jssetersbrrrger Streik. Aus Petersburg, vom Freitag, wird dem „B. T." gemeldet: Die staatlichen Waffen fabriken haben die Bewilligung des politischen Programms der Arbeiter abgelehnt. Heute wur den 40 000 Mann die Schlußlöhne ausge- zahlt und sämtliche Leute entlassen. Die Fabriken sind von Militär besetzt. — Nach einer Depesche der „Voss. Ztg." wäre die Arbeiterbewegung vorläufig zu völligem Stillstand gekommen. Ver nene Lhef der Oberprehverrvaltung. Der wichtige Posten des Chefs der Oberpreßverwal- tung ist soeben, wie dec Telegraph bereits gemeldet hat, durch die Berufung des Gouverneurs von E st - land, Kammerherrn Bellegarde, neu besetzt worden. Er hat, tvie der „N. H. Ztg." geschrieben wird, seine Laufbahn als Beamter des Senators Mana- sein begonnen, der in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Ostseeprovinzen auf kaiserlichen Be fehl „revidierte". Was diese „Revision" bezweckte und was sie bewirkte, ist zu bekannt, als daß hier noch weiter darauf eingegangen zu werden brauchte. Bellegarde war aber damals nicht einer von den schlimmsten, und als er bald zum Gehülfen Les Livländischen Gouverne- mentsprokureurs ernannt wurde, galt er für einen der wenigen Regierungsbeamten, mit denen sich sachlich ver handeln ließ. Bei Einführung der Iustizreform in den Ostseeprovinzen wurde Bellegarde übergangen und nahm seinen Abschied, um sich der Laufbahn des Rechts anwalts zu widmen. Das war indeß nur für kurze Zeit. Bald trat er wieder in den Staatsdienst, und zwar in die Verwaltung; sehr bald wurde er auch Gon- verneur von Estland. In dieser Stellung 'hat er zu be sonderer Unzufriedenheit keinen Anlaß gegeben. Er ist ein vorsichtiger und besonnener Politiker, der nicht grundloserweise die drückt, die von ihm abhängig sind, im übrigen aber den Vorschriften seiner Vorgesetzten keinen Widerspruch entgegensetzen wird. In jetziger Zeit toird Bellegarde den Zeitungen wahrscheinlich eine glimpfliche Behandlung zuteil werden lassen. Seine Gemahlin ist eine geborene Prinzessin Urussow, die in erster Ehe mit dem verstorbenen Kammerjrmker von Wöhrmann aus Riga vermählt war. Vie agrarische« Unrahen. Aus Kiew meldet das „B. T.": Eine Schar von 3000 Bauern aus dem Bezirk Orlowska zieht durch das Land und plündert dieRittergüter. Bereits sind 18 Ortschaften von ihnen heimgesucht. Deutsches keicv. Leipzig 10. März. * Englische Verdächtigungen Deutschlands. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wir haben schon einmal den grundlosen Verdächtigungen der deutschen Poli tik inChina durch die „Times" mit akten- mäßigem Material entgegentreten müssen. Wieder liegt ein derartiger Fall vor. Am 29. Januar brachten die „Times" aus Peking ein Telegramm, wonach Deutschland jede Gelegenheit ergreife, um sich in innere chinesische Angelegenheiten einzumischen. Es verlange, daß China ihm die Namen der Gouver neure von Schantung zur Bestätigung vorlege, und habe Dang-Shih-Hsing gezwungen, vor seiner Abreise auf seinen Posten Herrn v. Mumm einen Besuch zu machen. Es sind Beweise dafür vorhanden, daß ver sucht worden ist, mit dieser Depesche Mißtrauen gegen Deutschlands Absichten sowohl in Japan, wie in Amerika zu erregen. Mit Rücksicht hierauf ver- öffentlichen wir nachstehende Aeußerung -es kaiserlichen Gesandten in Peking zur Sache: Peking, 6. März. Weder gegen Rangs, noch gegen Hus Ernennung wurde von mir Einspruch er hoben. Das Bestätigunqsrecht für Gouverneurs ernennungen nahm ich niemals in Anspruch. Mit Dang hatte ich eine Zusammenkunft. Das entsprach dem beiderseitigen Wunsche, persönliche Fühlung zu gewinnen. Glatt erfunden sind die von eng- lischen Blättern aus chinesischer Quelle übernom menen Behauptungen über deutsche Trupvendislo- kationen längs der Schantungbahn oder über neue Forderungen, die ich an Dang mit Beziehung auf seine Provinz gestellt haben soll, (gez.) Mumm. Solange englische Blätter, an der Spitze die „Times", chinesische Meldungen als bare Münze ausgeben un planmäßig zu Verdächtigungen Deutschland? benutzen, müssen alle Bemühungen auf beiden Seiten, ein erträg- liches Verhältnis herzustellen,, vergeblich bleiben. Wir können uns übrigens nicht erinnern, daß je von englischer offizieller Seite in aller Form erklärt worden fei, der- artige Quertreibereien lägen keineswegs iin Interesse Großbritanniens. Das läßt doch tief blicken, besonders wenn man damit das Verhalten der deutschen Regierung vergleicht. * Dem LberlandeSgerichtSpräsidenten Hamm in Köln, der früber hier als Oberreichsanwalt tätig war, ist nach einem uns zugehenden Privattelegramm nun mehr die nachgesuchte Entlassung erteilt worden. Diese Nachricht bildet den Abschluß einer lebhaften Preßpolemik, die sich vor etwa einem halben Jahre entspann. Damals widmete die „Köln. Ztg." dem Ober- landeSgerichtSpräsidenten Hamm einen ebenso langen wie warmen Artikel, der dann der Ausgangspunkt wurde für eine Reibe von Mitteilungen über Veränderungen in den Präsidien der preußischen OberlandeSgerichte. Diese wurden zwar damals mit dem Hinweis dementiert, daß „bis jetzt" noch gar kein Abschiedsgesuch des Herrn Hamm vorliege, daß man deshalb auch noch keinen Nachfolaer für ihn in Aussicht nehmen könne, wir hoben aber gleich yervor
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite